r b S 7 La HIV Vierteljahrssehrift der Naturforschenden Gesellschaft ın Zürich. unanrın Unter Mitwirkung der Herren Prof. Dr. A. HEIM und Prof. Dr. C. SCHRÖTER herausgegeben von Prof. Dr. HANS SCHINZ Direktor des Botanischen Gartens und Museums der Universität Zürich, Neunundfünfzigster Jahrgang. 191. Mit 3 Tafeln. Zürich, in Kommission bei Beer & Co. in Zürich 1914, ER N ER Ra, Mit x > BR ei ° B. ” EM Kr 3 2 S “ z = Eu ‘ >) N »\ ’ Gründungsjahr der Gesellschaft 1746. S. 1--222 und 5. 223580 r T I—XIV ausgegeben am 15. August 1914, XV—LXIV r » 31. Dezember 1914. : Inhalt. Erster Teil: Abhandlungen. Johannes Bär. Die Flora des Val Onsernone (Bezirk Locarno, Kt. Tessin). Floristische und ee, . Studie. (Mitteilungen aus dem botanischen Museum der Uni t Zürich, IX.) Ausgegeben als Be am 31. Dezember 1914. K. Bretscher. Der Vogelzug über die schweizerischen PETE Ausgegeben als er m 24. Janua ' Ernst Furrer. 0 im eg ae Tafel III.) een au m botan. Museum der Universität Zürich, LVII.) usgegeben ale Seratbänc am 6. August 4. Ludwig inc hfeld. Aus dem Hygiene-Institut der Universität Zürich. Übe eg a Anaıytocn und ihre rn zu den en usgegeben Mm Be serie am 18. Mai 1914. Arnold Liebert. Über die en se «-Strahlen Ausgegeben als Separatabdruck am 6. Aug 1914. Karl Mülly. Ein ee Elektrometer von Be Beer (Hiezu Tafel Ausgeg: ai Begärsiahärnck am 10. Juli 1914. F. >. und C. Schröter. Notizen zur schweizerischen Kulturgeschichte. 8. Die ran (Fortsetzung) - “ Nekrologe: Heinrich Burkhardt, Emil he Tüdlinne He: mann, Ulrich Kramer, Arnold Lang, Edmund Rose, Emil Dagobert Sch able A 2 ; A i an ab Sopkraläbdruck am 31. Dezember 1914. Max Schläpfer. Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. (Hiezu Tafel I.) (Aus dem physikalisch-chemischen Institut der a Tech- nischen Hochschule Zürich. usgegeben als Bstslchdsnck am & Juli 1914. Seite ii 45 564 565 43 PR oral 2 Ale eh ra Hoss DaF Ale El an u En Zweiter Teil: Sitzungsberichte. E. Rübel. Sitzungsberichte von 1914 Darin sind folgende Autoreferate enthalten: A. Einstein. Zur Theorie der Gravitation : . E Arnold Heim. Zur Geologie der a felder XxVl W. Kumm Physikalisch interessante Nebenerscheinungen in er chin Starkstro agen ; Il A} 0, Allgemeine Piryalopie des Hai XXxI E. Rü Die internationale planzengogapische Erhard da Amerika 1913 H. Schardt. Die ER im Shkplonkianel der das ne Simplonpro H. Staudinger. Zur künstlichen Daksisitans ER Kantachuke XXVIM A. Thellang. Pflanzenwanderungen unter dem Einfluss des Menschen XXIII Leo Wehrli. Dar En Here Arena wald von Chemnitz I A. Werner. Über anorganische Konstitutions- und Konfigu- rationsfragen sowie: H. Kronanuer. aueh des Quästors über die Rechnung für ahr 191 E. Rübel. Be ac Sekretärs über die viskansiheinehe Tätigkeit und den Bestand der Gesellschaft BEN Hans Schinz. Bericht des Bibliothekars : Ä Hans Schinz. Bibliothekbericht von 1914 s i XXXII Verzeichnis der Mitglieder der Naturforsch. Gesellschaft in Zürich NB. Die Separatabdrücke sind nicht im Buchhandel zu haben. NOS Sr ET O)7, De | = : > ; . . eo Vierteljahrsschrift £ ® | der - Naturforschenden Gesellschaft . in ; 2 : ie Zürich. i Unter Mitwirkung der Herren Prof. Dr. A. HEIM und Prof. Dr. ©. SCHRÖTER herausgegeben von Prof. Dr. HANS SCHINZ Direktor des Botanischen Gartens und Museums der Universität Zürich. Neunundfünfzigster Jahrgang. 1914. ee .. Mit 3 Tafeln. IDDIDDDIDDDDDDIDIE TERTTTRITITTEENIRTRTIERREETITERLETTRETNRINTEILELEEEILERTEITTELLATTEIUITTRTUTRLTRTTTEUTTTTIETTERRLEETTELTEUTTTTTELPREINTTTERTITRTETTT TRITT RELTTTTILTTETLLOT LITE LITIRCRLLTITTTEIRLLIIETL LITT PIFEEEI ETHERNET TIL LIEELL ELITE PLEITE Ausgegeben am 15. August 1914. IDDIDIIIIO Zürich, in Kommission bei Beer & Co. STRATEGIEN nm? STSTHSTESTISTESTZSTESTZSTESTZ STASZSZSZSZSZ SZSZSZSZS DEDDICD EIN IDIDMDIDIDIDIERII TOR Inhalt. K. er Der Vogelzug über die schweizerischen Alpenpässe gegeben als Separatabdruck am 24. Januar 1914 Ludwig Tann. Aus dem Hygiene-Institut der Universität Zürich. Über Anaphylaxie und er und ihre an zu den ee sgegeben als RR aharück am 18. Mai Max Schläger, Bi dem physikalisch-chemischen ae der Eidg. Tech- schen Hochschule Zürich. re zur Kenntnis der here ralen es (Hiezu Tafel 1. ; usgegeben als Separatabdruck am 4. Jah 1914. Karl Mülly. Ein Br Elektrometer von hoher ame Ener Tafel : u =. en Separatabdruck am 10. Juli 1914. Arnold an Über d en a- Se Ausgegeben als ee atabdruck am 6. Au; Ernst Furrer. Vegetationsstudien im weis ie Tafel III.) Ausgegeben als Separatabdruck am 6. a 1913 E. Rübel. Sitzungsberichte von 1914. (Schluss folgt im nächsten Hefte.) NB. Die Separatabdrücke sind nicht im Buchhandel zu haben. Seite Der Vogelzug über die schweizerischen Alpenpässe. Von K. BRETSCHER. (Als Manuskript eingegangen am 27. XII. 1913.) Während der Vogelzug im Mittelland der Schweiz, dank der eifrigen Tätigkeit einer Reihe namhafter Beobachter, ziemlich gut erforscht und bekannt ist, erscheint die Frage, inwieweit die Pässe der Alpen im einzelnen und im gesamten an der ganzen Erscheinung beteiligt sind, noch wenig gelöst. Im folgenden ist zusammengestellt, was aus Fatio, „La faune des Vertebres de la Suisse, Oiseaux“; Studer und Fatio, Katalog der schweizerischen Vögel, Fortsetzung durch A. von Burg besorgt; so- viel bis jetzt erschienen in den verschiedenen Jahrgängen des „Ornithologischen Beobachters‘; in Tschudis „Tierleben der Alpen- welt“ entnommen werden konnte. Was in kleineren zerstreuten und mir nicht leicht zugänglichen Publikationen allenfalls noch vor- handen, ist zum Teil berücksichtigt, zum andern Teil aber derart, dass es das Ergebnis der Betrachtungen nicht wesentlich zu beein- flussen imstande wäre. Verschiedene Angaben über Zugser- scheinungen am Gotthard verdanke ich auch Herrn Präparator A. Nägeli. Die folgende Übersicht gibt zunächst ein Verzeichnis der für die Schweiz festgestellten Arten von Zugvögeln an Hand von Studer und Fatio, Katalog der schweizerischen Vögel und ihrer Verbreitungsgebiete, 1892; denn um ein richtiges Bild über den Vogelzug der Alpenpässe zu gewinnen, ist unbedingt nötig, ihn mit dem der ganzen ‘Schweiz zu vergleichen Die erste Kolonne der Übersicht enthält alle von den genannten Autoren als regelmässige Zugvögel, die zweite die als unregelmässige Zugvögel aufgeführten Arten. Die Häufigkeit des Auftretens ist von diesen mit den Zahlen 1—5 angegeben. Wo ein Vogel nun als regelmässiger sowohl wie als unregelmässiger Durchzügler auf- 1 Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. } K. Bretscher. tritt, ist er der Kolonne zugeteilt, die die grösste Häufigkeit ver- zeichnet. Von ‚den 236 unten aufgeführten Zugvögeln sind 152 als rein regelmässige, 84 als unregelmässige angeführt. Die dritte Kolonne enthält die Vögel mit einem > bezeichnet, die auf dem Gotthard auf dem Zug beobachtet wurden — denn es sind nur solche in das Verzeichnis aufgenommen, die ausdrücklich als Durch- zügler auf den Pässen bezeichnet oder sicher Zugvögel sind — die vierte Kolonne in gleicher Weise die Beobachtungen aus dem Ober- Engadin. Selbtverständlich mussten Angaben in der Literatur wie: zieht über die Alpenpässe, weil zu unbestimmt, ausser Betracht fallen. Der Vogelzug, nach Arten zusammengestellt. Unregel- I mässige | mänsige | Geiard | „0 Zugrögel | Zugvögel Engadin Singvögel. | Krithacus luseinia, Sei x osser ‚A, er, erkenbraunaie Pratincola Be Braunkehl. Wisenschnätze P. rubicola, Schwarzkehl. Wiesenschmätze Monticola cyanus, Blaumerle M. saxatilis, Steinmerle Turdus merula, Amsel T. musicus, Singdrossel T. pilaris, Wa enoerdrosel T. iliacus, Rotdrossel T, viscivorus, ne Locustella naevia, Buschrohrsänger ä ' A. palustris, Asse er H. po Phylloscopus rufus een sun . P. bonell;, Berglaiiugn 1 | KEIKKIRLRIRKEITRRRK IKK I RERK | X KEISKIKEXITKKR IRAK IAXÄXKX I I AAXA IR KERN WU KR ER N IN EIIE RX 1X | Der Vogelzug über die schweizerischen Alpenpässe. mässige Tugvögel Unregel- mässige ugsögel Gotthard Oher- Engadin Phylioscopus trochilus, he P. sibilator Ben ubvo 5 atrica ge S. orphea, u, 8. sylvia, Dorngrasmücke Regulus Unia Feuerköt, Goldhähnchen Aegithalus caudatus, Schw. A erch i Galerida cristata, Haubenlerche . Anthus trivialis, Baumpieper A: pratensis, Wiesen npieper Budytes flavus, Gelbe Bachstelze B. melanocephalus, acht Basiiitolss. Miliaria calandra, Grauammer R Emberiza eitrinella, Goldammer E. eirlus, Zaun er E. hortulana, REN ra Lozxia curvirostra, re ehnabel L. pityopsittacus, Kiefernkreuzschnab EIYITRUIB ehren. BUnpe TER: Serie serinus, Girlitz Chrysomitris spinus, ER ENS Ch. eitrinella, Zitronenzeisig . Carduelis carduelis, Stieglitz Acanthis cannabina, er A.linaria, Birkenzeisig Passer montanus, Weldeperling P. petronius, Steinsperling Sturnus vulgaris, P ri irol | Nucifraga ende Adnnenhäher BEISPIEL PERF ETSSSTLDSS, BRSKHIAÄXKTRERKR EZ EUNK | 1x BER EIK ER ) PERS TIKECKKELI KK IK: X ERRRRKAU BKAIAl ERKRANKEN Ex K. Bretscher. ih Unregel- mässige Gotthard Ober- Engadin Garrulus glandarius, Eichelhäher L. senator, Rotköpfiger Würger L. collurio, en Würger L. excubitor, Raub-Wür Muscicapa ‚grisola, Baker Fliegenfänger . apus, Mauersegler Tagschläfer. Caprimulgus europaeus, Nachtschwalbe pechtartige. Iynx torquilla, Wendehaks . Coracias garrula, Blauracke iedehop Dendrocopus De Mittelspecht Raubvögel. Pisorhina scops, Arash eule 4Asio otus, ch eule Falco Dir ohren Wander falk F. subbuteo, Lerchenfal nis RE Berl nfalk ‚ Turmfalk T. vespertinus, Rotfussfalk Milvus milvus, Roter Milan M. korschun, Sohwälchianer Milan Circattus gallicus, Schlangenadler Buteo buteo, Mäusebussard ; Archibuteo lagopus, ankfestapesrd 5 5 XKKXXKXXXXXXXXXXIXKXX x EAXXXXARX EX XAR XXLXxXXX 1X KEIN IRIKKKKKXA Der Vogelzug über die schweizerischen Alpenpässe. 5 Unregel- ässige | mässige | Gofthard Zugvögel | Zugvögel Ober- Engadin Aquila pomarina, Kl. Schreiadler Accipiter nisus, Sperber Astur palumbarius, Hühnerhabicht Circus aeruginosus, weihe er fe) E s: SS ERXRXX] | St C. pygargus, Wiesenweihe Girrvögel. nn livia, Feldtaube C. palumbus, Ringeltaube €. oenas, Hohltaube Turtur turtur, Turteltaube XXXX | Kal Kal XXX Scharrvögel. x | Coturnisc coturnix, Wachtel . ; ; ; _ | Perdix perdix, Rebhuhn . . 5 ; % A — > | = 2 Schreitvögel. Ardea er Fischreiher 5 2 | A.purpurea, Purpurreiher . ; ; - a Ardeola yalloides, Rallenreiher } ; 5 _- | | ExX& | hl C. nigra, Schwarzer Siprch : ; er En elaas Laufvögel. Otis tetrax, Zwergtrappe ee rn us, Br emeiner Kranich ‚ Gemeines Wasserhu R ale ale opus, re Feichhuim - Ortygometr ra porzana, Gesprenk. Sumpfhuhn pa s Sumpfhuhn R ; : | | PREXL X IXXx| IRRX k ‚Zwerghuhn . . E . Crex crex, enseen h ; £ ; ag | EXXXı | PER EIXX Ch. Beh Kiebite Ch. morinellus, a Be Ch. alexandrinus, Seeregenpfeifer i genpfeifer er Q 5 = F3 Er 2 SE S= "&: . a, ©, © KERNEL 1 IRZERL BARIEKKINN I I X-1 I 3 ® I Q 3 ® S . Fire SS En 113 5: un 2 E 3 | wälze Haematopus ostrilegus, a Oedienemus Ahr s, Triel Recurvirostra gvoselid, Säbler ER K. Bretscher. Regel- mässige Zugvögel Unregel- mässige Zugrögel Gotthard Ober- Engadin Himantopus nn Stelzenläufer Phalaropus lobatus, Plattschnäbl. Wänirireier Ph. fulicarius, ehe schnäbl. Wassertreter . | Zimosa limosa, Schwar: arzschwänzige Urerschnept L. lapponica, Rostrote Ufers schnepfe Numenius arcuatus, Grosser Brachvögel . phaeopus, en ogel | Gallinago major, Gross e Sumpfschnepfe @. Bag | ee Sumpfschnepfe G. gallinula, Kleine e Sumpfschne Scolopax rusticula, Gemeine ol Zahnschnäbler. Cygnus ag Senn Z A ranta leucopsis, Weisswangengans B. Bl, Ringelgan tadı Dafila acu N Spatula clypeata, Lö Me len en fuligule, ee F\, marila, Bergente i > Besen, Schellente . F. ferina, Tafelente | EXXRINX&L | | ] IXXXXXX | ARRIEIKKIKK KK KICK TR KK IT N EXXXXXXX | | ERARX] EX 1X] ESS TAXI ES KRAREERIERX | KERN | Der Vogelzug über die schweizerischen Alpenpässe. Begel- el- i mässige | mässige | Guard |... Zugvögel | Zugvögel Engadin Fuligula Ka Moorente . / 5 Z sl F. rufina, Kolbenente . : Auen Hi. rien ee, Kragenente Oidemia nigra, Trauerente y an x | | | xl . fusca, Samtente i a Mergus albellus, Kisiner Häger A a ; i = M. serrator, Mittlerer Säger . . ; 5 ER M. merganser, Grosser Säger AKEAERXXX | | XXXXI Ruderfüssler. Phalacrocorax carbo, Kormoranscharbe L : a x | X Seeflieger. Hyarochelidon hybrida, Me Seeschwalbe . nigra, Schwarze IX IX 1 X St. hirundo, de enter 1 St. cantiaca, Brand-Seeschwalbe . St. Dougalli, ae Kr gmö % 3 S SEX IX 1 XXX | IRxX 7x I xx 2; Bee Silbermöve L. marinus, telmöve ; 2 £ x N Risse eridactyla, Dreizehenmöve | EXSKXX IX | KKXXXXXKX I | St. longicaudus, Kleine Raubmöve x : | — Taucher. i Colymbus cristatus, Gr. Lappentaucher C. griseigena, Rothals-Lappentaucher . ©. auritus, Gehörnter Lappentaucher . C. nigricollis, en En Lappentaucher i _ C. fluviatilis, Kleiner os Ar 1X Gavia arctica, Polarse ; & _ @. torquatus, ei he & ; | F Ex XXI RAR, KRRK RX 8 K. Bretscher. Der Vogelzug, nach Familien zusammengestellt. Schweiz Gotthard Oberengadin | Rege Unregel- || Regel- | Unregel- || Regel- | Lnregel- mässige | mässige || mässige | mässige |) mässige | mässige | Iugrögel | Zugrögel || Augvögel | Zugvögel || Zugvögel | Zugvögel Ban, 77 17 49 — 54 | 1) Tagschläfer 1 —_ - _ 1|' —| Spechtartige 3 3 3 _ an — Raubvögel 17 5 6 1 9,8 Girrvögel & _ 2 _ re Scharrvögel 1 1 1 — a leer Schreitvögel & 4 1 3 3| 1 fvöge € . R . 29 18 92 4) 32 | 3 Zahnschnäblee . ; : R 9 14. 6 4 9 | 7 Ruderfüssler : ; ; 2 — 1 = _ = 1 Seeflieger . F ? S . 5 13 P) 1 5 7 \ e 2 5 2 az 152 84 94 14 || 108 25 Summe . i 236 108 133 | | An dieser Tabelle ist besonders bemerkenswert, in welch ge- tinger Zahl die unregelmässigen Zugvögel der Sänger unter denen vertreten sind, die Gotthard und Oberengadin überschreiten. uf den beiden Pässen wurden gar nicht beobachtet von den Regelmässige Unregelmässige Zugvögel Zugvögel Singvögeln 15 Spechtartigen => 3 Raubvögeln 9 3 Girrvögeln 1 —_ Schreitvögeln 1 — aufvögeln 4 12 Zahnschnäblern _ 9 Seefliegern . RR Den Gotthard wählen also als Zugstrasse mehr oder weniger regelmässig 49 Sänger, 3 Spechte, 7 Raub-, 2 Girr-, 1 Scharr-, 4 Schreit-, 27 Laufvögel, 10 Schwimmvögel, 3 ‚Seeflieger und 2 Taucher; Tagschläfer und Ruderfüssler wurden da noch nicht be- obachtet. In gleicher Weise wird das Oberengadin besucht von 55 Sing- vögeln, 1 Tagschläfer, 3 Spechtartigen, 7 Raubögeln, 3 Girr-, 1 Scharr-, 4 Schreit-, 24 Laufvögeln, 16 Zahnschnäblern, 1 Ruderfüssler, 12 See- fliegern, 6 Tauchern, Summe 133. Letzterer Alpenübergang steht also um 25 Arten gegenüber jenem im Vorsprung, IE la Er en nn es sind hier alle Der Vogelzug über die schweizerischen Alpenpässe. 9 Ordnungen vertreten. Hierzu kommen noch einige sonst als Stand- vögel betrachtete Arten, die auf diesen Pässen als Durchzügler be- obachtet worden sind; so auf dem Gotthard die Tannenmeise, Parus ater, der Kolkrabe, Corvus corax, die Schleiereule, Strix flammea, der Tengmalmskauz, Nyectale tengmalmi, der Sperlingskauz, Glaueidium passerinum; im Öberengadin dagegen der Seidenreiher, Herodias gar- zetta und Gavia lumme, der Nordseetaucher als Irrgäste und ganz aus- nahmsweise Erscheinungen; ferner das feuerköpfige Goldhähnchen, die Tannen-, Kohl-, Blau- und Schwanzmeise vielleicht mehr oder weniger zufällig. So haben wir für den Gotthard eigentlich 113, für das Oberengadin 140 als Gesamtzahl. Für beide Pässe stellt sich die Summe der Passanten auf 154 und mit dem eben erwähnten Nachtrag auf 165. Vielleicht ist es aber ebenso richtig, die vier letzt- genannten Arten, die den Gotthard überfliegend angegeben werden, als auf dem Strich begriffen aufzufassen. Da die Gesamtzahl der schweizerischen Zugvögel auf 236, des Gotthard auf 108, des Oberengadin auf 133 ansteigt, so haben wir im Gotthard um 10 weniger, in diesem um 15 mehr als die Hälfte jenes Betrages zu verzeichnen. 82 unserer Zugvögel sind demnach auf den Alpenpässen nicht zur Beobachtung gelangt. Von diesen gehören. etwa zwei Drittel zu den selteneren, nur ein Drittel zu häufigeren Vorkommnissen. Dass erstere nicht beachtet wurden, wenn sie auch Gotthard und oberstes Inntal als Zugstrasse benutzt haben sollten, wäre aus der Seltenheit ihres Auftretens und ihrer geringen Individuenzahl leicht zu erklären. Doch trifft dies nicht mehr zu für die zweite Gruppe der häufigeren Arten, die deshalb mit Namen aufgeführt werden möge. Zu dieser sind etwa zu zählen: der Binsen- und Sumpfrohrsänger, der Brachpieper, der Gimpel, der Erlenzeisig, der Buch- und Bergfink, der Feldsperling, die Dohle, die Rabenkrähe, der gefleckte und weisshalsige Fliegenfänger, der Turm- falk, der schwarzbraune Milan, der Wespenbussard, der Sperber, der Habicht, die Rohrweihe, der weisse Storch, das kleine Sumpfhuhn, der Bruchwasserläufer, der grosse und der kleine Brachvogel, die Bergente. Auch von diesen können ja wohl einige unbeachtet ihre Wan- derungen vollzogen haben und noch vollziehen, während es schwer hält, anzunehmen, dass dies habe geschehen können z. B. seitens des Finken, der Dohle, des gefleckten Fliegenschnäppers, einzelner Raub- vögel, des Storchen und des grossen Brachvogels. Sie müssten doch auffallen entweder durch ihre Grösse, ihr Aussehen oder durch ihre Anzahl. Zudem haben sowohl das Urserental wie das Ober- engadin durch lange Jahre tüchtige Ornithologen gehabt, die den Zugserscheinungen ihre volle Aufmerksamkeit schenkten. Wir 10 K. Bretscher. werden also mit der Annahme nicht fehlgehen, dass wenigstens ein- zelne dieser Arten, so vor allem der weisse Storch, der grosse Brach- vogel, die Dohle, der schwarzbraune Milan, der Sperber und vielleicht auch einige andere zur Zugzeit die Alpen nicht überfliegen, sondern sich höchst wahrscheinlich nach Westen, dem Rhonegebiet zuwenden. Da Lücken in den diesbezüglichen Beobachtungen oder in der mir verfügbaren Literatur nicht ausgeschlossen sind, so dürfen die Schlüsse nicht allzuweit ausgedehnt werden. Immerhin erscheint es angezeigt, den unter dieser Kategorie aufgeführten Arten ein be- sonderes Augenmerk zu schenken. un zu den Arten, die nur auf einem der beiden Übergänge beobachtet wurden; der Gotthard ist mit deren 21, das Oberengadin mit 47 verzeichnet. Von den ersteren gehören ungefähr 10, von den letzteren 20 zu den selteneren Spezies. Da sie leicht aus der vorstehenden Tabelle zu entnehmen sind, ist es überflüssig, sie be- sonders zu erwähnen. Hier tritt nun die Lückenhaftigkeit der Auf- zeichnungen ganz auffallend zutage; denn es ist doch wohl aus- geschlossen, dass u. a. die Wacholderdrossel, der Weidenlaubvogel, der Wiesen- und der Wasserpieper, die graue Bachstelze, die Rohr- und die Goldammer nur den Gotthard und nicht auch das Engadin über-_ fliegen sollten, oder dass z. B. die Gartengrasmücke, die Haus- und Felsenschwalbe, der Alpensegler, der rote Milan zur Zugszeit nur im Oberengadin und nicht auch im Urserental auftreten sollten. Auf der Hand liegt, dass die Vögel, die von keinem der beiden Pässe angegeben werden, mit ziemlicher Sicherheit als wirklich die Alpen meidend angenommen werden können; wenn sie aber am einen Orte beobachtet wurden, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie auch dem andern zukommen. Immerhin muss hier für die See- Oberengadin grösser so schieben sich doc die den Wanderern aus den beiden genannten Familien gute Ge- legenheit zu kürzerer Rast und Atzung gewähren: einmal das Rheintal mit seinen Sumpfgebieten selber, dann aber auch der See auf der Lenzerheide und der Davosersee. Übrigens wird das, was den Gotthard auf der Nordseite der Alpen günstig stellen könnte, auf dessen Südseite wieder aufgehoben durch den grossen Weg Der Vogelzug über die schweizerischen Alpenpässe. 11 bis zum Langensee, während von den Seen des Oberengadin aus der Comersee von den gewandten Fliegern, zu denen die in Betracht fallenden Formen gehören, sehr bald erreicht ist. ehen wir nun zu den übrigen Alpenstrassen über, so folgen auf die beiden eben genannten und alle andern anscheinend an Be- deutung weit überragenden Zugstrassen der Lukmanier mit 14 Arten; diese sind das Rot- und das Blaukehlchen, die Nachtigall, die Sing- und die Rotdrossel, die Garten- und Dorngrasmücke, die weisse Bachstelze, die Feldlerche, der Stieglitz, die Rauchschwalbe, die Wald- schnepfe, der Alpenstrandläufer und die Graugans. Vom Splügen werden 9, resp. 8 Durchzügler genannt: das Blau- kehlchen, die Sing- und die Misteldrossel, die weisse Bachstelze, die Rauch- und die Felsenschwalbe, der Mauersegler, die Graugans, der Seeadler; dieser ist wohl als Irrgast hierher gelangt. Dass auch die dem Engadin zuführenden Pässe für den Vogel- zug eine Rolle spielen, beweisen Angaben aus Davos, denen zufolge daselbst die Sing- und Wacholderdrossel, der Waldlaubvogel, der Teich-, Drossel- und Heuschreckenrohrsänger auf dem Zuge be- obachtet worden sind. Vom Flüelapass sind die schwarze See- schwalbe, vom Scaletta Schwalbenzüge zu erwähnen. er Bernhardin wird vom Blaukehlchen überflogen. In der Westschweiz kommt in erster Linie der Grosse St. Bern- hard mit 8 Zugvögeln in Betracht: Nachtigall, Rotkehlchen, weisse Bachstelze, Rauch- und Mehlschwalbe, wahrscheinlich auch die Ufer- schwalbe, der Mauer- und der Alpensegler. Vom Simplon ist nur die weisse Bachstelze angegeben. Sogar der Theodulpass, 3322 m, wird von dieser ziemlich regelmässig auf ihren Zügen überflogen. Für die Walliserpässe überhaupt sind noch weiter zu nennen die Rotdrossel, die Zaun- und Gartengrasmücke, für die Bernerpässe der Berglaubvogel, der Teichrohrsänger, die Dohle und die weisse Bachstelze, deren „Zug hier recht stark ist“. Der Sanetseh scheint besucht worden zu sein vom Blässhuhn und der Zwergtrappe; letzteres ist immerhin ein sehr zufälliges Er- eignis. Von innerschweizerischen Pässen kommen noch in Betracht der Oberalp mit dem Wiesenpieper und dem hellen Wasserläufer, die Furka mit dem Weidenlaubsänger, der Wasserralle und der mittleren Raubmöve, die Grimsel mit der Turteltaube. Von den Glarnerpässen endlich habe ich nur den Weidenlaub- vogel erwähnt gefunden. Alle Arten, die für die übrigen Alpenübergänge ausser Gott- hard und Oberengadin angegeben werden, sind auch für diese beiden 12 K. Bretscher. oder nur deren einen verzeichnet mit einziger Ausnahme der Dohle, die die Bernerpässe überfliegt Auch hier gibt eine taballerisnke Zusammenstellung grössere Über- sicht und sei daher beigefügt. Die lateinischen Namen sind der Einfachheit halber weggelassen. Luk- z Grosser mar Flüela Furka | Grimsel | Sanetsch | Simplon St. Bernh. 1917 m | 2m | 200m | 9479 m 288 m Splügen jene Theodul Al7 m 32m Nachtigall ee Ss 5 = 2 PaLERe x XXXXX Wie ieper s We Be BAX2 KoRı x x x ER ® s °5 er KeKEX-.x 2 Fargo ar x Schwarze Seeschwalbe , . ; 5 > ee ae Wie auf den ersten Blick ersichtlich, besteht keine deutliche Beziehung zwischen Passhöhe und Vogelzug resp. Beobachtungen darüber, wenn auch der niedrigste, der Lukmanier mit 14 Arten, der zweithöchste, der Grosse St. Bernhard mit deren 8 in der Ta- belle figuriert. Die Zahlen beweisen vielmehr, dass an diesen beiden irgendwelche sicheren Schlüsse über die Rolle der genannten Pässe“ als Zugstrassen zu ziehen. Sind wir doch ganz im unklaren darüber, Der Vogelzug über die schweizerischen Alpenpässe. 13 of die verzeichneten Fälle nur vereinzelte oder etwa regelmässige Erscheinungen darstellen. Vielleicht kann den wenigen Daten ent- nommen werden, dass unter den beobachteten Wanderern die weisse Bachstelze am wenigsten davor scheut, auf ihrem Zuge auch be- deutende Höhen zu überfliegen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ihre Zugstrassen am wenigsten durch die Alpenketten beeinflusst und von ihnen unabhängig sind, indem sie nicht nur die Voralpen, sondern auch niedrigere Kämme und Berge der zentralen Erhebungen überschreitet, um ihre regelmässigen Wanderungen zu vollziehen, da sie öfters den Theodulpass zum Übergang wählt. Ob es sich bei den angegebenen Beobachtungen jeweilen um Frühlings- oder Herbstzug handelt, ist meist nicht ersichtlich. Wie bevölkern und entvölkern sich die einzelnen kleineren und grösseren Täler der Alpen, z. B. das Toggenburg, das Linttal und seine öst- lichen Paralleltäler, das Unterwaldnerland, das obere Aare-, das Kander- und Simmental? Sind Hin- und Rückweg der Wanderer dieselben oder verschiedene? Erfolgen die Besiedlung und die Ab- wanderung alle Jahre auf gleiche Art? Das sind Fragen, die für jedes Haupt- und jedes seiner Nebentäler speziell zu lösen, für jede Art der Wanderer im besonderen zu beantworten und auf die wir zurzeit die Antwort zu geben nicht imstande sind. Nicht einmal für das Reuss- und Inntal in befriedigender Weise, trotzdem von diesen das grösste Beobachtungmaterial vorliegt, denn auch da wissen wir bloss, welche Arten durchziehen, aber wir haben keine Anhaltspunkte darüber, aus welchen Gebieten die Wanderer her- kommen. So ist der Stand unserer Erkenntnis des Vogelzuges über die Alpen höchst unbefriedigend und geht nicht über die allerersten Anfänge hinaus. Diesen Nachweis zu erbringen, war der Zweck der vorliegenden Ausführungen. Sie wurden abgefasst in der Hoffnung, dass sie zur Klärung des Dunkels anregen. Allerdings ist die Ar- beit hierfür keineswegs leicht. Es erfordert jahrelange geduldige Beobachtung und sorgfältige Sammlung ihrer Ergebnisse, bis ein tieferer Einblick in diese fraglichen Verhältnisse gewonnen ist. Am raschesten käme man wohl zum Ziele, wenn in jeder Talschaft zum mindesten ein tüchtiger, ständiger Beobachter — glücklicherweise fehlt es an solchen und an Freunden der Natur nirgends — ge- wonnen werden könnte, der seine Dienste der Lösung unserer Frage für seinen enger begrenzten Platz widmete. Wie ein Netz von meteorologischen Stationen über das ganze Alpengebiet verteilt ist, an denen regelmässige Beobachtungen über die atmosphärischen Erscheinungen erfolgen, so sollte ein womöglich noch engeres Netz von Stationen begründet werden können, durch das die ornitholo- 14 K. Bretscher. gischen Vorgänge unseres Gebietes festgelegt werden, wie ein solches bereits im Mittelland, einem Teil der Voralpen und im Jura besteht. Wo die Artenkenntnis noch mangelhaft sein sollte, wäre es für den Anfang genug, wenn die gewöhnlichsten und allbekannten Zugvögel, wie die verschiedenen Schwalbenarten, Kuckuck, Fink usw. sorgfältig verfolgt würden. Eine Stelle zum Sammeln, Sichten, Prüfen und Ordnen des eingehenden Materials hätten wir ja bereits im „Katalog der schweizerischen Vögel“, der im Auftrag des eidgenössischen Departements des Innern herausgegeben wird, in der Schweizerischen Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz mit ihrem Organ „Der Ornithologische Beobachter‘. Die kantonalen wie die allgemeine Schweizerische Naturforschende Gesellschaft wären weitere in Be- tracht kommende Einrichtungen, die gerne die Beobachtungen ver- öffentlichten. Sicher wäre es auch kein aussichtsloses Bemühen, den Schweizerischen Alpenklub zur Mitarbeit in der Sache heranzuziehen. Von dieser Seite aus wäre manche wertvolle Angabe zu gewinnen, sei es durch Beachtung lebender Vögel, die im Strich oder Zug be- griffen sind, sei es durch Sammlung von allfällig zu findenden Federn und Vogelleichen. Wenn so eine rege Mitarbeiterschaft für die Sache gewonnen wäre, müsste sich schliesslich auch für diese Frage, den Vogelzug im Alpengebiet, die so lange der Lösung harrte, eine be- friedigende Antwort finden. | | 2 Aus dem Hygiene-Institut der Universität Zürich, Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin und ihre Beziehungen zu den Gerinnungsvorgängen. Von Lupwig HirscHrELD. (Als Manuskript eingegangen am 19. März 1914.) Den Begriff der Anaphylaxie als Gegensatz zur Prophylaxie hat der französische Physiologe Richet geschaffen. Aus den Tentakeln ‘der Seerosen gewann er giftige Extrakte und wies nach, dass die 8 Hunde auf wiederholte Injektionen der Extrakte mit stürmischen Erscheinungen reagierten, während die erstmalige Injektion eine pro- trahierte Vergiftung bedingte. Diesen Zustand der „Überempfindlich- keit“ fasste Richet als eine quantitativ gesteigerte, doch qualitativ ähnliche Empfindlichkeit gegenüber dem injizierten Gift auf, und brachte sie in Parallele mit den zahlreichen Beobachtungen von v. Behring, Brieger ete., die bei der Toxinimmunisierung gewonnen wurden, dass hochimmunisierte Tiere mit starkem Antitoxingehalt des Serums manchmal nach Reinjektion von Toxinen unter stürmischen Erscheinungen eingehen. Richet entging, dass die primäre Toxizität des Antigens mit dem erst sekundär sich ausbildenden Zustand der Überempfindlichkeit nicht in Zusammenhang steht. Die moderne Anaphylaxieforschung basiert auf den Beobachtungen von Arthus, dass das Pferdeserum für Kaninchen sowohl bei intra- venöser wie bei subkutaner Einführung unschädlich ist, dass es aber zu einem ganz gefährlichen Gifte wird, wenn man es zum zweiten- oder drittenmal injiziert. Bei subkutaner Reinjektion entstehen starke lokale Ödeme mit oft nachfolgender Nekrose, bei intravenöser gehen die Tiere meistens unter Krämpfen zugrunde. 1904 machte Thomas Smith die Beobachtung bei Meerschweinchen, die für die Titrierung des Diphtherieserums benutzt wurden, dass sie bei wiederholter Be- nutzung häufig unter akutesten Erscheinungen zugrunde gehen können. Gleichzeitig mit Arthus entwickelten Pirquet und Schick ihre grundlegenden Anschauungen über die Serumkrankheit. Sie stellten 16 Ludwig Hirschfeld. den Grundsatz auf, dass ein ungiftiges Antigen, sei es Bakterien 3 oder Serum etc., im Tierorganismus einen Antikörper hervorruft und dass aus der Verbindung des Antigens mit dem entstandenen Anti- körper ein Gift entsteht. Sie prägten auch den Namen Allergie, d. h. veränderte Reaktionsfähigkeit des Organismus und führten be- kanntlich eine ganze Reihe von klinischen Symptomen bei Infektions- krankheiten auf die Wechselbeziehungen zwischen dem Antigen und , dem durch den Organismus gelieferten Gegenkörper zurück. Eine Unterscheidung zwischen einer antitoxischen Immunität und der Allergie wurde noch nicht streng durchgeführt. lare Begriffsbestimmungen in dieser Beziehung schufen die ; gleichzeitig publizierten Arbeiten von ’'Wolff-Eisner. Robert Pfeiffer fand, dass bei der fortschreitenden Auflösung von Bakterienleibern bei Meerschweinchen toxische Prozesse ausgelöst werden und nannte die intrazellulären Gifte, die bei der Auflösung frei werden, Endo- toxine. Wolff-Eisner nimmt nun an, dass die Überempfindlichkeits- 4 antikörper mit lösenden Antikörpern identisch sind, dass sie durch Auflösung der Bakterien die in ihnen enthaltenen Gifte freimachen. R Die Immunität gegen bakterielle Infektionen ist nach Wollf-Eisner mit der Überempfindlichkeit gegen die Bakterienleiber zu identi- x fizieren: die injizierten Bakterien werden aufgelöst, der Organismus macht eine, wenn auch geringe anaphylaktische Vergiftung durch, entgeht dadurch einer gefährlichen Infektion, die zustande kommen müsste, wenn die Bakterien sich vermehrt hätten. Dem Widerspruch, dass das Serum, welches ebenfalls anaphylaktische Erscheinungen auslöst, nicht fest, sondern flüssig ist, so dass man nicht von einem „Serumendotoxin“ sprechen kann, welches bei der Lösung des Serums _ in Freiheit gesetzt wird, begegnet Wolff-Eisner mit dem Hinweis, dass das Serum im Ultramikroskop nicht homogen ist, und dass es wohl denkbar sei, dass die gröberen Teilchen ein hypothetisches Endotoxin einschliessen. Den zweiten entscheidenden Schritt in der. Entwicklung der Anaphylaxielehre stellen die Arbeiten von Otto und Friedemann dar, die den Nachweis der passiven Übertragbarkeit des anaphylaktischen Zustandes führten. Dadurch gewannen die Theorien, dass der Über- empfindlichkeitszustand an im Serum kreisende Antikörper gebunden ist, dass es sich also um einen humoralen Vorgang handelt, wenigstens für die Serumanaphylaxie an festerem Boden. Die Injektion des ana- phylaktischen Serums muss in der Regel der Injektion des Antigens g ‚ die ikörper müssen in gewisse nicht näher bekannte Wechselbeziehungen zum passiv präparierten Tiere treten, um zu- sammen mit dem injizierten: Antigen eine Vergiftung zu bedingen. KR Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete. 17 Die passive Übertragung gelingt nicht bloss auf homologe, sondern auch, auf heterologe Tierarten. Durch Absorption des Antikörpers durch Injektion einer unter- tödlichen Dose des Antigens entsteht ein Zustand einer relativen Unempfindlichkeit. Diesen Zustand nannte Besredka Antianaphylaxie. Die jüngste Epoche der Anaphylaxieforschung wurde von Friede- mann inauguriert. Friedemann vermischte frisches komplementhaltiges Kaninchenserum mit sensibilisierten Blutkörperchen, zentrifugierte die Blutkörper und injizierte den Abguss jungen Kaninchen intravenös. Der Abguss war giftig und tötete Kaninchen unter Symptomen, die mit der Anaphylaxie grosse Ähnlichkeit hatten (Krämpfe ete.). Er nahm an, dass dieselben Antikörper, die in vitro die hämolytische Funktion des Komplementes vermitteln, also die sogenannten Ambo- zeptoren, gleichzeitig die Giftentstehung bedingen. Die Überempfindlichkeitsantikörper sind nach seiner Ansicht mit den Eiweissambozeptoren identisch. Die Tätig- keit solcher „Eiweissambozeptoren“ stellte er sich als eine abbauende vor. Er diskutiert auch die Möglichkeit, dass Komplemente eiweiss- spaltende Fermente sind, welche durch Antigen-Antikörperreaktion aktiviert die Eigenschaft gewinnen können, auch das Eiweiss des anaphylaktischen Tieres selbst abzubauen. . Den Versuch, aus dem Antigen, Antikörper und Komplement in vitro Gift zu erzeugen, nahm dann Friedberger an dem klassischen Anaphylaxieobjekt — dem Segum — auf. Er vermischte Präzipitate, sensibilisierte Bakterien etc. mit frischem komplementhaltigen Meer- schweinchenserum, zentrifugierte die Präzipitate oder Bakterien ab und injizierte die Abgüsse kleinen Meerschweinchen intravenös. Diese Abgüsse erwiesen sich ebenfalls als giftig: in schwersten Krämpfen gingen die Tiere ein, die Sektion ergab das dem ana- phylaktischen Shock entsprechende Bild: Lungenblähung und schlagen- des Herz, sowie eine herabgesetzte Gerinnbarkeit des Blutes. Wurde statt des frischen Serums inaktiviertes, d. h. auf 55° erhitztes Serum benutzt, so waren die Abgüsse bei dieser Behandlung nicht giftig. Da bei der Inaktivierung das Komplement verloren geht, so nahm auch Friedberger an, dass es das Komplement ist, welches. unter Vermittlung der Ambozeptoren bei der Giftentstehung tätig ist. Friedberger fasst die hier in Betracht kommenden Vorgänge als ' eine parenterale Verdauung auf. Das Komplement baut das Präzi- pitat, die Bakterien ete. ab. Die Zwischenprodukte dieser Verdauung sind giftig. Diese Befunde und AnschasineN) ‚Aherkras Friodheiger auf die Anaphylaxie und fasste die U per, ähnlich wie Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 3 18 Ludwig Hirschfeld. Friedemann, als Ambozeptoren auf. Das Komplement spielt somit nach Friedberger auch bei der Anaphylaxie eine wichtige Rolle; ohne Komplementtätigkeit gibt es keinen anaphylaktischen Shock. Um auszudrücken, dass das Vitro-Gift mit demjenigen identisch ist, welches bei der Anaphylaxie entsteht, nannte es Friedberger das Anaphylatoxin. Durch eine ganze Reihe. von Beobachtungen schien diese An- schauung bestätigt zu sein. Schleswig sowie Friedberger und Hartoch konnten im anaphylak- tischen Shock einen Komplementschwund nachweisen. Da das Kom- plement bei seiner Tätigkeit verschwindet, so betrachtet Friedberger den Schwund als Beweis, dass der anaphylaktische Shock durch die Tätigkeit des Komplements bedingt sei. Es gelang in der Tat den a genannten Autoren, durch Injektion einer konzentrierten Kochsalz- lösung, welche die Tätigkeit des Komplementes paralysiert, den Shock zu verhindern. i Löffler injizierte anaphylaktischen Meerschweinchen sensibilisierte Hühnererythroeyten in die Bauchhöhle. Auf diese Weise komplement- arm gemachte Meerschweinchen waren dann gegen die intraperitonale Injektion des Antigens unterempfindlich. Als weitere Stütze können einige von Professor von Dungern und mir gemachte Beobachtungen angesehen werden. Wir fanden, dass nicht zu stark lösende hämolytische Sera durch vorsichtige Jodierung so verändert werden, dass,sie die lösende Komplement- wirkung nicht mehr vermitteln, während die fällenden Funktionen des Immunserums intakt bleiben. Wir fassten das Jod als eine Art negativen Katalysator auf, welcher die lösende Funktion des Kom- plementes hemmt. Nun fanden wir, dass ein präzipitinhaltiges jodiertes Serum, welches die Komplementtätigkeit nicht vermittelt, die passive Überempfindlichkeit auch nicht mehr überträgt und fassten das als Bestätigung der Ambozeptorhypothese auf. Weiter konnten Hartoch und Sirensky nachweisen, dass die mit Trypanosomen stark infizierten Meerschweinchen wenig Komplement enthalten und dass solche Tiere gegen die Reinjektion des Antigens unter- oder unempfindlich sind. Das sind die Hauptargumente, die für eine Bedeutung des Komple- mentes sprechen. Doch kann eigentlich keines von ihnen als absolut beweisend angesehen werden. Dass das Komplement im Shock ver- en = en Beweis dafür, dass seine Tätigkeit die a a kann sich lediglich um eine rer ee wi inung handeln. Es stellte Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete. 19 sich aber ausserdem heraus, dass der Komplementschwund bei manchen anaphylaktischen Antigenen nicht eintritt, oder wenigstens minimal ausgesprochen ist, wie dies Löwit und Bayer bei der Anaphylaxie gegen Eiereiweiss fanden. Die Versuche von Löffler lassen sich auf eine unspezifische Resi- stenzerhöhung zurückführen, da die Injektion von sensibilisierten Blutkörperchen einen protrahierten anaphylaktischen Shock bedingen ann. Die Versuche von Hartoch und Sirensky lassen nicht einmal eine ähnliche Betrachtung zu: Im Kreislauf von mit Trypanosomen infizierten Tieren kreist eine Unmenge von artfremdem Trypano- someneiweiss, das sicherlich so viele anderweitige Störungen im Orga- nismus bedingt, dass die Zurückführung der Resistenzsteigerung auf Komplementarmut zu einseitig ist. Die noch vorhandene Komplement- menge müsste eigentlich genügen, um das Gift zu produzieren. Die Resistenz der mit Trypanosomen infizierten Tiere ist ausserdem nach meinen Erfahrungen nicht immer sehr ausgesprochen und erstreckt sich nach eigenen, mit v. Gonzenbach ausgeführten Versuchen auch auf die Vergiftung mit Anaphylatoxin, obgleich man bei dieser Versuchsanordnung ein fertiges Gift in den Kreislauf einführt. ie Versuche mit jodierten Antikörpern können bloss in Zu- sammenhang mit anderen Tatsachen als Stütze der Komplement- theorie betrachtet werden, da die Jodierung auch anderweitige Störungen im Serum bedingen kann. ach unseren Beobach- tungen z. B. wird auch die Trypsintätigkeit am jodierten Kasein schwächer. Die Versuche von Friedberger und Hartoch, dass hohe Salz- konzentrationen Meerschweinchen vor dem Shock schützen, konnten zwar von Ritz bestätigt werden; Ritz fand aber, dass auch die Ana- phylatoxinvergiftung durch prophylaktische Salzinjektionen verhindert werden kann. Aber auch abgesehen von diesem Einwand bedingt die Erhöhung der Salzkonzentration eine solche Fülle von Störungen in den Funktionen eines frischen Serums, dass eine alleinige Berück- sichtigung der Komplementtätigkeit willkürlich ist. Es existiert somit kein zwingender Beweis, dass tatsächlich das Komple- ment und die Ambozeptoren in ursächlichem Zusammen- hang mit der Anaphylaxie stehen. Die Theorie der parenteralen Verdauung bei der Anaphylaxie fand eine Stütze durch die Beobachtungen, dass im Shock tatsächlich Eiweisszerfall stattfindet (Friedemann und Isaac, Weichhardt und 'Schittenhelm), dass biurette Produkte im zirkulierenden Blut auf- treten (Pfeiffer und Mita), sowie durch die grosse Ähnlichkeit des anaphylaktischen Shocks bei Hunden mit dem Peptonshock. 20 Ludwig Hirschfeld. Pfeiffer vertritt die Theorie der parenteralen Verdauung ‚in einer etwas modi- fizierten Form. Wird ein fremdartiges Eiweiss enteral eingeführt, so wird es be- kanntlich in die einfachsten Bausteine, in Peptone und Aminosäuren zerlegt, und erst aus diesen niederen Produkten baut sich der Organismus das körpereigene Eiweiss . Wird das artfremde Eiweis parenteral eingeführt, so bildet der Organismus Fermente, die die verdauende Funktion ausserhalb des Darmtraktus übernehmen. Die Basis dieser Anschauungen bilden die bekannten Arbeiten von Abderhalden. Abderhalden dachte bereits an einen Zusammenhang der parenteralen Verdauung mit Anaphylaxie, hielt einen solchen aber nicht für sicher erwiesen, da im antianaphylak- tischen Stadium, in welchem die Tiere unempfindlich sind, proteolytische Fermente im Blut nachweisbar waren. Pfeiffer, der fast gleichzeitig mit Abderhalden sich mit dieser Frage beschäftigt hat, fand zuletzt, dass das antianaphylaktische Stadium erst einige Stunden nach der Reinjektion des Antigens ausgebildet ist, und dass dann die Fermente tatsächlich fehlen. Er hält daher eine Identität der prote- olytischen Fermente mit Überempfindlichkeitsantikörpern für erwiesen. Mir scheint aber gegen die Identifizierung folgender Umstand zu sprechen: Die proteolytischen Fermente gehen bei der Erhitzung auf 569 zugrunde und lassen sich — wenigstens in vitro — durch Zusatz von frischem Serum nicht reakti- vieren. Das Serum eines anaphylaktischen Tieres überträgt dagegen die passive Anaphylaxie auch dann, wenn es inaktiviert wurde, also wenn die proteolytischen. Fermente anscheinend zerstört worden sind. Solange diese Schwierigkeit nicht behoben ist, lässt sich eine parenterale Verdauung durch proteolytische Fermente mit der Anaphylaxie nicht identifizieren. Erwähnen möchte ich, dass Weichhardi und Schittenhelm die Bedeutung synthetischer Vorgänge bei der Giftentstehung betonen. Inwieweit solche Vorgänge für den anaphylaktischen Shock in Be- tracht kommen, ist nicht bekannt geworden. a Wenden wir uns den Versuchen zu, auf welchen die Komplement- theorie aufgebaut wurde — der Darstellung des Giftes in vitro aus Bakterien und Präzipitaten durch frisches Serum. Wir finden hier Verhältnisse, die einer Analogisierung der Vitro-Gifte mit der Ana- phylaxie im Wege stehen. Ohne eine vorherige Immunisierung, d. h. ohne Antikörper, gibt es keine Anaphylaxie. Nun fand aber Friedberger, dass für die Entstehung des Anaphylatoxins der Immunkörper nicht notwendig ist. Bereits ein normales Meer- schweinchenserum wird nach dem Digerieren mit Ba kterien giftig. Diesen Widerspruch sucht Friedberger durch die Hilfs- hypothese zu umgehen, die abbauende Funktion eg i däss das Gift aus den Bakterien stammt, spricht die von Friedberger selbst gefundene Tatsache, d Bakterieneiweiss ausreichen, um das Gift zu bild gl S a Biurettprodukte enthalten. Ich konnte aber- bei giftigen Bakterienanaphylatoxinen durch Dialyse keine peptonartigen Produkte nachweisen. Wohl lässt sich manchmal Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete. 21 mit.der von Abderhalden angegebenen Ninhydrin-Reaktion in der Aussenflüssigkeit des Dialysators eine positive m erzielen; - doch traten solche. peptonartigen h Zus Körper nac usatz von Bakterien auch im inaktiven Serum auf, obgleich das inaktive Serum die Giftwirkung ieh bedingt. (een erilalt sich der Wider- spruch der Befunde von a iedberger und Mita mit den ken er die Differenz in der. Technik. Friedberger ne it ta enteifreäihken das A latoxin, während ich das ea Primer Gross können jedenfalls ai er oduktmengen nicht sein.) Dazu kommt, dass das normale Meerschweinchenserum ein inaktives Pferde- oder Hammelserum nicht abbaut. Trotzdem gelang es Friedberger, durch einfaches Vermischen von zwei heterologen Seren Anaphylatoxin zu erzielen. Fried- berger beantwortete diesen ihm auf dem Mikrobiologenkongress von mir gemachten inwand damit, dass der Tierversuch empfindlicher sei als der chemische Nach- weis des Abbaues. Diese Antwort stützt sich aber auf Anschauungen, die eben bewiesen werden sollten. Die Giftwirkung des Anaphylatoxins ist nicht auf dialysable Peptone zurückzuführen. Ich habe mit Klinger das Anaphylatoxin i in Hülsen dialysiert, welche für Pepton durchlässig waren. Das phylatoxin dialysierte aber nicht. Es liess sich sogar nachweisen, dass die Giftwirkung zwar im grossen und ganzen an die Albumine gebunden ist, wie dies bereits Friedberger und Jerusalem mit den gewöhnlichen Hülsen gefunden haben, dass sie aber durch Zusatz von an sich ungiftigen aus Anaphylatoxin gewonnenen Globulinen manchmal gesteigert werden kann Gegen diese Theorie, dass das Gift aus den Bakterien stammt, spricht auch die Tatsache, dass die Bakterienmengen oft weitgehend variiert werden können, ohne dass die gebildeten Giftmengen quanti- tativ wesentlich verschieden sind, während eine geringe Verminderung des frischen Serums die Giftwirkung sofort herabsetzt. Der Ursprung des Giftes kann somit unmöglich in den Bakterien gesucht werden. Dazu kommt noch die Hypothese, dass die normalen Ambo- zeptoren bei der Giftentstehung beteiligt sind. Das ist sicher unrichtig. Moreschi und Vallardi zn die er ieren — rg dass sie dieselben in der Kälte t In der Kälte entstand kein Ki Diese der Ambozeptoren beraubten Sera haben aber noch wirksame Anaphylatoxine nach dem Zusatz von Bakterien gebildet. Ich habe diesen Versuch mit v. Gonzen- bach mit einer verbesserten Technik wiederholen können. Baryum- salze haben die Eigenschaft, die Komplementtätigkeit aufzuheben, ohne die Verbindung zwischen Antigen und Antikörper zu beein- flussen. Wir haben die Bakterien in einer Baryumchloridlösung auf- geschwemmt und mit frischem Serum vermischt. Das nach dem Ab- zentrifugieren und Ausfällung des Bariums durch Na,SO, gewonnene rum erwies sich oft als ungiftig. Solehe ambozeptorfreie Sera 22 Ludwig Hirschfeld. gewannen aber sofort einen giftigen Charakter, wenn man sie nachträglich mit Bakterien digerierte. Es frägt sich, ob das Komplement mit der Giftentstehung etwas zu tun haben kann. Theoretisch sollte eine Komplementtätigkeit von vornherein ausgeschlossen sein, da wir unter Komplement eine Funktion des frischen Serums verstehen, welche der Tätigkeit eines Ambo- zeptors bedarf. Es widerspricht der Definition, auch dort von einer Komplementtätigkeit zu sprechen, wo Ambozeptoren nicht nach- 'weisbar sind. Dass das inaktive Serum nicht giftig gemacht werden kann, beweist nichts für die Rolle des Komplementes, da die In- aktivierung auch andere irreversible Veränderungen des Serums ver- ursacht. Um die Frage nach der Bedeutung des Komplementes für die Entstehung des Anaphylatoxins zu lösen, habe ich mit von Gonzen- bach das Anaphylatoxin in BaCl,-Lösung, welche die lösende Komple- mentfunktion quantitativ aufhebt, darzustellen versucht. Unsere Versuchsresultate waren sehr widersprechend. In einigen Fällen be- nen wir eine akute Giftwirkung, in den meisten Fällen aber war das „Baryum- phylatoxins herabsetzt. ir nahmen daher damals hypothetisch an, dass die ge- ringere Giftigkeit des in Baryum dargestellten Anaphylatoxins durch eine sekundäre Entgiftung bedingt sei. Ich möchte aber jetzt annehmen, dass das Baryum schon primär die Gift- wirkung herabsetzt, da auch andere von uns seither entdeckte Funktionen des rischen Serums durch Baryum mehr oder weniger paralysiert werden und es nicht zur Absorption des Komplementes führen, durch Baryu ‚ dass die spezifische Komplementtätigkeit durch Baryum quanti- tativ aufgehoben, die Giftbildung aber oft bloss teilweise gestört wird. Dass der Komplementschwund nach dem Digerieren des Serums mit Bakterien mit der spezifischen B = o© ® ® = = = a = a u = [= = ® zeptorfrei gemacht hatten. Friedberger hat von ähnlichen Komplementtätigkeit durch konzentrierte NaCl-Lösungen zu ver- hindern versucht. In der Tat wurd ae e in konzentrierten Salzlösungen kein Anaphylatoxin mehr gebildet. Diesen Versuch konnten wir Gesichtspunkten ausgehend die Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin etc. 23 bestätigen; doch ist die von Friedberger gegebene Deutung, dass die konzentrierten Salzlösungen nur die Komplementtätigkeit verhindert, zu einseitig. Es wird später gezeigt werden, dass durch die konzen- trierte NaCl-Lösung alle uns bekannten Funktionen des Serums, die an dessen aktiven Zustand gebunden sind, gehemmt werden. Aus dem Vorhergehenden ergibt sich, dass keine Antikörper für die Giftbildung in vitro notwendig sind. Dass somit das Anaphyla- toxin seinen Namen (Toxin, welches bei der Anaphylaxie entsteht) vorderhand noch nicht verdient. Diese hier vorgebrachten Bedenken wurden wiederholt geäussert und gaben zur Bildung von Hypothesen Veranlassung, die ich im folgenden kurz besprechen möchte. Die Hypothesen, die die Entstehung des Giftes nicht im Abbau der Bakterien, sondern in gewissen Zustandsänderungen des Meer- schweinchenserums suchen, gehen zurück auf einen Versuch von Kaiser und Wassermann, dass das Meerschweinchenserum nach der Be- brütung mit reinem Kaolin oder mit Kaolin, welches zuerst mit einem inaktiven Meerschweinchen- oder Pferdeserum vorbehandelt wurde, giftig wird. Kaiser und Wassermann begingen allerdings den Fehler, dass sie von Absorption eines Ambozeptors gegen Kaolin sprachen und in dem Abbau dieses Ambozeptors die Giftbildung suchten. Dass man von einem Ambozeptor gegen Kaolin nicht sprechen darf, hat Friedberger den Autoren mit Recht entgegengehalten. Die weiteren Untersuchungen über das Kaolinanaphylatoxin zeigten ausser- ordentlich widersprechende Resultate. Neufeld und Dold, Ritz und Sachs, Bauer, Muttermilch ete. konnten die Resultate teilweise be- stätigen. Friedberger leugnet die Existenzberechtigung des Kaolin- anaphylatoxins vollkommen, da dasselbe nach längerem Zentrifugieren seine Giftigkeit einbüsst. Nach seiner Ansicht handelt es sich lediglich um nicht genug abzentrifugierte Kaolinteilchen. In der letzten Zeit wird von Besredka, Bordet und andern be- richtet, dass das Meerschweinchenserum nach Behandlung mit Agara mit Regelmässigkeit giftig wird. Aber auch diese Versuche wollte Friedberger nicht als Beweis gegen die Abbautheorie anerkennen, da Agar geringe Eiweissmengen enthält. Doch konnte Loewit zeigen, dass auch eiweissfreies Agar das Serum giftig machen kann. Zuletzt konnte Nathan und unabhängig davon Klinger und ich zeigen, dass auch Stärke zur Giftbildung Veranlassung gibt. Diese und ähnliche Experimente gaben nun zu einer Theorie Veranlassung, die Ritz und Sachs zuerst in einer präzisen Weise diskutiert haben. Es handelt sich nach den Autoren bei der Ana- phylatoxinentstehung um eine Wegnahme von antagonistischen Sub- 24 Ludwig Hirschfeld. 'stanzen, die entweder ein präformiertes Gift zum Vorschein kommen lässt oder durch Wegfall antagonistischer Vorgänge einen Abbau begünstigt. Bordet, Muttermilch ete. äussern ähnliche Ansichten. Dörr fasst die hier in Betracht kommenden Vorgänge als Änderungen im Gleichgewichte der kolloidalen Substanzen unter dem Einfluss der 4 . Eiweiss-Antieiweissreaktion auf und vermutet in Rücksicht auf die Veränderungen in der Gerinnbarkeit des Blutes im anaphylaktischen Shock, dass es sich um etwaige Aktivierung von Gerinnungsfermenten handeln könne. Ohne im einzelnen auf diese Hypothese einzugehen, möchte ich doch betonen, dass diese Fassung viel zu allgemein ist. Eine Änderung des Gleichgewichtes der Kolloide ist schliesslich auch der Abbau des hydrophilen Eiweisskolloids in dialysable Spaltprodukte, und da dieselben, wie z.B. Pepton, bei der Gerinnung fördernd wirken, also das Gleichgewicht der für die Gerinnung wichtigen Kolloide ver- schieben, so braucht eigentlich zwischen der Theorie von Dörr und der von ihm bekämpften Theorie von Friedberger kein scharfer Gegen- satz zu bestehen. Die von Dörr im Anschluss an seine Theorie vor- genommenen Untersuchungen, dass eiweissfällende Mittel bei intra- venöser Injektion anaphylaxieähnliche Erscheinungen machen, ver- ; mögen seine Hypothese nicht genügend zu präzisieren. Das einzig Positive daran ist die Betonung, dass das Gift auf einer Veränderung des Plasmas oder Serums und nicht auf Abbau des Antigens be- ruhen müsse. A sache, dass schon minimale Mengen von Eiweiss das Gift bedingen. Die physikalische Theorie, die in Veränderungen des Plasmas und Giftigkeit vermutet, trägt dem letzten Umstand Rechnung — die orgänge nicht angewandt werden, ohne auf die zahlreichen, vorhin erwähnten Widersprüche zu stossen. LETTER a u ernten 3 ar A in nt U eı u Eltel ui Sum 2 netlnn NEL a Bi Sie mann A in un > a9 Zu PIETER a ae ana nn N a a Eds ne 2 re ie Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete. { 25 Es ergibt sich die Notwendigkeit, mit anderen Begriffen und Methoden an diese Fragen heranzutreten. Die von mir gemeinschaftlich mit Klinger unternommenen Unter- suchungen bezweckten, auf breiterer Grundlage in diese Probleme einzudringen. Namentlich sollten die Methoden der, Gerinnungs- physiologie herangezogen werden. Im folgenden sollen hauptsächlich solche eh über die Ge- rinnung besprochen werden, die für unsere Fragen von Bedeutung sind. rthus und Paget fanden, dass die Kalksalze für die Gerinnung notwendig sind, ohne ihre Rolle näher zu präzisieren. Di rbeiten Hammarstens haben dann mit Fe er dass das Ca für die De einer das Plasma fällenden Substanz Thrombins (oder Fibrinfer s) — endig ist, dass aber die Umwandiung dee Fibrinogens in A: h. die Pike des Plasmas auch unabhängig vom Ca vor sich gehen kann. Mobeandik sind nicht die Ca-Salze, sondern die Ca-Ionen (oirete verhindern die Gerinnung, ohne mit Ca einen Niederschlag zu geben, bloss weil Ca-Citrat ein nicht dissoziiertes Salz darstellt). Eine wesentliche Klärung brachten die Arbeiten von Morawitz, Fuld und Spiro, sowie’ Nolf. Die Bildung des Thrombins beruht nach den Autoren auf dem Zusammenwirken von mindestens drei Substanzen. Die eine Substanz ist thermolabil und im Plasma vorhanden. Morawitz sowie Nolf nennen sie Throm- bogen, Fuld und Spiro bezeichnen sie mit dem indifferenten Namen des Serozyms. Die zweite für die Gerinnung notwendige Substanz ist in den Zellen enthalten und 2 in Anwesenheit von ionisiertem Ga mit dem gelösten Thrombogen bezw. ozym Bildu ung des Fibrinfermentes. Diese Substanz nannte Morawitz ee da es sich nach seinen Anschauungen um eine thermolabile Sub- stanz handelte, deren Wirkung er als Kinase auffasste. Fuld u d Spiro nennen sie, um dem ulären Ursprung dieser SRREDE Rechnun zu ei agen, Gytozy m [0 gen rinnung beruht A auf folgenden Vorgängen: Ein im Plasma a Bestandteil, das Serozym, verbindet sich mit einer aus den Zellen RE Cyt An nz, dem Cytozym, in wesenheit von Ca-Ionen zum wirksamen rombin, welches auch im Ca- freien Medium das Fibrinogen des Plasmas bien Als Fibrinogen utzt man entweder eine nach Hammarsten durch Aussalzung des Plasmas gewonnene Globulinlösung oder besser ein einfaches Oxalatplasma, welches das Oxalat in einem solchen Überschuss enthält, dass noch vorhandenes Ca gebunden Pe Durch die Wegnahme alles Ca werden alle weiteren Reaktionen zwischen erozym und (Cylozym unterbrochen, so dass der Zeitpunkt der Gerinnung des Bi lediglich die Thrombinmengen anzeigt, die vor dem Zusatze des Oxalat- plasmas entstanden sin Nolf fasst die ERRRSRER mehr von physikalischen Gesichtspunkten auf. Er bestreitet die ohnehin des Gerinnungsvorganges. Gerinnung entsteht vielmehr durch gegenseitige Fällung von mindestens drei Kolloiden, des Thrombogens, des Thrombozyms und des Fibrinogens. Alle Bestandteile sind im Plasma vorhan können aber nicht miteinander reagieren, da eine bestimmte, von der Leber po zierte Substanz, das Antithrombosin, die Verbindung verhindert. s Thrombi ist nicht die Ursache, sondern die Folge der Gerinnung. An der Nolfschen hactie 26 > Ludwig Hirschfeld. ist ine starke Betonung, dass alle drei Bestandteile im Plasma sich in einem ge- n Gleichgewicht befinden, wohl richtig und wird auch von Morawitz nicht ugnet. Seine Definition des Thrombins etc. bereitet aber dem Verständnis vorderhand noch so viel Schwierigkeiten, dass es angezeigt ist, für die weiteren Aus- führungen die von Morawitz, Fuld und Spiro ete. aufgestellten Begriffe als Ausgangs- punkte zu nehme Endlich mag noch bemerkt werden, dass Hower und Bettger den gerinnungs- fördernden en der Zellen überhaupt jede grössere Bedeutung für die Ent- stehung des Thrombins absprechen, der Zusatz von Gewebsextrakten soll nicht anders wirken als der irgendwelcher indirenter Substanzen mit grosser Oberfläche. Dass die Oberfläche eine grosse Rolle für TEREER spielt, haben zuerst Bordet und Gengou nachgewiesen. Das nn in paraffinierten Gefässen auf gefangene Blut gerinnt ausserordentlich langsam. Um die Gerinnung ganz zu ver- hindern, wird das Plasma in paraffinierten Gefässen, die 1°/ Oxalat-Na enthalten, a rekalzifiziert wird, unge und nt rüfı uf Vorhandensein von T man Oxalatplasma scharf zentrifugiert und nachträglich durch Zusatz von Ca zur Gerinnung bringt, so geht diese Gerinnung langsamer vor si Be z a hrombin Gegensatz zu solchen Plasmen, bei welchen die ne nicht scharf ee fugiert worden sind. Die Blutplättchen lassen sich leich t gewinnen, wenn man das nach Abzenirifugieren der roten Blutkörperchen noch leicht getrübte Plasma weiter zentrifugiert. Der NaCl-Lösung Bodensatz besteht dann Bl aus ge welche in physiologischer, noch besser in schw Brain sch ge- ach Substanzen a en, die die Gerinnung A förde Da das Vogelblut keine Blutplättchen enthält, so kann es nicht gerinnen, wenn es nicht mit m Del in Berüh ommen ist. Dass das auch gut zentri- Bordet und Delange wiesen in ausgezeichneten Untersuchungen nach, dass das Gytozym der Blutplättehen mit demjeni nigen der Organextrakte identisch ist. Es ai ? Zack. Das ytozym ist wahrscheinlich ein Lipoid aus der Klasse der ine, Das frische Serum enthält noch viel Thrombin, welches sich spontan aussef: ordentlich a abschwächt. Ein Teil des Thrombins wird b } folgendes Die PORN beruht auf Fällun des wii, i as Thrombin (Fibrinferment). : ibrinogens durch d Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete, 27 Das Thrombin bildet sich aus Serozym und Cytozym, welche in Anwesenheit von Ca-Ionen miteinander reagieren. Das Serozym ist thermolabil und ist im Plasma enthalten. Das Cytozym ist in den Blutplättchen und Organen enthalten. Das Cytozym ist nach Bordet und Delange (im Gegensatze zu Morawitz) koktostabil. Es ist wahrscheinlich ein Lipoid aus der Klasse der Leeithine. Wir sehen somit, dass in vitro Affinitäten des frischen Serums zu den Zellen des Organismus nachweisbar sind, welche dem inak- tiven Serum fehlen: bloss das frische Serum enthält ein reaktions- fähiges Serozym. Ferner haben wir gesehen, dass das einzig Sichere bei der Anaphylatoxinforschung ist, dass das frische Serum mit Bak- terien regelmässig Gift bildet, während das inaktive Serum das nicht tut. ; Wir haben daher untersucht, ob Beziehungen zwischen frischem Serum und Bakterien existieren, die sich durch die Gerinnungsphysiologie feststellen lassen, ob die Bak- terien wie die Organzellenals Öytozymbildner gelten können, oder obsielediglich als Fremdkörper, d. h. als Substanzen, die bloss durch ihre Oberflächenwirkung die Reaktion be- schleunigen, wirken. In zweiter Linie soll untersucht werden, in welchen Beziehungen die Antigen-Antikörperreaktionen zu den Gerinnungsphänomenen stehen. Welche Analogien bestehen zwischen den für die Gerinnung notwendigen Substanzen des frischen Serums und dem Komplement? Ist das Serozym mit dem Komplement identisch ? Bei der Untersuchung dieser Fragen sind uns verschiedene Probleme der Gerinnungsphysiologie begegnet. Diese Befunde möchte ich den weiteren Ausführungen vorangehen lassen. Über die Bedeutung der Globulin- und der Albuminfraktion des Serums für die Gerinnung. Seit den Untersuchungen von Ferrata wissen wir, dass die Tätig- keit des Komplementes an zwei Fraktionen des Serums gebunden ist: an die Globuline und Albumine. Die Globuline enthalten nach der jetzt in der Immunitätsforschung diskutierten Annahme den Teil des Komplementes, welches mit dem Antigenantikörper direkt reagiert. Der andere Teil des Serum-Komplementes ist in der Albumin- fraktion nachweisbar. Der Globulinteil wird das Mittelstück, der Albuminteil das Endstück genannt. 28 Ludwig Hirschfeld. Wir haben uns gefragt, ob nicht auch das Serozym, ähnlich wie das Komplement, aus einer Mittelstück- und einer Endstückfraktion besteht. , 2 Das Serum wurde nach mehreren in der physiologischen Chemie üblichen Methoden in die beiden Fraktionen gespalten, doch gewöhnlich wurde die von Sachs und Altmann angegebene Methode der Spaltung verwandt: Das Serum wird in einem bestimmten Verhältnis mit n/300 HCl verdünnt. Es fallen dann die 3 Globuline aus. Nach einer Stunde werden sie abzentrifugiert und in Kochsalzlösung aufgeschwemmt. Die Albumine werden neutralisiert und isotonisch gemacht. i s ergab sich nun das unerwartete Resultat, dass schon ohne Zusatz eines Cytozyms die Globuline allein wirksames Thrombin ent- hielten, welches durch hinzugesetzte Albuminfraktion gehemmt wurde, n eine viel stärkere Wirkung erzielt werden, als wenn das unverdünnte Serum auf Thrombin untersucht wurde. Die Albumine allein erwiesen sich in der Regel als unwirksam, doch enthielten sie meistens Sero- zymmengen, die viel stärker als diejenigen des Serums waren. Die das relative Verhältnis des Serums zur Salzsäure. 1,5 ccm des Serums vermischt mit 10 ccm n/300 HCl zeigt das Phänomen oft in deutlicher Weise. Verdünnt man das Serum in 12,5 cem, so ist das Phänomen 4 N ytozym aber kein Serozym enthält, gibt ieses Phänomen nicht. Es konnte gezeigt werden, dass es sich nicht delt, welches zum Vorschein gr Bl a re ee Zn . \ Erin a 10a 3 ars Fe ni ne Ta a en urn 1 il a Ad nen nn ui a een Alu ni lee nn a all rar nen nn > m ee Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete. 29 einzelnen Fraktionen durch Oxalatzusatz das Ca entzogen wird. Durch blosses Stehen des Serums in einer leicht kalzifierten physiologischen NaCl-Lösung lässt sich ebenfalls das nachweisbare Thrombin ver- stärken, wenn auch nicht so stark und so regelmässig wie durch Spaltung. Wir sehen demnach, dass die Sera oft die beiden Vor- stufen des Thrombins enthalten, dass diese Vorstufen aber durch einen nicht näher bekannten Mechanismus an der Bildung des Thrombins gehindert werden. Es ist anzunehmen, dass die Reaktionsfähigkeit der Vorstufen des Thrombins an einen besonderen Zustand gebunden ist, der bei Verdünnung oder Spaltung jenen optimalen Grad erreicht. Inwieweit diese Feststellungen auch auf die Verhältnisse in vivo anwendbar sind, lässt sich natürlich nicht entscheiden; wir konsta- tieren, dass in der Tat ohne Zuhilfenahme neuer Substanzen bloss durch physikalische Änderungen des Serums das nach- weisbare Thrombin angereichert werden kann. Ich möchte eine wichtige Beziehung dieser Befunde zu den Im- munitätsvorgängen andeuten. Friedemann fand, dass die Globuline eines normalen Serums oft eine positive Wassermannsche Reaktion geben. Durch den Albuminzusatz wird diese Eigenschaft der Globuline aufgehoben. Verdünnt man nun Globuline und Albumine und lässt sie in diesem verdünnten Zustande Aoressrigren einwirken, so bleibt die Mischung der Globuline und Albu benfalls nach Wassermann positiv. Man kann also jedes Serum ER machen, bloss durch geringfügige physikalische Zustandsänderungen. Wir sehen, dass recht ähnliche Mechanismen auch bei der Bildung des Thrombins eine Rolle spielen '). An einem ceytozymreichen und serozymarmen Serum kann man dieses Phänomen der Thrombinentstehung nicht reproduzieren. Es lässt sich lediglich feststellen, dass die Globuline das gesamte Cytozym an sich gerissen haben. Die Albuminfraktion enthält in der Regel kein Cytozym mehr. Setzt man zum Serum etwas Cytozym in Form eines Blutplättchenextraktes zu und spaltet man nachträglich, so gehen die Blutplättehensubstanzen fast quantitativ, in die Globulin- fraktion über. Diese Befunde erklären eine Angabe von Bordet und Delange. Sie fanden, dass auch durch langes Zentrifugieren das Plama nicht ganz eytozymfrei erhalten werden kann. Sie führen dies Ver- halten auf schwer abzentrifugierbare Blutplättchenreste zurück. Ver- !) Anm. bei der Korreklur. Die Vermutung, dass zwischen diesen Phänomenen ein Zusammenhang besteht, hat sich inzwischen bestätigt. Es gelang, eine Ge- rinnungsreaktion für Lues auszuarbeiten, die in ihrer Spezifität der Wassermann- schen Reaktion nicht nachsteht. 30 Ludwig Hirschfeld. dünnt man das Plasma 1:10 mit destilliertem Wasser und leitet 00, 4 hindurch, so bildet sich die Trübung, die sie als Agglutination der Blutplättehen deuten. Zentrifugiert man die agglutinierten Blut- plättchen ab, so ist das Plasma ungerinnbar, falls man nicht neues Cytozym zusetzt. Nun dient die von Bordet und Delange benutzte Methode auch für die Fällung der Globuline, die nach dem vorhin # Gesagten das gesamte lösliche Cytozym enthalten. Es dürfte daher die Deutung erlaubt sein, dass auch die Bordetschen Befunde auf die Entfernung der Globuline zurückzuführen sind. Der Cytozymcharakter der Globuline geht parallel dem Cytozym- gehalt des Gesamtserums, doch ist er quantitativ gewöhnlich stärker. Steigert man durch gewisse Eingriffe den Zellzerfall, so erzielt man - hochwirksame Globuline; gewinnt man das Serum in paraffinierten Gefässen im Oxalatmedium, entfernt man durch schonendes Zentri- fugieren die Zellen, so ist der Cytozymcharakter der Sera und der Globuline wenig ausgesprochen. ; Über die Beziehungen der Bakterien und der anorganischen Pulver zu den bei der Gerinnung tätigen Substanzen. Es bestehen gewisse Analogien zwischen der Komplementtätigkeit 4 | und der Thrombinbildung eines frischen Serums. Beide sind thermo- E können Sera gewonnen werden, die kein Serozym enthalten aber noch reichliches Komplement. Anderseits gibt es Sera mit Wir haben gesehen, dass die Organextrakte, Blutplättchen ete. mit dem Serozym unter Thrombinbildung reagieren. Wir haben untersucht die Organzellen, einen Cytozymcharakter haben und ob die mmenhang stehen kann. dass in der Tat die Bakterien in ung von Thrombin Veranlassung Die Versuche ergaben, frischen Seren zur Bild geben können. Manche von der Anaphylatoxinforschung 2 R her bekannte Einzel- heiten lassen sich auch bei der Thrombinbild ung durch Bakterien } A ; \ R Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete. 31 nachweisen, wie z. B. der hemmende Einfluss der konzentrierten Salzlösung oder die Tatsache, dass die grammnegativen Bakterien ein wirksameres Cytozym sind als die grammpositiven ete. Doch waren die Befunde unregelmässig. Es liess sich oft kein Thrombin nachweisen, trotzdem das Serum reichliches Serozym enthielt. Das Anaphylatoxin wirkte aber unabhängig davon, wieviel Thrombin erzeugt wurde. Da bei schwachen Thrombinmengen zuerst eine Koagulation der suspendierten Bestandteile stattfindet, so wurde. untersucht, ob nicht eine etwaige Agglutination der Blut- zellen den Tod des Tieres bedingt, trotzdem das Thrombin erst nach Stunden eine Koagulation des Plasmas in vitro zu bewirken imstande war. Es wurde auch untersucht, ob das Thrombin nicht etwaige blutlösende Eigenschaften besitzt. Doch waren alle diese Versuche negativ. Sogar mit serozymfreien Seren, bei welchen überhaupt kein Thrombin entstehen konnte, wurden wirksame Ana- phylatoxine erzielt. Anderseits war die Entziehung von Ca für die Anaphylatoxinentstehung irrelevant, während das Thrombin unter diesen Bedingungen nicht gebildet wird. Die Thrombinbildung und die Anaphylatoxinentstehung müssen somit als zwei voneinander unabhängige Vorgänge aufgefasst werden. Die Untersuchungen ergaben weiter, dass die Bakterien an sich keinen Cytozymcharakter aufweisen, dass sie aber einen ausgespro- chenen Cytozymcharakter gewinnen, wenn man sie vorher mit be- stimmten aktiven Seren digeriert hat. Die Bakterien haben dann eine neue Eigenschaft erworben: sie reagieren nun mit jedem serozymhaltigen Serum unter Bildung von Thrombin. Wir nennen die so veränderten Bakterien cytozymierte Bak- terien, und die Eigenschaft des Serums, die Bakterien in der ge- schilderten Weise zu beeinflussen, nennen wir die eytozymierende Eigenschaft. Nicht bloss die Bakterien, auch andere suspendierte Teilchen, wie Kaolin, Stärkepulver ete. können cytozymiert werden. Die spezifischen Präzipitate verhalten sich in bezug auf diese durch den Gerinnungsversuch nachgewiesenen Eigenschaften den Bakterien analog. Wenn das Präzipitin inaktiviert worden ist, so sind die Präzipitate als Cytozym unwirksam, erst wenn man sie mit aktiven eren digeriert hat, werden sie zu einem wirksamen Cytozym. Es frägt sich weiter, welchen Substanzen das Serum seine cyto- zymierenden Eigenschaften verdankt. Handelt es sich um bis jetzt unbekannte Stoffe oder lediglich um eine Übertragung des im Serum vorhandenen Cytozyms an die betreffenden Suspensionen ? 39 Ludwig Hirschfeld. Zur Entscheidung dieser Fragen wurde das Blut eines und des- selben Tieres auf verschiedene Weise gewonnen, so dass der Zell zerfall und dementsprechend auch die Oytozymmengen verschieden waren (in destilliertem Wasser, in konzentrierten Salzlösungen, im Oxalatmedium etc. ete.). Es wurde dann jeweils die eytozymierende- Eigenschaft sowie der Cytozymgehalt des Serums quantitativ be- stimmt. Es ergab sich, dass ein cytozymreiches Serum besser eyto- zymiert als ein cytozymarmes. Sera, welche durch ganz vorsichtiges Auffangen in paraffinierten Gefässen und im Oxalatmedium gewonnen wurden und fast kein Cytozym enthielten, cytozymierten kaum Anderseits ergab eine quantitative Austitrierung der Abgüsse, dass bei der Öytozymierung die Cytozymmengen des Serums abnehmen Es kann somit mit allergrösster Wahrscheinlichkeit geschlossen werden dass das Serum sein Cytozyman die Bakterien, an das Kaolin etc. abgibt und das auf der Verbindung mit dieser Substanz die von uns gefundene Eigenschaft der Bakterien, des Kaolins als Cytozym zu wirken beruht. Das Cytozym, welches an die Bakterien oder an Kaolin oder an die Globu- line etc. übergeht, ist identisch. Das konnte durch Absorptions- versuche mit Sicherheit nachgewiesen werden: Ein mit Bakterien. 3 E bi en auf en dann die FR Br wenn es vorher mit eat cytozymarmen und bloss serozymhaltigen Serum versetzt wird. Eine gewisse Beschleunigung lässt sich konstatieren, wenn fertiges Thrombin zugesetzt wird: das Koagulum bildet sich schneller und ist fester. Doch als Hauptwirkung des Pulvers darf die Eigenschaft angesehen werden, das im Serum bezw. Plasma präfor- mierte Cytozym an seiner Oberfläche anzureichern und so die ar aktionsfähigkeit des ‚Gytozyms zu verstärke en. Cytozym zu wirken. : onnte m a Lungen ausserordentlich deutliche Versuchsresultate erzielen; ehrreich sind die Milka See mit Eee Die Leukozyten werden dadurch gewonnen, dass 1B ouillon mit a spritzt und nach PS Stunden das gebildete Exendat auffängt. Bordet er ela. ge fanden, dass das Exsudat viel schneller gerinnt, w ihm Blut- plättchen zusetzt, dass die Leukozyten anderseits blo stellen. Sie leugnen daher eine wesentliche Beteiligung der Leukozyten bei der Mn 20 EEE ae 1 u en 1 ne TE > = x ? ae a > iz Er ie nr: 11; En ee Bann lu u un. : Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete. 33 Gerinnung. Wir finden aber, dass die Leukozyten, nachdem man sie mit ‘cytozym- haltigen Seren digeriert hat, zu Cytozym werden. Sie könnten somit zweifellos bei der Gerinnung eine Rolle spielen. Es ergibt sich aus diesen Ausführungen eine sehr zweckmässige Einrichtung bei der Gerinnung. Wenn das Blut aus den Gefässen heraustritt, zerfallen die empfindlichen Blutplättehen und inaugurieren die Gerinnung, sobald aber durch ihren Zerfall das Cytozym in Lösung ging, kann es sich an der Oberfläche anderer Zellen konden- sieren, so dass eigentlich jede in der Nähe befindliche Zelle zu einem Gerinnungszentrum werden kann. Erwähnen möchte ich, dass die cytozymierten Bakterien wie die Organextrakte koktostabil sind. Wir können diese letzten Beobachtungen von Bordet und Delange durchaus bestätigen. Es liegt kein Grund vor, die Organextrakte als Kinasen aufzufassen, wie dies Morawitz getan hat, weil sie seiner Ansicht nach thermolabil sind. Nach unseren Erfahrungen darf nur nicht eine zu konzentrierte Extraktlösung inaktiviert werden; sonst werden durch die massive Koagulation die wirksamen Bestandteile unwirksam gemacht. Verdünnt man aber die Extraktlösung genügend: so kann man sie sogar kochen, wenn man durch leichtes Schütteln immer dafür sorgt, dass die koagulierten Eiweisstoffe suspendiert bleiben. Die verschiedenen tierischen Sera verhalten sich in Bezug auf ihre eytozymierenden Eigenschaften verschieden. Am wenigsten Cytozym fanden wir im Hammel-, Ziegen- und Rinderserum; die betreffenden Sera cytozymieren auch am wenigsten. Etwas Cytozym enthielt das Plasma, welches aber bei der Gerinnung aufgebracht wurde. Wir haben daher unsere Versuche mit Hammelserozym gemacht, welches selbst nicht cytozymiert und sich daher für den Nachweis einer durch Kontakt mit einem anderen Serum stattgefundenen Cytozymierung gut eignet. Wir haben gesehen, dass das inaktive Serum kein Anaphylatoxin bildet. Inaktiviert man das Serum, so geht sein Cytozym verloren im inaktiven Serum kann man durch die gewöhnliche Prüfung kein Cytozym nachweisen. Solches inaktives Serum vermag die Bakterien und andere Suspensionen nicht oder wenigstens schwächer zu cytozymieren; eytozymiert man aber die Bakterien mit einem aktiven Serum, so kann man sie, wie. erwähnt, sogar kurz kochen, ohne dass ihr Cytozymeharakter darunter wesentlich Grade, sobald es gebunden ist. Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 3 34 Ludwig Hirschfeld. Die Untersuchungen ergaben weiter, dass die Ca-lonen für die 3 Cytozymierung nicht notwendig sind. Auch das Oxalatplasma kann eytozymieren. = Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, den Cytozymcharakter Ei eines Plasmas indirekt zu bestimmen, indem man das Plasma mit Kaolin oder anderen Pulvern digeriert und den Grad der Cytozymierung feststellt. Früher konnte man die im Plasma vorhandenen Cytozym- mengen bloss durch die Gerinnungszeit des Plasmas selbst bestimmen, was aber natürlich nicht eindeutig ist, da die Gerinnungszeit sowohl vom Serozymgehalt wie auch von den vorhandenen Ca-Mengen abhängig ist; eine direkte Prüfung des Oxalatplasmas auf Cytozym ist natürlich unmöglich, da der Ca-Mangel eine etwaige Bindung des im Oxalat- | plasma vorhandenen Cytozyms mit einem anderen, austitrierten Serozym unmöglich macht. Durch diese Methode der indirekte Cytozymbestimmung konnte nachgewiesen werden, dass auch die z sorgfältig gewonnenen Oxalatplasmen noch ziemliche Mengen von Cytozym enthalten, während die daraus gewonnenen Sera oft eytozymfrei sind, da das vorhandene Cytozym bei der Gerinnung verbraucht wurde. Die Versuche sagen natürlich nichts über den Cytozymeharakter des zirkulierenden Plasmas, da auch die schonendste tätigkeit aufheben. Die genannten Mittel verhindern gleichzeitig die Anaphylatoxinbildung oder setzen sie wenigstens oft herab. Die Untersuchungen ergaben, dass die Bakterien in den genannten Lösungen meistens nicht eytozymiert werden. Die Cytozymierung des Kaolins durch diese Eingriffe wird dagegen meistens nicht be- 4 einflusst. Es wurden auch mehrere andere Pulver untersucht und > ein Stärkepräparat gefunden, welches sich wie Bakterien ver- ielt. Diese Gesetzmässigkeit lässt sich aber nicht an allen Seren demonstrieren. Manche Sera eytozymieren Bakterien auch in hyper- tonischer Lösung, bei anderer wird auch die Cytozymierung des Kaolins durch Hypertonie verhindert. einem als Cytozym wirksamen alkoholischen Leberextrakt, so gewinnt 1 | Wi a En alle ah el an aicli Du cur 2 uw ee cin id a Hr Aue yg Mies then 220 Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete, 35 Es gelang nun durch Vermischung eines eytozymarmen, frischen Serums mit wirksamen Extrakten aus Blutplättchen oder Organen Sera zu gewinnen, die die Bakterien aus- gezeichnet cytozymierten, trotzdem die einzelnen Kom- ponenten allein dieses nur in einem schwachen Grade zu tun vermochten. Dasselbe Resultat lässt sich erzielen, wenn man die Bakterien vorher mit eytozymarmen, frischen Seren digeriert. Solche Bak- terien verhalten sich ähnlich wie Kaolin, d. h. sie werden durch reine Cytozymlösung ceytozymiert. Wir sehen, dass die Bakterien unter dem Einfluss des Serums Cytozymcharakter gewinnen, dass sie demnach in dem Serum zur Bildung von Thrombin Veranlassung geben können. Es frägt sich, ob wir die Wegnahme des Cytozyms oder eine etwaige Thrombinentstehung in Beziehung zum Giftigwerden des Serums bringen dürfen. Es muss von vornherein betont werden, dass es jedenfalls nicht auf eine bestimmte Cytozymmenge im Serum ankommt. Man kann durch schonende Blutgewinnung Sera gewinnen, deren Cytozym- gehalt viel geringer ist als derjenige eines wirksamen Anaphylatoxins. Anderseits könnte gefordert werden, dass man auch mit anderen Mitteln, die das Cytozym entziehen, eine Giftwirkung erzielen kann. Das ist bis jetzt nicht gelungen. Dieser Einwand, welchen Friedberger auf der Mikrobiologen- vereinigung 1913 diesen Befunden gegenüber machte, ist allerdings nicht absolut gegenbeweisend. Wir wissen, dass das Kaolin, welches nach Friedberger das Serum nicht giftig macht, ein giftiges Anaphylatoxin zu entgiften imstande ist; auch andere Zellen, die sich eytozymieren lassen, also das Cytozym entziehen, ohne dass sie eine Giftbildung be- dingen, haben entgiftende Eigenschaften. Friedberger und Szymanowski konnten dies für die Leukoeyten nachweisen. In der letzten Zeit wird von gelungenen Entgiftungsversuchen mit Organextrakten be- richtet. Der Gerinnungsversuch kann bloss einen Teil dieser Sub- stanzen nachweisen, nämlich nur solche, die bei der Gerinnung . aktiv tätig sind. Eine Absorption von etwaigen giftigen Bestand- teilen würde unter Umständen gar nicht angezeigt werden. Es kommt aber vor allem darauf an, wie eine Entziehung zustande kommt und nicht bloss darauf, dass eine Substanz entzogen wird. Es ist jedenfalls sicher, dass die Änderungen, die das Kaolin etc. im Serum bewirken, quantitativ verschieden sein müssen von solchen, die die Bakterien im Serum machen. as Cytozym ist nach den Untersuchungen von Bordet und Delange, sowie Zack, ein Lipoid aus der Gruppe der Lecithine. ' Thrombinbildung ausbleibt. Im Anaphylatoxin findet man nac 36 Ludwig Hirschfeld. Wir können daher sagen, dass die Bakterien eine Lipoidaffinität be- sitzen oder erwerben, wodurch die Möglichkeit entsteht, dass durch die Bakterien dem Serum Lipoide entzogen werden. Da die Giftig- keit des Serums von der absoluten Menge an Cytozym unabhängig von gewissen spezifischen Lipoiden handelt, die wir im Gerinnungs- versuch von Cytozym nicht unterscheiden können, die sogar mit der 3 Gerinnung an sich nichts zu tun haben könnten. Der Gerinnungs- versuch wäre dann bloss ein Indikator, um die an den Serum ; lipoiden stattfindenden Vorgänge zu erkennen. E Dank der Eigenschaft, im Serum das Cytozym zu verstärken, | können Bakterien eine Thrombinneubildung veranlassen: Die Unter- suchungen ergaben aber mit Sicherheit, dass das Thrombin mit der Giftigkeit des Anaphylatoxins nichts zu tun hat. Dies geht aus folgenden Tatsachen hervor. % Die Bakterien enthalten, wie wir ausgeführt haben, an sich 7 keine wesentlichen Mengen von Cytozym. Das Anaphylatoxin ent steht auch dann, wenn die Bakterien in nicht cytozymierenden Seren in welchen sie nicht zu Cytozym werden, somit kein Thrombin bilden können, digeriert werden. Die Bildung des Giftes geht nach unseren 3 Versuchen auch im Oxalatmedium vor sich, trotzdem hierbei jede 3 einigen Stunden gewöhnlich so wenig wirksames Thrombin, dass die Erklärung des plötzlichen Todes durch die injizierten Thrombin mengen ausgeschlossen erscheint. Während Anaphylatoxin nat Friedberger in saurer Lösung thermoresistent ist, ist dies bei Thrombin nicht der Fall. Die Organzellen, welche befähigt sind, Thrombin zu bilden, machen kein Anaphylatoxin. Wir haben daran wir mit evtozymhaltigen Organextrakten keine Serozymfunktion nachweisen konnten, bei welchen also eine Thrombinbildung über haupt ausgeschlossen war. Die Giftigkeit des Anaphylatoxin lässt sich somit in keiner Weise auf Thrombingehalt zu rückführen. \ in nie FE ee ee nn a a an un en et en u 20 Bl ner nn a a en nn Fee Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete. 37 Allgemeine Betrachtungen über die thermolabilen Funktionen des Serums. Wir haben im vorhergehenden zwei Funktionen des Serums einer Betrachtung unterzogen: die Funktion, Thrombin zu bilden und die von uns aufdedeckte Funktion der Cytozymierung der Bakterien. Wir haben die Funktion der Thrombinbildung unter den von der Immunitätsforschung gegebenen Gesichtspunkten analysiert und gefunden, dass die Thrombinbildung ebenfalls an einen bestimmten Zustand der Globuline und Albumine gebunden ist; dass die Thrombinbildung ausbleibt, wenn man das Serum inaktiviert oder wenn man das COytozym und Serozym in hyper- tonischem Milieu oder in Erdalkalienlösung aufeinander einwirken lässt. Ähnliche Gesetzmässigkeit haben wir auch für den Vorgang der Cytozymierung von Bakterien und Stärke auf- gedeckt: Auch dort wirkt Hypertonie, Erdalkalien und Inaktivieren hemmend. Ähnliches ist für die Anaphylatoxinentstehung und für die Komplementtätigkeit und Komplementbindung bekannt. Schon aus diesen Ausführungen ergibt es sich, dass wir absolut nicht berechtigt sind, die Anaphylatoxinbildung ohne weitere Analyse auf irgendeine bestimmte Funktion des aktiven Serums zurückzuführen. Namentlich lässt sich ‚nachweisen, dass . eine Thrombinbildung für die Giftigkeit des Anaphylatoxins nicht in Betracht kommt. Die Entbehrlichkeit eines Immunkörpers, sowie die Möglichkeit, mit Substanzen, denen kein antigener' Charakter zukommt, Gift zu erzeugen, verbietet, von einer Komple- menttätigkeit zu sprechen. Es ergibt sich aber ein anderes Problem von einer weittragenderen Bedeutung: Alle an den aktiven Zustand gebundenen Funktionen des Serums sind dadurch charakterisiert, dass sie an ein gewisses Gleich- gewicht zwischen Albuminen und Globulinen gebunden sind, sowie dass sie im hypertonischen Milieu oder in Erd- alkalienlösung aufgehoben oder geschwächt werden. Es frägt sich daher, ob allen diesen Funktionen eine iden- tische oder doch ähnliche Substanz zugrunde liegt oder ob die gemeinsamen Merkmale darauf beruhen, dass alle diese Funktionen an einen und denselben Zustand des Serums gebunden sind. Da die Inaktivierung und die Hypertonie die Differenzierung der einzelnen Funktionen nicht gestatteten, so wurde untersucht, ob nicht mit anderen Eingriffen, die die Funktionen des Komplements beeinträchtigen, eine weitere Charakterisierung erzielt werden könnte Wir wandten zunächst unsere Aufmerksamkeit dem von Jakoby und Schütze entdeckten Phänomen zu, dass das Schütteln des Serums 38 Ludwig Hirschfeld. das Komplement zerstört. Schüttelt man das Serum in verdünnter Lösung, so tritt, wie dies Schmidt und Liebers beschrieben haben, eine Trübung ein. Diese Trübung besteht aus ausgefällten Globu- linen. In dem Trübungsgrad des Serums haben wir ein sicht- | bares Merkmal für die Stärke des angewandten Eingriffs. ä ir haben ausserdem ein Mittel gefunden, welches uns gestattet, die an den Globulinen vorgegangene Änderung auch dort zu erkennen, wo die sichtbare Trübung fehlt. Man wusste, dass eine Globulin lösung antikomplementäre Eigenschaften hat, oder Wassermann’sche Reaktion gibt. Die Versuche ergaben nun, dass das geschüttelte Serum positiv nach Wassermann reagiert, und zwar auch dann, wenn die sichtbare Trübung abzentrifugiert wird. besitzt. Die Versuche ergaben, dass die Trübung ausbleibt, wenn das Serum vorher inaktiviert, oder wenn das Schütteln in hypertonischer Lösung vorgenommen wurde. treten der positiven W. R. bleibt dann ebenfalls aus. somit im Auftreten von Trübungen beim Schütteln einen Vorgang der durch Hypertonie und Inaktivierung verhindert wird. Man könnte nun die Trübung als bewirkt durch eine thermolabile Substan wie es bisher gegenüber den nach Inaktivierung aufhebbaren Funktionen des Serums üblich war: man postulierte thermolabile Substanzen. Eine derartige H inderung derselben wobei sich das Serum rein passiv verhält; wo hingegen der Einfluss der Inaktivierung und der Hypertoni als eine Erhöhung der Stabilität der Serumkolloide auf zufassen ist, als eine Stabilisierung, was wir daraus erkennen, dass die makroskopische Trübung nie | und dass die die Globulinausfällung b komplementäre Wirkungen, Wasserm bleiben. Es frägt sich nun, ob wir berechtigt sind, auch bei anderen Funktionen, die nur das aktive Serum auszuüben vermag, anzu nehmen, dass die Inaktivierung und die Hypertonie im Sinne der Stabilisierung der Globuline wirken. . | betrachten, ht oder erst später eintritt egleitenden Phänomene (anti ann’ sche Reaktion ete.) aus- Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete. 39 Ich habe bereits erwähnt, dass die Labilisierung der Globuline im Serum sich durch die Wassermann’sche Reaktion erkennbar machen kann. Wir haben nun solche Substanzen, die das Komple- ment absorbieren und die zum Teil auch eine Giftbildung veranlassen, (Agar, Bakterien, Kaolin) mit nach Wassermann negativen Seren vermischt und untersucht, ob die so behandelten Sera (als Zeichen wis, stattgefundenen Labilisierung der Globuline) nicht eine positive V.R. geben würden. Die Versuche ergaben in der Tat, dass die Mensen: Agar, Kaolin ete. imstande sind, diesen Um- schlag der Reaktion in Menschenseren zu bewirken, und zwar nur im aktiven Serum!). Das inaktive Serum wird durch Zusatz dieser Substanzen nicht oder wenigstens viel schwächer verändert. Dass diese Änderung tatsächlich auf einer Labilisierung und Fällung der Globuline beruht, ist namentlich beim Agar direkt’ sichtbar. Das Serum wird nämlich, wie dies Bordet gezeigt hat, nach dem Vermischen mit Agar trübe. Diese Trübung bleibt aus, wenn das Serum vorher inaktiviert wurde. Wir sehen, dass eine ganze Reihe von Substanzen befähigt ist, eine Labilisierung und Fällung der Globuline zu bewirken. Ein Mittel, welches dieser Labilisierung und Fällung entgegen- arbeitet, stellt uns die Inaktivierung und Hypertonie dar. Wenn somit zum Zustandekommen einer bestimmten Funktion ein gewisser Grad der Labilität der Serumkolloide not- wendig ist, so muss diese Funktion durch Inaktivierung oder Hypertonie aufgehoben werden. Der die Funktion beeinträchtigende Einfluss der Erhitzung und Hypertonie könnte einzig und allein dadurch bedingt sein, dass das Serum die betreffende Funktion nur dann auszuüben ver- mag, wenn seine Kolloide die Fähigkeit einer Änderung ihres Dispersitätsgrades besitzen. Wir kommen somit zu dem Schluss, dass wir vorderhand nicht berechtigt sind, bestimmte thermolabile Bestandteile des Serums anzunehmen, und dass es vor allem nicht erlaubt ist, alle Wirkungen, die nur vom aktiven Serum ausgeübt werden, als vom Komplement ausgehend zu bezeichnen. Die Inaktivierung, die Hypertonie ete. bedingen nur einen Zustand des Serums, in welchem seine Kolloide an einer bestimmten Änderung ihres Dis- persitätsgrades verhindert sind. ir haben somit eine Reihe von Funktionen des Serums gegen- über Bakterien analysiert. Die Tatsache, dass alle die Funktionen 1) Genaueres ist in den ausführlichen Publikationen niedergelegt. 40 Ludwig Hirschfeld. in gleicher Weise nach der Inaktivierung verschwinden, sowie durch Hypertonie abgeschwächt werden, führen wir darauf zurück, dass diese Funktionen eine Zustandsänderung des Serums zur Voraussetzung haben. Wollen wir nun untersuchen, welche von diesen Funktionen für die Giftbildung im frischen Serum in Betracht kommen könnte. ine spezifische Funktion des Komplements des frischen Serums muss abgelehnt werden, da das Serum auch nach Zusatz .von Substanzen, denen kein antigener Charakter zukommt, giftig werden kann. Eine Thrombinentstehung (Serozym, Cytozym) im frischen Serum hat mit der Giftentstehung nichts zu tun, da für die Giftbildung Caleium nicht notwendig ist und da auch serozym- freie Sera giftig werden können. Die meisten Anaphylatoxine er- weisen sich ausserdem als nahezu thrombinfrei. ‚Als dritte Funktion des Serums gegenüber Bakterien ist die Cytozymierung zu nennen. Die Cytozymierung beruht darauf, dass das mit den Globulinen fällbare Cytozym durch die Bakterien ab- sorbiert wird. Da das Cytozym ein Lipoid ist, so können wir auch sagen, dass bestimmte mit Globulinen fällbare Lipoide dem natür- lichen Verband mit Serum entzogen werden; es wäre denkbar, dass an diesen Vorgang der Eliminierung bestimmter Substanzen aus dem Serum die Giftbildung gebunden ist. Wir haben aber ausserdem gesehen, dass durch Bakterien (sowie dürch andere Suspensionen) eine Labilisierung und Fällung der Globuline im Serum bewirkt wird, eine Reihe von Änderungen seines physikalischen Zustandes durch; diese Anderungen führen zum Auftreten einer positiven W.R. sowie schliesslich zu makroskopisch sichtbaren Trübungen. Es ist möglich, dass ein bestimmtes intermediäres Stadium im Verlauf der beschriebenen Veränderungen mit dieser ausserordentlichen Giftigkeit verbunden ist. Da nicht alle Mittel, die die Globuline labilisieren, befähigt sind, Gift zu erzeugen, so muss angenommen werden, dass dieser bestimmte Zustand nicht durch alle Mittel hervorgerufen oder genügend lange fixiert wird, die zu einer Globulinfällung führen. Komplementes nur Eigenschaften 2 d. Sie charakterisieren diejenigen vom Serum ausgeübten Funktionen, welche zu ihrer Erfüllung eine Zu- standsänderung der Serumkolloide brauchen. Die Vorsanke erklären auch den Widerspruch, warum Substanzen ohne Antigencharakter. Über Anaphylaxie und Anaphylatoxin ete. ‚4 im Serum Veränderungen bewirken (Gift, pos. W.R. ete.), welche wir bei der Beeren Kumplomankbinkiasn antroffen. rs BEHRIDGEINE Band dürfte die gleiche phy in. Diese Pektandsänderüng näher zu präzisieren, verbleibt die wichtigste Auf- gabe der zukünftigen Forschung auf dem Gebiete der Immunitätslehre. Zusammenfassung. Die Arbeit stellt einen Versuch dar, mit der Methodik der Gerinnungsphysiologie in die Probleme der Immunitätsforschung, namentlich in das Anaphylatoxinproblem einzudringen. Zur Bildung von Thrombin sind nach der jetzt geltenden An- need drei ed notwendig: Die Ca-Ion 3) Eine Koktostabile Substanz, die in Blutplättchen, Muskeln, Organzellen ete. enthalten ist. Diese Substanz wird Cytozym ge- nannt. Es .handelt sich wahrscheinlich um ein Lipoid aus der Klasse der Leecithine. 3. Eine thermolabile Substanz, die im .Serum (oder Plasma) Irene Diese Substanz heisst Serozym (oder Plasmozym). s Serozym und das Komplement haben gewisse Ähnlich- kerlön ee er: a) beide Substanzen sind thermolabil; b) die Funktion beider Substanzen wird in physiologischen Lösungen der Erdalkalien und in 2°/ NaCl aufgehoben. - Hingegen bestehen quantitative Differenzen zwischen dem Gehalt an Serozym und Komplement in verschiedenen Seren. Es gibt Sera mit gutem Komplement, die kein Serozym enthalten und umgekehrt haben Sera mit starkem Serozymgehalt oft kein Komplement. Das Komplement wirkt auch im Ca-freien Medium, das Serozym nicht. Das Serozym ist somit mit dem Komplement nicht identisch. IH. In Seren, die an sich kein Thrombin mehr enthalten, lässt sich durch Spaltung in Globuline und Albumine oft neues Thrombin zur Darstellung bringen. Die Vorstufen des Thrombins sind in solchen Seren enthalten, aber in einem Zustand von Reaktions- unfähigkeit, die durch Spaltung aufgehoben wird. Dieses Verhalten erinnert an ähnliche, durch Spaltung beeinflussbare Vorgänge, die bei der Wassermann’schen Reaktion eine Rolle spielen. Das im Serum vorhandene Cytozym wird in der Regel mit den Globulinen gefällt. Das Serozym befindet sich zum grossen Teil in der Albumin- zum Teil in der Globulinfraktion oder in beiden. III. Die Bakterien sowie anorganische Pulver wirken primär nicht als Cytozym, sie gewinnen den Cytozymcharakter erst durch Behandlung mit cytozymhaltigen Seren. 42 Ludwig Hirschfeld. Wir nennen die so veränderten Bakterien bezw. Pulver die eytozymierten Bakterien, cytozymierte Pulver etc. Der gerinnungsbeschleunigende Einfluss der Pulver auf Plasma dürfte darauf beruhen, dass präformiertes Cytozym des Plasma an ihre Oberfläche angereichert und dadurch in seiner Wirkung verstärkt wird. Organzellen lassen sich ebenfalls cytozymieren. Auch solche Zellen, die primär kein Cytozym enthalten, wie z. B. Leukocyten, können auf diese Art gerinnungsfördernd wirken. 2 Die Substanzen, die den Bakterien oder dem Kaolin oder den Globulinen ete. den Cytozymcharakter verleihen, sind identisch. Es handelt sich um das im Serum gelöste Cytozym, welches an + die Bakterien, an das Kaolin oder die Globuline übergeht. IV. Bloss frisches Serum vermag die Bakterien zu eytozymieren. # Inaktives, d. h. auf 55° erhitztes Serum cytozymiert die Bakterien nicht. Reine Cytozymextrakte cytozymieren die Bakterien nicht oder nur unwesentlich. 5 = 2°/o NaCl sowie physiologische Lösungen der Erdalkalien hemmen die Cytozymierung der Bakterien. V. Nach Schütteln des aktiven Serums in physiologischer Kochsalz- lösung tritt eine Trübung ein, die aus ausgefällten Globulinen besteht. Die Fällung der Globuline lässt sich auch dadurch nachweisen, dass die geschüttelten Sera eine positive Wassermann’sche Reaktion geben. Die Trübung und die W.R. lassen sich durch vorhergehende Inaktivierung, sowie durch Hypertonie vermeiden. Da das Schütteln die Globuline fällt, so muss angenommen werden, dass Inaktivierung und Hypertonie im Sinne einer Stabilisierung der Serumkolloide, speziell der Globuline, wirken. grundezuliegen. b) Eine Thrombinentstehung hat mit der Giftigkeit des Ana- phylatoxins nichts zu tun. €) Die Giftigkeit des Anaphylatoxins hängt mit der Änderung des aktiven Serums und nicht mit der Änderung der dem Serum zu- gefügten Substanzen zusammen. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung handelt es sich entweder um Entziehung lipoid- artiger Substanzen aus dem Serum, oder bedingt ein be stimmter Dispersitätsgrad der Serumkolloide dessen Giftigkeit. Aus dem physikalisch-chemischen Institut der Eidg. Technischen Hochschule Zürich. Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. Von Max SCHLÄPFER. (Als Manuskript eingegangen 3. April 1914.) Hiezu Tafel I. Einleitung. Zur Untersuchung der Bildungsbedingungen der natürlichen Mineralien und Gesteine sind zwei Wege betreten worden, welche sich gegenseitig ergänzen müssen. Die eine Methode, welche man die statistische nennen könnte, bezweckt, die Minerallagerstätten und die Gesteine genau zu beschreiben und daraus wichtige Schlüsse über die gegenseitigen Beziehungen der Mineralien zueinander zu ziehen. Die experimentelle Methode sucht diese Hypothesen durch den Versuch zu bestätigen. Die Erstarrungsgesteine denkt man sich, wie schon der Name lehrt, durch Erstarren einer flüssigen Silikatschmelze, des sog. Magmas entstanden. Wir müssen annehmen, dass in diesen flüssigen Gesteins- magmen erhebliche Mengen flüchtiger Bestandteile (Gasmineralisatoren) vorhanden sind. Zu dieser Auffassung führen die Untersuchungen der vulkanischen Exhalationen, der im Eruptivgestein okkludierten Gase, sowie der Mineralien, die flüchtige Bestandteile chemisch gebunden enthalten, wie z. B. Biotit, Turmalin, Flusspat, Apatit und viele andere. Wie neueste Untersuchungen von Day und Shepherd!) lehren, welchen es gelang, die flüchtigen Bestandteile direkt aus dem flüssigen Magma eines kleinen Kraters am Lavasee von Kilauea in Hawai zu entnehmen, ist das Wasser, im Gegerisatz zu den Befunden von Brun?) wenigstens dort an erste Stelle zu setzen. Andere im Magma gelöste Gase sind vorwiegend H,, N,, 0,, CO,, CO, H,8, SO,, HCl, C1,, CH,, HF. Denken wir uns einen abgeschlossenen Magmaherd im Erd- innern, der sich stetig abkühlt, so werden nach und nach, in der Fre Pre rendu 1913 II (157), S. 958 und 1028, sowie Bull. geol. Soc. Am 24,573 (1913) 2) Bru Les recherches modernes sur le Volcanisme. Verh. der Schw. Naturf. Ges. 1911, 1,.D..162: Max Schläpfer. Reihenfolge ihrer Löslichkeit, in der verbleibenden Schmelze die Bestandteile als Mineralien auskrystallisieren. Es reichert sich die Schmelze fortwährend an flüchtigen Komponenten an. Sie verliert dadurch an Viskosität, was die Ausscheidung grösserer Krystalle er- möglicht (Pegmatitstruktur). Zuletzt können die flüchtigen Bestand- teile, vorwiegend Wasser, in Hohlräumen zurückbleiben und bei weiterer Abkühlung Mineraldrusen abscheiden. Durch die statistische Untersuchung findet diese Annahme weit- gehende Bestätigung. Besonders im oberen Teil granitischer Lakko- lithen finden sich häufig Mineraldrusen. Das dieselben umgebende Gestein zeigt oft Pegmatitstruktur, die weiterhin allmählich in die granitische übergeht. In der die Drusen umgebenden, pegma- titischen Ausbildung vieler Granite (z. B. Ural, Elba, Baveno) finden sich folgende Mineralien!): Biotit, Hornblende, Erze, Orthit, und zu innerst, d. h. in unmittelbarer Nähe der Druse, Kalifeldspat (als Mikroklin) und Quarz. Allmählich geht dieser Pegmatit in die eigent- liche Druse über, welche die Mineralien in gesetzmässiger Aufeinander- folge enthält. Von aussen nach innen findet man in vielen Drusen: zuerst (1) Adular, Albit, Quarz und Epidot, dann (2) Fluor- und Bormineralien, wie Turmalin, Axinit, Zinnwaldit, Topas und andere, sowie Beryll; weiter (3) Fluorit, Apatit, Caleit, Chlorite, Epidot und 4 zuletzt (4) Zeolithe E Je nachdem der Quarz unter- oder oberhalb 576° in stabiler Form auskristallisiert, besitzt er trapezoödrische Tetartoödrie (« Quarz) oder Hemiedrie (3 Quarz). Da dieser Umwandlungspunkt sehr scharf ist und einmal gebildeter # Quarz beim Abkühlen seine äussere Form beibehält, diente diese Eigenschaft nach Wright und Larsen?) dazu, den Quarz als geologisches Thermometer zu benützen. Da festgestellt wurde, dass der Drusenquarz meist der «-Form angehört, können wir annehmen, dass er und die mit ihm gleichzeitig ausgeschiedenen Mineralien unterhalb 576° gebildet wurden, während die die Drusen een Pegmatite bei etwas höherer Temperatur entstanden E sein dürft Auch ü vulkanischen Eruptionen sind wohl vielfach eine Folge des Gehaltes der Magmen an flüchtigen Bestandteilen.) Um sich über die betreffenden Verhältnisse zu orientieren, muss man von den Komplikationen, die in einem magmatischen System sehr gross sind, absehen und das Wesentliche daran herauszuschälen suchen. Ein wichtiges Charakteristikum für ein Magma ist sicher der Umstand, Königsber 2 ae an Each sie 14. Beil. Bd. S. 118. ?) Baur, Chemische Kosmographie 8. 85. a Fe ee id a a an rue Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 45 dass darin einesteils sehr leicht flüchtige, andernteils sehr schwer schmelzbare Bestandteile ineinander gelöst sind. Man wird daher vor allem die untersolchen Verhältnissen wirksamen physikalisch-chemischen Gesetze untersuchen müssen. Betrachten wir zu diesem Zwecke die Dampfspannung eines binären Systems, bei dem die Komponente A leicht, die andere B schwer flüchtig, und letztere in ersterer, bei mit der Temperatur steigender Löslichkeit, ziemlich leicht löslich ist. Dies ist z. B. bei dem System Silbernitrat-Wasser der Fall. Da aber bei diesem System infolge Auftretens eines Umwandlungspunktes zwischen rhombischen und hexagonal rhomboedrischem Silbernitrat Komplikationen auf- treten, deren Berücksichtigung in unserer Betrachtung nur stören könnte, ziehe ich es vor, den Fall an einem schematisierten Beispiel zu erläutern. Untersuchen wir ein solches System bei einem hohen Drucke, der wenigstens immer höher als seine Dampftension sein muss, so haben wir eine Lösungskurve, die sich von den bekannten Schmelz- kurven, z.B. zweier Metalle ineinander; in keinem wesentlichen Punkte unterscheidet. In der schematischen Figur 1a (Schnitt durch die Raumfigur beim Druck p,), bedeutet jeder Punkt der Linie 4, E' die Konzentration der Lösung, die bei festem A bei der durch seine 7-Ooordinate gegebenen Temperatur koexistiert; ebenso jeder Punkt von B/ E’ die Zusammensetzung derjenigen flüssigen Phase, welche mit festem B bei der betreffenden Temperatur im Gleich- gewicht ist. A’ ist der Schmelzpunkt von A, B/ derjenige von B, beim Drucke p,. Bei der durch den Punkt E’ bestimmten Temperatur und Konzentration der Lösung koexistieren mit dieser beim Druck P,, sowohl festes A als auch festes A (Eutektikum). Lassen wir jetzt die mit festem Bodenkörper im Gleichgewicht befindliche Lösung unter ihrem eigenen Dampfdruck stehen, so tritt in der TX-Projektion (Fig. 1b) die Kurve A, E, B, an Stelle von A, E’' B/. Sie ist von dieser wenig verschieden, da der Einfluss des Druckes auf die Lös- lichkeit ein geringer ist. In Fig. 15 stellt A, E, B, schematisch die TX-Projektion der mit Dampf koexistierenden Löslichkeitskurve (Dreiphasenlinie) aller Gemische von A und B dar. A, zeigt wieder den Schmelzpunkt von A, aber jetzt unter seinem eigenen Dampf- druck, B, denjenigen von B. E, bedeutet den eutektischen oder kryohydratischen Punkt. Die mit der gesättigten Lösung. koexi- stierende Dampfphase besteht praktisch immer aus fast reinem A, da der Dampfdruck von geschmolzenem B sehr klein gewählt ist. Ihre Zusammensetzung wird in Fig. 15 durch die gestrichelte Linie 4A, E,B, dargestellt. Wie Fig. le zeigt, sind die Dampfdrucke für 46 Max Schläpfer. A, und B, gering. Bei Zusatz von B sinkt die Dampfspannung des Bi Systems A fest — Lösung noch mehr, bis zum kryohydratischen Punkt E, wo sie mit der Temperatur zugleich ein Minimum erreicht. Lässt man nun A als Bodenkörper verschwinden und:an seine Stelle IuuUn _— / Ta. MOB 7004 7 76. \ 2 \ \ \ I /00B Be Kg; ” ze. T: Fig. 1. festes B treten, so steigt mit zunehmender Temperatur und Kon- “ RniEReSB von B in der Lösung der Dampfdruck derselben zuerst bis zu einem Maximum M, um dann bei weiter abnehmender Kon- zentration von A auf den verschwindend kleinen Betrag von reinem, schmelzendem B zu fallen. Es gibt also ein Gebiet hoher Salzkon- Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. AT zentration zwischen B, und M, wo bei fallender Temperatur, während Salz auskristallisiert, der Dampfdruck steigt. Diese Eigenschaft wurde von E. Baur') zu einem Versuche benützt, die vulkanischen Erup- tionen als eine Folge der Zunahme des Dampfdruckes im Magma beim Abkühlen zu erklären. Jetzt bleibt in Fig. 1 noch die kritische Kurve K,K, zu disku- tieren, welche in folgendem von Bedeutung sein wird. Schon 1879 stellten sich Hannay und Hogarth die Frage, ob die Eigenschaft der Flüssigkeiten, feste Körper aufzulösen, nur diesen zukomme oder ob die von van der Waals bewiesene Kontinuität der flüssigen und gasförmigen Phase sich auch auf diese Eigenschaft erstrecke. Ihre Untersuchungen bewiesen eindeutig, dass eine Reihe fester Körper in verschiedenen Lösungsmitteln auch oberhalb des kritischen Punktes gelöst bleiben. Zur Veranschaulichung sei fol- gender Versuch erwähnt: Wird in einem zugeschmolzenen Rohr eine verdünnte Lösung von wasserfreiem Kobaltchlorid in Aethylalkohol (blaue Lösung) erwärmt, so sieht man in der Nähe der kritischen Temperatur, wie sich die Dampfphase allmählich färbt und bei der kritischen Temperatur genau gleich intensiv blau erscheint wie die Lösung. Diese Farbe behält die fluide Phase auch bei weiterem Er- hitzen bei. Diese Eigenschaft der fluiden Phase, feste Stoffe aufzulösen, er- scheint im ersten Moment merkwürdig, weil doch der feste Stoff bei der betreffenden Temperatur noch einen verschwindend kleinen Dampf- druck hat und daher seine Konzentration in der Gasphase ebenfalls sehr klein sein sollte. Es ist dazu zu bemerken, dass wir es hier mit stark komprimierten Gasen zu tun haben, während das Gesetz von Dalton nur für verdünnte gilt. Wie Centnerszwer?) zeigte, wird durch einen gelösten Stoff die kritische Temperatur erhöht, und zwar gilt für sehr verdünnte Lösungen dasselbe Gesetz, das Raoult für die Siedepunkterhöhung und Gefrier- punktserniedrigung aufgestellt hat. Es ist danach die Erhöhung der kritischen Temperatur der en der Lösung proportional: di=K:- M-L wobei K eine für das Lösungsmittel charakteristische Konstante, L die Menge Lösungsmittel in Gramm, s die Menge des darin ge- lösten Stoffes in Gramm und M das Molekulargewicht des gelösten Stoffes bedeutet. In der Figur 1b stellen X, die kritische Temperatur 1) Chemische Kosmographie S. 85. 2) Zeitschrift f. phys. Chemie 48 (1903), 427. 48 3 Max Schläpfer. von A, X, diejenige von B und jeder Punkt der Kurve X, K, die- 5 jenige einer Lösung von A und B ineinander dar. Nach dem Gesetz von Centnerszwer müsste die Kurve sowohl von X, als auch von K, aus aufsteigen. In der PT-Projektion 1c sind durch die Kurve K, K, die zugehörigen kritischen Drucke gegeben. 1 In dem oben betrachteten Fall ist die Löslichkeit der schwer flüchtigen Komponente bei hoher Temperatur so gross, dass kritische Erscheinungen nur an ungesättigten Lösungen auftreten können. Das steht in Zusammenhang damit, dass die kritische Temperatur des leicht flüchtigen Bestandteils nicht viel unterhalb des Schmelzpunktes des anderen liegt. Paul Niggli') wies zuerst darauf hin, dass für magmatische Verhältnisse ein anderer, zuerst von Smits gefundener Typus in Betracht kommt. Die kritischen Temperaturen der flüch- tigen Magmakomponenten liegen nämlich zum grössten Teil unter 200°, die des Wassers, als des wenigst flüchtigen bei 360°, während die übrigen Bestandteils etwa 1000° höher schmelzen. Um für diesen Fall die Verhältnisse überblicken zu können, vereinfachen wir ihn dahin, dass wir wieder ein binäres System betrachten, in welchem die Löslichkeit von B bei der kritischen Temperatur von A relativ gering ist. Dies wird nämlich meist dann der Fall sein, wenn die : kritische Temperatur von A weit unter dem Schmelzpunkt von B liegt. Unter diesen Umständen werden sich die Dreiphasenlinie und die kritische Kurve in zwei Punkten schneiden. Dieser Fall wird schematisch dargestellt durch Figur 2. Wie in Figur 1 sind hier von der Raumfigur die TX- und PT-Projektion gezeichnet. Die Kurve ‚sich auch der Dampfdruck stetig ändere, so tritt beim Erreichen des an Kurve bei dem entsprechenden kritischen Druck (p, in Figur 2b) ein Meniskus auf. Bei weiterem Abkühlen existieren n i Gasphase bis zu dem Momente beim Drucke p, !) Zentralblatt für Min. 1912, S. 331. Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 49 Lösung d und Dampf e koexistieren. Bei weiterem Erkalten scheidet sich festes B aus. Die Konzentrationen von B in Lösung und Dampf nehmen längs dq und eq ab. Wie Figur 2b zeigt, steigt dabei der Dampfdruck längs dg; gegen q hin nähern sich Lösung und Dampf in ihrer Zusammensetzung gegenseitig und werden in diesem Punkte identisch. Dabei verschwindet der Meniskus wieder. Wir haben nur noch eine fluide Phase neben festem B. Hier existiert nach. der Phasenregel keine Zweiphasenlinie mehr, sondern eine Zweiphasen- J00A R 20 TX-PROLEKTION. ch: PT-PROLEKTION. 2b. Fig. 2. fläche im Raum, d.h. bei gegebener Zusammensetzung muss noch ein zweiter Parameter (z. B. Temperatur oder Druck) festgesetzt werden, damit der Zustand des Systems eindeutig bestimmt ist. Da die fiuide Phase sehr geringe Viskosität zeigt, können sich aus der- selben bei weiterem Abkühlen besonders grosse B-Kristalle bilden. Niggli wies zuerst darauf hin, dass bei Pegmatit- und Drusenbildung Ausscheidung aus fluider Phase eine wichtige Rolle gespielt haben dürfte. Haben wir so den Punkt p erreicht, treten wieder Nebel Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59, 1914. 4 50 Max Schläpfer. auf, es erscheint wieder eine Flüssigkeit neben Dampf und Boden- körper. In dieser nimmt beim Abkühlen die Löslichkeit kurze Zeit zu unter teilweiser Resorption von B. Beim Dampf findet das Gegen- teil statt, so dass beide in ihrer Zusammensetzung rasch divergieren. Bald aber beginnt wieder B sich auszuscheiden bis zum kryohydra- tischen Punkt Z,. Die mit gesättigter Lösung zwischen p und E koexistierende Dampfphase wird durch pE, dargestellt. E Gehen wir jetzt zu den experimentellen Untersuchungsmethoden über. Diese haben den Zweck, die Bildungsbedingungen und Stabili- tätsverhältnisse der natürlichen Mineralien an Hand von Labora- toriumsversuchen zu erforschen. Dazu dienen in der Hauptsache zwei ethoden. Die eine arbeitet bei hohen Temperaturen mit Schmelz- flüssen in offenen Gefässen; sie kommt für solehe Mineralien in Be- tracht, die aus der Schmelze direkt auskristallisieren können. Nach dieser Art wurden bisher die meisten Mineralsynthesen ausgeführt. Viele Mineralien, wie Orthoklas und Quarz, deren Schmelzen glasig erstarren, sowie solche, welche chemisch gebundenes Wasser ent- halten, können nach dieser Methode nicht dargestellt werden. Für ihre Bildung ist die Anwesenheit von Gasmineralisatoren wesentlich. Es lag nahe, zunächst das Wasser, das jederzeit als ein Haupt- bestandteil der flüchtigen Magmakomponenten betrachtet wurde, in die zu untersuchenden Systeme einzuführen. So entstand die hydro- thermale Synthese, bei welcher die festen Komponenten mit Wasser zusammen in geschlossenen Gefässen auf Temperaturen von } 100° an aufwärts bis über die kritische des Wassers hinaus erhitzt werden. Die ersten Arbeiten über hydrothermale Synthesen, welche hauptsächlich aus den Laboratorien französischer Forscher, wie Senarmont, Daubree, Friedel, Sarasin, Chrustschoff u. a.) stammen, begnügten sich damit, die Möglichkeit der Herstellung gewisser Mineralien auf diesem Wege darzutun. Es wurden dabei als Ausgangsmaterialien häufig natürliche Mineralien von oft un- bekannter Zusammensetzung benützt oder so komplizierte (physi- kalisch-chemische) Systeme verwendet, dass sich in bezug auf die Existenzbedingungen der erhaltenen Mineralien kaum Schlüsse ziehen lassen. Auch auf die Kontrolle der Untersuchungsbedingungen wurde dabei gewöhnlich wenig Wert gelegt. E. Baur gebührt das Ver- dienst, zuerst den Versuch gemacht zu haben, die Lehren der physi- !) Da neulich eine vollständi ihl; ER .e ; u ge Bibliographie über hydrothermale Silikat- nt Hallänr en An Bantge Morey (Zeitschrift f. anorg. Chemie enen ist, konnte ich es hi - nn: ” schichtlichen Überblick zu geben. Io unleklassöni,; \einen: ansfübrlichei BE Beiträge zur Kenntnis der bydrothermalen Silikate. 51 kalischen Chemie auf die hydrothermale Synthese anzuwenden. In seinen beiden Arbeiten über hydrothermale Silikate!) stellte er sich die Aufgabe, nach Art der vant’Hoff’schen Untersuchungen über Salzablagerungen BE für die Systeme SiO, — Al,O, — K,O — CaO und SiO, — Al,O,— Na,0 — CaO abzugrenzen. Seine Arbeits- methode bestand A dass die festen Komponenten in möglichst amorpher Form mit Wasser zusammen in einer Stahlbombe 12 bis 20 Stunden auf eine Temperatur von 450° erhitzt wurden. Dabei wurde der Bodenkörper meist grösstenteils in feinkristalline Form übergeführt, so dass sich darin bei der mikroskopischen Untersuchung je nach der quantitativen Zusammensetzung des Systems verschiedene Mineralien bestimmen liessen. Baur nahm dabei an, dass auch bei der Temperatur von 450°, bei der er arbeitete, d. h. ca. 100° über dem kritischen Punkt des Wassers, bei allen Zusammensetzungen des Systems Dampf, Lösung und Bodenkörper koexistieren können. Wie aus den weiter oben besprochenen Diagrammen (Fig. 1 und 2) hervorgeht, ist dies nach den Arbeiten von Smits und Niggli nur dann der Fall, wenn die Bodenkörper bei der betreffenden Temperatur in Wasser leicht löslich sind. Dies gilt in den von Baur unter- suchten Systemen für reine Alkalien, ihre Aluminate und Silikate. Für kieselsäure- und tonerdereiche Verbindungen, wie Quarz, Feldspat, Korund u. a. trifft dies aber keineswegs zu. Wie Versuche von Königsberger und Müller?), welche mit einer besondern Filtrier- vorrichtung in Wassersilikatsystemen bei Temperaturen von 360° und 420° gesättigte Lösung und Bodenkörper trennten, lehren, ist. bei diesen Temperaturen die Löslichkeit vieler Silikate noch sehr gering. In solchen Fällen haben wir es daher mit dem pg-Typus zu tun, wo bei einer gewissen Temperatur kritische Erscheinungen an gesättigter Lösung auftreten. Je geringer die Löslichkeit des Silikats ist, desto näher rückt diese Temperatur (» in Fig. 2) an die kritische des reinen Wassers heran. Der Punkt q (Fig. 2), wo Dampf und gesättigte Lösung wieder auftreten, dürfte wohl bei höheren Tem- peraturen liegen, als sie für hydrothermale Synthesen vorläufig in Betracht kommen. Bei Gleichgewicht würde daher in Systemen, wie sie von E. Baur?) untersucht wurden, bei den Temperaturen, bei denen er arbeitete, in den alkalireichen Gebieten gesättigte Lösung und Dampf auftreten; dort aber, wo schwer lösliche Bodenkörper entstehen, dürfte neben fester nur eine fluide Phase existieren. = Zeitschr. f. phys. Chemie 42 (1903), S. 567 u. Zeitschr. f. anorg. Chemie 72, han Min. 1906, S. 339—348 fe‘ 353—372. 3) Zeitschr. f. anorg. Chemie 72, S. 39 Max Schläpfer. Niggli!) hat diese Verhältnisse an Hand eines schematisierten Diagramms für einen idealen Fall erläutert. Es ist leicht einzusehen, dass beim Auftreten von Dampf neben gesättigter Lösung die Menge des zugesetzten Wassers in weiten Grenzen variieren kann, ohne dass sich an der Zusammensetzung einer der drei Phasen etwas ändert. Bei Anwesenheit von viel Wasser wird eben viel, andern- falls wenig gesättigte Lösung entstehen. Anders liegt der Fall, wenn 7 neben fest nur eine fluide Phase auftritt. Dann ändert sich mit der Menge des zugesetzten Wassers auch die Konzentration desselben in der fluiden Lösung und zugleich der Druck derselben, wobei die Möglichkeit gegeben ist, mr sich auch die Art des damit koexi- stierenden Bodenkörpers änder In seiner Arbeit über as Silikate zog Baur?) seine Versuche in ein, wie er ausdrücklich bemerkt, provisorisches Löslich- keitsdiagramm zusammen, indem er vorerst annahm, dass sich bei den Versuchen ein stabiler Zustand einstellte. Meine Aufgabe be- Sinn, wenn das betrachtete Endsystem völlig im Gleichgewicht ist. Nun liegen, wie meine Versuche zeigen, die Verhältnisse in dem betrachteten Fall zur Bildung eines Gleichgewichts ziemlich ungünstig. Die amorphen Ausgangsmaterialien sind gewöhnlich bei der Versuchs- temperatur noch schwer löslich, so dass der Bodenumsatz langsam | von statten geht und selbst nach tagelangem Erhitzen noch bedeu- tende Reste amorpher Substanz zurückbleiben. Dabei können auch metastabile, aber relativ haltbare Verbindungen entstehen, was offenbar daraus zu schliessen ist, dass man oft bei derselben Brutto- zusammensetzung des Ausgangsmaterials, von verschiedenen Stoffen ausgehend, ganz verschiedene Endprodukte erhält. Königsberger” hat auf diesen Umstand zuerst hingewiesen. Er glaubte dieses einer besondern Filtriervorrichtung bei der hohen Temperatur (er arbeitete bei 360° und 420°) gesättigte Lösung und Bodenkörpe trennte, was ihm erlaubte, die sich daraus ausscheidenden Kristalle gesondert zu untersuchen, von denen er voraussetzt, dass sie die stabilste Phase bilden. Diese Annahme a priori zu machen, scheint mir ebenso unberechtigt wie vorauszusetzen, dass sich die eingeführten Br Zeitschr. f. anorg. Chemie 84, S °) Zeitschr. f. anorg. Chemie 72, ee ®) Zentralbl. Min. 1906, S. 339— ri und 353—372. un, Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 53 amorphen Ausgangssubstanzen durch Bodenkörperreaktion immer direkt in beständige kristallisierte Verbindungen umlagern. Für die Frage nach der Bildung der Minerallagerstätten sind aber auch die metastabilen Phasen von Bedeutung. Beispielsweise haben neueste Untersuchungen von Allen und seinen Mitarbeitern !) gezeigt, dass, obwohl Markasit gegen Pyrit und Wurzit gegen Zink- blende bei den in Betracht kommenden Temperaturen unbeständig sind, in sauren Lösungen von Ferro- resp. Zinksalzen und bei relativ tiefen Temperaturen durch Schwefelwasserstoff die Ausfällung der Metallsulfide in der metastabilen Phase begünstigt wird, während in alkalischer Lösung immer die stabile Phase entsteht. Diese Befunde lassen interessante Schlüsse bezüglich der Entstehung der KErz- ablagerungen zu. Nachdem die Unmöglichkeit der Abgrenzung von aaa Existenz- feldern in hydrothermalen Silikatsystemen, wenigstens bei der bisher gebrauchten Versuchsanordnung, durch meine Arbeit als sichergestellt betrachtet werden kann, wird die Aufgabe der nächsten Zukunft sein, die Bedeutung der verschiedenen Einflüsse, wie Wahl der primären Bodenkörper und Anwesenheit geringer Beimengungen fremder Kom- ponenten, zu untersuchen. Eixperimenteller Teil. £1 Arbeitsv Die von mir benutzte Apparatur schliesst sich eng an diejenige an, die von E. Baur in der schon mehrfach zitierten Arbeit?) ver- wendet wurde. Für die Untersuchung der Systeme SiO, — Al,0, — K,O und SiO, — Al,O,— K,0O— Ca0 wurden Autoklaven verwendet, wie sie in Fig. 3 dargestellt sind. Die Masszahlen sind aus dieser Ab- bildung herauszulesen. Zur Abdichtung benützte ich Kupferplättchen, die vor dem Ge- brauch ausgeglüht und blank geschmirgelt wurden. Diese wurden auf dem ebenfalls blank geputzten ringförmigen und mit Rillen versehenen Absatz AA der Bombe aufgesetzt und durch den aufgeschraubten Deckel, dessen untere Fläche aussen ebenfalls gerillt war, fest auf denselben aufgepresst. Dazu musste der Autoklav im Schraubstock eingespannt und die Schraube des Deckels mittelst eines mit langem Hebelarm versehenen Schlüssels fest angezogen werden. Wenn die Beschiekung mit Wasser nicht zu gross war, hielt dieser Verschluss !) Zeitschr. für anorg. Chemie ig S. 128, 2) Zeitschr. f. anorg. Chemie 72, S. 119. 54 Max Schläpfer. gut. Wenn aber 5 oder mehr cm? Wasser eingefüllt wurden, kam es vor, besonders wenn die Bombe schon längere Zeit in Betrieb war, dass alles Wasser, oder oft nur ein Teil desselben, zwischen Bombe und Diehtung entwich. In solchen Fällen wurde der Versuch immer wiederholt. Das Gewinde des Deckels wurde, um ein Fressen der Schraube, wie es besonders bei neuen Bomben leicht vorkommt, zu verhindern, sorgfältig mit Graphit geschmiert. Wie Baur und Niggli fand auch ich, dass bei mineralsäurefreier Beschickung der Stahl der Bombe nur unmerklich angegriffen wurde, da ein anfangs entstehender und nur langsam wachsender Überzug der Höhlung aus Eisenoxydoxydul einen weiteren Angriff derselben durch das über- hitzte Wasser verhinderte. Wenn ich mich für diese Versuche eines in die Höhlung hineingepassten Silbertiegels bediente, der die Be- schickung aufzunehmen hatte, diente dies ausschliesslich dem Zweck, ein bequemeres Einfüllen und Entleeren derselben zu gestatten. Fig. 3, Masstab ca. 1:3 genaue Angaben eines ähnlichen Autoklaven siehe E. Baur, Zeitschrift f. anorg. Chemie 72, 121, 1911). Bei den Versuchen, in welchen ein Zusatz von Chlorcaleium verwendet wurde, genügte dieser Magnetitüberzug nicht mehr, um die Bombenwandung vor Korrosion zu schützen. Die Beschickung einem aufstülpbaren Deckel versah und einen Teil des Beschickungs- wassers direkt in die Höhlung der Bombe brachte, liess sich woh die Verunreinigung der Präparate mit Eisen zurückdrängen, ein Angreifen der Bombe konnte aber dadurch nicht verhindert werden. Nachdem Versuche, die mit Wasser gefüllten Büchsen mit Silberlot zuzulöten, ein negatives Resultat ergeben hatten — infölge der grossen Wärmeleitfähigkeit des Silbers liess sich, bei gleichzeitiger Kühlung des unteren Drittels, der obere Teil der Büchse selbst in Sauerstoff- gebläse nicht genügend erhitzen, — liess sich schliesslich durch fol- gende Vorrichtung ein Ausweg finden. Die Höhlung der Bombe ER ER EEE Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate, 55 wurde etwas konisch ausgedreht und eine Einlage aus 1 mm starkem Feinsilber in dieselbe hineingepasst, welche oben mit einem flanschen- artigen Falz versehen war, dessen Durchmesser gleich dem der Kupferplättchen gewählt wurde. Beim Zuschrauben des Deckels wurde das Kupferplättchen fest auf den Silberfalz gepresst, was eine vorzügliche Dichtung bewirkte, wenn die Schraube genügend angezogen wurde. Der einzige Nachteil dieser Methode ist der Um- stand, dass das Kupferplättchen am Ende des Versuchs so dicht auf der Einlage haftet, dass es nur sehr schwierig wieder entfernt werden kann. Da der Flansch des Silbertiegels durch das Pressen bei jedem Versuch dünner wird, kann eine solche Einlage höchstens dreimal gebraucht werden. Zur Heizung der Bombe benützte ich zwei elektrische Öfen. Der eine war ein Heräus-, der andere ein selbstkonstruierter Nickel- drahtofen. Beide hatten ein 6,5 cm weites, senkrechtes Heizrohr, in dessen mittlerem Drittel die Bombe auf einer Sandschicht ruhte. Den oberen Teil füllte ich mit losen Asbestfasern an. Die Temperatur wurde mit einem Thermoelement, welches neben die Bombe in den Ofen gestellt wurde, gemessen und die Stromstärke so reguliert, dass sich im Ofen eine Temperatur von 470° einstellte, was zirka 8—10 Stunden in Anspruch nahm, wenn die kalte Bombe in den bereits heissen Ofen gestellt wurde. Da die Temperatur bei kon- stantem Strom sich ‚innerhalb 460° und 480° konstant erwies, war es nicht notwendig, das Thermoelement immer im Ofen zu lassen. Es genügte, von Zeit zu Zeit eine Kontrollmessung zu machen. Die Bomben wurden meist etwa 22 Stunden erhitzt. Sie waren also unter Berücksichtigung der Zeit des Anheizens zirka 12—14 Stunden der konstanten Maximaltemperatur ausgesetzt. Den Befund von Friedel und Baur, dass diese Zeit zur Einstellung eines relativ haltbaren Zustandes des Systems genügt, kann auch ich bestätigen. Es liess sich gewöhnlich kein merkbarer Unterschied wahrnehmen, wenn ein Versuch auf 48 Stunden oder mehr ausgedehnt wurde. Selbstverständlich ist dadurch nicht gesagt, dass nach dieser kurzen Zeit der stabile Zustand des Systems eingetreten ist. Nachdem aber einmal verhältnismässig haltbare schwerlösliche Stoffe entstanden sind, wandeln sich diese, sofern sie metastabil sind, nur sehr langsam in die stabilen um, ebenso wie auch aus den gebildeten kleinen Kristallen nur sehr langsam, durch Wachsen der einen auf Kosten der andern, grössere entstehen. Als Ausgangsmaterialien wurden nur amorphe Stoffe gewählt. In folgendem gebe ich eine Zusammenstellung derselben mit ihren Analysen in Prozenten. 6 Max Schläpfer. Tabelle 1. wem | | BUN. Angewandte Substanz Kürzung] me SiO, AL,O, | K;O \C0, | CaO'Fe,0, | 2 | | I } | Kieselsäure von Merck . . . IA [.17,983°180,30| 248) — | —- | — Be | (1 Spar Ca0 | | Ye0,Peod;) | | Kieselsäure aus SiF, selbst dar- | B, | 11,88 18812 — | - 11-1 —- gestellt; geringe Mengen HF | | | enthaltend... 0... B, | 12,02 kapae! — | - I1-—|-| — ‘ I I } 15,69 | | | Kaliumaluminat v. Kahlbaum | C ironbilld) — | 33,35 51,01) — | — Ds 9,24 ‚ | Aluminiumhydroxyd v. Merck | Dı 35,80 | — 64,201 — | — | — | = In kochender KOH-Lösung \ | schwerlöslich . . . . . D 7 6,6 | -— 84 | — 1 -— | — | — Selbst hergestelltes Aluminium- | | | hydroxick 2.00 0.5 | EB | 3550| — 6450| -— 1— | — 0 In kochender Kalilauge leicht | | | She 133.081 | 68,454. — Te mm ni nt ja ji Zu nn I Kaliumhydroxyd mit Alkohol ge- | reinigt von Kahlbaum: . . | F 4,5H,0| — | — 175,153,101 — | — Kaliumkarbonat zur Analyse von es | Kahlbaumi! ur: unser % 0,93 = 567,5 TE rs a a 1 Galeiumoxyd zur Analyse von | Kahlbaum. Zum Gebrauch | : nochmals geglüht . . . . -. - 1-1. —|11100) — ERREGER EEE ARE | Eisenhydroxyd von Kahlbaum | J 2 1 = | —- | — |- | — 7758 Daneben wurden als Zusätze im dritten Teil der Arbeit ver wendet: K. Blumendraht, d. i. sehr reines, metallisches Eisen. L. gekörntes Chlorealeium „zur Analyse“ von Kahlbaum. M. sublimiertes Ferrichlorid. Die Kieselsäure B wurde durch Einleiten von Fluorsilicium in destilliertes Wasser hergestellt. Das Präparat wurde sorgfältig ge waschen, indem es in einem Filtrierstutzen jeweilen mit destilliertem Wasser längere Zeit digeriert und darauf mit einem Ballonfilter von demselben befreit wurde. Dies wurde solange fortgesetzt, bis das Waschwasser nicht mehr sauer reagierte. Dennoch wurden noch geringe Mengen Flussäure festgehalten, welche sich dadurch nach- Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 57 weisen liessen, dass eine Probe des getrockneten Präparats in einem feuchten Luftstrome geglüht wurde. Dieser strich nachher über ein Stück blaues Lackmuspapier, welches sich nach kurzer Zeit rötete. Das Aluminiumhydroxyd E wurde aus einer Lösung von Kahlbaum- schem Aluminiumnitrat, II. Kristallisation mit Ammoniak, gefällt und (bis es sich kolloidal zu lösen begann) durch Dekantation mit destil- liertem Wasser, dann noch einigemal mit ganz verdünntem Ammona- cetat, gewaschen. Das erhaltene Gel liess sich am besten mit einem Ballonfilter von der Flüssigkeit trennen und im Dampftrockenschrank trocknen. Das Waschen mit Ammonacetat war deshalb notwendig, weil das Ammoniumnitrat, das, ohne kolloidale Lösung des Gels zu bewirken, durch destilliertes Wasser aus demselben nicht zu ent- fernen war, sich beim Erhitzen des Tonerdehydrats mit Wasser in ‚der Bombe zu Stickoxyden zersetzte, welche die Bombenwandungen und die Silbereinlage erheblich angriffen. Eine geringe Verunreini- gung des Tonerdehydrats durch Ammoniumacetat erwies sich in dieser Beziehung als unschädlich. ie auf Milligramm genau abgewogenen Ausgangsstoffe wurden, sofern sie im Wasser schwer löslich waren, in der Reibschale sorg- fältig zu einer möglichst gleichmässigen Mischung zerrieben und nachher in der Silbereinlage mit der Lösung des löslichen Bestand- teils (wie Kaliumaluminat, Kaliumhydroxyd und Chlorcaleium) zu einem Brei angerührt. Die nach Beendigung des Versuchs dem Ofen entnommene Bombe wurde mit kaltem Wasser plötzlich abgekühlt, um den bei der hohen Temperatur eingestellten Zustand zu fixieren. Wie schon Baur konstatierte, ist allerdings das Resultat meist auch dasselbe, wenn man die Bombe langsam erkalten lässt, was bei der geringen Löslichkeit der Stoffe nicht verwundert. Die erhaltenen Produkte waren meist Gemische mikroskopisch kleiner Kristalle untereinander mit mehr oder weniger amorpher Substanz. Die allzugrosse Kleinheit der Individuen machte eine ana- lysenreine Trennung einer Kristallart von andern, gleichzeitig vor- handenen und von amorphen Resten nach der Schwebemethode un- möglich, so dass ich ebensowenig wie Baur, Königsberger und Niggli daran denken konnte, die Resultate der mikroskopischen Untersuchung durch quantitative chemische Analysen zu stützen. Von den optischen Bestimmungen liess sich am besten, selbst noch an sehr kleinen Kristallen, diejenige des Brechungskoeffizienten bewerkstelligen. Diese Bestimmung erfolgt leicht nach der Ein- bettungsmethode, wie sie speziell von Schröder van der Kolk für Mikrokristalle ausgearbeitet wurde. Die Kristalle wurden dazu in Flüssigkeiten mit verschiedenem Brechungsindex untersucht. Um zu 58 Max Schläpfer. wissen, ob der Kristall oder das flüssige Medium stärker bricht, braucht man nur den Lichtsaum (Beckesche Linie) zu beobachten, welcher an den Grenzen des Kristalls auftritt und welcher beim Heben des Tubus immer nach der Seite geht, wo die grössere Lichtbrechung E vorhanden ist.‘) Als Einbettungsflüssigkeiten benützte ich folgende Verbindungen: Glyzerin n= 1,4625 Anilin n = 1,5843 Olivenöl n = 1,4660 Bromoform — 1,5919 Rizinusöl n=1,4759 Chinaldin . n = 1,6090 Xylol n=1,4951 Chinolin . n = 1,6229 Benzol n = 1,4995 Schwefelkohlenstoff n = 1,6275 Zedernöl n= 1,5035 Monochlornaphtalin n = 1,6312 Monochlorbenzoln = 1,5230 Monobromnaphtalin n = 1,6570 Nelkenöl n= 1,5355 Thouletsche Lösung n = 1,715 Anisöl n = 1,5500 Jodmethylen . n=1,6 Toluidin n.= 1,5692 Die angegebenen Brechungskoeffizienten dieser Lösungen wurden mit einem Appe6schen Refraktometer bestimmt; nur die beiden höchsten Brechungsindices sind der Tabelle?) von Weinschenk entnommen. Feinere Abstufungen liessen sich durch Vermischen dieser Indi- katoren erreichen. Als weitere Konstanten wurden bestimmt: Flächenwinkel, Art der Auslöschung, Auslöschungsschiefen und optischer Charakter in der Längsrichtung der Kristalle. Die Stärke der Doppelbrechung liess sich oft aus der. Interferenzfarbe bei gekreuzten Nicols, welche sich mit dem Quarzkeil annähernd bestimmen liess, und der Dicke des Kristalls schätzen. Achsenbilder konnten wegen der Kleinheit der Kristalle nur in wenigen Fällen erhalten werden, Durch die e Untersuchung der Löslichkeit der Kristalle in Mineralsäuren liessen | sich weitere Anhaltspunkte für die Bestimmung derselben gewinnen- Spezieller Teil. 1. Versuche am System. K,0 — ALO,— Si0,. Die in diesen Versuchen erhaltenen Kristallarten werden hier zuerst der Reihe nach beschrieben. 1. « Quarz SiO, (vergl. Tafel 1, Fig. 1, 2 u. 3) Hexag. trape- zoedr. tetartoedrisch. !) Vergl. Weinschenk, Anleitung zum Gebrauch des PolarisationsmikroS" kopes S. 38, H loc. eit. nn un Amin dan m a nal u nn nul u Du ZU Dunn rl aan | | | Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 59 Die optische Untersuchung liess diese Kriställchen als doppel- brechend, einachsig, mit positivem Charakter der Doppelbrechung erkennen. Die Stärke der Doppelbrechung wurde zu 0,009 geschätzt. Die Lichthrechung des ausserordentlichen Strahls ist wenig höher als Anisöl (n = 1,5500), erheblich tiefer als Toluidin (n = 1,5692), was mit den Angaben für Quarz, e = 1,553, sehr gut übereinstimmt. Die Kristalle zeigen meist folgende Flächen: Hexagonales Prisma erster Art (1010) und die beiden Rhomboeder . (1011) und (0111), welche meist an beiden Enden des Kristalls und oft ungleich ausgebildet sind, was auf primäre Bildung von trapezoedrisch tetartoedrischem «-Quarz schliessen lässt. Diese Annahme wird dadurch bestärkt dass an einem Kristall von Versuch 57 die Rhombenfläche (1121) und die Trapezfläche (5161) beobachtet werden konnten. Es war dies also ein «-Rechtsquarz. Besonders in den Versuchen 49. 56 und 57, wo die Individuen am besten ausgebildet sind, kommen oft Durchwachsungen vor, an denen sich folgende Zwillingsgesetze ') nachweisen lassen: 1. Das Japanergesetz (vergl. Tafel 1, Fig. 2). Unter diesem Namen sind Durchkreuzungen bekannt, bei welchen die beiden Kristallindividuen je eine Prismafläche gemeinsam haben, während ihre Hauptachsen je einen Winkel von 84°33’ miteinander einschliessen. An etwa zwölf Zwillingen konnte dieser Winkel mit Abweichungen von 30’ bis 1° gemessen werden. 2. Das Zwickauergesetz (vergl. Tafel 1, Fig. 3). Dieses erzeugt Zwillinge, bei denen die Ebene der Hauptachsen ebenfalls parallel je einer Prismenfläche, bei denen aber der Winkel, den die Hauptachsen miteinander bilden, 42° 17° beträgt. Auch dieser Winkel wurde mit der oben angegebenen Genauigkeit in acht Fällen gemessen. Sehr häufig waren auch Durchwachsungen parallel der Hauptachse (vergl. Tafel 1, Fig. 1). Rechtwinklige Durch- kreuzungen, ‘wie sie an den künstlichen Kristallen Friedels?) auf- traten, konnte ich bei den meinigen nicht mit Sicherheit nachweisen. 3. Tridymit SiO, (vergl. Tafel 1, Fig. 4 u. 5) pseudohexagonal. In Wirklichkeit wahrscheinlich rhombisch. ; Die von mir erhaltenen Kristalle traten meist in Form dünner, sechsseitiger Blättchen auf, deren Kanten Winkel von 120° mit- einander bilden. Eine sehr schwache Doppelbrechung der auf der Tafelfläche liegenden Kristalle, die man mit Hilfe des Rots erster Ordnung deutlich nachweisen kann, liess dieselben als pseudohexa- gonale Zwillingsbildungen erkennen. Dabei schien die Auslöschung . mit der positiven Richtung parallel einer Kante zu sein oder nur 1) Vergl.Zyndel. Über Quarzzwillinge mit niehtparallelen Hauptachsen. Zeit- schrift für Kristallographie 53, S. 15, 1913. 2) Bull. soc. min. Paris 1888, 11, 19. 60 Max Schläpfer. einen kleinen Winkel mit ibr zu bilden. Sichere Angaben lassen sich wegen der schwachen Doppelbrechung und der Dünne der Kristalle ’ nicht machen. Bei manchen Individuen liess sich mit Hilfe des Rots erster Ordnung auch deutliche Felderteilung erkennen, wobei die Abgrenzungslinien der Felder zu den Kanten des Kristalls parallel zu sein schienen. Hochkant gestellte Blättehen zeigen stärkere Doppel- brechung mit c senkrecht zur Plattenebene. Die Kriställchen verschwinden beinahe in Rizinusöl vom Brechungs- index 1,4759, was mit den Angaben für Tridymit « = 1,476 gut übereinstimmt. Oft sind mehrere dieser Schüppchen dachziegelartig übereinander gelagert. Auch Durehkreuzungszwillinge und kugelige Aggregate wurden beobachtet, doch war es der unregelmässigen Lagerung und der Kleinheit der Kristalle wegen unmöglich, Ver- wachsungswinkel zu messen. Alle diese Beobachtungen stimmen mit den Angaben über Tridymit sehr gut überein, so dass die Identität meiner Kristalle mit diesem Mineral als zweifellos betrachtet werden kann, zumal dieselben nach der Versuchsanlage ausser Kieselsäure keinen andern Bestandteil enthalten können. u 3. Hieratit, Kaliumsiliziumfluorid K,(SiF,) (vgl. Tafel 1, Fig. 6). In den Versuchen 49, 57 und 58 wurden vereinzelt reguläre, neben Quarz sehr scharf ausgebildete, isotrope Kristalle erhalten, welche besonders Oktaeder (111) und Würfel (100), daneben auch das Rhom- bendodekaeder (110) miteinander kombiniert zeigen. Es deutet dies auf reguläre Holoedrie. Die Farbe zeigt einen Stich ins Violette, wie dies bei Fluormineralien oft beobachtet wird. In einer Mischung von Wasser und Glyzerin vom Brechungsindex 1,394 zeigten sie noch deutliches Relief, während sie in Wasser beinahe unsichtbar waren. Ihr Brechungskoeffizient beträgt also 1,35—1,34. Mit Kieselfluor- kalium, welches durch Eindampfen von verdünnter Kieselflussäure, die mit Kalilauge neutralisiert war, erhalten worden war, zeigten sich die Kristalle in Form, Farbe und Lichtbrechung völlig identisch. Das zu ihrer Bildung nötige Fluor war von geringen Verunreini- gungen meiner Kieselsäure mit Kieselfluorwasserstoffsäure geliefert worden. Auffallend ist die Ähnlichkeit, welche diese Kristalle mit dem unbekannten Mineral zeigen, welches Baur in seinen Versuchen ziemlich häufig erhielt und welches Becke als ein faujasitähnliches Kaliumtonerdesilikat betrachtete. Da die von Baur verwendete Kieselsäure wie die meinige aus Fluorsilizium hergestellt, von der Flussäure aber nur. durch Erhitzen in einer Pieknschale befreit worden war, muss der Glühverlust von 9,8 °/o, welchen ich nach- träglich an.diesem Kieselsäurepräparate fand, vorwiegend aus Kiesel- Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 61 fiuorwasserstoffsäure bestanden haben, welche ich auch qualitativ darin nachwies. Beim Vergleichen von Baurs Kristallen aus den Versuchen 12, 15, 16, .19 mit den meinigen fand ich an den kleinen, wohlausgebildeten Kaliumfaujasit genannten Oktaedern dieselbe violette Nuance wie bei meinem Hieratit. Die Lichtbrechung bestimmte ich daran wie Becke zu 1,39, d. h. ein wenig zu hoch, was sich leicht durch geringe isomorphe Beimischung von Tonerde in Baurs Kri- stallen erklären liesse. Diese Annahme scheint mir um so mehr berechtigt, als W. Bruhns!), welcher gepulverten Mikroklin mit wässeriger Flussäure 53 Stunden auf 300° erhitzte, angibt neben Tridymit ebenfalls ein isotropes, im Wasser unlösliches Mineral mit vorwaltendem Oktaeder und Würfel erhalten zu haben, in welchem er Kalium, Fluor und Kieselsäure nebst etwas Tonerde nachweisen konnte. Vermutlich war auch dieses Mineral ein aluminiumhaltiger Hierati Zw meinem Versuche mit tonerdehaltiger Beschiekung konnte ich Hieratit ebenfalls in mehreren Fällen nachweisen. Auch hier zeigte sich dieselbe Erhöhung des Brechungsexponenten wie in Baurs Präparaten. Die geringere Häufigkeit des Auftretens dieser Kristalle bei meinen Versuchen lässt sich leicht durch geringeren Fluorgehalt meiner Kieselsäure erklären. Auch der Umstand, dass sowohl von mir alsauch von P. Niggli mit Merckscher Kieselsäure Kaliumfaujasit nie’ auftrat, scheint mir eine Stütze für die Annahme seiner Identität mit Hieratit zu sein. Demnach wäre der Name Kaliumfaujasit aus der Literatur zu streichen. 4. Korund Al,O, (vergl. Tafel 1 Fig. 7) hexagonal rhomboedrisch hemiedrisch. Sechsseitige Tafeln oder kurze Säulchen von sehr hoher Licht- brechung. Die Kristalle verschwinden beinahe im Methylenjodid (n = ca. 1,76), was mit den Angaben für Korund (e = 1,760 und 0 — 1,768) gut im Einklang steht. Sie. zeigen den kleineren Brechungs- index in der Richtung der Hauptachse, sind also optisch negativ. Die Doppelbrechung dürfte auf 0,009 zu schätzen sein. In Salzsäure sind die Kristalle unlöslich. In Versuch 23 kam zu dem Prisma zweiter Stellung und der Basis, welche in den übrigen Versuchen allein auftraten, noch die Rhomboederfläche (1011) hinzu, welche die Kristalle als hemiedrisch erkennen liess. Besonders bei dünntafeligem Auftreten waren oft mehrere Individuen zu fächerförmiger Durch- wachsung vereinigt. Am Präparat 61, das aus ungetrockneter Alu- miniumhydroxydpaste hergestellt worden war, wurde der Glühverlust !) Neues Jahrb. Min. (1889) (II) 62—65.. 62 Max Schläpfer. bestimmt. Er betrug 0,5 °/o, wodurch sichergestellt ist, dass kein Hydrat vorliegt. Die Identität ist also zweifellos. 5. Orthoklas KAISi,O,. Monoklin holoedrisch. Die von mir dargestellten Kristalle wurden mit dem, von E. Baur erhaltenen und von F.Becke bestimmten, Orthoklas beim Vergleich identisch befunden. Sie zeigen c in Richtung der längeren Diagonale des Rhombus von ca. 116° Seitenwinkel und verschwinden in Chlor- benzol (n — 1,523), wenn die Schwingungsrichtung des Nicols in die längere Diagonale fällt. Diese Eigenschaften lassen die Identität mit Kalifeldspat als sicher betrachten. 6. Kalinephelin KAISiO, (vergl. Tafel 1, Fig. 8 Hexagonal. Die Kristalle, die bei hydrothermalen Synthesen im System K,;0—AL,O, —8i0,— H,O am häufigsten vorkommen, sind von E. Baur Kalinephelinhydrat genannt worden. Sie traten auch in meinen Versuchen in vielen Fällen auf. Die von mir erhaltenen Kristalle kommen meist in Form sechsseitiger Blättehen oder auch in mehr oder weniger säuligem Habitus vor. In Versuch 79 und 84 trat neben Basis (0001) und Prisma (1010) auch eine Pyramide (1011) (vergl. Tafel 2, Fig. 2) in Kombinationen auf. Auf der Basis liegend, erscheinen die Kristalle isotrop, parallel den Prismenkanten zeigen sie gerade Auslöschung mit der grösseren Elastizität parallel der Haupt- achse. Sie sind also hexagonal und optisch negativ. Der grössere Brechungsexponent liegt wenig über demjenigen von Chlorbenzol (n = 1,523) und unterhalb desjenigen von Nelkenöl (n — 1,535), was gut mit der von Becke an Baurs Präparaten bestimmten Zahl 1,526 übereinstimmt. Die Doppelbrechung ist gering und beträgt zirka 0,005. Die Kristalle sind in Salzsäure leicht löslich. Ein Ver- gleich meiner Präparate mit dem von E. Baur erhaltenen und von ihm Kalinephelinhydrat genannten Kristallen lässt die Identität beider als gesichert erscheinen. Auch die Identifikation mit den von Lem- berg dargestellten und analysierten Kristallen von Kalinephelin- zusammensetzung, die später von Weyber g optisch untersucht worden sind, scheint gewagt werden zu dürfen. Jene Kristalle enthielten noch 0,5—1,5°/ Wasser. Ob dasselbe chemisch gebunden oder nur untergeordnet als feste Lösung vorhanden war, ist unbekannt. Wir glauben aber nicht, dass das Wasser hier eine bedeutende Rolle spielt; schon der ziemlich hohe Brechungskoeffizient spricht gegen diese An- nahme. Nichts spricht vorläufig gegen eine Identität mit Phacellit, 4 dem in der Natur KalSiO,. nephelin. vorkommenden Kalinephelin von der Formel Ich nenne dieses Mineral daher in dieser Arbeit Kali Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate, 63 7. Pyrophyllit (?) HAISiO, rhombisch. Die meist kleinen Indi- viduen sind gewöhnlich zu garbenartigen und rosettigen Aggregaten vereinigt. Sie zeigen gerade Auslöschung mit positiver Hauptzone und hohe Doppelbrechung. In Anilin vom Brechungsindex 1,5843 verschwinden sie beinahe. Isolierte Schüppchen zeigen auf der Fläche liegend keine deutlichen Umrisse. Mit dem von Baur erhaltenen und von Becke Pyrophyllit genannten Kristallen zeigen die meinen in allen Beziehungen dieselben Eigenschaften. 8. Zunyitähnliches Mineral (vergl. Tafel 1, Fig. 9) regulär (tetraedrisch). In verschiedenen Versuchen des Systems AL,O,— SiO, — H,O traten bei etwä gleichem molprozentualem Verhältnis der Kieselsäure zur Tonerde isotrope Kristalle auf, welche meist die Kristallform des Tetraeders mit schwach angedeuteten Gegentetraeder- und Würfel- flächen kombiniert zeigen. Ihre Lichtbrechung ist wenig tiefer als die des Anisöls und wurde auf zirka 1,545—1,547 geschätzt. In Salzsäure sind die Kristalle unlöslich. Nach der Versuchsanordnung können sie nur Tonerde und Kieselsäure, eventuell etwas Fluor ent- halten. Die Vermutung liegt sehr nahe, dass man es mit einer ähnlichen Substanz wie Zunyit zu tun hat, deren Analyse von Hillebrand ausgeführt, 24,33 %/o 8i0,; 57,88 %/0 Al,O,; 10,89 %, H,O; 5,61 Ihr; 2,91°/o Cl; nebst etwas Fe,O,, K,0, Na,0 und P,O, ergab. Auch dieses Mineral kristallisiert regulär mit Tetraeder, Gegentetraeder und Würfel und ist in Säuren unlöslich. Der Brechungsindex des natürlichen Minerals ist leider nicht bekannt. Ob in unserem Falle Fluor vorhanden oder durch Hydroxyl ersetzt ist, wissen wir nicht. 9. Unbekanntes Aluminiumsilikat (vergl. Tafel 1, Fig. 10) rhombisch. Auch diese Kristallart entsteht schon im kalifreien System, und zwar bei hohem Gehalt an Tonerde. Es sind nadelförmige Kristalle, die sich oft zu büschelförmigen Aggregaten vereinigen und gerade Auslöschung mit positivem Charakter der Hauptzone zeigen. Sie ver- schwinden mitihrem grösseren Brechungsindex in Chinolin (n = 1,6229). Man würde der Ausbildung nach zuerst an Sillimanit denken, aber Brechungskoeffizient und Doppelbrechung sind bei diesem Mineral bedeutend höher als bei meinen Kristallen. Allerdings geben Shep- perd, Rankin und Wright!) an, bei künstlichem Sillimanit, den sie aus dem Schmelzfluss dargestellt hatten, die Brechungsindices « = 1,638; # = 1,642 und y = 1,653 gefunden zu haben, welche tiefer sind als die des natürlichen Minerals: @« = 1,656; ß = 1,658; ') Am. Journ Science 28, 293 (1909). 64 Max Schläpfer. y= 1,677; doch liegen auch diese Daten noch beträchtlich höher als die von mir an meinen Nadeln gefundenen. Auch mit der Be- schreibung eines Aluminiumhydroxydes stehen diean meinen Kristallen gefundenen Eigenschaften in keinem Einklang, vielleicht gelingt es später einmal diese Widersprüche zu lösen. 10. Kleine packartige Aggregate, aus vielen aufeinander gelagerten Schüppehen bestehend. Letztere zeigen scheinbar gerade Auslöschung und positiven Charakter der Hauptzone. Sie verschwinden in Bromnaphtalin (n = 1,657). Dem Auftreten nach wären sie für ein Kaliumaluminiumsilikat zu halten, doch lassen sie sich mit keinem bekannten Mineral identifizieren. onokline Nadeln. . In Versuch 84 traten neben Kalinephelin untergeordnet nadel- : förmige Kristalle auf. Sie zeigen bald gerade Auslöschung mit a in AN N RT Sn Se X ER xa:43:% WV3E-35° WON . N E73 Fig. 4. der Längsrichtung und sind dann zur Auslöschungsrichtung sym- metrisch (Fig. 4a), bald löschen sie schief aus und zeigen dann den in 4b dargestellten Habitus. Wenn die Kristalle auf der Symmetrie- 4 ebene liegen, bildet a mit der Längsrichtung der Nadeln den maxi- malen Winkel von 30-—-35°, , schwindet in Chlorbenzol (n — 1,523). Die Kristalle lassen sich mit keinem natürlichen Mineral identifizieren Die folgenden Tabellen 2 und 3 geben einen Überblick über die Versuche, welche ich mit verschiedenen Zusammensetzungen im System K,0— Al,0,— Si0,— H,O ausführte. Tabelle 2 ‚enthält diejenigen, welche mit M kechen Kat. hergestellte Ausgangsmaterialien angewandt wurden. Die Einrichtung der Tabellen ist folgende: er grössere Brechungsindex ver n rer und Tonerdepräparaten ausgeführt wurden, während bei den in Tabelle 3 verzeichneten Versuchen selbst Si Br. Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 65 Die erste Spalte enthält die Versuchsnummern, die zweite die eingewogenen Substanzen in Gramm, die dritte die Zusammensetzung der Beschickung (exklusive Wasser) in Molprozent. In der zweiten Spalte bedeuten die Buchstaben: A = Kieselsäure von Merck; B = selbsthergestellte Kieselsäure; C = Kaliumaluminat; D —= Aluminiumhydroxyd von Merck; E = Selbsthergestelltes Aluminiumhydroxyd; F = Kaliumhydroxyd; G = Kaliumkarbonat. Die Analysen dieser Ausgangsstoffe sind aus Tabelle 1 heraus- zulesen. In der letzten Rubrik sind die erhaltenen Kristallisationen ein- getragen. Besonders bei Versuchen der Tabelle 2 war häufig nur ein geringer Teil oder selbst gar nichts von der Bodenkörpermasse in Kristalleumgewandelt. Der Rest blieb in Form von isotropen gelatinösen Massen oder mehr oder weniger doppelbrechenden, unregelmässigen Klumpen zurück. Wenn sie gegenüber dem kristallisierten Teil stark überhand nahmen, wurde dies durch Zufügen des Worts „amorph“ zu den Namen der nachgewiesenen Mineralien gekenn- zeichnet. Es muss aber ausdrücklich betont werden, dass alle Ver- suche mehr oder weniger grosse Beimengungen amorpher Stoffe neben den kristallisierten Produkten zeigten. Zum bequemeren Vergleich der Resultate sind einige Zu- sammensetzungen der in Tabelle 2 und 3 zusammengestellten Ver- suche in eine Dreiecksprojektion (Fig. 5) eingetragen. Wenn man die Tabellen 2 und 3 miteinander vergleicht, be- merkt man sofort grosse Unterschiede zwischen den beiden Ver- suchsreihen. Bei derselben Bruttozusammensetzung und genau gleichen Versuchsbedingungen treten bei verschiedener Wahl der Ausgangs- stoffe ganz verschiedene Kristallisationen auf, während bei Anwen- dung derselben Ausgangsmaterialien die Versuche ziemlich gut re- produzierbar sind. So wurde mit Merckscher Kieselsäure und Ton- erde in den Versuchen 13, 17, 18 ete. Korund erhalten, während derselbe, wenn man von den selbst dargestellten Ausgangsstoffen ausging, nur bei sehr tonerdereichen Zusammensetzungen der Be- schickung auftrat. Ähnlich verhält sich der Kalinephelin, der mit Merckschen Ausgangsmaterialien in viel weiteren Grenzen der Zu- sammensetzung des Systems entstand als mit den selbst dargestellten. So trat er z. B. in den Versuchen 7 und 11 mit Kieselsäure A auf, Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 5 Max Schläpfer. Tabelle 2. er : em3| Abgerundete Mol®/, |Krist. 1-2 Tage bei ca. 470% En Eingewogene Substanz in gr BzO| go, [A10,] 8,0 menge - ber 4 | A=0,70; er C=0,54 | 3 [64 20 | 16 |Kalinephelin, amorph 6.1,.A--0.210:..6= 7 161: |15 124 5 ” ve 0,90: = 7 168.112 | 20 ; > 11 | A=1,0;D,=0,20;C=050 | 2 |rı |15 | 14 . A 12 | A=1,0;D,—=0,50;0=0,0 | 7 |ea 3 15 13 | A=1,00: D;=1,80;6=1,40 | 5 |37 |43 | %0 RR amorph 14 | A=1,00; D,—=1,80;C=1,40 | 1 |37 |43 | 20 | Korund vereinzeltKneph. | | Orthoklas, amorph _ 15 | A=0,50;D,=0,90;C=0,70 | 5 |37 |43 | 20 |Korund, vereinzelt Or- | thoklas, a 17 | A=0,0;D,—=0,90:C=0,70 | 5 |41 ‚40 | 19 |Kalinephelin, Kor ü ı Pyrophyllit(?), we ; 18 | A=0,60;D,=0,90;0=0,80 | 5 39,5 39,5 21 |Korund, amorph 19 | A=0,60; D,=1,00;C=0,50 | 5 |44 49 , 14 | Kalinephelin,Pyrophyllit N amorph 20 | A=0,50; D,=1,00;0=0,60 | 5 [37,5 44,5! 18 |Kalin., Korund, amorph 21 | A=0,710; D,=0,80;0=1,% | 5 |38,5'35,5| 26 |amorph 22 | A=0,70;D;=0,80;C=1,10 | 2 39,5 35,9, 25 ; > 23 | A=0,70;D,=0,80;C=1,00 | 2 41,5 35,5 23 |Korund, amorph (Tem- peratur = 535°) 24 | A=0,70;D,=0,80;0—=0,90 | 2 143 |35 | 9 Kalinephelin, phyllit (?). EE 25 | A=0,70;D,—=0;80;6=1,00 | 2 |41 |36 | 93 |amo orph 26 | A=0,70;D,—0,80;C=1,00 | & |41 |36 | 23 |Korund, 27 | A=0,60; D,=0,90;C=0,70 | 5 |41 140 | 19 amorph en g 23 | A=0,70;D,=0,70;C=1,10 | 2 |4ı |34 | 3 amorp: 29 | A=0,60;D, +1,95;6 =9597:9.449: 748 19 a Kalin., amorph 30 | A=0,60; D,—=1,35;F=0424| 3 |40 |41 19 rd Korund, amorph 31 | A=0,70;D,—0,60;C=1,10 | @ |a2 |32 | 26 |amorph 32.1 A—0,70; ‚D, 0,60; C=0,9 | 3 |45,5 31,5) 93 Kelinenhialin, amorph 34 A=0,80; :D,=1, 10;F=0,31 | 3 153 |33 | 14 Kalinephelin, Orthoklas (vereinzelt), amorp 35 | A=0,80;D,=1,10;6=0,38] 3 |53 33 | 14 |Kalinephelin, amorph 37.| A=0,72;D,—=1,10;F=0,31 | 3 |5ı 135 | 14 Kalinephelin, amorph 3 | A=050;D,—=1,30;F=0,12 | 3 |a3 |51 | 6 Jamorph 39 | A=1,10;D,—=0,80;F=0,35 | 3 |66 39 12 u. ginn gebildet, amorph w | A=110;D,=0,80;F=0,49 | 3 |62 |aı | 17 Kalinopkelin, amorph 4 | A=1,10; D,—0,80;F =0,21 | 3.169 33 8 | Amorph 42 | A=1,10;D,=0,80;F=0,61 | 3 60. 20 | 20 Kalinephelin, amorph 4 | A=1,10;D,=0,80;F=0,77 | 3 |57 19 | 4 'Kalinephelin, amorph 48 | A=1,00; F=0,18| 2 — | 10 | GlasigeMassemitkleinen | Quarzeinsprenglingen 109 | A=1,30; F=0,05 | 2 |9 | — | 5 ]|Quarz schlecht ansgeb. Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 67 Tabelle 3. = > ie z ccm| Molprozent ne 1—2 Tage bei sue 0 $ BT = ingewogene »ubstanz ın gr H,0 sn, 1 10 aa rag eg Soc 52] B,=1,370 2 1100 | — | — | Tridymit 56|B,=1,370 3 ]100 | — | — | Quarz und Tridymit 49 | B,= 1,300; F=0,105| 2 | 98! — | 421 Quarz und vereinzelt Hieratit "8721 Bı = 1,801; F=01%]) 21%1 —|°5 en und vereinzelt ieratit | 581B, 1,232; 0,2531 :8.1.90:| =: .10 ee und vereinzelt ier: | 65 | B,= 1,165; F=0338)2|8|—-|15 Qu a Ken Keist. in n Bla: ger 1:51 | B,=1,028; F=0638]| 2151 —- | 3 ei aaa Muiie ' 81|B,= 1,232; E, = 0,317 2 | 90-| 10 | — |amarp | 82 | B,=1,098; E, = 0,317; F=0,351| 2 | 80 | 10 | 10 ee: ver- | nzelt ‚1411| B,=1,102; E,=0,317; F=0,351| 5 | 80 | 10 | 10 | Quarz, Orthoklas schlecht ausgebildet 83 |B,=0,958; E;= 0,317; F=0,502| 2 | 70 | 10 | 20 Örtköklai schlecht ausgebildet 84 | B, = 0,822; EE— 0,317; F=0,753| 2 | 60 | 10 30 Kalin,, Silikat (11) 85 | B,—= 0,686; E, =0,317; F=1,004| 2 | 50 | 10 | 40 | Kalinephelin 86 | B,=0,549; E,=0,317; F=1,255| 2 [40 | 10 | 50 a schlecht ausgebildet 75) B,=1,098; E, = 0,635 2 | 80 | 20 | — |amorph 161B,= 0,958; E, =0,635;F=0,351] 2 | 70 20 | 10 ae amorph | (Opal 77 |B,= 0,822; E,= 0,635; F=0,502| 2 | 60 | 20 | 20 | Orth = Porophylit, ! | | (?), vereinzelt Hieratit | ı 78] B,—=0,686; E, = 0,635; F=0,753] 2 | 50 | 20 | 30 |Kalin. u. er | | 79| B,—=0,549; E, — 0,635; F—=1,004| 2 | 40 | 20 | 40 | Kalinephelin 1:80.:.B, =0,411; E,=0,635;F = 1,255 1-2 130 | 20.750 | 70|B,=0,958; E, =0,951 2 | 70 | 30 | — |amorph | 71]B,=0,822; E,—0,951;F=0,951| 2 | 60 | 30 | 10 |Orthoklas; Pyroph. (2) | 72] B,=0,686; E,= 0,951; F=0,502| 2 | 50 | 30 | 20 | Kalinephelin , 73|B, 0,549; E,=0,951; F=0,753| 2 | 40 | 30 & , 741B,—0,411;E,= 0,951; F=1,004| 2 | 30 | 30 | 40 | Kalin., schlecht ausgeb. ' 87[B,=0,275; E,=0,951;F=1,255| 2 | 20 | 30 | 50 | Ganz schlecht ausgeb | | mikrokrist. Kalin. | 68] B, = 0,822; E, = 1,269 2 | 60 | Zunyit, Alsilikat (9) |. 66 | B, = 0,686; E,= 1,268; F= 0,351] 2 | 50 | 40 | 10 |Kalin., Pyroph yllit '% | | Aluminiumsilikat (9) | 67 |B,= 0,549; E,—=1,269; F=0,502| 2 | 40 |.40 | 20 | Kalinephelin, amorph | 69| B,=0,411; E,=1,269; F=0,753| 2 | 30 | 40 | 30 |amorph | 88] B,—=0,975; E, = 1,269; F=1,004| 2 | 20 | #0 | r | 891 B,=0,686; E, = 1,586 2:7 50150 | — |Zunyit, Alsilikat (9) 1 901B,=0,549; E,=1,586;F=0,2351) 2 }40 | 50 | 10 | Pyrophyllit 5 amorph 114 |B,=0,551; E,= 1,586; F=0,51| 5 | 40 50 10 91|B,=0,411; E, —=1,586; F=0,502| 2 | 30 | 50 | 20 Keen, PR " | rtige Aggreg. (10) 68 . Max Schläpfer. Re Kristallisation 1—2 Tage bei Molprozent ca. 4700 in geschlossenem | Gefäss mit Innenvolumen |] von ca | Ver- such | Eingewogene Substanz in gr No. B,0| sin, | 41,0, | K,0 110 | BB=0,413; E,= 1,586; F=0,502| 5 | 30 | 50| 20 | Kalinephelin, packart. | 10) | Aggreg. 92 | B,=0,275;E,=1,586; F=0,753| 2 | 20 | 50| 30 | Kalinephelin, packart. | Aggreg. ( 93 }B, —=0,137; 5, —=1,586; F=1,004| 2 ] 10 | 50| 40 amorph 98 |B, =0,551; E, = 1,904 2 | 40 | 60) — | Zunyit und Aluminium- | silikat (9) 97 |B,=0411;E,—=1,904; F=0,%51| 2 | 30 |. 60| 10 | Pyrophyllit (?), amorph) 113 |B,=0,412; E, = 1,904; F=0,9351| 5 | 30 | 60! 10 A ? 9% | B,—0,275; E,—=1,904; F=0,502| 2 | 20. | 60 20 | Kalinephelin, Alu- 3 | miniumsilikat (9) 9% |B,=0,137;E,— 1,904; F=0,753| 2 | 10 | 60| 30 |amorph 94 E,=1,904; F=1,004| 2 | — | 60| #0 : 9 |B,—=0,412; E,— 2,221 2 | 30 | 70| — |Zunyitund Aluminium- silikat (9) 100 |B,= 0,275; E,— 2,221; F=0,251| 2 | 20 70| 10 |Kalinephelin und Alu- | miniumsilikat (9) 101 |B,—=0,137;E,=2,221;F=0,502| 2 |10 | 70| 20 |Korund u. viel amorph 102 E=2221;F=0502| 2 | — | 70! 30 105 | B, = 0,975; E,—2,538 P) Aluminiumsilikat (9) 104 |B,=0,137; E,—= 2,538; F=0,9351| 2 | 10 80 | 10 | Korund, packartige Ag- ate (10) [SS] S % S | greg 103 E,==2,538; F=0,502| 2 | — | 80| 20 |Koru 106 | B,—=0,137; E,— 2,855 2 | 10 | 90| — | Aluminiumsilikat (9), n | amorph 107 E,=2,855;F=0,351|] 2 | — | 90 10 | Korund 64 er E, ungetrocknete Paste ca.3| — | 1001| — A 108 Ba a | Zoo, = während in ‚entsprechenden Versuchen mit Kieselsäure B Orthoklas Eoistand, Diese Differenzen lassen sich wohl auf Beeinflussung der l ligkeit der verschiedenen Mineralien durch umkristallisiert, jede Kristallisation verhindert. Denselben Einfluss übt ein Zusatz von 10% CaO, wie im zweiten Teil der Arbeit ge zeigt werden wird. Reines Aluminiumhydroxyd mit Wasser erhitzt % ‚ während bei Zusatz von 10°/o Kiesel- säure B neben viel amorphen Resten nur nadelförmige Kristalle von Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 69 unbekannter Zusammensetzung auftreten. Es ist daher zu vermuten, dass auch die geringen Verunreinigungen des Merckschen Produktes an Tonerde und Kalk einen ungünstigen Einfluss auf die Kristalli- sation haben. Besonders in der Reihe von Versuchen, welche mit selbstdar- gestellten, möglichst amorphen Ausgangsmaterialien erhalten wurden (Tabelle 3), ist ein stetiges Ändern der Kristallisation mit der Zu- sammensetzung des Systems unverkennbar. Vergrössert man zum LVNVYUYVVN. NV SS SS Ns N SS NL NV VENEN 700Bf; 109 6 Sr 50 w7700% 20%: 30% #0% 50% 50% 70% 20% 90% 100% Fig. 5. Beispiel von der Zusammensetzung des Kaliumaluminates ausgehend sukzessive den Gehalt des Systems an Kieselsäure, so erhält man zuerst einen amorphen, stark alkalischen Brei (Vers. 88), dann Kali- nephelin (Vers. 73), dann Orthoklas (Vers. 77, 82 und 111) und schliesslich Quarz, resp. als unbeständige Phase Tridymit (Vers. 82, 111, 52, 56). Diese Regelmässigkeiten wurden schon von E. Baur‘) beobachtet und veranlassten ihn dazu, seine Versuche durch ein provisorisches Stabilitätsdiagramm zu veranschaulichen, in welchem er für jede entstandene Kristallart ein Existenzfeld abgrenzte. Nach ») Z. f. anorg. Chem. 72, 119—161. 70 Max Schläpfer. meinen Versuchen scheint dies zu gewagt zu sein, da sich die Grenzen der Zusammensetzung des Systems, innerhalb welchen ein bestimmtes Mineral entsteht, stark mit der Wahl der Ausgangsmaterialien ändert. Eine phasentheoretische Diskussion von Versuchsresultaten ist aber nur dann gestattet, wenn die betrachteten Endsysteme im thermo- dynamischen Gleichgewicht sind. Das wichtigste Kriterium für Gleich- gewicht ist aber die Erreichung desselben Endzustandes von ver- schiedenen Seiten. Im betrachteten Fall haben wir aber keinerlei Gewähr, dass die entstandenen Produkte stabil sind. Oft treten bei - der Wahl anderer Ausgangsstoffe bestimmte Kristallisationen über- haupt nicht mehr auf. Dies trifft für den Leucit zu, welcher einmal von Ch. und G. Friedel?) aus einem Teil Muskowit von Moos (eine Analyse geben die Autoren nicht), einem Teil kalzinierter Kieselsäure und 0,7 Teilen KOH in 1 mm grossen Kristallen hydrothermal er- halten worden ist. Dieses Mineral entstand weder in Baurs noch in meinen Versuchen. Ähnlich verhält es sich mit zwei von Baur hergestellten Mineralien, dem Andalusit und dem Muskowit. Der Andalusit trat neben der für Pyrophyllit betrachteten Kristall- art in Baurs Versuch 65 auf, zu welchem 0,7 gr Kieselsäure, 0,5 gr Kaliumaluminat, 0,8 gr Tonerdehydrat und 3 em? H,O entsprechend einer molaren Zusammensetzung von 50°) Si0,, 36 %/ A1,O,, 14 %o K,0') verwendet wurden. Von Becke wird er folgendermassen be- schrieben: „Scharfe, gerade auslöschende Säulchen mit flach dachförmiger Endigung im Bilde. Die das Dach bildenden Kanten ca 50° geneigt gegen die Vertikale. Gerade Auslöschung, a in der Längsrichtung. Doppelbrechung ist schwach. Die Säulchen verschwinden bei quer zur Längsrichtung orientierter Schwingungsrichtung in einer Flüssig- keit vom Brechungsexponenten 1,652, Sie erscheinen schwächer licht- brechend als diese Flüssigkeit, wenn die S der Vertikalachse liegt. Diese Eigenschaften stimmen mit Andalusit, nur ist der Brechungs- exponent etwas höher als die Angaben für Andalusit (= 1,638; y = 1,643).“ Der Muskowit wurde in Versuch 69 mit Hieratit und Pyro- phyllit zusammen erhalten. Die Beschiekung war 0,7 gr Kieselsäure, ') Ch. u. 6. Friedel, Bull. soc. min. fr. 18, 199—139, : 2) Für die Berechnung wurden meine Glühverlustbesti iesel- säure, welche danach 90,2%) SiO,, 98H a en und Baurs Analysen von Kaliumaluminat — 41,3 AO, +5 5 O und von Tonerdehydrat = 62 % A1,0, +38 H,O benützt, ee chwingungsrichtung parallel 20 -+HF enthält (vergl. bei Hieratit 8.39) Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 71 1,2 gr Kaliumaluminat, 0,5 gr Tonerdehydrat und 4cm? H,O, was einer molprozentischen Zusammensetzung von 38°/o SiO, 34% AIO, 25 °/o KO!) entspricht. Die Beschreibung von Becke lautet: „Scharfe sechsseitige Tafeln mit Winkeln, die sich von 60° nicht messbar unterscheiden. Gut aufliegende Blättchen zeigen parallel einem Seitenpaar Auslöschung, und diese Richtung entspricht der Schwingungsrichtung der rascheren Welle. Auf der Tafelfläche liegende Kristalle hellen mit dunkelgrauer Polarisationsfarbe auf, die « ent- sprechende Auslöschungsrichtung geht parallel mit einer Randkante 7 senkrecht'zu dieser Kante. Hochkant gestellte Blättchen zeigen gerade Auslöschung und stets a senkrecht zur Tafelfläche orientiert. Sie zeigen starke Doppelbrechung. Untersuchung im Mikrokonoskop gibt kein klares Resultat. Die Erscheinungen sind. wegen allzugrosser Dünne der Blättchen so undeutlich, dass sie durch die Polarisations- erscheinungen der Glaslinsen gestört werden. Durch Immersion wurde ermittelt der kleinere der beiden Brechungsexponenten, deren Schwingungsrichtungen in der Tafelfläche liegen; das ist der Brechungsexponent ß. Die Bestimmung ergab ß = 1,630. Diese Bestimmungen lassen sich mit Muskowit ver- gleichen; nur ist der Brechungsexponent etwas höher als die bis- herigen Angaben für dieses Mineral.“ Die Baurschen Präparate 65 und 69 wurden von mir noch- mals untersucht. Meine Befunde daran stimmen mit denen Beckes überein. Auch wurden sowohl von seinem Muskowit als auch von seinem Andalusit, deutliche Photographien hergestellt (vergl. Tafel 1 Fig. 18 u. 19), da die in der betreffenden Arbeit erschienenen den Habitus dieser Kristalle nicht gut erkennen lassen. Wie schon mitgeteilt, wurden diese beiden Mineralien in meinen Versuchen nicht erhalten. Mit Merckschen Ausgangsmaterialien trat bei der Pauschalzusammensetzung von Baurs Versuch 65 statt Andalusit neben viel amorphen Resten Kalinephelin (Vers. 37), bei derjenigen von Versuch 69 statt Glimmer neben unkristallisiertem Material Korund (Vers. 23) oder gar keine kristallisierte Phase (Vers. 21 u. 22) auf. Auch mit selbst dargestellten Ausgangsstoffen entstanden bei Zusammensetzungen, die in der Nähe derjenigen der betreffenden Versuche Baurs lagen, unter anderem Pyrophyllit (?) und Kali- nephelin; Andalusit und Muskowit wurden nie erhalten. Über ihre Beständigkeitsverhältnisse kann daher nichts ausgesagt werden. Viel günstiger steht es mit der Reproduzierbarkeit von Quarz, Orthoklas, Kalinephelin, Pyrophyllit (?) und Korund. Dieselben sind teils von 72 Max Schläpfer. Baur und Niggli, teils von anderen Autoren!) mehrfach“ erhalten worden und können unter den von mir gewählten Versuchsbedingungen als haltbar angesehen werden. Haltbar heisst nach Niggli?) nicht stabil, sondern bloss unter gleichen Versuchsbedingungen reprodu- zierbar. Haltbar kann stabil sein, muss es aber nicht. : Der Umstand, dass in meinen Versuchen die von Becke als Andalusit und Muskowit betrachteten Kristalle nie auftraten, während ihr Vorkommen in denjenigen Baurs zweifellos ist, zeigt uns, dass, wenn unter ähnlichen Bedingungen eine hydrothermale Synthese nicht reproduziert werden kann, das noch kein Beweis dafür ist, dass die betreffenden Literaturangaben falsch sind. So haben wir gar keinen Grund an Friedels Leueitsynthese zu zweifeln. Vielleicht ist der Leucit bei der betreffenden Temperatur ein instabiler Körper, der nur zufällig (wie z. B. der Tridymit) auftritt, während die von Baur, 3 Niggli und mir bei 450—470° als haltbar erkannten Produkte, Orthoklas und Kalinephelin, die stabileren Phasen bilden. : ii Interessant ist das Auftreten einer Zunyit-ähnlichen Kristallart. Dieselbe wurde in den Versuchen 68, 89, 98 und 99, d. h. im kali- freien System erhalten bei denjenigen Verhältnissen von SiO, und Al,O,, welche demjenigen, das sich aus Hillebrands Analyse des natürlichen Minerals ergibt (Mol. SiO, : Al,0, = 42:58), am nächsten stehen. Vermutlich spielt bei der Bildung der Fluorgehalt der ange- wandten Kieselsäure eine Rolle, da das natürliche Mineral ebenfalls Halogen, besonders Fluor enthält. Da diese regulären Tetraeder in vier nebeneinander liegenden Versuchen auftraten, dürfen sie bei den gewählten Bedingungen als haltbar betrachtet werden. Von den in der optischen Beschreibung unter 9, 10 und 11 behandelten Kristallen scheinen unter den Versuchsbedingungen wenigstens die beiden ersten, welche in mehreren Fällen entstanden, haltbar zu sein, während über die unter 11 beschriebenen Kristalle nichts ausgesagt werden kann, sie nur im Versuch 84 vorkommen. Da keine von diesen drei Kristallarten mit einem natürlichen Mineral identifiziert werden konnte, haben diese vom mineralo : oklas untergeordnet gerade aus- löschende, ziemlich schlecht ausgebildete Nadeln mit positiver Haupt- !) Vergl. Bibliographie in P.Ni liund& € i ilikat- bildung. Z. anorg. Chemie 83, 309. ee | 2)P. Ni 5 BE 3 z rs R3 Niggli, Einige vorläufige hydrothermale Synthesen. Z. anorg. Chemie Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate, 73 zone auf, deren Brechungsindex zwischen 1,33 und 1,39 liegt. Es scheint dies wohl eine unbeständige, mehr zufällig gebildete zeoli- thische Phase zu sein, die sich mit keinem natürlichen Mineral identifizieren lässt. Interessant sind die Beobachtungen, welche von mir am System Kieselsäure-, Kali-Wasser gemacht wurden. Wie 0. N. Fenner!) in seiner vortrefflichen, neulich erschienenen Arbeit über die Stabilitätsbeziehungen der Kieselsäuremineralien mitteilt, besteht zwischen den drei allotropen Modifikationen, Quarz, Tridymit und Christobalit Enantiotropie. Der Umwandlungspunkt Quarz — Tri- dymit wurde zu 870° +10° der für Tridymit und Christobalit zu 1470 + 10° bestimmt. Doch konnte Fenner feststellen, dass er, von amorpher Kieselsäure ausgehend, in der Kalium wolframatschmelze, mit der er arbeitete, bei Temperaturen, welche bedeutend unterhalb des Umwandlungspunktes liegen, oft Tridymit neben Quarz erhielt. Es scheint hier leicht die unbeständige Phase aufzutreten, welche sich nur schwer in die beständige umwandelt. Auch hydrothermale Darstellungen des Tridymits bei 400—500°, d. h. ausserhalb des stabilen Existenzgebietes (da der Druck auf den Umwandlungspunkt wohl nur einen geringen Einfluss ausübt finden sich in der Literatur angegeben bei Baur, Chrustschoff, Königsberger und Bruns.?) Fenner versuchte einige dieser Synthesen zu reproduzieren, konnte aber den Tridymit hydrothermal nicht erhalten. Auch wies er nach, dass sich sowohl dieser wie auch der Christobalit mit wässeriger Alkalikarbonatlösung in einer Bombe auf 400—500° erhitzt in den beständigen Quarz umwandelt. Er bemerkt daher über die hydro- thermalen Synthesen dieser beiden Mineralien auf Seite 165: „Es ist kein Grund vorhanden, dass sie sich nicht als instabile Formen unter solchen Bedingungen abgeschieden haben sollten; aber diese beiden Mineralien besitzen so wenig hervorstechende Eigenschaften, dass bei ihrer Identifizierung grosse Vorsicht geboten ist, und dass alle andern Möglichkeiten erst ausgeschlossen sein müssen, bevor man zu einem bestimmten Schluss in dieser Frage gelangen kann‘. Es ist daher von Interesse, dass es mir gelang, den Tridymit hydro- thermal darzustellen unter Bedingungen, welche über seine Identität keinen Zweifel bestehen lassen. Die Versuche, in denen bei mir Tridymit auftrat, sind Nr. 52 und 56. In beiden wurde die etwas fluorhaltige Kieselsäure B allein mit Wasser in der Bombe auf 470° erhitzt, wobei in Versuch 52 i nner,(.N.: Die Stabilitätsbeziehungen der Kieselsä i lien. Z. anorg. Chemie 85 (1914), S. 133. ®) Vergl. Bibliographie Niggli und Morey: Die hydrothermale Silikatbildung. Z. anorg. Chemie 83, S. 369. 74 Max Schläpfer. Tridymit allein, in Nr. 56 Quarz und Tridymit nebeneinander ent- 2 standen. Ein Teil des in Versuch 52 erhaltenen Tridymits wurdein der Bombe mit 2 em® Wasser nochmals 24 Stunden auf 470° erhitzt, Dabei wandelte er sich nicht in Quarz um, sondern blieb unverändert. Es ist dieser Umstand deshalb bemerkenswert, weil er eine Erklärung dafür gibt, warum die metastabile Modifikation bei mir gerade in diesen E beiden Versuchen auftrat, während in den beiden andern, bei welchen E noch Kali zugegen war, immer Quarz als einzige kristallisierte Phase 4 erhalten wurde. ; E Nach der Ostwaldschen Stufenregel haben Naturvorgänge häufig die Tendenz, nicht direkt die stabilsten Produkte zu liefern, sondern 2 zunächst die nächstliegenden, d. h. die unter den möglichen Zu- am wenigsten beständigen. Dies kann wohl auch für die Reaktion E SiO, amorph — SiO, kristallisiert im hydrothermalen System unter Umständen zutreffen. Es kann primär eventuell neben Quarz der “ unbeständige Tridymit entstehen. Während nun mit Alkalilösung in der Bombe erhitzt sich derselbe nach den Versuchen von Fenner rasch in die stabile Phase umwandelt, geht mit Wasser allein die Umwandlung nur sehr langsam vor sich, so dass es in diesem Falle gelingt, die metastabile Modifikation zu fassen. 3 Interessant ist weiter zu beobachten, wie sich die Ausbildung 3 der Kristalle mit wachsendem Alkaligehalt ändert. In den Ver- suchen 52, 56, 49 und 57 waren Wand und Decke der Bomben- höhlung mit einer feinen Druse von Quarz resp. Tridymitkriställchen bedeckt‘), welche sich offenbar beim Abkühlen abgeschieden hatten. Da auch die Decke mit Kristallen überzogen war, ist anzunehmen, ; dass der ganze Raum gleichmässig mit einer fluiden Phase angefüllt war, aus der sich dieselben abschieden. In den Versuchen 49 und 57° (95°/ SiO, und 5° K,0?) waren die Kristalle am grössten aus- gebildet, was darauf zurückzuführen ist, dass durch den geringen 2 Alkalizusatz die Löslichkeit der Kieselsäure und somit der Boden- umsatz vergrössert war, ohne dass das Auftreten der leichtviskosen, das Entstehen grosser Kristalle jedenfalls begünstigenden, fluiden Phase verhindert wurde. In Versuch 58 mit 10°/ K,O und 90% SiO, 3, waren die Kristalle an den Wänden verschwunden. Am Boden war die Masse zu einem Kuchen zusammengesintert, in welchem kleine Quarzkriställchen durch eine glasige Masse zusammengehalten wurden. Dieselben scheinen im Gegensatz zu den oben erwähnten aus einer ‘) Vergl. Tafel 1, Abbildung 5. *) Molprozent. ®) Molprozent. Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 75 neben Dampf existierenden flüssigen, ziemlich viskosen Kalisilikat- lösung entstanden zu sein. Der Versuch 51 mit 75° SiO, und 25 °/o K,0') ergab überhaupt keine Kristallisation mehr. Die ganze Beschickung war zu einer glasigen Masse zusammengeschmolzen, über der sich das überschüssige Wasser als alkalische Lösung befand. Bei allen Versuchen, in welchen die Grösse und gute Ausbildung der Kristalle eine Untersuchung ermöglichten, war der Qnarz in Formen ausgebildet, welche auf ein primäres Entstehen von «-Quarz hindeuten?). Dies war vorauszusehen, da die Bildungstemperatur meiner Kristalle zirka 100 Grad unterhalb des Umwandlungspunktes der '«- in die ß-Modifikation liegt, und nach den Versuchen von Wright und Larsen, sowie denjenigen Fenners diese Umwand- - lung, im Gegensatz zu der von Tridymit, immer glatt vor sich geht. In Zusammenfassung unserer Untersuchung der hydrothermalen Synthese im System H,0 — K,0 — Al,0, — SiO, lässt sich sagen, dass von leicht identifizierbaren Mineralien bei 450°, wenn man von den einfachen reinen amorphen Komponenten ausgeht, je nach der Zu- sammensetzung erhalten werden können: Quarz, Orthoklas, Kali- nephelin und Korund. Die Identifikation einer Reihe von Kristall- arten ist vorläufig noch zweifelhaft; andere Körper, wie Pyro- phyllit, Muskowit, Andalusit und Leucit scheinen nur unter ganz besonderen, mehr oder weniger zufälligen Bedingungen zu ent- stehen. Die Abhängigkeit des jeweiligen Endzustandes von der Natur der eingeführten Bodenkörper ist hier einwandfrei nachgewiesen worden, was phasentheoretischen Spekulationen gegenüber zu grosser Vorsicht mahnt. Die so gewonnenen Ergebnisse stehen in Überein- stimmung mit den Resultaten, die man beim Vergleich der bisherigen hydrothermalen Synthesen erhielt. 2. Versuche im System. Si0, — Al,0,—K,0 — Ca0 —H,0. Diese Versuche brachten wenig neue Kristallarten, welche hier beschrieben seien. 12. Okenit (?), rhombisch, CaSi,O,, 2H,0. Feinfaserige Nadeln, die meist zu Büscheln vereinigt sind. Sie zeigen gerade Auslöschung und haben eine positive Hauptzone. Die Kristalle verschwanden in Anisöl. Ihr Brechungsindex liegt also bei 1,55. Durch HC] wurden sie zersetzt. Alle diese Eigenschaften !) Molprozent. 2) Vergl. systematische Beschreibung. 76 Max Schläpfer. stimmen am besten mit denjenigen des Okenits, eines wasserhaltigen Kalziumsilikats überein, welchem die Formel Ca 81,05 -2H,O zuge- 1 f schrieben wird. Der Brechungskoeffizient dieses natürlichen Minerals beträgt nach Hintze 1,556. Er stimmt also mit demjenigen meines Kunstprodukts innerhalb der Fehlergrenzen überein. 13. Rhombisches vielleicht wasserhaltiges Kalzium- aluminat (?) (mit keinem Mineral zu identifizieren) (vergl. Tafel 1, Fig. 11). 4 Breite Prismen und Nadeln gewöhnlich mit dachförmiger Endi- gung. Sie zeigen in allen Lagen gerade Auslöschung parallel der Prismenkante. Der kleinere Brechungsindex ist ganz wenig grösser “ als Chinolin und wird zu 1,625 geschätzt. Die Kristalle zeigen häufig rechtwinklige Durchkreuzungen. Wenn die gemeinsame Axenebene der Zwillinge horizontal liegt, hellen dieselben unter gekreuzten Niecols weniger auf, als wenn sie in vertikaler Lage ist. Immer aber haben die Kristalle positive Hauptzone. Daraus geht hervor, dass bei jedem Kristall c in seiner Längsrichtung, 6 parallel derjenigen des mit ihm verzwillingten Individuums, und a senkrecht zu beiden liegt. Ziemlich häufig sind auch Drillinge, in welchen alle drei Indi- viduen senkrecht zu einander stehen. Der Zusammensetzung nach können die Kristalle nur aus Al,O,, CaO und H,O bestehen. Sie stimmen mit keinem der Produkte überein, welche Shepperd und Rankin aus Schmelzflüssen CaO — Al,O, erhielten. Vielleicht haben’ wir es hier mit wasserhaltigem Kalziumaluminat zu tun. 14. Im Versuch 126 traten neben Kalinephelin ganz feine Nädelchen auf, welche so klein waren, dass es selbst mit Hülfe des Rot I unmöglich war, eine Doppelbrechung zu konstatieren. Sie verschwanden in Chinolin beinahe. Bei der Unvollständigkeit der e bestimmbaren Daten ist eine Identifizierung dieser Kristalle un- möglich. =: 15. Caleit. Hexagonal rhomboedrisch. In vielen Versuchen kamen Körner ohne bestimmte Kristallform vor, welche die hohe Doppelbrechung dieses Minerals hatten. Sie wurden aber dort, wie alle formlos ausgebildeten isotropen oder doppelbrechenden Körper, zu dem hier amorphen Teil gerechnet. In STHEOR Versuchen traten aber richtig ausgebildete rhomboedrische Kriställchen auf, bei welchen die Flächen (1011) ausgebildet waren- Sie zeigten, auf einer Rhombenfläche liegend, sehr hohe Doppel- Den Den en rden iche) Brechungskoeffizient war gleie jenigen von Bromnaphtalin (1,657), was innerhalb der Fehler- Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 77 grenzen mit dem für Caleit angegebenen (w = 1,659) übereinstimmt. Die Identität ist zweifellos. Die nötige Kohlensäure war vom Kalium- hydroxyd (siehe Analyse in Tabelle 1) geliefert worden. In der hier folgenden Tabelle 4 sind ähnlich wie in Tabelle 2 und 3 die im System SiO, — Al,O,— K,O— (a0 — H,O unternom- menen Versuche zusammengestellt. Wieder sind in der ersten Kolonne die Versuchsnummern, in der zweiten die eingewogenen Substanzen, in der dritten die molare Zusammensetzung und in der letzten die Kristallisationen eingetragen. In der zweiten Rubrik bedeuten: B= aus SiF, dargestellte, Kieselsäure, E = Aluminiumhydroxyd (selbst dargestellt), F = Kaliumhydroxyd, H = Kaliumoxyd. Die Analysen sind in Tabelle 1 zu finden. Die in der letzten Kolonne den Kristallisationen in Klammern beigefügten Zahlen bedeuten die Nummer, die die betr. Kristallart in der Beschreibung trägt. Die Versuche im System SiO, — Al,O, — Ko — (a0 waren unter- nommen worden, um zu sehen, ob sich die Kalktonsilikate, wie Anorthit, Grossular, Zoisit und andere, welche in der Natur paragenetisch mit den Alkalitonsilikaten vorkommen, auf diese Weise darstellen liessen. Schon E. Baur hatte in dieser ei erfolg- lose Versuche gemacht. !) Ich sollte dieselben nochmals aufnehmen, indem ich mit allen Zusammensetzungen des Systems Si0, — Al,0,—K,0— (a0 von den amorphen Oxyden ausgehend und von zehn zu zehn Prozent variierend, Versuche machte. Nachdem aber die Versuchsreihe mit 10°, CaO ein wenig ermunterndes Resultat ergeben hatte, wurde von der weiteren Verfolgung dieses Planes Abstand genommen. Bei einem Versuch, welchen Ch. und G. Friedel?) ausgeführt hatten, war es ihnen gelungen, aus Muskowit Kalziumoxyd und Kalziumchlorid Anorthit zu erhalten, während E. Baur bei Pauschal- zusammensetzungen, die vom CaCl, Zusatz bei Friedels Versuch abgesehen, derjenigen des letzteren sehr ähnlich waren, unter den- selben physikalischen Bedingungen ausser nadelförmigen Kristallen welche nach Becke vielleicht mit einem Kalikalksilikat, dem Pek- tholith identisch sind, kein kalziumhaltiges, kristallisiertes Produkt erhielt. E. Baur konnte sich, da er an einen wesentlichen Einfluss 3) E. Baur, Z. anorg. Chemie 72, S. 119. 2) Compt. rend. 110 (1890) 1177. Max Schläpfer. Tabelle 4. Kıl tallisation 1—2 Tage beil ee. " Eingewogene Substanz | gr Ee & =. 4700 In. geschionenmil suchs- E 1.0 Gefäss it olu %. 20 0, [4 | KO | 0a v 115 | B=1,237; H=0,112 21%) — | — | 10 |amorph 116 Bez 0h: F3=0,951; | H=0,112 2180| — | 10| 10 Quarz, schlecht aus- 117 | B,—= 0,962: er 0,508; } gebildet, amorph H=0,119 2-70 Kies 20 | 10 |amorph, glasig 119 | B,= 1,099; 10a; | H=0,112 2.80 | 10 | — |.10 # 118 | B,= 0,962; E =0317. j ’F=091; Ha 119 2 | 70 | 10 | 10 | 10 |Orthoklas; amorph 120 | Be=0,824; E, = 0,317; | =0,502; H=0,118 | 2 | 60 | 10 | 20 | 10 JOkenit (?) amorph 121 | B,=0,687; E, = 0,317; | 07535; H=012 | 2 || 0) 0|o0| „ © , 122 | B,=0,50: E,— 0,317; | 1,004; H=0,112 | 2 | 40 | 10 | 40 | 10 | Kalinephelin, amorph 123 | B,— 0,962: E,= 0,635; | H=0192...., 2 | 70 | 20 | — | 10 |amorph 124 | B,=0,824; E,—=0, aan; F=02351; H=0,112 | 2 | 60 , 20 | 10 | 10 Jamorph 125 | B,= 0,637; E, =0,635; | F=0,502; H 112 | 2 |50 2% | % | 10 | Kalinephelin, amotph 126 | B,=0,550; E, = 0,635; | \ "F=0,753; H= 1 2 | 40 20 | 30 | 10 »... Nadeln (14) 1277| B=0,412; E,=0,635; | morp | = 1,004; H=01 12 | 30 | 20 | 40 | 10 Kaline helin, Caleit, or 128 | B,— 0,824; Ni | orph 450,113, .. 2 160|30| — 110 ra -129 | B,—0,687; E,— 0,952: =0,251; H=0,112 2 15030110 | 10 = 130 | B,= 0,550; E, = 0,952; F=0,502; H=0,112 | 3 | 40 | 30 | 90 | 10 | Kalinephelin, amorph 131 B,=0,412; E, = 0,952; : 0,753; H=0 2 |30 30 | 30 | 10 Caleit, 132 | B,=0,975; E, — 0,952; amorph F= 1,004; ‚112 | 3 | 90 | 30 | 40. | 10 Caleit, amorph 133 | B,=0,687; E,— 1,269: A | BR R ung ee een amorph a | 9 2 = 0,550; E, = 1,269; = Ä F=0351; H=0,112 | 3 |40 |40 | 10 | 10 Kalinephelin, Pyro- : 137 | B,—=0,412; E, =1209; phyllit (2), amorph = 0,502; 0,112 | 2 | so 4 | 20 | 10 | Kalinephelin, amorph 138 | B,—= 0,975; u 1 vo > 0,75 8; HS 2 | 20 | 40 | 30 | 10 7 Caleit, 134 Pr 30: 5,=1 = : amorph is nous: 2-10; 21|2|50) |10 amorph F=0251; H= . 2 | 30150 | 10 | 10 | Kalinephelin, amorph 140 E,=1,58 1 0,502; HB 0118 2 120 | 50.| 20-1 10 ” » Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 79 Ipr Kristallisation 1—2 Tage bei Mo prozent ca. 470° in geschlossenem efäss mit Innenvolumen vo; 20 cm® Eingewogene Substanz | gr in gr 130 | si0, | A103] K,0.| CO 141 }..B;= 0,137 ;E, =1,586; F=0,753; H=0,112 | 2 | 10 | 50 | 30 | 10 | amorph 142 | B,= 0,412; BE, = 1,904; H=0118 ra a 20 9 5 | 143 | B, = 0,275; E, = 1,904; me-0,2514 HU 2 1 20 | 60 | 10 | 10 | Kalinephelin, Korund, 144 | B, = 0,137; E,= 1,904; amorph F=0503; H=0,112 | 2 | 10 | 60 | 20 | 10 | Korund, amorph H=0112 . 2. .1|2 | | 60 | 30 | 10 | Kalziumaluminat (2) (13), | 145bl E, = 1,904; F = 0,753; m H=0,12 . . ..1| 2 | — | 60 | 30 | 10 | Kalziumaluminat (?) (13), 146 | B, = 0,275; E, = 2,391; amorph H=0,112 . ....]2 | 20 | 70 | — | 10 | amorph 147 | .B,= 0,137 ;. E, = 2,221; Ä F=0,351;H=0,112 | 2 | 10 | 70 | 10 | 10 | Korund, amorph 148] E, =2,221; P = 0,502; 0 H=0112 . :..12 | — | 70 | 20 | 10 | Kalzinmaluminat (?) (13), 149 | B,—0,137; E, = 2,538; amorph =0,112 2... | 2°] 10 | 80 | — | 10 | amorph 151 | E, — 2,538; F = 0,251; 0 Sera in 710 . 1501.35 ei Korund, amorph des Chlorkalziums auf die entstehenden Produkte nicht glaubte, diese Differenzen nicht anders erklären als durch die Annahme, „dass die physikalischen Bedingungen in dem Versuche der französischen Forscher irgendwie erheblich von den gewollten und angenommenen abge- wichen hätten“. Auch in meinen Versuchen konnte kein Kalktonsilikat nach- gewiesen werden. Meist traten entweder überhaupt keine definier- baren Kristalle auf oder es entstanden dieselben Formen, welche ich schon mit Kali-Tonerde und Kieselsäure allein erhalten hatte. Auf- fallend war der ungünstige Einfluss des Kalkzusatzes auf die Aus- bildung jener Kristalle, worüber ich mich schon früher verbreitete. Neu erhalten wurden, abgesehen von Caleit (15), der infolge Ver- Nädelchen (14), zwei definierbare Kristallarten. Die eine (12) zeigt mit einem in der Natur vorkommenden Zeolith, dem Okenit (Ca Si,0, -2H,0 in allen bestimmbaren Eigenschaften gute Überein- stimmung, die andere (13), rhombische Prismen bis spiessförmige Kristalle mit charakteristischen Durchkreuzungszwillingen, konnte mit keinem bisher beschriebenen Körper identifiziert werden. Da zu den 80 Max Schläpfer. in Betracht fallenden Versuchen nur Al,0,, K,O und CaO benutzt wurde, gehören diese Kristalle, wie schon weiter oben bemerkt wurde, wahrscheinlich einem vielleicht wasserhaltigen Kalziumaluminat an. Dritter Teil. Versuche mit CaO, SiO,, Al,O, und Fe haltiger Beschickung E bei Zusatz von Chloriden. BE Sowohl bei E. Baurs als auch bei meinen Versuchen wurde bei Erhitzen verschiedener Mischungen von CaO, SiO,, Al,O, mit Wasser allein auf 450—500° nichts Kristallisiertes erhalten. Baur schloss seinerzeit daraus, dass die Kalktonsilikate zu ihrer Bildung anderer Lösungen bedürfen als solcher, welche nur ihre eigenen Bestandteile enthalten, ähnlich wie der Kainit in reinen Chlormagnesium-Kalium- sulfatlösungen kein Existenzgebiet besitzt. Er machte im Anschluss daran die Annahme, dass die Alkalien als Lösungsgenossen zur Bil- dung der Kalktonsilikate notwendig seien. Auf diese Weise kam er dazu, Versuche im System Alkali— (a0 — SiO, — Al,O, zu unternehmen, welche auch ich im zweiten Teil dieser Arbeit wieder aufnahm und welche nicht zu dem gewünschten Ziele führten. : Baur hatte bei seinen Versuchen stillschweigend angenommen, | dass nach 24stündiger Erhitzung immer stabile Endzustände erreicht | werden. Durch meine Versuche im ersten und zweiten Teil wurde einwandfrei erwiesen, dass wenigstens bei der bisher gebrauchten Versuchsanordnung nach dieser Zeit meist der stabile Zustand des Systems noch nicht erreicht ist. Es war für mich daher zweifellos, dass der Umstand, dass mit CaO, Al,O,, SiO, und Wasser nichts ; Kristallisiertes entsteht, einzig dem zu geringen Umsatz der Boden- 5 körper zuzuschreiben ist und sich nicht dadurch erklären lässt, dass ; die Kalktonsilikate im System K,0 — Si0,— Al,0,— Ca0 — H,O kein Existenzgebiet besitzen. Da kristallisierte Verbindungen gegenüber amorphen immer die stabileren sind, war zu hoffen, dass es gelingen würde, die gewünschten Mineralien zu erhalten durch Zusatz eines Stoffes, welcher die Löslichkeit der Bestandteile und somit den Boden umsatz erhöhte. Dazu können ausser einem Zusatz von Alkalien, welcher sich in Baurs Versuchen und im zweiten Teil meiner Arbeit als unzweckmässig erwiesen hatte, auch ein solcher von Säuren Form ihrer Ca- oder Al-Salze in Betracht kommen. Besonders $alz- säure schien mir dazu geeignet zu sein, da sie sowohl mit CaO und ALO;, als auch unter Umständen mit $iO, Chloride bilden kann Bei dieser neuen Auffassung trat der Anorthit-Versuch von Ch. und G. Friedel in ein neues Licht. Auch dort war offenbar der CaCl- Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. si Zusatz, der seinerzeit von Baur für unwesentlich gehalten worden war, von grosser Bedeutung gewesen. Es war daher naheliegend, weitere Versuche in dieser Richtung zu machen, indem zu den amorphen Oxyden und Wasser noch HCl, meist in Form von Kalziumchlorid als Mineralisator zugefügt wurde. So entstanden die Versuche, welche in diesem Teil der Arbeit beschrieben werden. Im folgenden geben wir eine Zusammenstellung der hier er- haltenen neuen Kristallarten. Anorthit monoklin. CaAl,Si,0, (vergl. Tafel, Fig. 12). Körnige bis dicktafelige, manchmal auch etwas längliche Kristalle. Sie löschen mit allen Kanten schief aus. Öfter wurden rhombenförmige Umrisse beobachtet. Es bildet dann a mit einer Kante einen Winkel von zivka 36°. Häufig wird der spitze Winkel des Rhombus durch eine Kante abgestumpft. Infolge ihrer schiefen Auslöschung an allen Kanten müssen die Kristalle dem tri- klinen System angehören. Ihre Bre- chungsexponenten sind ähnlich wie der des Anilins (» = 1,5843), und zwar ist der kleinere etwas kleiner, der grössere sehr wenig grösser als derjenige dieses Mediums. Durch Salzsäure werden die Kristalle unter Gelatinieren zersetzt. Die Doppelbrechung ist von der Grössen- ordnung derjenigen des Anorthits. Mit ie Wasser in der Bombe erhitzt zeigen sie- keine Veränderungen. Die durch Zersetzung des gut ausgewaschenen Kristallpulvers mit HNO, erhaltene Lösung gab mit Silbernitrat keine Salzsäurereaktion. Alle diese Eigen- schaften stimmen mit den für Anorthit angegebenen überein. Für dieses Mineral ist «= 1,575; ß=1,583; y= 1,588, was mit meinen Be- obachtungen am künstlichen Mineral in Einklang steht. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil gerade bei denjenigen Versuchen, in welchen die Kristalle am besten ausgebildet auftraten (Vers. 153 und 160), die Beschickung infolge Korrosion der Bombenwandungen mit Eisen verunreinigt worden war. Da aber ein Eisengehalt die Lichtbrechung wohl immer stark erhöht, darf angenommen werden, dass meine Kristalle ziemlich eisenfrei sind und aus reinem Anorthit bestehen. 5 17. Stäbehenförmige monokline Kristalle (vergl. Tafel 1, Fig. 17) (Fig. 6 im Text). Dieselben zeigen die charakteristischen Durchkreuzungszwillinge, welche einen Winkel von 81°+ 1° miteinander einschliessen. Wenn Vierteljährsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 6 HP 32 Max Schläpter. die gemeinsame Durchkreuzungsebene horizontal liegt, löschen die Kristalle schief aus, wobei c mit der Hauptzone einen Winkel von zirka 7° bildet; wenn sie senkrecht steht, fällt c in die Hauptzone. Der grössere Brechungskoeffizient liegt etwas höher, der kleinere 4 ganz wenig tiefer als Monochromnaphthalin (» — 1,657). In HCl sind Si0,, CaO eventuell HCl oder H,O enthalten. Sie lassen sich mit identifizieren. Von künstlichen Silikaten besitzen ähnliche Brechungs- indices: y= (a,Si0,, zweiaxig, negativ, aber mit horizontaler Axen- ebene. «= 1,64; y= 1,654 und 3Ca0,Si0,, das aber rhombisch ist.!) 18. Rhombenförmige Kristalle (Fig. 7). In Stellung a (Fig. 7) ist die Doppelbrechung sehr gering, so Iz dass es nicht möglich ist, die Auslöschungsrichtung sicher zu bestimmen. Die grössere Elastizi- ; tät scheint in die längere Diago- nale des Rhombus zu fallen. Hochkant (Fig. 7b) gestellt, zeigen die Kristalle rechteckigen Umriss. Auch da scheint a in der Hauptzone zu liegen oder nur einen kleinen Winkel mit der- selben einzuschliessen. Die Doppel- brechung ist auch in dieser Lage sehr gering. Beide Brechungs- koeffizienten sind tiefer als Brom- naphthalin (n — 1,654), etwas höher als Chlornaphthalin (n = 1,6312) und werden zu zirka n — 1,64 geschätzt. In verdünnter Salzsäure sind die Kristalle löslich. Der Versuchsanlage nach können sie SiO;, CaO, eventuell Chlor oder Wasser enthalten. Sie sind mit keiner Fig. 7a. Fig. 7b. 7 natürlichen oder künstlichen Verbindung zu identifizieren. Über Ca-Silikate mit ähnlichem Brechungskoeffizient vergleiche die Be- schreibung der vorhergehenden Kristallart (17). 19. Vielleicht (vergl. Tafel 1, Fig. Tetragonale, sehr stumpfe Bipyramiden. In Stellung b (Fig. 8) erscheinen die Kristalle isotrop. Hochkant gestellt (Fig. 8a) zeigen sie die grössere Elastizität parallel der Hau skapolithähnliches Mineral ‚ tetragonal 13). ') Day und Genossen, Tscherm. min. petr. Mitt. XXVI, 1907, S. 169. ptsymmetrieaxe, sie sind Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 83 also tetragonal, optisch negativ. Die Doppelbrechung ist von der Grössenordnung 0,01. Der grössere Brechungskoeffizient ® ist ganz wenig kleiner als Chlorbenzol (n —= 1,523) und wird auf 1,52 ge- schätzt. In kalter, konzentrierter Salzsäure sind die Kristalle sehr schwer oder unlöslich. Als mögliche Gemengteile kommen Ca0O, Al,O, und SiO, eventuell H,O, Chlor oder etwas Fluor in Betracht. Von derartigen Mineralien kristallisieren die Skapolithe tetragonal und optisch negativ. Meionit (Ca,Al,Si,0,,) hat einen grösseren Brechungs- exponenten. Marialit (Na,Al,Si,0,,C1) enthält Natrium, was hier ausgeschlossen ist. Vielleicht liegt hier ein meionitisches Molekül mit Chlor- und Wassergehalt vor. V. M. G@oldschmidt') beschreibt einen Skapolith ven Aarvoldstal mit @ — e = 0,009 und »® = 1,534; & — 1,522. Dieser Skapolith zeigt aber eine etwas abnorme Zusam- mensetzung. Er enthält wohl etwas K,0O und H,O und viel vom Fig. 8a. Fig. Sb. Marialithmolekül (Na, C]). Immerhin sieht man durch dieses Vor- kommnis, dass die Zusammensetzung skapolithähnlicher Mineralien wechselvoller ist, als man bis jetzt annahm, so dass hier vielleicht doch auch ein Vertreter der Gruppe vorliegen kann. 20. Nadelförmige Kristalle (rhombisch?). Sie zeigen gerade Auslöschung und positive Hauptzone. Der Brechungsexponent liegt nicht viel höher als der von Bromnaphthalin (n = 1,657) und tiefer als der von Thouletscher Lösung (n = 1,751). Er dürfte auf zirka 1,67 bis 1,68 zu schätzen sein. In kalter Salz- säure sind die Kristalle sehr schwer oder unlöslich. Der Versuchs- anlage nach können sie CaO, Al,O,, SiO,, eventuell Cl, H,O oder etwas F enthalten. Sie lassen sich mit keinem Mineral oder einer künstlich dargestellten Verbindung identifizieren. !) Kontaktmetamorphose im Kristianiagebiet. Kristiania (1911). 84 Max Schläpfer. 21. Hillebrandit Ca,Si0,-H,0, rhombisch. Nadeln, die gerade Auslöschung mit positiver Hauptzone zeigen. Sie sind oft zu Büscheln vereinigt und haben den grösseren Brechungs- index zwischen Chinaldin (» = 1,609) und Chinolin (1,623). In Salz- säure sind sie löslich. Sie entstanden bei Versuchen, die neben H,O nur CaO, SiO, und CaCl, als Beschiekung enthielten. Sie stimmen in allen messbaren Eigenschaften mit Hillebrandit Ca,SiO,-H,0 überein. Die Lichtbrechung dieses Minerals « = 1,605 und y = 1,612 ist innerhalb der Fehlergrenzen gleich der an meinen künstlichen Kristallen gefundenen. Der Hillebrandit ist optisch negativ, der Charakter der Hauptzone aber positiv‘). Auch die Löslichkeit in Salzsäure hat er mit meinen künstlich dargestellten Kristallen gemeinsam. 22. Kalziumoxychlorid oder -hydrat? Ebenfalls gerade auslöschende Nadeln mit c in der Haupt- richtung. Der Brechungsexponent liegt zwischen Bromoform (n = 1,592) und Chinaldin (z = 1,609). In HCl sind sie löslich. Infolge ihres Vorkommens in Versuch 181 können sie nur CaO und HCl enthalten. Vielleicht gehören Sie einem Ca-Oxychlorid oder -hydrat an. Sie können mit keiner beschriebenen Verbindung identifiziert werden. 23. Stäbchenförmige Kristalle mit dachförmiger Endigung. Mit Hilfe des Rots erster Ordnung konnte keine Doppelbrechung wahrgenommen werden. Die Kristalle verschwinden in Chlorbenzol (n = 1,523). Sie werden von kalter Salzsäure zersetzt. 24. Hedenbergitähnlicher Augit, Monoeclin (vergl. Tafel 1, Fig. 16). Stengelige Kristalle mit bald schiefer, bald gerader Auslöschung. Die grösste Auslöschungsschiefe von e mit der Hauptzone beträgt 46°—47°. Die Doppelbrechung ist dann von der Grössenordnung 0,03. Werden die Kristalle um 90° gedreht, so zeigen sie äusserlich Bilateralsymmetrie und haben c parallel zur Längsrichtung. Die Doppelbrechung ist in dieser Lage bedeutend kleiner. Sie dürfte. zwischen 0,005 und 0,010 liegen. Daraus ist zu schliessen, dass die Kristalle monoklin sind und die mittlere Elastizität senkrecht zur Symmetrieebene haben. Die Brechungskoeffizienten liegen y etwas höher, « tiefer als Methylenjodid (n — 1,76). Die Kristalle haben schwach gelblichgrüne Farbe. Sie sind in Salzsäure unlöslich. _ Die optische Orientierung und die Auslöschungsschiefe sprechen für einen Augit. In Betracht kommen der Zusammensetzung nach ') F. E. Wright. On Three Contaet Minerals fro 1 5 P ei rangOo; Mexico. Am. Journ. Sei. Fourth Series, Vol XXVI p- ei es, Den Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 85 tonerdefreie Fe— Ca Augite. Die gelblichgrüne Eigenfarbe ohne deut- lichen Pleochroismus zeigt Anwesenheit von Eisen. Von solchen Augiten ist der Hedenbergit als CaFeSi,0, bekannt. Er hat « = 1,732 und 7 = 1,7506, e:y zirka 47°. In dem hier erhaltenen künstlichen Augit sind Lichtbrechung und Doppelbrechung etwas höher. Viel- leicht ist hier das Verhältnis CaO :FeO nicht gleich 1:1 oder liegt ein ziemlich kalkfreies Mineral vor. Die Augitzugehörigkeit aber ist wohl fraglos. 25. Kalkeisensilikat (Ferrisilikat), Triclin (vergl. Tafel 1, Fig. 14. - Nadelförmige Kristalle, gefärbt und pleochroitisch. Sie zeigen immer schiefe Auslöschung zur Hauptzone. Je nach der Lage der Nadeln bildet a mit; derselben Winkel von 22° bis zirka 40°. In einer Lage ist die Auslöschungsschiefe am grössten. Die Doppel- brechung ist dann ziemlich klein, so dass eine genaue Bestimmung der Auslöschungsschiefe, für die wegen der Farbe der Kristalle das Rot erster Ordnung unbrauchbar ist, nicht ausgeführt werden konnte. In der andern Lage ist die Doppelbrechung viel grösser. Der Aus- löschungswinkel von a wurde zu 22° bis 25° gemessen. Diese Lage zeigt deutlichen Dichroismus, parallel a grün, parallel c bräunlich. Die Brechungsindices liegen zwischen Thouletscher-Lösung (n = 1,715) und Methylenjodid (» —= 1,76). In kochender Salzsäure sind die Kristalle unlöslich. Unter den triklinen Eisenmineralien kommen nur Eisenrhodonit (FeSiO,) und Babingtonit in Betracht. Für den zweiten spricht das Auftreten des Minerals, wenn Fe,O, vorhanden ist. Das Mineral tritt dann an die Stelle von Anorthit, was mit den Befunden von S. Hillebrand!) (wesentliches Molekül FeFe,Si,0,; = Eisen- anorthit übereinstimmen würde. Auch der Pleochroismus stimmt mit Babingtonitischen Mineralien überein (angegeben wird für mangan- haltigen Babingtonit von Levy und Lacroix a= dunkelsmaragdgrün ; b = blassviolettbraun ; c = dunkelbraun). Auslöschungsschiefen werden 44° und 31° angegeben. Natürlich sind diese bei einem triklinen, schlecht begrenzten Mineral wenig charakteristisch. Es scheint nach allen Befunden das Mineral als Eisenbabingtonit angesprochen werden zu können. 26. Eisenkalkolivin (FeCa),SiO, rhombisch (vergl. Tafel 1, Fig. 21). Kurzsäulige rhombische Kristalle mit pyramidalen Endigungen und kleinem Axenwinkel. Hauptzone bald positiv, bald negativ. In !) Tscherm., Min. u. petr. Mitt. 32, S. 261 (1913). s6 5 Max Schläpfer. Fig. 9a ist ein Kristall in der einen Lage schematisch dargestellt. Er hat negative Hauptzone und geringe Doppelbrechung. In Fig. 9b ist er in einer um 90° gedrehten Lage gezeichnet. In dieser Lage zeigt er positive Hauptzone mit starker Doppelbrechung. Die Licht- brechungen sind höher als die des Methylenjodids, sie dürften zwischen 1,8 und 1,9 liegen. In Salzsäure sind die Kristalle leicht zersetzbar. Der kurzsäulige bis körnige Habitus, die Zugehörigkeit zum rhom- bischen Kristallsystem, sowie die Löslichkeit in Salzsäure sprechen für ein Mineral der Olivingruppe. Dem Auftreten in Versuch 177 zur Folge können sie nur Fe, SiO,, Ca und eventuell Cl enthalten, Der Umstand, dass bei negativer Hauptzone die Doppelbrechung A N Fig. 9a. Fig. 9b. schwach (ea. 0,005—0,010), bei positiver stark (ca. 0,030—0,035) ist, lässt erkennen, dass ß und y nicht viel auseinander, aber be- deutend höher als « liegen, dass also die Kristalle optisch negativ sind, . kleinem Axenwinkel. Diese Eigenschaften sowie die schwach bräunliche Färbung meiner Kristalle sprechen für einen Eisenmonti- cellit (FeCa),SiO,. 27. Fayalit Fe,SiO,, rhombisch (vergl. Tafel, Fig. 20). Mit Blumendraht und SiO,, allein unter Zusatz von FeCl, wurden Kristalle erhalten, die öfters keilförmigen Habitus zeigen. Sie haben parallel einer Prismenkante Kombinationsstreifung und löschen zu dieser parallel aus. Im Habitus unterscheiden sie sich stark von den sub 26 beschriebenen Eisenkalkolivin. Der Charakter der Doppel- - Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 87 brechung in bezug auf die Kombinationsstreifung ist, wenn die Kristalle horizontal liegen, positiv, wenn sie mit horizontal liegender Kom- binationsstreifung hochkant gestellt sind, negativ, woraus die in Figur 10 dargestellte Orientierung hervorgeht. Die Brechungs- köeffizienten liegen oberhalb desjenigen von Methylenjodid (1,76), schätzungsweise zwischen 1,8 und 1,9. Die Kristalle zeigen infolge der starken Kombinationsstreifung weniger gut ausgebildete Flächen als die sub 26 beschriebenen. Ihre Doppelbrechung ist etwas höher als die der letzteren; sie beträgt „—ß zirka 0,04. Sowohl der Zusammensetzung als auch den andern Eigenschaften nach zeigen diese Kristalle völlige Identität mit dem Eisenolivin Fayalit (Fe,SiO,). Für dieses Mineral ist die flach keilförmige Ausbildung senk- recht zur kristallographischen Axe b und die Kombinations- streifung parallel c charakter- istisch. Die optischen Elastizi- tätsaxen sind folgendermassen orientiert: a=a; b=c; c—b. -— Als Brechungsexponenten wer- den «=1,824; ® = 1,364 und y = 1,374 angegeben. Die Iden- tität ist wohl zweifellos. 28. Magnetit Fe,O, re- gulär. Bei allen Versuchen, bei denen Blumendraht verwendet Fig. 10. wurde, wandelte sich ein Teil desselben, der nicht mit Kiesel- säure in Reaktion trat, in Fe,O, um, welches unter dem Mikroskop die charakteristische blauschwarze Farbe zeigte. Nur in Versuch 168, wo der Fe-Draht von der übrigen Beschickung getrennt sich in einem kleinen Silbertiegelchen befand, entstanden an der Oberfläche des umgewandelten Drahtes scharf ausgebildete, schwarze, reguläre Oktaederchen, deren Identität mit Magnetit zweifellos ist. 29. Rhombische Kristalle eines unbekannten Eisen- oxydes (vergl. Tafel, Fig. 15). In Versuch 169 traten auf der Aussenseite der Silbereinlage am unteren Teil honiggelbe Kriställchen von bis zirka 0,2 mm Durch- messer auf. Sie zeigten den in Fig. 11 skizzierten Habitus mit rhom- bischer Symmetrie. Die ‘Auslöschung war mit c parallel einer Prismen- kante. Die Kristalle zeigten Pleochroismus. In Richtung der grösseren s8 Max Schläpfer. Brechung gelb, in der der kleineren braungelb. Ihr Brechungs- koeffizient war bedeutend höher als 1,76. In Salzsäure waren sie leicht löslich. Auf einem Objektträger auf zirka 300° erhitzt, wan- delten sie sich in schwarze Körner um, welche den für Magnetit charakteristischen bläulichen Glanz zeigten. Dieselbe Umwandlung “ ging bei gewöhnlicher Temperatur von selbst vor sich, so dass nach 2—3 Tagen alle Kristalle schwarz und undurchsichtig geworden waren. Bei allen andern Versuchen war in unmittelbarer Nähe der Bombenwandungen durch Korrosion derselben nur Magnetit entstanden, da ein Zudiffundieren anderer Bestandteile aus der Silbereinlage heraus nicht leicht möglich war. An seiner Stelle traten in Versuch 169 zum Teil die oben beschriebenen ' Kristalle auf. Aus ihrer Umwand- lung — wahrscheinlich in Eisen- | oxydoxydul— zu schliessen, haben wir es hier vielleicht mit einer zu- fällig entstandenen instabilenChry- soberylimodifikation des Fe,O, zu tun, welche sich dann in den sta- bilen Magnetit umwandelte. et Dr 30. Reguläre Kristalle. 3 Sehr kleine isotrope Kriställ- chen, in Methylenjodid (» = 1,76) verschwindend. Der Versuchsan- lage nach können sie CaO, Fe,O. und SiO,, eventuell €] enthalten. 9,08 Eine sichere Identifikation ist 2 wegen der Kleinheit der Indivi- duen ausgeschlossen. Immerhin wäre es nicht unmöglich, dass wir es mit einem Kalkeisengranat zu tun haben. In Tabelle 5 sind die Versuche des dritten Teils dieser Arbeit zusammengestellt. Wie in den früheren Tabellen sind in der ersten Kolonne die Versuchsnummern eingetragen. Die denselben eingesetzten Zeichen bedeuten: !) Versuch mit offener Silbereinlage; °) Silbereinlage mit Stülpdeckel ; °) Silbereinlage mit Flanschenverschluss, Die zweite Rubrik enthält die eingewogenen Substanzmengen in Gramm (vergl. Analysen Tabelle 1). Dabei bedeutet: B— Kiesel- säure; E — Tonerde; H — Kalziumoxyd; J = Eisenoxydhydrat; K = Blumendraht; L— Chlorkalzium; M — Ferrichlorid. | Fig. 11. Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate, E 89 In der folgenden Kolonne, in welcher die molprozentische Zu- sammenstellung der Beschickung, ohne Berücksichtigung der Zusätze, wie Ca0l,, FeCl,, Blumendraht angegeben ist, bedeutet in der mit Fe,0, überschriebenen Kolonne das Zeichen Fe, dass in dem betreffen- : den Versuch Blumendraht in die Beschickung eingeführt worden war. In der letzten Rubrik, wo die Kristallisation angegeben wird, bedeutet *), dass der betreffende Versuch auf drei bis vier Tage aus- gedehnt worden war. Wie aus Tabelle 5 hervorgeht, gelang es in der Tat unter Ein- führung von Chlorwasserstoff als Mineralisator, die Löslichkeit der eingeführten amorphen Bodenkörper derart zu vergrössern, dass die- selben wenigstens zum Teil unter Bildung kristallisierter Verbin- dungen miteinander reagierten. uffallen musste, dass bei den Versuchen, in welchen der Anorthit, das einzige Kalktonerdesilikat, welches sicher identifiziert werden konnte, am besten ausgebildet war (Vers. 153 und 160) die Be- schickung durch Eisen, das von den stark angegriffenen Bomben- wandungen herrührte, ziemlich stark verunreinigt wurde, während in solchen Versuchen, bei welchen durch Abschluss der Silbereinlage dies verhindert worden, entweder gar kein oder nur wenig Anorthit neben sehr viel amorphen Resten entstand. Es lag die Vermutung nahe, dass dem Eisen bei Anwesenheit von Chlorid ein reaktions- befördernder .Einfluss zukomme. Um dies näher zu prüfen, wurden Versuche unternommen, bei welchen Eisenoxyd oder metallisches Eisen in Form von Blumendraht der Beschickung zugesetzt wurde, Ein Zusatz von Blumendraht schien bis zu einem gewissen Grade günstig zu wirken, doch konnten keine Kristallisationen erzielt werden, bei welchen der Anorthit so gut und häufig ausgebildet war wie in den Versuchen 153 und 160. Versuch 183, welcher bei völligem Ausschluss von Eisen ausgeführt wurde, lehrt, dass ein Eisengehalt des Systems für die Bildung dieses Minerals jedenfalls nicht not- wendig ist. Was die Abhängigkeit der Entstehung des Anorthits von der Zusammensetzung der Beschickung betrifft, so ist zu sagen, dass das Verhältnis der Bestandteile desselben bei der gewählten Versuchsanordnung in weiten Grenzen variieren kann. Die Ab- grenzung von Existenzgebieten für die verschiedenen Kristallisationen ist bei diesen Versuchen noch viel weniger möglich als bei denjenigen des ersten Teils. Wie schon bemerkt, konnten andere Kalktonsilikate wie Gros- sular, Zoisit, Mejonit nicht dargestellt werden, was natürlich nicht ausschliesst, dass sie ebenfalls hydrothermal, vielleicht unter etwas veränderten Verhältnissen, wie z. B. Wahl anderer Ausgangsstoffe, 90 Max Schläpfer. Tabelle 5. | Ver- TE Ri Molprozent | me mpernenn 1-2 Tage bei, 'suchs- : B H:O| go, | 1130, (a0 |Fr30, 2 ems 53") | 0,685B, ;0,560H 2150| — | 50! — [amorph 541) 11,028B,;0,28S0H . 3I31—-| 3 E 551) | 0,548B, ;0,672H.. 3140| — | 60| — 1521) | 0,687 B,;0,560H ; 0.4001, 3150| — | 50| — Hillebrandit (21); 1541) | 0,687 B,;0,560H; 0,050L | 3 |50 | — | 50. — 1551) |0,458B,;0,746H; 0,050L | 3 133 | - | 67, — 1755) | 0,687B,;0,560H: 0,200L | 3 |50 | — | 50 — 177°) [0,687 B,;0 2808; 0,00L;: 0,300 67.1 —--| 33] Fe |. oliv 1813) 1,0008; 0,200; “2 ee (2) 23 0,500K . — | — /!100| Fe er et. „draht Magnet ’ » U, Bi Em 100 =. orph, Kal "Chlor id(?) (22)schlecht ausgebildet 161!) | 0,687 B,;0,769E,;0,280H | 3 50:1:95.:25: 13 BR 1531) | 0, TB B, ‚0, 709,0, 2S0H: Anorthit (16) gut aus- > | 25 gebildet 158?) |0, 73401 7098, ;6; 20H; ni ae Ai ; il — rthit (16 160?) nn 1098,;0 350H. Br & Anori (16); SE ; bi) 25 > (23); am 2 1632) | 0 os >.0 1008,;0 2S0H. en eh 5 125 1672). 10, ee 1098,50, 01; 0,100M . | ° 168?) | 0, ee ‚769: E, ;o, 9S0H: zelt Anor- 015195 | — \ Blumen- 1OOOK inbe besonderem Ag- A ai un am E Fisenkalkelivin h 1692 i ) Babe [D1769E,,0380 ‚280H; i amorph., am Blumen 50 | 25 | 25 | Fe | draht Eisenkalkolivin Rückseite der a 1713) | 0,687 B,;0, nt 2S0H; age: = 0,200 L solo amorph ; i 173°) |0, a Team 0 as0H: „ verei inzelt Anörz 50 | 25 | 95 | Fe | thit, in nBiahn 1763) | 0,687B an 0,200 De 0, a a amorph, 50 | 25 | 25 | Fe| Blume 11873) I 0, ae ben 280H; FAN ” SL 5 Iso [a5 |’o5 amorph & 1561) en ‚07 ze ee 0,05 L SBE02s0R; Er Skapolith (?) (19); 3 |56 122 | Nadeln (20), ehr Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 9 a Eingewogene Substanz | gr Mölprozent [in geschlossenem Gerss | No. in gr ee on nirke | | | 164?) ne N AR: Keen Fe | 0,200. 3 | 601 20120 | — | Anorthit (16) | 1793 0,02 B,:0,4695 ;0, 1684; { 0,200 1; 0,300 K sl oolıs 15 |Fe Hama (16). Bel. en aht Eisen- kalkoliv | 186°) ee ln 168H; ”) anorh, vereinzelt 3 70) 15115 | — Anor 1573) 03001,;0,10n rn *) Nade ur Bi 5 L 31743/14143 | — en, Anorthit. do) | 1592) a 40E:;0, 479 H; ing a 31,29, 1.141 48 ws thit (16) 182°) 0a90B. MOE,;0) AH; uam vereinzelt | 43) 14 | 43 | — |. Anorthit | 180a 3) 1,0008, :0, 100M: 0,500K 3 100 ar ang! Fe amo ei am Blumen- Arahı an (27) 180b®)| 1,000B,;0,100M; 0,500K | 3 |100| — | — | Fe Jamo rph, men- Ener Beni (27) 174°) The 2380H rph, vereinzelt 3 | 50) 12,5] 25 | 125 *Ferristlikat 5) 1722°) ee Sn a A ‚022 ” - Ferrisilikat(25),amorph | 2 01 -/5|% | 172b °)| 0,687 3soH: 1 ‚032 $, Ferrisilikat(25),amorph L 501 — 1235| 1783) nei :0,336H: 020 }: | n (22°), reg. Kri- 0,1 OL. 31:56 — 138] 6 ei (30), amorph entstehen können. Eine skapolithähnliche Bildung scheint vielleicht in Versuch 156 (siehe Beschreibung 19) entstanden zu sein, doc liess sich diese Kristallart mit keinem natürlichen Mineral identifizieren. Eine andere aus Kalk und Kieselsäure unter Zusatz von Chlor- kalzium entstandene Kristallart darf für Hillebrandit angesprochen werden, da sie mit diesem Mineral in allen bestimmbaren Eigen- schaften gut übereinstimmt. Eine ganze Anzahl von Kristallisationen (Beschreibung 17, 1% 20, 22, 23) lässt sich überhaupt mit keinem natürlichen Mineral ver- gleichen, was bei der Mannigfaltigkeit der möglichen Verbindungen nicht verwundern kann. Bei den Versuchen, in welchen ein Zusatz von Eisen der Be- schiekung zugesetzt wurde, entstand eine Anzahl relativ gut identi- fizierbarer Eisensilikatmineralien in guter Ausbildung. Es scheinen diese Eisensilikate ein besonders grosses Kristallisationsvermögen zu besitzen. Es wurden erhalten bei den Versuchen mit Blumendraht: ein Hedenbergit-ähnlicher Eisenkalkaugit, ein eisenmonticellitartiger Olivin, der reine Eisenolivin (Fayalit) und daneben Magnetit. Diese 92 Max Schläpfer. Mineralien entstanden nicht gleichmässig in der ganzen Beschickung, sondern nur auf dem in Magnetit umgewandelten Blumendraht als drusenartige Gebilde und in unmittelbarer Nähe desselben. = n Versuchen, bei denen in der Zusammensetzung des Anorthits Tonerde durch Fe,O, ersetzt war, wurde ein Babingtonit-ähnliches Mineral erhalten. Die Identität von in Versuch 178 entstandenen sehr kleinen regulären Kriställchen mit einem Granat muss als sehr fraglich bezeichnet werden. . Der „Eisenkalkolivin* (26) trat in vielen Versuchen auf, überall da, wo Blumendraht neben SiO,, CaO und HCl vorhanden war, und zwar in derselben Ausbildung mit oder ohne Anwesenheit von | A1,0,, so dass anzunehmen ist, dass letzteres Oxyd im Kristall- molekül nicht vorkommt. Am besten und grössten waren die Kristalle 3 in Versuch 179 ausgebildet, welcher auf vier Tage ausgedehnt worden war. In Versuch 174 traten sie mit CaO, SiO,, Cl, und Blumendraht als Ausgangsmaterialien neben Eisenkalkaugit (24) auf, während noch ein grosser Überschuss an amorpher Kieselsäure zurückblieb. Es ist wohl ausgeschlossen, dass diese drei Phasen nebeneinander beständig sein können. Auch Fayalit (27) trat neben amorpher Kieselsäure in den Versuchen 180a und b auf, welche sich von den Quarz resp. Tridymit ergebenden Versuchen 52 und 56 nur durch einen geringen Zusatz von FeCl, und metallischem Eisen unterschieden. Wir sehen auc h hier wieder den Einfluss geringer Beimengungen auf die 1.07 Er 1: 1 ER ralien, welche häufig in sehr guter Ausbildung entstanden. Die Mineralien Hedenbergit (), Babingtonit (?), Eisenkalkolivin und Fayalit, ebenso wie Hillebrandit und ein Skapolith wurden von Drusenmineral in Rhyolithen i und in Granitpegmatiten vor, Gesteinen, welche sich auch durch gros sen Kieselsäuregehalt auszeichnen. : 5 gkeit der amorphen Kieselsäure, von dem schon im ersten Teil gesprochen wurde. Auffallen muss a0 diesen Versuchen die grosse Kristallisationsfähigkeit der Eisenmine- Aus dem Schmelzfluss s tonit-äh nliche Mineralien erhalten worden. Sehr auffallend ist das Verhalt ind sowohl dieser Olivin als auch Babing- | en der unter 29 beschriebenen Kristalle, welche, wie schon bemerkt, eventuell aus einer rhombischen allotropen Modifikation des Eisenoxydoxyduls bestehen, wäre. Der Umstand, dass werden, wäre durch die gro sie wandeln sich nämlich Tage bei Zimmertemperatur in schw morphosen um, welche wahrscheinlich welche dann dem Chrysoberyll isomorpl arze, undurchsichtige Pseudo- aus Magnetit bestehen. diese Kristalle in der Natur nie gefunden sse Unbeständigkeit derselben zu erklären; schnell beim Erhitzen und innerhalb einiger Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate. 93 Zusammenfassung. 1. Die wichtigsten Resultate dieser Arbeit sind folgende: Die Wahl der Ausgangsbodenkörper ist bei hydrothermalen Systemen auf die Art der entstehenden Kristallarten von grossem Einfluss. Bei derselben Pauschalzusammensetzung können bei der Wahl verschie- dener Edukte verschiedene Kristallisationen entstehen. Von Bedeu- tung ist einerseits die physikalische Beschaffenheit der amorphen Ausgangsmaterialien, welche verschiedene Löslichkeit bedingt, ander- seits die Anwesenheit von Verunreinigungen. 2. In vielen Fällen scheinen sich die Kristalle aus einer fluiden Phase auszuscheiden. 3. Oft können sich die Bodenkörper wegen zu kleiner Löslich- keit nur zum geringen Teil in kristallisierte Verbindungen umwandeln. In der Versuchszeit von 24 Stunden ist bei der bisher verwendeten Versuchsanordnung in den meisten Fällen der Umsatz durchaus un- vollständig, auch dann, wenn dieselbe auf mehrere Tage aus- gedehnt wird. 4. Obgleich die genaue Abgrenzung von stabilen Existenzfeldern vorläufig als unmöglich angesehen werden muss, besteht im System K,0 — Al,O,— SiO, doch unverkennbare Abhängigkeit der erhaltenen Kristallisationen von dem Mengenverhältnis der eingeführten amor- phen Stoffe. 5. Es wurde sicher festgestellt, dass der Tridymit, welcher unterhalb 870° unbeständig ist, wirklich bei Temperaturen unterhalb 500°, d. h, im Stabilitätsgebiet des Quarzes, hydrothermal entstehen kann. Die Versuche, bei denen diese Phase auftrat, wurden mit etwas fluorhaltiger Kieselsäure unter Ausschluss von Alkalien unter- nommen. 6. Die von Baur für ein Kaliumfaujasit-ähnliches Mineral ge- haltenen regulären Oktaederchen, welche schon bei Baurs Versuchen im System K,0 — Al,0, —Si0, häufig auftraten, konnten mit Hieratit (K,SiF,) identifiziert werden, welcher in einzelnen Versuchen viel- leicht auch geringe Mengen Aluminium beigemengt enthält. 7. Versuche, im System K,0 — Ca0 — Al,0, — SiO, Kalktonerde- silikate zu erhalten, waren erfolglos. 8. Dagegen wurde der wichtigste Vertreter dieser Mineralien- gruppe, der Anorthit, aus seinen Bestandteilen, die in Form der amorphen Oxyde eingeführt wurden, unter Zusatz von Chlorkalzium als Mineralisator hydrothermal dargestellt. 9. Folzende bei meinen Versuchen erhaltene Kristallarten konnten identifiziert werden: «— Quarz (1), bei welchem zwei seltenere 94 Max Schläpfer. Zwillingsgesetze nachgewiesen wurden; Tridymit (2); Hieratit ( Korund (4); Orthoklas (5); Kalinephelin (6); Pyrophyllit ®) (7); Zunyit (P) (8); Okenit (?) (12); Kalzit (15); Anorthit (16); Hillebrandit (21); ein Skapolith (?) (19); ein Hedenbergit- Produkt vergleichen. a 10. Von mir zum erstenmal hydrothermal dargestellt, wurden folgende Mineralien: Zunyit (®) (8); Hillebrandit (21); ein Skapolith (?) (19); Eisenkalkaugit (24); Eisenkalkolivin (26 Fayalit (27); das Babingtonit-ähnliche Mineral und rhom- bisches Fe,O, (?) (29). n 11. Bemerkenswert ist der Einfluss, den metallisches Eisen in Anwesenheit von Chloriden auf die Kristallisationsfähigkeit der Mineralien, insbesondere derjenigen, welche Eisen selbst enthalten, ausübt. = Diese Arbeit wurde im Physikalisch-Chemischen Laboratorium der Eidgenössischen Technischen Hochschule ausgeführt. . Es sei mir an dieser Stelle gestattet, meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. Emil Baur, auf dessen Anregung hin diese Arbei unternommen wurde, für sei reges Interesse, gebracht hat, m Vierteljahrsschrift der Naturf, Gesellschaft, Zürich, Jahrg. 59, 1914. Tafel I. FR Bl ag ed ER, Q uarz: I 7 h IN Fig. 4. Tridymit. Hieratit. Fig. 11. Caleiumaluminat. FE ig. 14. Ca-Fer en 5 Pe un ee Fig. 16. Eisenkalkaugit. Fig. 17. ? Zwillinge. Fig. 18. Andalusit Fig. 19. Müskowit. Fig. 20. Fayalit. Fig. 21. Bisenkalkolivin * Max Schläpfer, Beiträge zur Kenntnis der hydrothermalen Silikate; Erklärung der Tafel. Figur 1. : (1) (Versuch 57) in Glyzerin, 200fach v. ver; ei 9. Japanerzwillinge von Quarz un 57) in Glyzerin, 980fach et »„ 3. Zwickauerzwillinge von Quarz (Versuch 57) in» Glyzerin, 280fach ver- g chts oben Hieratitkri tall. »„.. 4 Tridymit (2) (Versuch 52) in Anisöl, " 3fach vergrössert. „ 5. Tridymitdruse (Versuch 52) in Kanadaba a Er wer 0 es (3) (Versuch 57) in: Anisöl, 260fach vergrös Ki d (4) (Versuch 102) in Kanadabalsam, a en 2. Kane n 6) (Versuch 79) mit Pyramidenfläche, in Ener "450fach ver; en 9. Zunyit- es Mineral (8) (Versuch 99) in Chinolin, 440fach we ee, an Aluminiumsilikat (9) (Versuch 99) in Anisöl, 460fach grös „RS Rage nen (2) (13) (Versuch 145a) in Anisöl, 300fach vergrössert. „ 12. Anorthit (16) (Versuch 163) in Glyzerin, 280fach vergrössert. . 13. Skapolith (?) (19) (Versuch 156) in Bromnaphthalin, 340fach vergrössert. - 14. Babingtonit-ähnliches Mineral (25) (Versuch 172) in Bromnaphthalin, SR össer „ 15. Rhombisches Fe,0, (?) (29) (Versuch 169), 40fach EN 16. nn a4) (Versuch 177) in Bromnaphthalin, 230fach ea . 17. Durchkreuzungszw. (17) (Versuch 155) in Anilin, 340fach vergröss it (B. ‚ Muskowit (Bau { L gr Fayalit (27) (Versuch 180b) in Bromnaphthalin, 220fach ve! grösser. 31. Eisenkalkolivin (26) (Versuch 179) in enthalt, 926fach vergrössert, “ [5 oO Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit. 4 Von ; Kar Mürrr. (Als Manuskript eingegangen am 14. Mai 1914.) Hiezu Tafel II. I. Einleitung. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem von Thomson ein geführten, von Maxwell'), Hallwachs?) und Orlich ®) theoretisch be- handelten und von A. Kleiner‘) modifizierten Quadranten-Elektro meter. Während man mit den. im Gebrauch stehenden elektrometrische 4 Messinstrumenten (Quadranten-, Binanten-System, oder dem von Hoff Neben der Beschreibung desselben und den Angaben betreffend seiner Leistungsfähigkeit, wird es die Hauptaufgabe dieser Arbeit sein, durch die Anwendungen den Nachweis der praktischen, quantitativen Brauchbarkeit der hohen Empfindlichkeiten zu liefern. II. Beschreibung. Die Empfindlichkeit der jetzt gebräuchlichen Thomson’schen Qua- dranten-Elektrometer ist wesentlich bedingt durch die Feinheit des Aufhängefadens, durch die Grösse der Längsachse der Nadel, durch das angelegte Hilfspotential und durch die Höhe der Quadranten- schachtel. | Versucht man nun aber die Empfindlichkeit durch Verwendung — dünner Fäden von 0,007 bis 0,001 mm Dicke zu steigern, so werden, trotz kleinem Gewicht des Gehänges, Schwingungsdauer und Dämpfung !) Maxwell, Elektr. u. Magn. (Weinstein) 1883. p- 350. ?) Hallwachs, Annalen der Physik. 1886. S. 1 a Orlich, Z’schrft. für Instrumentkde. 1903. S. 97. ‚ *) Vierteljahrschrift d. Naturf. Ces. Zürich 1906. S. 126. Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit. 97 so gross, dass keine praktischen Beobachtungen mehr möglich sind; macht man die Quadrantenschachtel niedriger; so pendelt die auf hohes Potential geladene Nadel an die Wände; verlängert man die Nadel, so wird das Trägheitsmoment derselben gross, und kürzt man für feinste Fäden die Nadellänge, so reduziert man damit auch die wirk- samen Teile der Nadel, wodurch die Vorteile wieder aufgehoben werden. Will man also die geringe Richtkraft der von Heraeus herge- stellten Wollastonfäden von 3 u bis 7 u Dicke zu elektrometrischen Messungen mit Vorteil verwendbar machen, so muss man darnach trachten, gleichzeitig Schwingungsdauer und Dämpfung herabzusetzen durch solche Reduktion der Dimensionen der Nadel, dass dadurch wohl das Trägheitsmoment vermindert wird, die wirksamen Teile der Nadel selbst aber nicht reduziert werden. Fig.1.Nat.Gr. Fig. 2. Nat. Grösse. Dies ist bei dem neuen Instrument nun dadurch erreicht worden, dass man die wirksamen Teile des Systems, Nadelflügel und Quadranten vertikal gestellt hat, wie aus den Fig. 1 und 2 hervorgeht, wo Nadel und Quadranten in natürlicher Grösse skizziert sind. Diese Anordnung hat zugleich den Vorzug der übersichtlichen, raschen, gegenseitigen Orientierung von Nadel und Quadranten, wodurch die erste, grund- legende Einstellung des Instrumentes wirksam erleichtert wird. Die Dimensionen sind aus Fig. 3 ersichtlich und so gewählt, wie sie aus vielen Versuchen sich als die günstigsten erwiesen haben. Die Höhe der Quadranten beträgt 12 mm und der Spielraum der Nadel 3 mm. Die erreichbare Empfindlichkeit ist neben dem anleg- baren Hilfspotential und den Dimensionen des Aufhängefadens auch durch die Weite der Quadranten bestimmt. So sind beispielsweise für 3 mm Nadelspielraum höhere Empfindlichkeiten erreicht worden als für 4 mm weite Quadranten. Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg.59. 1914. ” 4 98 Karl Mülly. Das Gestell, in welches die aktiven Teile des Instrumentes eim- gebaut sind, kann, wie.Figur 4 zeigt, äusserlich die Gestalt eines” gewöhnlichen Spiegelquadranten- oder Binanten- Elektrometers, z. B. des Dolezalek’schen, haben. Fig. 4. : Auf der Messingplatte M, Figur 4, des Gestells, die drehbar auf einem mit Fusschrauben FS versehenen Sockel So ruht, ist eine Ebonitscheibe E, Figur 2 und 4, eingesenkt. Auf derselben befindet sich der Bernsteinsockel B, Figur 4, mit den konzentrisch montierten Quadrantenpaaren Q, und Q,. Da, wo die Quadrantenschnitte in den Bernstein hineinreichen, ist dieser mit tiefen Nuten N, Figur 2, vel- Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit. 99 sehen, um die Oberflächenleitung auf ein Minimum herabzusetzen. Die Aufhänge- und Symmetriervorrichtungen sind auf den Trägern @ aufgebaut, welche hoch sind, damit man lange und kurze Fäden ver- wenden kann. O vermittelt die grobe, zentrische Einstellung zur Symmetrierung der Nadel, 7 der Tangentialtrieb, die Feinbewegung. Durch Lösen der Schraube ./ kann die Stange A gehoben oder gesenkt werden. Die Höheneinstellung der Nadel in den Quadranten-Hohlraum wird dadurch grob reguliert, während die Schraube S der feinen Einstel- lung dient. Die Klemmschraube X ist für die Zuleitung der Nadel- ladung bestimmt, doch ist bei den Elektrometern allerneuester Kon- struktion die Zuleitung zur Nadel von unten und innen her U, Fig. 4, mit Erfolg versucht worden. Am Sockelring So sind drei, resp. vier Klemmen isoliert eingeschraubt, je eine für die beiden Quadran- tenpaare, die dritte, die Erdklemme, als leitende Verbindung mit dem Elektrometergehäuse und die vierte als Zuleitung zur Nadel. Der Metallmantel 7? schirmt die empfindlichen Elektrometerteile luft- dicht nach aussen ab, ist aber leicht abnehmbar. Die Oberflächen der nicht wirksamen Metallteile im Innern des Mantels (Träger etc.) sind geschwärzt. Das Fenster F' dient zur Beobachtung mit Spiegel und Skala, und was von grosser Wichtigkeit ist, zur richtigen Orien- tierung der Nadel mit Einsicht von aussen über den Quadranten- Querschnitten; es ist luftdicht eingesetzt. Da die sorgfältige Symme- trierung eine hervorragende Rolle spielt, so müssen die Fusschrauben FS so fein geschnitten sein, dass sie eine Verschiebung der Nadel innerhalb von 0,1 mm möglich machen. Von der 1906 angedeuteten Evakuationsmöglichkeit zur Reduk- tion der Dämpfung ist bei dem jetzigen Instrument abgesehen worden, weil die Vorteile durch Komplikationen in der Konstruktion und im Gebrauch aufgewogen würden. III. Herstellung und Funktion der wesentlichen Bestandteile. Ausschlaggebend für die Brauchbarkeit des Instrumentes ist die möglichst genaue Symmetrie von Quadranten und Nadel, weil infolge der Kleinheit der Dimensionen konstruktive Unregelmässigkeiten von 0,lmm schon bedeutenden Einfluss auf die Symmetrie der Ausschläge erhalten. Die Quadranten können entweder aus zylindrischen Rohrstücken hergestellt werden, oder dann dreht man sie mit Vorteil aus einem Messingzylinder aus. Sie werden vergoldet und auf dem Bernstein konzentrisch aufgeschraubt. Je zwei gegenüberliegende Quadranten- paare sind durch einen Silberdraht, Fig. 2 S, miteinander leitend ver- 100 Karl Mülly. bunden. Neuerdings hat man versucht, 7), die Quadranten von unten her miteinander leitend zu verbinden. 2. Ist bei der Herstellung der Qua- dranten äusserste Genauigkeit erforderlich, so gilt dies auch für die klein dimen- Fig. 5, Nat. Gröss zylindrische Form zu geben, und zwar ohne Drücken oder Quetschen des sehr dünnen Aluminiumbleches, ist das folgende einfache Ver- fahren angewendet worden. Fig. 6. Fig. 7. Aus 0,05 mm diekem Aluminiumblech wird eine Figur von neben- stehender Gestalt, Fig. 5 in natürlicher Grösse, herausgeschnitten; wobei Ungenauigkeiten von 0,1 mm die Nadel für hohe Empfindlich- keiten ungünstig beeinflussen würden. Auf dem Messingzylinder M, Fig. 6, werden dann die Flügel F, Fig. 5, vorerst vertikal nach unten gebogen und erhalten beim weitern Eiogeh nach der Zylindermantel- fläche durch den Ring Rg, Fig 6, die gewünschte symmetrisch“ zylindrische Form. Dadurch es sich die Rippen r, Fig. 5, selbst nach dem Zentrum, Fig. 1. Dort werden sie durch Scheibehen Ni Yes 3 sionierte Nadel. Um derselben ihre genau Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit. 101 und Schraubenmutter am Aufhängestiel fest zu- sammengeschraubt, wobei das Scheibchen 0, Fig. 8, das Verschieben, Mit- drehen oder Abbiegen der Rippen verhindert. Jetzt wird das Ganze erhitzt, damit die Flügel in ihrer zylindrischen Form sta- bilisiert werden. Ich habe noch andere Nadelformen konstruiert, wie Fig. 9, 10 und 11 zeigen, und Fig. 8. Schematisch dargestellt. mit einer Form, Fig. 11, Empfindlichkeiten von 100000 bis 136000 Skalenteilen pro Volt vorübergehend erreicht. Fig. 13. Bei hohen Hilfsspannungen würde nun aber die leichte Nadel an die Quadranten angezogen und das Messen dadurch verunmöglicht. Fig. 11. € Nat. Grösse. 16) Fig. 10. Nat. Grösse, Als Schraubenmutter wird deshalb ein Silber- oder Platinklötzchen von 0,1 gr bis 0,2 gr Gewicht verwendet, das, ohne das Trägheits- moment der Nadel erheblich zu erhöhen, die wichtige Funktion hat, zu verhindern, dass nicht ganz symmetrische, elektrostatische Kräfte das Gehänge an die Quadrantenwände ziehen. Von der Grösse dieses Gewichtes, das die bewegliche Nadel in hohem Masse stabilisiert, hängt die Höhe des Nadelpotentiales ab, das man anlegen kann. Der Vergrösserung des Gewichtes wird aber durch die Tragkraft des Fadens eine Grenze gesetzt. Es ist nun gelungen, die Dispositionen 102 Karl Mülly. im jetzigen Instrument so zu treffen, dass bei Verwendung eine 5u-Fadens 100 Volt an die Nadel angelegt werden können bei einer Fadenlänge von 4,5 em. Für den 3.4-Faden bilden je nach der Länge 30—60 Volt, für den 7u-Faden 120—150 Volt das maximale Hilfspotential. Es tritt da zwar noch nicht Kurzschluss ein, aber die elektrostatischen Kräfte überwiegen die Richtkräfte der Fäden, so dass Labilität eintritt. Die Gewichtsverhältnisse der einzelnen Nadelteile sind folgende: Aufhängestiel, St . = 0,074 gr Schraubenmutter und Sauhenklötzchen = 'D.18L°5 Zwischenscheibehen, Zu °. .» :: .... ..=0,007 , =sAlum Nade #E 2. ..20..0....2...2=.0,092°, Beer, re 00285 Totalgewicht des Gehänges — 0,309 gr ein Gewicht, das von den dünnsten in Betracht kommenden Fäden (3u) noch getragen wird. Be Ein Problem für sich bildete die Herstellung und Befestigung des Spiegels, der das Trägheitsmoment des Gehänges nicht merklich vermehren sollte. Es muss daher der am Nadelstiel bei Sp, Fig.& befestigte Spiegel klein oder doch sehr leicht sein. Solche kann man sich aus 0,1 mm dicken Deckgläsern herstellen. Der Spiegel, den ich vorzugsweise verwendet habe, misst 48 mm’, wiegt 0,025 gr und ist am Nadelstiel so befestigt, dass er das senkrechte Hangen der Nadel kaum beeinflusst. Die Spiegel können, ohne zu stören, bis 1 cm? grosse Fläche haben. Am Trägheitsmoment der Aufhängung partizipiert er mit 0,00146 gr., also ganz unerheblich. Das Trägheitsmoment des ganzen Gehänges selbst’ ist bestimuni worden, experimentell zu 0,014 gr cm?, rechnerisch zu 0,01388 gr em?. Die einzelnen Teile desselben liefern dazu Beiträge wie folgt: Nadel mit Rippen = 0,00869 gr em? Nadelstange . . — KU, .; Belastungsgewicht — 0,0069 „ „ Spiepel . . , - 0.0? Total = 0,01388 , ‚Um möglichst gute Isolation zu er reichen, sind die Quadranten 2 auf Bernstein montiert, der an den Schnittstellen der Quadranten mit sich kreuzenden Einschnitten versehen ist, um den isolierenden Zwischenraum zwischen den benachbarten Quadranten zu vergrösserl- Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit. 103 Etwa zufällig eingetretene Elektrisierung des Bernsteins ist durch jonisierte Luft zu entfernen. Die Untersuchungen betreffend Isolation haben bei 400 mm Ausschlag 2,3°/’ Abnahme pro Minute ergeben bei 80 Volt angelegtem Potential. Die Kapazität des Instrumentes ist seinen Dimensionen ent- sprechend klein und von der Grössenordnung 1—2 cm gefunden worden. Die Schwingungsdauer wächst mit zunehmender Empfindlichkeit, d. h. mit wachsendem Nadelpotential bei gegebener Fadenlänge, ebenso die Dämpfung, so dass bei den höchsten Empfindlichkeiten 120.000 bis 130000 Skt. pro Volt die Nadel sich aperiodisch einstellt. Bei mittleren Empfindlichkeiten, 20000 Skt. pro Volt, kommt für den 5u-Faden die Nadel nach fünf Schwingungen, bei hohen, 45 000 Skt. pro Volt, nach drei Schwingungen zur Ruhe. Schwingungsdauer und Dämpfung sind grösser beim 3u-Faden, kleiner beim 7 «- Faden. Die Schwingungsdauer für den 5 cm langen 5u-Faden beträgt 20” bei 45000 Skt. pro Volt Empfindlichkeit. IV. Leistungen des neuen Instrumentes. Die Leistungen des neuen Instrumentes gehen am besten aus einem Vergleich mit den bekannt ieh en ARE der besten bis jetzt im Gebrauch stehenden Spiegelq t ervor. r täan 2 Quza 3) Elektrometer Nenes Rlektrom. El. Schnlize Hoffmann Instrument Baden 2 um. 0% 10 u 15 u 3 u 6u 5u Fadenlänge..n :, „u, 10 cm | 20 cm 5cm — 5 cm N ee 3m 3m 3m 3m m Nadelpotential . 80 Volt 150 En — 100 Volt Empfindlichkeit in Skt. p- Volt 4500 670 4500 |ca.18,000) 55,000 Schwingungsdauer . 24" 36,6" 15. 20" 20" Kapazität- 96 cm _ 4,8 cm _ 1—-2cm Abstand dee Ousdrantlächen 44mm | 4mm E —_ 3 mm Gewicht des Gehänges. . . ei 0,62 gr 10,0013 gr] 0,004 gr! 0,3 gr Wirksame Nadelfläche . . . — 1654 mm?lc, 36 mm] — 1246 mm? Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass allgemein die Empfindlichkeit durch die Dimension des Aufhängefadens und das angelegte Nadelpotential bedingt wird, und es ist somit durch das neue Instrument das Hauptproblem zur Erreichung hoher, praktisch 1) F. Dolezalek. Annälen der Physik. 1908. S. 312. Bd. 26. 2) Schultze. Zeitschrift für Instramentenkunde. 1907. S. 65. 3) Hoffmann. Physik. Zeitschrift. 1912. S. 480 u. S. 1029. 104 Karl Mülly. brauchbarer Empfindlichkeiten gelöst: Reduktion des Trägheits- momentes und der Dämpfung ohne Reduktion der elektrostatisch wirksamen Teile der Nadel. Die Angaben über Empfindlichkeit für das neue Instrument und das Quadranten-Elektrometer von Schultze beziehen sich auf die wichtigste Art der Verwendung, auf die Quadrantenschaltung, d. h. die Nadel auf hohem, ein Quadrantenpaar auf niedrigem Potential, die andern Quadranten am Gehäuse, geerdet. Wenn H. Schultze mit dem 15 u-Faden eine Empfindlichkeit von 670 Skt. p. Volt erreicht, so hat er infolge der grossen Fadenlänge und des schweren Gewichts des Gehänges eine relativ grosse Schwingungsdauer, die ihm keine Steigerung in der Empfindlichkeit Re © = a =. | Empfindlichkeit in Skt. pro Volt, 20 086040 60705 80 „„100 129 Nadelladung in Voir 1000 60 Fig. 12. erlaubt. Hoffmann sucht durch feinste Aufhängung und Kleinheit des Gehänges zu hohen Empfindlichkeiten zu gelangen, reduziert aber dadurch gerade die elektrostatisch wirksamen Teile der Nadel (36 mm? gegenüber 246 mm? des neuen Instrumentes), wodurch die Vorteile teilweise wieder aufgehoben werden. Mit dem neuen Instrument sind die Empfindlichkeiten für 3 4 bis 7 u starke Fäden untersucht worden. Für den 5 «-Faden hat sich dabei die hohe Empfindlichkeit von 45,000 Skt. pro Volt ergeben bei 102 Volt Nadelladung, ®/ıooo Volt Quadrantenladung und einem Skalenabstand von 3m. Die Abhängigkeit der Empfindlichkeit vom Nadelpotential ist für den 5 «-Faden und der unter Fig. 8 skizzierten Nadel in Fig. 12, Kurve Ia, graphisch dargestellt. Die Kurve Ib Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit, 105 veranschaulicht die Proportionalität des Nadelausschlages mit der Quadrantenladung, wenn die Nadel auf das konstante Potential von 80 Volt aufgeladen ist (Masstab 1:5). Die Empfindlichkeiten für den 3 u- und 7 «-Faden gehen aus den Tabellen I und II hervor. Tabelle I. 3 u-Faden 7 em lang, Schwingungsdauer 30-45”. Nadelladung Empfindlichkeit in in Volt Skt. p. Volt 2 750 4 1350 6 1960 8 2650 10 3315 12 3865 14 4550 16 5320 N 18 5985 20 6800 22 7700 94 8565 26 9495 28 10530 Tabelle II. 7 u-Faden 6 cm lang, Schwingungsdauer 17”. Nadelladung Empfindlichkeit in i t. p. Volt 100 2270 120 4928 130 6660 140 9700 Bemerkungen über Abhängigkeit der Empfindlichkeit von der Nadelform !) veranlassten mich, verschiedene Nadelformen zu kon- struieren und auszuprobieren. Für die Nadelform, Fig. 9, a in Grund- riss, a in Perspektive mit nur einer Mittelrippe, aber sonst gleichen Dimensionen und gleich tief in die Quadranten eingehängt, gestaltete sich die Steigerung der Empfindlichkeit nach Kurve I, Fig. 13, wobei das Nadelpotential wie in Kurve la, Fig. 12, variiert wurde. !) Tätigkeitsbericht der Phys.-Techn. Reichsanstalt. Instrumentenkunde 1906. 106 : Karl Mülly. Für die Nadel, Fig. 11, mit verlängerten Rippen endlich wurden die höchsten Empfindlichkeiten erreicht für einen 5,5 em langen 5 u-Faden bei tiefster Stellung der Nadel in den Quadranten, siehe Kurve II, Fig. 13. Die Schwingungsdauer für die Empfindlichkeit, 136000 Skalenteile pro Volt, war allerdings 3 Minuten. ie man beim Thomson’schen Quadranten-Elektrometer die Empfindlichkeit durch Verengern oder Erweitern der Quadranten variieren kann, so gestattet Zylind dranten-Elekt t 1 3 21400 6850 / 92500 21] oO 5 i 73250 on / “ % 62500 a © ; | f 50500 o 5 & / One ze je o = ; 1350 2175 Se 6300 6550 ri Fig. 13. durch Heben der Nadel aus dem Quadrantenhohlraum resp. Senken in denselben die Empfindlichkeit zu vermindern oder zu steige vorausgesetzt, dass die vertikalen Abmessungen des Fensters hoch genug gewählt werden. Kurve III, Fig. 13, stellt die Empfindlichkeits- steigerung für eine um einige mm aus den Quadranten herausgehobene Nadel dar. ee Hauptbedingung aber, zu hohen Empfindlichkeiten von 50000 und darüber zu gelangen, ist neben der Symmetrie von Nadel und : Quadranten eine äusserst sorgfältige Orientierung. Bei geerdeten Quadranten sollte ein angelegtes Nadelpotential keinen Ausschlag Eee a DE Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit. 107 erzeugen. Praktisch lässt sich diese Forderung für kleine Hilfsladungen erreichen, aber schon bei mehreren Volt treten Ausschläge auf, so dass man zu der „Hallwachs’schen Justierung auf symmetrische Ausschläge“ Zuflucht nehmen muss. Störungen in der Stabilität der Ruhelage und Konstanz der Empfindlichkeit können vor allem aus durch Luftströmungen, Tem- peraturveränderungen, ungleiche Bestrahlung und "Beleuchtung hervor- gerufen werden. Es ist deshalb notwendig, dass der Schutzmantel R, Fig. 4, und das Fenster F luftdicht verschliessen. Bei hohen Empfindlich- keiten wurden diese Strahlungen durch mehrfache Einschachtelungen abgeschirmt. Das Instrument wurde in einen Kartonzylinder, der innen mit Filz ausgekleidet war, eingehüllt. Darüber war ein zur Erde abgeleiteter, aussen glänzender, innen geschwärzter Blechkasten gestülpt. Die Zuleitungen zum Elektrometer wurden gedichtet durch- geführt, um die Luftströmungen fernzuhalten. Das Elektrometer selbst war auf einen Dreifuss mit feinen Stellschrauben aufgesetzt, und die Tangentialschraube, zur Regulierung der Nadel so eingerichtet, dass das Instrument bequem ausserhalb der Schutzhüllen symmetriert werden konnte. So gelang es, tagelange Konstanz des Nullpunktes und der hohen Empfindlichkeiten zu erreichen. Wenn es sich nur um Empfindlichkeiten bis 10000 Skalenteile pro Volt handelt, kann man in geschützten Zimmern ohne Einschachtelungen mit Konstanz von Nullpunkt und Empfindlichkeit arbeiten. Von dem oft empfohlenen Trocknen des Elektrometers mit Natrium muss gänzlich abgeraten werden; denn es treten neue Störungen auf nach Einführung von Natrium, Nullpunktswanderungen, welche die Konstanz der Empfindlichkeit unangenehm beeinflussen. Das Arbeiten in gewöhnlicher Zimmerluft hat sich als das Vorteil- hafteste erwiesen). Störungen, die bei neuen Fäden eintreten, ver- schwinden von selbst, wenn die Fäden wochenlang ausgehängt und ausprobiert sind. Andere Störungen wurden gelegentlich entdeckt. So kann der als Isolator verwendete Bernstein durch die Bearbeitung elektrisch geworden sein, es kann auch die Masse, mit der die nicht aktiven Elektrometerteile des Innenraumes geschwärzt werden, sehr empfindlich stören, und endlich können Staubteilchen auf Nadel und Quadranten Oberflächenleitung bewirken. Die Konstanz der Empfindlichkeit hängt von der Konstanz der Nadelladung ab. Es muss daher die Ladebatterie?) vor Licht- und Wärmewirkung geschützt werden. Bei der zu den Versuchen be- !) Schultze. Zeitschrift für Instrumentenkunde. 1908. S. 61. s ?) Tätigkeitsbericht der Ph. T. R. Zeitschr. f. Instrumentenkunde. 1908. S. 144. ®) Als Ladebatterien können die Krügerschen verwendet werden. 108 Karl Mülly. nützten Ladebatterie genügte die Annäherung der Hand, um die Hilfsspannung zu variieren. Dieser Einfluss ist auf Wärmestrahlung a zurückzuführen. Die Zuleitungen zu den Messquadranten wurden durch mit Parafin ausgegossene Messingröhren geführt. Beim Arbeiten mit hohen Empfindlichkeiten erwiesen sich auch die gewöhnlichen Kommutatoren als ergiebige Störungsquellen, so dass solche mit sehr geringen Dimensionen und Kapazitäten hergestellt werden mussten. Von Bedeutung für das beschriebene Instrument ist ferner, dass sich mit demselben nicht nur 50 und weniger Millivolt messen lassen, sondern dadurch, dass man das Instrument in seiner Umkehrung verwendet, d.h. ein Quadrantenpaar erdet, das andere auf ein kon- stantes Potential, z. B. Y/ıooo Volt, auflädt. Legt man die zu messende Spannung an die Nadel, so ist es möglich, 1 bis 100 Volt zu messen. Der Messbereich des Instrumentes erstreckt sich somit über einen Bereich von ca. !/soooo Volt bis 100 Volt. Das Instrument wird bereits bei Arbeiten im Physikalischen Institut in dieser Umkehrung mit Erfolg verwendet. V. Analytische Formulierung der Empfindlichkeitskurve. Wenn beim Thomson’schen Quadranten-Elektrometer in Ab- weichung von der Maxwell’schen Formel e=0(-Q)|n 44%) die Empfindlichkeit mit zunehmendem Nadelpotential langsamer steigt, als der Proportionalität entspricht‘), ein Maximum annimmt, dann sinkt, steigt beim neuen Instrument, wie aus dem Charakter sämtlicher Eichkurven hervorgeht, die Empfindlichkeit, besonders von einem bestimmten Ausschlag an, rascher. Das wird dann, wenn man sich das Problem gestellt hat, mit relativ niedrigen Hilfs- spannungen grosse Empfindlichkeiten zu erreichen, nur angenehm sein. Nach Orlich?) und Hallwachs ?) gilt nun, wenn man die Kontakt- potentiale zwischen Quadranten und Nadel mitberücksichtigt und mit kommutierten Ausschlägen arbeitet für die Quadrantenschaltung or FE i (9 = 0, Q, = niedriges Potential, N = hoch geladen). )) a AN ra HUN +oN + 1+DN: für Q, = konstant Zeitschrift für Instrumentenkunde. 1903: 8.97. Annalen der Physik. Bd. 29. 1886. S. 1. Vierteljahrsschrift d, Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. Tafel Il. ‚Kurve I Proportionalität 32370 mir der Quadrantenladg.bei konst Nadelladung -N=80 Volt 196, Kurve I’Analytische Kurve 25635 berechnet nach II 5 ae DIN ll > 91450 Kurve Empfindlichkeit bei Quadräntenschaltung inAbhängigkeit von der Nadelladung Qs= %300 Os 26 5 \> Ss 65,2, KG N j= Fr Se . nz 7 > : © ae, 4575 = 131 . = / Eu 3019 = —> Volt 1200 I 4 -80%2 % % 30 40 50 60 70 80 90 °95 100 I 14000 5/1000 1/7400 IA00 balı Fig. 14. Karl Mülly: Ein Quadranten-Elekt ter von hoher Empfindlichkeit. Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit. 109 — AN?+-BN+C En... wo 41=:a, B=bQ4+C C=a,li+alı 3, BEN 51 eG . Die Konstante € kann für die zugrunde gelegte konstante Quadrantenladung Q@ = */soo Volt unterdrückt werden, sie wäre nämlich, wie sich aus der Formel ergibt, mit dem Ausschlag identisch, der sich bei geerdeter Nadel und geerdetem einen Quadrantenpaar bei Aufladung des Messquadranten auf *°/soo Volt gegenüber dem völlig geerdeten Instrument ergeben würde. Dieser Ausschlag ist aber für °/soo Volt en nahezu Null, so dass die Formel 2 übergeht in 72 r 4) a — u CD = . Aus den Beobachtungen mit den alten Instrumenten nun be- rechnet sich D positiv, es wird die Direktionskraft immer grösser mit zunehmendem Nadelpotential, der Ausschlag wächst langsamer als die Nadelladung, erreicht ein Maximum und sinkt, wie aus der Diskussion der durch die Formel 2 dargestellten Kurve hervorgeht. Ist nun aber D negativ, so nimmt der Elektrometer-Ausschlag mit der Nadelladung schneller zu, als der Proportionalität entspricht, bis sich schliesslich, wie bei wachsender Astasierung eines Galvano- meters, bei zunehmender Hilfsladung labiles Gleichgewicht einstellt. Aus verschiedenen Beobachtungsreihen, nach Orlich kommutiert, hat sich nach seinen Formeln für das neue Instrument D tatsächlich als negativ berechnen lassen. D=--6-10%. Die Konstanten der Gleichung 4) lassen sich berechnen und sind nach der Methode der kleinsten Quadrate bestimmt worden, indem man elf Beobachtungspunkte zugrunde legte. A= — 0,7189:10* B- 2.0089 D= —0,7115 10%. Die sich daraus ergebende Kurve ist in Fig. 14 zur Darstellung gebracht und die Abweichungen wegen ihrer Kleinheit in Tabelle III zusammengestellt. 110 Karl Mülly. Tabelle II. Werte der Werte der Beobachtungs- analytischen a 4° ; rve 6,6 6,87 +03 0,09 & 14,0 13,5 —05 0,25 231,7 21,4 —0,3 0,09 30,5 39,9 —0,6 0,36 41,2 39,6 — 1,6 2,56 53,5 52,5 — 1,0 ‚0 69,6 68,7 —0,9 0,09 91,2 927 +1,0 1,0 % 133,0 132,6 +06 0,36 163,9 164,0 +01 0,01 158 | 213,9 1,9 3,61 Sa =—48 ; 34 = 0,486 u ! — 8,62 42 a a Ss er : — 0,783 2 Die Uebereinstimmung des nach Orlichscher Methode gefunden 4 Koeffizienten D mit dem aus der Kurve abgeleiteten ist sehr friedigend. Nach Orlich berechnet D—= — 6-10°°. Nach der Methode der kleinsten Quadrate D= — 7,115.10°. Die Labilität der Nadel tritt dann auf, wenn nach den vorher: gehenden Formeln e=»,d.h.1—-DN=0. wird. Daraus berechnet sich die kritische Spannung: ie N; = V# Für D = 0,7115-10°* ergibt sich somit N, — 118 Volt, ein Wert der mit den tatsächlichen Verhältnissen befriedigend übereinstimm Dieser Wert ist zudem noch unabhängig von der Quadrantenladung Qı | ‚solange diese nicht eine gewisse Grenze überschreitet; denn der vo ; ständige Ausdruck für den Nenner heisst nämlich für Q, —P. 14. DN’+-BQ+6O0Q,N, während in der Rechnung nur die Grösse : 1+DN: berücksichtigt worden ist. Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit. 111 VI. Anwendungen. Verwendung des Elektrometers zur Messung induzierter elektromotorischer Kräfte in ungeschlossenen Leitern. Mit dem beschriebenen Instrument sind einige Messungen ausge- führt worden, die zum Teil mit den bisherigen Elektrometern, infolge der geringen Empfindlichkeit derselben, nicht möglich gewesen sind, und die in erster Linie die praktische Brauchbarkeit des neuen In- strumentes feststellen sollen. 1. Es wurde mit einem Erdinduktor gewöhnlicher Konstruktion durch Vergleichung der Vertikal- und Horizontal-Intensität der erd- magnetischen Kraft die magnetische Inklination bestimmt, wobei das Elektrometer ballistische Verwendung fand. Diese elektrometrische Bestimmung empfiehlt sich da, wo starke lokale Störungen des mag- netischen Feldes die Verwendung geschlossener Stromkreise mit Gal- -vanometern ausschliessen. Die Empfindlichkeit betrug 33500 Skt. pro Volt. Dabei hat es die Meinung, dass Ruhelage und Empfindlichkeit während des meh- rere Stunden dauernden Versuches konstant blieben. Anordnung und Ausführung des Experimentes sind ähnlich wie bei der Bestimmung mit Galvanometer. Wird der Erdinduktor, dessen Achse horizontal gelegt und in den magnetischen Meridian orientiert ist, rasch um 180° gedreht, so bewirkt die Aenderung des durch die Spulenfläche gehenden Induktionsflusses eine momentane Störung der elektrischen Verteilung im Spulendraht, eine elektrische Kraft, die das Elektro- meter durch einen Ausschlag misst. Diese Ausschläge sind entgegen- gesetzt gleich für Drehungen in entgegengesetztem Sinn. Für obige Empfindlichkeit hat sich ein Ausschlag von 10,06 mm ergeben. Stellt man die Spule vertikal, die Normale der Windungsebene in die Nord- Südrichtung, so tritt bei Drehung des Induktors um 180° wiederum ein ballistischer Ausschlag auf, etwa halb so gross wie bei der ersten Spulenlage, im Mittel 5,96 mm, für entgegengesetzte Drehungen ent- gegengesetzt gleich. Diese Ausschläge können beliebig grüsser er- halten werden durch Verwendung von 5000 und mehr Windungen eines dünnen Drahtes, da die elektrometrische Messung vom Wider- stand unabhängig ist. Das Verhältnis der durch die vertikale und horizontale Komponente der erdmagnetischen Kraft erzeugten Aus- 'schläge ist gleich der Tangente der Inklination. Diese wurde zu 61° 40’ 43” gefunden, einem Wert, der mit solchen auf andere Weise gefundenen übereinstimmt. . HR: : Karl Mülly. Empfindlichkeit und Ausschläge. Tabelle IV. ; Quadranten- e Tag Ruhelage ee] ladung JAN Empfind : 76 Volt 2/1000 Volt lichkeit 20. XI. « 601,3 552,0 485,0 67 33 500 21. X. x 601,8 553,0 486,0 67 33 500 2. Ferner sind mit dem gleichen Instrument Messungen ausge führt worden zum Nachweis elektrischer Kraft im ungeschlossenen e “ ” a : ee ee I. SEE I a her j KR N urı Re TI Dose Re >> nr —> ExTE Dr I E E 1 2 ı 2.8. 8..0.:.8.,. 90 x > Ampere Fig. 15. Leiter, hervorgerufen durch ma gnetische Schiebungsströme in einer“ Eisendrahtspirale, die zwisch en die Pole eines Elektromagneten ein- geklemmt ist. Durch diese Eisendrahtspirale ist ein Kupferdraht isoliert durch- geführt. Ein Ende desselben liegt an Erde mit dem einen Quadran- tenpaar, das andere ist mit den Messquadranten verbunden. Die Empfindlichkeit beträgt 43900 Skt. pro Volt. Beim Entstehen. und Verschwinden des magnetischen Feldes zeigt nun das Elektrometer Ausschläge an von gleicher Grösse, aber entgegengesetzter Richtung: a in it al ni nl al nr ua) Loader na a en ih nn a Fine; Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit. 113 Wird das Magnetfeld durch einen Strom von 10 Ampere erregt, so bewirkt der Schiebungsstrom durch eine Eisendrahtspirale von 10 mm Drahtquerschnitt und 25 cm Spiralenlänge bei der genannten Empfind- lichkeit einen Ausschlag am Elektrometer von 8 Skt., während eine andere Spirale von 20 mm Drahtquerschnitt 15,2 Skt. Ausschlag er- zeugt. Die Untersuchungen sind an mehreren Eisendrahtspiralen aus- geführt worden, wie aus Fig. 15 hervorgeht, wo Kurve I das Verhalten der elektrischen Kraft für eine Eisenspirale (aus dem besten schwe- .dischen, weichen Eisen hergestellt) von 9 mm Dicke und 21 Windungen darstellt; Kurve II gilt für eine solche von 15 mm Dicke mit 15 Windungen und Kurve III ist durch eine 4 mm dicke Eisendraht- spirale erhalten worden (11 em lang, 18 Windungen). Aus den vorläufigen Resultaten geht hervor, dass die durch die Induktion im Innern der Eisendrahtspirale im Leiter erregte elektrische ac Curve 2 'w or Di EN erg a re © Curve 1 TER % “ WER, 1,80 3 4 5 6 87 8 85 Ampere Fig. 16. Kraft im weiten Messbereich, Kurve I, Fig. 16, annähernd proportional ist dem Durchmesser des Spiralendrahtes, Tabelle V, und der magneti- sierenden Kraft, Fig. 16, wo in Kurve 2 der magnetische Kraft- fluss durch die mittlere Windung mit Hilfe einer Probespule von 40 Windungen galvanometrisch gemessen wurde. Tabelle V. Spirale ?. 2. 8. 4. 5. 6. Ampere . . - 4 4 4 4 4 4 Durchmesser .| 44mm 83mm 9 mm 10 mm 15 mm 20 mm, —n 25 000 25 000 25 000 25000 | 25000 Ausse nn i 3,3 4,5 5,1 5,6 8,6 11,13 Länge. . i1lcm 25 cm 25 cm 25 cm 25 cm 25 cm Windungszahl . 18 22 21 19 15 11 V ierteljahrsschrift d. Naturf, Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 114 Karl Mülly. Dass es sich bei diesen Versuchen nicht um blosse Störungen handelt, ist durch eine Reihe von Kontrollversuchen festgestellt worden. So wurde statt der Eisenspirale eine gleichdimensionierte aus Kupfer eingesetzt und ferner der Kupferdraht, der sonst; durch die Risenspiralen isoliert durchgeführt war, allein im Magnetfeld belassen. Es zeigten sich keine wirkenden Kräfte im Elektrometer. Es wurde auch versucht, die magnetischen Kraftlinien mehrmals um den Leiter herumzuführen, indem eine dreifach übereinander induzierte elektr. Kraft Elektr. Kraft Ein Quadranten-Elektrometer von hoher Empfindlichkeit. 115 Ein offener Leiter in Stabform Z, und L,, Fig. 18, bewegt sich mit konstanter Winkel- Gehe digkeit in einem ringförmigen magnetischen Felde, ‚das durch einen zylinderförmigen Elektromagneten M im Innern einer dickwandigen Eisenröhre E erzeugt wird, so dass die Kraftlinien im Hohlraum radial verlaufen. Der Leiter ist mit einem Quadrantenpaar des Elektrometers verbunden, die Nadel liegt an Erde, das andere Quadrantenpaar ist mit ?/ıo Volt geladen. Wird durch den primären Strom das Magnetfeld geändert, so ändert sich auch die im offenen Leiter induzierte elektromotorische Kraft, wie aus der Kurve I von Fig. 19 hervorgeht. 4. Kurve II und III, Fig. 19, stellen die magnetische Induktion in einem andern offenen Leiter (Induktorium am Elektrometer) und ihre Abhängigkeit von der Entfernung zwischen Elektromagnet und Fig. 18. 1000000 ohm + Elektrometer (A ls voir, DaulT 100 Volr Fig. 20. Induktorium dar. Fig. 20. Kurve II, Fig. 19, gilt für Stellung 2, Kurve III, Fig. 19, für Stellung 1 in derselben Entfernung vom Elektromagneten. Mit einem grössern Induktorium und stärkern Elektromagneten kann man bis auf mehrere Meter in der für das Experiment günstigeren Stellung 2 des Induktoriums die elektrische Kraft direkt messen. 5. Mit einer Elektrometer-Empfindlichkeit von 21500 Skt. pro Volt wurde endlich ein Thermoelement, Kupfer-Konstantan, zwischen — 15° und —+ 344° geeicht. Der fast lineare Verlauf zwischen Temperaturdifferenz und elektromotorischer Kraft ist in Fig. 21, Kurve Ia, dargestellt. Kurve Ib gibt direkt die den einzelnen Temperaturdifferenzen entsprechenden Millivolt an. In den Kurven IIa und Ilb ist die thermoelektrische Kraft mit Galvanometer und Elektrometer nebeneinander gemessen graphisch dargestellt. Gal- vanometer-Empfindlichkeit 4,7 -10”"%, Elektrometer-Empfindlichkeit 0,205 - 10°. Durch Multiplikation der Kurve IIb mit dem Faktor 4,633 geht sie in die Kurve Ha über. ‚ 116 : Karl Mülly. VII. Schluss. Die obigen Anwendungen, die mit den alten Quadranten Elektrometern der geringen Empfindlichkeit wegen teilweise nich ausgeführt werden konnten, haben somit die praktische Brauchbarkei ‚des neuen Instrumentes selbst für. die hohen Empfindlichkeiiät vo mit dem. Galvanometer in geschlossenen Kreisen. Besonders da, W grosser Widerstand und Polarisation galvanometrisches Arbeite unmöglich machen, dann auf dem Gebiete der radioaktiven Strahlung” usw. wird das neue Instrument von Bedeutung werden. ” Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. Von ARrnoLD LiEBERT. (Als Manuskript eingegangen am 19. März 1914.) Einleitung. Die Stromkurve für gleichförmig ionisierte Gase bei platten- förmigen Elektroden ist verschiedentlich Gegenstand der Untersuchung gewesen. Experimentell bestimmt wurde die Sättigungskurve für die Ionisierung mit Röntgenstrahlen von H. Seemann’). enaue Messungen für ß-Strahlen liegen von E. Wertheimer?), für «-Strahlen von M. Moulin?) vor. Theoretisch wurde der Fall der gleichförmigen, strukturlosen Ionisierung (Röntgenstrahlen) von Thomson‘), Mie°) und Seeliger‘) behandelt. Einen mathematischen Ausdruck für die ganze Sättigungs- kurve abzuleiten ist zwar nicht gelungen. Jedoch hat Mie zwei Ausdrücke für den Anfangs- und Endteil der Kurve aufgestellt, die mit der Erfahrung in guter Übereinstimmung sind. Diese lauten: vu» I a 10 (4)') er v=0,8238-w1 wo / den Sättigungsstrom und w den Ohm’schen Widerstand bei schwachen Feldern bedeuten. !) H. Seemann. Dissertation 1912, Königsberg. 2) E. Wertheimer. Phys. ZS. 14, 1913, p. 711. 3) M. Moulin. Le Radium, 5, 1908, p. 136. Compt. rend. 148, 1909, p. 1757. 4) J. J. Thomson. Elektrizitäts-Durchgang in Gasen, 1906, Kap 5) G. Mie. Ann. d. Phys. 13, 1904 5 %) R. Seeliger. Ann. d. Phys. 33, 1910, 5 319. 118 Arnold Liebert. Zu erwähnen bleiben noch die Näherungsformeln von J.J. Thomson!) z wi + und von H. Greinacher?) = =1— ca Die vollständige von Greinacher (l. c.) angegebene empirische Formel lautet: ER END. DR —021p (1+ 30 — ee, an eg 0,04 -p°+ 005 e @-09) V 21Iw wobei p = gesetzt ist. Geht man zu hohen Elektrodenspannungen über, so dass das \ Gebiet der Sättigung überschritten wird, so gilt die von Townsend?) für den Fall der Stossionisierung abgeleitete Formel: | ie LE feet rg) Hierin bedeutet « die pro 1 cm Weg durch Stossionisierung gebildete : Anzahl Ionen. « ist experimentell als Funktion von V bekannt Hat man nicht nur die von den negativen Ionen herrührende Sto ionisierung zu berücksichtigen, was bei sehr hohen Feldern der Fall ist, so hat man die allgemeine Formel Dt : I J!a-A_, ; Br a el ae anzuwenden. « und ß bedeuten dabei die von den negativen bezw positiven Ionen pro 1 cm Weg gebildeten Ionen. ie ür die Ionisierung mit ß- und «-Strahlen lassen sich allgemeine Ausdrücke nicht aufstellen, da die Sättigungskurve verschieden aus- fällt, je nach dem Winkel, den die Strahlen mit der Richtung des elektrischen Feldes im Ionisierungsgefäss bilden. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die Tonisierung durch Korpuskularstrahlen strukturhaft ist, d.h. dass zwar die Ionenzahl pro cem überall die ') J2J. Thomson, Die Entladung der Elektrizität durch Gase, 1900, p- 2 ?) H. Greinacher. Ann. d. Phys. 37, 1912, p. 566. : °) T. S. Townsend. Phil. Mag. VI, 1, 1901, p. 198. EL *) Edg. Meyer. Phys. ZS. 11, 1910, p: 221. — Adolf Müller. DissertatioD, 1910, Zürich, p. 40. Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. 119 selbe ist, dass aber die Ionen eine gewisse räumliche Anordnung besitzen. Der Einfluss der Struktur macht sich namentlich dadurch geltend, dass die Stromkurven hier flacher verlaufen als bei homo- gener lonisierung '). Schon bei der Ionisierung mit Röntgenstrahlen ist letzteres im geringen Masse der Fall, so dass man hier bereits eine merkliche Inhomogenität der Ionisierung annehmen darf. Aus- geprägter ist diese Erscheinung bei ß-Strahlen, und am stärksten bei «-Strahlen. Es bietet darum auch die Ionisierung durch «-Strahlen ein be- sonderes Interesse. Im folgenden habe ich versucht, einen Beitrag zur Kenntnis der Stromkurven, die man bei Ionisierung durch «- Strahlen erhält, zu liefern. Der erste Teil betrifft Ionisierungsmessungen im allgemeinen; der zweite bringt Stromkurven bei Verwendung verschiedener Elek- J 0 i 'B2 Fig. 1. Schaltungsschema. trodenformen und verschiedener Gase, wobei: die Kurven nicht nur bis zur Sättigung, sondern auch weit in das Gebiet der Stossionisation verfolgt wurden. Der dritte Teil bringt Messungen der Stromkurven bei Einwirkung eines Magnetfeldes. Versuchsanordnung. Für die Messungen wurde die von Bronson ausgearbeitete Methode der konstanten Ausschläge verwendet. Die ganze Versuchsanordnung ist im wesentlichen in Fig. 1 schematisch wiedergegeben. 1) Die interessanten Versuche von Wilson (Proc. Roy. Soc. 1911), der die Flugbahn der «- und ß-Teilchen direkt sichtbar machen konnte, bestätigen die An- schauung von DR strukturhaften Ionisierung. Die obere Elektrode des 120 Arnold Liebert. Wie aus dem Schaltungsschema ersichtlich, ist die Platte P, des Messgefässes mit der Hochspannungsbatterie B,, die Platte P, mit dem einen Quadrantenpaar Q, eines Dolezalek-Elektrometers und dem Bronsonwiderstand Br verbunden. Das andere Quadrantenpaar Q, blieb stets geerdet. Mittelst des Umschalters U, konnte man das Messgefäss abschalten und — je nach Bedarf — für Eichzwecke eine Kapazität C dem Elektrometer zuschalten. Die Umschalter DO, und U, wurden zur Eichung des Elektrometers und des Bronsonwider- standes benutzt. Die Elektrometerempfindlichkeit konnte durch gefäss sich befand, war mit einer Geryk-Ölluftpumpe und einem Hg-Manometer verbunden. Eines der verwendeten, mit weissem Siegellack luftdieht ge- kitteten Ionisierungsgefässe ist in Fig. 2 im Schnitt gezeichnet. Der innere Durchmesser des Messingzylinders M betrug 5,2 em. Die Elektroden P, und P, waren hier polierte Messingscheiben von 3 cm Durchmesser, deren Ab- | stand 1,0 cm betrug; P, war von einem Schutz- Smi/t 5 ring umgeben. Die Iso- lation bestand aus Ebo- nitpropfen E, und E,, welche auf Hochglan poliert waren. — Di Bronsonwiderstandes be- stand aus einer Halb- kugel von 4 cm Radius; die untere aus einer Messingplatte, auf welche mehrere Polonium- präparate gelegt waren. Beide Elektroden befanden sich in einem geerdeten Messingkasten. Zur Isolierung der Leitungen wurde Paraffin, Schwefel und weisser Siegellack verwendet. Elektro- meter und Zuleitungen befanden sich in geerdeten Hüllen. Zur Ver- fügung stand eine Hoch p ngs-Akl latorenbatterie (bezogen von F. Klingelfuss, Basel) von insgesamt 1920 Volt. Die Polonium- präparate waren von Buchler & Co. in Braunschweig bezogen W und W, waren Sicherheitswiderstände. Der Akkumulator B; und der Abzweigwiderstand W dienten zu Eichzwecken. — Es wurde eine objektive Skalenablesung mittelst Nernststift und Linse an gewendet. ee Fig. 2. Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. 127 Um den Bronsonwiderstand zu bestimmen, wurde zunächst die Kapazität des Elektrometers durch Zuschaltung eines Kondensators C vergrössert und an die untere Platte des Bronsonwiderstandes Br ‚ eine gewisse Spannung V angelegt (Umschalter U,). Nach Auf- hebung des Erdkontaktes wurde die Zeit gemessen, welche der Licht- zeiger zum Durchwandern einer bestimmten Anzahl Skalenteile brauchte. Der Strom wurde dann aus i=0.8::10° Ampere und der Widerstand aus u berechnet. Hierbei bedeuten: i = den Strom, c — die zugeschaltete Kapazität in Mikrofarad, e — die Elektrometerempfindlichkeit, n — die Anzahl der beobachteten Skalenteile, t = die gemessene Zeit in Sekunden, V = die an Br angelegte Spannung in Volt. Die Versuche führte ich mit Luft, Wasserstoff und Kohlensäure bei Zimmertemperatur aus. Der benutzte Wasserstoff wurde im Kipp’schen Apparat aus HCl und Zn dargestellt, und über konzen- trierte H, SO, geleitet, um vorhandene Feuchtigkeit zu absorbieren. Die Kohlensäure wurde aus reinem Marmor durch Einwirkung von HCl erhalten. Zur Befreiung von HCl wurde sie durch konzentrierte Kalikarbonatlösung geleitet. ie Versuche gingen folgendermassen vor sich: das Messgefäss wurde mehrmals evakuiert und mit dem zu verwendenden Gase gefüllt, darauf wurde auf den gewünschten Druck eingestellt und vor jeder Messungsreihe die Nullstellung des Lichtzeigers für die Strommessung kontrolliert. Diese Nullstellung war infolge der im Bronsonwiderstand Br vorhandenen Kontaktpotentialdifferenz stets etwas verschieden von der Nullage des Elektrometers bei geerdeten Quadranten. Als Stromnullpunkt galt die Stellung des Lichtzeigers nach Aufhebung der Erdung bei A bei abgeschaltetem Messgefäss. — Nachdem nun das Messgefäss mittelst U, zugeschaltet war, konnten die Ausschläge für VERRRSIEOE an P, angelegte Spannungen ab- gelesen werden. I. Die Versuchsergebnisse. Für die ersten Messungen diente das in Fig. 2 angegebene Gefäss. Hier seien zunächst die Resultate angeführt für den Fall, wo die Platte P, durch eine spitzenförmige Elektrode ersetzt ist (Nadelspitze). Für diese Anordnung trat die im folgenden beschrie- bene Erscheinung besonders charakteristisch hervor. Das Polonium- Arnold Liebert. 122 Fig. 3 zeigt hnet, seitlich angebracht. 1e gezeit hiemit erhaltenen Resultate. präparat war, w Partie t. Besonde in gewissen Bei diesen Kurven fällt besonders auf, dass t wachsender Spannung abnimm mi der elektrische Strom T . T rn Re a He EA TER dü----7--=-- Dar--- erke 4 ---- et N ’ ö A ’ N ; 0 6 ' 2 y x basdruck ın mm Hg ; ' ge & ’ I nn desire ni Ina u DE 30-- - -4--- -- 4-42 200 > ' >; ! ' ; \ = ı 1 ! i ER ' ' oO N \ “nn nen ae An Ya ale. Ace en Then aa a ia aan or Ta Gi a ZU-—-- I----- r ee ' i ' E \ : n ' ' i na ee our ne ; N ' 1 T T { ' ' ' ! 2 n x ' ı ! ! ' H x Volt \ ı N T 20 1 [ In % LEN El = ee 10_ we, ' } fi : L | L 4 ° 8 0 2 Volt 14 I ! N H | f 1 } ' ; ' 1 ! } } . D \ a4 j ' m 0 en, en]. a N a fi . R ' ’ % ' , \ > unge ige ii 46 en Sr ee a H n ; ' ' ' * ’ f » j : h 2 4.3.0. ME,‘ } j ! : - ' ’ ” d 2 140 * Br araeer Be re fa WER Fig. 3. Luft, Eu Eu oo, - Sm S an 58 23 D Em Am =“ oO. En: Sn) Fe Ss m u 2, 33° 8 ® © E21 A235 % rn . 8 Sg 29358 sro ei = ER 5a Aa a 3598 eo, A SORS SAyu=S — oO m 29.8 =5$3 = n oO. 9 a5 a - &n © | 278 ee. f=) mE Et = 28355 DENS “Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. 123 Bei Platten-Elektroden (Fig. 2) erscheint sie ebenfalls. Wurde übrigens das Poloniumpräparat nicht seitlich, sondern symmetrisch auf einer Platte angebracht, so war der abnorme Verlauf nicht mehr zu konstatieren. Es schien nun wichtig, bevor weitere Ionisierungskurven auf- genommen wurden, diese Erscheinung zu untersuchen und die störende Wirkung auszuschliessen. Die Vermutung lag nahe, diese Anomalie durch Sekundärstrahlen (d-Strahlen) zu erklären; aber der Effekt blieb derselbe, wenn als Elektrodenmaterie statt Messing ein leichtes Material (z. B. Seidenpapier) genommen wurde. — Es blieb nun die Ursache entweder in einem photoelektrischen Effekt, oder in der Wirkung einer kontaktelektromotorischen Kraft der Metalle zu suchen. In beiden Fällen lag die Möglichkeit vor, dass sich den zu messenden Ionisierungsströmen störende Nebenströme superponierten. Die Ver- suche zeigten jedoch bald, dass die Erscheinung nicht durch die photoelektrische Wirksamkeit der Metalle bedingt war. So wurde denn vielmehr die zweite Möglichkeit der kontaktelektrischen Stö- rungen eingehender untersucht. Zu diesem Zweck musste zunächst das Material der Elektroden variiert werden. Einige Messungsreihen für verschiedene Metalle sind in Fig. 4 wiedergegeben, wo als Ordinaten die Ströme in mm-Ausschlag auf- getragen sind. Hieraus geht z. B. hervor, dass die Anomalie für Messing - Magnesium - Elektroden auffallend gross — und auch für Messing-Aluminium nicht viel kleiner ist. Die Kurve für Messing- und frisch polierter Zink-Elektrode zeigt jedoch eine viel kleinere, immerhin noch deutliche Anomalie; dagegen verläuft für Messing- und durch starkes Erhitzen oxydierte Zink-Elektrode die Kurve fast normal. Diese Tatsachen zeigten zunächst, dass die Anomalie nicht nur vom verwendeten Metalle, sondern auch von der Oberflächenbeschaffen- heit derselben abhängt. In genau gleicher Weise hängt aber vom Material und Oberfläche die Grösse der kontaktelektromotorischen Kraft ab (Volta’sche Spannungsreihe). Dieser Parallelismus hat sich bei einer grossen Zahl von Metallen bestätigt. Es ergab sich also allgemein das Resultat, dass die Anomalie um so grösser ist, je stärker die kontaktelektrische Kraft zwischen den beiden Elektroden, bezw. den umgebenden Metallteilen wirkt. Daraus war zu entnehmen, dass die eigentliche Form der Strom- kurven durch Nebenströme, die infolge von Kontaktpotentialdifferenzen auftreten, zustande kommt. Infolgedessen war zu erwarten, dass sich durch passende Aufladung des Schutzringes eine Schwächung, bezw. Arnold Liebert. 124 Volt 60 40 0 P=--..3- 2... Has. mm Ausschla, ee I | ı ' ws Zen ’ ' i 4 op #0 Volt 4 1 en A Fig. 4. Elektroden: I Messing-Mg.; II Messing-Cd.; III Messing-Al.; IV Messing-Zn. (frisch poliert); V Messing-Zn. (stark oxydiert). \ - N ee 2 ES Re. 7 Ba BE, | Br 5% we. j Eee ee, Be ! ] ! N j ' N I j Be l Ban ee we N | j ' | | re \ j j ! Eee ka ee sn re ' \ I \ ' ! ' j ! t j ' j } ! I j | ) 1 l Volt | : Sa 120 80 di an “10 ; h n Ce) * ı j 4 l ! j | It | ! ! I ! ! 4 1 j l l /| j ss ee erh. ; | 30--L ; Fl j | ; | ' I au VRR ! ' D I e1--| ! 1 44-2 40-2 =, -L--ı E ı ! ! ) | j ' j j | I j n ı = j n | ER j N | I | ! | Ü - si 2 # { 4 ! = l : { 1 Vo - Fig. 5. Spannung am Schutzring bei I +2, lt; IT 41,2 Volt; III 0,0 Volt, Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. 125 Beseitigung der Nebenströme und damit der Anomalie ergeben würde. Dies war auch tatsächlich der Fall, wie die in Fig. 5 angeführten Kurven zeigen. Diese Kurven sind aufgenommen für zwei Magnesium- platten-Elektroden, wobei (ähnlich wie in Fig. 2) die eine von einem Schutzring umgeben war. Die Kurven, die für Luft von 5 mm-Druck aufgenommen sind, zeigen, dass die Anomalie in beiden Zweigen der Ionisierungskurven auftreten kann, je nach der an den Schutzring angelegten Spannung. Variiert man diese Spannung z. B. konti- nuierlich, so nimmt die Anomalie allmählich ab, um bei einer be- stimmten Spannung ganz zu verschwinden. Überschreitet man diese Spannung, so tritt die Anomalie im andern Zweig der Kurve mit steigender Intensität hervor. Sehutzring: \— 4Voir 7 am i f ' ' Volt 100 80 am Schutzeing: +4 Volt nn Fig. 6. Luft, 400 mm Hg. Elektroden: 2 Platten; Abstand = 1,0 cm. Fig. 6 sei noch angeführt, um zu zeigen, dass auch Kurven, die zunächst normal verlaufen, durch Aufladung des Schutzringes künst- lich verzerrt werden können. Die beobachtete Anomalie kann so selbst bei Luft von Atmosphärendruck noch erzeugt werden. Auf Grund dieser Versuche lässt sich sagen, dass in Schutzring- kondensatoren gemessene lonisierungsströme durch störende Neben- ströme beeinflusst werden können, und zwar bei kleinen Gasdrucken stärker als bei grösseren. Will man daher von diesen Störungen frei sein, so müssen entweder die kontaktpotentiale vermieden werden, oder das Ionisierungsgefäss muss so konstruiert sein, dass überhaupt keine störenden Nebenströme fliessen können. Es wurde für die im folgenden mitgeteilten Versuche der letztere Weg ‚eingeschlagen. ‚196 Arnold Liebert. 11. Die definitiven Ionisierungskurven. Zu den weiteren Versuchen wurde ein Ionisierungsgefäss aus Ebonit verwendet (Fig. 7). Der innere Durchmesser des Ionisierungs- . raumes betrug 1,9 cm. In einem seitlichen Ansatz wurde der mit Polonium belegte Kupferstreifen k angebracht; eine enge Bohrung (0,5 mm) befand sich auf der gegenüberliegenden Seite und war für den Ausgleich des Gasdruckes bestimmt. Da sich vor dem Polonium ein isolierendes Glimmerblättchen (Dicke 0,019 mm) befand, war der Ionisierungsraum gut definiert und war, insbesondere, nur ein Strom von Elektrode zu Elektrode möglich. Während auf diese Weise ee störende Nebenströme eliminiert waren, musste allerdings andererseits bei dieser Konstruktion auf die Homogenität des Feldes verzichtet werden. Einmal war die Randwirkung der Platten durch das Fehlen = Fig. 7. Tonisierungsgefäss (nat. Grösse). eines Schutzringes nicht ausgeschaltet und ferner kam eine weitere ‘ Inhomogenität durch die Ebonitbegrenzung des Ionisierungsraumes infolge der höheren Dielektrizitätskonstanten dieses Materials hinzu. - Zur Wirkung gelangten bei dieser Anordnung hauptächlich die senk- recht vom Präparat ausgehenden «-Strahlen, da die schiefen eine grössere Glimmerschicht zu durchdringen hatten. Die ö-Strahlen des Präparates waren durch das Glimmerblättchen zurückgehalten. — Die Elektroden des Messgefässes waren kreisförmige matt vergoldete Messingplatten. Der Abstand betrug 1,0 cm. Die bei weiteren Versuchen verwendeten Spitzen aus vergoldeten Eisennadeln (auch Kupfer- und Platinspitzen) wurden durch passende Ebonitscheibehen in den Ionisierungsraum hineingeführt (Fig. 7a), und zwar so, dass die Spitzen 0,5 mm aus dem Ebonit herausragten. ‚Die auf Hochglanz polierten Flächen der Ionisierungskammer isolierten genügend, was daraus zu entnehmen war, dass sich bei 127 rungsstromkurven der «-Strahlen. 1S1e! Über die Ion Be R x 3. * & ‘ "uoyeld 5 :uoponmyojqy 'yorsiosseqy "8 "dd T T T T T T T T ji T T T ’ ’ ı ) ı I j) l 1 ' ı ‚ I „ 1 I f N f} O » u — j : ı 1 1 Pe a ee ER . f ı ı j : ! ‘ ; 1 j | ' n N f h r N f t fi | 1 N f I N i | ı : 1 N I ' i h l \ | ' ! ‚ | ' ' ' ' : - —- -H----- 7- - ----3--r}--- -H - = 4-+----- -1-- I : j f 1 | l | 1 ı ! ı ' ! - , ' N ı I ı ı N ’ ‘ N 1 ; I ı I f | 08 i Fr N r l | | j j ! i i ı ı ] 5 1 ı | l N der ri -- - -- 4 4-- -+ -- - - YU-- --r --=-- - el } ; ) ! h 1 \ | s 2 f ı i ı I j ı [) ' . 1 : j , l N ! N ; 028 j ı N ! AIOA_096 Fe per ga a 0 — ng N er et ae | 1 ! ı ; 0 Ri (743 ö8F or 008 598 ” TijoA I ı l ' l { ' ( \ ! \ : j j F Y ' | \ ı ; j j ! j i N \ E ı N i 1 ı 3 4 J \ 1 I ı : N ' ı ı ' ı ! ' \ R ‘ f \ ' : : : \ 3 : ! Se j . ' i I 1 ee ‚ ) j ı f ‚ j ! i \ RN I \ N ! ! > A N ' ’ ! ! | - | \ , , i f ! I n SER Er. ! ; ! x ! \ ! ! \ d4 ww upnupseg | ' ı j \ f 1 ! \ l ; N ! f f l l 1 128 Arnold Liebert. 1200 Volt angelegter Spannung (ohne das Poloniumpräparat) kaum 1 mm Ausschlag ergab. Der Gang der Versuche blieb der frühere. Zuerst wurden die Ionisierungskurven für zwei Platten-Elektroden in verschiedenen Gasen aufgenommen. Diejenigen für Wasserstoff sind in Fig. 8 zusammengestellt. Die Kurven zeigen ziemlich symmetrischen Verlauf, wie es auch bei symmetrisch angeordneten Elektroden zu erwarten war. Der Sätti- T T T , i : ' ‘ ‘ .— ‘ ' ' 5 ' ‘ R s 160 ? r Gasdruck mmm Hg. ' T Is IS ' i 42 - 15 N I: \ 79 & ıo ' ı ' ' fi ı los dus BETT LITE EINE ne ee a BER 5 ; Beau Fig. 9. Kohlensäure, „Elektroden: 2 Platten. gungsstrom wird bei kleinen Basdradkes früher erreicht als bei grossen So ist er für die 10 mm-Kurve schon bei 20 Volt erreicht, dagegen für 100 mm erst bei 80 Volt. Die aus den Kurven hervorgehende Abhängigkeit der Sättigungsströme vom. Vorzeichen der Spannung ist als eine scheinbare zu ‚betrachten, da eine fast immer. vorhandene kleine kontaktelektromotorische Kraft zwischen den Elektroden zu berücksichtigen ist. Die dadurch bedingte geringe Ungleichheit kan jedoch ohne. weiteres durch eine Parallelverschiebung der Ordinaten bezw. Abszissen- Achse ausgeglichen werden. Dies spielt somit keine 129 Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. wesentliche Rolle bei der Beurteilung der Kurven. (Dasselbe ist auch bei CO, und Luft zu berücksichtigen). Bemerkenswert ist hier aber das Ausbleiben der unter I besprochenen Anomalie; diese blieb bei dem verwendeten Messgefäss selbst dann aus, wenn Magnesium und Messing als Elektroden genommen wurden. dem Charakter nach denen Fig. 9 gibt die Stromkurven für Kohlensäure wieder; sie sind für Wasserstoff gleich; nur die Sättigungs- | . | | 960 T & ! ! Gasdruck in mm Hg © ı 4 T -— ' a RE ne 4 I N N ee \ EN a ER ' \ 4 t f u! l „ fi ER a ’ ü : Vor 960 ’ ' | ' h. ströme sind hier bedeutend grösser. strom für 20 mm Druck bei Wasserstoff 1,45, bei CO, unter gleichen Verhältnissen 8,1- Th Ampere. — Auch für Luft wurden analoge Stromkurven gefunden; sie liegen zwischen den Wasserstoff- uud 00,- Kurven. konnten. Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 1 i | FR ie 8 m er une 4209- 4-- 4 ; ns ; N h ; ı Fig. 10. Luft. Elektrodon: 2 Platten. So war z. B. der Sättigungs- Die Ströme für höhere Gasdrucke waren bei allen Gasen so gross, dass sie mit demselben Messbereich nicht mehr gemessen werden Es wurde daher die «-Strahlung dadurch |‘ 130 Arnold Liebert. dass man das Glimmerblättchen dicker wählte (0,032 mm). Nun war es möglich, die Stromkurven auch bis zu 700 mm zu verfolgen. In Fig. 10 sind die Kurven für Luft zusammengestellt. Elektroden: vergoldete Messingplatten. Das Gebiet der Sättigung ist hier viel ausgedehnter als bei kleinen Gasdrucken. Die Stossionisation beginnt somit erst bei viei höheren Spannungen und ist mit den benutzten Spannungen nur wenig weit zu verfolgen, in manchen Fällen gar nicht mehr wahrnehmbar. Bei dieser abgeschwächten Strahlung beobachtet man, dass der Sättigungsstrom von gewissen Gasdrucken an nicht mehr (oder nur sehr wenig) ansteigt. So ist z. B. aus der Lage der Stromkurve für 700 mm Druck zu entnehmen, dass der Sättigungsstrom bedeutend ' langsamer erreicht wird und nur wenig grösser als derjenige für 300 mm Druck ist. Noch deutlicher ist diese Erscheinung bei (0, ausgeprägt (s. Tabelle unten), wo die Stromkurven bei 700 und 300 mm Druck im weiteren Verlauf fast zusammenfallen. Bei Wasser- stoff ist umgekehrt die Kurve für 700 mm Druck noch bedeutend höher als diejenige für 300 mm. Diese Tatsache erklärt sich dadurch, dass 1. die Reichweite der «-Teilchen durch das Glimmerblättehen sehr erniedrigt wird und die «-Strahlen unter Umständen nicht mehr durch den ganzen Raum strahlen, und 2. die Absorption der «-Strahlen von der Dichte des Gases abhängt. Im Wasserstoff bei 700 mm Druck reichen die a-Strahlen noch bis zur Gegenwand der lonisierungskammer, was in der Luft bei weitem nicht mehr, und in CO, noch weniger der Fall ist. Die «-Teilchen erzeugen aber bei verschiedenen Gasdrucken, wenn sie nur vollständig absorbiert werden, gleichviel Ionen‘). Dieses erklärt die Gleichheit der Sättigungsströme in Luft, CO, und beinahe auch für H, bei 700 mm Druck. Die Abhängigkeit der Sättigungsströme vom Druck ist für die verschiedenen Gase aus folgender Tabelle ersichtlich: np ein Wasserstoff Luft Kohlensäure ur £ 700 mm Druck 13,310 Amp. 18,6.10°1! Amp. 18,0.10°!! Amp. 8,8. 6,9. 17,5 100 3,4. 9,0, 11,4. 50 1,9. 5,2. 6,7. Weitere Messungen wurden mit Elektroden Spitze-Platte für alle drei Gase, unter Verwendung des dünnen Glimmerblättehens, ausgeführt. Die Kurven für H, (Fig. 11) zeigen einen grossen Unter- ‘) E. Rutherford. Die Radioaktivität, 1907, p. 563 Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. 131 schied zwischen dem positiven und negativen Zweig: 1: einen frühen und steilen Anstieg im positiven Teil, und 2. bessere Sättigung im negativen. So war z.B. bei 50 mm Druck im negativen Zweig der Ionisierungskurve noch ein guter Sättigungsstrom zu erhalten; im T T T ' 1 IT ET RERTR ı j ; j I f # 1 ı N j j n j : N N 1709 l | ı | | j 1 H ! j ı 4- - - 40. - - | Eu) zu -1---1 I ı ı | | ı ' \ | j j 4:1 ı l ı ! Ä j ! ı N Mr j | 509 \ ' | 1 ira r ı ı SEN a Br in 2 aP udn m jet Pen mens een t ' ri < f ı ' j 1 | E | | : | | eı 109 Kl; ) { We 2 BEE Enae ION Re ' \ l / | l ' ‘ j ; sy l \ I Ih j j | I ; Pe a Re et 1 MER je er a Re LE | r er j | = ; l 1 0 ' ' j | 14 1% ; ı , d | Yolt_ a0 __ so eg 320 #80 Volt | ’ j ' I l j l ı ! l ) l ' ' ’ j ' l ' ' ’ ' ’ ' ı Fig. 11. Wasserstoff. Elektrodon: Spitze-Platte. positiven dagegen gar nicht mehr. Man sieht auch die Stossionisation hier viel früher auftreten als bei zwei Plattenelektroden; im positiven Zweig sogar von Anfang an. Weiterhin zeigen die Kurven eine schwache S-förmige Verzerrung, die wir bei späteren Kurven in noch Arnold Liebert. 132 ausgeprägterem Masse wiederfinden werden. Die Ströme nehmen im- übrigen mit wachsendem Druck zu, was auch dem normalen Verlauf “1 ; A I I entspricht (Bestrahlung des ganzen Ionisierungsraumes vorausgesetzt) T \ \ | IS ! \ ae Era en an Eger A I 1} ! j ’ ’ ! ı ! Io er ee -..-—— nn. - - -.- .- .._. .._. .. . - ' I ; \ I ! ! | Ws h les l ı 9 I \ N 1. ! I vo ı a I ı m | ! N ! N R ı 8 Öl f f N n ! h i j A ” ei ' ll o o | H z E Fi < ä u ae l n = er ri a RE 5 S = S 9, R H ' F i x 1 : ! abadu ! ! ; ö ! 0b I ; | ! | ; N D 1 ! ' ee ee re hr er ae Te ' r ) Er ; j 1 j ı j ; ı 4. j Elektrodon: Spitze-Platte. Fig. 12. Wasserstoff. immerb lättchen zur Bedeckung des Poloniums, so tritt wiederum der Einfluss der Absorption der i «-Strahlen zutage. Zur Veranschaulichung sind die Figuren 12, 13 Wählt man dagegen das dickere Gl opelg-ezydg :uopomyafg WI "ET BIT or) T T T Wr i T I = oe a2 has ! ; . 8 „m © 1 3 =} “ j U er er -- mn v1 h a 1 ı ' ' BE, ! | | >» ı 1 1 \ e / | o© P Ss = ! j 1 ı ; l a Re Pa | | | | | | : BAT ee \ j i ' / : | | S an are ! ı 1 | | Ä z ı f 1 I u f : | s ı n ' sb nn nn = > = 3 | ' Zi se, 1 | i 4 ee \ - 4 | | | | | i ST BER ; | | | | | | | en Br 5 [5} 3 2 \ ı N ’ : en | | r © ga 5 : 0 en | | © ! | -g--- ---+- e | ee we ı | | | | | ! ---ı ee Beh | | | | | h ers üa > ‘ ı ! h & 2 =: =) = ' f i w 1 x - 05 | | -- n . &ı | | ©: . > j I N 1 a ' | © © nd {=} | | AR PTR 8 ' < a2ao039 | ' | | ' \ ne En E 110A 008 0#9 var 025 09 0 | © [=] - = - . | | | - 47 - - - 2 - - | | | | Ben En a | | r rt 2 © ' | a \ | | | | | en an ah oe an | | | | | | | | a Ey Pi © an nn h | | | | | - N (e} a a an a De . | | = -- - -4- 4%. - hr ; | | Be | | | 1 0 a \ ; f=] 8 © l a a ur > ! I f f j l ' i 3 i > © ee > Beer | 0 | | | | | | an © = B f ' = | “0'238 f=1 \ Ze E -p = - u 5 y | | =. j ! ' 1 I ‚es -4-- : ö : Y ! - D ' “ : ' : 8 a ’ ! 1.3 | \ . | | | | E m aa $ e-ö-- 4 _ ie er © {21 re Kar Fe 4 | | | | | \ \ l - Be ; | ' | ! 3 --- pa ------ ; | | fa} | | | ' ' ' ı 1 j ı ; : | | | | © 2 En. I x i | | | | | me = Pa3-2- ER ARSE ee 1 i | | 5 ; ee En . | | | | | . ! h ! ı j 7 \ i | { I ' | i E | | | aD n n | | l j Ä i ; ' Arnold Liebert Formel 1e erung näher behandelt und stellten hiefür d jonisi wird. Rutherford und Child!) haben speziell den Fall der Ober- flächen 9Y” 32d a a N En a ee TE 1 SER RE en Su 160 1 ' 0 5 ’ D ' r ı \ ' TE en ee ne ie DE Et ! ' ' ı r pn: ' ‘ ' ' ’ FR ' t . ' ' ' Fee ' ' ‘ ' ı y ' ‘ N ' ' ‘ —— < a „u non Ss n rs o „mind nn u 700 ; EEE u. 160 s20 ee Le RE u en BEER q et a ee | i H ‚Gasdruck in mm! Hg N ee ir o l SR ie een 43 . =... 1 EEE ya nn Eee a ee ae te | 1 n j ' t 2 : ! ı l i ı t | EBENEN 1 ' f ! ) + Sasse Be ee are 2 et EN ' 1 Li -4--- ---7---| 4 ee, GE ER ae r ._ 4... - - 4. io... 8 5 Fig. 14. Kohlensäure. Elektrodon: Spitze-Platte, [ D ' . j l 1 ' ı = ! 4... --- I ‘ 5 j ı 1 -$- Än- - 4. -- _. ı 4 ’ i l 4 ES FE POP i- n ' 1 : } ' ' Er aan un ; ! f i | fi ' Fe N se Auinnen ; 1 “= mm nn sn nn ns nn u 960 Volt i i ium- t Rad i ” ıiven Ionen und d den Abstand utherford®) hat Versuche m it der posit ichke sl ‚, die Bewe der Elektroden bedeuten. R f, wenn k au Rev. 13, 1901. !) 0. Child, Ph E. Rutherford, Phys ‚ 1907, p. 70 ys. Rev. 12, 1901. . e Radioaktivität i ?) Rutherford, D “uozyds @ :uopoapyapg u] Gr "14 : : T T T T Ne} u | \ , } = : nd ' | - ++ -- -- 2 - -- = - = 27-74 --- - - - 200 - ---- en - 4-22... 2 j A ’ l | >“ ' A j tl: 1 - : | ) rs t En! Eee Mae a He 5 1---- -4 ET EN L ı 1 [ ar I} Ja tromkurven der e-Strahlen. o 2 n De (e} > 7 oO PISETRSIENERARIE ABER" ESTER © oO © 4 ! ! ' ’ 1 ! isierungss — do. 8 Ion le in a T I ! l I ! ‘ ol rt -2- -=- ee ar: re ee nee Uber d j Su I IH wunppnupsen I ee: 136 Arnold Liebert. präparaten für 10 cm Plattenabstand ausgeführt und findet, „der das Gas durchfliessende Strom wächst bei kleinen Spannungen schneller als die angelegte Potentialdifferenz; die Zunahme erfolgt indessen nicht in so starkem Masse, wie es der quadratischen Formel entsprechen würde“. — Bei den vorliegenden Messungen haben wir ebenfalls den Fall, dass nur ein begrenzter Teil des Ionisierungs- raumes ionisiert ist infolge der starken Absorption des dicken Glimmerblättchens. Dies bedingt im Anfang der Kurve einen ana- logen S-förmigen Verlauf, wie ihn die Rutherfordsche Theorie ver- langt. Wie es auch zu erwarten war, ist die Grösse der Verzerrung abhängig vom Gasdruck und auch von der Form der Elektroden. Einerseits wird bei grösserem Gasdruck die Reichweite der «-Strahlen vermindert und infolgedessen ist das von den «-Strahlen durchsetzte Gasvolumen kleiner; andererseits ist die Wirkung des elektrischen Feldes bei Spitzenströmen mehr auf die Mitte des Ionisierungsraumes beschränkt; die meisten Ionen befinden sich jedoch seitlich, ganz in der Nähe des Glimmerblättchens. Auch bei zwei Spitzenelektroden ist rege die S-förmige Verzerrung sehr ausgesprochen. In Fig. 15 sind die Kurven für Luft angeführt, wo als Elektroden zwei er Spitzen dienten. — Dem Charakter nach sind die Kurven vom Vorzeichen der Spannung unabhängig, jedoch weisen sie (wohl wegen einer geringen Ungleich- heit der Spitzen) Unsymmetrien auf. Von einem Sättigungsstrom ist hier gar keine Rede mehr, wie das stetige Ansteigen der Kurven zeigt. Der eigenartige Verlauf der 700 mm-Kurve ist auf die oben angeführte starke Herabsetzung der Reichweite der «-Strahlen zurückzuführen. Auch für zwei Spitzenelektroden wurden Messungsreihen mit dem dickeren Glimmerblättchen aufgenommen. Hier bewirkt die partielle Ionisierung des Raumes direkt ein Anwachsen des Stromes mit sinkendem Gasdruck bei konstanter Spannung. So war der Strom bei 640 Volt Spannung in CO, von 700 mm Druck nur noch 0,4.10°"" Amp., während er bei 300 mm 3,7 und bei 100 mm sogar 13,3.10°" Amp. betrug. Aus einem Vergleich der angeführten Ionisierungskurven ergibt sich, dass nicht für alle Elektrodenformen der Sättigungsstrom erreicht werden kann. So ist er für zwei Platten von kleinen Gas- drucken an bis zu Atmosphärendruck immer zu erlangen. Allerdings hängt die erforderliche Sättigungsspannung von dem jeweiligen Gas- druck ab. Während Sättigung bei Gasen von einigen Millimetern s Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. 137 Druck schon mit ganz kleinen Spannungen leicht zu erreichen ist, — tritt hier entsprechend früh auch die Stossionisation ein, und die Ströme wachsen dann viel rascher als die angelegten Spannungen. Bei Gasen von mehreren hundert Millimeter Druck ist andererseits der Sättigungsstrom schwerer zu erreichen, auch erfolgt die Ionisation durch Stoss erst bei sehr hohen Spannungen. Für Spitze-Platte-Elektroden ist die Sättigung nur noch er- hältlich, wenn die Spitze negativ geladen ist, und zwar ebenfalls nur bei kleinen Gasdrucken. Die Sättigung ist jedoch keine so aus- gesprochene wie bei Plattenelektroden. Bei der anderen Strom- richtung — ebenso wie bei zwei Spitzen — ist ein fortwährendes Ansteigen der lonisierungskurven zu konstatieren, was auf ein sehr ausgedehntes Gebiet der Stossionisation hinweist. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass auch bei der leuchtenden Spitzentladung (Spitze-Platte) die Stromrichtung eine Rolle spielt. Nach Warburg!) besteht zwischen Spitzenstrom und Spannung die Beziehung i=aV (V—M), wobei M das Minimum- potential bedeutet. Dabei ist M für eine negative Spitze. etwas kleiner als für eine positive. Bemerkenswert ist, dass die leuchtende Entladung an einer Spitze diese schliesslich dauernd verändert, was mit einer Ver- grösserung des Minimumpotentials verbunden ist. Bei den Ionisierungs- strömen zwischen Spitze-Platte-Elektroden ist zwar ein grosser Ein- fluss der Stromrichtung vorhanden, jedoch keine Veränderung der Spitze nachweisbar. Auch wenn die Elektrodenspannung so weit ge- steigert wird, dass eine leuchtende Entladung eintritt (wobei der Lichtzeiger aus der Skala herausfliegt), bleibt die iV-Kurve un- verändert. III. Einfluss des Magnetfeldes. In der Folge wurden noch einige Versuche über den Einfluss eines Magnetfeldes auf den Ionisierungsstrom ausgeführt. Zu diesem Zweck wurde das Messgefäss zwischen den Polen eines kleinen Elektromagneten mit viereckigen Polschuhen (2,3 em X 2,9 cm; Polabstand: 5,0 cm) derart fixiert, dass das Magnetfeld senkrecht zur Stromrichtung wirkte; der Winkel Poloniumstrahlung-Magnetfeld konnte dabei beliebig geändert werden. Bei allen Messungen wurde zuerst der Ausschlag des Lichtzeigers ohne Magnetfeld, sodann die Verschiebung nach Einschalten des Magnetfeldes abgelesen. Die ı)E. Warburg. Wied. Ann. 67, 1899, p. 69. 138 Arnold Liebert, x mittlere magnetische Feldstärke konnte, je nach Bedarf, bis zu. 450 Gauss gesteigert werden. Sie wurde in der Weise ausgemessen, dass zwischen die Pole eine kleine Induktionsspule gebracht wurde, die mit einem ballistischen Galvanometer verbunden war. Die Eichung geschah mit Hilfe einer Stromspule (s. Kohlrausch, Praktische Physik, 9. Aufi., p. 463). Zunächst zeigte es sich, dass in der Tat ein Einfluss des Magnet- feldes auf den Ionisierungsstrom vorhanden ist. Dieser erwies sich in der Folge als abhängig vom Gasdruck, von der Gasfüllung, der angewandten Spannung und der magnetischen Feldstärke, sowie auch der Form der Elektroden. Folgende Tabelle möge einen Überblick über die verschiedenen Verhältnisse bieten. Stromänderung Gasdruck Spannung A a durch das . 8 Ma gnetfeld Magnetteld mm Volt mm 50 —+1280 156 0 0 Luft 10 + 880 340 — 4 — 4 1 + 400 408 — 55 —65 1 — 360 195 — 40 — 50 50 —+1280 159 0 0 10 + 640 318 — 33 — 2% Wasserstoff 10 — 640 354 — 30 —45 10 — 600 208 — 12 — 14 1 + 400 550 — 80 = Wie aus der Tabelle ersichtlich, fand hier durchgehends eine Verkleinerung des Stromes durch das Magnetfeld statt. Der Einfluss ist im allgemeinen um so grösser, je geringer der Gasdruck. Die Werte bei kommutiertem Magnetfeld sind im übrigen ungleich gross. ; Jedoch liessen sich dieselben durch passende Drehung des Gefässes um seine Achse gleich gross machen. Am besten geben die Kurven | von Fig. 16, die für CO, aufgenommen wurden, hierüber Aufschluss. Die Kurve a zeigt einen sehr symmetrischen Verlauf; Magnetfeld und Poloniumstrahlung hatten hier dieselbe Richtung. Sehr ungleiche Stromänderung erhält man, wenn das Magnetfeld senkrecht zur Strah- lung des Poloniums gestellt wird (b); in dieser Lage ist für die eine Feldriehtung (bis 150 Gauss) sogar eine anfängliche Zunahme des Stromes vorhanden, und erst bei höheren magnetischen Feldstärken erfolgt eine langsame Stromverminderung. Für den Fall Aa Fig. 165 beträgt die Stromabnahme ( (Normalstrom — 40.10°" Amp.) bei 450 Gauss in der einen Richtung 3,72, in der anderen nur 0,92.10°"" Amp. - warten war, eine vollkommen sym- Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. 139 Der Unterschied der beiden Kurven « und 5b dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Achse des Gefässes keine Symmetrieachse für das elektrische Feld bedeutete (wegen der seitlichen Öffnung für das Polonium). Jedoch existierte eine Symmetrieebene für das elek- trische Feld, bestimmt durch die Gefässachse und das seitlich an- gebrachte Polonium. Nur wenn diese Symmetrieebene mit der Rich- tung des Magnetfeldes überein- stimmte, entstand, wie es zu er- metrische Kurve (s. Kurve a). Analoge Kurven erhält man auch für Luft und Wasserstoff. Aber die kleine Zunahme in der einen Richtung ist weniger ausge- prägt, da die Ströme und auch die Veränderungen im Magnetfelde be- deutend kleiner sind als bei CO,. — Untersucht man jedoch CO, bei etwas höherem Druck (etwa bei 5 mm), so findet man, dass der Charakter der magnetischen Beein- Fig. 16. flussung zwar derselbe bleibt, aber die Stromveränderung ebenfalls kleiner ist als bei 1 mm Druck; auch die geringe Stromvergrösserung für die eine Richtung des Magnetfeldes ist kaum noch nachzuweisen. Bemerkenswert ist der Umstand, dass das Magnetfeld nur da einwirkt, wo bereits eine starke Stossionisierung vorhanden ist. Bei Ionisierungsströmen, die gleich oder kleiner als der Sättigungsstrom waren, konnte auch kein magnetischer Einfluss nachgewiesen werden. In der Folge wurde auch noch die Wirkung des Magnetfeldes bei Verwendung verschiedener Elektrodenformen, z. B. von Spitze und Platte, untersucht. Symmetrischer Verlauf bei Kommutieren konnte hier allerdings noch weniger erwartet werden als bei Ver- wendung von Plattenelektroden, da man kaum annehmen durfte, dass eine gute Symmetrie des elektrischen Feldes vorhanden war. — Die Versuche ergaben auch, dass in allen Fällen — je nach der Richtung des Magnetfeldes — der Strom bald verkleinert, bald ver- grössert wurde. Selbst bis zu 450 Gauss hinauf konnte in der einen . 140 ‚Arnold Liebert. magnetischen Feldrichtung eine Vergrösserung beobachtet werden. — Die folgende Tabelle zeigt die Stromveränderungen (in mm) für Luft, Wasserstoff und Kohlensäure, wenn das Polonium senkrecht zum Magnetfeld strahlte (unsymmetrische Feldanordnung). Sa ohne no Gasdruck Spannung Magnetfeld durch Kommut. Ma gneieid Magnetfeld - mm Volt mm 700 —+1200 196 0 0 1 + 520 378 +6 = 50 400 311 +11 48 50 + 440 417 +15 — 19, >. 2 + 240 11 1 Be 2 + 390 23 er Be 2 + 400 45 +14 18 2 + 480 93 + 23 — 2 700 + 840 470 +94 2 100 400 262 +15 — 16 100 + 320 141 +7 — 1 50 + 240 64 +3 —.3 50 + 320 125 +10 — 10 50 —+ 400 248 +16 — 16 Wosserstoff 50 + 440 349 + 20 — 36 10 —+ 160 12 +1 —1 10 + 240 25 3 — 3 10 + 280 36 +5 Be. 10 + 320 51 +6 — 1 10 + 400 97 +12 13 10 + 480 189 +4 —% 10 -H.56 362 +25 — 56 700 —+1440 114 0) 0 : 50 + 3%0 188 une Kohlensäure 50 + 360 965 2a a 50 4 368 7 N Bei negativen angelegten Potentialen ist die magnetische Beein- flussung annähernd gleich gross. — Die nächste Tabelle veran- schaulicht noch die Messungen für zwei Spitzenelektroden. St Sebearir: ng Gasdruck Spannung... Strom ohne durch d Kommut. Magnetfeld Ma an etfeld M agnetfeld mm . Volt mm : 00 720 344 +2 m 100 -..720 337 +8 iR Luft u | 50 680 40 + =. 50 — 640 395 8 in Wasserstoff 100 4680, 2... 008 ET, Kohlensäure | 50 =. 648 935 +10 zu \ 50 + 640 382 +4 er Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. 141 Der magnetische Einfluss auf Ströme, die zwischen einer Schneide und einer Platte übergehen, ist ähnlich. So war z. B. für Luft (2 mm Druck, + 320 Volt, Normalstrom = 653 mm) eine Strom- vergrösserung von 5 mm für die eine Richtung des Magnetfeldes und eine Stromabnahme von 9 mm für die andere vorhanden. Bei gleichem Druck und für + 400 Volt (= 724 mm) war eine Zunahme von 14 mm, und beim Kommutieren eine Abnahme von 24 mm vor- handen. Eine vollständige Messungsreihe für Wasserstoff zeigt Fig. 17. Die punktierten Linien geben die Messungen bei Einwirkung eines T T T i if ' ' } ı ’ EDEN 0_ı I I is N 5 ' ı ı ' n ' i \ ı -- min Be i ' ® ' BEN I 1 Ba Bann, lead Magnetfeldes in der einen und andern Richtung wieder (+ Hund — H). Diese Kurven zeigen, dass die magnetische Beeinflussung erst von gewissen Stromstärken an beginnt, wobei die Grenze nicht genau anzugeben ist. Um den magnetischen Einfluss auf den Ionisierungsstrom noch etwas genauer verfolgen zu können, wurde eine bereits von Trapesnikow!) verwendete Kompensationsschaltung benutzt. Au ) A. Trapesnikow. Vierteljahrschrift der -Naturf. Gesellschaft Zürich, 57. Jahrg. 1912, p. 36. Dissertation 1913, Zürich, p. 36. 1423 Arnold Liebert. diese Weise war es möglich, namentlich die Grenze festzustellen, wo der Einfluss des Magnetfeldes auf die Ionisierungskurve beginnt. Die Resultate, die mit zwei verschiedenen Magnetfeldern für CO, bei 20 mm Druck erhalten wurden, sind in Fig. 18 wieder- gegeben. Hierin sind nur die Stromänderungen eingetragen. Der Ein- fluss des Magnetfeldes beginnt danach bei ca. 160 Volt (3,1- 10°" Amp.), = Volt 30_ a ne a | | I | ee Fig. 18. was demjenigen Teil der Ionisierungskurve entspricht, wo die Stoss- ionisierung einsetzt. Bei grösseren Spannungen steigt der Einfluss dann rapide, und zeigt je nach der Feldrichtung, eine Vergrösserung oder Verkleinerung des Stromes. Was nun die Erklärung der beobachteten magnetischen Wirkung betrifft, so durften die Versuche gezeigt haben, dass es sich um eine Beeinflussung der Stossionisierung handelt. Die Veränderung des Be MR HE ei Über die Ionisierungsstromkurven der «-Strahlen. ; 143 Stromes im Magnetfeld kann keineswegs auf eine mögliche magne- tische Ablenkung der «-Strahlen zurückgeführt werden. Diese Strahlen sind gerade aus dem Grunde, weil sie kaum magnetisch beeinflusst werden und auch keine störende Sekundärstrahlen erzeugen, besonders geeignet für solche Versuche. Auch zeigen die Versuche direkt, dass wir es hier nicht mit einer Ablenkung der «-Strahlen zu tun haben, denn sonst müsste sich der beobachtete Einfluss auch im Sättigungsgebiet und auch unterhalb desselben zeigen. Es dürfte sich also — wie auch die Versuche von Herweg!) dartun, um eine Ablenkung der stossionisierenden Teilchen handeln. In welcher Weise hierdurch die Anzahl der durch Stossionisierung gebildeten Ionen und damit der Strom geändert werden, soll hier dahingestellt bleiben. Darüber werden erst weitere Versuche Aufklärung geben können. Es ist zu erwarten, dass dieselben zu Resultaten führen, welche in engem Zusammenhang mit den Ergebnissen stehen, die aus den Untersuchungen über den magnetischen Einfluss auf die leuchtenden Entladungen gewonnen wurden. Wie die Literatur zeigt (vergl. z.B. Thomson?), sind die Resultate auf diesem Gebiet noch sehr unstimmig. Zusammenfassung. I. Die Messungen in Ionisierungsgefässen mit Schutzring ergaben, dass die Ionisierungskurven fehlerhaft ausfallen können. Die be- obachteten Störungen sind besonders gross bei kleinen Gasdrucken, bezw. leichten Gasen. Sie können vermieden werden durch Aus- schluss irgendwelcher kontaktelektromotorischen Kräfte, bezw. durch Verwendung von lonisierungsgefässen mit passend abgegrenztem - Ionisierungsraum. II. Es wurden Stromkurven für Luft, Wasserstoff und Kohlen- säure bei verschiedenen Gasdrucken und Elektrodenformen auf- genommen. Hieran anschliessend wurden die hierbei auftretenden verschiedenartigen Stromverhältnisse diskutiert. Insbesondere wurde auch der Einfluss der Stromrichtung bei unsymmetrischen Elektroden, und derjenige einer partiellen lonisierung des Raumes untersucht. II. Es wurde ein Einfluss des Magnetfeldes auf die mit «-Strahlen erhaltenen Strom-Spannungskurven festgestellt, der sich im Gebiet der Stossionisation, und, je nach der Versuchsanordnnng, bald durch eine Verkleinerung, bald durch eine Vergrösserung des Stromes geltend 1) J.Herweg. Ann. d. Phys. 19, 1906, p. 358. J. J. Thomson. Elektrizitäts-Durchgang in Gasen. 2 144 Arnold Liebert. : N machte. Der magnetische Effekt stieg mit wachsendem Potential. Kurven wurden für verschiedene Elektrodenformen und Gase auf- genommen. Vorliegende Untersuchung wurde im physikalischen Institute der Universität Zürich ausgeführt. Es ist mir eine angenehme Pflicht, dem Leiter des Institutes, Herrn Prof. Dr. A. Kleiner für sein meiner Arbeit stets entgegengebrachtes gütiges Interesse meinen besten Dank auszusprechen. Zugleich danke ich Herrn Privatdozent ‚Dr. H. Greinacher für die Anregung zu dieser Arbeit und die mir dabei in zuvorkommender Weise geleistete Hilfe. Zürich, 1914. Mitteilungen aus dem botanischen Museum der Universität Zürich, (LVIIL) Vegetationsstudien im Bormiesischen. Von Eryst FÜRrrER. (Als Manuskript eingegangen am 13. Mai 1914.) Hiezu Tafel II. 1. Kap. Physisch- und wirtschaftsgeographischer Überbliek. I. Orographie und Geologie des Gebietes. 1. Lage und Grenzen. Das Veltlin, das Tal der Adda, scheidet in seinem untern Teil als tiefe Längsfurche die Bergamasker Alpen im Süden von den südrätischen Alpen im Norden, also die südlichen Kalkalpen von der zentralen Urgebirgszone. In seinem obern Teil, wo es als Quertal in Nord-Süd-Richtung verläuft, gehört es ganz den Zentralalpen an. Zu diesen darf man auch die Triasscholle des Ortlers rechnen, deren Südwestabschnitt noch in das Quellgebiet der Adda hineinreicht. Da, wo die junge Adda und die übrigen Quellbäche, welche sich zu einem schönen Fächerbild gruppieren, sich vereinigen, liegt auf 1200 m mittlerer Meereshöhe, zwischen hochstrebende Gebirgsmassen versenkt, der Talboden von Bormio. Dieser und die drei benach- barten Talschaften Viola, Fraäöle und Braulio sind es in der Hauptsache, die für die vorliegende Arbeit gewählt worden sind. Die Grenze ist daher hydrographisch gegeben. Im Nordwesten fällt sie mit der europäischen Hauptwasserscheide der Stromgebiete Po und Donau zusammen, im Norden mit der Wasserscheide 2, Ordnung Po/Etsch. Den Rest der Grenze im Süden bilden die Viola- und Piazzi-Massive, der Dosso Reit und der südliche Saum des Talbodens von Bormio. Ich beschränke mich jedoch nicht streng auf das so abgegrenzte Areal von 256 km?, wie mich denn auch meine botanischen Streifzüge mehrfach in die Nachbartäler geführt haben, vor allem in das Val disotto südwärts von Bormio, das Val Furva im Osten und das engadinwärts gelegene Val Livigno. Politisch ist das Gebiet zur italienischen Provinz Sondrio ki Es liegt aber im unmittelbaren Bereich der schweizerischen Landes- grenze; Puschlav, Engadin und Münstertal sind die benachbarten Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 10 146 Ernst Furrer. Bündnertäler. Im Osten deckt sich die Gebietsgrenze mit der italienisch-österreichischen Landesgrenze. 2. Äussere Gliederung. Nach Böhm gehört das Einzugsgebiet der obern Adda den rätischen Alpen an, innerhalb dieser aber ver- schiedenen Gruppen; denn es liegt in der Natur einer orographischen Einteilung der Alpen, dass man mit Vorliebe längs tief einge- schnittenen Tälern die Grenzen legt und die Gebirge zu beiden Seiten verschiedenen Gruppen zuteilt. Eine Linie, die von Bormio über das Fig. 1. Lageplänchen des Untersuchungsgebietes. nennen Wasserscheiae. ----— Landesgrenzen. Stilfserjoch nach der Etsch verläuft, trennt zunächst die Ortleralpen im Südosten von den Spölalpen im Nordwesten. Letztere spaltet er in die Untergruppen der Münstertaler- und der Livigno-Alpen, während Gerbers, von andern Abweichungen abgesehen, ausserdem die Grosina-Alpen selbständig macht. Indem ich beides berücksichtige, komme. ich mit einigen Abänderungen zur Aufstellung folgender ein- en Gruppen: . Die Piazzi-Dosdö-Gruppe. Das Piazzi-Massiv (3439 m), eine a Kiehande Gneisspyramide, ist durch den tiefen Einschnitt des $ Be u FE un u n % . Vegetationsstudien im Bormiesischen. 147 ‚ Passo di Verva von dem mehrgipfeligen, formenschönen Violamassiv (3384 m) geschieden. Im Norden weit herab vergletschert, bieten sie von dieser Seite einen prächtigen Anblick. Diesen Gneissmassiven gegenüber liegt 2. die Foscagno-Gruppe, die linke Lehne des Violatales bildend. Es ist ein nach Nordosten ziehendes Kettengebirge aus Schiefer, wegen der geringen vertikalen Gliederung weniger imposant. Die mittlere Gipfelhöhe liegt um 3000 m, die höchste mit 3133 m ist der M‘: Filone. Der Nordostabschnitt ist im ganzen weniger hoch, und der zusammenhängende Kettenzug zerfällt in einzelne Querrücken, zwischen welche niedere, leicht gangbare Pässe eingesenkt sind. Dieser Zerfall der Kette bildet den Übergang zur folgenden Gruppe, 3. der Plator-Reit-Kette. Ihr Streichen ist Westnordwest- Ostsüdost. Tektonisch einheitlich, ist sie durch drei tiefe’ Scharten, das Val Pettin, den Passo di Fraäle und die Addaschlucht, in vier kürzere Kämme aufgelöst: den M* Pettin, den viergipfeligen Plator, den M‘® delle Scale und den Dosso Reit, der sich über den M'® Cristallo zum Ortler fortsetzt. Die drei ersten sind gletscherfrei und erreichen nicht 3000 m. Alle sind nach Süden steil abfallende, nach Norden sanfter abgedachte Gipfelgräte aus Kalk und Dolomit. Ihr Sockel ist Kristallin, nur auf der Südseite aufgeschlossen oder unter enormen Geröllhalden begraben. Parallel zu diesen Kettengliedern, im Mittel um fünf Kilometer weiter nordnordöstlich, streicht 4. die Cornacchia-Umbrail-Kette. Sie ist von der Erosion weniger hergenommen, daher höher und zusammenhängender, mit drei Gipfeln über 3100 m. Auf 12 km Länge sinkt sie nicht unter 2770 m. Die Vergletscherung ist gering; Kalk und Dolomit wiegen stark vor. Für diese Gruppe passen die Worte Imhofs: „Viele Gipfel scheinen fast nur noch grosse Block- und Schutthaufen zu sein, und wer an ihnen auf- und absteigt, bringt unter seinen Füssen ganze Schutt- ströme in Bewegung, die lawinenartig in die Tiefe stürzen. Der Fuss und die unteren Gehänge dieser Bergruinen sind darum auch in ungeheure Schutthalden gehüllt, die den Tälern oft ein mulden- förmiges Aussehen geben, auch wo die Muldenform nicht tektonisch begründet ist. Aber gerade wegen der Ruinenform mit ihren abenteuerlichen Zacken und Zinnen, ihren schief stehenden und den Einsturz drohenden Türmen, ihren tief eingeschnittenen Rissen und Schluchten sind diese Gebirge trotz ihrer nur mässigen Höhe vielfach von grossartigem, kühnem, ja abschreckend wildem Aussehen.“ Anmutig zwischen die Gruppen 1 und 2 ist das Val Viola ein- gebettet. Es nimmt seinen Anfang in den Talkesseln von Dosde und 148 Ernst Furrer. Al Viola. Dann verengt es sich, wird V-förmig und weitet sich erst . wieder auf 1350 m bei Isolaccia. Hier wendet sich der Violabach aus der Nordostrichtung nach Osten, um bei Premadio in die Adda zu münden. Bemerkenswert sind die rechtsseitigen Nebentäler mit der hohen Lage ihrer relativ langen und breiten Sohle. Das Val Fraee und das Val Braulio sind als Isoklinaltäler zwischen die Gruppen 3 und 4 eingegraben. Ihre Wasser, die Adda und die Morena, eilen einander entgegen und durchbrechen gemeinsam in tiefer Schlucht den Querriegel Scala-Reit;, um zusammen mit der Viola auf den Talboden von Bormio auszutreten. Das Val Fraäle zeigt nach hinten keinen Abschluss, sondern setzt sich bei 1950 m als Taltorso ins Val Bruna fort. Es ist 9 km lang und von behag- licher Breite. Die Adda durchmisst es teils in kleineren Schluchten, teils in Serpentinen und verliert sich unterhalb Cancano in tiefer, unzugänglicher Schlucht. Seitenbäche sind spärlich. — Das Val Braulio ist das steilste, kürzeste und wildeste der drei Täler. In Wannen von 2350 m mittlerer Sohlenhöhe als erster Talstufe sammeln sich im Val Braulio und im Val Vitelli die Morena und der Vitellibach, stürzen bei der Spondalunga zur Vereinigung in die eng V-förmige zweite Talstufe hinunter, an deren Ende sie ‚dei Boscopiano in die Adda münden. Die drei vereinigten Quellbäche münden von Norden, der aus dem grossen Doppeltal Furva kommende Fradolfo von Osten in den Talboden von Bormio, ein fruchtbares Gelände von etwa 6 km? Fläche. Seen sind zahlreich, aber von geringer Ausdehnung und nicht unter 1900 m. Sie gliedern sich in: . tektonische Seen: Lago Cornacchia, 1960 m. . Rundhöckerseen zu mehreren auf dem Foscagno- (2270-2300 m) und dem Violapass (2450 m); Lago di Fraele (di Scala) 1950 m. . Stauseen: Lago di Val Viola 2280 m (durch Bergsturz vom Corno di Dosde); Lago Val Piselle (Fraele- a 23250 m (infolge Geröllhalden; Abfluss unterirdisch). DD [wu] 3. Geologischer Aufbau. Eine Linie, die vom Ausgang des Val Federia bei Livigno nach den Bädern von Bormio und von hier mit sanfter Umbiegung nach Osten ins Val Furva gezogen wird, trennt den kristallinen Süden vom kalkreiehen Norden. Der kristalline Teil schliesst unmittelbar östlich an das Berninamassiv an. Die vorwiegend aus Kalken und Dolomit bestehenden Sedimente des Nordens gehören dem vom untern Livignotal nach der Ortler- gruppe streichenden Gebirgszug an, wo mehrere, schwer kombinier- bare Schollen übereinander liegen. Dazwischen liegt der bezeichneten Vegetationsstudien im Bormiesischen. 149 Linie entlang in stark wechselnder Mächtigkeit eine bunte Menge von Gesteinsarten; nach Hammer ist es eine Zone von Staffelbrüchen, nach Schlagintweit sind es die Reste einer Überschiebung. Theobald hat 1866 als erster das Gebiet einer geologischen Bearbeitung unterzogen. Beiträge zur Petrographie haben v. Gümbel, Stache und Hammer geliefert. In neuerer Zeit haben Termier - und Rothpletz im Norden tektonische Studien vorgenommen, sodann Schlagintweit, ein Schüler Steinmanns, der im Anschluss an die Untersuchungen von Zoeppritz eine Fortsetzung ostwärts ge- liefert hat, eine Detailarbeit, die das Gebirge zwischen Livigno, Bormio und dem Münstertal behandelt. Ihr entnehme ich z. (Verrucano bis Lias) die Stratigraphie. 1. Das Kristallin. a) Massengesteine kommen nur vereinzelt vor. Granit kommt als Gang da und dort zum Vorschein und kann ver- möge seiner grösseren Resistenz zu Gipfelbildung Anlass geben. So ist die Spitze des Monte Foscagno ein vegetationsloser Granitblock- gipfel mitten im Casannaschiefer. Theobald erwähnt ferner Syenit- Diorit, Diorit-Porphyr u. a. b) Kristalline Schiefer. Gneisse bauen zur Hauptsache die rechte Violatalseite auf; Korngrösse, Gemengteile und Textur wechseln stark. Die linke Talseite wird vorwiegend von den Casannaschiefern Theobalds eingenommen. Petrographisch stehen sie zwischen Ton- schiefern, Glimmerschiefern und gneissartigen Gebilden und zeichnen sich durch grösseren oder geringeren Kalkgehalt aus. Diese Schiefer bilden auch den Sockel des Piz Umbrail, bauen den ganzen Monte Seorluzzo auf und treten da nnd dort in Schollen mit mesozoischen Gesteinen auf. An chemischen Analysen aus dem Kristallin des Gebietes ist mir nur eine von Gümbel bekannt. Es betraf den zwischen den Bädern und dem Städtehen Bormio anstehenden „chloritischen Schiefer“, ein Gemenge aus Chloritplättchen, Hornblende, Epidot und Quarz mit Kalkspat, Eisenerzen und „weisslichen Schüppchen‘. Sie ergab: 5,06°/ Ca0O + Cal0,. Der nahen Verwandtschaft wegen mit den Gesteinen des Bernina- gebietes mag es gerechtfertigt sein, wenn ich aus Rübels Mono- graphie die von Blösch erwähnten Analysen hier wiedergebe: Granit 0,55% CaO (nur 1 Analyse) Syenite 2,49—6,33°/o CaO Diorite-Gabbro 7,92—9,61°/o CaO. 150 3 Ernst Furrer. c) Dolomit- und Marmor-Vorkommnisse sind in der Nähe der Kontaktzone von Kalk- und Urgebirge hin und wieder fetzenweise dem Kristallin eingeklemmt (Piatta, Pedenosso, Vezzola). Wahr- scheinlich ist alles triadisch. Eine auffallende Erscheinung ist das Dolomitriff von Isolaceia. 2. Verrucano. Er ist fein- bis grobkörnig, glünmerisich; vereinzelt von Mergeln durchsetzt. Durch seine oft rote Farbe erinnert er lebhaft an Sernifit. Sein Vorkommen ist beschränkt auf die Alp Trela, zwei kleine Terrassen oberhalb Premadio und eine Stelle nördlich oberhalb Bormio. Um Trela ist er etwa 200 m mächtig. 3. Triasdolomite. Sie sind von wechselnder Zusammensetzung; ihre stratigraphische Gliederung ist noch nicht sichergestellt. Viel- fach verschuppt und überschoben, bauen sie steile, nackte Gebirge auf und haben ihren Hauptanteil an der Kette Plator-Scale-Reit und Cornacchia-Umbrail. - Im Gebiet ist es vertreten durch Schieferletten von bunt, häufig rostfarben anwitternder Oberfläche und durch Kalkbänke. Als zusammenhängender Zug lässt es sich verfolgen von der Südseite des M! Pettin durch die Talsohle des Val Fraäle, den Südhängen der Berge Solena, Pedenollo und Radisca bis zur Spondalunga, sowie am Cornacchiagrat. 5. Lias. In Form grauer, plattiger Kalke reicht er vom Alpisella- pass bis ins obere Val Fraäle und bildet die Nordhälfte des M: Pettin. 6. Diluvium. Hierher sind die Moränen am Ausgang des Val Furva und unterhalb S. Pietro di Piatta zu zählen. 7. Allıwium. In diese Zeit fällt die Ablagerung ausgedehnter Schottermassen in den Talsohlen von Bormio, Isolaccia und Fraäle. Postglazial ist ferner ein grosser Bergsturz, dessen äusserste Brandungswellen westlich bis ausserhalb Sughet und südlich, bis über . Gallo hinaus reichen. Die neuen Bäder und die Ortschaften Molino, Premadio, Turripiano und Sughet liegen auf den Kalktrümmermassen. Diese haben im untern Val Viola einen See gestaut, der bis über Isolaceia hinaus gereicht hat. Jetzt dehnt sich an seiner Stelle ein vollkommen ebener Talboden aus, durch den die Viola serpentinisiert'). Tektonik. Termier sieht im Sobretta-Confinale-Massiv im Osten Bormios ein Gewölbe, das sich nach hr Hohen Tauern fortsetzt, und gliedert !) Auffallend ist, din in der geologischen Literatur, soweit sie mir bekannt ist, nur rien . Vorkommnis erwähnt und sonderbarerweise als Moräne. Gegen diese Annahme sprechen Textur und Material dieser Schuttablagerungen, sowie die äussere an mit ausgeprägten Sturzhügeln und „Brandungswogen*. Vegetationsstudien im Bormiesischen. 151 die Gebirge nördlich davon in vier Decken, die er z. T. über das - Unterengadiner Fenster hinweg mit den nördlichen Kalkalpen in Verbindung bringt. Es ist hier jedoch nicht der Ort, auf die Fülle tektonischer Fragen einzutreten, die Termier, Rothpletz, Schlagintweit u. a. aufgerollt haben; ich verweise vielmehr auf eine „vorläufige Mitteilung“ von Trümpy und die dort erwähnten neueren Arbeiten. Ganz allgemein gesprochen und von zahllosen Unregelmässigkeiten abgesehen, fallen sämtliche Schichtkomplexe von den Gneissen bis zum Lias mässig steil nach Nordnordost. Besonders der Casannaschiefer ist von der Alpenfaltung stark hergenommen und arg verknetet und zerklüftet. Übrigens fallen auch lokaltektonische Betrachtungen jenseits des Rahmens dieser Arbeit. „Die Schichtlage ist in den allerwenigsten Fällen massgebend für den Verlauf des ins Felsinnere eingedrungenen Wassers.“ Diese Bemerkung Oettlis (8. 39) lässt sich nach meinen Beobachtungen auf die Kalk- und Schiefergebirge des Gebietes über- tragen. 4. Rückblick. Ein Blick auf die Gesamtheit der Gruppen ergibt trotz der überraschenden Vielgestaltigkeit, die einen landschaftlichen Wechsel von seltener Fülle auf kleinen Raum zusammendrängt, ein- heitliche Züge. Zunächst ist die geringe Gipfelhöhe auffallend; die höchsten Werte liegen um 500 und mehr Meter hinter den Maximal- werten zurück, die die beiden gewaltigen Nachbarn im Westen und im Osten, die Bernina und der Ortler, erreichen. Dann stellt das Gebiet nicht wie diese ein kompaktes Massiv dar, sondern ist durch zahlreiche Talfurchen in kleinere Gruppen aufgelöst. Wenn trotzdem die mittlere Massenerhebung mit rund 2300 m (nach Liez) der des Ober-Engadins nur wenig nachsteht, so sind die Hauptgründe die, dass der breite Talboden des Val Fraöle die Sohlenhöhe des Ober- Engadins besitzt und dass das tiefer gelegene Val Viola zum grösseren Teil eng bis schluchtartig ist, wogegen seine Nebentäler eine be- trächtliche Sohlenhöhe aufweisen. Weitere Gründe liegen in der Ausbildung von Bergrücken und in der ansehnlichen Kammhöhe. Hand in Hand mit der Massenerhebung geht die hohe Lage der klimatischen Schneegrenze. Sie dürfte im Mittel 2950 m betragen. Dies in Anlehnung an Jegerlehner, der für die Spölalpengruppe, die Cornacchia-Umbrail-Kette zwar 3000 m berechnet. Immerhin stellt das Gebiet eine Massendepression dar im Ver- gleich mit den westlich und östlich benachbarten Massiven. Geologisch erklärt sich diese Tatsache so, dass seit dem Tertiär die nach Süden abfliessenden Wasseradern die Wasserscheide durch rückschreitende Erosion nordwärts über das Gebiet vorgeschoben haben. Nachdem 152 Ernst Furrer. die Adda das Kristallin zwischen Bolladore und Bormio — den Veltliner Hauptzug nach €. Diener — durchsägt hatte, wurde eine ° Wasserader nach der andern angezapft und nach Süden abgelenkt. Noch heute arbeiten die Flüsse in gleichem Sinne weiter: die Adda, welche aus dem Querriegel Scala-Reit hervorbraust, hat im Val Fraäle bereits Schluchten ausgebildet. Diese lebhafte erosive Tätigkeit ruft der schroffen, geologisch jungen Landschaftsgestaltung, welche Berg und Tal näher rückt und in den Vegetationsformen der Nord- und Südhänge grosse Gegensätze schafft; sie ruft verwickelten Tal- systemen und damit einer vielfach gewundenen Wasserscheide. II. Klima, Mit dem wasserscheidenden Kamm, von dem die Quelladern der Adda und der Etsch südwärts der Adria zueilen, fällt auch eine klimatische Scheide zusammen. Überschreitet man ihn, von Norden her aus dem Inngebiet kommend, so gelangen wir fast unvermittelt aus der mitteleuropäischen Klimaprovinz in die mediterrane und zwar in jene klimatische Oase, die sich zwischen die Alpen und das Kälte- loch der Lombardei einschiebt (weiteres s. Hann). Halbwegs liegt Bormio. Sein Klima weist noch Anklänge an Insubrien auf, dessen klimatische Vorzüge Christ dargetan hat; anderseits kommt entsprechend der Meereshöhe und der Lage im Hintergrund eines grossen Alpentales bereits die Kontinentalität des Klimas zum Ausdruck. = Brauchbare Aufzeichnungen liefern die meteorologischen Stationen Bagni Nuovi 1330 m, 46° 29!/' n. B., 2° 5‘ w. L. v. Rom und IV. Cantoniera 2487 m, 46° 32° re = en. Lückenhaft sind die Messungen, die in dem Städtchen Bormio (1223 m), den Bagni Veechi (1451 m), der I. Cantoniera (1702 m) und der Stilfserjochpasshöhe (2756 m) vorgenommen wurden. Geringe Beachtung verdienen Livigno (1860 m) mit allzu dürftigen und Bolladore (860 m, weiter unten im Veltlin) mit, wie mir scheint, unzuverlässigen Messungen. Wertvolles Vergleichsmaterial liefern dagegen das entferntere Sondrio, ferner Schuls, sowie weitere schweizerische Orte (diese nach Maurer, Billwiller und Hess). Lufttemperatur. Für die neuen Bäder und die 4. Cantoniera sind die Jahres- und Monatsmittel für die Periode 1886—93, welche Jahrgänge beinahe vollständig vorhanden sind, folgende: Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Ang. Sept. Okt. Nor. Der. Jahr N.Bäd. -28 -22 -0,1 50 9,8 13,5 15,7 14,8 11,7 62 18 -30 60 IV. Cant. - 10,7 -104 -7,8 -36 15 51 69 71 44-14 -53 -98 -20 Vegetationsstudien im Bormiesischen. 153 Die Messungen, namentlich der ersten dieser Jahrgänge, stehen bei alpinen Stationen unter dem normalen Mittel. Zieht man zur Korrektur die Stationen Bernhardin und Andermatt mit den Beobachtungsjahren 1864—1900 herbei, so ergeben sich als normale N.Bäd. -14 -07.08.56 95 13,4 16,5 14,9 119 65 19 -14 65 IV. Cant.. -99 -90 -70 -31 14 49 76 72 45-12 -56 -91 -1,6 Dieses Ergebnis stimmt ziemlich genau mit den von Busin für die Periode 1866—86 berechneten Mittel von 6,6° bezw. — 1,5°. Auch Brügger berechnete schon 1869 das ungefähre Mittel für die neuen Bäder auf 6,5°. Auffallend ist zunächst das hohe Jahresmittel. Aus der Schweiz ist meines Wissens kein Fall beobachtet, der Bormio zur Seite ge- stellt werden dürfte. Hier einige Zahlen. Leukerbad Beatenberg Airolo Schuls Wildhaus 1405 m 1148 m 1141 m 1244 m 1100 m 4,9° 6,0° 5,9° 5,8° 5;9° Davon gelten Leukerbad und Beatenberg als geschützte Kurorte. Dass die Massenerhebung mit ihrem Ansteigen der Geoisothermen von Einfluss ist, zeigt ein Vergleich der Jahresmittel von der IV. Gantoniera mit denjenigen des St. Bernhard und des Säntis: St. Bernhard 2476 m (im Inn. d. savoy.-pennin. Alp.) — 1,7 Säntis 2500 m (nördl. vorgeschob. Einzelgipfel) — 2,6 Für Bormio kommen lokale Verhältnisse hinzu; es sind der warme Talwind, der bei weitem vorherrscht, und die hohen, steilen Gebirgs- wände im Norden, welche kühlere Windströmungen abhalten, an denen aber die Sonnenstrahlen ihre ausgiebige Reflexwirkung tun. Bemerkenswert sind für Bormio ausserdem die mässigen Extreme in einiger Abweichung zu unsern Erfahrungen aus dem Alpeninnern. Man vergleiche! Jan. Juli Diff, Bormio-Bäder —283 157. 185 Schuls (U.-Engadin) 1244 m. = — 6,0: 15,5. ..215 Reckingen (Oberwallis) 1332?m —6,6 13,7 20,3 Diese Tatsache besteht auch gegenüber der Höhen- und Tiefen- station der eigenen Talschaft, der IV. Cantoniera und Sondrio, bei Zusammenstellung der absoluten Extreme (1886—93): Abs. Max. Abs. Min. Diff. Sondrio 36,5 12° 48,5 Neue Bäder 28,8 —:16;5 45,3 IV. Cant. 18,6 291,7 50,8 ER U 4 ae a En 154 ER Ernst Furrer. Immerhin kommt die Kontinentalität deutlich zum Ausdruck bei Vergleichen von Monatsmitteln der IV. Cantoniera mit denen des Säntis. Jan. Juli Diff. IV. Cantoniera — 9,9 7,6 17,5 Säntis — 8,8 5,0 13,8 Mittelwerte der Luftwärme, auch Extreme, ja alle Messungen über Luftwärme überhaupt sind eigentlich für das Verständnis der Pflanzenwelt von recht untergeordneter Bedeutung. Ich habe mich hier doch darauf verbreitet, weil ihre Kenntnis zum Gesamtbilde des Klimas gehören. Der „Klimacharakter“*, d.h. die Art und Weise, in der die einzelnen Klimafaktoren als Ganzes zusammenwirken, ist es ja — so betont Broekmann-Jerosch — was für die Gestaltung der Vegetationsdecke ins Gewicht fällt. Strahlende und reflektierte Wärme sind im Gebiet nicht ge- messen worden. Ich kann aber nicht umhin, auf die hohe Bedeutung dieser Wärmequelle für das organische Leben hinzuweisen. Genau so wie die Kranken klimatischer Winterkurorte und Skifahrer im Hochgebirge die strahlende Wärme wohltuend, bisweilen sogar als aufdringlich empfinden, so muss auch den Pflanzen ein reiches Mass dieser Wärme zugute kommen. Denken wir an den heitern Himmel der Bormiesertäler, an den Reflex, den die Kalkfelswände, auch die Gletscher, auf die umgebende Vegetation ausüben (vergl. Hann und Braun). Niederschläge. Zunächst einige Monats- und Jahresmittel: Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nor. Dez. Jahr Sondrio 47.43 .:69...68...85..73::92:. 79: 81.06... 72.: 601.86 (1884—1904) Bolladore DD 3 23 124 I m la 0 2 3 (1889-96) Neue Bäder sa ı 5 6 ı 5 m’ a 8 m (18 5) IV. Cantoniera 46 32 88 115 107 109 143 149 113 21 60 5. 114 8 1-4 Diese Reihen zeigen deutlich die Veränderungen der Nieder- schlagsmengen das Veltlin aufwärts. Vom Comersee an, wo das Jahresmittel rund 1,5 m beträgt, sinkt der jährliche Betrag bis auf ein tiefes Minimum in Bormio. Hier ist im Städtehen die Regen- menge des Jahres 1895 gemessen werden. Vergleichen wir sie: Bormio Städtchen 569 mm mit dem entsprechenden Jahn der Neuen Bäder 615 mm, Fe Vegetationsstudien im Bormiesischen. 155 so ist ersichtlich, dass die Station der Bäder schon an der auf- steigenden Linie liegt, die bei der IV. Cantoniera die Zahl 1141 erreicht. Beachtenswert ist die ausgeprägte Niederschlagsarmut, wie sie auf 1300 m Höhe in den Schweizer-Alpen nur noch im Engadin und im Wallis besteht. Eigentümlich für das Veltlin ist die dreigipfelige Niederschlags- kurve. Dadurch kommt die Mittelstellung zwischen dem nord- mediterranen Klima mit den Mai- und Oktobergipfeln seiner Regen- kurve und dem zentralalpinen Klima mit seinem Sommermaximum zum Ausdruck. Leiten die Niederschlagsverhältnisse von Sondrio zu der insubrischen und lombardischen Regenverteilung über, so zeigt die Kurve von der IV. Cantoniera mit dem höchsten Wert im August bereits Anklänge an das Alpenklima. Wieder einige Vergleichszahlen : Jan. Febr. März Apr. Mai Jumi Juli Aug. Sept. Okt. Nor. Dez. Jahr Airolo 77 66 105 119 145 120 136 155 169 233 149 96 1568 huls 39 31 30 32 41 61 92 90 86 71 40 43 646 St. Bernhard 73 73 79 105 134 110 102 115 119 149 111 88 1258 Säntis 144 170 171 206 199 284 313 275 210 183 122 155 2432 Die meisten Regenzüge kommen das Veltlin aufwärts. Da, wo 17km südlich von Bormio die Talfurche nach Norden umbiegt, werden die Wolken zu einer ersten grösseren Abgabe von Niederschlägen gezwungen, zu einer zweiten an den Felsenmauern nördlich von Bormio. Darüber hinwegzuziehen vermögen sie nur zum Teil; die Hauptmenge streicht nach Osten ins Val Furva und Val Zebrä, eine kleinere ins Val Viola. Deshalb wird die Niederschlagsmenge an der untern Viola noch geringer sein als in Bormio und östlich davon. Messungen liegen eben keine vor, aber in Bormio lässt sich ausserdem beobachten, wie der Regen, nachdem er in Nordrichtung nieder- gefallen ist, infolge des Anpralls der Luftströmung an den Berg- mauern noch kurze Zeit in Südriehtung niederfällt, bevor er aufhört. Gewitterzüge kommen ausschliesslich über den Viola- und den Foscagnopass, überhaupt von Westen, und streben mit Ostrichtung dem Ortler zu. Oft kriechen sie von Berg zu Berg, ohne den dazwischen liegenden Tälern auch nur einen Sprutz zu gönnen. Bewölkung und Luftfeuchtigkeit. Aus dem Bolletino mensuale ergab sich: Helle Tage Trübe Tage Sondrio (1886—93) 6 79 Neue Bäder (1884—93) Be 63 IV. Cantoniera (1884—93) 79 83 156 Ernst Furrer. Diese Angaben lassen sich kaum zu Vergleichen mit schweize- rischen Werten heranziehen, weil die Aufzeichnung auf anderer Grund- lage beruht. Die Beurteilung ist ohnehin dem Ermessen des Beobachters anheimgestellt und daher nicht objektiv; man darf den Zahlen keinen mit dem niederschlagsreichen Insubrien des südlichen Vorlandes mit der Wolkenlosigkeit ihres blauen Himmels. ” ntgegen den Messungen in den Bagni Nuovi, die durch die Lage in der Nähe der Addaschlucht nachteilig beeinflusst sind, ist anzunehmen, dass die Luftfeuchtigkeit bis einige hundert Meter über die Talsohlen nur geringe Beträge erreicht. Erst von 1800-2000 m an beginnt die feuchtere Luftschicht, wo nach Regenfall die Nebel- fetzen noch lange an den Berghängen kleben bleiben. Sonnenscheindauer. ee liegen keine Messungen, nur gelegentliche Beobachtungen vor. — Die Sonnenscheindauer sticht besonders günstig ab von den no Talschaften Val di Sotto und Puschlav, den tiefen, Nord-Süd gerichteten Engtälern. Das grösste Tal, das Val Viola, ' verläuft nämlich von Westen nach Osten und an seinem unteren Ende öffnet sich von Osten her das langgestreckte Val Furva. Darum ist es kein Wunder, wenn meine Beobachtungen z. Z. des längsten Tages (21. bis 23. Juni) 1911 folgendes ergaben: a) Für die Kirche der Ortschaften Kargang Une y an Bormio 1223 m 610 715 13S$t. 5Min. Pedenosso 1440 m 6" 15 6440 12 St. 35 Min. Isolacecia 1345 m 6:12 6" 20 12St. 8Min. Semogo 1455 m!) 5645 ? ca. 12 St. 20 Min. b) Alp Pona 2080 m 452 7n 28 14 St. 36 Min. Des zackigen Horizontes wegen verschieben sich die Zahlen das Jahr hindurch ziemlich unregelmässig. Dennoch bleibt für Bormio trotz seiner tiefsten Lage ein günstiger Wert im Gegensatz zu Isolaccia, das den schroffen Bergformen viel näher liegt, auch zu Pedenosso und Semogo trotz der erhöhten Lage über dem Talgrund. Luftströmungen. Auf dem Talboden herrscht der für unsere Alpentäler so be- zeichnende tägliche Atemzug: Tal- und Bergwind. Dass der Talwind die Vorherrschaft ausübt, kann besonders an Pinus silvestris-Exemplaren {) Das Dorf liegt günstiger als die Kirche. Vegetationsstudien im Bormiesischen. 157 um Bormio und an einer Riesenlärche oberhalb Combo an der Berg- kante abgelesen werden. Das Geäst ist talaufwärts gekrümmt, und der ganze Kronenkegel in der gleichen Richtung gegenüber der Axe des Baumes verschoben. In minderem Masse zeigt Alnus incana am Fradolfo und anderwärts denselben Einfluss. Der Talwind arbeitet nie mit föhnartiger Heftigkeit, aber zu seinen Stunden regelmässig und konstant, eine Wirkung, welche nach Früh am allerehesten zur einseitigen Ausbildung der Baumformen beiträgt. Am konzentriertesten wirkt er unterhalb Bormio. Vor sich her treibt er dicke Staubwolken, in die er ganze Dörfer einhüllt, um alsdann den mineralischen Düng- stoff der Vegetation zugute kommen zu lassen. Bei Bormio zerteilt er sich in die verschiedenen Talschaften, und seine Wirkung ist ab- geschwächt. Dafür kommen andere Windströmungen zum Vorherrschen, unberechenbarer im Eintritt und unregelmässig in der Stärke. Die Richtung ist stark an die Geländeform gebunden; so entnehme ich den Aufzeichnungen der IV. Cantoniera für 1386 — 96: N NE E SE S SW W NW 16 33912137. 110.2 40.221838 308 6 Diese Lokalität steht den NE-Winden über das Wormserjoch offen und den W-Winden vom Val Braulio her. Auf dem Foscagno- pass kennt man, entsprechend der Richtung der Passfurche, nur zwei Winde: den NW und den SE, ähnlich wie im Val Fraäle. III. Die Bewohner und ihr Schaffenskreis. Die Bewohnerschaft ist aus einer Mischung der keltischen Ur- einwohner mit römischen und gotischen Eindringlingen hervor- gegangen‘), Es ist ein sympathisches Völklein, beweglich an Geist, freiheitslustig, im ganzen ordnungsliebend. Die Kargheit und Müh- seligkeit der Alpennatur zwang es frühzeitig zum Fleiss. In naiver Unkenntnis dessen, was ausserhalb des Gebirges sich abspielt, ist die Anwendung seines hohen Intellekts, den es als Mitgift von den Vor- fahren übernommen hat, in der Hauptsache auf das enge Feld seiner Tätigkeit beschränkt geblieben. Von den äussern Entwicklungsbedingungen sind es also oro- graphisch und wirtschaftlich die abgeschlossene, gebirgige Heimat und politisch und wirtschaftlich die Nähe der Grenze, welche den Einwohnern ihren Stempel aufgedrückt haben. Die Einwohnerzahl beträgt (1911) 4090 und verteilt sich zu fast gleichen Hälften auf die Gemeinden Bormio und Valdidentro, von !) S. Näheres in den ee N von Leonhardi und von Brügger in Meyer-Ahrens u. Brügg * 158 Ernst Furrer. welchen die erste den Flecken Bormio und das dazugehörige Combo umfasst, während die zweite in vier Pfarreien (frazioni) gegliedert ist: Meereshöhe Einwohnerzahl 1901. (s. Lit.) 1911 (Longa, briefl.) » Bormio 1223 1953 Valdidentro or 1896 2002 Premadio - 1250 414 _ Pedenosso 1440 402 — Isolaceia 1345 430 Semogo 1470 450 _ Die einzelnen Ortschaften sind auf die Talsohlen oder deren Nähe zusammengedrängt; sie liegen längs einer 8 km langen Linie, die sich von Bormio nach Semogo erstreckt. Bormio und Isolaceia liegen in sonnigen Talböden, Premadio in ähnlicher Lage auf flacher Bergsturzterrasse; alle drei Ortschaften sind eng geschlossen und schmiegen sich an eine südliche Berglehne an. Pedenosso mit dem benachbarten S! Antonio breitet sich in zerstreuten Häusergruppen auf einem steilen Südhang aus, Semogo liegt noch versprengter auf abwechselnd steilem und sanfterem Gelände. Trotz der geringen Bevölkerungsdichtigkeit — 16 Einwohner pro km? — macht sich ein Überdruck durch zahlreiche Auswanderung geltend. Teils wandern ganze Familien für immer in fremde Erdteile aus, besonders nach Argentinien, teils sind es junge Männer, welche nur während der Sommerszeit als Maurer, Zimmerleute, Portiers, Handlanger und in anderen Dienstverrichtungen besonders im benach- barten Kanton Graubünden sich aufhalten. Die meisten Bewohner treiben daher nicht nur Landwirtschaft allein und das, was un- mittelbar damit zusammenhängt, sondern gehen dann, wenn die Arbeit im Felde ruht, als Schreiner, Schuhmacher, Metzger, Maurer usf. bei den Dorfnachbarn „auf die Stör“. Deshalb ist die Bevölkerung von der übrigen Welt wenig abhängig und wird es bleiben, solang der Verkehr im obern Veltlin in Ermangelung von Eisenbahnen so um- ständlich ist. ie Landwirtschaft beschäftigt weitaus die meisten Bewohner. Der Wiesenbau unterliegt besonderer Pflege. Die Kontinentalität des Klimas verlangt künstliche Bewässerung, zu deren Durchführung fast jede Wasserader angezapft wird, um überall da, wo die Steilheit des Geländes sich mildert, ertragreiches Grasland zu schaffen. So erstreckt sich auf mindestens 4 km Länge ein Kanal aus dem Val Bucciana von 2000 m bis nach dem 1350 m hohen Sughet. Ein anderer Kanal unweit der Bäder ist eine Strecke weit in Felsen eingesprengt; viele andere sind eingemauert. Das Bormieser Gebiet liefert begehrtes Vegetationsstudien im Bormiesischen. 159 Heu, dessen Überschuss über den eigenen Bedarf wie im Puschlav in die Region des Weinstocks hinunter wandert, wo wegen der Kultur der Rebe die Wiesen weit weniger gepflegt werden. Neuerdings greift der Wiesenbau auf Kosten des Ackerbaues um sich; dabei wird häufiger eigenes als fremdes Saatgut verwendet. — Wiesen mit doppelter Mahd reichen um S$. Carlo etwa bis 1600 m — es differiert stark in verschiedenen Jahrgängen —, solche mit jährlich einmaliger Mahd in Funera und Prei bis 2200 m. er Ackerbau liefert vor allem Roggen, viel seltener Weizen; Hafer und Gerste werden nicht gebaut. Der Buchweizen findet nur Junı | Jucı Auc. | 8er. [2200 — Alp Irei Ya 12000 = 7 141800 — Alp Mrako fe Arnoga 24 1600 + Se 11400 ia > ar 4 n er 1.1200 Some 7 | A = e1 . s Te 2 47 Dr. 1 1.1000 x PR er Pe Ab el IA 5 ® gehn: 1 u er “ * % pi N AR 7 EN. RG SEO Y 7 Ps IA GT 400 Fig. 2. Graphische Darstellung der jahreszeitlichen Verteilung von Mahd und Ernte : in verschiedenen Höhenlagen. Die Zerrung der Kurven auf der Höhe von Bormio und Isolacejia hängt mit dem orhandensein ertragreicher Talböden zusammen. (Angefertigt nach Beobachtungen und Angaben in den erwähnten Lokalitäten.) mehr vereinzelte Pflege. Das höchste Roggenfeld liegt bei 1720 m oberhalb St Antonio. Seine Üppigkeit beweist, dass die natürliche Grenze nach oben noch nicht erreicht ist. Es wird übrigens erzählt, dass früher noch höher oben Getreideäcker bestanden haben. Daraufhin deutet wohl auch der Name Campo, ein Sommerweiler im Val Viola auf rund 1900 m. Von grosser Bedeutung ist sodann der Kartoffelbau mit seinen obersten Äckerchen bei Arnoga, 1750 m. Die Leinkultur ist im Verschwinden begriffen. — Mit Ausnahme der Kartoffel ist die Ackerkultur infolge auswärtiger Konkurrenz stark im Rückgang. Auch erfordert sie viel Arbeit: die Unterhaltung der zahlreichen Stützmauern, das Hinauftragen von Ackererde und der Mangel an maschinellen Einrichtungen. Die Äcker aber sind es, welche der 160 Ernst Furrer. Landschaft ein besonderes Gepräge verleihen; sie stufen das Gehänge in Terrassen, deren Ränder ein reicher Rosenflor schmückt. Garten- und Obstbau liegen darnieder. Der Veltliner hat hiefür keinen Sinn, da er Gemüse und Früchte als Nahrungsmittel nicht zu schätzen weiss. Die Weiden sind überaus mannigfaltig, wenn wir darunter all das verstehen wollten, was beweidet wird. Dann sind es nicht nur die Matten der alpinen Region, Gebüsche und lichte Wälder tieferer Gürtel, sondern abgeerntete Äcker, wo die Ziegen das wuchernde ‘Unkraut abzufressen haben, Wegränder mit staubverpulverten Kräutern, Alluvionen und Sümpfe. So weit geht hier die Ökonomie. — Nach den Eigentumsverhältnissen lassen sich die Weiden gliedern in 1. Pachtweiden; sie liegen alle über dem Waldgürtel und werden. alljährlich von Tausenden jener „Bergamaskerschafe“ bestossen, einer grosswüchsigen Rasse, die sich mit Wenigem begnügt. Das Vieh der Einheimischen ist daher angewiesen auf 2. die Gemeindeweiden, welche infolge allzu starker Nutzung durch Weidgang und Holzhieb oft einen kläglichen Anblick dar- bieten, und. 3. die Privatweiden, nach ihrer Ausdehnung von ganz unter- geordneter Bedeutung. ülder nehmen ein grosses Areal ein. Bis über die Mitte des vorigen Jahrhunderts hinaus sind sie durch Einheimische und Fremde schonungslos ausgebeutet worden. Massenausfuhr, so berichtet uns noch nicht erholt haben. Fast alle Waldbestände sind jung. Jetzt bestimmt bei Holzbedarf die Guardia forestale, welche Stämme ge- schlagen werden dürfen. Es wird indes viel gefrevelt. In der Viehzucht steht das Rindvieh an Bedeutung (nicht an Zahl) obenan; ihm folgen das Schaf, eine kleinwüchsige Rasse, die Ziege und in letzter Linie der Maulesel. Schwein und Huhn gehören fast zu jedem Haushalt. Nebenstehende Zusammenstellung aus Serpieri gibt einige Einzel- heiten wieder. Die Vermessung des Weidelandes entnahm er dem Kataster 1853; die Zahlen dürften nur annähernd stimmen. Der Ziegenbestand für die Täler Viola (Val di Dentro), Fraöle und Braulio zusammen scheint mir etwa um das Zehnfache zu klein zu sein. In den ersten Junitagen zieht das Vieh auf die Alp, kurz bevor die fremden Schafherden aus dem Bergamaskischen, Cremonensischen und anderswoher eintreffen. Durchschnittlich um Mitte September Vegetationsstudien im Bormiesischen. 161 Weideland | Rind | Esel | Schaf.) Ziege Eigent. d. Gemeinde Livigno . . | 9950 2125 26 | 2050 | 490 = a Bormio . . | 440% 642 3 1 2810 36 Lwigno . . 14352 | 9767 29 | A860 | 526 » =» ValdiDentro.| 3351 | . | 1397 1710| 2% nat Ha Bbrmterin ‚2232 662 1900 | 20 * Val Er agkon. ; 945 401 AA 10 . 722 81 _ — Fa "rote, Fraile u. Braulle N 7150 | 2541 [wenige] 4054 50 Val Furva . 3099 Bormio . 1012 BHpeHAnD: Val di sche 1518 | 583 | 0? | 960 | 310 rückt es tiefer herab. In den Maiensässen befindet es sich häufig ‘schon früher im Frühjahr und verbleibt je nach Futtervorräten, Witterung und andern Umständen bis in den Dezember, in Campo di Val Viola (1860 m) und in Pezzel (1600 m) bisweilen bis in den Januar hinein. Unter den Industrie-Zweigen steht die Fremdenindustrie mit den seit der Römerzeit berühmten Bädern von Bormio obenan. Der Strom der Sommerfrischler bewegt sich hauptsächlich längs der Stilfserjochstrasse, welche die Tiroler Fremdenplätze Trafoi, Neu- sponding und das entferntere Meran mit dem Veltlin verbindet. Spärlich ist der Besuch des Val Viola, noch spärlicher der des Val Fraöle.. Von andern Industriezweigen haben Eisen- und Gips- gewinnung nur geschichtliches Interesse, hingegen stehen mehrere Kalkbrennereien (Bormio, Turripiano u.a.) alljährlich bis in den Frühsommer hinein in Betrieb. In Bormio wird der Likör „Braulio“ gebrannt, „fatto con le erbe le piü aromatiche del Monte Braulio“ —, wie die Inserate und Plakate verkünden. Der Handel hatte wohl vor Jahrhunderten dem Flecken Bormio zu einer Blüte verholfen, die jetzt vorüber ist. Guler von Weineek schildert uns: „Dises ist ein uberauß alter platz | und ein haubt deß gantze Lendleins: mag mit gebeüwen | thürmen und grosse einem zimlichen Stettlein wol ver- glichen werde: hat etliche wehrhaffte burg ui vesten: ist seiner groesse n eines guten vermögens und sehr volckreich De 12 Seelen des Mandaments Bormio (1901), eine im Ver- gleich zu a Jahrzehnten zweifelsohne höhere Zahl, stehen nach Guler „vierzehen tausend seelen* aus dem Jahr 1608 gegenüber. — Bevor der mittelmeerische Handel von der Adria in die Tyrrhenis abgelenkt wurde, führte ein oft benutzter Handelsweg über den Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 11 162 Ernst Furrer. Tonale- und Gaviapass nach Bormio und weiter über die Scala di Fraöle, jedoch schon im 17. Jahrhundert über das Wormserjoch nach Bünden. Heute ist der Handel gering. Kleine, aber bezeichnende Handels- : artikel sind: Bienenhonig, Steinpilze (Boletus bulbosus Schaeff. = B. edulis Bull.), Stipa pennata-Grannen als Hutschmuck, Arven- nüsschen, welche zentnerweise ausgeführt werden. Jagd nach Hochwild und Waldbewohnern (Reh, bis vor kurzem Bär) und Fischfang (Forellen) werden fleissig betrieben. 2. Kap. Zur Flora von Bormio.') Seit langen Jahren wird dem Bormiesischen mit einem gewissen Recht eine reiche Flora nachgerühmt; denn es haben seit Conrad Gessner eine grosse Zahl Botaniker auf Bormieser Boden sich floristische Seltenheiten geholt und solche veröffentlicht. Worte „reich“ ist zwar nicht viel gesagt, seine Eigentümlichkeiten, und wenn man ihn floristisch Arten aufweist, so ist wohl unberücksichtigt geblieben, dass ihm viele anderwärts weit verbreitete Pflanzen fehlen. einige Arten herausgegriffen, deren Vorhandensein oder Fehlen besonderes Interesse bietet. In den warmen Talsohlen findet sich eine beträchtliche A Pflanzen, die mit Vorliebe sonniges Kalkgestein besiedeln. Es sind die aus florengeschichtlichen Gründen mit dem Namen „xerotherm*® bezeichneten Arten, deren Vorkommen in den Alpentälern in neuerer a Zeit eifrig verfolgt wird. Ich erwähne aus der Umgebung Bormios: Juniperus Sabina Coronilla Emerus Mag auch der folgende Abriss lückenhaft und willkürlich erscheinen, so seien doch Andropogon Ischaemon Stipa. capillata S. pennata Melica ciliata M. transsilvanica Carex nitida Minuartia mueronata Tunica sazifraga Sisymbrium_ strictissimum Sedum rupesire 8. Telephium Colutea arborescens Astragalus Cicer Geranium divaricatum Rhamnus saxatilis Fumana vulgaris Daphne alpina Peucedanum austriacum Teucerium montanum Veronica Teuerium Plantago serpentina ; 3 sr umfangreiche Literatur, welche die Bormieser Flora im besondern ich in dieser Arbeit ifft, g: mit a zu publizierende Flora von enge Mit dem Jeder Fleck Land hat „reich nennt, weil er mehrere in seinem Umkreis fehlende oder seltene nicht ein, verweise vielmehr auf die gemeinsan Vegetationsstudien im Bormiesischen. 163 ferner die eher rasenliebenden Arten: Poa bulbosa Veronica spicata Medicago minima . verna Peucedanum Oreoselinum Globularia vulgaris Gentiana Cruciata Campanula spicata. Veronica prostrata Die Wegränder begleiten endlich: Marrubium vulgare Galium rubrum. Nepeta cataria Fast alle genannten Arten finden sich (nach Dalla Torre und Sarntheim) auch im benachbarten Vintschgau und steigen vielfach bis Mals, ja (nach Brunies 1905 und Braun 1910) bis ins Münstertal und Unter-Engadin empor. Die Übereinstimmung zweier Floren wie die von Bormio einerseits und die des nahen Etsch- und Inngebietes anderseits ist um so auffallender, als hohe Gebirgszüge und ungemein waldreiche Talschaften dazwischen liegen. Eine schrittweise Ein- wanderung vom Etschgebiet her ist somit ausgeschlossen. Dagegen erscheint die Samenverfrachtung durch Wind und Vögel für eine Entfernung von nicht mehr als 20—40 km eine Möglichkeit, die nach den Ausführungen von Vogler und Braun (1913) immer mehr zur Wahrscheinlichkeit wird. Auf dem Gipfel des Monte Cornacchia, einer 3140 m hohen Erhebung dieser Wasserscheide, sah ich an einem schönen, wenig windigen Septembertag des Jahres 1911 einen Cirsium- (oder Carduus-)Samen von Italien nach der Schweiz hinübertanzen; er musste viele hundert Meter aufgestiegen sein. Die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen, welche die Rosen- floren des obern Inntales') und von Bormio aufweisen, legt den Ge- danken an Samenverschleppung durch Vögel nahe. Gestützt wird er durch die Beobachtungstatsache, dass Drosselvögel, wenn auch nicht mit besonderer Vorliebe, Hagebutten verzehren?). Auch ist anzu- nehmen, dass mehrere Arten dieser Vogelgattung sich des Inntales als Zugstrasse bedienen, verbindet sie doch in geeigneter Weise das nördliche Alpenvorland mit dem Üomersee. Die direkte Einwanderung das Veltlin aufwärts ist eine weitere Erklärungs-Möglichkeit, die allerdings der Mangel an passenden Standorten nicht unterstützt. Kalk ist selten, und an den wenigen geeigneten Stellen sonniger Felsen des zwar häufig kalkreichen Ur- gebirges lassen sich Kalkpflanzen wie Leontopodium, Kernera, Peuce- danum austriacum, Veronica verna, Stipa pennata nur lückenhaft ver- folgen, soweit dies überhaupt bis jetzt je geschehen ist. 1) S, Rob. Keller Il. c. 2) Nach schriftl. Mitteilung des Ornithologen Walter Knopfli-Zürich. 164 Ernst Furrer. Die Herkunft dieser xerothermen Arten ist also gerade für Bormio nicht leicht zu erklären. Die Hülfshypothese der aquilonaren oder xerothermen Periode, für die nach Kerner besonders Briquet eingetreten ist, führt uns der Erklärung nicht näher, da einer früheren und jetzigen Einwanderung nicht klimatische, sondern topo- fehlender Arten gegenüber. Es sind zumeist Bewohner der Laub- wälder, die in dem ozeanischeren Klima der Randketten oft weit über 1000 m emporsteigen, während sie die trockenen Talsohlen des Alpeninnern, wo doch die Vegetationsgrenzen nach oben sich ver- schieben, geflissentlich meiden. In der Bestandesaufnahme eines Buchenwaldes von Mols am Walensee zählt Roth (S. 191) 26 Arten auf, von denen (ohne die Buche) genau die Hälfte fehlt, nämlich: Festuca gigantea Mercurialis perennis Luzula pilosa Hedera Helix Polygonatum multiflorum Sanicula europaea Leucojum vernum Lysimachia nemorum Arum maculatum Cyclamen europaeum Anemone nemorosa Asperula odorata Ilex Aquifolium Die Reihe der fehlenden Arten sei erweitert durch die Kräuter: Tamus communis Lysimachia-Arten Ranunculus lanuginosus Teuerium chamaedrys Helleborus-Arten T. Scorodonia Dentarien Ajuga reptans Cardamine pratensis Asperula taurina ‚Geranium sanguineum Galium silvaticum Primula acaulis Phyteuma spicatum und die Sträucher Clematis vitalba Acer campestre Genista Ligustrum vulgare Sarothamnus : Viburnum Opulus Euonymus Lassen wir die Artenarmut der BERLIN Wälder, und wenden wir uns der Flora der alpinen Stufe zu! Obwohl zu den Zentralalpen gehörig, beherbergt das Gebiet einige Bürger der nahen, an Endemismen reichen Südostalpen: Sesleria microcephala Horminium pyrenaicum Ranuneulus hybridus Pedieularis Jacquini. Papaver aurantiacum Valeriana sawatilis Saxifraga Vandellii V. supina S. Hostii - Vegetationsstudien im Bormiesischen. 165 Sie besetzen hier, wie die Sesleria sphaerocephala im Puschlav und die Carex baldensis im Ofengebiet, inselartig oder peripherisch gelegene Punkte ihres Verbreitungsareals, das gegen Westen rasc abbricht. Sie haben als kalkliebende Arten — wie Pampanini er- kannt hat — auf ihren Wanderungen westwärts keine so geeigneten Wege vorgefunden wie die Arten der nördlichen Kalkalpen und sind daher weit mehr auf ihren Herd beschränkt geblieben. Die ferne Lage Bormios von den Randketten kennzeichnet sich dadurch, dass viele ihrer häufigen Arten hier entweder seltener sind, wie Hedysarum obseurum Androsace Chamaejasme A. helvetica Gentiana lutea Pedicularis foliosa oder überhaupt fehlen: Rumex nivalis Anemone narcissiflora Thlaspi rotundifolium Phaca ‚frigida Tozzia Veronica fruticulosa Campanula thyrsoides Doronicum scorpioides Primula Auricula Gentiana purpurea Erinus alpinus Petrocallis pyrenaica Abgesehen von den Südostalpen, stellen die kalkreichen Rand- ketten nicht gerade viele Vertreter. Reicher haben sich Zentral- alpenpflanzen eingefunden. Hierher gehören z. B. ostalpine Arten, die im Gebiet Halt machen oder mit zerstreuten Standorten wenig weiter westlich reichen: Minuartia rupestris Dianthus glacialis Thalictrum alpinum Sempervivum Wulfeni Primula glutinosa P. oenensis P. longiflora Pleurogyne carinthiaca (erloschen ?) Phyteuma Carestiae Orepis Jacquini Senecio abrotanifolius S. carniolicus Dagegen erreichen die Gebietsgrenze von Osten her nicht mehr: Rhodothamnus Chamaeeistus, Primula minima und (wahrscheinlich) Soldanella minima. An westalpinen Arten, deren Ostgrenze am Ortler schon Zuccarini namhaft machte, seien hier einige angeführt, weil sie im Gebiet den Ostpunkt erreichen oder wenig darüber hinausreichen : Alchemilla pentaphyllea Viola calcarata Astrantia minor Plantago alpina ampanula cenisia ©. excisa (n. Comolli) 166 ‚Ernst Furrer. Büpleurum stellatum Achillea nana Primula integrifolia Adenostyles tomentosa P. viscosa All. Crepis pygmaea Dazu kommen seltenere Zentralalpenpflanzen, die im Bormiesischen häufiger sind: Koehleria hirsuta Viola pinnata ‚Ranunculus parnassifolius Phyteuma pedemontana ‚R. pyrenaeus Hieracien usf. usf. Diese an Arten und Individuen reiche Zentralalpenflora ist es, die auf den Besucher den Eindruck des floristischen Reichtums macht. 3. Kap. Das Studium der Pflanzengesellschaften. Im Studium der pflanzlichen Vergesellschaftung lassen sich mehrere Hauptaufgaben erkennen. Zunächst gilt es, die äussere Er- scheinungsform zu fassen, sei es in ihrer groben Physiognomie, sei es mit floristischen Einzelheiten. Sodann muss der Wechsel der physiognomischen und floristischen Eigenschaften von Gebiet zu Gebiet, von einer Höhenstufe zur andern, also örtlich verfolgt sein. Ebenso soll auch der zeitliche Wechsel, die Sukzession, erschlossen werden. Endlich möchten wir den örtlichen und zeitlichen Wechsel der Vege: tation durch die innern und äussern Lebensbedingungen erklärt wissen. s Je nach dem Plan einer Arbeit wird bald dieses, bald jenes \ Ziel in den Vordergrund der Betrachtung treten. Im vorliegenden Fall handelt es sich darum, die Vegetation des Bormiesischen zu beschreiben und ihre Besonderheiten gegenüber andern Gebieten hervorzuheben. Indem ich mich der Floristik als erstem Mittel zur Verfolgung des Zieles bediene, beschreibe ich in einem ersten Teil die Vegetationsdecke mit der räumlichen Ver teilung ihrer Erscheinungs- formen. Ein zweiter Teil soll der Sukzession gewidmet sein. — Über Weg und Ziel zunächst einige Erörterungen. a Der allgemeinste Ausdruck für das Beisammensein pflanzlicher Wesen ist mit Schröter (1902) der Begriff der Pflanzengesellschäft, „der die Einheiten niedersten wie umfassendsten Ranges bezeichnen soll“. Er ist ein Analogon zum Ausdruck Sippe in der systematischen Botanik. Aber so wenig wie der Systematiker mit dem Begriff der Sippe auskommt, sondern die Art (Spezies) als grundlegende Einheit verwendet, so bedarf der Pflanzengeograph eines entsprechenden Be- griffs. Es ist der Bestand oder die Assoziation. Blei il cn ER Seen a rt NE nen Vegetationsstudien im Bormiesischen. ‘ 167 Wie sehr man sich auch bestrebt, dem Bestandesbegriff ein bestimmtes Gepräge zu geben, immer wird er wie der Artbegriff äusserst dehnbar sein. Wir können der Natur der Dinge keinen Zwang antun. Ich vermeide daher eine knapp gehaltene Begriffs- bestimmung und ziehe vor, die Parallele mit der Art eingehender auszuführen. Der Artbegriff wird durch Zusammenfassung der Merkmals- eigenschaften von einer Menge ähnlich beschaffener Individuen er- mittelt. Auf induktivem Wege gelangen wir dadurch von konkreten Gebilden zu dem abstrakten Begriff der Art. In der gleichen Weise können wir von der Beobachtung ausgehen, dass in der Natur immer und immer wiederkehrende Vegetationsformen von ähnlicher Ge- staltung sich uns darbieten. Bemühen wir uns auch hier, gewisse Merkmale solcher Bestandesindividuen, „Einzelbestände‘“, zusammenzufassen. Als solche Merkmale hebe ich hervor: 1. Ein bis mehrere vorh chende Arten. Sie bestimmen zur Hauptsache das Aussehen, die Physiognomie. Wo dieselbe Art in überwiegender Menge auftritt, entfaltet sich zumeist ein ähnliches Vegetationsbild. Doch nicht immer. Quercus Ilex kann bald zu dürftiger Garrigue, bald zu üppigem Wald zusammentreten. Sonnige Blaugrashalden sind floristisch und physiognomisch etwas ganz anderes als die Sümpfe der Sesleria coerulea (-uliginosa). Weil jedoch diese vorherrschenden Arten vermöge ihres geselligen Auftretens von standortsschaffendem Einfluss sind, kann ihnen bisweilen hoher Wert als Bestandesmerkmal zukommen. Denken wir an die Buche, an Salicornea fruticosa, Carex stricta, Carex curvula, Nardus strieta. 2. Die Charakterpflanzen‘). Es ist einleuchtend, dass zur Charakteristik eines Bestandes am ehesten diejenigen Arten berufen wären, die sozusagen ausschliesslich nur darin und nur ganz aus- nahmsweise in andern Beständen auftreten, so wie etwa in Mittel- europa Cardamine alpina in Schneetälchenrasen, Carex pauciflora, ndromeda und Oxycoccus auf. Hochmooren, Epilobium Fleischeri auf Bachkies, Trisetum flavescens in Fettwiesen, Asperula odorata im Buchenwald. Braun hat in seinem Werk über das Pflanzenleben der Schneestufe als erster diese Forderung praktisch erprobt, und wir haben gemeinsam dargetan, wie dieses Vorgehen uns ein wichtiges Hülfsmittel zur Erkennung des Bestandes in die Hand gibt?). Im beschreibenden Teil sind die Charakterpflanzen mit Ch, und Ch, als solche erster und zweiter Ordnung auseinandergehalten 2) Lite Br Beispiele und weitere Ausführungen alche in Braun u. Furrer, Remarques ete 168 Ernst Furrer. 3. Die Gesamtliste der Einzelbestände. Sie hilft uns die Ver- wandtschaft mit anderen Beständen erkennen und erlaubt uns auf Grund ihrer Veränderlichkeit wertvolle Rückschlüsse auf Klima und Edaphismus. Sie hilft uns ferner den Bestand abgrenzen und ihn an Hand der Charakterpflanzen in seinem zeitlichen Werden und Vergehen und in seiner räumlichen Ausdehnung verfolgen. Aus dieser Liste hebe ich nach Ausschaltung der vorherrschenden Arten und der Charakterpflanzen hervor: a) Die Konstanten; man kann sie als ®/«- oder !/s-Konstanten bezeichnen, je nachdem sie in °/s oder der Hälfte aller Bestandes- aufnahmen vorkommen. b) Akzessorische Arten; es sind nach Brockmann-Jerosch solche, die in mindestens !/« aller Einzelbestände vertreten sind. ; Die Frequenz (Häufigkeit, Dichtigkeit) bezeichne ich nach dem Vorgehen Sendtners mit den Zahlen 5 bis 1; dabei bedeuten 5 und 4 'vorherrschend, 3 häufig, 2 mässig häufig bis ziemlich spärlich, 1 vereinzelt. Bei der Abgrenzung der Bestände müssen immer alle drei Ge- sichtspunkte im Auge behalten werden. Nur unter besonderen Um- ständen darf man den einen oder andern vernachlässigen oder ganz besonders berücksichtigen. Man kann z. B. die Charakterpflanzen fast allein als ausschlaggebend in Betracht kommen lassen, wo der Vegetation infolge Einförmigkeit der Lebensbedingungen nur ein enger Spielraum zur Entfaltung gegeben ist. So verhält es sich in der Schneestufe, wo Braun diesen Weg eingeschlagen hat; ähnliches dürfte zutreffen für arktische Gegenden, Wüsten, Steppen. Die Bestände zeigen in viel höherem Masse als die Arten eine Neigung zu zahllosen Abänderungen. Die Variabilität ist es denn auch, welche die Abgrenzung erschwert. Die Parallele zur Art sei hier weiter geführt. 1. Höhenabänderungen. Sesleria-Halden, Festuca varia-Hänge erstrecken sich von der montanen Stufe bis weit über die Baum- grenze, ja bis über die klimatische Schneegrenze hinaus. Die Rasen- teppiche der Carex curvula und der Elyna reichen von der Wald- grenze bis zur Rasengrenze empor. Es ist klar, dass nicht der ganze Tross der Begleiter sich auf allen Höhenstufen wiederfindet, dass vielmehr die floristischen Merkmale der Bestände von tieferen zu höheren Lagen wechseln, so wie ein Juniperus communis zu einem J.nana wird, Saxifraga aspera zu S. bryoides, Silene acaulis zu S.excapa, Seabiosa columbaria zu 8. lueida, Myosotis silvestris zu M. Pyrenaica. = Noch mehr. Gewisse Arten können in einer gegebenen Höhenlage Vegetationsstudien im Bormiesischen. 169 nur in einem bestimmten Bestande ihre Lebensbedürfnisse befriedigt finden und benehmen sich dadurch als Charakterpflanzen, während sie in andern Höhenlagen anspruchsloser werden und so zum Heer der Ubiquisten gehören. Braun (1913) rechnet beispielsweise Leon- todon pyrenaicus zu den treuesten Charakterpflanzen des nivalen Curvuletums, ebenso Carex capillaris fürs nivale Elynetum. Tiefer unten sind jedoch beide Arten gar nicht mehr wählerisch. Es ist eine wichtige Aufgabe des Pflanzengeographen, diese „Höhenglieder“ des Bestandes zu verfolgen. Deren Vernachlässigung könnte leicht zu Fehlschlüssen Anlass geben. So ist z. B. bemerkens- wert, dass eine gewissenhafte Statistik, wie sie Brockmann und Rübel den Bestandesaufnahmen ihrer Wiesen zugrunde gelegt haben, beträchtlich voneinander abweichende Zahlen ergibt. Aus Rübels Zusammenstellung seien einige Extreme wiedergegeben. Im Trisetum flavescens-Typus, beträgt das Vorkommen a) von konstanten Arten des Berninagebietes im Berninagebiet im Puschlav 0% 0% Phleum alpinum ; 95 0 aller Bestandesaufnahmen Poa alpına . i . 79 18.5 5 Polygonum Bistorta ., LUD By H Trifolium badium ; 84 0, x Ligusticum Mutellina . 83 N “ Campanula Scheuchzeri 90 19 ., 5 Dagegen b) von konstanten Arten des Puschlav im POERIRUERENE im er. %/o Dactylis glomerata b) 69 aller Bestandesaufnahmen Poa bulbosa ; 0 ; ; P.irivialaı .. us ; 0 Sb x Silene vulgaris 0 82 ; . Pimpinella major N) 3, z Campanula ers 0 50. 5 Die Fettwiesen scheinen also gänzlich verschieden zusammen- gesetzt zu sein. Und doch ist das nicht der Fall. Wenn wir be- denken, dass Brockmann seine Bestandesaufnahmen zwischen 500 und 1970 m, Rübel zwischen 1700 und 2100 m machte, so wird begreiflich, dass die Aufnahmenmittel (1235 resp. 1900 m) voneinander abweichen müssen, weil die Trisetum-Wiesen gleicher Höhenlage auf der Nord- und Südseite des Berninapasses sehr annähernd die gleiche Zusammensetzung aufweisen. Dies gilt auch bei Vergleichen mit dem 170 Ernst Furrer. Val Viola. Die beiden angeführten Tabellen zeigen indessen recht schön den Wechsel mit zunehmender Höhe. Die Konstanten unter by; = welche für das Höhenmittel von 1235 m gelten, treffen mit Ausnahme der Poa bulbosa auch für Bormio (1223 m) zu. Das Val Viola auf- wärts wandernd, sehen wir, wie allmählich neue Konstanten an ihre Stelle treten und bei den Alpen von Campo (1860 m), Ponte Minestra (1960 m) und Altomera (2080 m) haben wir ungefähr die unter a) angeführten Konstanten des Höhenmittels von 1900 m — ungefähr, denn in diesen Höhenlagen ist die Zusammensetzung des Trisetetums einer beträchtlichen Schwankung unterworfen. 2. Fazies. Der örtliche Wechsel des Bestandes soll nicht nur in vertikalem, sondern auch in horizontalem Sinn verfolgt werden. Eine. und dieselbe Art kann in verschiedenen Gegenden bestandbildend auftreten; die sie begleitenden Charakterpflanzen, Konstanten und übrigen Komponenten werden aber nicht überall die nämlichen sein. Erscheinungen, die ich bei der Betrachtung der Höhenglieder an- führte, spiegeln sich bei eben diesen faziellen Abänderungen mehr- fach wieder. Arten, die am einen Ort zu den Ubiquisten zählen, benehmen sich anderwärts als Charakterpflanzen, so Betula nana, die in ihrer arktischen Heimat Standorte verschiedener Art besiedelt, an ihren alpinen Reliktstandorten jedoch streng an Hochmoore ge- . bunden ist. Wenn Beck hervorhebt, dass viele Arten gegen die Peripherie ihres Areals bestimmte Standortsansprüche geltend machen, so ist jedenfalls nur die horizontale Verbreitung gemeint; doch ist auf dieselbe Tatsache in vertikalem Sinne bereits hingewiesen worden. Es beruht auf einer Missdeutung der Tatsache der faziellen Ab- änderungen, wenn neuerdings wieder unter Hinweis darauf, dass Hochmoorpflanzen Süddeutschlands weiter im Norden diese ihre Eigenschaften einbüssen, in Frage gezogen wird, ob zwischen Hoch- moor und Flachmoor ein durchgreifender Unterschied bestehe. 3. Substrat-Variationen weisen bodenvage Bestände auf. Die Carex sempervirens-Rasen, Iihodoreten, Waldbestände können als solche auseinander gehalten werden. Je humusliebender die vorherrschende Art ist, desto weniger werden die Unterschiede der Böden in der floristischen Zusammensetzung erkennbar sein. Ganz auffallend werden sie, wo die Pflanzen das nackte Gestein besiedeln. Fels-, Geröll- und Schuttbestände verschiedener Bodenarten hält man denn wohl auch am besten als Bestände für sich auseinander. Mit der Frage, bei welchem ‘Grade der floristischen Verschiedenheit solche Pflanzen- gesellschaften zusammenzufassen oder auseinanderzuhalten sind, -hängt die Meinungsverschiedenheit von Flahault und Briquet über die begriffliche Fassung von Maechie und Garrigue zusammen. Ent- Vegetationsstudien im Bormiesischen. 171 scheidend muss hier wiederum das Fehlen oder Vorhandensein von Charakterpflanzen sein. 4. Eine Reihe weiterer Abänderungen hervorzuheben, muss dem Ermessen des im Felde Arbeitenden anheimgestellt werden. Vielleicht kann Exposition, Belichtung, Bodenfeuchtigkeit zur Auf- stellung von Bestandes-Modifikationen Anlass geben, ferner Ab- änderungen in der floristischen Zusammensetzung überhaupt, ohne dass die Ursache sogleich erkennbar wäre. Fragen wir uns nun, nachdem die Variabilität des Bestandes erörtert ist, welches denn der sogenannte „typische“ Bestand sei, der zu seinen Abänderungen in ein ähnliches Verhältnis tritt wie die Art zu ihren Varietäten. Liegt er etwa im geometrischen Mittel- punkt des geographischen Areals? Oder haben wir etwa das arithme- tische Mittel zu ziehen aus der maximalen und minimalen Meereshöhe seines Vorkommens? Es liesse sich ja denken, dass hier die Einzel- bestände ihre optimale Ausbildung annähmen. Oder liegt er an der Peripherie des Areals, wo sich unter Umständen die Charakterpflanzen häufen ? Es lässt sich heute noch nicht erkennen, welches die zweck- mässigste Lösung sein wird. Mit solchen Fragen müssten sich Mono- graphen bestimmter Pflanzenbestände befassen, meinetwegen ein Buchenwald-Monograph, ein Elynetum-Monograph, der aus allen Gegenden, wo der Pflanzenverein vorkommt, Stoff sammelt und bearbeitet. Die Bearbeiter eines enger umgrenzten Untersuchungs- gebietes lehnen sich zunächst mit Vorteil an schön ausgebildete Einzelbestände an. Die Höhenglieder der Assoziation lasse man entweder zusammenfallen mit den Hauptstufen der Vegetation, oder gründe sie besser auf den Wechsel mit der Höhe innerhalb des Be- standes selbst. Der Entscheid, ob die Aufstellung eines Bestandes berechtigt sei, soll vor allem an Hand der Beobachtungen im Gebiete selbst vollzogen werden. So dürfte sich z. B. in Südost-Graubünden der Carex sempervirens-Rasen mit der Substratvariation der Sesleria coerulea-Halde als selbständiger Bestand rechtfertigen lassen. Weiter im Süden in den Orobischen Alpen, im Quellgebiet des Serio, geht dies nicht mehr an; das Semperviretum mischt sich dem im Inngebiet Graubündens seltenen Festuca varia-Rasen bei, der zu mächtiger Ent- faltung gelangt und von dem das Semperviretum als eigener Bestand nicht mehr abzutrennen ist. heran wir uns Eh IEREN der Begriff des Bestandes erörtert, ist, den S gen zu! 172 Ernst Furrter. Es ist auffallend, dass das Studium der Pflanzengesellschäften so selten auf entwicklungsgeschichtliche Grundlage gestellt wird, da wir doch in einer Zeit leben, wo die Entwicklungsidee fast alle Zweige der einst deskriptiven biologischen Wissenschaften erobert hat. Diese Betrachtungsweise scheint doch nahe zu liegen. Die Pflanzendecke ‚der Erde ist ja in fortwährender Veränderung begriffen. Exogene und endogene Vorgänge der Erde gestalten ihre Oberfläche bald so, bald anders, und die Pflanzen, deren Daseinsmöglichkeit in hohem Masse von diesem Zustand abhängt, gruppieren sich zu immer neuen - - Formen. Ich denke dabei nicht in erster Linie an zufällige — besser katastrophale — Vorgänge, wie Bergstürze und vulkanische Aus- brüche mit ihrer plötzlichen Umgestaltung der Terrainformen. Ganz unauffällig, aber mit unerbittlicher Konstanz arbeitet die Natur durch Abwitterung, Erosion, Akkumulation: Hier zieht sich ein Gletscher zurück und hinterlässt nacktes Erdreich, und am Fuss der Berge wachsen die Kegel der Geröllhalden und die Blockfelder, an deren weniger gefährdeten Stellen die Vegetation mit Erfolg auf Eroberungs- züge ausgeht. Dort verlanden Moore, nagt der Wellenschlag eines Sees an der Uferböschung, baut ein Bach sein Delta. In Wäldern greift der Mensch mit der Axt ein, auf die Wiesen wirkt er verändernd durch Mahd, Düngung, Bewässerung, Saat. Überall im Wechsel der Zustände und dem Konkurrenzkampf unter den pflanzlichen Indivi- duen wechseln die Gesellschaften der Pflanzen, sei es in der Werk- statt der anorganischen Natur, sei es im Bereich der menschlichen Tätigkeit. „Trotz dem hohen Interesse der Entwicklungsgeschichte "der Formationen — bedauert Sehim per 1898 — ist ihr bisher nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet worden.“ Untersuchungen über diesen Gegenstand sind zwar zahlreich, stehen aber doch bis in die Gegen- wart hinein vereinzelt da. Entweder sind es Spezialpublikationen, die sich über ein beschränktes Gebiet erstrecken, wie über den Ein- fluss des Beweidens, Bewässerns und der Düngung auf Wiesen (Stebler und Schröter), über das Wachstum von Mooren (C. A. Weber, Sernander u.a.), oder dann sind sie als gelegentliche Beobachtungen ‚grösseren Arbeiten eingestreut. Kerner hat seinem „Pflanzenleben der Donauländer“ zahlreiche Bemerkungen über die Besiedelungsfolge auf Alluvionen, Mooren usf. eingeflochten. Hess (8. 17/18) verfolgte die Überwachsung von Granitblockfeldern. Brockmann (1907, 8.282) beobachtete, wie im Schutze der Geröllpflanze Dryas octopetala die Horst- Pflanze Elyna sich ansiedelt und den Dryasrasen schliesslich austilgt. Am meisten sind Pflanzengeographische Arbeiten in Nordamerika, England und Schweden von der „genetischen* Seite angefasst worden. / Vegetationsstudien im Bormiesischen. 173 Das hat seine besonderen Gründe. England und Schweden sind die Länder der Moore; Moorstudien führten leicht auf eine genetische Betrachtungsweise. Für Nordamerika war ausschlaggebend, dass Cowles in Chicago die Dünen des Michigansees auf ihre Vegetations- verhältnisse untersuchte, und hier lag es nahe, den Weg zu ver- folgen, den die Vegetation bei ihrer Besiedelung eingeschlagen hatte. Diesen fruchtbaren Gedanken zum Forschungsprinzip erhoben zu haben, ist denn auch das Verdienst des Amerikaners Henry C.Cowles, der (besonders 1901) die Forderung aufstellt, ein System, welches die Vegetation irgend eines Gebietes zur Darstellung bringe, müsse „genetisch und dynamisch“ sein, um das Wesen der Sache zu treffen. Er sagt: Irgend ein edaphisch bedingter Pflanzenverein im Sinne Schimpers ist selten beständig, sondern neigt zur Weiter- entwicklung in einen klimatischen; er stellt gleichsam ein Glied einer Entwicklungsreihe dar. Diese Reihen, „Serien“ ‚ aufzustellen, macht. er zu seiner Aufgabe. Mit andern Worten: Cowles legt vor allem Wert darauf, zu wissen, in welcher Folge die Pflanzen zu einer An- - fangsformation zusammentreten und wie aus dieser durch Vermittlung von Übergangsformationen der Werdegang in einer stabilisierten. Endformation seinen Abschluss findet. Kurz — er setzt das „Werden* an die Stelle des „Seins“. Die praktische Durchführung Bar er selbst (1899 und 1901) durch Veröffentlichung eigener Studien angebahnt. Seither hat sich über diesen Gegenstand eine ansehnliche Literatur entwickelt; Clements und seine Schule arbeiten vor allem mit. Was die amerikanische Schule in dieser Hinsicht bis jetzt hervor- gebracht hat, behandelt vorwiegend rein physiologische Fragen. Entweder wird die Vegetationsfolge, die „Sukzession“, nur in groben. Zügen festgestellt, oder dann sucht sie die Bedingungen, welche die Veränderungen herbeiführen, durch zahlreiche sorgfältige und umfang- reiche Detailstudien klarzulegen. Floristische Kenntnisse sind häufig nur Mittel zum Zweck. Für Clements (1905) sind sie zwar ein „absolutes Erfordernis“, aber, wie mir scheint, doch nur insoweit, . als eben der Forscher das Material, das er auf seine Ökologie hin untersucht, zu benennen hat. Cowles hingegen geht in diesem Punkt einen beträchtlichen Schritt weiter. Wer daher in die Fusstapfen der amerikanischen Forscher tritt, könnte sich leicht dazu verleiten: lassen, ein Ziel, wie es der vorliegenden Arbeit gesteckt ist, aus den Augen zu verlieren. Die Art und Weise, wie das Wesen der Sukzession aufgefasst wird, spiegelt sich ziemlich rein in der stofflichen Anordnung einer pflanzengeographischen Arbeit. Überzeugt davon, dass die einteilende Tendenz des Wissenschafters- wenig fördernd wirkt, sei doch darauf hingewiesen, wie sich der Stoff plan-- 174 Ernst Furrer. mässig in ein System ordnen lässt, das am ehesten dem Wesen. der Sache entspricht, also nach „genetisch-dynamischen“ Gesichtspunkten aufgebaut ist. Natürliche u künstliche Sukzessionen, jene ohne Mithülfe des Menschen entstandene, diese durch seinen Eingriff hervorgerufene, lassen sich leicht auseinanderhalten. Cowles ist 1911 diesem Vorgehen recht nahe ge- kommen. Krause und Gradmann haben für die Pflanzengesellschaften als solche die Unterscheidung in natürliche, Halb- und Vollkulturformationen vor- genommen. Diese Gliederung liesse sich auch auf die Sukzessionen übertragen; im übrigen ist aber ein weiter Spielraum offen gelassen. Man könnte auch mit Clements noch eindringlicher auf die Ursachen zurückgreifen. Dieser unterscheidet (1904 und 1905) zunächst normale und anormale Sukzessionen, je nachdem sie ihren Anfang auf kahlem Boden nehmen und in einem geschlossenen Endbestand ihren Abschluss finden oder nicht. Die erste, bedeutend grössere Gruppe zerfällt in primäre, d.h. durch Hebung, Vulkanismus und Abwitterung bedingte Sukzessionen, welche äusserst langsam vorwärts schreiten, und sekundäre, durch Überschwemmungen, menschliebe und tierische Tätigkeit bedingte Sukzessionen. Diese Einteilung, eine weit- gehende, vorwiegend auf deduktive Denkweise gegründete, durch praktische Erfahrung unzureichend gestützte Analyse, hat in England (Tansley, 1911) günstige Aufnahme gefunden. In einer pflanzengeographischen Studie vom Pikes Peak von Shantz (1906), der ihr diese Anordnung des Stoffes zugrunde gelegt hat, zeigt sich jedoch, dass tiefgreifende Unterschiede nicht bestehen. Shantz selbst gibt zu, dass die von ihm beobachteten sekundären Sukzessionen „in einem gewissen Sinn“ primär seien. Mir scheint fraglich, ob der im Felde Arbeitende überhaupt jemals sich an Clements’ Ausführungen erwärmen kann. - er Gedanke, die dynamische Seite der Sukzession auszubeuten, liesse sich vielleicht noch fruchtbar ausbauen, wird hier doch das Werden der Vege- tationsdecke auf seine Triebkräfte hin nntersucht. — Rein klimatisch sind die „regional successions* (Cowles 1911), die von den Pteridophytenwäldern des Carbons sich bis in die Gegenwart hinein in groben Zügen verfolgen lassen'). Sodann wirkt das Klima innerhalb der erdgeschichtlichen Zeiträume durch Konstanz und Periodizität seiner Einzelerscheinungen, wodurch sich die Cowles’schen „topographic successions“ prägen. Es ist der Werdegang, der sich innerhalb des vorigen oftmals wiederholt: Eine Aue kann durch Hoch- wasser vernichtet werden, aber auf den Trümmern des Gesteins entfaltet sich von neuem pflanzliches Leben, das in seiner Gesamtheit einer Aue als indziel zustrebt. — Dazu gesellen sich drittens Cowles’ „biotic successions*. h Rodung und Brand, Beweidung und Mahd, Düngu ng und Be- den Boden hätten. Deutlich lässt sich dies auf subalpinen Wiesen verfolgen. Häufig führt eine vermittelnde Zone von niedrigem und höherem Buschwerk in den benachbarten Hochwald über. Wenn die Sense nicht alljährlich De N gleichen Marke vordringt, stossen Holzpflanzen ins Grasland vor. Sin | ti g des Begriffs Sukzession, eine Vegetationsgeschichte mit dem Zeitmass der F gern eng greift natürlich übe ie Grenzen hinaus, die meinen „Vegetationsstudien im Bormiesischen* — en, a Te UaNe CH, (ber kin) aut Vegetationsstudien im Bormiesischen. 175 Mittelland ‘(nach H. u. M. Brockmann-Jerosch) Cornus, Ligustrum, Rubus u. a, so sind es hier zunächst Vaeeinium uliginosum in Menge, auch V. Myrtillus und V. Vitis idaea, erg ‚später Juneperus und Rhododendron ferrugineum nebst krautigen Begleitern oma alpina Zauzula nivea Solidago Virga-aurea L. silvatiea Ein Herd für Holzpflanzen mitten in der Wiese sind die Steine, welche die sich, dvd in ihrem Schutz und überall da, wo die Sense nicht mehr hinkommt, um die Keimlinge der Holzpflanzen totzumähen, wachsen Keimpflanzen der mässig wie immer, wenn die Vegetation auf die ersten Eroberungszüge aus- eht, aber unwiderlegbar deutlich liegt in ihr das Streben nach der Wieder- herstellung des einheitlichen Nadelwaldes Eines physiographischen Karehihinighpe ee bedient sich wiederum Cowles. In seiner Dünenarbeit von 1899 benützte er die Physiognomie der Dünenlandschaft und deren Vegetation; seine ihseiögrhikänhe Ökologie‘ von Chicago und Umgebung (1901) gliederte er folgendermassen: A. Inland-Gruppen I. Serien längs der pie eg Ufer, Alluvialebene). I. Serie Teich-Sumpf-Prä II. Serien des re B. Küstengruppen. . Ufer-Serie. II. Serie Strand-Düne-Sandhügel. In den Alpen kann man in ähnlicher Weise vorgehen, indem man sich an die Hauptstufen der Vegetation hält: Waldstufe, Strauehgürtel, alpine Rasen und endlich Felsstufe. Beginnen wir mit den einfacheren Serien, mit den hochalpinen! 1. Die alpinen Pflanzengesellschaften sind gleiehsam ein Miniatur-Abbild jener in tieferen Lagen. Die Wiesen sind kurzhalmige Teppiche; die üppigen Karfluren sind durch kleinwüchsige Schneetälchen-Rasen, das Gehölz ist durch niedere Sträuchlein vertreten. Der Sukzession fehlt es an klar in die Augen springenden Wendepunkten, welche in tieferen Lagen durch das Auftreten perennierender Kräuter nach den einjährigen Erstansiedlern oder durch die Ansiedelung waldbildender Holzpflanzen bedingt ist; denn die Hochalpenpflanzen sind fast alle ausdauernd und in ihrer Grösse einander ungefähr ebenbürtig. Die Aufeinanderfolge bestimmter Stadien ist keineswegs so konstant, dass sich leicht allgemein gültige Regeln aufstellen liessen; denn der rege topographische und damit der lokalklimatische Wechsel schaffen sehr unterschiedliche äussere Bedingungen, welche den normalen Entwicklungsgang bald so, bald anders ablenken. Die Unbill des Klimas bietet der Vegetation nur einen engen Spiel- raum zur Entfaltung; dies erschwert den Fortgang der Sukzession oder ver- langsamt ihn bis zum Stillstand. In diesem Fall kann die ganze Sukze ssion aus einem einzigen Stadium bestehen, dem Anfangs- und Endstadium zugleich; 176 Ernst Furrer. die Pflanzengesellschaft kann unter Umständen offen sein und bleiben — Eli- an. mination, wie sich Cowles (1911) ausdrückt. — Tiefer herabsteigend, gelangen wir, z. B. in den Ostalpen, in den Krummholzgürtel. Auch hier lässt sich die eine grosse Zahl der krautigen Erstansiedler, ob es nun Geröll- oder Rasen- pflanzen sind, ausgetilgt. Sie weichen den Bayiehern des Ericetums und der Legföhrenbestände oder bleiben noch in Resten im neuen Stadium erhalten. — Ein solcher Gang der Besiedelung, eine Serie, zerfällt in ausgeprägte Stadien, „Generationen“ mit dem Ausdruck Kerners, der das Aufkommen des Krummholzes auf Schutt anschaulich geschildert hat. — Noch viel mehr tritt der Wechsel des Florenbestandes im Waldgürtel hervor, wo das Auf kommen des hochstämmigen Gehölzes mit seinen schattenspendenden Kronen völlig neue Lebensbedingungen schafft / 2. Doch verwischen vielfach die Grenzen der stufenweisen Anordnung, nämlich da, wo jener Teil der Niederschlagsmenge, der nicht verdunstet und nicht versickert, sich den Weg zu Tal bahnt. Seine Strassen sind die Lawinen- züge und die Wasserläufe, die quer zu den Stufen verlaufen. Die Vegetation hat edaphischen, nicht klimatischen Charakter. Ihr Dasein ist vielen Zufällig- keiten anheimgestellt; denn Lawinen und Bergwässer greifen häufig über die Grenzen ihrer gewohnten Bahn hinaus und kennzeichnen sich so "als kata- strophale Erscheinungen mit Verheerung und Vernichtung Lebens. Alluvionen sind ein dankbares Feld solcher Untersuchung 3. Sümpfe und Seen sind die Örtlichkeiten, deren Vegetation, unbekümmert verlaufen sie quer dazu; vielmehr sind sie lokal, da und dort unregelmässig in die Landschaft eingestreut. Zwanglos liesse sich diesen drei Seriengruppen in einem Litoralgebiet Cowles’ coastal group anreihen. sem Wege dürfte man einer sachgemässen Darstellung der natür- feheh Suhkeesion gewiss nahekomm Die Aufgabe, ein ae der Sukzession zu erhalten, scheint mir neue Gestalt zu gewinnen durch die Forderung, dass die „Serie“ in ihrer begrifflichen Fassung nach genetisch-dynamischen Gesichts- punkten ein Gegenstück bilde zum floristisch geprägten Be- griff des „Bestandes“. Sie müsste dann aufweisen: 1. Höhenglieder; ) 2. Fazies; 3. Substrat- und übrige Modifikationen. So ergeben sich Einheiten wie die Verlandungsserie, die Dryas-Serie, die Treppenrasen-Serie, die Auengehölz-Serie usf. Sie alle zeigen in ihrem Verlauf besondere Eigentümlichkeiten, sei es in der Zahl und Ausbildungsweise einzelner Stadien, sei es vermöge ihrer Prägung und Vorbereitung, die durch die Lebensformen bestimmter Arten eingeleitet werden. i u Een BEE: 7 Vegetationsstudien im Bormiesischen. 177 Im übrigen verweise ich auf die Ausführungen im beschreiben- den Teil. Was nun die praktische Durchführung anbelangt, so kann der einfachste und sicherste Weg, die Veränderungen der Vegetation im Laufe der Zeit direkt festzustellen, nicht eingeschlagen werden. „Die Umwandlung... vollzieht sich fortwährend unter unsern Augen‘, sagt Schimper, „allerdings so langsam, dass wir nur einen Teil der Vorgänge direkt zu beobachten imstande sind und nur durch Vergleich ungleich alter Zustände ihre Aufeinanderfolge ungefähr erraten können“. Dieses Aneinanderreihen der beobachteten Ent- wicklungsstadien hat nun wirklich sorgfältig zu geschehen; denn ein in der Natur sich darbietendes Übergangsstadium, welches von einer Pflanzengesellschaft örtlich in die benachbarte überleitet, braucht sich nicht zeitlich in den Werdegang dieser oder jener einzuschieben. Am besten hält man sich bei der Aufstellung einer „Serie“ an eine eng umschriebene, einheitliche Lokalität. Dort sind Höhenlage, Inso- lation, Exposition, geognostische Unterlage, Bewässerungs- und andere Verhältnisse annähernd gleich, oder deren Wechsel ist leicht wahrzu- nehmen und mit dem Wechsel der Vegetation in Verbindung zu bringen. Dort finden sich auch häufig mehrere Entwicklungsstadien nahe beisammen. So hielt ich mich bei der Aufstellung der Serie Oaricetum Goodenowii-Nardetum anfänglich ausschliesslich an die aus- gedehnte Rundhöckerlandschaft beim Foscagnopass, wo sich der Ent- wicklungsgang in idealer Weise verfolgen lässt. Die Eroberung der Geröllhalden durch die Vegetation verfolgte ich hauptsächlich oberhalb Presure im Val Fraöle. Erst nachher, wenn der Gang der Serie in seinen gröbsten Zügen feststeht, sucht man nach Vergleichen, nach . genaueren floristischen Aufnahmen und nach den zahllosen Abände- rungen, die eine andere Höhenlage, Exposition usf. mit sich bringt. Nach einiger Übung erreicht es der Beobachter bald, bei den meisten Pflanzengesellschaften zu erkennen, in welchem Stadium sie sich be- finden. Man hüte sich aber, zu viel sehen und sukzessionistisch aus- legen zu wollen! In der Nomenklatur könnten die Vorschläge von re (1902, 1904, 1905) benützt werden. Man kommt jedoch ohne sie aus. Auch ist der Stoff des hier betretenen Wissensgebietes noch zu neu und zu wenig in sich gefügt, als dass eine weitgehende nomenkla- torische Gesetzgebung schon am Platze wäre. Ohne viele, das Ver- ständnis ersehwerende Begriffe einzuführen, benütze ich solche, die ohne weiteres verständlich sind, und unterlasse es daher, sie in starre Definitionen zu giessen. Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 12 178 Ernst Furrer. 4. Kap. Katalog der Pflanzengesellschaften. Wer das Veltlin talaufwärts wandert, betritt bei Bolladore, 20 km vor Bormio, einen schroffen Talabsatz von 850 m Sohlenhöhe. Hinter sich lässt er die Reben, die auf steinigen, sonnigen Terrassen bis über. 800 m emporklettern. In der Baumwelt der neuen Talstufe vermisst er die Kastanienselven, die an der schattigeren Tallehne nicht selten 1000 m erreichen. Ihn empfängt auch kein tropophytischer Hoch- oder Buschwaldgürtel, wie er sich im insubrischen Vorland nach oben an diese Kulturen anschliesst. Vielmehr begleitet ihn stundenlang die Rottanne, die zwar hin und wieder auch die gemeine Föhre und spär- liche Laubbäume neben sich aufkommen lässt. Da auf den Nadel- wald erst an seiner obern Grenze, also über 2200 m, eine neue Vege- tationsstufe folgt, trägt das Untersuchungsgebiet den Charakter einer gewissen Einförmigkeit. Während in den äussern Randketten dem Nadelwald von Natur aus ein bescheidener Spielraum von wenigen hundert Metern gegeben ist, am Säntis etwa von 1200-1600 m, in der Grigna-Gruppe (nach Geilinger) von 1650-1950 m, dehnt er sich in den Zentralalpen dermassen nach oben und unten aus, dass er die unter ihm liegende Laubwaldstufe bis auf kümmerliche Reste aufreibt. Die gewohnte Einteilung in montane, EEE und alpine Stufe versagt daher, weil die Montanstufe mit ihren Buchenwäldern fehlt. Ein vollgültiger Ersatz ist nicht da. Mit Heranziehung der Corylus- Weide, einer Halbkulturformation im Sinne Gradmanns, wäre die Grenze zwischen montaner und subalpiner Region bei 1550 m anzusetzen. Eine solche Grenze ist jedoch von zweifelhaftem Wert; auch bei Ver gleichen ist sie mit Vorsicht zu benutzen. Landschaftlich tritt sie nicht hervor; denn der geschlossene Koniferengürtel reicht da, wo kein Kulturland an die Stelle der Wälder getreten ist, über die Dr en subalpine Grenzscheide hinweg bis an die Waldgrenze. Der mittlere Wert der Waldgrenze mag bei 2250 m liegen. Er lässt sich nur auf Urgestein annähernd bestimmen; denn auf Kalk ist, von den sporadischen Fichten- und Lärchenvorkommnissen abgesehen, die Bergföhre die alleinige Herrscherin. Diese springt nur vereinzelt aufs Urgebirge über, bildet dort nie das Unterholz der Wälder und steigt nirgends über die Waldgrenze empor. Auf Kalk dagegen er- klettern ihre Bestände 2380 m. Diese 130 m Überschuss stimmen wenig mit der von Imhof hervorgehobenen Tatsache, dass z. B. im Engadin die Waldgrenze auf Kalk tiefer liegt als auf Urgestein. Den Schlüssel liefern uns die Verbreitungsverhältnisse der Pinus montana in den Ostalpen. Dort tritt sie im obern Waldgürtel als Unterholza Vegetationsstudien im Bormiesischen. 179 auf und steigt im „Krummholzgürtel* über ihn empor. Da nun im Gebiet die Areale der Bergföhre einerseits, die. der übrigen waldbil- denden Koniferen anderseits so streng nach dem Gestein gesondert sind, ist das Bestehen dieser Tatsache nicht ohne weiteres einleuchtend. Brockmann und Rübel bestreiten sogar für ihre Untersuchungs- gebiete das Vorkommen eines solchen Strauchgürtels. Im Puschlav mögen orograpbische Verhältnisse eine Schranke setzen (Felswände des Sassalbo). Im Berninagebiet jedoch, wo die Sonderung nach dem Gestein fast durchwegs besteht, lösen sich (nach der Tabelle S. 272) die Legföhrenbestände erst bei 2380 m auf, während die Pionier- wälder seines höchststeigenden Waldbaumes, der Arve, bei 2300 m ihre obere Grenze haben. Diese Zahlen sprechen jedoch ganz für das Vorhandensein eines Strauchgürtels, wenn er auch äusserlich nicht in die Augen springt. Die Höhenstufe von rund 23—3000 m darf als die des Rasens bezeichnet werden. Grasige Stellen reichen, zwar nicht auf Kalk, wohl aber im Urgebirge noch in jene Höhe, also in die Schneestufe empor. Das Ausklingen der Rasenvegetation in die des Gesteins voll- zieht sich noch viel allmählicher als der Übergang von der subalpinen zur alpinen Stufe. Der paradoxe Ausspruch ist hier wohl angebracht, dass genaue Angaben über die Höhengrenzen der Vegetationsstufen ungenau sind. Zu diesen natürlichen Höhenstufen gesellen sich die der Kultur. Kastanie und Rebe bleiben zurück. Ein Rebspalier in Bormio reift nur alle 3—4 Jahre wenige Trauben. Von den Obstbäumen sei der Kirschbaum erwähnt, der in Semogo bis um ‚1500 m ansteigt. Aus- gedehnte Getreidekultur reicht über 1600 m hinaus (St. Antonio ob Pedenosso 1720 m), während im mittleren Veltlin die Höhenquote von 1300 m anscheinend selten überschritten wird. Auf die immer tiefer herabsteigende Getreidegrenze folgt als nächst wichtige die der Fettwiesen, die bei 2200 m noch ein üppiges Bild darbieten. Darauf folgen meist Weiden, die als letzte Kulturstufe so hoch reichen, als der Fuss verwegener Ziegen und genügsamer Schafe hinkommt. Die Abhängigkeitsbeziehungen zwischen dem Klima und den Stufen natürlicher und kultivierter Vegetation lassen sich im einzelnen nicht klären. Von den Gebirgen Mittelfrankreichs und Inseln wie den Kanaren und Korsika ist bekannt, wie dort die Schicht grösster Luft- feuchtigkeit mit dem Buchen- als oberem Waldgürtel zusammenfällt. Hier in den nebelarmen Zentralalpen fehlt die Buche. Anders wie die absolute Feuchtigkeit steigt dagegen hier der Betrag der Nieder- schlagsmenge auffallend rasch von den regenarmen Talböden bis zu einer Höhe von rund 2000 m, was den grossen Unterschied gegenüber der insubrischen Pflanzenwelt mitbedingen hilft. 180 = Ernst Furrer: A. Laubwälder. (1.) Unter den. Laubwäldern ist einzig der Grauerlenwald (Alnetum incanae) als Bestand anzusprechen. bis 1590 m bei Pian dell’ All an der Viola. reichlich vertretene Konstante. Schuttflur im Jugendstadium bis zum „Geblätt“ mit karflurartigem. Gepräge im ausgebildeten Bestand, letzteres in ER Beispiel 1: Alnus-Wäldchen am S-Ende der Ebene bei Pece, 1340 m. Agropyron eaninum Ch, Agrostis alba Melica nutans Majanthemum bifolium Paris quadrifolia Polygonatum vertieillatum Ch, Streptopus amplexifolius Ch, Populus tremula Melandrium dioicum Anemone alpina var. sulfurea . Hepatica Clematis alpina Ranunculus geraniifolius Trollius europaeus Thahietrum aquilegifolium Ch, Ein ephemeres Dasein ist den Betula verrucosu-Wäldchen im In diesem waldigen Engtal sind sie auf Geröllkegel und rutschige Halden verschupft. Bevor die Weiter- Entwicklung zum eigentlichen Waldbestand einen Abschluss finden kann, fallen sie der um sich greifenden Tanne und der rodenden Val di sotto geschenkt. Hand zum Opfer. - Künstliche Wäldchen bildet Populus tremula an den steinigen "Arabis Halleri Thlaspi alpestre Fragaria vesea Rubus idaeus Spiraea Aruncus Oxalis Acetosella Viola biflora Veronica latifolia Adoxa Moschatellina Galium Mollugo Lonicera Xylosteum Cirsium Erisithales Lactuca muralis Ch, Senecio nemorensis Südhalden ob Isolaccia, sowie gegenüber am feuchteren Nordhang. Der Unterwuchs ändert, entsprechend den verschiedenen Lebens- i bedingungen, unabhängig vom dominierenden Baum, stark ab und ist: 1. wie in Beispiel 1 (Peee-Isolaccia) ; : 2. ein Gemisch von Geröll- und Schuttflur nebst gelegentlichen Felsblöcken mit Felspflanzen (Isolaccia-Semogo); s. Beispiel 19; 3. ausserdem von Buschwerk durchsetzt, besonders Populus tremula (als Strauch) Rhammıs eathartica Corylus Avellana Lonicera Xylosteum Rosa ‚spec. div. mbucus racemosus ha Vegetationsstudien im Bormiesischen. 181 B. Nadelwälder. (2.) Picea excelsa, die Rottanne, hat den Löwenanteil am Aufbau der Nadelwälder. Nirgends aber schafft sie ein eindrucksvolles Wald- bild, denn in den jungen, häufig lichten Beständen spiegeln sich überall die Spuren des menschlichen Eingriffs. Sie vermischt sich bald schon unter 1700 m, bald erst über 2000 m mit Zarix und Pinus Cembra. Im Urgebirge reichlich an den Talhängen, im Gebiet ‘ Fraöle-Braulio nur ob Boscopiano als kleineres Wäldehen. Unterwuchs: .1. kann ganz fehlen; Boden nadelbedeckt; 2. eine arme, dünn gesäte Krautflora; so in Beispiel 2: Steiler Nordhang unter Palancano, 1450 ° m, in dicht geschlossenem Wald. Asplenium Trichomanes 1 Sazxifraga cuneifolia 1 4A. viride 1 Viola biflora 1 : Polypodium vulgare 1 Veronica latifolia 1 3 Luzula nivea 1 Hieracium vulgatum s. 1. 1 Auch hier, wie durchwegs, ein charakterloses Gemisch; 3. im obern Gürtel drängen Zwergsträucher vor, Rhododendron und. Vaceinien. (3.) Pinus br bedeckt in grösseren zusammenhängenden Jungwaldungen nur den N-Hang von $. Colombano, besonders ob Palancano, von 1850 m an; häufig ist sie in kleineren Beständen oder mit Larix und Picea verschiedenerorts im Urgebirge ker en ‚borealis dürfte als Charakterpflanze gelten. Unterho Jppiges Vaceinietum; V. myrtillus in erster Linie; SEA etum ; 3. eier an lichten Stellen mit vorherrschendem Vaceinium uliginosum. ‚arix decidua befreit sich stellenweise, etwa von 1800 m an, allmählich aus dem Fichtenwald und bildet kleinere, lichte Wälder. Meist mischt sie sich der Arve bei und reicht in solchen Misch- wäldern bis an die Waldgrenze bei 2250 m. Die Begleitflora ist etwa die der Arve; nur in tieferen, ebeneren Lagen, wie im untern Val Federia, kommt es zur Ausbildung des anderwärts verbreiteteren Waldbildes, in dem die Lärche in lichten Gruppen über einen be- weideten oder gemähten Rasen zerstreut ist. Die Wälder der Pinus silvestris entbehren jeder Eigenart. Am Dosso Reit ob Bormio stehen alte Stämme in lockeren Gruppen bei- sammen. Im Val di sotto hebt sich der Unterwuchs von dem des benachbarten Picea-Waldes nicht ab; am Südfuss der Scala, auf Kalk, übernimmt der Föhrenwald das Ericetum des nahen Legföhren- bestandes. 182 Ernst Furrer. (4.) Pinus monlana steht als aufrechte Form im Val Fraöle bis etwa 2000 m in Wäldern beisammen, ausschliesslich ebenes Gelände bevorzugend. Die Spuren der rodenden Hand sind überall tief einge- graben. Das Unterholz ist ein Gemisch von Zwergsträuchern, vor allem Vaccinium: myrtillis, _V. uliginosum, Rhododendron ferrugineum, Erica carnea, Juniperus communis, auch Empetrum und Vaceinium - vitis idaea. Diese sind vergesellschaftet : 1. an schattigeren, feuchteren Stellen am häufigsten mit hohen krautigen Gewächsen wie Calamagrostis villosa Geranium silvaticum Carex ferruginea Ch, : Chaerophyllum hirsutum Luzula silvatica Pyrola minor Potentilla grandiflora Gentiana punctata neben Anthoxanthum, Carex alba, Potentilla Tormentilla, Galium boreale, Bellidiastrum, Homogyne usf.; 2. an sonnigeren Stellen in mageren Beständen vorwiegend mit kleinwüchsigen Kräutern: esleria coerulea Daphne striata -Carex alba Melampyrum pratense s. 1. Minuartia verna @lobularia cordifolia Bisceutella laevigata I Antennaria dioiea Lotus cornieulatus ; Senecio abrotanifolius Hippocrepis comosa C. Das Krummholz. ' (Zu 4.) An den Tallehnen auf Kalk vollzieht sich der Übergang | von dem Bestand aufrechter Bergföhren zum Krummholz. Legföhren- gebüsche sind sehr verbreitet von 1300 m (Bagni) bis 2330 m (Mte. Cornacchia, Südhang). Auf Schiefer um Rez-lung ob Semogo und am Eingang ins Val Furva links. Die Begleitflora wechselt stark je nach Exposition: 3 1. S-Hang; ein Ericetum, besonders im untern Gürtel artenreich (s. Beisp. 5!) und mit wärmeliebenden Einsprenglingen, über 2000 m mit Bewohnern des Kalkgerölls. . 2. N-Hang; Gemisch von Zwergsträuchern und hohen Stauden wie in feuchten Bergföhrenwäldern (s. d.). D. Gebüsche. (5.) Alnus viridis. Auf Urgestein in Lawinenzügen und Weiden : bis an die Waldgrenze. we Beispiel 3: NW-Hang im Val Zebrüu, steiler Lawinenzug, 2120 m. : | Shane pt Baer Mn ar re Ze HL LA 2 cha nn ze hr he BE ia u nenn a una au Dual dal Lan ng Da anne Vegetationsstudien im Bormiesischen. 183 V: Juniperus communis var. Vaceinium Myrtillus /montana V. uliginosum Sorbus aucuparia Lonicera Xylosteum Rehododendron ‚ferrugineum 2: Anthoxanthum odoratum Potentilla aurea Calamagrostis villosa Oxalis Acetosella Deschampsia flexuosa Peucedanum Ostruthium Luzula_ silvatica Gentiana punctata Rumex arifolius Homogyne alpina In Buschweiden ist die Begleitflora kleinwüchsiger und arten- reicher und erinnert an die in Beisp. 4 erwähnte. Die Buschweiden nehmen eine Sonderstellung ein. Sie be- herbergen eine bunt zusammengewürfelte Flora als Folge der Wechsel- wirkung von Licht und Schatten, der Beweidung durch Tritt und ‚Frass, der Rodung usf. ' Betula pendula. Diese Buschweide tritt vor allem an N-, W- und Ö-Hängen an Stelle des Waldes auf und reicht w gegenüber .Semogo bis ca. 1600 m. Sie zeigt ähnliche Verhältnisse wie Alnus incana. Diese drängt sich stellenweise aus der vorigen hervor und bildet häufig ein Gemisch mit ihr. N-Hänge sucht sie am liebsten auf. Beispiel 4: Arten der Busch weide (in Auswahl!) gegenüber Isolaccia, um 1400 m V: Juniperus communis Betula pendula (verrucosa) Picea excelsa Berberis vulgaris Alnus incana Sorbus aucuparia 4A. viridis (alnobetula) Fettwiesenpflanzen: Agrostis tenuis Cerastium caespitosum Anthoxanthum odoratum Ranunculus acer Festuca rubra Trifolium pratense Poa alpina Achillea millefolium Trockenwiesenpflauzen: Helianthemum nummularium Antennaria dioiea Plantago_serpentina Pflanzen feucht-schattiger Standorte: Selaginella helvetica Oxalis Acetosella Anemone Hepatica iola biflora Sazifraga euneifolia Hieracium vulgatum s. 1. Fragaria vesca Homogyne alpina 184 Ernst Furrer. Felsenpflanzen: Asplenium septentrionale Polypodium vulgare 4A. Trichomanes Saxifraga Aizoon 4. viride _ Phyteuma Scheuchzeri Schuttpflanzen: Rumex scutatus Carduus defloratus Corylus Avellana. Im Gegensatz zum vorigen Beispiel bekleidet die Buschweide dieser Art steilere Hänge mit S-Exposition, so ober- halb Isolaceia bis 1550 m. Doch erlangt sie keine so vollkommene Ausbildung wie etwa im Puschlav oder Bleniotal. Der Boden ist nackter, trockener, humusärmer, stellenweise im Rutschen begriffen. Ebenfalls grosser Artenreichtum. £ Myricaria germanica besiedelt die Alluvionen am Fradolfo und an der untern Viola und steigt im Livignotal bis 1800 m. Diese herdenbildende Art ist Charakterpflanze auf feinsandigen Alluvionen, auch auf Bachkies von nicht zu grobem Geröll. 2 E. Zwerggesträuch. (6.) Juniperus communis. Als var. montana finden sich ihre Bestände mit Vorliebe auf beweideten S-, auch O- und W-Halden, wenig unter oder über der Waldgrenze, ganz besonders auf Urgestein, und zwar: 1. mehr oder weniger geschlossen mit folgenden tonangebenden : Arten: ß Dekan flexuosa Ch, Zaserpitium Fanaz Ch, Nardus stricta Vaceinien Poa Chaixii Ch, Gentiana Kochiana Thesium alpinum Campanula barbata Sieversia montan« Senecio abrotanifolius Ch, Potentilla aurea Solidago Virga-aurea Daphne striata 2. offen als einzelne gedrungene Büsche von Halbkugel- bis. Pyramidenform, die trockene Weide (Nardetum, Alpensteppe) durch- setzend. . (6a.) Rhododendron ferrugineum. In üppigen Beständen im obern Waldgürtel, wo Arve, Lärche und Bergföhre dominieren. Über der Waldgrenze vertritt sie auf Urgestein bis 2350 m die vorige Art an N-, O- und W-Hängen in Form von Buschweiden; diese wieder mit mannigfaltiger Begleitflora. (6b.) Vaceinietum. Vaccinium myrtillis und V. uliginosum. kommen : "in dichten Beständen bald rein, bald unter sich, bald mit andern Halbsträuchern gemischt vor, und zwar das lichtbedürftigere T: uli ei ann nk ne. Aerzte at am Vegetationsstudien im Bormiesischen. 185 ginosum am ehesten mit Juniperus communis var. montana, V. Myrtillus mit Rhododendron ferrugineum und Empetrum nigrum. -— Auf der Alpensteppe ist V. uliginosum häufig dominierend. (7.) Erica carnea. Dies ist die charakteristische Begleitassoziation des Krummholzes von 1300 m (Bäder) bis 2380 m (Val Fraöle); auch in Pinus silvestris-Wäldern auf Kalk. Beispiel 5: Ericetum im Pinus silvestris-Wald, S-Hang des Mte. delle Scale hinter Sughet, 1420 m. V: Erica carnea 4—5 Amelanchier ovalis 1 . Arctostaphylos Uva ursi 3 Cotoneaster tomentosa 1 Berberis vulgaris 2 Polygala Chamaebuxus 1 Juniperus communis 1 2: Stipa Calamagrostis 2 Gymnadenia conopsea 1 Carex humilis 2 Platanthera bifolia 1 Epipactis rubiginosa 2 Euphorbia Cyparissias 1 Lotus corniculatus 2 Viola pinnata 1 Anthyllis Vulneraria 2 Peucedanum Oreoselinum 1 Laserpitium Siler 2 Teuerium montanum 1 Buphthalmum salieifolium 2 Galium vernum 1 Hieracium glaucum 2 Centaurea Scabiosa 1 Calamagrostis varia 1 F. Spaliergesträuch. Aretostaphylos Uva ursi breitet ihre Teppiche mit Vorliebe an Abwitterungshalden, überhaupt an Hängen von 1600—2700 m aus, tiefer unten (Bormio usf.) auch auf Alluvionen. Urgestein und S-Exposition zieht sie vor. Ihre Begleitschaft ist veränderlich. Brachypodium pinnatum, auch Trifolium alpinum, Carex humilis können sich reichlich beigesellen. Mit Juniperus montana bjlden sich häufig Mischbestände. Dryas octopetala ist die Schuttbefestigerin auf Kalk’an wenig bewachsenen Abwitterungs- und Geröllhalden und reicht in meist offenen Strauchrasen bis etwa 2500 m, also über den Krummbholz- Gürtel hinaus. Je nach ihrem Auftreten ist sie den Geröllfluren oder dem Carex firma-Rasen zuzuzählen. Die Teppiche der Loiseleuria procumbens finden sich auf ebenen oder schwach geneigten, windexponierten Stellen der alpinen Region oder tiefer. Die Art ist humusfordernd und kieselhold. Die Bestände der Salix herbacea sind nebst dem Schneetälchen- rasen auf die „Schneetälchen“ beschränkt; seltener sind sie gegen die Schneestufe etwa auf Geröll- und Abwitterungshalden zu treffen. Urgestein; alpine Region bis ca. 2900 m. Dazu: ae a N a 186 Ernst Furrer. Beispiel 6: S-exp. Steilhang auf Schiefer im V. Vallaceia; ca. 2850 m. Agrostis rupestris Gentiana punctata Poa alpina Veronica alpina Carex curvula Phyteuma hemisphaericum Luzula spadicea Chrysanthemum alpinum Salix herbacea Gnaphalium supinum Sedum alpestre Senecio carniolicus Ligusticum Mutellina G. Mähwiesen. (8.) Bromus erectus-Wiesen sind häufig im ganzen Berge gebiet und um Pedenosso und Isolaccia, viel seltener im Val di sotto. Kalkhold. Die obere Grenze liegt in Pedenosso bei 1480 m. Als °/s-Konstanten dürften gelten: Bromus erectus Lotus corniculatus Briza media Salvia pratensis Koeleria. cristata Plantago media FPoa pratensis Chrysanthemum Leucanthemum Beispiel 7: Wiese auf den Kalkhügeln an ‚der Adda bei Bormio, 1230 m, annähernd horizontal. Bromus erectus 4—5 Anthyllis Vulneraria 1 - Silene nutans 3 Polygala vulgaris 1 Trifolium repens 3 Helianthemum nummularium 1 Botrychium Lunaria 2 Primula officinalis 1 Vieia Cracca 2 Gentiana Cruciata Ch, 1 Salvia pratensis 2 Plantago media 1 Anthoxanthum odoratum 1 Galium verum Ch, 1 Avena pubescens 1 Campanula rotundifolia 1 Poa pratensis 1 - Achilles millefolium 1. ° Dianthus Caryophyllus Chrysanthemum Leucanthemum f Ssp. sölvester 1 Cenlaurea Scabiosa 1 Re Silene vulgaris 1 Hieracium Pilosella Arabis alpestris 1 Ssp. transalpinum 1 Medicago lupulina 1 Taraxacum offieinale 1 Dieser in der Schweiz häufige Bestand zeigt um Bormio eine mangelhafte Ausbildung. Offenbar liegt die Meereshöhe schon über dem Optimum. Auch gehören die tieferen ‚Lagen der Nachbarschaft dem Urgebirge an, so dass die Einwanderung hierher gehöriger Kalk- pflanzen erschwert ist. So fehlen z. B. Asperula eynanchica und Teucrium Chamaedrys, charakteristische Arten des Brometum erecta®, dem Bormieser-Gebiet überhaupt. Vegetationsstudien im Bormiesischen. 187 (8a.) Der Brachypodium pinnatum-Rasen geht an steileren Stellen aus dem Brometum hervor und ist dann lockerer. Enger geschlossen findet er sich da und dort auf Urgestein, besonders an S-Halden. Er erreicht am Eingang ins Val Pettin genau 2000 m; dort ist er schon stark mit Agrostis alpina und anderen Alpenpflanzen vermischt. (9.) Fettwiesen des Trisetum flavescens. Dazu gehören die sorgsam gepflegten, gedüngten und bewässerten Wiesen, die ein grosses Areal einnehmen und bis zur Alp Altomera (2080 m), in Nebenbeständen noch höher ansteigen. Die °/s-Konstanten sind: Trisetum flavescens Ch, Ranunculus acer Dactylis glomerata Trifolium pratense Poa trivialis T. repens Crocus albiflorus Carum Carvi Chy Rumex arifolius Ch, . Heracleum Sphondylium Ch, Cerastium caespitosum Pimpinella major Ch, Silene vulgaris Achillea millefolium ; unter 1200 m ferner Pieris hieracioides und Tragopogon pratensis. Dem Bestande eigentümlich ist die geringe Zahl der akzessorischen Gemengteile gegenüber den vielen sicheren Konstanten, die alle bis 1800 m hinaufreichen. Hier ungefähr tritt Pimpinella major zurück, weiter oben bald auch Heracleum sphondyleum. Dafür drängen neue Konstanten hervor: Phleum alpinum und Poa alpina, welche mehr und mehr die Vorherrschaft gewinnen und in Altomera bei 2080 m nur noch Inselchen- des Trisetetums umschliessen. (9a.) Agrostis tenuis. Die Ansprüche dieser Grasart sind zum Unterschied von Trisetum flavescens weniger ausgeprägt. Sie ist da bestandbildend, wo die Düngung gegenüber der Bewässerung stärker zurücktritt, nämlic 1. auf Wiesen, horizontal oder lieber mit N-Exposition, bis 2180 m (Alp Prei). Die Zahl der Konstanten ist geringer und be- schränkt sich für °/ı der Einzelbestände höchstens auf: Vi Festuca rubra icia Oracca Crocus albiflorus Campanula rotundifolia Thalietrum foetidum (in tieferen u. mittleren Lagen) Trifolium repens ©. Scheuchzeri (in höheren Lagen) Für !/z der Bestände kommen etwa noch hinzu Anthoxanthum odoratum Plantago media actylis glomerata Campanula glomerata Deschampsia caespitosa Phyteuma_ betonieifolium Silene vulgaris Achillea millefolium Lotus corniculatus Chrysanthemum Leucanthemum Trifolium pratense Er u DL 188 E } Ernst Furrer. 2. auf weniger sonnigen, mahdfreien Buschweiden rasenbildend. Hier sind z. T. andere, kleinwüchsigere Arten tonangebend: Anthoxanthum odoratum Trifolium repens Cerastium caespitosum Prunella vulgaris sp. fontanum Campanula Scheuchzeri Sagina saginoides Achillea millefolium Potentilla aurea (9b.) Deschampsia caespitosa. Häufig, aber eng begrenzt: längs Bewässerungsgräben, in Sümpfchen usf. Die Zusammensetzung dieses kennzeichnet durch das Auftreten stark hygrophiler Arten wie: Molinia coerulea Trifolium badium Polygonum Bistorta Viola palustris Sanguisorba officinalis Myosotis palustris u. a. m. (9e.) Festuca rubra. Von den Talsohlen bis 2160 m bei Altomera bestandbildend als Grasland von verschiedenster Nutzung. Es besteh grosser Wechsel im Aufbau und in der Vergesellschaftung mit andern Wiesenfluren, von denen die der Agrostis tenuis und des Trisetum flavescens samt deren Verwandten, sowie das Nardetum zu nennen sind. (94.) Poa trivialis. An weniger gedüngten, bisweilen beschatteten Partien kann Poa trivialis auf Kosten von Trisetum flavescens über- handnehmen, ohne selbst durch ihre Vorherrschaft stark aufzufallen; denn das Bild beherrschen die üppigen, hochstengeligen Stauden, welche dem Bestand ein karflurartiges Gepräge geben. (9e.) Dactylis glomerata. Sie ist selten, nur in Pezzel, 1640.21660m, in zahlreichen schönen Wiesen zu treffen, vereinzelt noch in Isolaccia und Arnoga. Die Abweichung vom Trisetetum ist gering und besteht ausschliesslich in der etwas erschütterten Konstanz der Arten. (9£.) Phleum alpinum. Vertritt die Haupt-Assoziation bis 2200 m (Prei) in gedüngten, bewässerten oder unbewässerten Wiesen. Der Aufbau ist noch weniger konstant. (9g.) Poa alpina. Mit zunehmender Höhe geht . aus der Trisetum-Wiese hervor und ist, besonders auf Lägern, häufig mit Phleum alpinum-Gruppen vergesellschaftet. Von Konstanten kann man nicht sprechen. Manchmal nehmen Arten der Hochweide über- hand, wie Nardus strieta Sieversia montand Potentilla aurea Leontodon pyrenaieus Manchmal mischt sie sich Karfluren bei. Sie wird nicht immer Gera sondern ist Weide, besonders Läger. Agrostis alpina Anthoxanthum odoratum Avena versicolor Festuca rubra Nardus strieta Phleum alpinum Poa alpina Carex curvula Luzula campestris Aconitum Napellus Ranunculus geraniifolius Alchimilla spec. zwei Beispiele. Urgestein, 1420 m Deschampsia flexuosa Dauzula nivea Majanthemum bifolium Paradisia Liliastrum Tofieldia calyculata Gymnadenia conopsea Thesium alpinum Anemone alpina Trollius europaeus Biscutella Idevigata Sanguisorba offieinalis Lotus corniculatus Onobrychis vieiifolia horizontal, 1920 m. der Mähwiese, die xerophile Vegetationsstudien im Bormiesischen. = 189 Beispiel 8: Läger bei der Alp Funera (gegen Col delle Mine), auf sanftem, sonnigem Buckel; Casannaschiefer, 2390 m Potentilla aurea Sieversia montana Trifohum alpinum T. repens Ligusticum Mutellina Veronica bellidioides Campanula Scheuchzeri Achillea moschata Chrysanthemum alpinum Cirsium spinosissimum Leontodon pyrenaicus Solidago Virga-aurea Ein Gegenstück zur hygrophilen Läger ist das andere Extrem „Alpensteppe“ Schröters. Ziemlich ein- heitlich in ihrem äusseren Gepräge, ist sie floristisch ein Gemenge mehrerer Bestände. Gemäht wird sie übrigens nicht überall. Hiefür en Beispiel 9: Steile Nordhalde ob Combo, am Weg nach Camplung, Trifolium alpinum T. montanum Helianthemum alpestre H. en Daphne str Kesikin oe Erica carnea Vaccinium Myrtillus Plantago serpentina Campanula barbata C. rotundifolia Phyteuma orbieulare Antennaria dioiea Arnica montana Beispiel 10: Talboden des Val Fraöle bei Presure, Kalk, fast 190 Ernst Furrer. G@lobularia cordifolia 3 Antennaria dioica 3 Trifolium alpinum 2—3 Koeleria ceristata 2 Elyyna myosuroides 2 Orocus albiflerus 2 Minnuartia verna 2 Anemone vernalis 2 Potentilla frigida 2 Antlıyllis Vulneraria 2 Ozxytropis campestris 2 Polygala alpestre 2 Primula farinosa 2 Gentiana- campestris 2 H. Mahdfreie Wiesen. (10.) Nardus strieta. Auf Kalk und besonders auf. Urgestein beim Foscagnopass bis 2360 m beobachtet. Tritt auf: 1. Subalpin in trockenen Mähwiesen, reich an herabsteigende Arten des alpinen Rasens, zur Blütezeit recht farbenbunt. 2. Alpin oder wenig tiefer auf Weiden und in Verbindung mir Flachmooren, einförmig und artenarm, wo die Horste eng zusammen schliessen, so in: Beispiel 11: Nardetum am Lago di Foscagno, auf Casanna- schiefer, 2270 m Nardus strieta 5 Deschampsia cespitosa 2 Potentilla erecta 1—2 Ligusticum Mutellina 1—2 Homogyne alpina 1—2 Agrostis rupestris 1 a ec des an sich so eigenartigen Nardetums sind mir nicht beka (11.) Fer curvula. Auf Urgestein Vestandth von 2300 m (Foscagnopass) bis 3000 m (Mte. Foscagno). dürften sein: Avena versicolor Sesleria disticha Polygonum viviparum Phyteuma hemisphaericum Anemone alpina 1 Thymus Serpyllum 2 Arnica montana 2 Aster alpinus 2 Erigeron uniflorus (?) 2 Hypochoeris uniflora 2 Crepis alpestris 2 Agrostis alpina 1 Sesleria coerulea 1 Sempervivum montanum 1 Helianthemum alpestre 1 Pediceularis tuberosa 1 Galium asperum-tenue 1 Poa alpina 1 Carex brunescens 1 Veronica alpina 1 Am a Chrysanthemum alpinum Leontodon pyrenaieus Senecio carniolieus ; = } f : i ; ; Vegetationsstudien im Bormiesischen. 191 Dazu kommen in schwankender Individuen- und Artenzahl viele Besiedler des Schneetälchens. Über 2600 m wird Phyteuma hemi- sphaericum durch Ph. pedemontanum ersetzt; auch weitere Felsen- pflanzen wie Silene excapa, Minuartia sedoides und Saxifraga aspera var. bryoides kommen hinzu, während andere Arten zurückbleiben. (12.) Carex mueronata. Ausser in Felsspalten auch an Steil- hängen der untern alpinen Region und tiefer; humusfordernd, kalkstet, lichtbedürftig; selten. Beispiel 12: SSO-exponierte Steilhalde ob Presure (Val Fraäle), 2300 m, unter einem Krummholzbestand (Humuszufuhr !). Oarex mucronala Ch, 4 Athamanta cretensis 1—2 Agrostis alpina 2 Gentiana Olusii 1—2 Dryas octopetala 2 Crepis Jacguini 1—2 Anthyllis vulneraria 2 Sesleria coerulea 1 Erica carnea 2 Kernera saxatılis 1 Carex firma 1—2 Helianthemum alpestre 1 Saxifraga caesia 1—2 Leontopodium alpinum 1 (13.) Elyna myosuroides. Windexponierte Stellen von 2350 m (Foscagnopass) bis’ 2960 m (Col delle Mine); nach der Unterlage zu unterscheiden: 1. auf Urgestein mit Agrostis alpina als wichtigstem Begleiter, daneben die Konstanten des Curvuletums und Pflanzen der alpinen Gesteinsfluren, wie: Luzula spicata Silene exscapa Lloydia serotina Potentilla frigida Minuartia recurva Primula hirsuta All. u.a. M. sedoides 2. auf Kalk selten schön ausgebildet und weniger hoch ansteigend. Beispiel 13: Fast ebene, schwach muldenförmige Stelle am S-Hang des Mte. Cornacchia (Kalk), 2520 m; Humusschiebt 1—2 dm hoch. Agrostis alpina Soldanella alpina Sesleria coerulea Myosotis pyrenaica Polygonum viviparum Campanula cochleariifolia Sedum. atratum Homogyne alpina Helianthemum alpestre (14.) Die Festuca violacea- und Cärexr sempervirens-Hänge. Das Festucetum habe ich auf den Casannaschiefern des Foscagno- und Resaccio-Gebietes zwischen 2530 und 2700 m an sonnigen Halden beobachtet. Die vielen Begleitpflanzen sind ausschliesslich solche der 192 Ernst Furrer. Geröll- und Abwitterungshalden.. Der Bestand schliesst sich nicht oder nur vorübergehend. Die blumenreichen Hänge der Carex sempervirens sind stand örtlich denen der Festuea violaces ähnlich, weshalb sie sich häufig. beisammen finden, Doch ist Carex sempervirens den mechanischen Einflüssen des Standortes minder gewachsen und zieht die Lagen Auf Kalk drängt Sesleria coerulea in ähnlicher Begleitschaft vor. Im Anrecht auf die Aufstellung eines Bestandes müssen sich“ die beiden Arten Festuca violacea und Cares sempervirens teilen. Es bleibt noch zu untersuchen, ob nicht auch das Varietum (Festucetum variae) der Südabdachung der Alpen damit zu verschmelzen ist, wobei die Sesleria-Halde den Rang einer Substrat-Modifikation zu über- nehmen hätte (dies zwar auch ohne die Vereinigung mit dem Varietum). Ausgeprägte Charakterpflanzen sind nicht da; Festuca violacea selbst. ist als solche gut, vielleicht auch die seltene Primula longiflora; weniger gut sind Daplıne striata, Leontopodium alpinum. (15.) Der Bestand der Carex firma (Firmetum) ist charakte- . ristischer. Die meisten Arten sind windhart; Saxifr aga caesia dürfte eine gute Charakterpflanze sein. ) Der Schneetälchen-Bestand. Auf Urgestein bilden die Vertreter zahlreiche kleine Herden oberhalb der Baumgrenze bis. gegen 2900 m. Kurze Vegetationszeit, Durchtränkung des Bodens und starke Humuszufuhr rufen eine stattliche Anzahl Konstanten zusammen. Es seien erwähnt: Er Poa alpina Ligustieum Mutellina Salix herbacea Soldanella pusilla Cerastium trigynum Ch, Veronica alpina Ch, Cardamine alpina Ch, Chrysanthemum alpinum Sedum. alpestre Gnaphalium supinum Alchimilla pentaphyllea Ch, Taraxacum offieinale Sibbaldia procumbens Ch, Wenn wir diejenigen pflanzengesellschaftlichen Gebilde, die Brockmann-Jerosch unter „Schneetälchen auf Kalk“ anführte, von der Schneetälchen-Formation ausscheiden, so ist zuzugeben, dass die eigentlichen Schneetälchen auf Kalk nur in unvollkommener Prägung vorhanden sind. Charakteristisch ist einzig Potentilla minimd. J. Moore. Ausser den Flachmooren besitzt das Gebiet ein ausgeprägtes und reiches Hochmoor im Paluaceio d’Oga (ca. 1700 m), das jed wegen der unmittelbaren Nähe von Festungsbauten heute nicht mehr Vegetationsstudien im Bormiesischen. 193 zugänglich ist. Anzi hat (schon im Guida per la Valtellina und wieder im Auctarium) neben Sphagna bereits Drosera rotundifolia und longifolia, Andromeda polifolia und Oxycoccus palustris namhaft gemacht (17.) Carex Goodenowii. Sumpfbestände von 1340 m (Pece) bis 2440 m (Violapass) mit folgenden Hauptbegleitern: Triglochin palustris J. triglumis Chz Carex echinata Eriophorum angustifolium Carex panicea Epilobium nutans Ch, Juncus filiformis (17a.) Trichophorum caespitosum. Als Flachmoore wenig unter oder über der Waldgrenze, auf Kalk und Casannaschiefer besonders mit: Sesleria coerulea Potentilla erecta var. uliginosa Ligusticum Mutellina Eriophorum angustifolium Primula farinosa Tofieldia calyculata Bartsia alpina Parnassia palustris Auf kalkiger Unterlage (Val Fraöle) tritt auch Trichophorum atrichum gesellig auf. Carex inflata tritt nur in kleinen Trüppchen am Lago Cornacchia und in einem der Laghi V. Piselle (Livigno-Seite) in der Uferzone auf. K. Felsfiuren.') Beispiel 14: Sonnige Kalkfelsen von S. Pietro di Piatta, 00 m Juniperus communis Thesium alpinum Avena pratensis Dianthus Caryoph.-silv. Brachypodium pinnatum Gypsophila repens Calamagrostis villosa (?) Silene Otites Dactylis glomerata var. abor. S. saxifraga Festuca ovina s. str. Berberis vulgaris Koeleria cristata Kernera saxatilis Stipa pennata Sedum album Carexz humilis S. dasyphyllum Allium senescens Sempervivum arachnoideum Polygonatum offieinale Anthyllis Vulneraria s.]. !) Bei den Fels- und Schutifluren beschränke ich mich auf einige Beispiele und sehe von der Aufstellung von Beständen ab, was sich zwar auf dem hier be+ folgten Wege zweifellos durchführen liesse. Doch sind meine Notizen in einigen kten äh da sich während meines pflanzengeographischen Arbeitens die Ziele verschoben h Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 13 Ernst Furrer. Hippocrepis comosa Thymus Serpyllum Rhamnus pumila Globularia cordıfolia Helianthemum nummularium Galium Mollugo Pimpinella saxifraga Scabiosa Columbaria Arctostaphylos Uva ursi Phyteuma Scheuchzeri Vincetoxicum offieinale Aster alpinus Teuerium montanum Beispiel 15: Abwitterungshalde unter San al? Cosi - 1380—1420 m, ag Sträucher: Populus tremula 2 Cotoneaster integerrima 1 Betula pendula 2 C. tomentosa 1 Berberis vulgaris 2 Rosa spec. div. 1 7 Kräuter: Festuca ovina s. str. 3 Silene saxifraga 1 Koeleria cristata 2 Sempervivum arachnoideum 1 ” Phleum Boehmeri 2 Astragalus glycophyllus 1 & Thalietrum fetidum 2 Coronilla varia 1 R. Alyssum Alyssoides 2 Lathyrus silvester 1 | Sedum album 2 Geranium divaricatum 1 Stachys rectus 2 Daucus Carota Galium Mollugo 2 Peucedanum austriacum 1 Artemisia Absinthium 2 Pimpinella saxifraga 1 A. campestris 2 Vincetoxicum offieinale 1 Asplenium septentrionale 1 Satureia Acinos 1 Rumex scutatus 1 Linaria italica 1 Cerastium arvense-str. 1 Campanula Scheuchzeri 1 Dianthus Carthus. — vag.1 C. spicata 1 Silene nutans 1 Artemisia vulgarıs 1 Beispiel 16: Casannaschieferfelsen gegenüber Semogo, 1380 m, N-Exposition. Moose Sorbus aucuparia Asplenium Trichomanes Primula hirsuta All. A. viride Veronica urtieifolia Cystopteris fragilis-eufr. Valeriana montana Polypodium vulgare .. % tripteris , Saxifraga Aizoon Beispiel 17: Gipfel des Piz Borrone, Gneiss-Glimmerschiefer, 2713 m Vegetationsstudien im Bormiesischen. 195 Avena versicolor Festuca cf. Halleri Poa alpina Sesleria disticha Er Juncus trifidus Luzula lutea Carex curvula Minuartia recurva Cardamine alpina Sempervivum montanum Saxifraga aspera-bryoides S. exarata Vaceinium uliginosum Gentiana Kochiana Campanula Scheuchzeri Phyteuma hemisphaericum Hieracium spec. Senecio carniolicus L. Schuttfluren. Semogo, 1480 m. Pteridium aquilinum rachypodium pinnatum = estuca ovina s. str. B:3 ‚Phleum re a Carex h Populus a Corylus Avellana Rumex scutatus sg Otites S. vulgaris — var. alp. Clematis alpina Berberis vulgaris Sedum mite S. rupestre S. Telephium-maximum Sempervivum tectorum Potentilla Gaudini Rubus idaeus Sanguisorba minor Anthyllis Vulneraria s.1. Beispiel 18: Geröll kalkhaltiger Casannaschiefer östlich von Coronilla varia ypericum montanum Epilobium collinum Daucus Carota Peucedanum austriacum Torilis Anthriscus Vincetoxicum efficinale Galeopsis Ladanum-interm. Galium Mollugo @. rubrum Viburnum Lantana Lonicera Xylosteum Campanula rotundifolia Hieracium spec. Beispiel 19: Endmoräne des Hängegletscherchens am Mte. Fos- Fr cagno im Val Vallaceia, Thonschiefer, 2660 m. R Agrostis rupestris Cerastium pedunculatum Ranunculus glacialis . Saxzifraga aspera-bryoides Sazifraga oppositifolia Chrysanthemum alpinum 196 Ernst Furrer. Beispiel 20: Tiefe, SW-exponierte Kalkgeröllhalde am Mte. Cor- nacchia ob Presure (Val Fraöle), grobkörnig, um 2600 m. Cerastium latifolium Crepis pygmaea Papaver aurantiacum Beispiel 21: Am Fuss von Schieferfelsen auf sonniger Geröll- halde im Val Vallaccia, 2780 m. Nur: Ligusticum Mutellina Adenostyles tomentosa Peucedanum Ostruthium Cirsium spinosissimum S. auch Beispiel 1! 5. Kap. Sukzession der Pflanzengesellschaften. A. Dryas-Serien.') Kalkgeröllhalden von bedeutender Tiefe und mit faust- bis kopfgrossen Geröllstücken sind über der Waldgrenze äusserst arm an Arten und Individuen (s. Beispiel 20). Erst wo sich die Lebens- a bedingungen mildern, können geselligere Arten sich ausbreiten. | Dryas octopetala, ein Schuttdecker mit dem Ausdruck Schröters, leistet wie keine andere Pflanze erfolgreiche Pionierarbeit auf Geröll. In den tieferen Geröllschichten, die den Bewegungen viel weniger ausgesetzt sind als die oberflächlichen, oder gar im anstehenden Felsen ist die Wurzel verankert, während „das verholzte Geflecht ihrer Zweige“ (Hess) sich wie ein Guss über die obenauf liegenden Geröllstücke schmiegt. er Am häufigsten siedelt sich Carex firma zwischen den Maschen des Astgewebes an. So beobachtete ich am Monte Aguzzo, NO-Hang, in NO-Exposition, 2300 m: Ang Carex firma 3 Chamorchis alpina 2 Sesleria coerulea 2 Polygonum viviparum 2 Carex rupestris 2 Agrostis alpina 1 5 Auf Südhalden kämen hinzu: : Trisetum distichophylium Daphne striata . Epipactis atropurpurea ' Athamanta cretensis Thesium alpinum Globularia cordifolia Helianthemum alpestre Leontopodium alpinum Dryasteppiche wachsen bis zu Quadratmetergrösse heran. Sie vermögen jedoch nicht sich zu einer zusammenhängenden Rasendecke er Name dieser Serie soll nicht an die Art Dryas erinnern, sondern al das Eigenartige der Lebensform. Daher fällt auch das über Salix serpyllifolia Gesagte in diese Rubrik. : : Vegetationsstudien im Bormiesischen. 197 zu vereinen, weil zwischen ihnen während des langsamen Wachstums fortwährend das bewegliche Gestein wegrieselt und -rutscht. So sind bei obigem Beispiel vom Mte. Aguzzo die einzelnen Teppiche getrennt durch felsige, Partien mit eingestreuten Hutchinsia alpina, Saxifraga caesia, Achillew atrata u. a. Inzwischen nagen aber die Pflanzen am Zerfall des Dryas- Spaliers, in dem sie gastliche Aufnahme gefunden haben. Die Horst- pflanze Carex firma dehnt sich auf Kosten des Spaliers aus und bildet mit ihren Begleitern eigene Bestände, ohne indes das aufgelöste Dryasnetz völlig auszutilgen. Ähnlich können sich verhalten: Sesleria coerulea, die sich oft in den eben beschriebenen Gang einmischt, Agrostis alpina, auch etwa Carex mucronata, seltener und eher an weniger steilen Hängen Elyna (8. Brockmann [1907], 8. 87, 8. 282 u. $. 309), dagegen auf sonnigem Geröll nicht selten Carex sempervirens. Eine der Dryas nahestehende Lebensform ist Salix serpyllifolia, nach Braun der verwegenste Pionier im Kalkgebirge Graubündens (1913, 8. 132). Nach ihm ermöglicht sie allein vielen Pflanzen das Dasein in der Schneestufe. Vielfach erstarken in ihrem Schutze Carex sempervirens und Sesleria coerulea oder dann Elyna und erdrücken die kriechende Weide zum Teil oder völlig. B. Grastreppen-Serien. Das Werden der Dryasteppiche kann als Mutterstadium der Treppenbildner auf Kalk bezeichnet werden. Würde Dryas sich nicht ins Mittel legen — viele Kalkgeröllhalden würden offene Fluren bleiben. : Mit der Einnistung von ausbreitungsfähigen Horstpflanzen im Dryasrasen beginnt dessen Auflockerung und Auflösung, die in völliger Zerstörung endigen kann. Ist dies der Fall, so erfährt die Horstpflanze einen Druck in der Rutschrichtung des Gerölls, also in der Seitenlinie des Geröllkegels ; Zugkräfte machen sich in tangentialer Richtung geltend. Dementsprechend legt sich der Horst vornüber und wächst seitlich, d. h. quer zur Rutschrichtung aus. Der Anblick schöner Treppen macht so den Eindruck der Ausquetschung (Fig. 3). Carex firma, die ihre Horste mauerförmig vornüberlegt und die schönsten Treppen baut, behauptet ihren Platz an oft windausge- setzten Halden jeder Steilheit und Exposition. Sesleria coerulea hält sich eher an sonnigere und sanftere Hänge, tritt jedoch häufig‘ mit Carex firma zusammen auf; gute Treppen sind sichelförmig, nicht hoch, aber vollkommen. 198 Ernst Furrer. ep? A DL I, Fig. 3. 1a—c Seitliche Ausquetschung der Horste im Geröll, von oben; 2% Be von der Seite. Die Pfeile geben die Rutschrichtung des Gerölls an. Schematisch. Die Begleitflora ist reich. Geröll-, auch Felspflanzen besiedeln die nackten Stellen zwischen den Wülsten, Humuspflanzen suchen die Humusvorräte über und hinter denselben auf, wo ihnen zugleie ; beruhigter Boden geboten wird. Die das Geröll stauende Wehr Be ist von buntem Artengemisch durchsetzt. Am zahlreichsten Spaliersträucher. In nischenförmigen Unterhöhlungen finden sich BO stark hygrophile Pflanzen wie Parnassia palustris, Primula farinosa den rein mechanischen Wirkungen des Gerölls, liegen die ers vor allem in der Unfähigkeit des Gesteins, auf chemischem oder physikalischem Wege rasch genug in Feinschutt zu zerfallen. : Auf Casannaschiefer sind analoge Erscheinungen N. ausgeprägt, weil die Geröllhaldenbildung lange nicht den enorm | Umfang wie auf Kalk annimmt, und weil Carex firma und F her kalkliebend sind. Dagegen lässt sich die Stufenbildung ziemlich sieh bis zum Rasenschluss verfolgen. Festuca violacea. Beispiel 22: SW-Hang des Dosso Resaccio, =», An einer Abwitterungshalde wechseln Geröll und klei An nackten Stellen finden sich vor allem: 9520—2600 M- nere Felsen Cerastium arv.-strietum Sempernvum montanum Silene vulgaris — alpina Sazifraga asp.-bryoides Ranunculus geraniifolius S. oppositifolia Cardamine resedifolia Sieversia reptans Vegetationsstudien im Bormiesischen. i 199 Miyosotis pyrenaica Campanula Scheuchzeri Thymus Serpyllum Achillea moschata Linaria alpina Chrysanthemum alpinum Galium asperum Senecio carniolicus In diesem Stadium kann sich Festuca violacea hinzugesellen und durch die Stauwirkung ihrer Horste, die Humus anhäufen und das Terrain stabilisieren, andern Arten den Aufenthalt ermöglichen, wie z.B. Koeleria hirsuta Gentiana Kochiana Potentilla grandiflora @. compacta Lotus corniculatus > @. nivalis Ligusticum Mutellina Phyteuma hemisphericum Erst wenn durch starke Vermehrung der Festuca violacea die Berasung fast bis zu einer gewissen Üppigkeit vorgeschritten ist, kann man Carex curvula unmittelbar über, auch unter den Violacea- Treppenstufen vereinzelt beobachten. In seinem Gefolge kommen auch die gewohnten Begleiter des Curvuletums: Avena versicolor Phyteuma hemisphaericum Juncus trifidus Leontodon pyrenaicus u. a. Vorgerücktere Stadien liessen sich nicht beobachten. Mir scheint aber wahrscheinlich, dass dieses Vöiolacea-Stadium die vorbereitende Phase für das kommende Curvuletum ist, das im Urgebirge als gleichförmiger Mantel die Hänge bis hoch an die Gräte hinauf berast. ihm lassen sich zwar deutliche Reste der Violacea-Gesellschaft nicht wahrnehmen. Doch ist undenkbar, dass Carex curvula die Besiedelung der Geröllhalden direkt einleitet, denn sie ist den mechanischen Einflüssen dieses Standortes nicht gewachsen, und nichts scheint mir wahrscheinlicher, als dass Festuca Vorbereitungen zur Festigung des Gerölls trifft, um ihrer Nachfolgerin den Einzug zu ermöglichen. Carex sempervirens und Agrostis alpina sind auf Kalk und Ur- gestein zwei weitere, nicht gerade geschickte Treppenbauer. Die Stufen sind niedrig, meist unvollkommen und zerfallen leicht. C. Rasenschluss auf Gestein. Eine gewisse Ähnlichkeit mit den Treppenrasen weist der im Gebiet seltene Carex mucronata-Rasen auf. Er findet sich jedoch auf felsigem Grund, nicht auf Geröll, jedenfalls wegen des Humus- bedürfnisses der bestandbildenden Segge und, was damit im Zusammen- hang steht, weil die Art sich im Geröll nicht zu behaupten vermag. In kleineren Rasen schiebt er sich in den Auf- und Abbau der 200 Ernst Furrer. Legföhrengebüsche ein. Wo das Krummholz hat weichen müssen, ist der Böschungswinkel, der unter seinem Schutze lange Zeit stabil war, übermaximal geworden und an der Halde vollzieht sich eine fortwährende Abbröckelung und Abrutschung. Immerhin sind solche Halden nicht vegetationsleer, sondern tragen, um mich an ein Beispiel 23, bei Presure im Val Fraöle, 2300 m, SSO-Exposition, “ anzulehnen, folgende, vereinzelt auftretende Arten: Agrostis alpina Dryas octopetala Sesleria coerulea Anthyllis Vulneraria Trisetum distichophyllum Helianthemum alpestre Carex firma 3 Athamanta cretensis C. mueronata Crepis Jacquini Saxifraga caesia Zu betonen ist, dass weiter oben an derselben Halde ein Leg- föhrenbestand sich noch etwa 50 m weit hinauf erstreckte. Den herabgeschwemmten Humus vermag (. mucronata, deren „humus- fangende“ Tätigkeit Öttli (1904, S. 121) beschrieben hat, festzu- halten und für die Ausbreitung seiner Rasen auszunützen. Weil die Rasenstückchen nicht zu einer völlig geschlossenen Decke zusammen- treten, werden die anfänglich vorhandenen Begleitpflanzen nicht ver- drängt. Indessen kommen Humuspflanzen, so Erica carnea, hinzu (Beispiel 12). Auf diese Weise kann eine schwach übermaximale Böschung stabilisiert werden, aber, wie das beschränkte, nur strich- weise Vorkommen dieser Rasen verrät, nur vorübergehend; denn die erosiven Angriffe von unten dauern fort und schreiten aufwärts. Einen ebenso einfachen Verlauf lässt sich da beobachten, wo Elyna myosuroides (= E. spicata) ihre rasenbildende Tätigkeit ent- faltet. Sie ist bekannt als Besiedler von extrem windexponierten Gratstellen und Felsköpfen. Häufig findet sie sich aber nicht an konvexen Felspartien, sondern in schwach schalenförmigen Ver- tiefungen und hinter, wenn auch oft unscheinbar niedrigen Fels- leisten, wo äolischer Staub liegen bleibt, oder wo herabgeschwemmter Humus von weiter oben angesiedelten Pflanzen abgelagert wird. Auch dem Elynetum braucht keine Vorstufe voranzugehen. Auf Urgestein z. B. können Agrostis rupestris Minuartia recurva Silene exscapa Sempervivum montanum Saxifraga aspera-bryordes Oxytropis Halleri und andere Felsenpflanzen vereinzelt vorher schon da sein und lassen sich durch das in Ausdehnung begriffene Elynetum nicht oder in nur | geringem Masse verdrängen. Ü Vegetationsstudien im Bormiesischen. 201 Auf Rundhöckern, welche der Verwitterung mächtig trotzen, siedelt sich Carex curvula reihenweise in den Ritzen an. Es mischen sich, etwa um 2400 m, auch Felspflanzen bei, wie Cardamine resedi- Folia, Sempervivum montanum, Silene rupestris, Primula hirsutu Al. Auch Poa alpina, Phyteuma hemisphaericum, Gnaphalium supinum, Leontodon pyrenaicus u. a. können hinzutreten. Mit der Zeit lockert sich das Gestein an der glattgehobelten Oberfläche, und zwar längs der Gletscherschrammen und (bei Casannaschiefer) längs der Schicht- fugen. Die Auswitterung schieferiger oder mehr kubischer Brocken, je nachdem die Textur des Gesteins schieferig oder massig ist, schafft Vertiefungen, von denen die Pflanzen rasch Besitz ergreifen. Auf diesem Wege geht das Curvuletum seiner Ausbildung entgegen. Trotz der Einfachheit dieser Besiedelungsweise dürfte es von Interesse sein, sie in verschiedenen Höhenstufen zu verfolgen. In der obern alpinen und in der nivalen Stufe gehen nämlich Pflanzen auf Fels über, die tiefer unten in der Konkurrenz gegen die dortigen Felspflanzen nicht aufkommen können — um mich der Oettli’schen Ansicht anzuschliessen, wonach die Konkurrenz auf Fels ebensogut wie an andern Standorten besteht. Das Schneetälchen. So wie in jedem Gebirge die Talbildung durch rückschreitende Erosion im grossen vor sich geht, so schafft die erosive Tätigkeit durch rutschenden Schnee, durch Schmelzwasser unter der Schneedecke und ohne sie auch im kleinen einen Wechsel der Geländeformen. Mulden und Müldchen, in rein morphologischem, nicht tektonischem Sinn, verflachen oder verschärfen ihre Formen, Schutt wird herbeigeführt, äolischer Staub und in Schmelzwasser suspendierte Partikelchen gelangen zur Ablagerung. Wenn dadurch ein „Tälchen“ besiedelungsfähig wird, macht in der Regel Arenaria biflora den Anfang. Mit der Häufung des Humus stellen sich ausserdem ohne bestimmte Folge ein: Cerastium trigynum Ligusticum Mutellina Cardamine alpina Veronica alpina Sedum alpestre Chrysanthemum alpinum Sibbaldia procumbens Gnaphalium supinum u. a. Sie alle bleiben in reinen Miniaturgesellschaften beisammen; ein hitziger Kampf zur Herstellung eines ausgeglichenen Rasens entfacht sich nicht, ein Fingerzeig dafür, dass wir es mit einem Anfangs- bestand zu tun haben. Es sei darauf hingewiesen, dass Braun in dem floristisch abge- stuften Schneetälchenrasen keine auf Sukzession beruhenden Ursachen sehen will, sondern rein edaphische (lokalklimatische). In erster Linie 202 Ernst Furrer. macht Braun die Dauer der Schneebedeckung dafür verantwortlich. — Irgend eine Schneetälchen-Vegetation ist doch nicht ewig da gewesen! Aber seit wann denn? Mir scheint eben, dass mit dem allmählichen Wandel der Bodengestaltung eine Änderung des Edaphismus Hand in Hand geht, und diese Verschiebung der Daseinsbedingungen muss sich notwendigerweise als Triebkraft einer Sukzession geltend machen. D. Schaffung von Grasland im Waldgürtel. Die bis jetzt behandelten Sukzessionen der alpinen Stufe sind progressiver Art, weil sie einem klimatisch bedingten Endstadium zustreben. Wo aber im Waldland eine Wiese geschaffen worden ist, muss dies auf regressivem (retrogradem) Wege geschehen sein. Abgesehen von den Sümpfen, ist der Mensch mit den Mitteln seiner Kultur die Ursache gewesen. Wenn hochstämmiges Gehölz und sein gehölzreicher Unterwuchs zur Schaffung von Grasland ausgetilgt werden muss, bedient sich der Mensch der verschiedensten Mittel: Hieb, Brand, später Weid- gang, Mahd, Düngung und Saat, was ihm gerade am zweckdienlichsten und bequemsten ist. Dementsprechend verläuft der Einzug der neuen Vegetation recht verschieden. Vor allem begünstigt die Mahd die Erhaltung der Wiese, die nach Kerner (1863, S. 241) sich „fast unverändert fort und fort erhält, wenn sie jährlich abgemäht wird und dadurch .... das Aufkommen der jungen Nadel- und Laubhölzer verhindert.... wird‘. Es sind ausschliesslich herabsteigende Alpen- pflanzen, welche in solchen Fällen zu einer farbenbunten „Alpensteppe* (Schröter, 1837) zusammentreten. Sie erträgt die Mahd und spär- lichen bis mässigen Weidgang; bei Düngung und Bewässerung aber macht sie rasch einer vom Tale aufsteigenden Wiesenflora Platz. In ähnlicher Weise vollzieht sich binnen weniger Jahre die Um- wandlung der Auenwäldchen zu fetten Wiesen längs der Viola um Sughet, Pian del Vin und Isolaccia. E. Der Rasenwechsel. Vergegenwärtigen wir uns zunächst eine Schneetälchenflur mit krautigen Perennen, deren Besiedelungsgang wir bereits verfolgt aben. Mit dem Auftreten von Salix herbacea kommt ein Wendepunkt. Sie umspinnt ihre Vorläufer und, während von den Erstansiedlern Arenaria biflora zuerst ausgetilgt wird, dann sich auch die Reihen der andern Arten lichten, nimmt das Salicetum, in dessen Bereich die Humusdecke wächst, einzelne Carex eurvula-Horste auf. Diese gewinnen an Ausdehnung und arbeiten damit an der Vernichtung des Vegetationsstudien im Bormiesischen. i 203 Schneetälchenrasens. Diesen Mischbestand hat Brockmann als Curvuletum nivale bezeichnet. Jetzt kommen Begleitarten des Curvwletums hinzu: Phyteuma hemisphaerieum, Gentiana punctata, vorübergehend etwa Homogyne alpina, erst später Leontodon pyrenaicus oder gar Sesleria disticha. ermag zwar Carex curvula durch ihr Umsichgreifen den Schneetäl- chenrasen aufzulösen, so vermag sie ihn nicht völlig zu vernichten. Chrysanthemum alpinum, Salix herbacea, auch Gnaphalium supinum und etwa noch andere Arten des Schneetälchenrasens bleiben im vollendeten „Curvuletum typicum“ erhalten, um den Ausdruck Brock- manns zu gebrauchen, der die beiden Gruppen der Schneetälchen nach ihrer floristischen Zusammensetzung, nicht nach den genetischen Be- ziehungen unterschied. Damit ist die letzte Phase, der Endbestand, erreicht. Die An- sicht Kerners (1863), dass Loiseleuria procumbens in Analogie zu den Ericineen-Arten tieferer Stufen normalerweise im Curvuletum sich ansiedelt und es als letzte „Generation“ verdrängt, kann ich nicht teilen. Loiseleuria besiedelt allerdings nie Neuland, sondern verlangt als humusfordernde Pflanze einen wohlvorbereiteten Unter- grund. Sie scheint aber als Bestand nur an windexponierten Stellen die Oberhand gewinnen und behaupten zu können. ar 5 u En TE rn Fr Zn fi EN Die Ausbildung des Curvuletums wird aber nur selten so glatt vor sich gehen, wie hier geschildert wurde. Ein Schneetälchenrasen braucht sich gar nicht weiter zu entwickeln, wenn die Weitung der Mulde und die Erhöhung des Untergrundes unterbleiben und die lokal- klimatischen Bedingungen für Carex curvula dadurch nicht geschaffen werden. Auch können dem Curvuletum andere Pflanzengesellschaften vorangehen, oder es kann sich direkt entwickeln. Das Polytrichietum. Etwa mit Salix herbacea oder später tritt im Schneetälchen an der Stelle, wo sich am meisten Humus ansam- melt, Polytrichum spec. auf, oft mitten im Salicetum drin, und baut mit der Zeit 1-viele dm hohe Polster auf. In unregelmässig ge- formten Wülsten durchsetzen diese den unteren Teil der Schneetäl- chen. Kerner (1863), Oettli (1904) und Schröter (1908) betrachten das Polytrichietum als Erstlingsformation. Gewiss ist auch dieser Fall möglich, aber, wenn es stark humose Polster sind, so ist das Ende der Serie bereits erreicht. Wohl können sich verschiedene Arten, besonders Arenaria biflora, Soldanella pusilla, auch Cardamine alpina und andere Schneetälchengewächse auf dem Polsterrücken ansiedeln, aber ohne zersetzend auf ihn einzuwirken: es ist eine liebliche Zierde im ernsten Grün des Mooses. — 204 Ernst Furrer. " Das Curvuletum fehlt auf Kalk. Sein, wenn auch lange nicht vollgültiger Vertreter auf Kalk ist das Elynetum. Vorbedingung zu seinem Aufbau ist eine ruhende Unterlage, wo sich Humus anhäufen kann; denn Elyna myosuroides ist, mehr als Carex curvula, humus- bedürftig. In einer flachen Mulde am Mte. Cornacchia, 2400 m, schliesst sich, analog dem Curvuletum, die Ausbildung des Elyne- tums an ein Schneetälchen an. Namentlich zwei Arten legen sich ins Mittel: Sesleria coerulea und Agrostis alpina mit der undeutlich treppenförmigen Anordnung ihrer Horste. Sie stauen den herange- wehten und -geschwemmten Humus und stabilisieren das allenfalls noch bewegliche Terrain. Die nun kommende Elyna vermag ihre Rasen lange nicht auf so weite Strecken auszudehnen wie Carex curvula. Schuttstrassen, Schneetälchen von erheblicher Breite, Treppen von Sesleria coerulea, Agrostis alpina, Carex firma, bisweilen mit Dryas octrpetala verflochten, gruppieren sich zu wechselvoller, artenreicher Gesellschaft im Gegensatz zur Einförmigkeit des Curvuletums. — Goodenowietm-Nardetun. Beispiel 24: Verdrängung des Caricetum Goodenowii (Goodeno- wietum) durch das Nardetum (strietae) in der Rundhöckerlandschaft am Foscagnopass, 2240—2350 m In einem idealen Carex Goodenowii-Sumpf (Ass. 17) verteilt sich die zuführende Wasserader in ein fein verästeltes Netz von Wasseräderchen, welche da, wo die Sumpfpflanzen sich enger zu- sammenschliessen, ihre ohnehin langsame Strömung noch mehr ver- langsamen. Mitgeführte Partikelchen bringen sie dadurch zur Ablage- rung. Diese erhöhen in minimem Masse den Boden und bewirken eine teilweise Ablenkung der Strömung zu beiden Seiten. An solchen Stellen tritt hin und wieder Nardus stricta auf, deren Horste stauend zurück- wirken und sich der Strömung mehr und mehr entziehen. Die Nardus- Polster haben zunächst rundliche Form, dehnen sich nach und nach quer zur Strömungsrichtung zu länglichen bis sichelförmigen Wülsten aus; sie berühren sich und erobern durch fortschreitende Über- wucherung und Trockenlegung mit der Zeit den ganzen Sumpfboden. An den Stellen, wo wegen Entwässerung der Carex Goodenowii-Rasen : bereits dünn geworden, vom Nardetum aber noch nicht eingenommen ist, treten Trüppchen von Juncus Jfiliformis und Triglochin palustris auf. — Im vollendeten Nardetum fliesst das Wasser unter der stets wachsenden Humusdecke ab oder sucht seinen Ausweg seitlich durch ein auf einen Streifen reduziertes Goodenowietum hindurch. Diesem Vorgang kommt in den Alpen grössere Bedeutung ZU- Kerner (1863) beschreibt aus den Ötztaler Alpen ein Torfvorkommnis, Vegetationsstudien im Bormiesischen. h 205 wo an tieferen Stellen des darüber wachsenden Nardetums eine Sumpf- vegetation anzutreffen ist. Es sind u. a. Carex vulgaris (= C©. @oode- nowü), ©. grypus (= C. echinata 2. T.), Eriophorum angustifolium, Triehophorum caespitosum, Juncus. filiformis und: J. triglumis (8. Ass. 17). „Die in dem Torf enthaltenen Pflanzenreste“, schliesst er, „lassen über die Genesis des Torfes keinen Zweifel“. Früh und Schröter haben für ihre „Moore der Schweiz“ viele der Kerner’schen Angaben herbeigezogen, scheinen aber diese scharfe Beobachtung, die ich vollauf bestätigen kann, nicht gewürdigt zu haben. — Das Wasser, das sich am untern Ende des Sumpfes ‘sammelt, kann, wenn die Humusdecke mehrere dm bis über 1 m hoch geworden ist, durch rückschreitende Erosion diese angreifen. Kolke wandern dann rückwärts ins Nardetum hinein und erweitern sich an ihrem untern Ende, später auch weiter oben, immer mehr. In ihnen wandern Carex Goodenowii-Beständehen in das Nardetum hinein, welches mit dem Umsichgreifen der Kolke zerfällt. Vollständig kann dieses wohl nicht abgetragen werden; denn während des Einzuges des neuen Goodenowietums in den geweiteten Kolken versucht Nardus schon wieder darin Wurzel zu fassen und sich auf dessen Kosten auszubreiten. Variante: Auf Kalk wird der Vorgang durch Beweidung des Nardetums stark verwischt. Thalictrum alpinum scheint die Rolle von Juncus filiformis und Triglochin palustris übernommen zu haben. — Wenn in einem Carex Goodenowii-Sumpf die grössere oder gerin- gere Dichtigkeit der Sumpfpflanzen die Strömung wesentlich zu be- einflussen vermag, so ist klar, dass ein einziger Fusstritt eines Rind- viehs das Gleichgewicht der Strömungen gewaltig stört. Was an Vegetation unter dem Fuss Platz‘ hat, wird mit jedem Tritt tief in den humosen Grund gedrückt und geht zu Grunde. Hereinfliessendes Wasser füllt die Trittlöcher aus und verhindert das Aufkommen neuer Vegetation. Durch eine solche Zerstampfung enstehen an Sümp- fen jene meist vegetationslosen Stellen, auf denen höchstens Erio- phorum angustifolium vermöge seiner langen, kräftigen Ausläufer sich zu halten vermag. Sie wechseln mit Polstern und Bänken von Nardus, Trichophorum, Carices und spärlichen Dicotylen. — Das Trichophoretum. Trichophorum caespitosum bekleidet in der obern subalpinen Re- gion und wenig darüber ausgedehnte Moore. Wie es sich in den Werdegang der Moore einfügt, ist mir nicht ganz klar. Es tritt häufig in Verbindung mit Nardus auf und löst diese z. B. am Ufer des Foscagnosees an den humusärmeren und kiesigeren Stellen ab. Bei Häufung des Humus muss es unter gewissen Bedingungen dem Nar- 206 s Ernst Furrer. detum den Platz räumen. Indessen trifft man auch das Trichophoretum auf humosem Untergrund. Die Gesetzmässigkeit in seinen Sukzessions- Erscheinungen scheint schwer zu fassen zu sein; dies tritt auch zu Tage in folgendem Beispiel 25: Zwischen den Rundhöckern am Foscagnopass, 2280 m, ist, offenbar infolge Zerklüftung des Gesteins, ein zeitweise mit Wasser überdecktes Sümpfchen im Austrocknen begriffen. Darin sind 6 Zonen deutlich von einander unterscheidbar: 1. Eriophorum angustifolium, spärlich auftiefem schwarz-humosem Unter- grund, Poa annua, vereinzelt, Juncus filiformis, Carex Goodenowii ke U..8; . Schneetälchenartiges zwischen Ge- steinsschutt, . Nardetum, überleitend in . Curvuletum. Br or fer} "Fig. 4. Auch hier ist Trichophorum caespi- tosum in kleinen Rasen unregelmässig in die Zonen 4—6 einge- streut. — Bewässerung und Düngung der Wiesen. Meist wirkt beides zusammen. Düngung kommt nur auf wenigen der höchst gelegenen Alpen (z. B. Prei) allein zur Anwendung. Hin- gegen wird die künstliche Bewässerung bis an die obere Grenze der Wiesenkultur häufig allein angewendet, weil die Düngmittel nicht für alle Wiesen und Weiden ausreichen. Allgemeine Ergebnisse über die Wirkung der Bewässerung und Düngung haben Stebler und Schröter (1887) am Schluss ihrer wertvollen Untersuchungen zusammengestellt. Sie treffen auch für das Gebiet zu. Deutlich lässt sich verfolgen, wie mit zunehmender Düngung und Bewässerung der lockere Rasen, der reich ist an Leguminosen und xerophytischen Alpenpflanzen und arm an Gräsern (Beispiel 9 und 10), einem diehten „Wald“ heraufsteigender Futter- kräuter und -Gräser weicht (Bestand 9). Die Artenzahl sinkt. An Stelle der farbenprächtigen Wiese dehnt sich eine einförmige grüne Flur aus, getrübt durch den Schleier der zahllosen Gräserrispen, beim Trisetetum ein grauliches Goldgelb, beim Agrostidetum tenwis von grauviolettem Ton. Salvia pratensis und Chrysanthemum Leu- canthemum, die Broekmann zwar als Konstanten anführt, gehören (über 1200 m) nicht mehr zum Bild einer gepflegten Fettwiese- Vegetationsstudien im Bormiesischen. 207 Hingegen vermag Heracleum sphondyleum mit den hoch ragenden Blütendolden, besonders nach dem zweiten Schnitt, zusammen mit Pimpinella major, den Fettwiesen bisweilen ein ganz anderes Gepräge zu geben. Die verschärfte Wirkung von Bewässerung und Düngung führt lokal zu den sog. Hochstauden- (Kar- und Läger-) fluren, deren häufigste Arten sich etwa ausscheiden lassen als a) feuchtigkeitsfordernd: und b) düngerfordernd: Polygonum Bistorta Urtica dioica Ranunculus acer Rumex alpinus Sanguisorba offieinalis R. arifolius Chaerophyllum hirsutum Melandrium dioicum Heracleum Sphondyleum Eine scharfe Grenze lässt sich jedoch nicht ziehen. Das Vorwiegen von Kräutern gegenüber Gräsern steigert sich mit der Höhenzunahme. Über 2000 m sehen besonders die Wässer- wiesen ganz karflurartig aus. Einige der obgenannten Arten, sowie Crocus albiflorus Alchemilla spec. Ranunculus cassubicus Trifoltum badium Trollius europaeus Ligusticum Mutellina können herdenweise oder gegenseitig regellos vermengt die „gras- armen Grasfluren* ausmachen. Nicht so die gedüngten Wiesen. Phleum alpinum und Poa alpina erreichen als dominierende Arten die obere Grenze der gedüngten Wiesen. Saat. Getreideäcker, welche man zu Wiesland machen will, überlässt man häufig einige Jahre sich selbst. Einjährige Ackerunkräuter sind dann im ersten Jahre vorherrschend, wie Beispiel 26 von einem Acker in Bormio zeigt: Stellaria media 4 Chenopodium album 2 'uphorbia Helioscopia 3 Galium aparine 2 Galeopsis Tetrahit 3 Secale cereale u. a. 1 Cirsium arvense (4) 3 Nur nach und nach wandern ausdauernde Arten aus den benach- barten Wiesen ein. Häufig wird mit eigenem Saatgut die Grasland- schaffung beschleunigt, neuerdings aber auch mit fremdem, das haupt- sächlich Arrhenatherum elatius enthält. Diese Art kam (nach Longa, mündl.) früher um Bormio nur vereinzelt vor, wie überhaupt in den rätischen Alpen (nach Brockmann u. Brunies). Nach Stebler und Schröter (1892) liegt die Hauptverbreitung in der Stufe des 208 Ernst Furrer. Weinstocks. In den nördlichen und südlichen Kalkvoralpen steigen seine Assoziationen bis rund 1000 m (nach Baumgartner, Roth und Geilinger). Im Bormiesergebiet ist also diese Art in bezug auf Areal und Meereshöhe ein Fremdling, aber die Aussaat wird häufig und bis 1720 m (St. Antonio) versucht. In Beispiel 27 von $. Gallo-Bormio, 1250 m, bilden die einge- schleppten Begleiter ein eigentümliches Gemisch mit den zurück- gebliebenen Ackerunkräutern: Arrhenatherum elatius 4 Phleum pratense 1 Poa pratensis 3 Onobrychis vieiifolia 1 Festuca spec. 3 Trifolium pratense 1 Trifohum repens 3 Vieia Cracca 1 Arenaria serpyllifolia 2 Cirsium arvense 1 Veronica arvensis 2 Tarazxacum offieinale 1 Lolium perenne 1 Es wird sich in späteren Jahren zeigen, ob das Arrhenatherum dem Trisetum flavescens den Platz streitig machen kann. Es ist zu bezweifeln. F. Das Krummholz auf Kalk. Beispiel 28. Der Südhang des Mte. Cornacchia ist von der Talsohle des Val Fraöle bis zum Gipfelgrat in kleine bis grosse Schutthalden und Geröllströme gehüllt. Bis gegen 2400 m hinauf erkämpft sich die Legföhre auf den Schutt- und Geröllkegeln ihren Standort, den alljährlich schuttbeladene Lawinen überfluten. Es ist, mit den Worten Christs (1882, 8. 330), „landschaftlich das aus- drucksvollste Bild des Kampfes zwischen Pflanzenleben und feind- _ lichen Naturkräften“. Die Erstansiedler sind krautige Arten und Kleinsträucher: Sesleria coerulea Biscutella laevigata Trisetum distichophyllum Dryas octopetala Carex humilis Helianthemum alpestre Epipactis rubiginosa Athamanta cretensis Silene vulg. — alpina Der Hauptstrom kann auf einem Kegel jahre- oder jahrzehnte- lang der gleichen Rinne folgen. In einiger Entfernung davon, wo die Schubwirkung abgeschwächt ist, kann da und dort eine Legföhre aufkeimen. Mindestens in acht von zehn Fällen geht sie wegen mehrmaligen Abknickens und Entblössung der Wurzeln zugrunde. Wo sie aber fortkommt, stauen sich über ihr die Schuttmassen; unter ihr werden sie nicht fortgerissen, wohl aber zu beiden Seiten. Vegetationsstudien im Bormiesischen. 209 Dieser über den Kegelmantel sich erhebende Geröllkeil zerteilt die herabstürzenden Schneemassen, wenn auch in geringem Masse, und unter dem Pionier ist das Aufkommen weiterer Legföhren erleichtert. Erst jetzt erscheint, eng an die Föhrenstämme sich anschmiegend, Erica carnea, der unfehlbare Begleiter des Krummholzes, dessen Schutz sie sucht, und mit ihr: Gymnadenia conopsea Gentiana Clusü Thesium alpinum Euphrasia minima u.a. Daphne striata Solche Gebüschkeile stossen im Lauf der Jahrzehnte und Jahr- hunderte bergaufwärts vor. Gleichzeitig wird an der Vernichtung der Legföhrengebüsche gearbeitet: oben direkt durch den Einbruch von Lawinen und Geröll, seitlich und unten durch Übertiefung des Strombettes, welche eine Abbröckelung des gefestigten Schuttes und seiner felsigen Unterlage _ nach sich zieht. Die Stämme werden isoliert, das Ericetum verarmt, Föhre um Föhre stirbt ab und wird mit den Schnsemassen als morscher Knubben gelegentlich zu Tale getragen. Variante auf Nordhalden. Unter den Vorläufern der Legföhren sind ausserdem wichtig: V: Arctostaphylos alpina 4: Carex firma Rhododendron hirsutum C. rupestris Mit dem Einzug der Legföhre erscheint natürlich Erica, aber spärlicher, dafür treten noch in die Lücken: Carex alba Bartsia alpina C. ferruginea Fe ge Luzula silvatica . V. tripte Salix reticulata Vergleichende Beobachtungen lassen sich im Urgebirge des Ge- bietes nicht machen, weil hier die Legföhre nur vereinzelt auftritt. Auf flüchtigen Wanderungen durch die benachbarten Schweizertäler kam ich zur Überzeugung, dass der Gang der Sukzession ein wesentlich anderer ist. Die Geröllbildung nimmt lange nicht den verheerenden Umfang an; die obern Grenzen von Hochwald und Rasen liegen höher und die Bergföhre, Kämpferin auf Kalkboden, nimmt sich hier friedlich aus in der Baum- und Rasenvegetation. G. Die Buschweiden. Auf Urgestein. Bis gegen 1600 m dehnen sich da, wo normalerweise Picea und Pinus silvestris waldbildend auftreten sollten, an Steilhängen Buschweiden aus. Offenbar hat der Wald der rodenden Vierteljahrsschrift d. Naturf, Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 14 210 . Ernst Furrer. Hand nicht Stand zu halten vermocht; der Boden verkahlte, und an Südhängen stellte sich Corylus ein, an den weniger besonnten und feuchteren Nord-, auch Ost- und Westhängen dagegen Betula verru- cosa, Alnus incana und A. alnobetula (Beispiel 4 und Bestand 9a, 2). Während in den dichtbuschigen Betula- und Alnus-Weiden ein ge- schlossener Rasen meist noch fortkommt, stellen die Corylus-Weiden, besonders auf kalkreichem Boden, ein trauriges Bild der Übernutzung dar. Dort bilden Carex humilis und Sesleria coerulea, durchflochten von Klein- und Spaliersträuchern wie Thymus, Helianthemum, Globu- laria cordifolia, die einzigen Rasenschnüre, welche als undeutliche Treppenstufen die Wege des Weideviehs einfassen. Die sonst reiche Flora besteht aus dünngesäten Kräutern und dem Frasse trotzenden Gesträuchen wie: Juniperus communis Crataegus J. Sabina Rosa spec. div. Berberis vulgaris Hippophaö Rhamnoides Etwa über 2000 m bezeichnet im gelichteten Wald oder nach der Entwaldung zunächst eine Nardus-Strasse den Weg des Viehs durch das Unterholz. Bei zunehmender Beweidung lichtet sich das Gebüsch namentlich in Südexposition, wo schliesslich vereinzelte, gedrungene Kugelbüsche von dem schwer auszutilgenden Juniperus den Rasen durchsetzen. Dieser ist je nach dem Grad der Nutzung eine artenreiche Kraut- oder Grasflur (Alpensteppe) oder ein arten- armes Nardetum. An Nord-, auch West- und Osthängen wuchert das wenig veränderte Rhodoretum, dem der kompakte Rasen der Juniperus-Weide fehlt. f Kalk kommt hier nur der Krummholzgürtel in Betracht, wo die Beweidung höchst unausgiebig ist (s. Beispiel 5!). Zusammen mit Kahlschlag hat sie um Pedenosso stellenweise eine Vernichtung des Ericetums und damit die schlimmsten Folgen nach sich gezogen: einen geröllreichen Steilhang, der jeglicher Nutzung bar ist. H. Die Auen. Auf den noch vegetationslosen Bachkieswüsten sind zwischen 1200 und 1350 m immer und immer wieder zu treffen: Potentilla Gaudini Hieracium Pilosella Anthyllis Vulneraria 3.1. H. staticefolium daneben etwas weniger konstant: Phaca alpina und Trifolium pallescens nebst gelegentlich herabgeschwemmten Alpenpflanzen. Die Tätigkeit der Ameisen, die den Boden lockern und Sand an die Oberfläche } in Herden Vegetationsstudien im Bormiesischen. 211 befördern, beschleunigt den Gang der Besiedelung. Ungefähr gleich- zeitig mit den Kräutern siedeln sich Holzpflanzen in Menge an: Salix purpurea und Alnus incana. Charakteristisch für alle Arten ist ihr sporadisches und gleich- zeitig trupp- bis herdenweises Auftreten. Es sind reine Herden. In hohem Grade gilt dies für Hippophae rhamnoides, die namentlich in tieferen Lagen, z. B. zwischen Grosio und Tirano, ganze Alluvial- felder überzieht und diesen den gedämpften graugrünen Farbenton der Ölivenhaine verleiht. Um Bormio ist Myricaria germanica von grösserer Bedeutung. Sie zieht sandige und lehmige Lokalitäten vor und ist daher von Tussilago farfara begleitet. Als Siegerin geht diejenige Art hervor, die am zahlreichsten hoch emporwächst und durch ihr schattenspendendes Laubwerk licht- bedürftige Konkurrenten ertötet: Es ist Alnus incana in Gemein- schaft mit Salix purpurea. Damit vollzieht sich auch ein Wechsel der Begleitflora.. Unter Zurücktreten bis Schwund der obgenannten Arten treten nunmehr in den Vordergrund: Agropyron caninum Geum urbanum Agrostis alba Geranium Robertianum Deschampsia caespitosa Oxalis Acetosella Rumex arifolius Viola biflora Banunculus repens Epilobien Trollius europaeus Prunella vulgaris Fragaria vesca Adoxa Moschatellina Die endgültige Formation ist nirgends vollkommen zu sehen. Kieswegfuhr, Beweidung und Holzschlag stören schon frühzeitig den natürlichen Gang der Dinge. Offenbar würden Agrostis alba un Agropyron caninum hauptsächlich mit den zuletzt genannten Arten die wichtigste Begleitflora ausmachen (Bestand 1). Dies ist in den Hauptzügen derselbe Vorgang, wie er nach Beck (zit. aus Warming) und Reissek auf den Donauinseln sich abspielt. In Küstenstrichen schiebt sich nach Flahault u. Combre in den Anfang der Serie noch eine Halophytengesellschaft ein. Erst wenn diese Vegetation dem Einfluss des Meerwassers entzogen und der Boden durch Niederschläge genügend ausgesüsst ist, beginnt die Be- siedelungsfolge, die der unsrigen etwa parallel zu setzen wäre. J. Die Wirtschaft im Hochwalde. Je nach der Tendenz, die beim Roden verfolgt wird, gestalten sich die Veränderungen des Waldbestandes verschieden. Wo zur Holz- gewinnung gerodet wird, handelt es sich um allmählichen Ersatz des 312 Ernst Furrer. alten Bestandes. Das Fällen wird nämlich heute nicht mehr areal- weise vorgenommen, sondern da und dort, wo die Stämme zum Fällen geeignet erscheinen, weil sie alt genug sind oder zu dicht stehen, wird gelichtet. Der Nachwuchs wird der natürlichen Versamung überlassen. Wo hingegen Grasland geschaffen werden soll, wird das Gehölz mit allen Mitteln ferngehalten. a) Die Überwachsung der Waldlichtungen. Beispiel 29: Gegenüber Isolaccia, an steilem Nordhang, lassen sich die verschiedenen Stadien in jungen und älteren Waldschlägen von 1450—1500 m leicht beobachten. Der geschlossene Fichtenwald besitzt dort eine armselige Begleitflora (s. Beispiel 2!). Durch Lichten wird die Wirkung des fallenden Regens verschärft, das Nadelkleid des Bodens aufgeschürft; der Lichtgenuss wird erhöht, so dass hinzukommen: V: Clematis alpina Thalictrum aquilegifolium Rubus idaeus Lotus corniculatus Sorbus aucuparia Chaerophyllum hirsutum Vaccinium Vitis idaea unella vulgaris Kräuter: Moose Melampyrum silvaticum 8. ]. Dryopteris Linnaeana Veronica offieinalis Anthoxanthum odoratum Galium rubrum Festuca rubra Campanula rotundifolia Majanthemum bifolium Solidago Virga-aurea Cerastium cespit.-fontan. Diese Arten treten einzeln oder truppweise auf; in Herden gesellen sich ihnen bei: Agrostis tenella Fragaria vesca Poa nemoralis Oxalis Acetosella Andere, mehr „zufällige“ Arten mögen übergangen werden. Dieses Stadium stellt den Höhepunkt im Artenreichtum dar. Bereits sind Keimpflanzen der Fichte emporgewachsen, welche durch den Schatten ihres Geästs den Zusammenhang der bunten Kräuter- gesellschaft mehr und mehr auflösen. Varianten: 1, Ist der Boden mit Gesteinsschutt überlagert, so sind vor allem zahlreich: Viele Moose Bumez scutatus Selaginella helvetica Carduus defloratus Urtica dioica Petasites albus 2. In höheren Lagen lässt der Unterwuchs, der dort eine ge schlossene Zwergstrauchdecke darstellt, eine krautige „Waldlichtflora® Vegetationsstudien im Bormiesischen. 213 nicht oder nicht erfolgreich aufkommen. Das Lichten der Wälder führt dort keine wesentlichen Änderungen der Begleitflora herbei. b) Die Rolle der Birkenwäldchen im Val di sotto. An den steilen, unwegsamen Lehnen des Val di sotto ist der Nadelwald von zahlreichen Runsen durchsetzt, an deren Fuss sich hohe Geröllkegel aufbauen. Hier und längs den steinigen, blockreichen Rändern hat Betula verrucosa ihren natürlichen Standort. Sie gedeiht so vortrefflich wie Juniperus communis und Berberis vulgaris und breitet sich im Gegensatz zu den kümmerlichen und spärlichen Grotzli-Tännchen rasch aus. In ihrer Gesellschaft finden sich, um Beispiel 30 vom W-Hang gegenüber Cepina, 1100 m, zu wählen, im groben Gneissgeröll: Pteris aquilina, Urtica dioica, Rumex scutatus, Geranium Robertianum, Viola arenaria, Vincetoxicum offieinale, Rubus tdaeus und besonders reichlich Poa nemoralis, Cerastium arvense- strietum und Thymus serpyllum. Die drei letztgenannten Arten deponieren so viel organische Reste, dass nach und nach zwei Gräser und ihre reichen Begleitschaften einziehen: Festuca ovina mit Brachypodium pinnatum mit Poa pratensis Anthoxanthum odoratum Sedum album Koehleria cristata Fragaria vesca Carex ornithopoda Geranium Robertianum C. verna Luzula campestris Trifolium pratense Lathyrus pratensis Helianthemum nummularium nebst Carduus defloratus und Galium mollugo bei beiden Gruppen. Die zweite Gruppe wächst rasch durch die Aufnahme re Rasenpflanzen: Scabiosa columbaria, Lotus, Hippocrepis u. Einer allzu weitgehenden Bereicherung setzen die aufeirebsnden Birken bald eine Schranke. Lichtpflanzen schwinden; auf laubüber- decktem, moosigem Boden nisten sich zu den Resten der dagewesenen Gesellschaft die Bewohner des nachbarlichen Nadelwaldes ein; so in Beispiel 31 von derselben Lokalität: : Betula verrucosa ; Poa nemoralis, Vaceinium vitis idaea; : Anthoxanthum odoratum, Luzula nivea, Majanthemum bifolium, Potentilla Tormentilla, Peucedanum oreoselinum, Achillea mille- Folium, Antennaria dioica, Hieracium vulgatum Fr. s.] : Picea excelsa, Larix deeidua (beide jung), Fragaria vesca, Viola biflora, Gentiana Kochiana. m oo» [N 214 Ernst Furrer. Ich betone, dass ich nur die jugendlichen Birkenwäldchen als “natürliche Vorkommnisse betrachte, während die älteren anthro- pozoophiler Natur sind; der Mensch mochte durch geringfügigen Eingriff das Aufkommen der Birke gegenüber der Rottanne veran- lassen, hegt jetzt die Wäldchen und lässt sie beweiden. c) Die Verschiebung der Artareale. Gebrauch und Wertschätzung der verschiedenen Coniferen ändert stark: Pinus montana liefert das gesuchteste Brennholz; P. silvestris wird wenig geschätzt; P. Cembra findet für Getäfel Verwendung; auch Brennholz; Larix liefert begehrtes Brennholz; ‘ Picea Bau- und Brennholz. Bevor durch die Forstbeamten das Fällen unparteiisch für alle diese Arten angebahnt wurde, kam natürlich die Frage nach dem direkten Nutzen allein in Betracht. Diesem Umstand ist es zuzu- schreiben, dass die Grenzen der Artareale unter sich und die Wald- und Baumgrenze nach oben nur mit Schwierigkeiten bestimmbar sind. Zwischen den Dörfern Premadio und Pedenosso würde zweifellos Pinus montana als Krummholz die Kalkgeröllhalden bekleiden, hätte nicht der Mensch, um für die langen Winter Brennholz zu haben, ihr Vorkommen auf entferntere Orte beschränkt. Dadurch hat er indirekt ein Vorrücken der Pimus silvestris begünstigt, welche den Unterwuchs der Legföhre, ein üppiges Ericetum mit all seinen Be- gleitern, übernommen hat. ehr abseits von den Siedelungen und auf weniger gut vorbereitetem Boden bleibt Pinus montana trotz den Nachstellungen, die an den verhauenen Stümpfen zu erkennen ist, alleinige Herrscherin, besonders in den spärlich und nur im Sommer besiedelten Tälern Fraöle und Braulio. Anderseits vermag die Berg- föhre ihr Verbreitungsgebiet aufs Urgebirge auszudehnen, wo auf steilem Gelände die Arven- und Lärchenwälder schonungslos ausge- beutet worden sind, und wo wegen Verkahlung des Bodens die Möglichkeit der eigenen Verjüngung mehr und mehr erschwert wurde. So mischt sich um Vezzöla und von dort bis gegen den Foscagnopass von 1900 m an die Legföhre dem zerstörten Waldbild bei, in regel- losem Auftreten bald vereinzelt, bald bestandbildend, in welchem Fall sie den Unterwuchs des Alpenwaldes übernimmt: das Vaceinietum, da und dort mit Juniperus, Calluna, Arctostaphylos uva ursi u. &. vermengt. — Die wenigstens im Kleinen gesetzlose Verteilung von Fichte, Lärche und Arve innerhalb des Waldgürtels kann wohl nur diesen selektiven Einfluss zum Grund haben. Vegetationsstudien im Bormiesischen. 215 An der Waldgrenze, wo die klimatischen Bedingungen gerade noch ein geselliges Dasein der Waldbäume ermöglichen, ist ein kultureller Eingriff zu Ungunsten der Waldbäume von ausschlag- gebender Bedeutung. Ist einmal in der Pionierregion durch die Axt eine Bresche geschlagen worden, so wird die Humusdecke noch rascher als in Lichtungen innerhalb des Waldgürtels abgetragen. Lawinenschnee kann die Wirkung verschärfen und vereinzelt stehen gebliebene Waldbäume in ihrer Existenz gefährden. Diese vermögen auch lange nicht mehr in dem Masse wie früher junge Keimpflanzen zu schützen. In dem Widerstreit der Meinungen, ob die Beilhiebe des Menschen oder Klimaschwankungen die Waldgrenze herabgedrückt haben, scheint mir entschieden der ersten begründetere Bedeutung zuzukommen. Solche Depressionen der Waldgrenze können von Dauer sein. Wir haben es mit jenem Fall zu tun, wo an der Verbreitungsgrenze einer klimatisch bedingten Pflanzengesellschaft diese nach ihrer Zer- störung sich nicht wieder ergänzt, oder, mit den Worten Diels’ S. 103), wo „in strittigen Grenzbezirken.... verschiedene For- mationen miteinander ringen, und wo a Ausschläge nach der einen oder andern Seite weittragende Folgen nach sich ziehen können.“ Beobachtungen darüber, dass die Mittel der Kultur es sind, die an Stelle der Wälder den Einzug einer andern Pflanzenformation begünstigen, finden sich da und dort in der Literatur. So berichtet Krassnoff (1887, S. 64), dass im Altai sich abgebrannte Wälder nicht wieder ergänzt hatten, obwohl es schon lange her war, dass das Feuer dort gewütet hatte. Ebenso sind nach Junghuhn (eit. aus Schimper, 1898, S. 205) auf Java und Sumatra durch Ver- wüstung von Gehölzen ausgedehnte Grasfluren ins Dasein getreten. Endlich sagt Schimper (1898, S. 176) allgemein, dass in Gebieten, die weder ausgeprägtes Gehölzklima, noch ausgeprägtes Grasflurklima - besitzen, der Eingriff des Menschen genüge, um jene „Ausschläge nach der einen oder andern Seite“ zu bewirken. Lediglich ein Züchtungsprodukt des Menschen sind die wenigen Espenwäldchen (Bestand 2). Populus tremula liebt felsige oder geröllreiche Halden, Orte, die für die Kultur nicht nutzbar gemacht werden. Hier wird das Aufkommen der Zitterpappel, deren Holz für Tischlerarbeiten geschätzt ist, dadurch begünstigt, dass man alle andern Holzpflanzen von Zeit zu Zeit beseitigt. So entstehen jene Espenwäldehen mit ihrer stark wechselnden Begleitflora (s. auch unter „Laubwälder‘) 216 Ernst Furrer. K. Der Abbau. Im vorigen ist gezeigt worden, wie die Pflanzen ganz allmählich und mit weitgehenden Vorbereitungen die Schwierigkeiten überwinden, die ihnen die Vorgänge ihrer Umwelt bieten, und sich zu einer grünen Decke zusammenschliessen. Scheinbar haben sie diese für immer be- zwungen. Die Arbeit der Abwitterung und der Erosion, die während dieser Zeit ruht, häuft sich dann gewissermassen in Form von kinetischer Energie, die, bei der gekommenen Gelegenheit in Arbeit umgewandelt, die kampfesmüde Pflanzengesellschaft leicht über- windet. Ihre floristischen Komponenten sind Humuspflanzen auf ruhendem Boden und sind dem Kampf ums Dasein auf humusarmem, beweglichem Boden nicht gewachsen. Der Abbau vollzieht sich denn auch, verglichen mit dem Aufbau, rasch und einfach. Ein Gehänge, das von einer Vegetationsdecke und ihrem humosen Untergrund eingehüllt ist, steht im Banne der Erstarrung und ist zunächst unfähig, auf erosive An- griffe an seinem Fusse zu reagie- übermaximal, und gewaltsam schreitet schliesslich die Ab- bröckelung von Gestein und Vegetationsdecke zugleich von unten nach oben vor, von der Talsohle bis an die Gräte. Es sind kahle, wenige Meter breite Fig. 5,:: In Abtragung begriffener Breschen, welche im Winter der Carex curvula-Hang. Schnee zur Abfahrt benützt und dadurch die stets nach oben sich verlängernden Gassen weitet, bis sie zur Berührung kommen. — Auf diese Weise werden die Curvuletum-Hänge abgetragen. Lange, lange Zeit kann es währen, bis der normale Böschungswinkel wieder hergestellt ist, und bis der Vegetationszyklus nach Durchlauf der vorbereitenden Stadien in einem neuen, vollendeten Curvuletum seinen Abschluss findet. Ein Elynetum kann durch Wegwitterung seiner schützenden Umwandung (.... in der Abb.) der Windwirkung derart ausgesetzt werden, dass sich kahle Partien in der Richtung der vorherrschenden Winde zwischen die einzelnen Horste „einfressen“. Vernichtend wirkt wohl weniger der Angriff auf die oberirdischen Teile dieser wind- harten Pflanzen, die oft wie geschoren aussehen, sondern eher das Weggeblasenwerden des Humus. Dieser ist durch die Windwirkung, Vegetationsstudien im Bormiesischen. : 917 Sonnenstrahlung und geringe Luftfeuchtigkeit spröde, zerfällt; das intensive Gebläse räumt die Erdkrume weg und bringt so die Pflanze zum Absterben. Die abgedorrten Überbleibsel weht der Wind eben- falls weg. Auf ähnliche Weise zerfällt das Polytrichum-Polster. Wasser- - entzug infolge Wachstum des Pol- sters und Verlegung der Wasser- A } a HAM I weise zum Absterben. Der Humus- = komplex liegt dann offen da, ver- nr \e\ sprödet und zerfällt unter der Wir- kung der Atmosphärilien. Es liegt nicht im Interesse des Menschen, durch die Mittel seiner Kultur grünendes Gelände der Kahlheit entgegenzuführen. Leichtsinn oder Aussicht auf sofortigen Nutzen lässt sie ihn dennoch hin und wieder in Anwendung bringen. Von der Übernutzung der Buschweiden ist bereits die Rede gewesen. Verhängnisvoller ist die Wirkung des Brandes. Er kommt zwar selten in Anwendung. Ge- wöhnlich entsteht er nur durch Spielerei der Hirtenbuben. Wo er geübt wird, betrifft er meist den Strauchgürtel über dem Walde (Juniperus, Rhododendron) und zieht dann schlimme Folgen nach sich wie überall im Gehölz (Wälder, Macchie). Das ertraglose Gehölz wird allerdings beseitigt, aber mit ihm gehen die krautigen Begleiter, deren Existenz vom Bestehen des Gehölzes abhängt, rasch zugrunde, viel rascher, als eine neue Besiedelung durch geeignete Arten sich vollziehen könnte. Der Brand bedeutet daher besonders in gebirgigen Gegenden eine direkte Auslieferung an Verkahlung. Fig. 6. Blosslegung des Elynetums; zwei rE Beobachtet am Foscagnopass. Literatur - Verzeichnis. Hier hat nur je wi ger — Erwähnung gefunden, worauf im Texte Bezug genommen wi r die Flora von Bormio betreffen, werden in dem A von ee Ir mir zu publizierenden Katalog angeführt werden. Annali dell’ Ufficio ra meteorologico e geodinamico italiano. 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V. 1905. Theobald, G., Geologische Egnd der südöstlichen Gebirge von Graubünden. i ed Bern 1866 Vierteljahrsschr. Naturf. Ges. in Zürich. 58. Jahr: Warming, Eug., Lehrbuch je es Phsüsanssesrepiie, Deutsch von . Paul Graebner. Berlin 1 re Alphabetisches Verzeichnis der im Text erwähnten Örtlichkeiten zum bequemen Auffinden auf beigegebener Karte. Jedem Namen sind die Bezeichnung des Kartenfeldes und die Meereshöhe beigefügt. Dabei bedeuten [ital. Mundart in eckigen Klam Bag A., Alpe, Alp Bta., Baita, Hütte C., Casa, [Ca’], Haus CGma., ee Gipfel Cno., C ‚ Horn Cresta, ae Dosso, Det Rücken iR%, u Fluss ‚ Mte., Monte, [Munt], Berg CG2 Adda F. C 2 Aguzzo, Pzo, 255 G3 ‚All, Pian dell’ ca, — a S. B 3 Altomera, A. ‚e3 Fe Sant’ ij Plator) ca. 1700 rei eit — Bäder, s. Bagni D3 Bagni Nuovi 1300 D agni Vec 40 G 3 Bo rote, D2 en (Frale ) 182 E3 Cam ae 1500 3 a rote) ca. 1880 o, A. 1800 D 3 Cepina ca. 1120 Pso., Passo, Pas Pian(o), Ebene, Dahasieh P., Piz(zo), Spitze Ri Ti; Y. denne PS SE SE ERSTES CHR) | vboaotbtesumbnnnku> wur ww www w 10 ‚ Piz(zo t., Pte; nn Ponte, marke ino, eh on es Babghach Val(-le), Tal Golombano, San, Kapelle 2549 Combo 1240 Confinale, M. 3370 aA 1s Cornacchia, Lago 1957 de Dosde, En avirums, s. Leverone Leverone, Pso. 2820 Livigno 1800 u. V. Mazucco, M. 2366 Mine, Col delle ca. 2800 B3 Mine B3 Mint, Pte. 1900 ca. 13 C4 Piazzi, Cma. de’ ' 3439 C 2 Presura (Fraöle) 1940 E 3 Reit bis 3075 C 3 Resacecio, Dosso 2720 ABO nd | wo! w wm» Rez-lung ca. 1900 Scale, M. delle 2521 e Scale, Lago delle 1950 Semogo 1450 En M. 3296 Sp a F. Spon ndalunga ca. 2200 Stelvio, Pso. 2757 Stilfserioch —= Stelvio 1 Umpbraifg)l, P. 3031 Va Eng Verva, V. Vanille: A. 20—2100 Viola, Bta. al, a 2280 Viola-Gruppe Viola, Pso. un u. 2460 Viola, T., Vitelli, V. ; Worms — Bormio Wormserjoch = Umbrailpass Zebrü, Vierteljahrsschrift d. Naturf, Ges. Zürich, Jahrg. 59. 1914. Tafel I. | A 20’ ee D 5 E 20 F Br G | |w.u. Rom | | "otertat Karte von BOrMIO x Umgebung = \ ren A 2,3 45 10 km “em reg Er Yorker Ernst Furrer: Vegetationsstudien im Bormiesischen, Sitzungsberichte von 1914. Protokoll der Sitzung vom 12. Januar 1914, abends 8 Uhr, auf Zimmerleuten. Vorsitzender: E. Huber-Stockar. Anwesend 50 Personen. Traktanden: 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird genehmigt und verdankt. 2. Es wird beschlossen, der zur Förderung der Herausgabe von Leonhard Eulers Werken gegründeten Eulergesellschaft mit einem Jahresbeitrag von 100 Fr. beizutreten, um das Interesse an diesem monumentalen Werke zu be- kunden. In verdankenswerter Weise ist der Betrag für die nächsten fünf Jahre von einem Mitglied gedeckt worden, damit unser Defizit dadurch nicht noch mehr anwachse. Die Gesellschaft wird von einem Mitgliede die Euler- werke für ihre Bibliothek geschenkt erhalten, was vom Vorsitzenden aufs beste verdankt wird. Herr Prof. Rudio dankt für den gefassten Beschluss herzlich im Namen der Eulerkommission der Schweizerischen Naturforschenden Ge- sellschaft. 3. Vortrag des Herrn Prof. Dr. Leo Wehrli: Der versteinerte Araucarienwald von Chemnitz (mit Lichtbildern). Als riesenhaftes Naturdenkmal sind hinter dem König Albert-Museum zu Chemnitz eine Schar verkieselter Baumstämme aufgestellt, die im Laufe der letzten Jahrzehnte und namentlich der letzten Jahre in Hilbersdorf und Umgebung bei Anlass von Neubauten gefunden wurden. Schon ei stiess man in dieser Gegend — es ist ein Vorort von Chemnitz — auf einen fast 4 Meter hohen und 1!/s2 Meter dicken, aufrechtstehenden Stamm und eis ihn nach Dresden, wo er leider beim Brande des Zwingers 1849 zugrunde ging. Ein weiteres Exemplar, 1863 abgedeckt, ziert mitten in der Stadt Chemnitz eine Anlage. Um die Erhaltung der neuesten Funde hat sich der verstorbene Geh. Rat von Orth in Berlin verdient gemacht; ein sinniges Denkmal aus solchen Stämmen ist zu seinen Ehren in Hilbersdorf errichtet. Am und im Museum aber hat dessen betagter Direktor Prof. Dr. J. P, Sterzel eine einzig- artige, geradezu klassische Sammlung dieser vorweltlichen Pflanzenreste zu- sammengebracht und in wunderbar geschliffenen Stücken ausgestellt. Die Berichte der dortigen naturwissenschaftlichen Gesellschaft enthalten mehrere ren enge darüber aus seiner Feder sind es verkieselte Hölzer von araucarienartigen Bäumen, dann ner (sog. Staar-Steine) mit einem Kern bandförmiger, einander bogig u 5 E. Rübel. umgreifender Gefässbündel, um welchen sich im Querschnitte Blattansätze und in radialen Reihen angeordnete Luftwurzeln buntscheckig angeordnet finden (Familie der Farne). Ferner Medullosen („Sternringe* und „Platten- ringe*), ein Zwischenglied .—n Far und Cycadee, endlich, aber seltener, Reste von F “), Koniferennädelchen (Abietites) und benadelte Zweiglein (W aa = wahrscheinlich zu den Araucarien- Stämmen (Araucarites oder Araucarioxylon) gehörig. Auch das Dresdener Museum, und neulich das Museum be: Nostude in Berlin, haben schöne Zusammenstellungen aus dieser Fundstelle zeologisch gehört die Formation mit den Stämmen dem Rotliegenden der Br: oder Permformation an, d. h. dem obersten’ Palaeozoicum, welches die in die kristallinischen Schiefer des Erzgebirges eingebettete Chemnitzer Mulde bildet. Das die Objekte einschliessende Material ist ein rötlicher, unregelmässig zerklüfteter, ziemlich horizontal gebankter Porphyr- tuff, also vulkanische Asche, in welchem (zwischen oberm und unterm Porphyr- tuff) eine 6-10 Meter dicke, ergossene Quarzporphyrdecke eingelagert ist. Der ganze Komplex hat gegen 150 m Mächtigkeit, ruht auf 50—100 m Sandsteinen und Mergeln derselben Zeitepoche (mittleres Rotliegendes) und wird meist von modernen Alluvionen direkt überdeckt oder tritt offen zutage. Der Tuff hat das Baumaterial für ganz Chemnitz geliefert und wurde in etwa 35 ausgedehnten Steinbrüchen ausgebeutet, von denen jedoch heute nur noch wenige und meist nur zur Gewinnung von Strassenschotter oder Material für an in Betrieb sind. Aus diesen Tuffen muss n— chemische: Umsetzungen und Lösungen die Kieselsäure frei geworden sein, welche die Hölzer infiltrierte. Bis in die kleinsten Einzelheiten des m mikroskopischen Bildes ist die Zell- struktur in kristallisierter Quarzsubstanz wundervoll treu erhalten. Unter dem Polarisationsinstrument zeigen sich sowohl Wände als ehemalige | Lichträume der Zellen aus winzigen Quarzkristallindividuen zusammengesetzt. Im parallelen Lichte sind die Schliffe mit lebenden Hölzern der verwandten Ge- wächse direkt vergleichbar, bei Araucarioxylon von jetzigem Araucarienholz kaum zu unterscheiden. Bei gekreuzten Nicols dagegen wähnt man einen äusserst feinkörnigen Quarzit zu sehen, dessen ursprünglicher pflanzlicher Zellenbau sich kaum mehr erraten lässt: das Einschieben des Analysators ge- währt eine gewaltige Überraschung: Sterzel vermutet, dass die Verkieselung noch an den lebenden Stämmen begonnen habe, weil die Rindenteile meist fehlen, aber doch im umgebenden Tuff ein Form-Negativ hinterlassen haben, während die Holzpartien und das eg meist PERERENGE verkieselt sind. Demnach wären die Bäume an einer Kia Isäure abgestorben. Dafür spräche auch, au manche Stammstücke. noch stehend aufgefunden wurden oder in tonnen- förmigen, der Reihe nach aneinander passenden Stücken (bis zu 22 Meter Gesamtlänge des grössten Exemplares — ein 17 Meter hoher Strunk steht am Museum aufgemauert). Demgegenüber scheint es rätselhaft, wieso gerade die Holzpartien, die doch schon an der lebenden Pflanze quasi tot sind, Kiesel- wer iz aufgesaugt haben sollen. er Vortrag wurde unterstützt durch Vorführung von geologischer Karte und Profil, sowie durch die Vorweisung zahlreicher Original-Zeichnungen und "Photographien in Projektion: Aufnahmen der Chemnitzer Porphyrtuffbrüche ‚des Orth-Denkmals, des Araucarienwaldes beim Museum und zahlreicher Stamm- er < Me ee Sitzung vom 26. Januar 1914. II querschnitte aus der Privatsammlung des Herrn Zacharias in Dresden; Dünn- ähnlicher Fundstellen (Arizona, Cairo, Argentinische Pampas) aus jüngeren Formationen und zum. Vergleiche auch heute lebende Araucarien herangezogen, um von jener merkwürdigen Chemnitzer Dyas-Landschaft eine lebhafte Vor- stellung zu erwecken (Autoreferat.) = „Norsizonde verdankte die interessanten, anschaulichen Deere aufs bes Der Sekretär: Dr. E. Protokoll der Sitzung vom 26. Januar 1914, abends 8 Uhr, auf Zimmerleuten. Vorsitzender: E. Huber-Stockar. Anwesend 46 Personen. Traktanden: 1. Herr Dr. J. Machwürth, Professor an der Zahnarztschule der Universität, ar 1904 Mitglied unserer Gesellschaft, ist gestorben. Die Anwesenden er- heben sich zu Ehren des Verstorbenen. Das Protokoll der letzten Sitzung wird genehmigt und dem Autoreferenten und Sekretär verdankt. 3. Vortrag des Herrn Prof. Dr. W. Kummer: D Physikalisch interessante Nebenerscheinungen in elektrischen Starkstromanlagen Die in Betracht fallenden elektromagnetischen Ausgleichungsvorgänge, hervorgerufen entweder durch Betriebsmassnahmen (Schalter-Operationen u. dgl. oder durch äussere, insbesondere atmosphärische Einflüsse bilden für den Betrieb der elektrischen Starkstromanlagen schwere Amp eh una sie führen zu den sogen. „Überspannungen“ und „Überströmen“. Solche sind am gefährlichsten, wenn ihre Ausbreitung ungehindert, beie durch Leitungs- widerstand und Stromableitung an Erde kaum dämpfend beeinflusst, vor sich geht. Unter den Verhältnissen, wie sie bei Freileitungen mit weniger als etwa 1000 km Länge, bei Kabeln mit weniger als etwa 100 km Länge, als normale gelten müssen, kann die Wanderung solcher elektromagnetischer Ausgleichungs- Analogon zur elektrischen „Überspannung“ bildet. Für diese hydraulischen Verhältnisse ist die Theorie der unverzerrt fortschreitenden Wellen mit Erfolg 1903 durch den Ingenieur L. Allievi, Turin, aufgestellt worden. Auf elek- trischem Gebiete lieferte Ingenieur K. W. Wagner, Berlin, 1908, die ent- sprechende Arbeit. In beiden Fällen hat die Ingeusnrwingenschäft von den betreffenden wissenschaftlichen Studien den grössten praktischen Nutzen ziehen IV E. Rübel. können. Die Einführung der Theorie der ünverzernt fortschreitenden Wellen trischen Leitungsbahn, sei es nun für sogen. Schwachströme oder für sogen. Starkströme, beruht auf der Berücksichtigung aller drei Leitungskonstanten: Widerstand r, Selbstinduktion / und Kapazität c (allenfalls auch noch der sogen. „Ableitung an Erde“); charakterische Fälle, wo nur eine bezw. uns zwei dieser Kon = zur praktischen Vorausberechnung der Arbeitsweise elektrischer n oder Anlageteile gedient haben, bestanden bisher für 7 allein (Gleich- ieemkbehnik) l allein (verlustloser Wechselstrom - Niederspannungs - Apparat), c allein (Isolationstechnik), z und Z (Wechselstrom-Niederspannungs-Leitung), sowie rund c (Telegraphenleitung); die Theorie der unverzerrt fortschreitenden Wellen fügt nun hinzu s“ Kombination von / und c, die den schon erwähnten „Wellenwiderstand“ liefer Der Vortrag aneee auch die Besprechung weiterer etwa vorkommender Nebenerscheinungen in elektrischen ee denen aber eine ge- ringere prinzipielle Bedeutung zukommt. An Hand zahlreicher Photographien wurden schliesslich die seitens der rec Elektrizitätsfirmen gebauten Schutz- apparate gegen Überströme und Überspannungen beschrieben "Ahtoreleraks ® e Diskussion wurde von Herrn Prof. Heim, dem Vorsitzenden und dem Vortragenden benutzt. Der Vorsitzende verdankt den Vortrag aufs beste. 1 . Als Mitglieder sind aufgenommen worden Herr Dr. Franz Fritz, Der Bere 151, Zürich 7, empfohlen von Herrn Prof. Schröter DER ee RAR Ingenieur, Bergstrasse, Stäfa, empfohlen von rrn Ingenieur K. Täuber . Der Aallige Mikiiederbeittag Katin in der nächsten Sitzung oder ee ; auf unserer Bibliothek an Herrn Abwart Koch bezahlt werden or Protokoll der Sitzung vom 9. Februar 1914, abends 8 Uhr, auf Zimmerleuten. Vorsitzender: E. Huber-Stockar. Anwesend 110 Personen. Traktanden: 1 2 Protokoll a letzten Sitzung wird genehmigt und dem Autoreferenten d Sekretär v Der Bose h isenieng Vera für Luftschiffahrt in Zürich ladet die Mit- a des von ihm veranstalteten öffentlichen Vortrages des Herrn Prof. Bammler aus Berlin, eines der bekanntesten deutschen Meteorologen und Aeronauten, über: Die Wolkenwelt des Luftfahrers (mit en und Versuchen) auf Freitag den 13. Februar 1914, abends 8%, Uhr, 1 Zunfthaus zur Schmidstube. 3. Vortrag des Herrn Prof. Dr. Einstein: Zur Theorie der Gravitation. Seitdem die Überlegenheit der Maxwell’schen Theorie der elektromag- netischen Erscheinungen über die früheren Fernwirkungstheorien von Physikern erkannt ist, musste auch die gig durchdringen, dass dus ; Sitzung vom 9. Februar 1914. Vv Newton’sche Gravitationsgesetz in der Auffassung der Gravitationserscheinungen nur einen ersten Schritt bedeute. Es ist kaum die Auffassung abzulehnen, dass wir in der Gravitationstheorie so wenig weit vorgeschritten sind wie die Phy- siker des 18. Jahrhunderts in der Theorie der Elektrizität, als sie nur. das Coulomb’sche Gesetz kannten. Diese Erkenntnis stellt uns vor die Aufgabe, die Theorie der Gravitation so zu vervollständigen, dass sie auch die rasch veränderlichen Vorgänge un die raum-zeitliche Ausbreitung der Gravitationswirkungen umfasst. Die Lösung dieser Aufgabe schien zunächst wegen der durch die Vielheit der Möglichkeiten gegebenen Willkür hoffnungslos. Seitdem wir jedoch aus der Relativitätstheorie ia dass die Zeit in den Naturgesetzen in wesentlich gleicher Weise auf- tritt wie die Raumkoordinaten, sind wir der Lösung des angedeuteten Pro- blems näher gerückt. Die theoretische Marschroute ist uns nahezu vollständig gegeben, wenn wir die allgemeine Gültigkeit eines fundamentalen Erfahrungs- gesetzes voraussetzen, nämlich des AR von der Übereinstimmung der trägen und schweren Masse der Kör Seit Galilei wissen wir, dass die Fallbeschleunigung der Körper von deren Material unabhängig ist, welches Gesetz wie folgt ausgesprochen werden kann: Dieselbe charakteristische Konstante eines Körpers, welche dessen Trägheit bestimmt, bestimmt auch dessen Gravitationswirkung. Dieser Satz gewinnt dadurch eine noch fundamentalere Bedeutung, dass nach der Relativitätstheorie eine allgemeine Beziehung zwischen träger Masse und Energie eines Körpers besteht. Energie, Trägheit und Schwere eines Körpers werden so aufeinander zurückgeführt. Die zwischen Trägheit und Schwere bestehende Gleichheit wurde vor etwa 20 Jahren durch Eötvos mit solcher Genauigkeit experimentell erwiesen, dass relative Abweichungen der Schwere- und der Trägheitskonstante voneinander von der Grössenordnung 10°” ausgeschlossen sind. Es ist gelungen, zwei Theorien aufzustellen, welche den bisher an- gedeuteten Forderungen gerecht werden, alas von ee und die- jenige von Einstein-Grossmann. Die erstere dieser Theorien ist die einfachere und die vom Standpunkte der ursprünglichen Alabsiliterhechie näher liegende; sie hält nämlich an der fundamentalen Voraussetzung der letzteren fest, dass raum-zeitliche Bezugssysteme derart wählbar sind, dass i Vakuum allenthalben mit der gleichen Geschwindigkeit e ausbreitet (Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit Die Einstein - a Theorie ist komplizierter als die Nord- ström’sche, indem sie das eben genannte Prinzip von der Konstanz der Licht- geschwindigkeit durchbricht und dadurch eine Verallgemeinerung der Re- lativitätstheorie nötig macht. Dafür beseitigt sie eine erkenntnistheoretische Schwäche, welche der Mechanik bisher anhaftete, und die von scharfsinnigen Erkenntnistheoretikern, insbesondere von Ernst Mach längst gefühlt wurde. Das Bewegungsgesetz des materiellen Punktes und damit die ganze Me- chanik, ja die ganze theoretische Physik sind von Galilei und Newton auf den Begriff der Beschleunigung gegründet worden. Eine einfache Analyse zeigt nun, dass die Beschleunigung nur als Relativbeschleunigung gegen andere Körper der Wahrnehmung zugänglich ist, dass wir überhaupt nur eine relative Beschleunigung zu definieren vermögen. Es ist somit bedenklich, dass das Beschleunigung einen Widerstand entgegensetzen, etwas über eine Beschleu- igung an sich (Absolutbeschleunigung nicht Relativbeschleunigung) aussagt. VI - E. Rübel. Die neue Gravitationstheorie vermeidet diese Inkonsequenz; nach ihr erscheint die Trägheit als ein Widerstand gegen Relativbeschleunigung der Körper. Eine Entscheidung zwischen beiden Theorien durch die Erfahrung ist in- sofern möglich, als nach der Einstein-Grossmannschen Theorie, nicht aber nach der Nordström’schen Theorie, das Gravitationsfeld eine Krümmung der Licht- strahlen bewirken muss. Da das einzige Gravitationsfeld, welches eine der Beobachtung zugängliche Strahlenkrümmung liefern soll, dasjenige der Sonne ist, sind für die im August 1914 stattfindende Sonnenfinsternis sorgfältige Vor- bereitungen getroffen: es soll durch photographische Aufnahme der sonnen- nahen Fixsterne festgestellt werden, ob jene Strahlenkrümmung tatsächlich vorhanden ist oder nicht. (Autoreferat.) . der Diskussion beteiligen sich die Herren Prof. Grossmann, Dr. Meyer, Prof. Stodola, Dr. Zermelo, Dr. Schaufelberger. Der Vorsitzende verdankt aufs beste die hochbedeutsamen interessanten Ausführungen. Leider verlässt uns . Prof. Einstein demnächst, um e scheiden, aber wir freuen uns mit ihm der Anerkennungen seiner grossen Leistungen. 4. Als Mitglied ist aufgenommen worden: Herr Benjamin Graeniger, dipl. Ingenieur, Englisch Viertel 45, Zürich 7, ges. 2 empfohlen von Herrn Ingenieur Chem. W.Kla, Der Sekretär: Dr. E. Rübel. Protokoll der Sitzung vom 23. Februar 1914, abends 8 Uhr, > auf Zimmerleuten. an Vorsitzender: E. Huber-Stockar. Anwesend 47 Personen. Traktanden: 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird genehmigt und dem Auto- referenten und Sekretär verdankt. _ 2. Der Vorsitzende empfiehlt den öffentlichen Vortrag von Herrn Dr. 6. Eichhorn in der Tonhalle über Radiotelegraphie (mit Demonstrationen) zum Besuch. 8. Vortrag des Herrn Prof. Dr. Hans Schardt: Die Temperaturverhältnisse im Simplontunnel und das geothermische Simplonprofil. Unter Gebirgskämmen erhebt sich bekanntlich die Innenwärme der Erde gegebenen Tiefe unter Gebirgen berechnen lassen sollten, weshalb er nicht weniger als 15 solcher Formeln kombinierte. Daraus sollte sich für jeden Sitzung vom 23. Februar 1914. vu einzelnen Fall der Wärmekoöffizient berechnen lassen, d. h. die Temperatur- zunahme per Meter Tiefe. Auf das Simplonprofil angewendet, haben die ver- schiedenen Berechnungsmethoden sehr abweichende Werte ergeben; besonders weil Gegner und Befürworter dieses Tunnelprojektes Interesse hatten, entweder zu hohe oder zu tiefe Temperaturen zu finden. So wurden einerseits Maximal- Temperaturen von 38—39°, höchstens 43° vorausgeschen, während Stapff bis 53° voraussah, was im allgemeinen viel zu weit gegriffen erschien, aber doch zu niedrig war, da die höchste Temperatur im Simplontunnel 55° C erreichte. s vorliegende tliermische Simplonprofil, in der Richtung des Tunnels gelegt, ist nach den während der Tunnelarbeiten gemachten Aufnahmen kon- struiert worden und zwar sind diese Aufnahmen nach einem vollständigen Beobachtungsprogramın durchgeführt worden, welches von der geol. Simplon- BORD, (bestehend aus Prof. E. Renevierf, Prof. A. Heim und H.Schardt) im Auftrage der J.-S.-Gesellschaft aufgestellt wurde. Dieses en sah folgende Beobachtungen vor: Im Tunnel: Genaue Felstemperatur-Beobachtungen nächst dem Vortriebe des Richtstollens, in 1,50 m tiefen Bohrlöchern auf der NO-Wand, 1 m über der Sohle, und zwar alle 100 m im ersten Kilometer von jedem Portal an und 200 m in der EU, also er eng An der Oberfläche: B tat an den beiden Tunnelportalen und auf allen Scheitel- und Talpunkten des kopographischen Profils, sowie auf breiteren, flachen Gehängeabdachungen und Terrassen — im ganzen 14 Stationen, dazu eine allwöchentlich beobachtete Station im Simplon- Hospiz zur Bestimmung des Zeitpunktes des Winterminimums in dieser Höhe, Die verwendeten Instrumente und die Beobachtungsmethoden werden vom Vortragenden eingehend beschrieben. weck dieser sehr mühevollen Beobachtungsarbeit war, ein wahrhaft muster- er geothermisches Profil zu schaffen, aus welchem die Einwirkung der verschiedenen störenden Einflüsse auf die Verteilung der Innentemperatur ab- geleitet werden könne. Im Tunnel wurden die Beobachtungen nach der ersten Beobachtung noch etwa 8—10 Tage lang täglich fortgesetzt; an der Oberfläche zur genauen Bestimmung der mittleren Bodentemperatur erstrecken sich die Beobachtungen auf 4—6 Jahre. s vorgewiesene Profil enthält absolut nichts theoretisches — die obachteten, zum Teil en ala allein sind als ausschlissliche rden ie Art Dasselbe lässt erkennen, dass weder die Oberflächentemperaturen die Innentemperaturen des Gebirges Werte aufweisen, welche ausschliesslich von der topographischen Gestalt und von der Leitungsfähigkeit der Gesteins- massen abhängen. Neben diesen allerdings unverkennbaren Einflüssen zeigt sich, dass die verschiedenen Gesteinsarten an und für sich nur wenig die Wärmeverteilung beeinflussen, wohl aber ihre Lage im Gebirge und vor allem die Wasserführung derselben. Die lokalen Einflüsse, wie Schneedecke, Be- e warteten Werten werden an Hand des geologischen Profiles und der erschlos- ‘ senen Wasserzuflüsse erklärt. VII Hans Kronauer. Es ergibt sich hieraus: 3 mittlere Bodentemperatur eines Ortes ist nicht notwendigerweise gleich dir: mittleren Lufttemperatur, wie dies im allgemeinen angenommen. wird. Grundwasserströme können einen Ausfall von mehreren Graden verur- sachen. (Tunnelportal Brig.). 2. Die höchste Temperatur im Gebirgsinnern ist nicht notwendigerweise unter dem Kulminationskamm. Die Lage der Schichten kann eine bedeuten ge Verschiebung verursachen. . Die Wasserführung bildet den vorherrschenden Einfluss auf die Wärme: AR Unter trockenem Gebirge steigt die Wärme sehr hoch; in feuchtem Gebirge weniger. Wo mässige Waserfüifeng auftritt, findet eine entsprechende Abkühlung statt, da das eindringende und wieder ausfliessende Wasser dem Fels Wärme entnimmt. Wo rasch und viel Wasser zutritt, kann der Temperatur- ausfall 20° und mehr ausmachen N e Berechnung der Wärmeverteilung in einem Gebirge kann nur mit annähernder Richtigkeit auf Grund von genauen geologischen und hydrolo- Sr Aufnahmen und Untersuchungen ausgeführt werden. (Autoreferat.) n der Diskussion beteiligen sich die Herren Prof. Heim, E. Huber-Stockar und de Vortragende. Die interessanten Ausführungen werden vom Vorsitzenden aufs beste verdankt. Der Sekretär: Dr. E. Rübel. Bericht des Quästors über die Rechnung der Naturforschenden Gesellschaft für das Jahr 1913. Einnahmen: Zinsen von a i : - . Fr. 4,290. 40 Beiträge der Mitg foder 1,219. Verkauf der Vieriiahrsihrin h 318.80 von Neuj erg. ig ; Beiträge von Behör er; Gerlach ih nn 3200. Summa der nn tlichen Einnahmen . Fr. 15,529. 10 idreserdinich Einnahmen (Schenkungen) . „ 2,500. — ar Total der Einnahmen . Fr. 18,029. 10 Ausgab en: Für Büche i ee Halbe = Büchereibaide ae nes „ das Neuj Ed FE „. die Vieriejahrschri, Winsensch. Teil. „. 4,902. 60 » ‚Sit Kaungsberichte Hesse 2030:20 : r Kat taloge 2.06 en OB ». Miete und Heizung = 85. DB en a „2,814. — * ae Me Verwaltung a e ; " 1,042.73 „ Allerlei en 8 : Total de er ‚ Br 17.923. 31 Bericht des Quästors. IX Gegenüber dem Voranschlag ergibt sich für die ordentlichen Einnahmen ein Mehrbetrag von Fr. 229.10, welcher sich aus ‘verschiedenen kleineren Posten zusammensetzt. Hiezu kommen noch 2 Schenkungen von Mitgliedern der Beapahah, welche ige an dieser Stelle angelegentlich verdankt werden, nämlich: % 2000 mit der Bestimmung: „zur Verminderung des ar ae 500 mit der Bestimmung, dass dieser Betrag dazu dienen sol den ; Ihres ia 1918 je Fr. 100 an den „Eulerfond“ (Eulergesellschaft) Fr zug ns chle der Ausgaben war um Fr. 2500 höher angesetzt worden als Er Voranschlag der Einnahmen. Die wirklichen Ausgaben übertreffen den Voranschlag um Fr. 125.31, und es würde deswegen, wenn keine ausserordent- lichen Einnahmen zu verzeichnen wären, der Rückschlag am Vermögen Fr. 2,396.21 betragen. Ei der ausserordentlichen Einnahmen ergibt sich ein Vorschlag von Fr. 103.7 In bezug auf die le der Ausgaben gegenüber dem NE ist zu bemerken: 1. Die Bücher. Wegen des unregelmässigen Eingangs. der eonnierken Periodica ist ein genauer Voranschlag nicht wohl möglich. 2. Die Vierteljahrsschrift, wissenschaftlicher a ist mit Fr. 1,097.40 unter dem Voranschlag geblieben, dagegen sind die Ausgaben für Kataloge um ca. Fr. 1,000 grösser als der Voranschlag. Es rührt das daher, dass in dem Vor- anschlag wohl das Salär für die Bearbeitung des Zuwachskataloges, II. Teil, aufgenommen war, die Druckkosten für das gesamte Werk dagegen fehlten. Da aber der Zuwachskatalog der Vierteljahrsschrift angegliedert wird, so ist es angezeigt, Vierteljahrsschrift und Katalog zusammenzufassen. Es ergibt sich dann eine Ausgabe von Fr. 6,124.92 gegenüber einem Voranschlag von Kr.6,.200.—. 3. Die allgemeinen Verwaltungskosten sind um ca. Fr. 250 kleiner als der Voranschlag. Es rührt dies hauptsächlich daher, dass die Druckkosten für die Zirkulare, enthaltend die Einladungen und die Protokolle u. a. m. einen weniger hohen Betrag als in den Vorjahren erreichten. as Vermögen der Naturforschenden Gesellschaft betrag Ende 1912 Fr. 76,874.90. Durch den Überschuss des Jahres 1913 ist dasselbe per 31. De- zember 1913 gestiegen auf 76,978.69, von denen nach den statutarischen Be- stimmungen Fr. 70,000 unantastbares Stammkapital sein sollen. Wie das Rech- nungsjahr 1913 abermals gezeigt hat, reichen die der Gesellschaft zur Ver- fügung stehenden ordentlichen Einnahmen bei weitem nicht aus, um die durchaus notwendigen Ausgaben zu decken, und es ist deswegen auch an dieser Stelle wiederum der Wunsch en dass Freunde und Gönner der Gesellschaft finanziell zu Hilfe komm Im Anschluss an die Rechnung möge neh ein Verzeichnis folgen über ri der Naturforschenden Gesellschaft gehörenden erratischen Blöcke. Es sind ies 1. 1 erratischer Block (Speerfindling) in Ringwil-Hinwil. Eigentum der Ge- sellschaft laut Kaufbrief vom 5. Januar 1872. - 2.1 erratischer Block, genannt Röthelstein, bei Oberembrach. Eigentum der Gesellschaft laut Servitutsvertrag vom 22. Juni 1869 und Abtretungs- vertrag vom 29. Dezember 1883. ai . E. Rübel. 8. 1 erratischer Block (Alpenschiefer) bei . a. Zürich). Eigentum der Gesellschaft laut Kaufbrief vom 10. Oktobe 4.1 seen Block in der Wolfsgrube- eg Fe Seheukungeuiniil e vom 3. Juli 1869. 3 reicher Block im Selnau- en Laut Quittung der Bauverwaltung r Stadt Zürich vom 14. Februar 1871. Die auf diese Blöcke Kid Akten, welche die nähern Eigentums- bedingungen und Servituten enthalten, sind bei den Wertschriften der Ge- sellschaft aufbewahrt und daselbst einzusehen. R Voranschlag für das Jahr 1914, Einnahmen: Zinsen von Kapitalien . . : » . ... Fr. 4300. — Beiträge der Mitglieder . z x rem, 1800. Verkauf von Noainhrahlättien a Be 400. — der Vierteljahrsschrift . R 300. — Beiträge von Behörden und Gesellschaften (Reg.-Rat 1500, Stadtrat 1200, Mus.-Ges. 500) ,„ 3,200. — entliche Einnahmen . Fr. 15,500. — Ausserordentliche Tinnahinen (Beitrag des Hochschulvereins). >» ...1,000. — au . Fr. 16,500. — Ausgaben: Für Bücher . er yo Per = Büchereinbände i : : BARS ‚900. — „ das Neujahrsblatt . 5 600. — „ die Vierteljahrsschrift, wisnönseh. Teil. » 6,000. — a E Sitzungsberichte , 600. — „ Katalog A a un 30. — „ Miete er Has : i ; ein, 100. — »„ Besoldungen . i an WANN = een Y drneitumriketen: : 210. 7 „ Allerlei (Eulerfonds 100, Naturschutz 50, Schw. geol. Gesellschaft 10) = 170.— ER - Fr. 17,500. — Zürich, den 10. Mai 1914. Dr. Hans Kronauer. Bericht des Sekretärs über die wissenschaftliche Tätigkeit und den Bestand der vaRFEDIEhahn Gesellschaft 1913/14. besucht waren. Dies bedeutet gegenüber dem stark besuchten n Vorjahr mit, 77 Personen noch eine etwelche Sreigerug ng. Bericht ‘des Sekretärs. xI 1. Prof. Dr. Albert Heim: 'Zur Geologie des schweizerischen Mittellandes. %. Prof. Dr. A. Wolfer: Demonstration des neuen Refraktors und seiner Hülfsapparate. 3. Prof. Dr. J. U. Dürst: Die Vererbung von Missbildungen und Krank- heiten mit besonderer Berücksichtigung eigener Züchtungsversuche (mit Demonstrationen). 4. Dr. Paul Sarasin: Üher die Aufgaben des Weltnaturschutzes, 5. Prof. Dr. Leo Wehrli: Der versteineehe Araucarienwald von Chemnitz (mit Lichtbildern und a 6. Prof. Dr. W. Kummer: Physikalisch Nebenerscheinungen in elektrischen Starkstromanlagen. 7. Prof. Dr. Einstein: Zur Theorie der Gravitatio 8. Prof. Dr. Hans Schardt: Werhderatanirhaikniek im Simplontunnel und das en Simplonprofil (mit Profildemonstration). 9. Dr. E. Rübel: Die internationale pflanzengeographische Exkursion durch ; ee 1913 (mit Lichtbildern). 10. Prof. Dr. A.Werner: Über anorganische Konstitutions- und Konfigurations- fragen. Demonstratio Dr. W. Hess: Räumliche Bilder ohne Sterenskop Vierteljahrsschri Der 58. Jahrgang der Vierteljabrsschrift umfasst 453 und LXVI und 83 Seiten. Im ersten Teil finden sich unter 18 Titeln Abhandlungen, von denen 2 der Botanik (von 6 Verfassern), 5 der Zoologie, 1 der Pharmazie, 4 der Geologie, 3 der Mathematik, 1 der Physik, 1 der Chemie und 1 der Biographie (von 6 Verfassern) angehören. Im zweiten Teil folgen die Sitzungsberichte, die wertvolle Autoreferate enthalten, deren Titel daher von nun an auch im Inhalts- verzeichnis zu finden sind. Darauf kommt der Bibliotheksbericht und das Ver- zeichnis der Mitglieder. Den Beschluss bildet der Zuwächskatalog unserer Bibliothek für die Jahre 1885—1897 eujahrsblatt: Das Neujahrsblatt auf das Jahr 1914, 116. Stück, ist von Professor Dr. 0.Schlaginhaufen geschrieben und trägt den Titel: Die wichtigsten fossilen Reste des Menschengeschlechts, Es enthält 19 Seiten Text und 4 Tafeln Mitgliederbestand: Im . des Jahres sind folgende Herren gestorben . Dr. Eduard Schaer-Vogel, Strassburg, Ehrenmitglied, ö phil: Jakob Hilfiker-Schmid, Ing., Prof. Dr. Joseph Machwürth, . Dr. Friedrich Fassbender. Ausgetreten sind 10 Mitglieder. : Neuaufgenommen wurden seit dem letzten Bericht 24 Mitglieder. Am 31. Dezember 1913-zählte die Gesellschaft 472 Mitglieder, wovon 12 Ehrenmitglieder, 4 Korrespondierende Mitglieder, 397 Ordentliche Mitglieder (309 in Zürich, 88 Zürich 5 9 Auswärtige Mitg Heute sind es 399 para Mitglieder. Zürich, 1. Mai 1914. Der Sekretar: Dr. E. Rübel- Blass. ausserhalb der Stadt Xu „. Hans Schinz. Bericht des Bibliothekars. Die Zahl der Entleiher belief sich im Berichtsjahre auf 117 (1912: 117) mit 1125 Werken (1912: 1876) (ohne die Serien bei den Herren Professoren m. Ernst, ben und Schinz as Lesezimmer im Helmkans wurde durchschnittlich von 12 Personen noir 12) anich besucht. ; zahl der Tauschgesellschaften: a) Schweiz 42; b) Deutschland 110; c) Oesterreich-Ungarn 44; d) Holland-Luxemburg 14; e) Dänemark, Schweden, Norwegen 22; f) Frankreich 41; g) Belgien 10; h) Grossbritannien 36; i) Italien 31; k) Spanien, Portugal 8; I) Russland, Rumänien 25; m) Amerika 107; n) übrige Länder 31. Total 521 (1912: 510). Neu hinzugekommen sind: 1. RAR zur Beförderung der ge- samten Naturwissenschaften zu Marburg in Hessen; 2. Section botanique de la Societ& royale hongroise des Sciences ä Budapest, 3. Mathem. Sektion der Ungar. Akademie der Wissenschaften, Budapest; 4. Dansk botanisk Forening, Kjöbenhavn; 5. Soeiet& Linneenne de la Seine maritime au Havre; 6, Societe - botanique de Lyon; 7. Royal Bötanie Garden, Edinburgh; 8. Archivio di far- macognosia e scienze affın, Roma; 9. Russische seismische Stationen, Obser- vatoire magn6tique et met&orologique d’Irkoutsk ; 10. Societ& d’histoire naturelle de l’Afrique du Nord, Alger; 11. Töhoku Imperial University, Sendai (Japan), Zahl der angeschafften Periodica: a) Akademien, Allgemeines 30; b) Astronomie, Meteorologie 4; c) Botanik 14; d) Geographie, Ethnographie 8; e) Geologie, Petrographie, Mineralogie, Paläontologie 17; f) Mathematik 13. g) Physik, Chemie 12; h) Zoologie 12. Zusammen 110 (1912: 111). Ei; Eingegangen sind: die Jahresberichte über die Fortschritte der Chemie. Als Geschenke sind der Bibliothek zugegangen: 12 Bände Zeitschriften (Fortsetzungen). Band I und folgende der Gesamt- der geschenkten Publikationen finden sich im Bericht des Bibliothekars be- treffend die Bibliothekeingänge im Schlussheft des laufenden Jahrganges unserer r Vierteljahrsschr ift. e Bibliothekverwaltung hat mit Zustimmung des Vorstandes unserer Gesellschuft, gleichsam als Fortsetzung des im Jahre 1911 publizierten alpha- betischen Verzeichnisses der sämtlichen laufenden Periodica und Serienwerke unserer Bibliothek einen Zuwachskatalog für die Jahre 1885 bis 1897, 8 Seiten stark, herausgegeben und, mit besonderer Paginierung versehen, dem kataloges von 1885 unserer Bibliothek bis zum Beginn der Ausgabe der jähr- lichen ee, der Bibliotheken in Zürich. Die Revision der Bibliothek, die eh im Berichtsjahre statt- zufinden te a keinen Anlass zu Bemerkunge 4 Bericht des Bibliothekars, XIH Von den gemeinsamen Zuwachsverzeichnissen der Zürcher Biblio- theken gelangten zur Ausgabe: Jahrgang XVI, 1912, Heft 2—4; XVII, 1913, Heft 1—2. Der Verkehr mit der Museumsgesellschaft, sowie die Mappen- zirkulation wickelten sich ohne Störungen ab. Zürich, 24. Februar 1914. Hans Schinz. Protokoll der Sitzung vom 2. März 1914, - abends 8 Uhr im Hörsaal A des Maschinenlaboratoriums der Eidg. Techn. Hochschule. Vorsitzender i. V.: Dr. E. Rübel. Anwesend 110 Personen. Traktanden: 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird genehmigt. 2. Demonstration des Herrn Dr. W. Hess: Räumliche Bilder ohne Stereoskop. Dem Vortragenden ist es gelungen, Photographien herzustellen, die man räumlich sieht, ohne dass irgendwelche Anwendung von Apparaten notwendig wäre, die immer erst wieder eine Einstellung des Bildes bedingen. Eine eng- gewellte Glasfläche wirkt wie eine Menge Linsen, durch die man das Bild direkt räumlich sieht. Die interessante. Demonstration (es zirkulierten eine grössere Anzalıl räumlicher Bilder) wurde vom Vorsitzenden aufs beste verdankt. 3. Vortrag des Herrn Dr. E. Rübel: Die internationale pflanzengeographische Exkursion durch Amerika 1913. Die internationalen pflanzengeographischen Exkursionen haben ihren Ur- sprung in einer 1908 von Schröter und Rübel geleiteten Exkursion durch die Schweizeralpen. Diese gab Tansley von Cambridge die Anregung zu einem grösseren derartigen Unternehmen, der internationalen pflanzengeographischen Exkursion (I. P. E.) durch die britischen Inseln 1911, welche von grossem Erfolge gekrönt war. Dies veranlasste die Teilnehmer, die Weiterführung dieser Einrichtung zu beschliessen, und sie beauftragten Prof. Dr. H.C. Cowles von Chicago mit der Organisation einer I. P. E. durch Amerika für 1913. 1P.E. gewidmet. Wie nach England wurden nach Amerika eine beschränkte Zahl Pflanzengeographen zur Teilnahme aufgefordert. Prof. Cowles leitete XIV : E. Rübel, die Exkursion unter Assistenz von Dr. Geo. D. Fuller von Chicago’ und. Dr. Geo. E. Nichols von Yale, New Haven, die als Rechnungsführer, Gepäck- chef und offizielle m kegsalen wirkten. Die europäischen Teil- nehmer waren: Dr. H. Brockmann-Jerosch, Zürich, Dr. Marie Brockmann- Jerosch, Zürich, Be Dr. Adolf Engler, Berlin, Dr. Ove Paulsen, Kopenhagen, Dr. E. Rübel, Zürich, Prof. Dr. C. Schröter, Zürich, Prof. Dr. Theo. J. Stomps, Amsterdam, A. G. Tansley, Cambridge, Edith Tansley, Cambridge und Prof. Streiken- die Lokatfähren, so dass wir meist 20—25 älnchrner waren - Wir besuchten die Vereinigten Staaten in ihrer en Ausdehnung und gewannen einen Einblick in deren charakteristische enteo ; Vortrag gab zunächst einen, Überblick über das Klima der Vereinigten Staaten der „unbegrenzten Rücksichtslosigkeiten‘ enorm. Feuer und Axt haben schon den grösseren Teil des Landes verändert. Um Chicago wurden die Klimax-Fallaubwälder studiert, der Buchen-Ahorn- Wald des Ostens und der kontinentalere Eichenwald. Die riesenhaften Dünen des Michigansees, die Cowles besonders eingehend studiert hat, Au eine Sukzession von der spärlich bewachsenen Wanderdüne über den liche Reste der Prärie, d. s. trockene Hartwiesen, sahen wir in Lincoln. Aus- geprägter kontinental er die Great Plains, deren Kurzgrasvegetation (haupt- lichen Aufenthalt in Minnehaha, dem Hauptarbeitsplatz von Prof. Clements, in Augenschein genommen wurden. Durch die Salzsteppen von Salt Lake und die unendlich ausgedehnten Wermutsteppen (Artemisia tridentata) gelangten wir an die ozeanische, AMGBERIChS nordpazifische Küste mit ihren ausgedehnten durchzogen wir im kalifornischen Yosemitetal, einem Trogtal mit merkwürdigen LESSMLEhängen (1000 m hoch); dort sind auch die Wälder mit den Mammut- i San Francisco trifft man den Chaparral, eine mediterrane Macchie, En im es Nebelgebiet. den Rotholzwald. Die eigenartigen Zypressen- bestände und Algenverbände der kalifornischen Riviera beobachteten wir in Catalina Mountains mit ihren -Hartlaubwäldern bestiegen. Einen Aue ER ll DDDIDDIDDEIDEN UT EEE LET TTTTTTTETTTTITTTTTTTLTTTTET TIER IITEHTTTTETITEITTUITT1111117777 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in EERENBTRRITRITGRR —.. Zürich. NUDRERGENRHTREATREATRAUNEERTIORORRRRRRFIETERRRDTHIESTD Unter Mitwirkung der Herren Prof. Dr. A. HEIM und Prof. Dr. €. SCHRÖTER BULLET herausgegeben von Prof. Dr. HANS SCHINZ Direktor des Botanischen Gartens und Museums der Universität Zürich, Neunundfünfzigster Jahrgang. 1914. Drittes und viertes Heft, ® Ausgegeben am 31. Dezember 1914. Zürich, in Kommission bei Beer & Co. 1914. Inhalt. Johannes Bär. Die Flora des Val Onsernone (Bezirk Locarno, Kt. Tessin). Floristische und re nn che a (Mitteilungen aus dem ‚„ LXIX. Seite botanischen Museum der Universität Züri 323 Ausgegeben als ah etabänek am 31. ne 1914. F. Rudio und C. Schröter, Pa zur schweizerischen Kulturgeschichte. 8. Die a nn ng) 564 39. Nekrologe: Hei De Emil Cherbuliez, RE Her mann, Ulrich Kehle. Arnold re Edmund Rose, Emil aa Schumacher 565 Ausgegeben als Göperalähdruik am 31. ee 1914. “ ®. Bübel. Sitzungsberichte von 1914 (Schluss) en xV Hans Schinz. Bibliothekbericht von 1914 oe .. . XXX Verzeichnis der Mitglieder der Naturforsch. Gesellschaft in \ Zürich LI NB. Die Separatabdrücke sind nicht im Buchhandel zu haben. Mitteilungen aus dem botanischen Museum der Universität Zürich, (LXIX.) Die Flora des Val Onsernone (Bezirk Locarno, Kt. Tessin), Floristische und pflanzengeographische Studie. Von JOHANNES Bär. (Als Manuskript eingegangen am 28. Sept. 1914.) Einleitung. Vorliegende Arbeit wurde in den Jahren 1905—1914 auf An- regung meines hochverehrten Lehrers Herrn Prof. Dr. Hans Schinz im botanischen Museum der Universität Zürich ausgeführt, und be- nütze ich gerne die Gelegenheit, meinem um die schweizerische Flo- ristik hochverdienten Lehrer für die tatkräftige Unterstützung, die er von Anbeginn an meiner Arbeit angedeihen liess, an dieser Stelle den herzlichsten Dank auszusprechen. Die zur Ausführung der Arbeit nötigen Exkursionen ae ich in den ersten Jahren in den mir als Assistent am botanischen Museum der Universität ermöglichten Ferien, die allerdings für diesen Zweck leider etwas kurz bemessen waren, mir aber von meinem Chef, Herrn Prof. Dr. Hans Schinz, in zuvorkommendster Weise verlängert wurden. Auch ermöglichte mir Herr Prof. Schinz, ie Exkursionen durch Verlegung der Ferien auf verschiedene Jahreszeiten doch zu einem mehr oder weniger geschlossenen Zyklus zusammenschliessen zu lassen, so dass es trotzdem, wie ich glaube, ermöglicht wurde, ein umfassendes Bild der Flora des Onsernone zu den verschiedenen Jahreszeiten zu gewinnen. Die Bereisung des Exkursionsgebietes wurde mir ferner wesentlich rn durch finanzielle Unterstützung seitens des botanischen Museums, dem dieselbe ermöglicht wurde durch einen namhaften Beitrag des tit. zürcherischen Hochschulvereins; auch diese Förderung meiner Arbeit sei hier bestens verdankt. — Nachdem ich im August 1908 die Assistentenstelle am botanischen Museum aufgegeben hatte, ver- Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 15 294 Johannes Bär. wendete ich die Zeit der akademischen Ferien bis Aufang November 1908, d.h. bis zum Eintritt der ersten Fröste im Gebiete, zur Ver- vollständigung der schon gesammelten Belege und im Frühjahr und Sommer 1909 ermöglichten mir ebenfalls zwei längere Aufenthalte im Gebiete, die noch vorhandenen Lücken auszufüllen. Die Bestimmung und Sichtung des gesammelten Materials ge- schah in der Zwischenzeit grösstenteils im botanischen Museum der Universität Zürich, und durch gütige Vermittlung von Herrn Prof. Schinz war es mir ermöglicht, kritische Genera durch anerkannte Autoritäten bestimmen, resp. revidieren zu lassen. So bestimmte Herr Oberlehrer W. Becker, Ostrau-Filehne (Posen), einige Vertreter der Gattung Viola; Herr Rektor Dr. Rob. Keller in Winterthur die Gattungen Rosa und Rubus; Herr Prof. Dr. J. Murr, Feldkirch, einige Chenopodien; Herr Prof. Dr. M. Rikli, Zürich, einen . Teil der gesammelten Erigeron; Herr Dr. R. Schulz, Geisenheim, den grössten Teil der gesammelten Exemplare von Phyteuma; Herr Prof. Dr. Hans Schinz revidierte die gesammelten Rhinanthus und Euphrasia; Herr Reallehrer H. Zahn, Karlsruhe, die sehr zahlreichen Hieracien. Die gesammelten Moose bestimmte zum kleinern Teil Herr Max Lande, Berlin, den grössten Teil aber Herr Sekundarlehrer Weber in Männedorf. Sodann war mir häufig auch Herr Dr. A. Thellung, Zürich, bei der Bestimmung kritischer Pflanzen behülflich, und Herr Dr. G. Schellenberg, seinerzeit Assistent am bot. Museum Zürich, unter- stützte mich bei der Bestimmung einiger Moose und der gesammelten Flechten, die ich im Kryptogamenherbar des botanischen Museums ausführte. Herr Direktor Dr. J. Maurer stellte mir zur Ausführung des klimatologischen Überblickes in zuvorkommender Weise die Biblio- thek der Schweizerischen meteorologischen Zentralanstalt zur Ver- fügung. Den genannten Herren sei hier an dieser Stelle für ihre wert- volle Mithilfe mein verbindlichster Dank ausgesprochen. Insbesondere möchte ich aber Herrn Prof. Dr. Hans Schinz für die Benützung der Sammlungen und der Bibliothek des botanischen Museums der Uni- versität Zürich, sowie für die rege Anteilnahme an der ganzen Arbeit nochmals meinen tiefgefühlten Dank aussprechen. Bei meiner Arbeit im Gebiete wurde ich von der einheimischen Bevölkerung des Tales in zuvorkommender Weise unterstützt durch Beiträge der verschiedensten Art, sowie namentlich auch durch gute Wegleitung auf den Exkursionen, die in dem wildromantischen Tale nicht zu verachten ist, da häufig ein Abkommen vom Wege mit grossen Gefahren oder wenigstens enormem Zeitverlust verbunden war. Auch Die Flora des Val Onsernone. 2 betreffend Unterkunft kann ich den Bewohnern des Tales nur das beste Zeugnis ausstellen. Ihre Gastfreundschaft kennt keine Grenzen und wenn auch auf den Alpen oft nur Milch und frischer Käse zu erhalten ist, so tun sie eben doch ihr Möglichstes, um dem Fremd- ling behülflich zu sein. Insbesondere bin ich der Familie Terribilini in Crana, wo ich während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes mein Standquartier aufgeschlagen hatte, zu herzlichem Danke verpflichtet für die gute Unterkunft, die ich zu den denkbar billigsten Preisen erhalten konnte. I. Kapitel. Geographischer Überblick. Das Val Onsernone liegt im tessinischen Bezirk Locarno und bildet in seinem schweizerischen Teil in der Hauptsache den Kreis Onsernone desselben. Im Süden grenzt es an den Kreis Melezza des gleichen Bezirkes, im Westen an Italien, im Norden an den Bezirk Valle Maggia, und zwar an dessen Kreis Rovana mit den Gemeinden Cimalmotto, Campo und Cerentino, im Osten ebenfalls an den Be- zirk Valle Maggia, und zwar an den Kreis Maggia mit den Gemein- den Riveo,.Someo, Lodano, Moghegno und Aurigeno. Die Grenze des Kreises Onsernone ist in der Hauptsache eine natürliche, und zwar im grossen Ganzen durch die Wasserscheide gegebene. Nur im hintern Teile des Tales bildet die Grenze eine quer durch das Tal verlaufende künstlich gezogene Linie, und auf dem südlichen Grenzkamm gegen das Centovalli greift letzteres teil- weise über die Wasserscheide in das Einzugsgebiet des Onsernone hinüber. Bei der Abgrenzung des Gebietes für die vorliegende Arbeit habe ich mich dagegen streng an die Wasserscheide gehalten, mit Ausnahme des hintern, zu Italien gehörigen Teiles der südlichen Tal- hälfte, in dem ich nur einige Rekognoszierungstouren ausgeführt habe. Im untersten Teile des Tales sind daher zu dem Areal des politischen Kreises Onsernone noch kleinere Teile des Kreises Melezza mit ein- bezogen worden, und zwar sind es die zum Einzugsgebiete des Onser- none gehörigen Teile der Gemeinden Intragna und Cavigliano. Wo es mir darauf ankam, das Verbreitungsgebiet gewisser Arten ein- gehender zu studieren, habe ich auch verschiedene Exkursionen in den Nachbargebieten des Val d’Aurigeno, Val di Lodano und Val di Campo unternommen. Da also das Gebiet im grossen Ganzen durch die Wasserscheide umgrenzt wird, finde ich es angezeigt, den Verlauf derselben noch 2326 Johannes Bär, etwas genauer zu umschreiben. Wir gehen am besten von Cavig- liano aus und sehen, dass sich die Wasserscheide am südlichen Ab- hang des Salmone bis zu seiner Spitze (1563 m) hinaufzieht. Dann verläuft sie auf dem Kamme zwischen Onsernone und Valle Maggia über Forcola, Liguncio, Garina, Volignasco zum Pigno, dann auf dem Grat desselben zur Cima di Tramone (2024 m, auf der Siegfriedkarte unbenannt), senkt sich zur Forcola di Medone und steigt von hier wieder zum Pizzo Pelose oder Monte di Loco (2067 m); von hier zieht sie sich über den Grat zwischen der zum Val di Lodano gehörenden Alpe di Confeda und der onsernonischen kleinen Alp Colla zum Pizzo della Bassa (2025 m), hierauf steigt sie zum Gipfel des Pizzo Grama- lena (2320 m) auf, um sodann längs des Grates desselben über die Cremalina zum Passo della Molinera (2159 m) abzusinken. Sodann erhebt sie sich wieder zum Pizzo Molinera (2295 m) und zur Cimetta di Cattogno (2403 m, auf der Siegfriedkarte unbenannt), über den schroffen Grat des Rosso di Ribbia (2548 m), senkt sich dann über den Pizzo Costone (2509 m) zum Passo di Pianaccio (2184 m), überschreitet den Gipfel der Corlonga (2380 m) und fällt dann zur Boechetta di Porca- reccio (1958 m) ab. Hier folgt die Gebietsgrenze nicht genau der Wasser- scheide, indem die in der Mulde von Cavegna liegenden Kartreppen- seen ihr Wasser eigentlich der Rovana zusenden, allein die Weiden dieser Mulde werden noch von der Alp Porcareccio aus befahren. Von hier aus zieht sich die Wasserscheide auf dem Grat zwischen Cavegna und Alpe Sfille zum Pizzo Porcareceio (2470 m) und von hier, zugleich die Landesgrenze gegen Italien, zum Pizzo Medaro (2551 m); von hier geht die Landesgrenze über die Bocchetta di Medaro (2208 m), Goletta d’Amde (2266 m) und den unwegsamen Grat des Poncione del Rosso (2204 resp. 2211 m) zur aussichtsreichen Bocca dei Molini (2195 m). Die Wasserscheide dagegen geht auf italienischem Gebiet vom Pizzo Medaro aus über den Pizzo del Fornale (2491 m) und Punta di Pezza Comune zum Passo di Campo Latte und Passo della Forcola zum mächtigen Felsmassiv der Pioda di Crana (2481 m) und von hier über den Passo di Fontanalba zur imposanten Felspyramide des Pizzo Roggia (2289 m), dann über die Schegge di Moino (2157 m), Bocchetta di Moino und Boechetta del Sassone zur Cima del Sassone (2086 m), über die Bocchetta di $. Antonio und die Alpen Caneto, Cortaccio und Olgia zu der wieder auf Schweizergebiet gelegenen Alp Ruscada. 3 Die Landesgrenze hingegen durchsetzt von der Bocea dei Molini das Tal in schräger Richtung auf die Bagni di Craveccia, folgt dann eine Strecke weit dem Hauptfluss und verläuft im Val del Corno bis Die Flora des Val Onsernone. 227 zur Alp Ruscada. Durch diese künstliche Grenze wird einer der schönsten Teile des Tales, namentlich auch durch seine ausgedehnten Wälder wertvoll, von der Schweiz abgetrennt und Italien zugewiesen, für das er infolge der sehr ungünstigen Abfuhrverhältnisse weitaus geringeren Wert besitzt. Im weitern Verlauf fallen nun die Gebietsgrenze und die Wasser- scheide wieder grösstenteils zusammen, und zwar gehen sie von der Alp Ruscada (1680 m) über den Pizzo Ruscada (2008 m), von hier über Corte Nuovo (1641 m) und Mattarucco (1647 m, Name fehlt auf der Siegfriedkarte) zum Pizzo Pianaccio (1508 m) und zum sumpfigen Sattel von Segna, dessen Wasser zu beiden Seiten abfliesst, also eigentlich eine sehr undeutliche Scheide bildet zwischen Onsernone einerseits und Melezza anderseits. Von hier würde die Wasserscheide zum Gipfel des Aula (1420 m), von hier nach Calascio und Cribel, sodann über den Weiler Cremaso und den steilen Abhang von Pila nach Intragna verlaufen, während die Grenze des Kreises Onsernone, wie schon beiläufig erwähnt, nicht genau der Wasserscheide folgt, sondern von Segna weg nördlich davon sich über Calascio durch das Val Scherpia an den Onsernone hinabzieht, demselben eine Strecke weit flussaufwärts folgt und dann auf der linken Seite des Onsernone - durch die kleine Valle di Fabro zum südlichen Gipfel des Salmone (Punkt 1429) aufsteigt. Das dermassen von der Wasserscheide umschriebene Einzugs- gebiet des Onsernone hat in seinem ganzen Umfange einen unge- fähren Flächeninhalt von 150 km?, nach Abmessung auf der Siegfried- karte. Davon entfallen auf das italienische Gebiet zirka 37 km’, so dass der Anteil des schweizerischen Gebietes, mit dem wir uns in der Folge hauptsächlich beschäftigen werden, einen Flächeninhalt von annähernd 113 km? einnimmt. Das schweizerische Onsernone hat ungefähr die Gestalt eines unregelmässigen Sechseckes, dessen Ecken etwa bei Cavigliano, auf dem Pizzo di Rucada, Pizzo Porcareccio, Cimetta ob Alp Cattogno (Punkt 2403 der Siegfriedkarte, ohne Namen), Pizzo Gramalena und Liguncio ob Campo bei Loco anzunehmen wären. Noch einfacher wird die Form, wenn wir die Punkte Pizzo Poreareccio, Cimetta, Pizzo Gramalena, Liguncio und Cavigliano durch einen ungefähren Kreisbogen verbinden, dessen Zentrum wir auf dem Pizzo di Ruscada annehmen. Dann erhalten wir einen Kreissektor von ca. 185° Zentralwinkel. nn Die grösste Längenerstreckung des Gebietes ist, in Luftlinie auf der Siegfriedkarte abgemessen, etwas über 20 km vom Pizzo Por- careccio bis zur Abzweigung der Onsernonestrasse oberhalb Cavigliano. 3238 Johannes Bär. Die grösste Breite beträgt ebenfalls in Luftlinie ca. 10,5 km vom Gipfel des Pizzo di Ruscada bis zum Gipfel der Cimetta di Cattogno. Die betreffenden Distanzen sind infolge der reichen Gliederung des Gebietes und den beträchtlichen Höhendifferenzen natürlich bedeutend grösser, was mich auch veranlasste, den italienischen Teil des Ge- bietes mehr oder weniger unberücksichtigt zu lassen. Orographische Gliederung des Gebietes. Wir können im Onsernone drei Hauptgebirgsketten unterscheiden, eine nördliche, eine mittlere und eine südliche. Die erstere, bei Cavigliano ziemlich unvermittelt aus dem Pede- i monte aufsteigende, ist die ausgedehnteste und trägt auch die grössten Massenerhebungen des Gebietes, wenn auch die Gipfelhöhe von einem der mittleren Kette angehörigen Gipfel, dem Pizzo Medaro (2551 m) noch um 3 m übertroffen wird. Die wichtigsten Erhebungen der’ nördlichen Kette sind eigentlich schon bei der Skizzierung der Wasserscheide genannt worden, ich will sie jedoch der Vollständigkeit halber hier noch einmal anführen. . Der Salmone, ein bekannter Aussichtsberg, besteht aus einer grössern Zahl von Teilgipfeln, die aber keine besondern Namen tragen und durch flache Senkungen verbunden sind, die, wenn sie nicht unter Wasserarmut zu leiden hätten, prächtige Weiden liefern könnten. Jetzt aber findet sich auf dem Salmonegipfel zum Grossteil eine magere Callunaheide und nur an wenigen Stellen tritt der nackte Fels zutage. Der höchste Punkt des Salmone liegt 1563 m über Meer und ist durch eine sozusagen ebene Fläche mit dem 1541 m hohen nördlichen Gipfel verbunden. Unterhalb des Gipfels finden sich ausgedehnte Heuberge, Bedea und Cortone, zum Teil mit Buschweiden und Birkenwäldern ab- wechselnd, von denen die Maiensässe Bolla und Calagno vollständig umgeben sind. Von Punkt 1541 zieht sich ein schmaler, aber leicht gangbarer Grat durch Wälder über Forcola, Liguncio bis Garina, WO wir auf der breiten, fruchtbaren Passhöhe von Campo mit saftigen Mähwiesen angelangt sind, auf deren Entstehung wir im geologischen Abschnitt dann noch näher einzutreten haben. Der Abfluss dieser prächtigen Mulde, der Riale dei Mulini, hat zwischen dem Salmone und der Fortsetzung der Kette gewissermassen eine Seitenkette heraus- modelliert, die vom Colmo ob Loco (1008 m) sich über Sella, All’ Ero, Sassello, Pigno (1665 m) zur Cima di Tramone (2024 m) erhebt, und einen auf der Höhe mit Graswuchs bedeckten, an den Flanken be- waldeten, wenig gegliederten Rücken darstellt. Von hier geht die Die Flora des Val Onsernone. 229 Hauptkette über die flache Senke von Medone zum Pizzo Pelose (2067 m), einer dreiseitigen Pyramide mit prächtiger Rundsicht. Auf Ost- und Westabhang desselben finden sich ausgedehnte Grashalden und Wildheuplanken, während die Nordseite bis zur flachen Alp Tramone einen felsigen Steilabsturz darstellt. Vom Pizzo Pelose südwärts zweigt sich wieder eine reich ge- gliederte, unwegsame Seitenkette ab, deren Hauptgipfel, wenn auch nicht der höchste Punkt, den Namen Pizzo della Croce (1827 m) führt. Er senkt sich mit einem imposanten Steilabsturz zwischen Mosogno und Berzona zur Talsohle ab und trägt westlich eine Seitenkette, die sich über die Forcola mit mehreren Gipfeln bis über Russo er- streckt, wo sie mit dem mächtigen Rundhöcker der Teste endet. Die Hauptkette setzt sich vom westlichen Flügel des Pizzo Pelose in einem schmalen Grat fort bis zum Pizzo della Bassa (2027 m) über der Alp gleichen Namens und von hier zum mächtigen Massiv des Pizzo Gramalena (2320 m). Auf der Südseite steigen ausge- dehnte Weiden bis zum Gipfel an, hie und da durch schwer gang- bare Plattenhalden unterbrochen, der Gipfel dagegen besteht aus einem langen, schwer begehbaren, wenn auch ungefährlichen Grat, der auf der Nordseite in einem steilen Felsabsturz zum Val Soladino abfällt. Vom Westgrate des Pizzo Gramalena führt die Kette über den Passo della Cremalina zwischen der Alpe Rodano und Alpe Al- zasca zu der 2170 m hohen Cremalina, von der südlich wieder eine Seitenkette abzweigt, die Cima di Remiasco, ein langer Rücken, dessen . Endgipfel unter dem Namen Pianchina sich malerisch über Vergeletto erhebt und immer noch die beträchtliche Höhe von 2034 m zeigt. Von der Cremalina führt uns eine wundervolle, wenn auch etwas be- schwerliche Gratwanderung hoch über dem prächtigen Lago d’Alzasca nach dem ebenfalls nach Alzasca führenden Passo Molinera (oder Passo Rocchetto) (2059 m) östlich vom 2295 m hohen Gipfel gleichen Namens. Nachdem der westliche Grat desselben sich zu einem ca. 2150 m hohen Sattel erniedrigt hat, steigt er wieder beträchtlich an und wir ge- langen in die höchste Massenerhebung der Kette, das Gebiet des Rosso di Ribbia. Derselbe besteht aus einer grössern Zahl von Gipfeln, die aber auf der Siegfriedkarte nur zum Teil benannt und oft nicht einmal mit Höhenquoten versehen sind. Auch finden sich hier auf der Karte verschiedene Unregelmässigkeiten. Der östliche Gipfel des Massivs ist die leicht zu ersteigende Pianca del Rodan oder Cimetta di Cattogno ob der Alp gleichen Namens (2403 m, auf der Siegfriedkarte unbenannt). Dann folgen auf dem Grat zwei ca. 2450 m hohe Gipfel, „I Gemelli“, die durch eine scharfe, tiefe Scharte von einander getrennt sind (ungefähr ob „dem Namen Fornale). Mit dem 230 Johannes Bär. Namen „Fornale“ werden im Sprachgebrauch des Onserno mehrmals kartreppenartige, wellige Bergabhänge mit zahlreichen Sümpfchen und Quellgebieten bezeichnet, die zur Winterszeit eine sehr reich- liche Schneebedeckung haben und sich von den Firnfeldern nur da- durch unterscheiden, dass sie eben im Sommer schneefrei werden, und zwar keine Gletscher, wohl aber durch ihr Wasser zahlreiche Bäche liefern, die für die betreffenden Alpen in vielen Fällen von grosser Bedeutung sind. - So liefert das Fornale di Cattogno die Hauptwasser- masse des Val Fiumegna, welches den bedeutendsten Zufluss zum Onsernone leitet. ehren wir nach dieser Abschweifung wieder zu unserm Berg- kamme zurück, so finden wir einen weitern Gipfel in der mit 2464 m quotierten Erhebung, die ebenfalls unbenannt ist und den Namen Colmetta führt. Zum Unterschied von der einer Seitenkette ange- hörenden Colmetta d’Albezona wollen wir diesen Gipfel Colmetta di Ribbia nennen. Als Bocchetta di Ribbia bezeichnen die Einwohner den mit 2367 m quotierten schmalen Sattel im Kamme; links davon steht auf einem vorspringenden Felskopf das mit 2331 m quotierte trigonometrische Signal „Croce‘. Nehmen wir an, dass diese Höhen- quote richtig sei, so kann die Höhenangabe für die Bocchetta di Ribbia unmöglich richtig sein, denn der Höhenunterschied zwischen diesen beideri Punkten beträgt nicht bloss ca. 30, sondern ungefähr 100 m. Von der Croce geht südostwärts ein breiter Rücken bis zu Punkt 2246, der die Wasserscheide zwischen Val de Ribbia und Val Fiu- megna bildet. Bei genanntem Punkte verengt er sich plötzlich und erhebt sich zu dem 2320 m hohen, kühn gegliederten Salariel, dessen flacher Gipfel beiderseits von Steilgehängen eingerahmt wird und sich in seinem südöstlichen Abfall zur Alpe Albezona erweitert, die gegen das Val Fiumegna auf der Nordseite von der schon erwähnten Col- metta d’Albezona abgeschlossen wird. Der nördliche Grat des Salariel wird von einem nach Alp Cattogno führenden Fusspfade überstiegen, während der südliche bei Passegia von dem Fusswege nach Alpe Ribbia umgangen wird. Diese höchstgelegenen Alphütten des Onsernone liegen bei 2000 m und von denselben aus erhebt sich das Terrain in wellenförmigem,. von Plattenhalden häufig schwer passierbar ge- machten Anstieg bis zu den Geröllhalden unter den schroffen Wänden des eigentlichen Rosso di Ribbia, die durch Steinschlag bei den Ein- heimischen sehr berüchtigt sind. Die Wände erlauben nur an wenigen Stellen einen Aufstieg auf den wild zerrissenen Grat des Rosso di Ribbia, dessen Traversierung für einen einzelnen Touristen mit Lebens- gefahr verbunden ist, und der sich zum schroffen Gipfel des Pizzo ‘Die Flora des Val Onsernone. 231 Rosso (2548 m) erhebt, dem höchsten Punkt der ganzen Kette. (In der Siegfriedkarte ohne Namen.) Nach Südwesten senkt er sich mit Steilabsturz zur schmalen Rinne des Val Quarantera, worauf sich sofort wieder der auf dieser Seite ebenso steile Costone oder Pizzo di Cranello erhebt (2509 m), der aber über den begrasten Südgrat unschwer erstiegen werden kann. Nach Norden stürzt auch dieser Gipfel mit einem imposanten Steilhang gegen „l Dossi* im Valle di Campo ab, während der West- grat allmählich gegen die Bocchetta di Cranello oder den Passo Pianaccio (2184 m) abfällt. Kurz vor Erreichung dieses Passes findet sich noch ein mit 2377 m quotierter Gipfel, den J. Kutzner (im Klub- führer durch die Tessineralpen von L. Lisibach, G. End und J. Kutzner. Verlag des Zentralkomitee des S. A. C., 1908) mit dem Pizzo Costone unter dem Namen „I Dossi* aufführt. Westlich vom Passo Pianaccio erhebt sich der Doppelgipfel der - Corlonga mit 2380 resp. 2379 m Meereshöhe. Er zeigt, wie die meisten der bis jetzt genannten, auf der Südseite bis zur Spitze steile Grashalden auf ziemlich ungegliedertem Abhang, während der Gipfel sich als schmaler, aber leicht begehbarer Grat erweist, der in beinahe senkrechten. Wänden gegen Norden abfällt und am Fusse in eine ausgedehnte Blockhalde übergeht, auf der selbst in heissen Sommern noch vereinzelte Schneeflecken liegen bleiben. Gegen Westen fällt er in ziemlich steilen Grashalden gegen den Passo Cavegna (1958 m) oder die Bocchetta di Porcareceio ab, die einen viel begangenen Übergang nach Cimalmotto in der Valle di Campo bildet. Dieser tiefstgelegene Pass bildet nach meiner Auffassung eine natürlichere Begrenzung der nördlichen Kette, als wenn wir, wie es Kutzner (]. c.) tut, den Pizzo di Cavegna und den Pizzo Porcareceio mit dem Pizzo Lago Celato als ihre Fortsetzung annehmen. Vielmehr bildet der Pizzo di Cavegna nur einen unbedeutenden Ausläufer der im Durch- schnitt 2400 m hohen, beinahe völlig geraden Verbindungskette des mittleren Onsernonekammes mit dem vom Basodino herunterziehenden Grenzkamme gegen das Antigoriotal, als dessen Ausläufer “ jetzt zu besprechende mittlere Onsernonekette zu gelten hat. Diese mittlere Onsernonekette setzt sich am genannten Grenz- kamm beim 2696 m hohen, auf italienischem Boden gelegenen Pizzo del Forno an, verläuft in fast genau östlicher Richtung zum an der Schweizergrenze gelegenen Pizzo Lago Gelato (2615 m), setzt sich als reichgegliederter Grat zum Pizzo Porcareccio (2470 m) fort, mit dem sie in das Onsernone eintritt. Hierauf biegt sie nach Süden um, und verbindet als schroffer, ungegliederter Feisgrat, der infolge der steilen Plattenhalden völlig ungangbar ist und nur stellenweise er- 232 Johannes Bär. stiegen werden kann, den Pizzo Porcareccio mit dem höchsten Gipfel des Onsernone, dem imposanten Pizzo Medaro (2551 m). Von diesem Gipfel an trennen sich die mittlere und die südliche Kette; erstere verläuft direkt nach Osten als zackiger, wild zerrissener Grat, der bei Punkt 2430 den Pizzo di Craveggia (ohne Namen auf der Sieg- friedkarte) trägt und den als schmaler Einschnitt die Bocchetta di Medaro (2208 m) durchsetzt, ein als Schmugglerweg bekannter, sehr abgelegener Passübergang. Östlich davon erhebt sich der spitze Kegel der Goletta d’Amde (2266 m). Die Nordabhänge der ganzen Kette sind wieder sehr steile Felswände, die aber etwa durch dem Streichen der Schiehten folgende Querrippen unterbrochen werden, so dass die Passage bedeutend leichter gemacht wird. Weiter unten erscheinen dann in der Regel ausgedehnte Schutthalden mit bis über den Hoch- sommer bleibenden Schneemulden und Lawinenlagern, und hierauf bei flacher werdender Böschung wieder die als Fornale bezeichneten, kartreppenartigen Gehängeformen, wie solche in sehr schöner Aus- bildung auf den Alpen Porcareccio, Medaro, Arena und Piano-Becaro zu finden sind. Der von der Goletta d’Amde nach Osten ziehende Grat trägt wieder eine Reihe unbenannter Gipfel, ist sehr zerklüftet und ungangbar und hat eine mittlere Höhe von 2200 m. Beim süd- lichsten Punkte, dem Poncione del Rosso, geht der Zackengrat in einen grasbewachsenen Abhang über, der zwar infolge seiner Steilheit fast ebenso mühsam zu begehen ist wie der eben besprochene Fels- grat, aber einen bedeutend weniger wilden Eindruck macht. Der folgende Gipfel ist die Bocca di Molini, ein breiter Grasrücken, der teilweise von lockern Schutthalden unterbrochen wird (2195 m). Sie bildet den Ausgangspunkt der quer über das südliche Onsernone verlaufenden künstlichen Grenze gegen Italien, die direkt auf dem Südrücken zur Talsohle von Bagni di COraveggia absteigt. Die Fort- setzung der mittleren Onsernonekette gehört also nun ganz ‚deni Gebiet der Schweiz an, verliert aber schnell an Bedeutung und nimmt mehr den Charakter der Voralpen an. Dagegen haben die Nordab- hänge noch bis zur Alp Salei den schon erwähnten Steilabfall mit ausgedehnten Geröllhalden. Nordöstlich der Bocca dei Molini findet sich der unbedeutende, wenig frequentierte Passübergang der Bocca dei Ciappit (2083 m), dann folgt der mehr begangene Pass von Buseno, der links von einem gewaltigen, mit 2157 m quotiertem Felskopf, rechts von dem ziemlich wilden Grate der Creste (2063 m) flankiert wird. Zwischen Creste und dem flachen Doppelgipfel des Monzelumo (2061 resp. 1947 m), der eine kleine, von der Hauptkette südlich abzweigende Seitenkette darstellt, liegt, als grösstes stehendes Gewässer des Onsernone, der Die Flora des Val Onsernone. ; 233 ca. 150 m lange und 100 m breite Laghetto di Salei mit einer Wasser- tiefe von ca. 1,5—2 m. Über die Alpe Salei, eine der bestein- gerichteten des Onsernone, führt ein viel begangener Weg ins hintere Vergelettotal nach den Alpen Piano-Becaro, Arena, Medaro und Porcareccio. Von Salei gelangt man in der Fortsetzung der mittleren Hauptkette zu der aussichtsreichen Pyramide des Pizzo Zucchero (1903 m) und von hier über di Casa della Colma in einer genuss- reichen, leichten Gratwanderung zum Endpunkt der mittleren Kette, dem Monte Mottone (1772 m), dessen südlicher Abhang in dem Steilabsturz unter Alpe Bresciugoglio gegen Crana, namentlich aber auch im ungangbaren Valle Vocaglia noch einmal an die Wildheit der Hochgebirgskämme des hintern Onsernone erinnert. Die südliche Gebirgskette des Onsernone zweigt von der mittleren am Pizzo Medaro ab, geht vorerst über den Pizzo del Fornale (2491 m) und die Punta di Pezza Comune (2427 m) zum ausgedehnten, vom schweizerischen Onsernone sehr gut sichtbaren Massiv der Pioda di Crana (2431 m), das von der kühnen Felspyramide des Pizzo Roggia in östlicher Richtung abgelöst wird; von derselben zieht sich die Kette als grasbewachsener Rücken über die Schegge Moino zur Pyramide der Cima del Sassone (2086 m) und von hier über weni bedeutende Erhebungen zum trotz der geringen Höhe gewaltigen Gebirgsstock des Pizzo Ruscada (2008 m), dem ersten und be- deutendsten schweizerischen Gipfel der südlichen Kette. Derselbe hat die Gestalt einer vierseitigen Pyramide. Auf der Nordwestseite der- selben liegt die Alpe Ruscada (1680 m), an der Nordostflanke die Alpe Vitelli (1643 m), während die zu den Centovalli abfallende Südwest- und Südostseite sehr wilde Felsabstürze darstellen, die nur spärlichen Alpbetrieb ermöglichen. Auf dem nach Norden ziehenden Grate des Pizzo Ruscada, dem Cappellone, liegt noch die magere Alpe Lombardone (1593 m). Die genannten Alpen, obwohl zum Gebiet der Gemeinden Comologno und Crana gehörig, sind gegenwärtig an Intragna verpachtet. Lombardone und Ruscada werden nur alle zwei Jahre bestossen, was mit der Magerkeit des Graswuchses zusammen- hängt. Nach Osten nimmt diese Kette ebenfalls rasch an Bedeutung ab und erscheint als schmaler, ziemlich ungegliederter Rücken, der auf beiden Seiten von mehr oder weniger senkrecht zu seiner Längs- richtung verlaufenden Steilschluchten durchfurcht wird. Die Gipfel erheben sich nur unbedeutend über das allgemeine Niveau des Kammes, der, wenigstens auf der Seite des Onsernone, fast bis zum Gipfel ziemlich dicht bewaldet ist. Auf dem schmalen Rücken befinden sich einige kleine Alpen, wie Corte Nuovo und Peecia Lunga, die von 234 = Johannes Bär, Intragna und Verdasio aus mit wenigen Stücken Vieh und einer relativ grossen Ziegenherde bestossen werden, welch letztere haupt- sächlich an der obern Waldgrenze sich vom Gesträuch ernährt, so dass der Wald hier zur Buschweide umgewandelt wird. Die grösste Erhebung nach dem Pizzo Ruscada ist der Doppelgipfel des Mattarueco mit 1646 resp. 1647 m Höhe, an dem sich die Steilschlucht des Vallone bis zur Spitze hinaufzieht (auf der Siegfriedkarte unbenannt). Auf der Nordabdachung finden in den Waldlichtungen einige Maiensässe Platz, die im Frühling als Weide, im Sommer als Heuberge und im Herbst nach Entladung der höhern Alpen noch als Weide genutzt werden. Die bemerkenswertesten dieser „Monti“ sind Monte Urarzo und Monte Sett gegenüber Crana, Monte Borrini, Oviga, Curiei gegen- über Russo, Riana, Montone, Ero, Gualdo, Colascia, Corte, Aceto gegenüber Mosogno.! ; Ein ausgezeichnet fruchtbarer Heuberg, der Monte Comino, schliesst sich an den Sattel von Segna an, gehört aber wirtschaftlich wie auch oro-hydrographisch ins Gebiet der Centovalli. Daran schliesst sich die bewaldete, mit schönem Buchenwald bedeckte Kuppe ds Aula (1420 m). Der ausgedehnte Monte Droglio gehört ganz, der langgestreckte Heuberg von Calascio grösstenteils ins Einzugsgebiet der Centovalli:. Die nördlich davon gelegenen Monti Collo und Bioi gehören zu Berzona, Chiniggio, Oviga und Vosa di Dentro zur Gemeinde Loco, während Cribel, Vosa und Cremaso der Gemeinde Intragna zugeteilt sind. : .Hydrographische Verhältnisse. n Das Onsernonetal wird in seinem ganzen Umfange durch den =. Onsernonefluss entwässert, der sich bei Intragna in die Melezza er- = giesst und mit derselben der Maggia zueilt, die sich ihrerseits im Langensee mit dem zum Stromgebiete des Po gehörigen Tessin ver- i einigt. Wenn wir uns von Locarno her unserm \ Gebiet Händen: so ist neben dem herrlichen Gebirgspanorama wohl eines der auffallendsten 2 | Landschaftsbilder das ausgedehnte Maggiadelta, das sich vor un ausbreitet. Deutlich können wir an diesem grossartigen Alluvia- gebilde die Arbeit des fliessenden Wassers wahrnehmen, die gr waltigen RER SDIEEEN, die aus dem Innern des Gebirges heraus: Eu EN !) Beireffend „Montone* und „Ero* ist auf der Karte nach Mitteilung von Sekundarlehrer Regolati in Masogno: ein Fehler zu korrigieren, indem der Name Ero für die drei Hütten über dem Flussnamen „Onsernone* gilt, der Name „Montone für die Waldlichtung darüber mit den zwei eingezeichneten Hütten; in der Sieg" friedkarte stehen diese beiden Namen auf der linken Talflanke. Die Flora des Val Onsernone. 235 transportiert worden sind, reden eine zu deutliche Sprache, als dass. wir sie unbeachtet lassen könnten. In den Kies- und Sandmassen, die landeinwärts die Maggia be- gleiten, bemerken wir ohne grosse Mühe mehrere Horizonte in Gestalt. flacher, oft nur wenige Meter hoher Terrassen. Der Maggia zunächst gelegen findet sich eine Sandebene, die sozusagen bei jedem Hoch- wasser des Flusses überschwemmt wird. Darüber liegt ein Gelände, das zwar noch deutlich die Spuren der Überschwemmungen zeigt, aber es sind nur die stärksten Hochwasser, die dieses noch zu er- reichen vermögen, so dass der Mensch schon vereinzelte Anbauver- suche wagt. Darüber endlich eine Ebene, die zwar auch durch Geschiebeaufschüttung entstanden ist, aber: zu gegenwärtiger Zeit. nie mehr von den Überschwemmungen erreicht wird und daher durch- wegs Siedelungen und Kulturland trägt. An den geschwungenen Grenzlinien dieser verschiedenen Terrassen erkennen wir unschwer die Serpentinen, welche ein verchieden hoher Wasserstand jeweils. in die betreffende Uferbildung eingefressen hat. Das ist das typische Bild, wie ein Fluss in lockerem Terrain auf ziemlich ebener Bahn an der Talbildung arbeitet: Verbreiterung des bestehenden Talboders. Diese Verhältnisse treffen wir nun im ganzen Maggiatal bis Bignasco, und auch im Tale der Melezza finden sich bis nach Intragna im sogenannten Pedemonte analoge Gebilde. Wenn wir aber weiter flussaufwärts vordringen, ändern sich sowohl im Melezzatale wie auch in dem uns speziell interessierenden Onser- nonetale die Verhältnisse mit einem Schlage. Vergebens suchen wir den breiten, geräumigen, überkiesten Talboden; der Fluss hat sich in einer engen Schlucht eingeschnitten, die wohl auch starke Win- dungen zeigt, aber nirgends eine grössere Breite erlangt hat. Wenn wir aber genauer die Talgehänge betrachten, so finden wir in einer gewissen Höhe eine Reihe von flachen Stellen, die gewöhnlich von Kulturland eingenommen werden. Aus dem gleichmässigen Ansteigen dieser Terrassen kann man einen alten Talboden erkennen, in dem sich der Fluss eingeschnitten hat. So arbeitet der Fluss in an- stehendem, festem Gestein bei starkem Gefälle; wir haben also hier Einschneiden in die Unterlage oder die fluviatile Übertiefung, die wohl selten so stark ausgeprägt uns entgegentritt wie gerade hier in Centovalli und Onsernone. Hand in Hand mit der Talübertiefung geht die Bildung von sogenannten Talstufen (s. lat... Da nämlich die Erosionskraft eines Gewässers sowohl mit der Wassermasse und dem Gefälle, als auch mit dem Geschiebetransport zunimmt, kann ein grosses Gewässer bei gleichem Gefäll und gleicher Geschiebe- menge sich rascher in die Unterlage einschneiden als ein kleines. 236 Johannes Bär. Nun nimmt aber auch die Geschiebemenge mit der Wassermenge rasch zu und folglich auch die Erosion in um so grösserem Masse. Daher vertieft ein Seitental mit kleiner Wassermenge sich nicht in dem Masse wie das Haupttal, und es kommt daher die Mündung des Seitentales höher zu liegen als das Niveau des Haupttales, es ent- steht eine sogenannte Stufenmündung. Durch das Zusammenfliessen von Haupt- und Nebenfluss erhält ersterer unterhalb der Vereinigungsstelle grössere Wassermasse, und da er auch das Geschiebe des Nebenflusses aufnimmt, auch noch : dadurch grössere Erosionskraft, als oberhalb der Vereinigung. Die Folge davon ist, dass er sich unterhalb des Zusammenflusses stärker in die Unterlage einschneidet als oberhalb, und es entsteht auch im Haupttale ein ungleichmässiges Gefälle oder eine sogenannte Talstufe. Für beide Vorkommnisse bietet nun der Flusslauf des Onsernone eine Fülle instruktiver Beispiele, für das erstere in seinen Steil- schluchten und zahlreichen lateralen Wasserfällen, für letzteres in den Stromschnellen oder kleinen Wasserfällen im Haupttale. Wir werden im geologischen Teil unserer Arbeit dann noch genauer auf diese Verhältnisse eingehen und begnügen uns in diesem Abschnitt, den Flusslauf selbst kurz zu charakterisieren. Schon. beim Eintritt ins Onsernone vom Pedemonte aus müssen wir eine ca. 180 m betragende Höhendifferenz überwinden: Das Onsernone mündet eben ins Pedemonte mit einer Stufenmündung, die allerdings durch die fluviatile Übertiefung des Onsernone stark verwischt ist, so dass der Fluss anscheinend gleichsohlig mündet. Nachdem die Strasse die Stufenmündung erklommen hat, verläuft sie fortwährend in einer entsprechenden Höhe über dem Flusslaufe, die ungefähr dem Grunde des alten Talbodens vor dem Einschneiden entsprechen mag. Durch die zum Teil sehr tiefen Schluchten der Zuflüsse wird sie vielfach zum Ausweichen genötigt. Als solche links- a seitige Zuflüsse des Onsernone sind zu nennen der Abfluss der Valle di Cratolo, der vom Südgipfel des Salmone herkommt, sowie der e: kleine Grenzbach des Val di Fabro, der die Grenze zwischen dm Kreis Onsernone und der zum Kreise Melezza gehörigen Gemeinde Cavigliano bildet. Von den viel unbedeutenderen rechten Zuflüssen dieser untersten Talstufe verdient einzig der Grenzbach gegen Intragna im Val Scherpia Erwähnung. Der erste grössere linksseitige Zufluss dagegen ist der Abfluss des weiten Tales von Campo ob Loco, der Riale dei Mulini, der in imposanter Schlucht zum Onsernone abstürzt und mehrere prächtige Wasserfälle bildet. Wir bemerken sein Nahen übrigens schon daran, dass die Strasse zu grösserer Steigung genötigt wird, Die Flora des Val Onsernone. 3 937 um die Talstufe von Auressio zu gewinnen. Die sehr tiefe Schlucht dieses Baches nötigt die Strassenanlage zu einem grossen Bogen und zum Überschreiten war eine hohe Brücke zu erstellen. Der nächste grössere Zufluss, der Bordione, entspringt am Südabhang des Pizzo Pelose und stürzt brausend durch eine enge Schlucht ab, bis sich bei Agliasco sein Tal weitet und einen ziemlich breiten Boden erhält. Hierauf stürzt er von neuem in einen tiefen Cafon, in dem sich einige prächtige Erosionskessel nach Art der sog. Gletschermühlen befinden. Ein solcher ist gerade bei der Überbrückung durch die Strasse gut sichtbar und bildet eine bemerkenswerte Sehenswürdigkeit des Tales. Zwischen Berzona und Mosogno finden sich nur unbedeutende Zu- flüsse, die zum Teil während des Sommers trocken liegen, während der vom Pizzo della Croce herkommende Bach, der sich bei Ponte Nevera in den Önsernone ergiesst, das ganze Jahr Wasser führt. Von den zahlreichen Rinnsalen der rechten Talflanke verdienen be- sonders der nördliche Abfluss des Sumpfes von Segna und der Bach des Vallone gegenüber Russo Erwähnung. Ersterer entsteht aus der Vereinigung mehrerer Bäche, von denen sich namentlich der vom Pizzo Pianaccio herkommende in einer schwer gangbaren Schlucht eingeschnitten hat. An der Mündungsstelle durch einen kleinen Berg- sturz gestaut, hat er in früherer Zeit einen kleinen See gebildet, der dann aber durch Durchfressen des Riegels wieder entleert wurde und seine‘Spuren nur in einer den Bergsturz auf der Südseite be- deckenden, mächtigen Sandschicht hinterlassen hat. Der Abfluss des Vallone dagegen stürzt sich in einer schaurig schönen Steilschlucht direkt von der Höhe des Mattarueco herab, indem er auf der kurzen Horizontaldistanz von 1800 m ein Gefälle von ca. 1120 m überwindet, was einer Böschung von 33° gleich- kommt, einer für einen Flusslauf gewiss hohen Zahl, die einer Stei- gung von 62,2°/o entspricht. Schluchtböschungen von 30° sind übrigens im Onsernone keine Seltenheit. Bei Russo teilt sich nun der Onsernone in zwei ungefähr gleich starke Flüsse mit auch annähernd gleichen Einzugsgebieten. Der südliche Ast, der nach dem geographischen Lexikon der Schweiz den Namen ÖOnsernone führt (im Gegensatz zum nördlichen, dem der Name Isorno zukommt, der aber auch für einen Nebenfluss des süd- lichen Astes, sowie für einen Nebenfluss der Toce angewandt wird), entspringt aus dem Lago Panelatte am Fusse der Pioda di Crana, auf italienischem Gebiete. Sein Einzugsgebiet misst nach meinen Ausrechnungen an Hand der Siegfriedkarte ca. 60,7 km?, wovon auf den italienischen Teil 37 km?, auf den schweizerischen 23,7 km? ent- fallen. Der nördliche Ast dagegen entspringt mit mehreren unge- 238 Johannes Bär. fähr gleich starken Quellbächen auf der Alpe Porcareccio und hat nach meinen Ausrechnungen, die allerdings auf absolute Genauigkeit keinen Anspruch machen, ein Einzugsgebiet von ebenfalls ca. 60 (59,4) km?. Das den vereinigten Flüssen im Unterlaufe gemein- same Gebiet misst annähernd 30 (29,9) km?. Beim Zusammenfluss der beiden Hauptäste zwischen Russo und Crana machen wir wiederum die Beobachtung, dass aus dem Zu- sammenfluss zweier Gewässer eine Talstufe DEREN Wir finden nämlich, dass bei Russo sich die Strasse auf einer Höhe von ca. 800 m etwa 180 m über dem Flussbette befindet, während das nur 700 m (Luftlinie) entfernte Crana bei ca. 900 m Meereshöhe sich 270 m über das Niveau des vereinigten Flusses erhebt. Die Strasse er- klimmt diesen auf so kurze Distanz beträchtlichen Höhenunterschied in mehreren Serpentinen. Beim nördlichen Ast dagegen findet sich scheinbar keine Talstufe, aber eben nur scheinbar, denn die Strasse bewegt sich hier nicht im alten Talboden, sondern steigt in die Schlucht selbst hinab und befindet sich bei der kühnen Brücke von Ponte Oseuro nur noch ca. 50 m über dem Flussbette. Dem alten Talboden entspricht hier ungefähr der Fussweg, der sich über Le Tempie, Pesciola und Chignolo nach Monte Quiello hoch über der Strasse hinzieht. enn wir nun dem Laufe des südlichen Astes folgen, so begegnen wir auf der linken Seite vorerst einigen kleinern Zuflüssen, von denen mündenden Valleggino zu erwähnen ist. Von der Alp Salei ergiesst sich unterhalb Comologno die viel bedeutendere Lavadina und beim grossen Bogen, den die Strasse zwischen Comologno und der letzten schweizerischen Ortschaft, Spruga, zu machen gezwungen ist, umgeht sie die Schlucht eines von der Alp Pescedo am Südabhange des Monzelumo herkommenden grösseren Zuflusses. Hierauf folgen wieder eine Reihe unbedeutender Bäche, bis hart an der Schweizergrenze sich die Camana, aus der Gegend der Bocca dei Molini herkommend, in den. Onsernone ergiesst. Von der rechten Seite treten aus dem Gebiet des Pisze Ruscada neben einer Reihe von kleinern Bächen auch einige erwähnenswerte hervor, so der von der Alpe Vitelli herkommende, der bei den enot- men Regengüssen dieses Gebietes oft brausend und schäumend haus- grosse Blöcke durch den Torrente Urarzo transportiert. Das Gebiet des Pizzo Ruscada ist nämlich so ziemlich das niederschlagsreichste der ganzen Schweiz mit einer durchschnittlichen Regenhöhe von 2450 mm! Weitere bedeutende Zuflüsse aus diesem Gebiet sind die . Abflüsse der Valle dei Pizzi und Valle del Gualdo, sowie der nur Die Flora des Val Onsernone. 2339 noch zum Teil der Schweiz angehörigen Valle del Corno, die sich nahe der Grenze mit dem Önsernonetal vereinigt. Nachdem der Önsernone in einer engen Schlucht eine Strecke weit die Grenze gegen Italien gebildet und noch in der Schlucht einen bedeuten- den, von der Bocchetta di S. Antonio herkommenden Zufluss erhalten hat, erreichen wir die letzte Talstufe des südlichen Armes bei den Bagni di Craveggia, wo eine wenig besuchte Mineralquelle zur An- lage eines Bades und der im Gebiet sehr lebhaft betriebene Schmuggel zur Aufstellung einer Kaserne für die zahlreichen italienischen Grenz- wächter geführt haben. Auf den ersten Blick überrascht uns hier die Tatsache, dass wir uns nicht mehr am Rande einer tiefen Schlucht befinden, sondern der Weg verläuft in einem relativ breiten Talboden, nur wenige Meter über dem Niveau des Flusses: die fuvatile Über- tiefung des Talbodens hat hier noch nicht stattgefunden. Auf die nähere Erklärung dieses Umstandes will ich dann im folgenden geo- logischen Abschnitt eintreten und hier nur bemerken, dass das gleiche sich auch beim nördlichen Ast des Önsernonetales, in viel ausge- sprochenerem Masse aber in .den benachbarten Centovalli resp. in deren italienischem Teile, der Valle di Vigezzo, wiederholt. Von bedeutenderen Zuflüssen des Onsernone in diesem italieni- schen Gebiete seien noch der von der Bocchetta di Moino kommende rechtsseitige Riale Bugiola und der linksseitige, vom Südabhang des Pizzo Medaro entspringende Isorno erwähnt, der den grossartigen Torrente Isorno durchfliesst und sich bei Motta d’Isorno mit dem Onsernone vereinigt. Aus der Gegend der Punta di Pezza Comune und des Passo di Campo Latte endlich kommt der dem jungen Onser- none mindestens ebenbürtige Riale Ragozzo. Dem nördlichen Aste des Onsernöne oder besser dem Isorno fol- gend, gelangen wir zu der imposanten Doppelbrücke von Ponte Oscuro, die den Isorno zugleich mit einem Seitentobel überschreitet, dessen Wasser in einem namentlich nach starken Gewittern sehr malerischen Wasserfall zum Flusse abstürzt. Von hier führt die Strasse in un- bedeutender Höhe über dem Flusse zu einer zweiten Brücke, die nur ca. 15 m über dem Bette desselben liegt. Unterhalb des ausgedehnten Heuberges von Monte Quiello münden zwei kleinere Bäche in den Isorno, hierauf erhält er bedeutenden Zufluss von dem am Westabhang des Pizzo Pelose und dem Südabhange des Pizzo della Bassa ent- springenden Riale di $. Bernardo, der in einer der wildesten PERDEUNGE: des ganzen Gebietes mit einem durchschnittlichen Gefälle von 25° der Talsohle zueilt. Dicht über seinem Eintritt erklimmt die Strasse, aus der Schlucht heraustretend, die Talstufe von Gresso und Vergeletto. In letzterer Vierteljahrsschrift d. Natnrf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 16 240 Johannes Bär. Ortschaft mündet mit einem brausenden Wasserfall, dessen Kraft dureh eine sich durch ihre originelle Bauart auszeichnende Mühle nutzbar gemacht wird, der Remiascobach, der durch den pittoresken Torrente di Remiasco herabstürzt und die ganze Südseite des Pizzo Gramälena entwässert. Zirka eine halbe Stunde hinter Vergeletto mündet als grösster Zufluss des Isorno die Camana, der Abfluss des Val Fiumegna, die ihr Quellgebiet auf der Ostflanke des Rosso die. Ribbia-Massivs, vornehmlich im Fornale di Cattogno hat. Die ziem- lich bedeutende Wassermasse dieses Tales überwindet die Stufen- mündung desselben in einem tosenden Doppel-Wasserfall. Hier treten wir in die oberste Talstufe des Isorno ein, die sich von den bereits geschilderten wieder durch den Besitz eines breiten Talbodens aus- zeichnet, in dem es sogar stellenweise zu namhaften Geschiebeansamm- lungen gekommen ist; fluviatile Einschneidung hat hier noch nicht stattgefunden. Von den Nebenflüssen dieser letzten Talstufe sind noch erwähnenswert der Abfluss des Val di Ribbia, der sich bei Pertusio in den Onsernone ergiesst und, wie die Camana, im Tale eine ganz beträchtliche Schuttstauung verursacht hat, da das Gefäll dieser Talstufe relativ gering ist. Ferner sind noch von Bedeutung die pe die aus dem Val Quarantera und Val di Cranello zufliessen. uflüsse der rechten Talflanke sind infolge der Kürze ihres en alle nur klein, so dass sie keiner besondern Erwäh- nung bedürfen. Immerhin liefert ihre beträchtliche Zahl dem Isoe eine nicht unbedeutende Wassermenge. achdem im hintern Teile des Gebietes noch eine nennenswerte Strecke sich ohne erheblichen Zufluss vorfindet, beendet der Isorno in einer Höhe von 1408 m in dem imposanten Felsenzirkus unterhalb Porcareccio seinen Tallauf und löst sich in eine Reihe von kleinern Zuflüssen auf, die in prächtigen Wasserfällen dem eben genannten Punkte zustreben. Zum Schlusse unserer geographischen Übersicht will ich noch eine kurze Aufführung der wichtigsten Siedelungen, sowie der haupt- sächlichsten Erwerbszweige der ansässigen Bevölkerung geben Die erste Gemeinde des Val Onsernone ist das in sehr geschützter Lage auf einer fruchtbaren Terrasse gelegene Auressio. Von weitem fällt die prächtig gelegene Villa Calzonio in die Augen, in deren herr? | lichem Garten eine mächtige Palme (Trachycarpus Fortunei) ohne irgendwelchen Schaden im Freien überwintert. Auch andere sub- tropische Zierpflanzen, sowie der Weinstock gedeihen trotz der Meeres- höhe von 661 m vortrefflich. Die Bewohner (193 Einwohner) treiben etwas Ackerbau, Weinbau und spärliche Vieh- und Alpwirtschaft. Auch etwas Strohindustrie bringt kärglichen Verdienst. Die Männer Die Flora des Val Onsernone, 241 befinden sich, wie überhaupt in den meisten Gemeinden des Onsernone, über den Sommer meist in der Fremde, um ihrem Verdienste als Maurer, Maler, Huthändler nachzugehen, während die Frauen zu Hause die Feldarbeit besorgen. Über der Schlucht des Riale dei Mulini thront auf weit vorsprin- gender Terrasse der Hauptort des Tales, das mit den Weilern Mattino, Rossa und Niva 113 Häuser und ca. 410 Einwohner zählende Loco. In Loco befindet sich eine relativ gute Sekundarschule, die auch aus den angrenzenden Gemeinden nicht wenige Schüler zählt. Die Be- wohner treiben einen ziemlich bedeutenden Acker- und namentlich Weinbau, der bei dem milden Lokalklima des Ortes reichlichen Er- trag abwirft. Auch die Weide- und Viehwirtschaft ist nicht unbe- deutend. Zur Zeit der Blüte der Strohindustrie war Loco neben Russo der Zentralpunkt und Haupthandelsplatz desselben, doch hat in jetziger Zeit diese Industrie infolge der grossen ausländischen Konkurrenz und den dadurch bedingten Lohnverhältnissen an Ausdehnung sehr abgenommen, was auch nicht verwunderlich ist bei einem durchschnitt- lichen Stundenlohn von 3—5 Rappen! Nach der in Zürich stattge- habten Heimarbeitsausstellung ist diese tessinische Strohindustrie eine der am wenigst bezahlten der Schweiz, und viele Frauen im Onsernone pflegen sie eben nur noch aus alter Gewohnheit und gewissermassen als Zeitvertreib bei ungünstiger Witterung, welche die Feldarbeit nicht erlaubt. Trotz des starken Zurückganges der Strohflechterei ist sie auch jetzt noch nicht ohne Bedeutung auch auf den Ackerbau, indem ein grosser Teil des anbaufähigen Landes noch heute mit Schnittroggen angepflanzt wird. In vielen Fällen werden diese Roggen- äcker absichtlich mager gehalten, damit eine feinere Strohqualität produziert wird. Die männliche Bevölkerung von Loco ist über den Sommer ebenfalls meist in der Fremde, um als Maurer, Gipser, Maler, Kaminkehrer etc. den Unterhalt für ihre Familien zu erwerben. n Loco durch die Schlucht des Bordione getrennt, gelangen wir auf unserer Übersicht zum kleinen Dörfchen Berzona mit (inkl. Seghellina) 175 Einwohnern, dessen Häuser ganz in einen dichten Kastanienwald versteckt sind und im grossen Ganzen den Eindruck der Wohlhabenheit erwecken. Als Produkte des Bodens sind der Wein und Schnittroggen für die Strohindustrie zu erwähnen, ferner die nicht unbeträchtliche Kastanienernte. Auch wird im romantischen Hochtale des Bordione etwas Alpwirtschaft getrieben, jedoch nicht sehr bedeutend. Auch hier zwingt der Broterwerb die männliche Bevölkerung zu periodischer Auswanderung. “ Die nächste Ortschaft ist Mosogno mit den beiden Weilern Chiosso und Bairone, zusammen 280 Einwohner zählend. Wie bei den vorher 242 Johannes Bär. genannten Ortschaften beschäftigen sich dieselben mit etwas Land- wirtschaft, wovon der unbedeutende Weinbau dank der sonnigen Lage noch in der beträchtlichen Höhe von 787 m ein erträgliches Produkt liefert. Bedeutender ist der Roggenbau, aber sozusagen einzig im Dienste der Strohindustrie, die hier noch sehr fleissig betrieben wird. Seit einer Reihe von Jahren befindet sich hier eine pluviometrische Station, auf deren Ergebnisse wir im klimatologischen Teile der Ar- beit noch zurückkommen werden. Die periodische Auswanderung nach der französischen Schweiz ist hier besonders stark, da das zahl- reiche Vieh der Gemeinde fast ausschliesslich auf den Alpen des hintern ÖOnsernone gesömmert wird. Eine zahlreiche Ziegenherde ernährt sich dagegen das ganze Jahr in den ausgedehnten Buschweiden, die die steilen Geröllhalden des Gemeindegebietes bedecken. Auch die Kastanienwälder, die namentlich den Weiler Bairone umgeben, liefern einen nennenswerten Ertrag, ebenso die ausgedehnten, auf der rechten Talflanke gelegenen Buchenwälder eine nicht geringe Holz- menge, die durch Drahtseilriesen auf bequeme Weise transportiert wird. In den Abschlagsgebieten dieser Waldungen brennen ferner fast jahraus jahrein einige Kohlenmeiler. Die Kohlen werden gleicher- weise auf Drahtseilen zu Tal geführt. Am pittoresken Sasso della Caurga vorbei gelangt die Strasse nach dem prächtig auf einer Terrasse gelegenen Marktflecken Russo mit ca. 250 Einwohnern. Auf der Terrasse rings um das Dorf finden sich prächtige Fettwiesen, umrahmt von einem Hain der mächtigsten Kastanienbäume, die einen reichen Ertrag abwerfen. Auf den ziem- lich zahlreichen Äckern wird Kartoffel- und Roggenbau getrieben, letzterer als Rohmaterial für die auch jetzt noch lebhaft betriebene Strohflechterei. In früherer Zeit war Russo der Haupthandelsplatz des Tales in bezug auf die Erzeugnisse dieser Industrie, ist jedoch heute weniger bedeutend als Loco. Neben der Landwirtschaft ist auch der Kaufmannsstand ziemlich reichlich vertreten, auch Hand- werk findet sich mehr als in irgend einem Orte des Tales. In neuerer Zeit beginnt sich auch die Fremdenindustrie stark zu entwickeln, dank dem Bemühen der hauptsächlich in Russo und Vergeletto tätigen Gesellschaft „Pro Onsernone“, die im Jahre 1908 eine kleine, gut illustrierte „Plauderei“ über das ganze Onsernonetal herausgab. Ein grosser Teil der männlichen Bevölkerung sucht wieder Ver- dienst als Maurer, Maler, Gipser etc. in den übrigen Schweizerkantonen, und eine beträchtliche Zahl von Familien hat ganz oder teilweise der Heimat dauernd den Rücken gewandt und sich in Amerika (haupt- sächlich Kalifornien und Argentinien) bleibend als Farmer oder Vieh- wärter niedergelassen. Die Flora des Val Onsernone. 243 In keinem Dorfe des Onsernone ist diese Auswanderung wohl verhältnismässig so bedeutend wie im benachbarten Crana, wo den Sommer über sozusagen keine männlichen Einwohner, einige Greise und Kinder ausgenommen, anzutreffen sind und fast von jeder Familie sich einige Glieder in Kalifornien niedergelassen haben. Crana zählt ca. 300 Einwohner, die sich vorzugsweise vom Ertrag der Landwirt- schaft und von Strobflechterei ernähren. Auf dem schmalen Grund- moränerücken, der sich im Stosschatten des Monte Mottone bei der Vereinigung der beiden Taläste ansammelte, finden eine grosse Zahl von Äckern Platz, auf denen neben Roggen hauptsächlich Kartoffeln und Gemüse gebaut werden. Daneben wird dem Wiesenbau ziemlich grosse Aufmerksamkeit geschenkt, um im Winter mit Futter für die zahlreichen Viehherden, die im Sommer auf den verschiedenen Alpen gesömmert werden, wohl versehen zu sein. Die Heuernte wird fast ausschliesslich von den Frauen besorgt und das Gras, auch wo Mähen mit der Sense möglich wäre, noch meist mit der Sichel geschnitten, in welcher Tätigkeit die Frauen eine enorme Fertigkeit entwickeln. Der Heu- und Holztransport geschieht in der Regel mittelst der sog. „braghe“, eines eigenartig geformten Tragkorbes. Jedoch ist zur Erleichterung des Verkehrs mit dem hauptsächlichsten Heuberg und Holzlieferanten, dem Monte Urarzo, eine Drahtseilriese im Gebrauch. Die Sömmerung der Weidetiere wird so intensiv betrieben, dass zur Alpzeit kaum ein Stück Rindvieh sich im Dorfe selbst befindet. Dagegen treffen wir in den benachbarten Weilern Piano und Biccherolo ständig einige „Heimkühe“ und eine ansehnliche Ziegenherde, die in den Buschweiden am Südabhange des Monte Mottone ihr Futter findet. Da die Ziegen sozusagen das ganze Jahr in die Buschweiden ge- trieben werden, setzen sie dem dortigen Holzwuchs gewaltig zu, was aber infolge der ziemlich unproduktiven Unterlage und in An- betracht des doch beträchtlichen Futternutzens dieser Gehölze immerhin eine rationelle Ausnützung des Bodens genannt werden kann. Zur Ergänzung der im Winter naturgemäss oft etwas spärlichen Weide werden den Sommer über einzelne Gehölzsorten, wie Eichen und Kastanien, geschneitelt. Auch der im Sommer verschmähte Adler- farn wird als Winterfutter für Ziegen in grösserer Menge gesammelt. Die schon oft erwähnte Strohflechterei bringt auch hier noch etwas kärglichen Barverdienst. Die oberste Gemeinde im südlichen Teile des Val Onsernone und zugleich die grösste des ganzen Tales ist das 1080 m hoch gelegene Comologno (inkl. Corbella, Spruga und Vocaglia) mit 655 Einwohnern. Die Hauptbeschäftigung derselben bildet die Alpwirtschaft, die auf den umliegenden Alpen und Maiensässen in grösserem Masstabe be- 244 - Johannes Bär. trieben wird und viele Hände beschäftigt. Deshalb ist auch die periodische Auswanderung der männlichen Bevölkerung viel geringer als in den andern Gemeinden, wenn auch eine nicht unbeträchtliche Zahl von Einwohnern sich dauernd namentlich in Amerika (Kalifornien und Argentinien) niederlässt. Ferner treibt eine nicht gerade kleine. Anzahl von Männern das lukrative Geschäft des Schmuggels, das trotz der strengen Bewachung der Grenze hier infolge der künstlich gezogenen Grenzlinie leichter als anderswo möglich ist. Zusammen- stösse mit den Grenzbeamten sind teils infolge der Schlauheit der Schmuggler, teils auch dadurch, dass immer einzelne Grenzwächter mit denselben gemeinsame Sache machen, sehr selten; immerhin ist das Passieren der Grenze in abgelegener Gegend nicht immer gefahrlos, wovon ich selbst einmal Gelegenheit hatte, mich zu überzeugen. -Der Schmuggler bringt auch indirekt dem in Comologno ziemlich zahl- reichen Kaufmannsstand nicht unbeträchtliche Einnahmen, und auch der Fuhrwerkverkehr mit dem übrigen Teile des Gebietes wird in nicht geringem Masse belebt. Von grosser Wichtigkeit namentlich für die Gemeindefinanzen ist die Ausbeutung der gewaltigen Holzschätze der Wälder, die namentlich im Val del Gualdo und im Val Corno auf der rechten Talflanke noch vorhanden sind. Es handelt sich hier nicht, wie in den meisten andern Orten, um das zerkleinert leicht transportable Brennholz, sondern die bedeutenden Tannenwälder machen eine Aus- beutung als Bauholz viel lohnender. Infolge der schwierigen Trans- portgelegenheiten über die steile Schlucht wurde zum Transport grosser Balken eine äusserst kühne Drahtseilriese durch das Val Gualdo angelegt, auf der die Balken mittelst Winden bei kleinem Gefälle nach Corbella transportiert werden, wo sie dann auf Wagen verladen und aus dem Tale in die waldärmeren Gebiete des untern Tessins abgeführt werden. Dank der Aufsicht des kantonalen Forst- inspektorates wird die Nutzung in sehr verständiger Weise ohne den anderwärts so beliebten, völligen Kahlschlag ausgeführt, sondern es : werden nur je die schlagbaren Bäume herausgelesen, wodurch der Nachwuchs bedeutend gefördert wird. Neben den erwähnten Beschäftigungen der männlichen Bevölke- rung verdient die von den Frauen ausgeführte Feldarbeit noch Er- wähnung, insbesondere der auf den zahlreichen Maiensässen betriebene Futterbau. Die Strohflechterei ist hier sehr zurückgegangen, immerhin noch nicht ganz verschwunden. Im nördlichen Teil des Onsernone, kurzweg Val di Vergeletto genannt, liegen noch zwei Gemeinden, nämlich Gresse und Vergeletto. Die Flora des Val Onsernone. 245 Ersteres liegt am Südabhang des Pizzo della Bassa auf einer von beiden Seiten durch tiefe Schluchten begrenzten Terrasse und zählt 278 Einwohner. Im Sommer ist das Dorf fast ausgestorben, da die Hauptmasse der Bevölkernng sich in den umliegenden Heu- bergen und Alpen zur Einsammlung des Heues befindet. Der grösste Teil der männlichen Einwohner befindet sich zwecks Broterwerbs im Sommer im Auslande, hauptsächlich aber in der französischen Schweiz, Der Rest bewirtschaftet als Sennen die Alpen des Gebietes. Von den Frauen wird auch noch etwas Strohflechterei getrieben, zu welchem Zwecke neben Kartoffeln auch Roggen angebaut wird. Im grossen Ganzen trägt Gresso wie kein anderes Dorf des Onsernone den Stempel der Armut zur Schau; in einer waldarmen Gegend gelegen, leidet es in trockenen Sommern oft an Wassermangel. Im Gegensatz dazu zeichnet sich das oberste Dorf des Vergeletto- tales schon äusserlich durch den zur Schau getragenen Wohlstand aus. Der Hauptreichtum liegt in seinem ausgedehnten Alpgebiet. Zirka 20 zum Teil sehr gute Alpen befinden sich im Gebiet der Ge- meinde Vergeletto. Die Gesamtzahl der im Vergelettotale gehaltenen Haustiere wird in der letzten Zählung auf rund 1050 Stück Rind- vieh, 1120 Ziegen und ca. 75 Schweine angegeben. Auch Schafe werden auf den höheren Alpen wohl einige Hundert gehalten. Dazu kommt dann im Sommer noch das aus dem untern Teil des Tales zur Sömmerung aufgetriebene Vieh. Auf den Alpen wird in neuerer Zeit ein ganz vorzüglicher Käse nach Emmentalerart fabriziert, auch die Butterfabrikation in Verbindung mit Magerkäserei wird betrieben und findet die Butter namentlich nach Locarno so guten Absatz, dass für den Gebrauch im Tale oft gar keine zu erhalten ist. Infolge des zahlreichen Viehbestandes ist auch der grösste Teil des kulturfähigen Landes dem Futterbau dienstbar und der Ackerbau nur unbedeutend. Gebaut werden noch etwas Kartoffeln und Gemüse, sowie Roggen zur Strohflechterei. Ein Teil der männlichen Bevölkerung findet im Sommer auf den zahlreichen Alpen Beschäftigung, ein anderer verdient seinen Unterhalt mit der Arbeit des Holzfällens, die namentlich in der Gewinnung von Brennholz besteht und den schönen Buchenwald der südlichen Talflanke schon gewaltig dezimiert hat. Das Brennholz wird dann im Frühjahr bei hohem Wasserstand des Isorno geflösst und oberhalb Vergeletto durch Rechen aufgefangen. Die Gewinnung von Bauholz ist infolge der ungünstigen Abfuhrverhältnisse noch nicht bedeutend, so dass die ausgedehnten Tannenwälder noch nicht stark gelichtet wurden. 346 Johannes Bär. II. Kapitel. Geologischer Überbliek. Die geologischen Verhältnisse des Onsernone sind, wenigstens, soweit es für den Rahmen dieser Arbeit in Betracht kommt, sehr einfache zu nennen. Das ganze Gebiet gehört zur grossen Urgesteins- masse, die sich südlich vom Val Bedretto durch den ganzen Kanton Tessin bis zum Langensee erstreckt und in der Hauptsache aus Gneissen und Glimmerschiefern besteht. Kalk fehlt im Onsernone sozusagen völlig, wenn auch zugegeben werden muss, dass die Gneisse blättriger oder körniger Überzug an der Oberfläche überhängender Felspartien oder in Spalten des Gesteins zu finden ist. Auf frischem Bruche konnte ich trotz zahlreicher Salzsäureproben im Gebiete nir- gends eigentliche Kalkschiefer wahrnehmen. Verwickelter werden die Verhältnisse, wenn wir auf den petro- graphischen Bau der Gesteine eintreten. Der südlichste Teil des Gebietes liegt noch im Bereiche der schmalen Zone von Hornblende- schiefern und Hornblendegneissen, die sich westlich vom Langensee erstrecken, nördlich an demselben vorbeistreichen und südlich vom Bergell bis gegen das Berninagebiet hinziehen. Zu diesen Horn blendegneissen gehört vor allem das Gebiet von Intragna, aber auc der südliche Abhang des Salmone bei Cavigliano. Die Hauptmasse des Gesteins bilden sodann die eigentlichen Gneisse vom Typus der zweiglimmerigen Osognagneisse, wechselnd mit eingesprengten Schichten von Glimmerschiefern und andern Modi- fikationen. Nicht selten sind auch die grünen Serieitgneisse und Serieitschiefer, die sofort an ihrem seifenartigen Anfühlen zu erkennen sind und hauptsächlich an Stellen mit starker Dislokation auftreten, so namentlich im Bereiche der Übergangszone der steilstehenden Schichten des südlichen Onsernone zu den mehr oder weniger flach liegenden des nördlichen Gebietes. In dieser Übergangszone liegen u. a. die Sericitschiefer bei der Brücke von Ponte oscuro, die eine Verwerfung begrenzen, die sich nach Studer von Varzo im Val di Vedro über Crana (V. Onsernone) nach Lodano (V. Maggia) und durch die Gebirge des Val Verzasca bis Biasca hinzieht. Auch die Serieitschiefer bei Comologno und fire ‘sind wohl mit dieser Verwerfungslinie in Zusammenhang zu brin Seltener sind dagegen die grünlich gefärbten Talk a Chlorit- schiefer, die nur in geringem Masse im Gebiet auftreten, aber aussel- halb desselben bei Losone mächtig entwickelt sind. En Die Flora des Val Onsernone. 247 Eine bemerkenswerte Modifikation der Gneisse sind ferner die im ÖOnsernone hauptsächlich in den höhern Partien oft massenhaft auftretenden Granatschiefer, die namentlich im Gebiet des Fornale di Cattogno und Rosso di Ribbia sehr ausgedehnte Bänke bilden, aber auch in der südlichen und mittleren Önsernonekette nicht fehlen. Die massenhaft in denselben enthaltenen Granate erreichen eine beträchtliche Grösse und stehen an den Anwitterungsflächen der Felsen als haselnussgrosse Warzen vor, In den Vertiefungen dagegen werden sie oft in ganzen Haufen vom Wasser zusammengespült. In Bezug auf die Stratigraphie ist das Gneissgebiet des Tessins und insbesondere auch des Onsernone noch wenig untersucht, und es liegen hier sehr komplizierte Verhältnisse vor. Wenn wir bei Cavigliano ins Gebiet eintreten, fallen uns sofort die steilstehenden, oft ganz senkrechten, stellenweise sogar nach Süden überliegenden Gesteinsschichten auf, die ziemlich genau von Westen nach Osten streichen. Die Erosion trifft hier nur die Schichtköpfe, so dass ein wenig gegliederter Abhang mit nicht sehr tief einschneidenden Schluchten entsteht. Der Önsernonefluss durchbricht in seinem Unterlaufe diese steilstehenden Schichten fast in senkrechter Rich- tung und bildet ein deutliches Quertal. Bei Auressio dagegen be- ginnen die Schichten allmählich stärker gegen Norden überzuliegen, sind aber immer noch steil gestellt. Der Fluss bildet hier ein parallel zum Streichen der Schichten verlaufendes Längstal, dessen Ausbildung ohne Zweifel durch die Schichtlage gefördert wurde. Solche Längstäler bilden auch die Melezza, die Rovana, ebenso der Isorno in seinem Ober- laufe. Wenn wir höher steigen, sei es, dass wir uns ins Innere des Onsernone begeben oder auch in den äusseren Partien die Gipfel er- klimmen, so bemerken wir deutlich, dass die Schichtlage flacher, d.h. gegen Norden überliegend wird. Der kleinste im Gebiet des Onsernone beobachtete Einfallswinkel betrug nach meiner Schätzung etwa 55-60°. Dadurch kommt eine durch das ganze Onsernone zu konstatierende Einheitlichkeit in der Ausbildung der Gipfel zustande. Infolge des südlichen Einfallens der Schiehten sind nämlich die Südabhänge in der Regel weniger steil als die Nordabhänge, indem hier häufig die Schichtflächen, dort aber die Schichtköpfe zutage treten. Im ersten Falle neigt das Terrain zur Ausbildung von sanftgeneigten Platten- halden, im letztern zu Steilabstürzen, die wir schon bei der oro- graphischen Übersicht erwähnt haben. Trotz der viel geringern Neigung sind aber die südlichen Abhänge mit ihren Platten oft be- schwerlicher zu passieren als die von Absätzen durchzogenen Nord- abhänge mit ihren Schichtköpfen, die überall ein gutes Halten bei ‚Kletterübungen ermöglichen. 948 Johannes Bär. - Wenn wir die Befunde im Onsernone mit den Verhältnissen des weiter nördlich gelegenen Gneissgebietes, etwa im Val Basodino oder in der Nähe des Campolungopasses, vergleichen, so erkennen wir un- schwer, dass wir im Onsernonegebiet und entsprechenden Gebieten des Maggia- und Versascatales die Wurzeln der liegenden Gneissfalten vor uns haben, die dort zum Teil die geologisch jüngern Bündner- schiefer überlagern. Damit stimmt auch das strichweise Vorkommen der zwischen die eigentlichen Gneisse eingeklemmten Serieit- und Talkschiefer, sowie der @limmerschiefer überein; es sind zwischen die ältern Gneisse eingeklemmte Komplexe von jüngeren Gesteinen, die aber durch den Gebirgsdruck so stark metamorphosiert wurden, dass wir ihre frühere Struktur und damit ihr geologisches Alter nicht mehr bestimmen können. Nach H. Schardt unterscheidet man gegenwärtig sieben solcher überliegender Gneissfalten, die namentlich im nordöstlichen Tessin, wo sie mit der helvetischen Trias oder mit dem jurassischen Bündner- schiefer abwechseln und als Decken auf die jüngern Gesteine über- schoben sind, leichter auseinanderzuhalten sind als in ihren Wurzel- gebieten, wo die Umbiegungen grösstenteils nicht mehr vorhanden sind. Ich erwähne z. B. die Aduladecke, die Tambohorndecke und die Suretta-Stelladecke ausserhalb des Kantons Tessins, die Molare- decke und die Campolungodecke im nördlichen Tessin selbst. Die Verbindungsstücke dieser Decken mit ihren Wurzeln sind zum grössten Teil durch die Erosion abgetragen, doch in einigen Fällen, z. B. bei der Campolungodecke, ist der Zusammenhang zwischen steilstehenden Wurzelschichten und der liegenden Decke noch deutlich vorhanden. Das Onsernone selbst gehört in die südlichste Gneisspartieder Deckenzone und mag etwa der Wurzel der drei letzten überliegenden Falten entsprechen. Ein Zusammenhang mit dem nördlichen Decken- phänomen ist bis jetzt allerdings noch nicht mit Sicherheit nachge- wiesen. ee Was das geologische Alter der Gneisschichten anbelangt, 50 gehören sie in ihrer Hauptmasse jedenfalls dem archäischen Zeit- alter an. Jüngere Gebilde sind bis jetzt nicht sicher nachgewiesen worden, obwohl sie höchst wahrscheinlich vorhanden waren, aber teils durch Erosion, teils durch Metamorphose verschwunden sind, resP- umgebildet wurden. x Die Erosion spielt in der Geschichte der Alpen eine ganz be- deutende Rolle. Sie setzte sofort mit dem Heben der Schichten ein und dauert auch ‚heute noch in ungeschwächter Kraft fort. Durch ihre Tätigkeit sind ganze Schichtkomplexe von den Gebirgen abge tragen worden, und nach dem Grade der Abtragung muss unser Gebiet Die Flora des Val Onsernone. : 249 unzweifelhaft zu den ältesten Partien der Alpen gehören, da die frühere Sedimentbedeckung sozusagen völlig verschwunden ist. Die Hebung der Alpen dauerte aber auch während der Zeit der Abtragung noch fort, und die noch jetzt hie und da stattfindenden tektonischen Erdbeben zeigen an, dass in der heutigen Zeit die gebirgsbildenden Kräfte noch nicht zur Ruhe gekommen sind. Immerhin überwiegt gegenwärtig die Abtragung über die Hebung, und es hat daher die Erosion weit mehr an der Gestaltung der Gebirge mitgewirkt als die Schichtlage und die Faltenbildung. Die Tätigkeit der Erosion beschränkt sich heutzutage in unserm Gebiet auf die Wirkung des fliessenden Wassers und der Atmosphärilien; doch sind die Wirkungen der in früherer Zeit arbeitenden Glacialerosion so bedeutende, dass ich es angebracht finde, noch kurz auf dieselben einzutreten. Zur Zeit der grössten Ausdehnung der Gletscher, den sog. Eis- zeiten, war unser Gebiet infolge der damals herrschenden Depression der Schneegrenze um ca. 1300—1400 m (im Durchschnitt 1200 m in der ganzen Alpenkette, im insubrischen Gebiet aber infolge der grossen Niederschläge 100—200 m tiefer) bis etwa auf 1500 m herab im Gebiete ewigen Schnees, so dass die Gletscher eine enorme An- schwellung zeigten. So stand der Tessingletscher in der Gegend von Locarno noch ca. 1400 m über dem jetzigen Seespiegel, also in 1600 m Meereshöhe. Ungefähr gleich hoch, eher noch etwas höher, stand der Maggiagletscher bei seiner in der Gegend von Ponte Brolla erfolgenden Vereinigung mit ihm. Ein Ast dieser vereinigten Gletscher- masse von ca. 1500 m Meereshöhe schob sich ins Centovalli, das keine nennenswerte eigene Vergletscherung aufwies, und begegnete dort einem ins Val Vigezzo vordringenden Aste des Tocegletschers, so dass in der breiten Talmulde des Vigezzotales eine stillstehende Eis- masse von ungefähr 1400 m Meereshöhe zustande kam. Im Onsernone selbst lagen die Verhältnisse ganz ähnlich, die Bismasse reichte im Gegenteile noch höher als 1400 m, da sie auch durch die im Tale selbst vorhandenen Gletscher, deren Abfliessen infolge der vor- lagernden Eismassen des Tessin- und Maggiagletschers verunmöglicht war, höher gestaut wurde. Ich konnte bei meinen Touren bis in eine Höhe von 1600 m an den Talgehängen noch deutliche Moränen- reste wahrnehmen, und zwar meist Grundmoräne, die sich an den Talflanken anlehnte. Im Gebiete des untern Onsernone kam es daher zu einer bemerkenswerten Transfluenz der Gletscher, indem ein Ast des Maggiagletschers sich über die Passhöhe von Garina in das heutige Onsernone hereindrängte und infolge der Stauung durch das Onsernone- Eis die ausgedehnte Grundmoränenbildung erzeugte, der die fetten ‘Wiesen von Campo ob Loco ihr Dasein verdanken. Dieser Gletscher- 250 Johannes Bär. ast des Maggiatales brandete am Abhang des Pizzo Pelose bis zur Höhe des Pigno (1665 m) hinauf, ein anderer floss über den Sattel von Sella und Colmo mit einem kleinen Lokalgletscher zusammen, dessen Grundmoränenterrassen bei Cortasello, Sassello, All’Ero noch jetzt deutlich sichtbar sind. Ebensolche Terrassen finden sich am Südwestabhang des Salmone | ob Auressio bei Calagno, Bolla und Cortone etc., namentlich aber auf Sella und Colmo. In der Fortsetzung des aus dem Val d’Aurigeno kommenden Astes floss das Eis über den breiten Sattel von Calasio nach dem Centovalli-Gletscher ab, der wieschon erwähnt, eine etwasge- ringere Höhe erreichte. Der ganze Sattel ist dort mit Grundmoräne überkleidet und auch der Aula war jedenfalls vom Eise über oe = wie aus seiner Rundhöckerform zu schliessen, sowie der Sattel von Segna. Hingegen war der Gipfel des Pianaccio und Mattarucco jede falls eisfrei. Nehmen wir hier also eine Gletscheroberfläche von 1600 —1650 m an und berechnen wir nur eine ganz mässign Steigung der Gletscheroberfläche von 25°/oo, wie sie für den bedeutend grösseren Tessingletscher angenommen wird (für kleinere Gletscher war sie jedenfalls grösser!), so erhalten wir für die Gegend von Comologno schon eine mutmassliche Gletscherhöhe von etwa 1800m oder noch höher, so dass wir uns also schon einige hundert Meter gelegene Gebiet bereits dem Firngebiet des Onsernonegletschers ange- hört haben muss. Das Gleiche gilt auch für die Gegend hinter Vergeletto, so dass mit Sicherheit angenommen werden kann, dass zur letzten Eiszeit, der Würmeiszeit, das Onsernone in seiner grössten Ausdehnung von Firn und Eis bedeckt war. In der Tat treffen wir auf der Alp Ruscada auf der Ostseite des Pizzo bereits eine ausge sprochene Grundmoräne-Ablagerung, während die Spitze des Pizzo Ruscada sich-als Firnkamm über das sich zu beiden Seiten ausdehnende Eismeer erhob. In gleicher Weise war der hintere Teil des Ver gelettotales unter Firn und Eis begraben, und die hier in bedeutenderem Masse auftretenden Kargebilde lassen auf eine noch weit mächtigere Firnbedeckung schliessen, als im südlichen Aste des Onsernonetales. Es gab hier wohl, mit Ausnahme der zerrissenen Gipfel und Gräte, keine klimatisch schneefreien Stellen mehr. Beim Rückzuge der Gletscher wurde indessen das untere Onsernon® relativ früh eisfrei, da es im Vergleich zu den übrigen Gletscher- gebieten eine Depression darstellt. Noch lange Zeit ‚aber war der Grund des Tales durch den Ast des weit langsamer zurückweichenden Tessingletschers gestaut, so dass sich in der Gegend ob Cavigliano ein ausgedehnter Gletscherstausee bildete, in den der Onsernone Die Flora des Val Onsernone. 35E; bei Ronconaglio ein Staudelta aus fluvioglacialem Geschiebe ablagerte, das durch den Strassenbau an mehreren Stellen gute Aufschlüsse erfahren hat. Es findet sich auch reichlich Grundmoränenmaterial mit demselben gemengt, und das Ganze ist mit einer etwa 1—2 m mächtigen Schicht sandigen Lehmes bedeckt, der seinerseits wieder- von einer Torfschicht von ca. 50 cm Mächtigkeit überlagert wird, was dort Veranlassung zur Ausbildung von moorigen Magerwiesen gegeben hat. Nach dem Rückzug des Onsernonegletschers wurde nun ein ziemlich breites Tal freigelegt mit sanft ansteigender Böschung. Wir erkennen die Reste dieses breiten Talbodens an den zu beiden Seiten der heutigen Schlucht sich hinziehenden Terrassen, die man sich nur verbunden zu denken hat, um den -alten Gletscher- Taiboden zu rekonstruieren. Auf diesen Terrassen liegen in der Jetztzeit die menschlichen Siedelungen oder das anbaufähige Terrain des Gebietes. Diese Terrassen sind mit Grundmoränenmaterial gewisser- massen überkleistert und liefern in der Hauptsache den fruchtbaren. Ackerboden, während der oft nur sehr schwer von der Moräne zu unterscheidende alte Gehängeschutt einmal durch die eckigen Geschiebe, anderseits aber durch die viel grössere Wasserdurchlässigkeit und daherige Unfruchtbarkeit verschieden ist. Beide gehen oft ohne scharfe Grenze ineinander über, meist jedoch sind sie deutlich ge- schieden. Die Flanken des diluvialen Onsernonetales unterschieden sich im grossen Ganzen von den heutigen nicht sehr, abgesehen von einer durch Glacialerosion mehr geglätteten Oberfläche, die aber auch heute noch in der Form der Rundhöcker teilweise erhalten ist. Am Fehlen derselben erkennt man in der Regel schon aus der Entfernung die Grenze der ehemaligen Eisbedeckung. Der Querschnitt des Tales ist, namentlich in den hintern Partien, ein deutlich trogförmiger mit relativ steilen, aber wenig gegliederten Seitenwänden, wie er auch für andere glaciale Erosionstäler des Tessin- gebietes so charakteristisch ist. Über dem Steilhang der Seitenwände, der in der Regel bewaldet ist, findet sich dann mit relativ geringer Böschung die Region der Alpweiden, die zur Glacialzeit in der Hauptsache den Firnmulden entsprochen haben, wenigstens in den höher gelegenen Teilen des Gebietes. Zwischen den Siedelungen und den Alpen ist sodann noch eine Terrassenfolge eingelagert, die jetzt meist von den Maiensässen eingenommen werden und die vielleicht als der Talboden einer früheren Eiszeit angesprochen werden dürfte. So unterscheiden wir also im Onsernone drei Terrassensysteme, die sich ziemlich lückenlos durch das ganze Tal verfolgen lassen. Die hie und da etwas un- 352 Johannes Bär. gleichförmige Senkung der einzelnen Terrassenfolgen hat den Grund in der durch die Glacialerosion bedingten Übertiefung des Talbodens, die beim Zusammentreten von verschiedenen Gletscher- folgen etwas skizzieren, und verweise bezüglich der Namen auf die in der Siegfriedkarte angegebenen, soweit sie in derselben enthalten sind. Mit Terrassenfolge I bezeichne ich hiebei die grössten, niedrigst gelegenen, auf denen, zumeist auf der linken, der Sonne exponierten Talflanke, die dauernden Siedelungen stehen. Mit Terassenfolge II werden nur geringen Umfang haben, aber durch ihre grosse Zahl deutlich einen ältern Talboden rekonstruieren lassen. Unter Terassenstufe III endlich sind die oft weit ausgedehnten, häufig selbst wieder stark terrassierten Alpen aufgeführt. Letztere Reihe erscheint als die am willkürlichsten zusammengesetzte, während die Anordnung der beiden ersten Reihen sich ohne irgendwelchen Zwang aus den natürlichen Verhältnissen des Tales ergibt. Zu TerrassenfolgeI gehören, von unten nach oben fortschreitend auf der linken Talflanke folgende Terrassen, die ich unter dem Namen der darauf stehenden Siedelungen anführe: Ronconaglio, Cresmino, Auressio, Loco, Berzona, Mosogno, Russo, le Tempie, Pesciola, Monte Quiello, Gresso, Vergeletto, Piano, Pertusio, Monte dei Piei, Car- vadico, Monte dell’ Er; im südlichen Ast des Onsernone: Crana, Pinello, Vocaglia, Corbella. Comologno, Spruga, Fenaio. A er rechten Talflanke von Intragna bis zur italienischen Grenze: Pila, Vosa, Vosa di Dentro, Oviga di Loco, Bioi, Montone, . Riana, Oviga (di Russo), Monte Borrini, Monte Urarzo, Gualdo, Tagliata, Corno. Auf der rechten Talflanke des Vergelettotales: Piano ob Crana, Fontai, Pombino, Monda, Oviga (di Vergeletto). Zu Terrassenfolge Il nenne ich im untern Onsernone bis Russo links: Nebbio, Cugnolo, Cratolo, Cortone und Bedea, Calagno, Campo ob Loco, Sella und Colmo, Ledrima, Agliasco, Serta, Mondadiscio, Disbocato. ee Im Val di Comologno auf der linken Talflanke: Piano ob Grana, Biecherolo, Provo, Spreghitto, Ligunei, Cimalcorto, Piansecco. - Auf der rechten Talseite von Intragna bis zur Landesgrenze Cremaso (z. T.), Scherpia, Chiniggio, Collo, Aceto, Corte, Colascia, Gualdo (di Mosogno), Curiei, Monte Borrini di sopra (Punkt 1258 eirca) Monte Sett, Alpe Lombardone, Alpe Pizzo, Alpe Casone (di Comologno). . Die Flora des Val Onsernone, 408 Im Val di Vergeletto links: Forcola, Toresia, Monte Bernardo, Piano della Crosa, Monte di Gresso, Busenascio, Mazer (Höhenquote 1706 gilt für den Gipfel, die Terrasse liegt tiefer), Tasino, Pianascio, Alpe Boscacceio. Zu Terrassenfolge III endlich auf der linken Flanke: Salmone, Forcola, Volignasco, Pigno, Alpe Colla, A. Bassa, A. al Lago, A.Rodano, A. Remiasco, A. Doglia, A. Cattogno, A. Albezona, A. Ribbia, A. Cra- nello, A. Porcareccio.’ Im Hintergrund des Val di Vergeletto kommen auf der rechten Talflanke noch die Alpen Piano-Becaro, Arena und Medaro zu dieser Folge. Auf der rechten Seite des Val Onsernone seien in dieser Folge folgende Terrassen erwähnt, die zwar in der untern Partie in der Gipfelregion des Bergzuges liegen, aber doch deutlich diluvialen Ursprungs sind: Cribel, Calaseio, Segna, Corte Nuovo, Alpe Vitelli, Alpe Ruscada. Auf der linken Flanke des Comolognotales endlich noch die Alpen: Bresciugoglio, Erlongo, Salei und Pescedo. Alle diese Terrassen, namentlich der Folgen I und Il, zeigen sich durch den Besitz von Grundmoräne als mehr oder weniger glacialen Ursprungs. Zum Teil mag auch bei Folge III Anhäufung von Seitenmoränen an ihrer Bildung mitgewirkt oder die Firn- bedeckung die Erosion verhindert haben. In Bezug auf das Alter der Moränen konnte ich an vorhandenen Anrissen fast immer grosse Frische der Geschiebe konstatieren, die erkennen lassen, dass wir es mit Bildungen der letzten oder Würm- eiszeit zu tun haben. Die Ablagerungen der frühern Eiszeiten konnte ich nicht konstatieren, sie sind entweder durch die Gletscher der Würmeiszeit oder durch die in dem steilen Gelände zu intensiv ar- beitende Erosion verschwunden. Wo ich an höher gelegenen Anrissen Altmoränen zu finden hoffte, fanden sich neben stark verwitterten, beinahe ferrettisierten Geschieben doch immer auch frische in weitaus grösserer Menge vor, so dass ich gezwungen bin, anzunehmen, dass diese stärker verwitterten Geschiebe dem Material von Seitenmoränen angehören, das schon in stark angewittertem Zustand auf den Rücken des Gletschers gelangte und bei dem kurzen Wege, den es im Ge- biete zurücklegte, nicht bis auf den frischen Kern abgeschliffen wurde. Dagegen sind die frischen Geschiebe entweder frisch auf den Gletscher gelangt oder doch infolge längeren Transportes bis auf den frischen Kern geschliffen worden. . Gletscherschliffe an anstehendem Gestein wie an den transpor- tierten Geschieben sind im Onsernone nicht sehr häufig zu beobachten. 954 Johannes Bär. Es hängt dies mit dem wenig homogenen Zustande der Gneisse zu Eise den Atmosphärilien so starke Abwitterung erlaubt, dass von der einstigen, glatten Oberfläche der Felsen sozusagen nichts als der "Gesamtumriss übriggeblieben ist. Dagegen finden wir an Stellen, 5 die durch Moräne konserviert wurden, nach Entfernung derselben men. Aber trotzdem sehen wir auch an freien Felsen die Spuren der einstigen Vergletscherung sehr deutlich an den namentlich im geschnitten wurden, so dass der ganze Talzug einen mehr oder weniger trogförmigen Querschnitt erhielt. Nach Peneck und Brückner müssen auf der Südseite der Alpen mindestens zwei Glacialperioden aufgetreten sein, und zwar nach dem Befunde der hinterlassenen Moränen-Amphitheater in der Poebene waren es die Riss- und die Würmeiszeit, die mit Sicherheit nachge- wiesen wurden. Zwischen beiden liegt die Riss--Würm-Interglaeialzeit als eine Periode relativ hoher Temperatur.'‘) Interglaciale Abla rungen sind aus dem Onsernone bis jetzt keine nachgewiesen worden, dagegen finden sich solche in nächster Nähe desselben bei Re im Centovalli, resp. im italienischen Teile desselben, dem Val Vigezzo. Dasselbe zeigt in seinem obern Teile ausgedehnte Quartärablage- rungen. Aus denselben sind durch Sordelli (Sulle filliti quaternarie di Re in Val Vigezzo. Rend. R. Ist. Lomb. (2) XVI, 1883, p. 843; Flora fossilis insubrica 1896, p. 97) zahlreiche Pflanzenreste bekannt geworden, denen ein interglaciales Alter zugeschrieben werden muss. Weitere Angaben über diese Schichten machte Benassi (Piante ed in- setti fossili di Re in Val Vigezzo. Rivista italiana di Palaeontologia u 1896, p. 315), nachdem kurz vorher Corti die Diatomeen der Ablage- rung beschrieben hatte (Ricerche mieropalaeontologiche sul deposito 2 di Re in Val Vigezzo. Rend. R. Ist. Lomb. (2) XXIII, 189) hrieb dann Traverso (Geologia dell’Ossola, a 1395, p- 222— 230). Die Hauptfundstelle liegt gerade gegenüber dem Wallfahrtsorte Re, 4 km von der Schweizergrenze. 3 Die Schichtfolge von Re zeigt nach Penck eine erst absteigende und dann aufsteigende Bewegung der Schneegrenze im Umfange von ') Oder geringer Niederschläge ? (der Verf.). Die Flora des Val Onsernone. 255 etwa 1400 m Differenz, also in fast gleichem Ausmasse, wie sie nördlich der Alpen durch die Lagerungsverhältnisse der Höttinger- breccie bei Innsbruck erwiesen wurde. Es würde zu weit führen, näher auf die fossilen Funde in den interglacialen Schichten einzutreten; nur so viel sei erwähnt, dass die Flora, die aus den von Sordelli bestimmten Arten abgeleitet werden kann, nicht etwa Steppen- oder Macchiencharakter aufweist, sondern eher an eine Eichenwaldflora erinnert, wie sie jetzt ungefähr in den Hichenwäldern Bosniens zu finden ist. Neben Arten, die auch jetzt noch an der Zusammensetzung der. Wälder des Gebietes Anteil haben, sprechen namentlich das Vorkommen von Rhododendron ponti- cum L., Buxus sempervirens L., Acer platanoides L., Quercus pu- bescens Willd. für eine südöstliche Note der Flora. Namentlich charakteristisch ist das Vorkommen von Rhododendron ponticum, das feuchtwarme Sommer und milde Winter verlangt. Das Klima der Riss- Würm-Interglacialzeit war also kein mediterranes mit trockenen Sommern und warmen Wintern, sondern ein gemässigt kontinentales mit regnerischen Sommern und einer entschiedenen Unterbrechung der Vegetation durch einen allerdings milden Winter. Wenden wir uns nach dieser Abschweifung in das Nachbargebiet wieder dem Onsernone zu, so haben wir namentlich die postglacialen Verhältnisse des Tales ins Auge zu fassen. Als zu Ende der Gletscher- zeit die Schneegrenze zu steigen begann, wurde im Önsernonetal mit seinen relativ geringen Erhebungen bald ein grosses Gebiet klimatisch schneefrei, und die Folge war ein rasches Zurückgehen der. Lokal- vergletscherung hauptsächlich im mittleren Teile, etwa bei Mosogno. "Weit weniger rasch ging dagegen der Maggiagletscher zurück, ebenso der Tessingletscher. Der Transfluenzast des ersteren, der durch das Val d’Aurigeno ins Onsernonetal eindrang, bestand aber noch längere Zeit fort und vereinigte sich mit dem Aste des Tessingletschers, der das untere Onsernonetal blockierte. Der Onsernonefluss staute sich daher an diesen Gletscherresten und bildete die heute noch sehr ausgedehnten Staudeltabildungen zwischen Mosogno und Berzona, die durch den Bau der Strasse prächtige Aufschlüsse erfahren haben. Durch Zurück- _ weichen der Tessingletscherzunge erhielt dann der Transfluenzast des Maggiagletschers erhöhtes Gefälle und übertiefte zunächst das Tal unterhalb Campo ob Loco, dadurch den Grund legend zur Schlucht des Riale dei Mulini. Etwa zu gleicher Zeit mag sich im Val Bor- dione die Talstufe von Agliasco gebildet haben. Von hier ist dann nur ein Schritt zum Verschwinden des Transfluenzastes von Campo, der die relativ breite Mulde von Campo als eine sehr ausgesprochene Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. ; 17 356 Johannes Bär. glaciale Transfluenz-Talstufe zurückliess. Infolge des nun mangelnden Zuflusses ging die ins Onsernone eindringende Zunge des Tessin- gletschers sehr rasch bis ins Melezzatal zurück, und die Geschiebe- aufschüttung des Onsernoneflusses lokalisierte sich in der Gegend von Ronconaglio und Cavigliano, wo die Verhältnisse jedenfalls längere Zeit stationär blieben, was aus der grossen Mächtigkeit der hier vorhandenen Staudeltabildungen hervorgeht. Als eine weitere Etappe in der Geschichte unseres Tales ist sodann der Zeitpunkt aufzufassen, wo der Melezzaast des Tessin- und Maggiagletschers die Tore der Centovalli und des Onsernone völlig räumte, und den Talboden des heutigen Pedemonte freilegte. Durch das so gewonnene starke Ge- fälle begannen sich nun der Onsernone und die Melezza in den alten Gletscherboden des Tales rasch einzuschneiden, und es entstanden die tiefen Schluchten, die sich rückwärts verlängerten, aber den Tal- boden nicht verbreitern konnten, was in der Hauptsache auf die Widerstandsfähigkeit des Gesteins zurückzuführen ist. a das Geschiebe, das der Gletscher auf dem Rück zuge liegen liess, im Flusse transportiert wurde, wirkte es gewissermassen als Feile bei der Einschneidung desselben; die Nebenflüsse blieben in der Vertiefung ihres Tales hinter dem Hauptflusse zurück, und es bildeten sich die schon erwähnten Stufenmündungen mit Steilschluchten oder Wasserfällen, wie sie im Onsernone und noch in einer ganzen Reihe von südalpinen Tälern so charakteristisch sind. ’ Während wir aber z. B. im Tessintal oder Maggiatal nur eine glaciale Übertiefung mit einem breiten Talboden und trogförmigem Talquerschnitt haben, ist zu derselben im Onsernone und Centovalli, auch im Rovanatal ete. noch die Auviatile Übertiefung getreten, die auch jetzt noch beständig arbeitet. Die Rückwärtsverlängerung der Schluchten im alten Gletschertalboden ist heute noch nicht beendet, denn wir haben schon bei der Betrachtung der Talstufen gesehen, dass im hintern Teile des Onsernone der alte Gletscher talboden und das Niveau des Flusses zusammenkommen. Wir sind dort an der Grenze der fluviatilen Übertiefung des Tales angelangt. Ganz ähnliche Verhältnisse, nur in noch bedeutend grösserem Masstabe, finden wir auch in beiden Nachbartälern Centovalli und der Valle di Campo. — Die jüngsten geologischen Gebilde im Onsernone sind die Fluss- alluvionen und die Schutthalden. Erstere sind infolge der bereits geschilderten Talverhältnisse wenig zahlreich, wenigstens was die rezenten Vorkommnisse anbe- langt. Am Einfluss des Onsernone in die Melezza findet sich bis in die Gegend von Cavigliano längs des Ufers ein Streifen von Die Flora des Val Onsernone. 257 Flussgeschiebe im Melezzatale, der streng genommen allerdings nicht mehr ins Onsernone gehört, jedoch wenigstens zum Teil demselben seine Entstehung verdankt. Es ist dies ein Gemenge von grobem Kies und Sand, wie es in viel grösserem Masse im Maggiatale die Flussufer einsäumt. Auf dem zur Niederwasserzeit eminent trockenen Geröllboden, dem lehmige Bestandteile so gut wie völlig fehlen, siedelte sich eine Xerophytenflora an, die zur Hochwasserzeit in stetem Kampfe mit den Fluten steht, und häufig mit neuen Geröll- und Sandmassen überschüttet, oder entwurzelt und fortgeschwemmt wird. Erst in grösserer Erhebung über den Wasserspiegel des Flusses vermag der infolgedessen sehr lockere Pflanzenbestand geschlossenere Formen anzunehmen. Ältere, zum Teil noch glaciale oder postglaciale Flussalluvionen bildeten sich an den Flanken der Seitentäler. .Das grösste Gebilde dieser Art ist das schon erwähnte Staudelta des Onsernoneflusses ob Cavigliano, das nach meiner Ansicht in der Rückzugsphase der Würm- eiszeit entstanden ist. Eine gleiche Entstehung hat das Staudelta zwischen Mosogno und Berzona und wohl noch eine Reihe von an den Talflanken klebenden Schotterbildungen, die oft schwer von Moränen zu unterscheiden sind, indem nachträgliche Einschwem- mungen von Grundmoränenmaterial stattgefunden haben können, so ' namentlich ein gelbbrauner Lehm. Auch nachträgliche Überwachsung mit einer Humusschicht vermag in vielen Fällen das ursprünglich rein fluviatile Bild dieser meist als Adventivterrassen auftretenden Schotterbildungen zu trüben. Im grossen Ganzen jedoch erkennt man sie leicht an ihrer durch die grosse Durchlässigkeit bedingten Pflanzen- decke: Während die Moränen in der Regel mit geschlossenem Gras- wuchs bedeckt sind und daher saftig grün erscheinen, tragen diese Adventivterrassen meist eine offene Pflanzenformation und gehören der Buschweide an, durch welche sie häufig mit den Schutthalden rezenten Alters verbunden sind. Als Beispiele für solche Schotter- terrassen erwähne ich ausser den schon genannten diejenigen von Le Bolle und Pinello bei Crana, von Ligunei und Spreghitto bei Comologno etc. Jüngeren Datums, jedenfalls sicher postglacial ist eine Schotter- und Sandbildung bei der Mündung des Abflusses vom Sumpfe auf Segna gegenüber Mosogno. Dort wurde der Fluss (auch der Haupt- fluss) durch einen kleinen Bergsturz zu einem kleinen See gestaut und in seinem Bassin häufte namentlich der Nebenfluss eine beträcht- liche Sand- und Geröllmasse an. Nachdem der Hauptfluss den Quer- riegel durchsägt hatte, folgte etwas später auch der Nebenfluss, indem er sich durch eine enge Rinne den Abfluss bahnte, so dass die auf- 258. Johannes Bär. gehäufte Sandmasse, obwohl in nächster Nähe des Önsernone gelegen, durch den Bergsturz vor. Abspühlung geschützt blieb. Flussaluvionen rezenten Alters hingegen treffen wir im eigent- lichen Onsernone erst im Hintergrunde der beiden Taläste, wo sie z. B. bei den Bagni di Graveggia auf relativ breiter Fläche den Tal- boden bedecken. Allerdings beginnt sich dort der Fluss bereits in dieselben intensiv einzuschneiden, wie auch aus der Siegfriedkarte ersichtlich ist. Die Art der Bildung der Adventivterrassen können wir ad oculos studieren im hintern Vergelettotale, wo gegenwärtig an mehreren Stellen seitliche Wildbäche namhafte Schottermassen ins Haupttal geschüttet haben, die der Onsernonefluss resp. der Isorno bei dem dor- tigen geringen Gefälle der obersten Talstufe nicht zu entfernen vermochte. Wenn nun, was in nicht zu ferner Zeit der Fall sein wird, der Haupt- fluss sein Tal bis dorthin übertieft hat, werden sich auch die Neben- flüsse infolge der Gefällsvermehrung schluchtartig in ihre Geschiebe- massen eingraben, während ein Teil der seitlich davon gelegenen Schotter sicher als Adventivterrasse stehen bleiben wird. Dieser Fall wird höchst wahrscheinlich eintreten beim Einfluss der Camana beim Maiensäss gleichen Namens, sodann bei Valascia und bei der Mündung des Val di Ribbia unterhalb Monte dei Piei. Grössere Bergstürze wurden im Gebiete ausser dem bereits ge nannten bei Mosogno keine beobachtet, dagegen sind kleinere Fels stürze bei der Steilheit der Gehänge recht häufig, wenn sie aue selten Schaden anrichten. Höchstens wird etwa durch einen Fels- sturz ein Teil der Strasse verschüttet oder wenig Kulturland ver wüstet. Die durch die Felsstürze gefährdeten Stellen sind eben dem Talbewohner sozusagen instinktiv bekannt und bei der Anlage von Gebäuden oder Kulturland werden sie sorgfältig gemieden. Dagegen geben die kleineren Felsstürze, da sie sich auf bestimmte Stellen lokalisieren, Anlass zu zahllosen Geröllhalden, die durch die fort- während niedergehenden Blöcke immer ungefähr in gleichem Umfange erhalten werden. Was im Laufe der Zeit durch Überwachsen mit Pflanzenwuchs in mehr oder weniger produktives Land «übergeht, wird gelegentlich eines grössern Felssturzes wieder erneuert. ie Schutthalden sind der Natur des Gesteins und insbesondere seinen Abwitterungsformen entsprechend meist grobblockig, daher sehr be- ständig und setzen dem Überwachsen verhältnismässig grossen Wider- stand entgegen. Nicht selten finden sich hausgrosse Blöcke darin. Diese Grösse der Blöcke bedingt ihrerseits wieder eine- vermehrte Stabilität, namentlich auf wenig geneigter Unterlage. Grössere Nei- gung zur kleinblockigen Abwitterung zeigen einzig die. hie und da Die Flora des Val Onsernone. 2359 vorhandenen Serieitschieferfelsen, deren Schutthalden dann leicht rutschig und feinkörnig zu sein pflegen. Dafür setzen sie aber auch dem Überwachsen durch die Vegetation bedeutend weniger Schwierig- keiten entgegen, und sie können durch Einschwemmung von fein- erdigen Partikelchen ebenfalls eine gewisse Festigkeit erhalten. Solche feinkörnige Geröllhalden finden sich z.B. unterhalb Vergeletto, bei Como- logno, im Val Lavadina, an der Oremalina und Cima di Remiasco etc. Die grobblockigen Gneisschutthalden dagegen erreichen ihre grösste, oft stundenlange. Ausdehnung unterhalb der Steilabstürze der Nordabhänge, wie sie die meisten höhern Gipfel des Gebietes aufweisen, und die z.B. auf der Siegfriedkarte in ausgedehntem Masse am Nordabhang der mittleren Gebirgskette des Onsernone, im Gebiete der Alpen Piano-Becaro, Arena, Medaro und Porcareccio, eingezeichnet sind. Auch der Nordabhang der Corlonga, des Pizzo di Cranello und des Rosso di Ribbia-Gebietes weisen sehr ausgedehnte Schutthalden auf. In letzterem Areal treten sie auch in bedeutendem Masse auf der Südseite der Gipfel in Erscheinung. Kleinere Schutthalden und Schuttrinnen finden sich, wie schon erwähnt, im ganzen Gebiete in ungezählter Menge und machen mit den schroffen Felsen einen Grossteil des unproduktiven Landes aus. Die Lawinen des Gebietes sind infolge der Verteilung der Nieder- ' schläge in der Hauptsache auf die Sommermonate ebenfalls nicht von verheerenden Folgen, wie die Felsstürze, und es sammeln sich die abgestürzten Schneemassen in der Regel in den Mulden der sub- alpinen und alpinen Zone, wo sie keinen Schaden anrichten und im Sommer selbst der stärksten Sonnenglut teilweise standzuhalten vermögen. Sie sind Veranlassung zur Ausbildung der durch ihre charakteristische Flora ausgezeichneten Schneetälchen, die vom Schneewasser der Lawinenkessel jahraus jahrein gespeist werden, und finden sich in grösster Menge ebenfalls an den steilen Nordhängen der Gebirge, resp. unter denselben. Trotz der Tatsache, dass die Gipfel des Onsernone ca. 300 m unter der heutigen Schneegrenze liegen, weist also dasselbe in den Lawinenlagern doch noch etwas „ewigen Schnee“ auf und berührt somit gleichsam noch die nivale Zone der Alpen. IH. Kapitel. Klimatologischer Überblick. Das Onsernonetal liegt in klimatologischer Hinsicht ganz im Bereiche des nach Gaudin benannten „insubrischen* Gebietes der Schweiz, und zwar nicht nur in seinem basalen Teile, sondern auch 260 Johannes Bär. die Höhen nehmen an diesem insubrischen Klima teil, allerdings mit den für die grösseren Höhen charakteristischen Modifikationen, die sich fast bis zur Verwischung des insubrischen Einflusses steigern können, aber dennoch denselben nicht gänzlich auszulöschen vermögen. Christ hat in seinem klassischen Werke „Das Pflanzenleben der Schweiz“ das insubrische Ebenen- resp. Talklima einläss- lich und in treffllicher Weise besprochen (1879). Wenn nun auch heutzutage eine längere Beobachtungsdauer der klimatologischen Erscheinungen auch etwas andere Zahlen ergibt, so handelt es sich doch um geringfügige Änderungen, die im grossen Ganzen belanglos sind. Neuere klimatologische Betrachtungen aus dem insubrischen Gebiete haben in letzter Zeit Bettelini in seiner „Flora Legnosa del Sottoceneri“, Jäggli in seiner Monographie des Camogh®& bei Bellinzona geliefert, während Geilinger in seiner pflanzengeographischen Studie des Grignagebirges ein zwar immer noch im Bereiche des Insubricum gelegenes ausserschweizeri- sches Gebiet behandelt. H. Brockmann lehrte in seiner Abhandlung über das Puschlav ein Verbindungsglied zwischen dem eine starke ozeanische Note zeigenden insubrischen Klima und dem ausgespro- chenen Kontinentalklima des Oberengadin kennen. Schröter endlich bespricht in seinem Pflanzenleben der Alpen einlässlich die kli- matischen Veränderungen, die sich. mit dem Höhersteigen im Alpen- zuge einstellen. Auf Grund dieser mehrfachen Schilderungen des in- subrischen- und Alpenklimas glaube ich auch für das Onsernone ziemlich zutreffende Daten gewinnen zu können, wenn auch aus dem Gebiete selbst nur spärliche Beobachtungen vorliegen. Da aus dem Önsernone einzig seit 1899 pluviometrische Daten von Russo und von 1905 ab solche von Mosogno vorhanden sind, so sind wir ge- zwungen, für anderweitige klimatologische Faktoren, wie Temperatur etc. die langjährigen Beobachtungen von Locarno, Bellinzona und Lugano als Basis zu nehmen und die annähernden Werte für einzelne Stationen des Onsernone durch Reduktionen daraus zu gewinnen. 1. Temperaturen. Als nächstgelegenen dieser drei letztgenannten Beobachtungsorte wollen wir in der Hauptsache auf die Beobachtungen von Locarno abstellen, wenn auch zugegeben werden muss, dass diejenigen von Bellinzona sich eher eignen würden, da in Locarno deutlich der Aus- gleich des nahen Seebeckens zu spüren ist. Immerhin handelt es sich nur um geringe Unterschiede, die sich leicht aus der folgenden Tabelle erkennen lassen. Die Flora des Val Onsernone. 961 Tabelle I. Mittlere Temperaturen der einzelnen Monate, Jahreszeiten und des Jahres. | Locarno | Locarn = ei 37 jahre Bellinzona Lugano | Mailand | Zürich 1876-1881 Bei: nach 232 m ü.M./275 m ü.M.|147 m ü.M.|413 m ü.M + +. 1864-1900 1864-1900 1888-1896 1888-1896 [1883-1900 ii Efeene Januar. 11° .2.00 1,97 1,6 1,1 0,0 — 2,8 Februar... . 4,17 4,19 4,2 3.9 239 — 1,2 ärz 7,43 7,38 7,7 6,8 8,1 87 April 11,54 | 11,78 | 19,2 11,4 19,8 8,5 Mai 15,95 15,57 16,0 15,3 17,3 13,2 Juni 19,49 1952 | 20,0 19,1 91,7 16,4 Juli 91,68 | 21,88 | 29,3 21,5 23,5 17,4 20,77 20,68 21,1 20,6 99,7 16,8 September 17,40 17,57 17,8 17,3 19,3 14,0 Oktober 11,54 11,62 11,9 11,5 13,0 8,2 November. . .| 6,68 6,68 6,5 6,0 6,7 3,8 Dezember . 2... 9,93 3,20 | 9,7 9,3 1,9 40 Jahr. 2... 2.0 0178 11,83 | 12,0 11,3 12,5 8,1 Frühling . . .) 114 11,57 11,97 11,2 12,7 8,5 Sommer 20,65 920,69 91,13 90,4 99,6 16,9 Horket 0 0...]. 11,87 11,62 11,80 11,6 13,0 7 Winter. .:..1° 308 312 | 2883 9,3 1,6 4 Werfen wir vorerst einen Blick auf die mittleren Jahrestempe- raturen der genannten Stationen, so konstatieren wir, dass das in- subrische Gebiet in Bezug auf dieselben einen intermediären Stand- punkt einnimmt zwischen dem Mittelmeerklima (Nizza = 15,6°) und den Stationen der schweizerischen Hochebene (Zürich 8,1°, Basel 9,5°). Vergleichen wir die südlichen Jahresmittel selbst: miteinander, so ergibt sich deutlich, dass die Nähe des Sees die Temperatur etwas herabzusetzen vermag, indem Bellinzona 12,0°, Mailand 12,5 (nach Christ 12,8°) mittlere Jahrestemperatur aufweist, Lugano da- gegen nur 11,3° und Locarno 11,74° nach den 24jährigen Mittel- werten, 11,83° nach den durch Reduktion gefundenen Berechnungen aus dem 37jährigen Mittel von Lugano. Dass Locarno trotz der etwas höhern Breite eine höhere Temperatur aufweist als Lugano, beweist, dass die dort viel stärkere Spalierwirkung des Alpenabfalles die herabsetzende Kraft des grössern Wasserbeckens mehr als auf- zuheben vermag. 262 Johannes Bär. Tabelle II. Extreme Temperaturen ll g | | Januar | Februar | März | April | — | Locarno Rn 1900 . j 10,92 | 13,17.) 16,91 | 20,60 Durch- i 01-1905 . 11,3 | 11,26 | 18,22 | 2040. schnittliche he Ss jähr. Mittel- | Maximal- werte bis 1900 (nach | | ee | 0,4 | a | 180: 7836 Lugano 1864—1872 . 11,4 14,8..| 18,0.) | | | | he | Locarno ei 1900 .- „| —3,84 | — 2,84 | — 0,38 3,86 Durch- 01—1905 . | —518 | —314 | —0,8 |, 4,80 schnittliche Bellinzona 28 nn Mittel- | 1 Minimal- werte bis 1900 (nach | | j temperatur See: - | —5,7 —35 | —0,4 32 | Er 1864-1872 . | -65 1-39 | —1,4 1,7 Locarno 1881—1905 . . | 17,5 19,4 | 99,2 24,8 Absolute (18. 1.1896) | (26. IL. 1833) (30. 1IT. 1899)|@3. IV. 1900) Maximal- Bellinzona 5 _ _ us temperatur = Lugano 1864—1872 . . 14,8 21,8 5 98,7. Bet Locarno 1881--1905 . .| —95 | —83 4,6 | 0,6 Absolute (8.1.1905) | (16. IT. 1901) ((8/4.111.1890) (10. IV. 18 Minimal- Bellinzona = _ == “= = temperatur Lugano 1884—1872 . .| —9,8 — 9,4 +36.) 18 Wenn wir die einzelnen Jahreszeiten der in der Tabelle aufge- führten Beobachtungsstationen vergleichen, so fällt uns auf, das : Locarno, Bellinzona und Lugano einen kühlern Frühling, Sommer und Herbst haben, als die Ebenenstation Mailand, während sich. das Verhältnis im Winter gerade umkehrt, woraus wir unschwer wieder N die ausgleichende Wirkung der Wasserfläche sowohl, als die haupt- sächlich im Winter wertvolle Spalierwirkung der steilen Berglehnen - erkennen. Bellinzona und Mailand nähern sich immerhin infolge des. Fehlens grösserer Wasserflächen in ihren Sommertemperaturen be- deutend, wenn auch nicht aus gleichem Grunde. In Bezug auf die ‚jährliche Temperaturkurve konstatieren wir im allgemeinen . grosse Übereinstimmung derjenigen von Locarno und Lugano, die beide infolge des Ausgleiches durch das Seebecken etwas er flacher verlaufen als die beiden von Bellinzona und Mailand: Bellin Die Flora des Val Onsernone. der insubrischen Talstationen. Mai Juni Juli August Sept. Oktober Nov. Dezember 24,55 27,62 29,01 27,88 25,04 19,65 14,25 11,24 24,64 97,42 29,40 28,08 25,20 18,92 15,40 10,92 26,6 29,6 31,0 29,7 27,0 20,8: |: 15,6 12,1 27,6.1 3083 32,7 30,9 28,8 22,9 | 17,4 14,1 8,48 12,60 14,43 13,63 10,73 4,33 0,72..1, — 3,16 7,16 11,10 15,16 13,96 10,42 5,12 | —0,38 | — 1,14: 8Semtı 12,3 14,9 13,9 9,9 3,1 —0,3 — 45 6,8 | 9,7 12,5 10,9 8,5 1,8 —1,5 — 44 27,8 30,6 35,6 33,2 29,3 294 | 188 | 16,6 (27. V. 1881) (24. VI. 1881) (17. n. 19.111.181) (9. VILL.1881) (20. IX. 1893)| (3. X. 1888) (16. XI. 1899) (14.XII. 1905), € aavır. 1881) 32,9 34,2 36,1 33,9 32,3 25,0 94,1 18,1 5,9 7.3 ‚6 8,2 6,8 — 0,2 — 1,4 5,6 (10. V. 1883) | (8. VI. 1884) |(12.VIL. 1884) (31.VILL.1890) (19. IX. 1897)| (27.X 1887) \(26. XI. 1884) we . 11.1890) Er ‚Ss R% ii m se271 |@. x11.1879 — 88 3,2 5,9 10,7 10,1 6,0 —3,1 — 4,0 zona nähert sich durch das Fehlen eines Sees in seiner Umgebung etwas dem Ebenenklima der Poebene. Es würde nun den Rahmen dieser Arbeit überschreiten, wollte ich noch genauer auf die einzelnen Monatsmittel der in der Tabelle aufgeführten Stationen eintreten, und ich ver weise diesbezüglich auf die Tabelle selbst. Nur auf die verhältnismässig hohen Monatsmittel der Wintermonate möchte ich nochmals als bedeutungsvollstes Cha- rakteristikum des insubrischen Klimas aufmerksam machen, die eben die Ursache sind, dass eine so stattliche Zahl von südlichen und südöstlichen Pflanzen am Südfusse der Alpen fortzukommen ver- mögen, die in der im Winter bedeutend kälteren Poebene erfrieren, obwohl diese eine beträchtlich höhere Sommertemperatur hat. Um nun die für das insubrische Talklima gefundenen Temperatur- werte auf unser spezielles Gebiet anwenden zu können, müssen wir, 264 Johannes Bär. 0,58° C abgezogen werden, wir wenn auch nicht absolut richtige, so doch vergleichbare Werte erhalten können. Für die mittleren Sommertemperaturen sind auf gleiche Höhendifferenz 0,73° C und für die Wintertemperaturen 0,45° C pro 100 m Steigung abzuziehen. m Tabelle II. Berechnung der mittleren Temperatur einzelner Punkte im Onsernone. 0 Abzur | i re 2; | Abzug | Abzug | she | Mittlere Sommer- || Mittlere Winter- Höhe | mu |. | bei ba |) pP span temperafu | se | peratur emperafur Ort | in! Bali 1er | Sommer) Wir DE.) ; m | 70m | fempe- | Tempe mp. Beltin- | Onser- || Belin- | Onser- || Bellin- | Onser- ratur | Fat | ratur || -zona | none || zoma | none || zona | none lm. . | 6891| 459| 2,66 en 9,16 | 12,0 | 9,34 le 2,83 |, 0,87 Comologu . 11080 | 848| 4,91) 6,19| 3,81|| 12,0 | 7,09 121,13 14,94 | 2,83 | -0,98 Vergeletio . 667| 3,86) 4,87| 5,001 12,0 | 8,14| 21,13 |16,26| 2,83 | -0,17 Porarseio . 11782 11550| 8,99 11,31 | 6,97| 19,0 8.01 21,13| 9,82) 2,83 |A1al Pizzo Nedaro | 2551 | 2319 | 13,45 | 16,92 | 10,43 | 19,0 |-1,45 121,13 | 4,21) 2,83 | -7,60 g=} n Diese Zahlen machen natürlich auf Genauigkeit keinen Anspruch, da eine ganze Reihe von Faktoren, wie lokale Lage, Wind- und Be-. wölkungsverhältnisse nicht in Berücksichtigung gezogen’ wurden, ebenso die grössere Intensität der Bestrahlung mit zunehmender Höhe. Es finden sich im Onsernone, namentlich in der Umgebung von Loco und Auressio, so sehr geschützte Stellen mit milderem Lokalklima, dass dort gegenüber Bellinzona wohl kaum ein Abzug gemacht werden kann. So fand ich dort am 9. April vollständig ausgereifte Erdbeeren! Auch die an andern Frühlingspflanzen beobachteten ökologisch- phänologischen Erscheinungen erfahren an solchen geschützten Stellen kaum eine merkbare Verspätung, während sie nach der Höhendiffe- renz für Loco eine solche von etwa 19 Tagen gegenüber Bellinzona und eine solche von 20 Tagen gegenüber Locarno erfahren sollten. Gestützt auf diese im Frühjahr 1908 und 1909 gemachten Beobach- tungen ist also die Temperatur von Loco und Auressio eher höher anzunehmen, als wir durch Rechnung feststellten. Die Flora des Val Onsernone. 265 Umgekehrt sind bei Vergeletto die häufigen, kalten Fallwinde ein temperaturerniedrigender Faktor, der die ermittelten Werte als etwas zu hoch erscheinen lässt; in welchem Betrage entzieht sich allerdings unserer Berechnung resp. Schätzung. Dagegen dürften die Werte für die Höhenstationen, namentlich den Pizzo Medaro infolge des viel gleichmässigeren Höhenklimas der Alpen den wirklichen ziemlich gleichkommen. Beispielsweise hat der zwar etwas niedrigere Säntis eine mittlere Jahrestemperatur von — 2,5°; der relativ beträchtliche Unterschied von fast genau — 1° C gegenüber dem Pizo Medaro wird aber durch die um ziemlich genau einen Breitengrad nördlichere Lage, sowie durch die Isoliertheit des Säntisgipfels soweit erklärt, dass wir diese an und für sich stark verschiedenen Werte trotzdem vergleichen können und zugleich auch den günstigen Temperatureinfluss des insubrischen Klimas bis in grössere Höhen aus dieser Vergleichung ersehen. Von noch bedeutend wichtigerem Einfluss auf die Vegetation des insubrischen Gebietes sind die Maximal- und Minimaltemperaturen, die ich für die gennnnten Stationen in der Tabelle II zusammenge- stellt habe, und zwar sind es hauptsächlich die mittleren Maxima und Minima, die in Betracht kommen, wenn auch nicht in Abrede gestellt werden kann, dass auch die absoluten Terminmaxima auf das Gedeihen der Vegetation südlicher Herkunft nicht ohne Einfluss sind. Von der allergrössten Bedeutung sind aber die absoluten Minima für die Pflanzenarten, die die Winterkälte in ungeschütztem Zustand nicht gut überstehen. Ein Überschreiten der absolut zulässigen untern Grenze um nur einen Grad kann die Existenz einer empfindlichen Pflanze in Frage stellen. So genügt für einzelne tropische und Ge- wächshauspflanzen schon eine Annäherung der Temperatur an den Nullpunkt, um „Erfrierungserscheinungen“ hervorzurufen, während andere Pflanzen unbeschadet ihrer Lebensfähigkeit sehr tiefe Tempe- raturen aushalten. Bezüglich der Überstehung schroffer Wechsel wird namentlich an die auch im Winter an schneefreien Orten der Alpengipfel wachsenden Pflanzen das Äusserste gefordert, indem sie bei Sonnenschein eine tägliche Wärmeschwankung von annähernd 40—50°-C auszuhalten haben. Bezüglich dieser Temperaturextreme nun sind unsere insubrischen Stationen im Vergleich mit andern aus- nehmend günstig gestellt, namentlich in bezug auf die Minima. So beträgt das mittlere Maximum für Locarno im Januar zwi- schen 10,93 und 11,3° C, für Juli zwischen 29,01 und 29,4°. Das mittlere Minimum schwankt im Januar zwischen —3,84 und —5,18, Juli zwischen 14,43 und 15,16°. 266 Johannes Bär. Das absolute Maximum betrug für Locarno in der Beobachtungs- periode 35,6° am 17. und 19. Juli 1881, das absolute Minimum da- gegen — 9,5° am 3. Januar 1905. Für Bellinzona betrug das mittlere Maximum des kältesten Mo- nats in der Beobachtungsperiode 10,4°, das mittlere Minimum — 5, 7 des wärmsten Monats 31,0 resp. 14,9°, während das absolute Maxi- mum für die gleiche Periode am 17. Juli 1881 mit 37,9° und das absolute Minimum mit —11,1° am 9. Dezember 1879 registriert wurde. Lugano endlich verzeichnet in 37jähriger Beobachtungszeit ein mittleres Maximum des kältesten Monats von 11,4°, des wärmsten von 32,7°, ein mittleres Januar-Minimum von — 6,5° und ein mittleres Juli’Minimum von 12,5°. Die absoluten Grenzwerte der Temperatur von Lugano beta für die Beobachtungsperiode als Maximum 36,1° im Juli und —9, 5° im Januar als Minimum Vergleichen wir Ba wenigen herausgegriffenen Zahlen mitein- ander, so ergibt sich bei allen drei Stationen eine relativ hohe Winter- und Sommertemperatur, wie wir Ähnliches auf der Nordseite der Alpen vergeblich suchen. Bei Locarno und Lugano kommt noch der örtliche ausgleichende Einfluss des Seespiegels hinzu, der bei Bellinzona fehlt, so dass letzterer Ort eine um ein geringes steilere Temperaturkurve hat. Das Klima von Locarno ist als das gleich- mässigste und mildeste der Schweiz anzusehen. Die tiefsten Minima von Bellinzona z. B. sind 1,6° tiefer als die von Locarno, während der Unterschied gegenüber Mailand mit —13, 12 am 18. Januar 1893 gar 4,2° ausmacht, ein Unterschied, der die Ursache ist, dass wir in der Poebene die Hauptrepräsentanten der insubrischen Flora a suchen. Zürich endlich zeigte ein ex- tremes Minimum von — 20° am 17. Januar 1893, das sich sehr gub mit dem vorhin genannten von Mailand vergleichen lässt, da es der gleichen Kältewoge entspricht, die sich damals bis Nordafrika er- streckte. Diese Kältewelle hat beim Überschreiten der Alpen also 6,3° an Intensität eingebüsst, und am Südabhang der Alpen werden von diesem Datum keine abnorm niedrigen Temperaturen gemeldet, ein deutlicher Beweis für die privilegierte Lage des insubrischen Ge- bietes a der schweizerischen Hochebene und der \ombardischen Tiefeben Worgleichen wir die absoluten Maxima der Temperatur von den insubrischen Stationen mit dem Ebenenklima von Zürich und Mailand, so finden wir folgende Zahlen: Locarno 35,6° (17. und 19. Juli 1881), Lugano 36,1°, Bellinzona 37,9 (17. Juli 1881), Mailand 36,2 (1. Juli Die Flora des Val Onsernone. S 267 1891 und 25. Juli 1894), Zürich 34,6° (28. Juli 1895), also viel ge- ringere Unterschiede gegenüber den Mittelwerten als in der Ebene. Nach allem müssten wir am Südfusse der Alpen eher höhere Tem- peraturen erwarten, aber der Unterschied wird paralysiert durch das extremere Ebenenklima. Einzig die etwas höhere Temperatur von Bellinzona mit 37,9° stützt unsere Vermutung, während sich bei Locarno und Lugano der schon mehrfach erwähnte, mässigende Ein- fluss des Seeklimas geltend macht und zwar, wenn wir Lugano und Locarno vergleichen, in dem Sinne, dass die grössere Wasserfläche auch die Temperatur mehr herabsetzt. Ich sehe nun davon ab, auch für die Extreme im Onsernone entsprechende Zahlen auszurechnen, weil sich bei diesen Werten in vermehrtem Masse als bei der mittleren Jahres- und Jahreszeiten- temperatur die örtlichen, mit unsern Mitteln unberechenbaren Ein- flüsse geltend machen und nur langjährige genaue Messungen ein genaues Bild der Temperaturen ergeben können. Soviel aber glaube ich voraussetzen zu dürfen, dass im grossen Ganzen die Temperatur- verhältnisse des Onsernone denen des benachbarten Insubrieum parallel gehen, allerdings mit den für grössere Erhebung charakteristischen Modifikationen. 2. Niederschläge. Weit besser sind wir imstande, uns über die Niederschlagsver- hältnisse unseres Gebietes zu informieren, da über dieselben aus dem Gebiete selbst, sowie aus der nähern Umgebung eine Reihe von Auf- zeichnungen existieren. Zwar sind dieselben für das Gebiet selbst nur kurze Zeiträume umfassend, aber wir haben Gelegenheit, dieselben mit den langjährigen Beobachtungen von Locarno, Lugano und Bellin- zona zu vergleichen und so einigermassen sich aus der zu kurzen Beobachtungsdauer ergebende Fehler zu korrigieren oder wenigstens zu erkennen. Leider beziehen sich aber auch die in Bezug auf die Hydrometeore gemachten Aufzeichnungen sowohl in unserm Gebiete wie auch in den Nachbarstationen auf blosse Niederschlagsmessungen, so dass wir darauf verziehten müssen, auch die übrigen meteorolo-. gischen Momente, wie Bewölkungs- und Nebelverhältnisse, relative Luftfeuchtigkeit, Windrichtungen und -Stärke, in den Kreis unserer Betrachtung zu ziehen. Immerhin bleibt uns doch der für pflanzen- geographische Bedingungen wichtigste Faktor, die Niederschlags- menge. Die Aufzeichnungen über dieselbe wurden für unser Gebiet im November 1898 in Russo begonnen. Vollständige Jahrgänge exi- stieren hier von 1899—1904, worauf dann die Beobachtungsreihe 268 Johannes Bär. infolge Verzuges des Beobachters in Mosogno bis zur Gegenwart fort- gesetzt wurde. Da die beiden Stationen in Luftlinie nur 1300 m voneinander entfernt sind und die Höhendifferenz nur 20 m beträgt, lassen sich die beiden Stationen leicht in eine zusammenziehen, die ich mit dem Namen Russo-Mosogno bezeichne. Sodann besteht eine weitere Station in den benachbarten Centovalli in Borgnone, eine solche in Brissago, ferner eine solche in Cevio im Maggiatale. Auch habe ich die Regenmengen von Airolo und Locarno zum Vergleiche herangezogen. Die genannten Stationen existieren in der Hauptsache, die im Onsernone selbst ausgenommen, von dem Jahre 1898 an und sind die Beobachtungen lückenlos bis 1907 in den An- nalen der schweizerischen meteorologischen Zentralanstalt publiziert. Längere Beobachtungsreihen existieren von Locarno (von = bis 1900) allerdings mit einigen Lücken in den beiden ersten Jahren, die aber aus Beobachtungen von Lugano durch Reduktion ergänzt wurden, wenigstens bei Ausrechnung der Mittelwerte. Zum Ver- gleich will ich dann noch eine Reihe von 37jährigen Mittelwerten verschiedener schweizerischer Stationen folgen lassen und zwar aus der Periode 1864—1900 Zur Orientierung folge hier eine Zusammenstellung der in Be- rücksichtigung gezogenen Stationen. Tabelle IV. Zusammenstellung der in Berücksichtigung gezogenen Stationen. Meeres- 3 Geogr. Geogr. Län : Ort höhe —_. de in m Breite | (v. Greenw.) a Busso......£. 807 46° 12°’ 6° 17’ 15” | 1898—1904 (1898 unvollständig) Mosogno . . . 783 | 460 11’45” | 60 18’ 905—1 Borgnone. . . 713 460 9'235” | 60 1645” | 1898—1907 (1898 unvollständig) Brissago . . . 210 | 460 7’ 60 22’ 30” | 1898—1907 Gevio!, u, 426 469 18’ 50” | 60 16’ 1899— 1907 Airolo. . . .| 1143 | 460 39 6° 16’ 30” | 1898—1907 Bocamd., 205 46° 10’ 6° 27’ 30” | 1881—1900 u. 1898— 1907 ‘(1882 unvollständig) Die relativ grosse Reihe von Stationen wählte ich vornehmlich darum, weil es mir darum zu tun war, die Stellung des Onsernon® in Bezug auf die Niederschlagsverhältnisse vergleichen zu können mit den umliegenden Gegenden einerseits, und mit den allgemeinen Verhältnissen des Insubricum anderseits. Auch gestattet namentlich die kurze Periode kein völlig sicheres Ableiten der Gesetze, aus der Parallelität oder Divergenz der bei Er ie Fa > 1 B Die Flora des Val Onsernone. 269 verschiedenen Beobachtungsorten festgestellten Reihen lassen sich aber mehr oder weniger auch auf die örtlichen Verhältnisse bezüg- liche oder vielmehr von ihnen hervorgerufene Störungen erkennen. So würde z. B. ein grosser Unterschied zwischen den Monatszahlen der Niederschläge zweier benachbarter Stationen mit grosser Wahr- scheinlichkeit vermuten lassen, dass die vermehrte Regenmenge des einen Ortes durch wenig ausgedehnte Lokalgewitter hervorgerufen wurde und also rein zufälliger Natar sein kann, während grosse Übereinstimmung in den Zahlen oder vielmehr den Kurven auf ziemlich sicher festgestellte Gesetzmässigkeiten schliessen lässt. Vergleichen wir nun die gefundenen Werte miteinander, so er- leichtert uns deren graphische Darstellung, wie ich sie für die Monats- mittel einiger Stationen auf untenstehender Figur eingetragen habe, sehr die Übersicht. Die Kurven verbinden die in die Monatsmitten eingesetzten Mittelwerte der Monate und geben uns, wenn auch kein absolut genaues, so doch annäherndes Bild des jährlichen Ganges der atmosphärischen Niederschläge. Von der Eintragung sämtlicher Kurven habe ich abgesehen, um die Übersichtlichkeit nicht zu beein- trächtigen. Durch den Vergleich von Borgnone und Russo- Mosogno stellen wir sofort die grosse Übereinstimmung derselben fest, fast Parallelität zu nennen. Wir konstatieren, meines Wissens der einzige Fall in der Schweiz, eine dreigipfelige Kurve mit einem Kulminationspunkt im Mai, einem zweiten im August und einem dritten im Oktober. Analoge Bewegung zeigt auch Airolo, wenn auch in bedeutend gemässigter, auf den ganzen Sommer + gleich- mässig verteilter Menge der Niederschläge. Eigentlich sind für Airolo vier Maxima zu konstatieren, indem zu den drei Sommer-Maxima noch ein solches im März tritt. Auch die (nicht eingetragene) Kurve von Bellinzona zeigt die drei Maxima. Die Mehrzahl der insubrischen Stationen hat dagegen, wie Locarno, Lugano, Castasegna ete., eine zweigipfelige Kurve, indem die Niederschläge von der im Juni oder Juli konstatierten Sommerdepression ganz allmählich zum Oktober- Maximum anschwellen. Als Extrem dieser Art Kurven kann diejenige des Bernhardin gelten, die aber in Bezug auf ihre Höhe die andern weit hinter sich lässt nach dem im Insubricum allerdings nur teil- weise gültigen Satze, dass die Niederschlagsmenge mit dem Ansteigen ins Gebirge bis zu 2000 m zu- und dann wieder abnimmt. Hier in unserm Gebiete kommen aber andere Verhältnisse in Betracht, die wir später noch zu erörtern haben. Halten wir uns vorerst an die effektiven Tatsachen, so erkennen wir durch Vergleich mit einigen nordalpinen und Hochebenen-Stationen, wie wechselvoll der Sommer des insubrischen Klimas in Bazug auf die Niederschläge ist trotz dem Johannes Bär. Tabelle V. Niederschlagsmenge Jahrgang Jan: | Febr. | März | April Mai Juni Juli Aug. i 1898 = = = _ _ _ - 1899 112 7 37 179 142 212 s6. | 14 1900 110 | 184 | 179 35 | 288 61 152 | 617 1901 1 44 | 356 | 355 110 | 342 283 | 150 1902 46.1139 | 180 |. 101 129 188 6” | 400 1903 72 | 90 | 153 | 250 | 398 | 226 150 | 211 1904 29 | 222 | 220 | 10 159 146 113 7 1905 37 | 4 76 | 215 | 418 173 --| 100. | 386 1906 3 | 2 s2 | 220 99 43 183 2 1907 P3| 2 0 92 190 | 249 | 38 86 Mittel 1899/1907 | 50,1 | 82,4| 142,5 | 161,9 | 214,7 | 182,2 | 155,2 | 233,21 Tabelle VI. Niederschlagsmenge Jahrgang | Jan. | Febr. | März | April | Mai Juni Juli | Aug. 1898 ee ve # = 2 = = .1899 3112 4 165 | 158 | 296 68 | 140 1900 106 | 169 .) 205. | 32 | 292 58 189 | 874 1901 ° At BR. 128 | 307 252 | 185, 1902 53 154° |..186 104 147 194 58 ..| 485. 1903 so | 18 | 133 | Ma | a8 | 97 181 | 238 1904 30 | 199.! 258 119 | 206 | 147 126 58 1905 8 | 3 68 1913 | a9 210 116 1401 1906 19 | 52 91 298 82 a0 | 211 26 1907 PJ\ 17 4 106 911 339 189 65. Mittel 1899/1907 | 48 | 78,6| 149 162,6 | 239,8.| 192 154,4 PrEWE Tabelle VII. Niederschlagsmenge Jahrgang Jan. | Febr. | März | April | Mai Juni Juli Aug. i 1898 72.| 88 | 288. | 35.| 453 |.318 #6, 4 1899 103 9 34 | 290 146 178.1118 E30. 1900 132 | ısı | ass 7 I 990 | 16 ı a Be 1901 063° 51.7.3107 1380 513 | ae | 1902 42 | 157 | 907 117 119 194 94.) 2360 1903 116 | 20 | 151: | 280. 1'544 | 348 | 206 | 273 1904 98 ., 199 |: 291 88 931 147 93 31 nk 37.| 51 | 64 | 27 | 391 | 160 | 150° 1 Muh 1906 11,102 1 19 | 8 75 4 274 | 31 i 1907 90 | 18 4 75:75 2|°963 | 1164 16 ‚| Mittel 1898/1907 | 56,1) 83,6) 177,7 | 181,6 | 351,1 | 210 | 168 | 196,9 von 4 i RR Tage mit | Sept. | Okt. | Nov. .\ Dez Jahr | Maximum (täglich) Niederschlägen |? 0 .| 1 _ 123. (25. Nor.) = 157 26 15.41.70 + 118 79 (21. Juni) 109 143 96 41 | 236 2322 182 (24. Aug.) 110 220 | 297 23 | 246 | 2897 107 (96. Ang.) 192 197 | 169 | 104 | 52 | 1814 245 (2. Aug 125 137 327 100 | 249 2286 138 (15. Aug.) 119 185 52 63 | 52 408 77 (4. Febr.) 104 523 12 76 | 53 2266 190 (24. Sept.) 118 7 209 5694 | 14 1621 241 (7. Nov.) 90 268 1014 58 | 124 2381 198 - (16. Okt.) 101 211,2 | 945,7 | 186 | 92,5 | 1956,5 110 von Borgnone (Centovalli) S : | : a: Tage mit ept Okt. Nov, Dez Jahr | Maximum (täglich) Niderschlägeh _ er 456 | -3 146 (25. Nov.) | —_ 171 38 14 68 1254 128. (21. pe | 95 2318 T4 417 | 92 2656 231: (27 | 102 312 332 18 2335 2283 : 126 (14. er 115 288 176 Tor 64 970 245 (2. Aug.) | 111 175 408 112 183 | 2462 | 176 (15. Aug.) | 102 943 43 68 44 | 541 97 (9. Märzu. 13. Sept.) | 83 395 N, 315 4 | 23502 " 232 : (24. Sept.) 106 76 334 .639 39 1.4997 931 (7. Nov.) 82 293 |1128 51 117. | 2429 191 (16. Okt.) | 104 9533 | 2709 | aaıı | 84 | 2090,4 | 100 von Brissago (Langensee). | ; Er Tage mit Sept. | Okt. Nov. Dez. Jahr | Maximum (täglich) Wedsseihlen 43 339 350 ; 29397 136 (12. Mai) 11& 189 65 24 72 1278 85 (15. Mai) 100 266 92 | 408 19 108. (23. Aug.) 108 187 358 81 196 2511 111 (25. Aug.) 121 409 189 138 9 2017 123 (5. Sept.) 113 93 293 94 144 2562 104 (15. Aug.) 112 265 39 74 58 1544 111. (13. Sept.) 99 431 3% | 274 9 | 2947 120 (5. Aug.) 109 61 207 453 12 1563 133 (7. Nov.) 80 312 182 52 122 2093 112 (15:0). 98 2256 | 219 | 198 | 734 | 2051,8 105 Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 18 Johannes Bär. Tabelle VII. Niederschlagsmenge Jahrgang Jan. | Febr. | März | April Mai | Juni Juli | Aug. | ! 1899 172 9 31 149 121 | 159 68 77 1900 19 | 169 | 175 20 | 220 | 63 192 | 552 1901 0 | 39 |. 338 | 292 71 189 | 933 65 1902 43 |120- ).179 77 89 125 8 315 1903 77 20 | 129 | 202 | 296 197 193 | 294 1904 3 147 | 215 97 156 101 si | 198 1905 33 1438-1 64° 1.107 348 | 158 90. 238 1906 818 76 199 53 | 18 191 19 1907 18 |.297 14 75 173 | 221 901.1 1130 Mittel 1809/1907 | 37 | 76 | 135,6 136,4 169,9 | 136,7 | 148,6 | 1994 | Tabelle IX. Niederschlagsmenge | Jahrgang Jan. |Febr. | März | April | Mai | Juni Juli | Aug. 1898 9%. 167 |: 266 150 |: 282. | 957 19 | 120 1899 243 0 45 | 146 | 119 151 45 7 1900 150 |.167 | 193 36 156 58 188 | 382 1901 4, 2 | 32 | 24 75 178 197 9 1902 70 |114 |.266 65. | 1ls | 161 105 | 279 1903 66 31 1.117 171 239 153 136 | 170. 1904 32 210 | 132 112 140 | 133 65 4 1905 | 180 | 272 ji 54 | 9282 1906 48 | 60 79 135 56 22 81 59 1907 36 | .30 48 61 123 178 188 | 105 Mittel 1808/1907 | 79,3 34 | 145,2 | 130 | 157,5 | 130,8 | 119,8 | 160,6 Tabelle X. Niederschlagsmenge Jahrgang Jan. | Febr. | März | April | Mai | Juni | Juli | Aug. 1898 60 | 86 | 978 | 295 368 946 43 85 1899 9 10 32 |ıss | 1 142 98 | 193 1900 102 | 173 | 169 32 293 85 130 | 438 1901 0 59. | 215 937 71 307. 29 | 10 1902 40 |1135 | 192 101 9% 251 116 | 24 1903 88 29 94 206 513 39 296 | 215 1904 30 | 174 | 933 84 161 177 70 39 1905 o|51| 75 | la | 16 | 16 | 1906 Bi Ar. 70 23 | 37 36 1907 16 |. | 8 121 317 152 1 Mittel 1898/1907 | 47,9 | 78° 140,4 | 151,6 | 2174 | 191,5 | 158,7 | 1858 Die Flora des Val Onsernone.. = 3 r von Cevio (V. Maggia). > 5 ee area“ 5 Fr RN Er FE Tage mit a Sept. | Okt. Nov. Dez. Jahr | Maximum (täglich) Niederschlag ” a eB; 116 | 32 95 67. | .1026 74 (21. Juni) 96 1100 |, Te 25 | 2097 205 (23. Aug.) 106 ! 191 | 979 23. | 255. | 1905 97. (14. Juni) 118 186 190 | 105 83 | 1601 147 (2. Aug.) 110 135. | 283 97 | 212 | 2065 105 (15. Aug.) 98 120 43 64 49 1294 68 (4. Febr.) 97 323. 12. | 974 6 1781 95 (2. Mai) 118 ' 47 189 | 468 17 1340 150. (7. Nov.) 86 er 165 | 815 52 131. | 2005 157 (16. Okt.) 107 + 154,7 | 213,1 | 165 93,9 | 1667,1 104 en von Airolo. v R ir 4, Tage mit‘ \ Sept. Okt. Nov. Dez Jahr Maximum (täglich) Niederschlag 357 6 | 1867 78 (25. Nov.) 120 68 71 1143 .69 (14. Jan.) 101 981 56 | 1785 100 (23.1.3. ng.) 115 \ 32 | 919 1756 84 (14. Juni) 130 nn 99 68 | 1577 82 (22. März) 133 Bu 1705 115 (19. Juli) 112 2 4 52 | 1119 52 (3. Febr.) 111 236 20 | 1562 71 (24. Sept.) 123 435 48 1199 133 (7..Nov.) 89 [58 |) 14 | 1759 91 (1. Aug.) 118 181,2 | 168,8 549 | 1553,3 | 115 + Nov. | Dez. | Jahr | Maximum (täglich) rein 31 ı 0 | 1974 74 (12. Mai) 117 20 70 | 1121 65 (15. Mai) 98 357 A ) %6 171 (23. Aug.) 107 32 | 197 107 (14. Juni) 114 9 72. | 174 83 (13. Juni) 114 = 33 | 135 117 (9. Mai) 109 h, 57 58: 1.1981 106 (13. Sept.) 96 221 5 | 2119: | 107 (5. Mai) 114 372 12 | 1335 143 (7. Nov.) 80 87, 122 | 1749 143 (22. Juni) 102 1993 | 155,1 | 693 | 1779,8 | 105 4 # Tabelle XI. Niederschlagsmenge Tabelle XII. Monats- und Jahresmittel der Niederschläge insubrischer Stationen Jahrgang Jan. | Febr.) März | April | Mai Juni Juli | Aug. 1851 114 33 29 2302 85 87 ce 156 1882 15 235 125 151 _ = —_ n= 1883 152 53 63 132 256 198 2351 69 1884 10 24 16 198 328 154 190 97 1885 87 166 115 366 189 33 180 132 1886 192 36 29 319 329 92 225 206 1887 90 6 59 204 150 74 174 293 1888 | 1 234 238 311 100 256 2375 315 1889 | 75 11 107 324 244 199 351 110 1890 45 12 183 39£ 423 232 350 670 1891 1 0 262 9 364 100 3831 329 1892 | ; 55 226 117 91 52 204 115 163 1893 34 69 12 gi 69 151 168 9 1894 95 0 51 137 371 58 306 45 1895 200 17 60 87 120 189 162 103 1896 2 19 18 58 s6 230 245 388 1897 225 1 110 118 146 123 108 511 1898 60 86 278 2325 368 246 43 8 1899 9 10 32 188 121 142 98 123 1900 102 173 169 32 223 85 130 438 Mittel 1883/1900) 83,7 | 63,8 | 108,8 | 171,3 | 907,7 | 163,6 | 191,8 | 215,9 | Station en a Jan. | Febr. | März | April Rnsso-Mosogno H ie Pe rpe } 50,1 | 894 | 1035 | dena) Borgnone 713 1899 — 190 48 78,6 | 149 | 162,6 Brissago . 310 | 1898-1907 564 11 88:6:.1 177.7. Ib vio . 426 | 1899-1907 57 76 135,6 | 136,4 Airolo .. 1.1148 | 18981907 723 | 844 | 145,2 | 130 Locarno . A 905 [ 1898 — 1907 41,9 | 78 140,4 | 151,6 Locarno . = 1883 —1 83,7. .|..63,8 | 108,8 | 171,3 275 1864-1900 | 67 55. | 101. | 159 1864—1868 1876— 1881 Bellinzona . 2332 1888— 1895 62 53 113 151 | 1897—1903 N @6 Jahre) | Castasegna . 700 | 1864— 1900 46 32 69 115 Mailand . 147 | 1888-1896 53,7 | 644 | 857 | 93] Bernhardin 2070 1864-1900 94 72 155 | 207 St. Bernhard 2475 | 1864-1900 | 73 73 79 | 105 asel 278 | 186419 37 39 52 66 enf 405 ' 1864—1900 42 45 54 65 Zürich 480 1864-1900 | 49 57 74 % ur. 610 | er 39 4 46.10 Sitten 50 | 1864-1900 | 43 | 46 ie 1 evers . 1709 | 1864-1 3 | % a Engelberg . 1021 | 1864-1900 | 68 | 3 y 1a Rigi-Kulm . 1787 | 1864-1900 | 50 59 74.148. von Locarno 1881/1900. ; Zahl der ans Regentage 341 | 98 | 159 | 104 (91398 | 193 (Sept) (9) 87 so || a 6] 41h 87 (10. Mai) 103 1 | 4 160: | 1932 93 (19, Juli) 101 367 | 470 |.134 | 13 1.9151 | 149 ((15,.Okt) 136 sı | 389 | 414 | 388 .| 2480. | 152. (10. Nor.) 131 299. | 113 | a3 | 4 | 1769 | 150 (I6. Ang) 113 22 | 10 | 214 | 154 | 2410 | 199 (10. Sept.) 141 oa | 852 | 28 | 84 | a8ar | 178 (97. Okt) 119 3068 | 10 | 41 188 | 9614 | 155° (99. Aug) 116 127..|.379.|%83. 48: | 2185.|..114 (Aug) 120 1931574 | 75 2.) 1867. | 118 (Miu. Ok.) 114 a9 15 | 6 |. | 19 79 (23. Juni) 99 29 | ım | 18 a | 1449 | 195 (14, Juli) 100 m 1 188 an | 64 | 1992 87 (29. Aug.) 118 878 | m | 100 | 157 |9377 | 186 (1. Sept) 129 451 .|..82 |. .172..| 101 | 1999. |. 154 (92, Aug) 120 36. | 266. | ası 1974 | 74 (19. Mai) 128 a5 | 0 | 70 | a 65 (15. Mai) 10 22 | sc | a7 | a | 2068 | 171 (23. Aug) 121 2994| 3592| 144,4 | 70,7 | 1898,3 | | 118 im Vergleich mit andern schweizerischen Beobachtungsstationen und Mailand. Mai Juni Juli Aug. | Sept. | Okt. | Nov. | Dez. | Jahr 214,7 | 182,2 | 155 233,2 | 211,2 | 245,7 | 186 92,5 | 1956,5 239,8 | 192,0 | 154,4 | 271,1 | 252,3 | 270,2 | 921,1 3 | 209,4 ! 251,1 | 210 68 196,9 | 225,6 |:219 189,8 72,4 | 2051,8 | 169,9 | 136,7. | 148,6 | 192,4 | 154,7 | 213,1. | 165 93,9 | 1667,1 | 157,5 | 130,8 | 119,8. | 160,6 | 147,8 | 181 ‚2 | 168,8 84,9 | 1553,3 | 917,4 | 191,5 | 158,7 | 185,8 | 190,8 92,3 | 155,1 69,3 1779,8 } | 207,7 | 162,6 | 191,8 | 215,9 | 229,4 | 259,2 | 144,4 70,7 1898,3 17 85 159 18 194 209 138 1701 196 171 183° | 201 182 194 124. 63 1693 | 158 49 161 173 186 1 111 52 126,5 93,9 98,5 51,9 62,6 | 146,7 | 100,6 80,2 1059,0 233 183 198 220 256 320 202 114 2254 134 110 102 15 119 149 111 1258 82 105 88 86 78 832 62 52 829 s1 75 79 0 80 113 79 56 8 114 134 132 133 110 103 71 74 1147. 66 79 104 105 88 78 53 52 803 43 45 61 75 53 66 59 59 636 | 66 86 109 109 106 88 62 46 830 153 216 245 240 164 154 92 89 1714 164 241 265 242 190 124 71 72 1666 | 276 Johannes Bär. durchgängigen Plus der Regenmenge. Zürich, Chur und Bevers zeigen ein ganz allmähliches Ansteigen der Kurve zum Sommer-Maximum, das sich längere Zeit auf gleicher Höhe hält, um dann wieder ebenso allmählich zum Winter-Minimum abzusinken. Die relativ geringe Höhe der Kurven von Chur und namentlich von Bevers ist auf den Einfluss des durch die Massenerhebung der Bündneralpen verursachten Kontinentalklimas zurückzuführen. Das ganze nördliche Alpenvorland mit den nördlichen Alpenketten selbst steht unter dem Regime der Sommerregen. Ganz anders die dem südlichen Alpenvorland ange- hörende Station Mailand. Dieselbe stimmt mit den insubrischen Sta-. tionen in Bezug auf die Mai- und Oktober-Maxima überein, zeigt aber im August eine gewaltige Depression der Kurve bis fast zur Tiefe des Winterminimums, steht also ausgesprochen im Regime der Früh- lings- und Herbstregen. Unsere insubrischen Stationen nehmen nun eine Mittelstellung zwischen diesen beiden Extremen ein, indem Früh- lings- und Herbstregen zwar dominieren, aber eine gelegentlich zu einem dritten Maximum anschwellende Sommerregenperiode zwischen dieselben eingeschoben wird. Weiter im Süden, in Italien, entfernen sich die Frühlings- und Herbstperiode immer mehr voneinander und lassen den absolut trockenen Mittelmeersommer zwischen sich, in- ihren Wasserdampf über die heisse Ebene unkondensiert hintragn und erst am Alpenzuge fallen lassen, während im Winter resp. Früh- ling und Herbst die kalte Ebene die Wasserdämpfe kondensiere und nicht bis zu den Alpen gelangen lasse. Damit stimmt auch ‚die von Geilinger erwähnte Tatsache, dass die Ebenenstation Mailand in den Wintermonaten die insubrischen Stationen an Niederschlägen, wenn auch unbedeutend, übertrifft. Wir hätten also in der lombardischen Ebene in verkleinertem Masstabe analoge Verhältnisse wie in den trockenen Hochebenen Bengalens, während das insubrische Gebiet mit seinen reichlichen Sommerregen und namentlich den gesteigerten Niederschlägen mit dem Aufsteigen im Gebirge ein schwacher Abglanz der tropischen Regenfülle des Himalayagebirges wäre. Wenden wir uns nun nach der Besprechung der. Jahreskurven den Jahresmitteln zu, die in der letzten Tabelle zusammengestellt sind, so konstatieren wir, dass unser Gebiet zu einem der regenreich- sten der ‚Schweiz und überhaupt Huropas gehört. In der Schweiz wird die Regenmenge von Borgnone (2090,4 mm) und Russo-Mosogno (1956,5 mm) nur vom Gotthard mit 2800 mm, Bernhardin 2254 mm übertroffen. Auch das bei Lugano gelegene Sigirino (1010 m) er- "pure =g urpaeyumg = L ‘0[0.1y = 9 ‘0udosoy-ossuy = € rn gl 7 pınz=g my=g 'sırag = ö a. denunp aoqweazert AOqweAoN APgoNO Aeqwezdeg 4sndny mp mp Tem wıdy zıum ARNIGOT arnuep 5 08 IE UNI) terre E oe ME= Br 09 EN ® jr a 001 en zu P olL / 3-08 FA E 0 k u Li = If © 0x = c 091 ya : : 0LT Ro 8 > j u 081 8 061 = 008 00% = = 018 018 = ä 033 088 . = 082 | er i 018 | 078 093 093 093 098 ‚013 018 087 083 2.068 = 008 008 2 098 = : 038 {0 2. 08 088 "uouorejssäungoegong A9d1LUm aberyosıopaIN ap TonruS}enoR me ge Omosmauag. 2378 Johannes Bär. reicht eine Regenhöhe von 2185 mm. Jäggli gibt in seiner Arbeit über den Camogh& für Russo ein offenbar durch Reduktion gewon- nenes Mittel von 2003 mm an, was, wenn wir die beiden Mittel von Locarno miteinander vergleichen, für die längere Periode von 1864 bis 1903 auch wohl der Wirklichkeit nahekommen mag, da auch Locarno für die längere Beobachtungsperiode ein höheres Mittel er- gibt. Damit stimmt das für eine längere Periode für Borgnone be- rechnete Mittel von 2180 mm ebenfalls überein, wenn ich auch glaube, dass solchen durch Reduktion gewonnenen Mittelwerten ein allzu grosser Wert nicht beizumessen ist. Die relativ viel bedeutenderen Mittelwerte von Gotthard und Bernhardin lassen sich mit den unsrigen eigentlich nicht gut vergleichen, da der Charakter dieser beiden Pass- stationen als Wetterscheiden sie ebensowohl an den Niederschlägen diesseits, wie jenseits der Alpen partizipieren lässt, so dass von vorn- herein ein Maximum entstehen muss. ehen wir also von den durch die Passnatur von Gotthard und Bernhardin bedingten, aussergewöhnlichen Niederschlägen ab, so fin- den sich ähnliche Verhältnisse wie in unserm Gebiete im Alpenzuge nur noch im Norden der Adria, wo nach Christ (p- 31) für Tolmezzo 2438 mm angegeben werden. Auch an der Westküste Europas wer- den beinahe ihrem ganzen Verlaufe ähnlich hohe Niederschlagsmengen Ich will nun kurz noch auf die durch die orographischen Ver- hältnisse unseres engern Gebietes bedingten Abweichungen von der Regel eintreten. Es fällt uns nämlich sofort die trotz der geringen Ä htliche Regenmenge von Brissago auf, die nur um weniges geringer ist als die von Borgnone. Das hat seinen Grund darin, dass die von Süden kommenden feuchten Luftströmungen auf steilen Abhange der Ghiridonekette zum erstmaligen Aufsteigen über den Taupunkt gezwungen werden und so hier ihre Hauptwassermasse kondensieren. Wirklich ist auch der Südabhang des Ghiridone, wie Die Flora des Val Onsernone. 279 auch der Cima della Laurasca oberhalb Intra, als ein „Gewitterwinkel“ par excellence zu bezeichnen und übertrifft die Regenmenge desselben die von Brissago noch um ein beträchtliches, so dass wir nicht fehl- gehen, wenn wir die am Ghiridone fallende Regenmenge mit 2500 mm annehmen. Nach Überschreitung der Kammhöhe des Ghiridone ent- leeren die Gewitter aber auch über dem dahinterliegenden Tale ihre Schleusen, und diesem Umstande verdankt Borgnone seine grosse Regenhöhe, die sich auch mit grosser Wahrscheinlichkeit über dem Südabhang des Pizzo Ruscada in gleichem Umfange feststellen liesse. Nachdem aber auch dieser Kamm überschritten ist, hat das Gewitter bereits den grössten Teil der Wassermenge abgegeben und nimmt im Önsernone milderen Charakter an, so dass dasselbe trotz der grösseren Meereshöhe geringere Niederschläge aufweist. Würde sich das Onsernone statt als westöstlich streichendes Längstal in südnörd- licher Richtung am Alpenabfall hinaufziehen, so hätte es sicher mehr Niederschläge zu erwarten als Brissago. Die Zahl der Regentage ist dagegen in Onsernone grösser als in Brissago, da in ersterm auch ostwestliche Luftströmungen als Regenbringer auftreten. Auffallend ist ferner die Tatsache, dass Borgnone mit 100 Regentagen weniger solche aufzuweisen hat als Brissago (105). Das hat meines Erachtens den Grund darin, dass nicht alle Regenwolken von Brissago den Kamm des Ghiridone überschreiten. Dass dagegen das Onsernone 10 Regen- tage mehr aufweist als die Centovalli, beruht wohl darauf, dass letz- tere für ostwestliche Luftströmungen als durchgehender Kanal anzu- sehen sind infolge ihrer nicht einmal 900 m erreichenden Wasserscheide gegen das Tocetal, während ersteres hinten durch hohe Berge abge- schlossen ist, und infolgedessen ostwestliche Luftströmungen zum Aufsteigen über den Taupunkt gezwungen sind. Diese Beobachtung kann man oft tagelang machen, wenn solche Luftdruckverhältnisse herrschen, die lokale östliche Bewegung hervorrufen. Dann hat z. B Locarno und Cavigliano völlig heitern Himmel, während etwa in der Höhe von Russo sich Wolken bilden, die im hintern Teile des Tales, hauptsächlich im nördlichen Ast, zur Entladung kommen, aber an Stelle der Gewitter meist langandauernde Landregen bringen. Von wesentlichem Einfluss auf die Vegetation ist ferner die Zahl der ganz oder teilweise bedeckten Tage. Für unser Gebiet existieren aber keine bezüglichen Aufzeichnungen, es wurden nur die Tage mit Niederschlag registriert. Die Zahl derselben ist, wie schon vorhin angegeben wurde, im Onsernone etwas grösser als in den tiefern Talstationen, und wir werden daher kaum fehlgehen, wenn wir auch die Zahl der trüben Tage in entsprechendem, vielleicht noch etwas grösserem Verhältnis steigern. Wenn in Locarno bei ostwestlicher 280 Johannes Bär. Luftbewegung heiteres Wetter herrscht, kann, wie ich aus eigener & Erfahrung weiss, im Onsernone Trübung eintreten. Dieselbe setzt in der Regel bei 16—1700m Höhe ein und umgibt die höhern Gipfel oft mit einem tagelang andauernden Nebelschleier. Unten im Tal- ausgang leuchtet dann nicht selten der helle Sonnenschein durch. Beobachtungen über helle und trübe Tage in Lugano, die ich der Tabelle in Geilingers Arbeit über die Grignagruppe entnehme, dürften wohl auch ungefähr den Verhältnissen von Locarno entspre- chen, um so mehr, als die Zahl der Regentage beider Stationen bei- nahe gleich ist. Nach Christ "betrug die mittlere Bewölkung für Lugano in der Periode 1864—1875 in Zehnteln der bedeckten Himmels- e fläche, verglichen mit Basel, im Monats- und Jahresmittel: Tabelle XIII. Mittlere Bewölkung für Lugano verglichen mit Basel. Januar | Februar | März | April | Mai | Jumi | Juli en Sept, | Okt. | Nor. | De. |; Jahr |- Lugano 4 Basel . | 7,0 R= 46 |5,4|441|50148|48| 3,9 | 4114315, 5,71572|156/)48|52145|68|7, 5% | 7 70,1.6,1 = [= Aus diesen Zahlen zu schliessen, zeichnet sich der Südabhang. der Alpen vor der Nordabdachung derselben durch weit geringen Bewölkung aus, speziell sind die Wintermonate relativ sehr kla und sonnenreich, übertreffen sie doch an relativem Sonnenschein selbst die sonnenreichsten Sommermonate einer der trockensten e Gegenden der Nordschweiz! Zu ähnlichen Resultaten kommt Christ aus der ne der hellen und. PRRPRSLRN Tage von Lugano und Affoltern, Kt. Bern: Tabelle XIV. Helle und bedeckte Tage von Lugano und Affoltern. Jummar Februar | März | April | Mai || Juni || duli | Anust | Spt. || Okt. II Mor. 1 Der. I dad PJbeln- [3.1]. [a |9. a. [8 [8-J5.]n.]5. 1 19a Fo... lu. Ta. 15. Je] 8 [8 Inga 19 3 131915) Auıl9 gleir ie 831 slıı a2) ala 5) 61131139 Möltern | 916 8i6|| 81a 9810 5/9 3 1/9 810 6110 sıalıa] 7 1 — 1 [53 - - In dieser Tabelle sind die Tage mit Bewölkung zwischen 2/10 und 8/10 nicht inbegriffen. Als Resultat notieren wir einen Über“ : *)h= hell; b = bedeckt. « # Die Flora des Val Onsernone. est 351 schuss von 28 wolkenlosen Tagen zugunsten Luganos, wovon namentlich der Frühling und, Winter gegenüber der Nordschweiz einen namhaften Überschuss liefern. Geilinger vergleicht in Bezug auf Bewölkung neben Stationen aus dem Öomerseegebiet Lugano, Mailand und Zürich in der Periode 1888—1896 mit folgendem Resultat: Tabelle XV. Bewölkung von Mailand, Zürich und Lugano. - —____ -— humat | fehraas März || April | Mai |] Juni |) Juli IlAngust }) Sept. I) Okt. I) Nor. |) Dez. Jahr | [bj n [hm [bin nn. nn ]n.jn nn ]n1n]n/n[b/n/n) | n. | Mailand 6/16) 910) 711 7/11 3/19) 4) 7 7) 6,10) 6 8| 6 5114| 418) 7115| 77,132 | Zürich. || 2118| 3112] 7111| 6111 7/10) 5) 8) 7l10)°8| 7 7) 9) 419) 1119| 1/19) 58| 146 Lugano 14) 819] 71111101 9| 9) 7113| 9 si 7113| 611) 7 8113110112)14| 81150) 108 | Daraus folgt, dass Lugano gegenüber Mailand und Zürich einen gewaltigen Überschuss an hellen Tagen aufweist, was namentlich durch die in den Ebenenstationen oft wochenlang nicht weichenden Nebel verursacht wird. Stellen wir endlich die Zahl der Tage mit mehr oder weniger unbestimmtem Charakter fest, so ergeben sich deren für Mailand 156, für Zürich 161, für Lugano aber nur 127 pro Jahr. Die Bewölkung nähert sich also in den insubrischen Ge- bieten mehr den beiden Extremen, und gemischte Tage, d. h. solche mit wechselnder Bewölkung, sind seltener als in den Alpenvorländern, was wir füglich auch auf unser spezielles Gebiet übertragen dürfen. Namentlich bemerkenswert ist für die südalpinen Stationen das fast völlige Fehlen der Nebel. Nach G. Streun (Nebelverhältnisse der Schweiz. Annalen der Schweiz. meteorol. Zentralanstalt, Jahr- gang 1899) verteilt sich die Nebelbedeckung in verschiedenen Teilen der Schweiz folgendermassen: : Tabelle XVI. Nebelbedeckung in verschiedenen Teilen der Schweiz. | | Winter Frühling Sommer Herbst | düraabhang , . .... 11,9 5,3 6,4 19,3 | Hochebene . RR 16,5 4,1 8,7. 19,5 | | Südalpine Täler. . . 2,5 15 0,6 4,6 *) h = hell; b = bedeckt. 982 5 Johannes Bär. Hand in Hand mit dieser geringen Nebel- und Wolkenbedeckung der insubrischen Gebiete geht natürlich eine enorme Steigerung der relativen Insolationsdauer gegenüber dem nördlichen und südlichen Alpenvorland, die im Verein mit der Masse der Niederschläge jene üppige Vegetation erzeugt, die in ganz Europa ihresgleichen sucht und auch als eine Ursache die überaus günstigen Temperaturverhält- nisse des südlichen Alpenabhangs mitbedingt. Henri Dufour (L’inso- lation en Suisse. Verhandlungen der Schweizerischen Naturf. Ges. in Locarno 1903) berechnet die relative Insolationsdauer für den Süd- abhang der Alpen auf 69°/o, während für den Nordabhang derselben nur eine solche von 44°/o. gefunden wird. Ss 3. Luftströmungen. Schon mehrmals hatten wir Anlass, bei unsern klimatischen Be- trachtungen auf die wichtigen Einflüsse der Luftströmungen zu spre- chen zu kommen, und in der Tat sind dieselben einer der wichtigsten Faktoren in Bezug auf die Niederschläge eines Gebietes. Leider exi- stieren aber für das Onsernone gar keine Beobachtungsreihen in £ dieser Hinsicht, nämlich was die Häufigkeit derselben anbelangt, und. müssen wir uns wieder begnügen, an Hand der in der nähern Um- gebung gemachten Aufzeichnungen die Verhältnisse unseres Tales kurz zu beleuchten. Entsprechend der tief eingeschnittenen, rinnen- artigen Form des Tales kommen in der Tiefe desselben eigentlich nur zwei Windrichtungen in Betracht, die in der Längenerstreckung dasselbe durchziehen. Es sind dies der meist regenbringende „Unter- wind, Vento Basso“, der durch Ansaugungswirkung einer im Westen des Tales liegenden Zyklone entsteht und, wie schon erwähnt, die Luft durch Aufsteigen zur Wolkenbildung veranlasst, die dann an- dauernde Landregen zu erzeugen vermag. Das Gegenstück dazu ist der sog. „Oberwind, Vento Alto“ von föhnartigem Charakter, der in der Regel als „Gutwetterwind“ willkommen ist, aber durch seine Heftigkeit auch mitunter lästig oder sogar schädlich werden kann. Derselbe kann als Lokalwind aus drei verschiedenen Windrichtungen der höhern Lagen resultieren, indem z. B. bei Südwestwind die Luft, die sich im Tale gewissermassen verfangen hat, abwärts strömt. Dieser „Vento Alto“ hat aber noch ganz den Charakter des regen“ schweren Südwests, vermag aber durch das Niedersinken und die dadurch vor sich gehende Erwärmung doch zuweilen vorübergehende Aufheiterung zu bringen und ist in der Hauptsache an Tagen mit unbeständiger Witterung herrschend. urch das Lagern eines Hochdruckgebietes im Westen des Tales und Vorhandensein einer Zyklone am Talausgang entsteht ein überaus Die Flora des Val Onsernone. 2089 heftiger Fallwind, den wir seinem Charakter entsprechend als Nord- westföhn bezeichnen wollen. Trotz seinem trockenen, föhnartigen Wesen vermag er die Tem- peratur, wenigstens im Sommer, nicht günstig zu beeinflussen und bringt eher eine negative Bewegung derselben zustande. Es lässt sich an seinem Auftreten eine gewisse Regelmässigkeit erkennen, indem er im Sommer gewöhnlich zwischen 9 und 10 Uhr vormittags einsetzt und bis 4 Uhr nachmittags weht, um dann wieder langsam abzuflauen. Die Ursache dieser Periodizität mag nach meiner An- sicht in der starken Erwärmung der untern Teile des Tales liegen, wodurch die dortige Luft zum Aufsteigen veranlasst und aus dem Gebiet der nahen Antizyklone andere angesaugt wird. Wenn das Onsernone in das Zentralgebiet der Antizyklone gehört, verliert. dieser Wind in der Regel seinen heftigen Charakter und kann ganz abflauen, oder sich gegen Abend sogar in einen schwachen Talwind umwandeln, der aus den schon weniger besonnten Talgründen als sanfte Brise den Berglehnen nach emporsteigt. ; Ähnlichen Verhältnissen verdankt auch der eigentliche Nordföhn seine Entstehung, der aber im Onsernone nicht sehr stark auftritt, was hauptsächlich mit der westöstlichen Hauptrichtung des Tales zusammenhängt. Der in der Höhe meist aus Nord-Nord-Ost - wehende Luftstrom trifft das Onsernone quer, aber ein Teil der bewegten Luft wird abgelenkt und fliesst in der Längs- richtung des Tales nach unten. Nur an den beiden Umbiegungs- stellen des Tales nach Süden, so bei Ponte oseuro und am Talausgang, fällt die Tallinie mit der Bewegungsrichtung des Nordföhns zusam- men, wo er dann auch eine entsprechend grössere Heftigkeit entfaltet. Als Ursachen zum Auftreten des Nordföhns gibt R. Billwiller folgende an: 1. Annäherung oder Bildung einer Depression im Süden der Alpen. 2. Annäherung einer Hochdruckzone an den Nordrand der Alpen. 3. Niedersinken trockener Luft aus dem zentralen Teil einer über dem Alpengebiet liegenden Antizyklone. (R. Billwiller, der Bergeller Nordföhn. Sonderabdruck aus den Annalen der schweizer. meteorolog. Zentralanstalt. 1902.) Der Nordföhn ist also das genaue Analogon des nördlich der Alpen auftretenden Föhns und auf gleiche Ursache zurückzuführen. Sein Hauptvorkommen beschränkt sich auf die südalpinen Quertäler, wie Antigorio-Tocetal, Maggiatal, V. Verzasca, hauptsächlich aber Tessin- tal, Misox, Bergell und Puschlav. Im Onsernonetal tritt er infolge dessen Eigenschaft als Längstal in einem schwächeren Masse auf als der demselben eigentümliche Nordwestföhn, wenngleich sein Einfluss auf die Wetterlage ein bedeutender ist. Infolge seiner grossen 984 Johannes Bär. Trockenheit schafft er sbbölut heitern Himmel bei grosser Klarheit der Luft und zeigt in der Regel die Tendenz zu längerm Andauern als der Nordwestföhn. Er tritt nach Billwiller häufig auf im Februar und März, aber auch zur Sommerszeit nicht selten, während er im Herbst im Oktober zurücktritt, was indirekt eine Ursache des grossen Oktober-Maximums der insubrischen Niederschläge wird. In grösserer Höhe wehen neben den genannten Lokalwinden in überwiegender Mehrzahl Luftströmungen aus Südwest oder Nordost, die, SUNSHUnDMERt um die orographische Gliederung des Gebietes ‚oft als die Lokalwinde des Tales. schliessliche Regenbringer, während der Nordostwind in noch ver mehrtem Masse als auf der Nordabdachung ‘der Alpen trockenes Wetter bedingt. Jäggli (l.c. p. 13) berechnet aus dreimaligen täglichen Beobach- tungen auf dem Monte Ceneri für die Periode von 1885-—1892 die. Häufigkeit der in der Höhe auftretenden Winde im Monatsmittel mit folgendem Resultat: Tabelle XVII. Häufigkeit der Höhenwinde am Monte Ceneri 1885/1892. Monat N NO | 0 so Ss sw | w | NW |(almen n 178,9. 11 .20,5:.59,0:2.6.15,83] 4, 0,2 1.700 Februar 61,9 - —_ 0,5 20,0 — 0,8 1,6 Z 0,54.) 55,5 u 1.1.04 — 154 | 15 | 10 April Dr ae Bd ai 5159,54 11.1096 | 0. 10050 | al 3 104 Juni 0,4 \ 55,4 13 | 04 |31,0| — | 08 | 10 Jul 0,1 | 52,4 11 I u Stear August 54.0 10,3: | 1,3 1-05.1315 | 2.1 233) 38 September > 0 08°. 01.1810 1.0 ktober te ee au November . ee. Dember He BA Ne ee hr rd mn 9,5 | sı | 37 lsı5a| — | 20,7 | 156 Aus dieser Tabelle ergibt sich sofort das weitaus häufigste Auf treten der Nordostwinde im insubrischen Gebiet, die Hauptursache des fast immer heiteren Himmels. Zugegeben mag allerdings sein, dass dabei die Passnatur des Monte Ceneri auch eine wesentliche “ Die Flora des Val Onsernone. 285 Rolle spielt, aber die Tendenz zum Vorherrschen der nordöstlichen Luftbewegung ergibt sich doch oline weiteres; die Winde folgen schon in dieser relativ geringen Höhe nicht mehr dem Verlauf des Haupttales, sondern drängen sich durch einen relativ schmalen Durch- gang in die durch die meteorologischen Verhältnisse bedingten all- gemeinen Zugrichtungen der Luftströmungen. An zweiter Stelle steht punkto Häufigkeit der regenbringende Südwest, im Durchschnitt etwas weniger als halb so häufig auftretend. Die andern Windrich- tungen bilden von den lokalen Verhältnissen bedingte Ausnahmen, und nur die Nordwestrichtung weist noch eine beträchtliche Zahl auf. Sehr gering ist namentlich auch die Zahl der Calmen. Stellen wir die jährliche Verteilung der Hauptwindrichtungen fest, so konstatieren wir für den Nordostwind ein Maximum in den Wintermonaten und ein Minimum im Sommersemester. Genau das umgekehrte Verhältnis zeigt der Südwestwind mit einem Sommer- maximum und einem Winterminimum. Die Folgen dieser Windver- teilung sind uns schon bei der Betrachtung der andern klimatologi- schen Faktoren aufgefallen: Relativ hohe Temperatur im Winter infolge häufigen Nordföhns und geringe Niederschläge im Winter- semester einerseits, andererseits aber Maximum der Niederschläge im Sommersemester, verursacht durch den häufiger auftretenden Süd- westwind, der trotz seiner südlichen Herkunft imfolge der durch Auf- steigen bewirkten Abkühlung eine Mässigung der Sonnenhitze gegen- über der Ebenenstation Mailand bewirkt, an der auch die Nähe der Seen beteiligt ist. Für das Onsernone nun gelten, wenigstens nach meinen lücken- haften Beobachtungen zu schliessen, diese Hauptgesetze der Wind- verteilung des Monte Ceneri ebenfalls, was auch nicht zu verwundern ist, da die Distanz der beiden Gebiete nur etwa 20km beträgt. Um so auffallender ist hingegen, dass für den Monte Generoso die Wind- häufigkeit sich nach Bettelini 1893—1899 folgendermassen verteilt: N NO 0) >10) S SW w NW Calmen 0 30 0 500 0 88 0 412 16 Auch hier verteilen sich die meisten Winde auf zwei entgegen- gesetzte Hauptrichtungen, SO und NW, die in nahezu gleicher Häu- figkeit weitaus dominieren, na es hat auf eine Distanz von unge- fähr 25 km (vom Monte Ceneri aus) eine starke Verschiebung dieser Hauptrichtungen stattgefunden: Das Onsernonetal gehört mit dem grössten Teil des Kantons Tessin in Bezug auf die Windverteilung zum westlichen Mittelmeerbecken, während das larische Gebiet schon zur Einflussphäre der Adria gerechnet werden muss. Natürlich ist 286 Johannes Bär. diese verschiedene Zugehörigkeit nicht ohne Einfluss auf das Klima sowohl als auch auf die Flora, was wir an letzterer namentlich durch das starke Kontingent südöstlicher Arten in der Comerseeflora kon- statieren. Umgekehrt besitzt aber: auch der Tessin Errungenschaften dieser Windverteilung in seinen westlichen Einstrahlungen. IV. Kapitel. Die Pflanzengesellschaften. Im folgenden Abschnitt will ich den Versuch machen, die wich- tigsten Pflanzengesellschaften des Onsernone einer Besprechung zu unterwerfen. Besondere Schwierigkeiten in der Behandlung dieses Themas bietet der Umstand, dass wir in den wenigsten Fällen es mit den von jedem Kultureingriff des Menschen verschonten Urtypen zu tun haben, sondern fast überall macht sich die direkte oder indirekte Tätigkeit des Menschen stark geltend und wir haben es also in der Hauptsache mit sogen. Halbkulturformationen zu tun, und zwar sowohl was die Waldbestände, wie auch die Wiesen- und Weidetypen be . trifft. Es wäre nun viel zu weit führend, den durch diesen Einfluss des Menschen verursachten Veränderungen im einzelnen nachzugehen, und wir wollen im folgenden die Bestände in der Regel in der Form besprechen, in welcher sie sich heutzutage dem Beschauer darbieten. Eine andere Schwierigkeit der Aufgabe besteht darin, dass die Natur sich eben nur mit- Anwendung. einiger Willkür in ein enges Schema einzwängen lässt und dasselbe durch Ausnahmen der ver- schiedensten Art gleichsam zu durchbrechen sucht. So kommen die sog. „Bestände“ im Onsernone wie auch anderwärts nicht immer in „Reinkulturen“ vor, sondern durchdringen sich sowohl innerhalb der einzelnen Formationen, wie besonders in den Einheiten niedrigeren Grades, so dass in der’ Regel die „Mischtypen“ viel häufiger sind ale, die reinen Typen, ein Umstand, auf den auch Brockmann (l. c.) be- sonders aufmerksam macht. Bei der Zusammenstellung der Bestandestypen zu höheren Ein- heiten liess ich mich in erster Linie von der Physiognomie der Be- stände leiten, berücksichtigte in zweiter Linie die Standortsverhält- nisse und in dritter Hinsicht die floristische Zusammensetzung der Bestände, hielt mich also im grossen ganzen an das physiognomisch- floristische System nach dem Vorschlage von Flahault, Drude, Schröter, Brockmann, Geilinger u. a. In der Abgrenzung der Einheiten nie- derster Stufe, dem „Bestandestypus“ oder noch mehr der „Neben Die Flora des Val Onsernone. 287 typen“ bin ich, namentlich bei der Wiesenflora, etwiis von den ge- nannten Autoren abgewichen, da mir oft die besonderen Verhältnisse des Onsernone dies geboten sein liessen. Ferner kann ich nicht 'umhin, der Tendenz Brockmanns und Geilingers, wonach es bei den Wiesentypen gerade immer nur die Gramina und Cyperaceen sein sollen, die die Bestände charakterisieren, etwas entgegenzutreten, indem ich, wie Schröter und Stebler in dem „Versuch einer Über- sicht über die Wiesentypen der Schweiz‘, der Meinung bin, auch die anderen Komponenten der Wiesenflora, z. B. Milchkräuter, dürften bei der Aufstellung der Typen etwas mehr berücksichtigt werden. Wenigstens trifft dies für das Onsernone in oft beträchtlichem. Masse zu. Der Wechsel der Standortsbedingungen innerhalb einer Pflanzen- gesellschaft, ist im Onsernone bei der ausserordentlich reichen Glie- derung der Gehänge und dem fast völligen Fehlen ebener Flächen ' naturgemäss ein sehr grosser auf kurze Distanzen, und es liegt darin die oft geringe Zahl der Bestandesglieder einer bestimmten Aufnahme begründet. Bei dem relativ flachgründigen Boden wechseln trotz der grossen Niederschläge die Feuchtigkeitsverhältnisse sehr rasch und mit ihnen. auch die Flora; dies trifft besonders auf die Wiesen- flora und hier namentlich auf die Trockenrasen zu. 'Räumlich noch viel beschränkter, namentlich infolge des starken Gefälles der Tal- gehänge, sind die Standorte der Sumpf- und Wasserflora, und ist des- halb die Artenzahl solcher Standorte eine relativ sehr geringe, so dass ich, um irgendwie ein Bild der Flora dieser Lokalitäten zu bieten, nicht selten räumlich weit entfernte Stellen zu einer Liste zusammenziehen musste, da an einem Standort die geringe Artenzahl nicht genügt hätte, um ein zutreffendes Bild des Typus zu erhalten. Das mag auch die Ursache sein, dass die Bestandestypen der Sumpf- flur sich am Po: mit denjenigen der oben genannten Autoren decken. In Bezug . die Feststellung der Häufigkeit der Arten innerhalb der Bestände sind von verschiedenen Autoren verschiedene Mittel. angewandt worden. Stebler und Schröter, Grisch u. a. legen besonderen Wert auf die Gewichtsanalyse, was sich ja wohl bei den geschlossenen Rasentypen durch prozentualische Gewichtsbestimmung der Kom- ponenten ausführen lässt; jedoch bei den andern Beständen versagt diese Methode. Schröter bringt daher für dieselben die statistische Methode von Lecoq in Vorschlag mit den Verhältniszahlen 1—10, wobei 10 eine Pflanze bedeutet, die kaum eine andere neben sich duldet, also die Dominante oder Hauptart, 1 dagegen eine nur ganz vereinzelt auftretende oder „zufällige“ Art. Schröter nennt nun die Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich, Jahrg. 59. 1914. 19 288 Johannes Bär. Pflanzen vom Mengenverhältnis 10 —= Hauptarten, 9—6 — Nebenart oder Begleitpflanzen, 5—1 = accessorische Arten, unter 1.= ver- einzelte Arten. (Lecoqg : 10 — Dominante, 9—6 — wesentliche Arten, 5—3 — accessorische Arten, 2—1 — zufällige Arten). Ähnliche Klassifikation, allerdings ohne die Verhältniszahlen, verwendet auch Jäggli in seiner Monographie des Camoghegebietes: Dominante, Accessorie, sparse, isolate — doch meist unter Vernachlässigung der letzten Gruppe. Geilinger akzeptiert in seiner Arbeit über die Grigna- gruppe die Einteilung nach Drude: Plantae sociales = soc., plantae gregariae = greg., plantae copiose intermixtae = cop., plantae sparsae intermixtae = sp., plantae solitariae — sol. Brockmann (l. ec.) dagegen verwendet die Methode Lecogq’s, die Zahlen von 10—1, bringt aber die Pflanzen nicht nur nach dem Grade ihrer Häufigkeit in die verschiedenen Kategorien, sondern unterscheidet auch in Bezug auf die Konstanz der Arten im gleichen Bestande, unberücksichtigt das Mengenverhältnis: Konstanten = solche Pflanzen, die in mindestens der Hälfte aller Aufnahmen des gleichen Typus ; vorkommen; accessorische Arten, die in einem Viertel aller Auf- nahmen zu treffen sind; die übrigen werden nicht weiter berück- sichtigt, während die Konstanten je nach ihrem Vorkommen in einem oder mehreren Beständen (als Konstante) in Charakterpflanzen oder Formationsubiquisten unterschieden werden. Nach Brockmann setzen also eine Formation zusammen: : 1. Konstanten: a) Charakterpflanzen, b) Formationsubiquisten. 2. Accessorische Arten. 3. Zufällige Beimischungen. Ohne den grossen Wert dieser komplizierten Methode in Abrede zu stellen, musste ich in Ermangelung einer genügenden Zahl von Aufnahmen davon abstrahieren, dieselbe auf unser Gebiet anzuwenden und beschränke mich in der Hauptsache auf die sehr bequeme sta- tistische Methode Lecog’s, wenn auch mit weniger strenger Auf- fassung der Dominante. Als solche betrachte ich ungefähr das Mengenverhältnis 10—8, also etwa entsprechend der ersten Kategorie nach Drude (pl. soe.); 7—5 wären entsprechend den plantae gregariae Drude’s, 4—3 den plantae copiose intermixctae (cop.), 2 würde ungefähr den plantae sparsae und 1 den plantae solitariae Drude’s entsprechen. Auf diese Weise hoffe ich, dass die gemachten Notizen mit den Aufnahmen anderer Floristen am ehesten parallelisiert werden können. Die Aufnahmen geschahen in der Regel erst nach mehrmaligem Überblick des Bestandes, und zwar durch Abschätzung bei den häu- figeren Komponenten, bei den niedersten Zahlen oft durch Zählung Die Flora des Val Onsernone. } 289 beim Abschreiten der Fläche. Leider habe ich dabei ein Moment ausser Acht gelassen, nämlich die Beoachtung einer gewissen Maximalgrösse der Prüfungsfläche bei ausgedehnten Beständen, so dass dieselben namentlich bei den niedrigen Zahlen eine etwas grosse Artenliste aufweisen im Verhältnis zu den weniger ausgedehnten. Dieser Mangel wird aber oft wieder aufgewogen durch den sofortigen Hinweis der grossen Liste, dass sich die Aufnahme auf eine ausgedehnte Fläche bezieht. Als höchste Einheit betrachte ich mit den meisten bisher ge- nannten Autoren den Vegetationstypus. Derselbe spaltet sich in eine oder mehrere Formationsgruppen, diese in Formationen. Letzteren sind die Bestandestypen untergeordnet, von denen ent- weder durch lokale Veränderungen der Standorte oder durch geringere Unterschiede in der Flora die Nebentypen als letztes Glied abge- spalten werden. Die Spezialisierung der Bestandestypen und -Neben- typen kann naturgemäss sehr verschieden eingehend ausgeführt werden. Im allgemeinen empfiehlt es sich nach meiner Ansicht, für grössere Gebiete etwas mehr zu generalisieren, wie z. B. Schröter und Stebler dies für die Wiesentypen der Schweiz in so vortrefflicher Weise getan haben. Für kleinere Gebiete dagegen, wie das unsrige, darf wohl ohne Beeinträchtigung der Übersicht etwas mehr speziali- siert werden, wobei es meines Erachtens ganz gleichgültig ist, ob der eine oder andere „Typus“ oder „Nebentypus“ dem andern über- resp. untergeordnet wird; es richtet sich dies am besten nach den besondern Verhältnissen eines Gebietes. Ist z. B. ein sog. Haupt- typus im Gebiete sehr spärlich vertreten, während ein Nebentypus die führende Rolle übernommen hat, so stehe ich RE an, die Korrelation gegenüber andern Autoren umzukehren. rockmann schlägt für die Bezeichnung der Vertikal- und Horizontalverbreitung der Pflanzengesellschaften oder der einzelnen Arten die Ausdrücke „Zone“ für die erstere und „Region“ für die letztere vor im Gegensatz zum bisherigen Usus der deutschsprechenden Autoren, weil diese Bezeichnung sprachlich richtiger ist, und ich kann mich seiner Meinung vollauf anschliessen. Wenn ich also im folgenden die Ausdrücke „Zone“ und „Region“ verwende, so bedeutet der erstere immer die Vertikalverbreitung, z. B. Montanzone, subalpine Zone; „Kastanienregion, Weinbauregion“ etc. bedeutet dagegen die Horizontalverbreitung einer Pflanze oder Pflanzengesellschaft, mit dem Areal der das Bestimmungswort der Zusammensetzung bezeichnenden Formation zusammenfallend; „Lärchenzone“ würde Hagegen wieder als Hinweis auf das Zusammenfallen der Höhengrenzen mit denen der Lärche aufzufassen sein. 290 Johannes Bär. A. Vegetationstypus der Wälder. Das Onsernone ist vor allem durch den grossen Reichtum an waldbildenden Pflanzen ausgezeichnet, wenn es auch in Bezug auf das Areal der Wälder nicht gerade zu den waldreicheren Alpentälern gehört. Immerhin steht es im Vergleich mit andern Tessinertälern noch verhältnismässig gut bestellt mit diesem Bestande. Die Ursache des Waldreichtums ist vor allem auf den Reichtum des Gebietes an Niederschlägen zurückzuführen, da infolgedessen sich die mehr an ein ozeanisches Klima angepassten Arten ein grösseres Areal behaupten konnten, aber auch die an ein kontinentales Klima angepassten nicht fehlen. Die beiden Komponenten wählen sich infolge der reichen Gliede- rung des Gebietes und dem dadurch bedingten starken Wechsel eben die für sie passenden Standorte aus. Bezeichnend ist für das Gebiet die enge Berührung der ozeanischen Buchenwälder mit den kontinentalen Lärchenbeständen. Der Vegetationstypus der Wälder gliedert sich nun im Onsernone wie anderswo in die zwei Formationsgruppen der Laub- und Nadelwälder, von denen namentlich die ersten in den denselben aufzufassen sein. Die Buschwälder leiten über zu. dem von Brockmann zuerst (?) aufgestellten oder wenigstens zuerst in die Literatur eingeführten Bestandestypus der Buschweiden. Schon Geilinger bespricht die Buschwälder der Grignagruppe sehr einlässlich und unterscheidet dabei den geschlossenen Buschwald mit von den Hochwäldern der gleichen Arten wenig verschiedener Unterflora, die er als Schattentypus bezeichnet, dann den lichten Buschwald mit dem Typus der Halbschatten-Unterflora und endlich den lückenhaften Buschwald mit dem Typus der schattenfreien Unterflora, die aber eigentlich zu den Wiesenformationen zu zählen wäre. Für unsere Zwecke betrachten wir diese drei Typen des Buschwaldes ebenfalls gesondert, schliessen den geschlossenen Bestand wie Geilinger an die Hochwaldbestände an, während die beiden letztern Typen im Anschluss an die Buschweiden, deren Hauptvertreter die Corylus- formation ist, besprochen werden sollen. So glaube ich am ehesten dem schon angeführten Prinzip des physiognomisch- »oriskisahe Systems geareht werden zu können. Die Flora des Val Onsernone. 291 1. Formationsgruppe der Laubwälder. a) Formation des Kastanienwaldes. (Castanea sativa Miller.) Der Kastanienwald des Onsernone zerfällt in zwei sehr deutlich geschiedene Unterabteilungen, nämlich die Fruchthaine oder die Selven, die besonders in der Nähe der Ortschaften auf tiefgründigem Kulturboden (meist Grundmoräne) vorkommen und wohl meist dem Zutun des Menschen ihren Ursprung oder wenigstens ihren Fort- bestand verdanken, und zweitens die im Gebiete wohl sicher spon- tanen Nieder- oder Buschwälder, die meist auf Geröllhalden der untern Höhenzone zu treffen sind und nur selten der Früchte wegen, meist des Holzes oder aber des Laubwerkes und der Unterflora wegen als Buschweide genutzt werden, weshalb wir auf diesen letztern Bestand der Formation des Kastanienwaldes später noch zu sprechen kommen. Nach den ausführlichen Untersuchungen Bettelinis (1. c. pag. 83 u. T.) ist die Kastanie vorwiegend (nicht absolut) kalkfliehend, dagegen feuchtigkeitsliebend und verlangt vor allem tiefgründigen Boden, sei es nun feinkörniger Detritus oder grobkörniger Schutt und Geröll; die Hauptsache ist, dass derselbe genügend wasserhaltende Kraft und Raum zur Ausbreitung des ausgedehnten Wurzelwerkes besitzt. Darum fehlt sie sowohl im Sottoceneri, als auch nach Geilinger (l. e. pag. 173) in der Grignagruppe auf dem kompakten Dolomit und nach meinen Beobachtungen auch auf dem flachgründigen Urgestein, ist also in ihren Standortsansprüchen sehr exklusiv, was wohl nicht zum wenigsten ihre eigenartige Verbreitung in der Schweiz bedingt. Unser spezielles Gebiet mit seiner fast tropischen Regenfülle er- möglicht ihr ein Aufsteigen in Höhen, welche selbst in ihrer eigent- lichen Heimat, dem Sottoceneri, nur selten erreicht werden, wenig- stens nicht in waldbildender Menge. So fand ich sie in gewissen Teilen des Gebietes bis über 1200 m ansteigend, so bei Crana am Östabhang des Monte Mottone; als Bestand dagegen findet sie sich selten über 1000 m. Bettelini notiert den höchsten überhaupt bis jetzt konstatierten Standort im Sottoceneri beim Sasso rosso am Monte Boglia mit 1260 m, während Christ im allgemeinen bedeutend tiefere. Höhengrenzen angibt (Maximum 1000 m, Pflanzenleben der Schweiz, pag. 199); Geilinger notiert den höchsten Standort in der Grignagruppe bei 1190 m. 292 Johannes Bär. «) Kastanienhochwald, Selven und Fruchthaine, Nur in diesem Typus kommt die urwüchsige Kraft des maje- stätischen Baumes auch in unserm Gebiete zur Entfaltung, wie dies Christ in seiner vortreffllichen Abhandlung so schön zum Ausdruck bringt. Wir treffen die Selven, wie schon angedeutet, in der Regel in der Nähe der Ortschaften auf tiefgründigem Moränenboden, und zwar nahezu in der ganzen Ausdehnung des Tales, von der Tiefe bis zu ca. 1000 m; vereinzelte, absichtlich gepflanzte Bäum gehen bis ca. 1100 m, so noch bei Comologno und Vergeletto. Die Nutzung der Fruchthaine ist in der Hauptsache auf die Früchte be- schränkt, die auch in diesen obersten Lagen in der Regel noch recht- zeitig zur Reife gelangen, ein Beweis für das gesegnete Klima des Önsernone, da nur eine lange Vegetationsdauer dies ermöglicht. Ab- gesehen von den tiefsten Lagen um Intragna, wo der Baum bei ca. 300 m auf allen Expositionen in Menge vorkommt, ist diese Ausbil- dungsart des Kastanienwaldes auf die Südabhänge und geschützten Winkel der Ost- und Westflanken einiger Seitentäler beschränkt. So finden sich prächtige Bestände um die Dörfer Auressio, Loco, vor z allem aber Berzona, bis ca. 1000 m, das ganz in die Kastanienwälder eingehüllt ist. Ziemlich ausgedehnte Selven stehen auch um Mosogno bis über 1000 m am Südostabhang des Monte Mottone emporkletternd. Spärlicher werden die Selven schon um Vocaglia, dagegen wieder etwas reichlicher bei Corbella, während bei Comologno nur noch ver- einzelte Exemplare getroffen werden, da hier der Buchengürtel bis zum Dorfe herabreichte, was die spärlichen Reste des ehemaligen Buchenhochwaldes in der nächsten Umgebung des Dorfes dokumen- tieren. Verhältnismässig reichlicher sind die Fruchtbäume noch unter- halb Gresso und um Vergeletto anzutreffen, wenn sie auch nicht mehr zu geschlossenem Bestande zusammentreten. Dass dies indes nicht aus klimatischen Gründen geschieht, beweisen die kaum ge tingern Dimensionen der Bäume in diesen obersten Lagen, ebenfalls um ca. 1000 m herum gelegen. Schuld am spärlicheren Vorkommen ist der geringere Ertrag an Früchten und wohl auch der Umstand, dass sie nicht alle Jahre völlig ausreifen. Für natürlichen Nach- wuchs könnten sie aber noch vollauf genügend fruktifizieren. Die Früchte bilden einen Grundstock der Volksernährung im ganzen ÖOnsernone, und in den Dörfern, in welchen sie nicht mehr in genü- gender Menge gepflanzt werden, können sie gegen billiges Entgelt, Die Flora des Val Onsernone. 293 oft im Tauschhandel, von den tiefern Teilen des Gebietes bezogen werden. Die Kastanie ist somit eine Ursache des spärlichen Acker- baues, vorab des geringen Getreide- und Kartoffelbaues des Onsernone, Nebensächlich ist beim Fruchthain des Kastanienwaldes die Holz- nutzung, die dann stattfindet, wenn zur Verjüngung der alternden Bäume geschritten wird. Sobald nämlich ein sonst guter Fruchtbaum im Ertrag nachlässt und einzelne Äste abdorren, wird unbarmherzig die ganze Krone etwas über dem Kronenhals abgeschlagen, und aus den Aststümpfen treiben mit neuer, jugendlicher Kraft die „schlafen- den Augen“ aus, so dass in relativ sehr kurzer Zeit der Baum eine neue tragfähige Krone erhält; vier bis sechs Jahre nach erfolgtem Abschlag beginnt bereits wieder ein kräftiger Fruchtansatz. Ich sah um Crana und Russo eine grosse Zahl solcher Bäume, die dies Ab- schlagen, nach den aufeinanderfolgenden Kropfnarben der krummen _ Äste zu schliessen, schon vier- bis sechsmal über sich ergehen lassen mussten und die, wenn auch der Stamm im Laufe der Jahrhunderte hohl und gleichsam zur Ruine geworden ist, doch immer noch eine ertragreiche junge Krone tragen. Das Abschlagen der Äste geschieht auffallenderweise im Sommer, zur Zeit der lebhaftesten Vegetations- periode des Baumes, und zwar ohne merkliche Schädigung desselben, was vor allem seiner urwüchsigen Kraft und dem reichen Verjüngungs- vermögen zuzuschreiben ist. Die abgeschlagenen Äste werden ihres Laubwerkes sorgfältig entblösst und dasselbe samt den dünnen Zweigen als Ziegenfutter für den Winter aufbewahrt, also eine Art Schneitelwaldbetrieb. Die gröberen Äste dienen in meist wenig zer- kleinertem Zustand als Brennholz zur Unterhaltung der sozusagen immer brennenden Kaminfeuer, da in den wenigsten Häusern bis jetzt eigentliche Kochherde und Öfen zu finden sind. Die Kastanienselven des Onsernone sind in der Regel ziemlich reine Bestände, nur der Walnussbaum ist ihnen stellenweise in grös- serer Zahl beigemengt; noch spärlicher sind die Obstbäume vertreten, die sozusagen nur innerhalb oder in nächster Nähe der Gärten vor- kommen. Auch die Eiche tritt an warmen Südlagen als meist kulti- vierter oder wenigstens geduldeter Baum unter den Fruchthainen der Kastanienwälder auf, meist am Rande von Schluchten. Selten trifft man jedoch die breitausladende Kraftgestalt der deutschen Eiche, was zum Teil mit der Art (Quercus sessiliflora Salisb.), besonders aber mit der Nutzung der Pflanze als Schneitelwaldbaum zusammen- hängt. (Näheres siehe unter Formation des Eichenwaldes.) Auch schlechte Fruchtbäume unter den Kastanien verdanken dieser Art der Nutzung eine total andere Form, da sie ebenfalls geschneitelt werden. Zum Zwecke der leichtern Gewinnung des Laubwerkes 294 Johannes Bär. wird nämlich von einem Baum, der in Quantität oder Qualität der Früchte zu wünschen übriglässt, in der Regel nur einem oder meh- reren Gipfeltrieben ein unbeschränktes Wachstum erlaubt, während die Seitenäste unterdrückt, die sich bildenden „Wasserschosse“ alle zwei bis drei Jahre abgeschnitten und als Winterfutter für die Ziegen samt dem Laubwerk verwendet werden. Die Bodenvegetation der Kastanienwälder ist je nach der Beschattung durch ‚die Bäume, der Exposition und der Höhenlage sehr wechselnd. In den Fruchthainen gehört sie zumeist zum Vege- tationstypus der Grasflur und treten unter dem Laubdach eine An- zahl von Typen auf, die dem übrigen Gebiet entweder völlig fehlen oder in starker Veränderung auf andern Standorten zu finden sind. Massgebend ist vor allem die Stärke der Beschattung durch das Blätterdach der weitausladenden Fruchtbäume, viel weniger der Unterschied in der Beschaffenheit des Bodens. Die Kastanie ist mit \ ihrem dichten Blattwerk in hohem Masse schattenwerfend; selbst als alleinstehender Baum duldet sie in ihrer nächsten Umgebung keine eigentlichen Lichtpflanzen. Dies Verhalten verstärkt sich natur- gemäss durch den dichten Schluss der Bäume. Ein ebenfalls sehr Baumes im Verein mit dem nahezu völligen Abhalten der Nieder- schläge im Umkreis der Baumkronen. Es braucht schon ziemlich starke Regengüsse, bis die Kronentraufe eines stattlichen Kastanien- baumes auch in ihrem Innern, also in der Nähe des Stammes, nam- haft befeuchtet wird. Trotzdem die Fruchthaine in der Regel auf tiefgründigem Boden stehen, findet sich in ihrem Schatten keineswegs überall eine feuchtigkeitsliebende Flora, sondern im Gegenteil oft ein ausgesprochener Xerophytenverein, wenn nicht der Standort infolge Nordlage oder Befeuchtung durch tellurisches Wasser direkt frisch zu nennen ist. Dazu kommt die reichliche Humusbildung des Baumes durch das leicht bröckelnde, unvollständig verwesende Laub und die stachligen Fruchthüllen, die sich wie Kletten in der Grasnarbe fest- heften und von derselben überwachsen werden. Deshalb treffen wir nicht selten als Unterflora der Kastanienwälder die Vegetation des Trockenhumus mit ihren Magerkeitszeigern, wenn nicht ausgiebige Düngung diesem Umstande abhilft. Bei zu trockenem Standort deckt das Mehrerträgnis der Grasnutzung die Kosten der Düngung gewöhn- lich nicht, und deshalb wird sie an diesen Stellen ganz unterlassen, worauf dann über kurz oder lang sich unter dem Kastanienwald eine richtige Heideformation einstellt, die nur noch als spärliche Weide genutzt werden kann. Da tritt besonders im untern Teile des Tales Die Flora des Val Onsernone. 295 auf weiten Strecken Calluna bestandbildend auf, ebenso die im Ge- biete nur auf das rechte Onsernoneufer beschränkte Erica carnea, welche die erstere Art daselbst fast verdrängt. (Über die Vegetations- liste dieser Bestände siehe Formation der Schneeheide.) Wo die Schneeheide durch Ausreuten oder Abbrennen ausgerottet wurde, bildet sich auf trockenem Boden durch etwas Düngung der Bestand der Luzula silvatica, der einen geringen Heuertrag durch einmaliges Mähen liefert und nach der Entladung der Alpen in der Regel noch als Weide benutzt wird. Solche Bestände finden sich z. B. in grös- serer Ausdehnung bei Vosa und Pila oberhalb Intragna, in kleinerem Masse bei Loco und Auressio, an welch letzterem Orte sie wahr- scheinlich aus Callunetum hervorgegangen sind. Auf etwas frischerem Boden bei kräftigerer Düngung kommt als folgendes Glied der Ur- barisierung der Kastanienheide der Bestandestypus der Zuzula nivea zu prächtiger Entfaltung, der schliesslich durch weitere Düngung und besonders auch durch Lichterwerden der Selve in einen Strauss- grasbestand vom Typus der Agrostis vulgaris übergeht. Dieser leitet durch seine Nebentypen in einigen Lokalitäten, besonders um Crana, an gut befeuchteten Stellen zu den ertragreichen, aber ein etwas gehaltarmes Futter liefernden Cynosurus- oder den Trisetum flavescens- Beständen über. An trockeneren Stellen geht dagegen die Luzula silvatica-Wiese in den für die Kastanienregion charakteristischen Fesiuca capillata-Bestand über, der beim Lichterwerden des Frucht- hains der Festuca rubra-Wiese den Platz räumt und endlich durch reichlichere Düngung in den Holcus lanatus-Bestand übergeht, welch letzterer aber kaum mehr direkt unter den Kastanienbäumen, sondern nur auf besonntem Rasen zwischen den einzelnen Bäumen auftritt und eine wesentliche Rolle in den Fettwiesen spielt. (Näheres über diese Bestände siehe unter den Wiesentypen.) ß) Kastanien-Nieder- und Buschwald. Ausser dem eine ausgesprochene Kulturformation darstellenden Fruchthain kommt die Kastanie auch in ausgedehntem Masse auf Geröllhalden der untern Talgehänge vor, und zwar in der ganzen Ausdehnung der Kastanienregion. Da aber hier die beim vorigen Typus die Hauptnutzung liefernden Früchte nur schwer eingesammelt ‘werden können und zum grossen Teil verloren gehen, hat sich der Mensch diese Bestände auf eine andere Weise tributpflichtig gemacht, und zwar durch die Benutzung des Holzes. Zu diesem Zwecke wird der Bestand meist alle 6—7, seltener erst 10—-15 Jahre völlig abge- schlagen und nur die alten Stöcke übriggelassen. Das Holz der ersten Betriebsart wird in der Regel als Brennholz verwendet, aber zum 296 Johannes Bär. Zwecke der Gewinnung von Schneitellaubwerk im Sommer, meist. zwischen dem ersten und zweiten Heuschnitt, abgeschlagen. Nach- dem das Laubwerk gesammelt ist, werden die Äste zum Trocknen meist bis gegen den Herbst liegen gelassen, weshalb diese Abholz- stellen für den Nichteingeweihten in der Regel ein Bild der krassen Holzverschwendung bieten, was aber, im Önsernone wenigstens, durchaus nicht der Fall ist. Einzelne schön gewachsene Stämmehen werden dann meist geschont und zur Gewinnung von Bauholz sorg- fältig aufgeforstet, so dass sich über dem Buschwald ein lichter Niederwald erhebt, der von weitem den Anschein erweckt, als sei die ganze Betriebsweise nur auf diese Art der Nutzung zugeschnitten. Diese „Überständer“ liefern ein geschätztes Bauholz, besonders für Balken nahezu von der Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit des Eichen- holzes. Damit die Stämme besonders schlank werden, werden sie alle 2-3 Jahre bis nahezu an den Gipfel geschneitelt, wodurch der Kastanienbaum des Niederwaldes ein gänzlich verändertes Aussehen erhält. Nebensächlich ist in diesem Betriebe die Gewinnung der Früchte, die zwar hie und da gesammelt werden, meist aber unbenutzt zu- grunde gehen. Nur wenn ausnahmsweise ein Baum besonders reich- lich und gute Früchte trägt, wird mit dem Schneiteln aufgehört und der spätere Wuchs des Baumes sich selbst überlassen, wodurch dann auch eine Art Fruchthain entstehen kann, der aber durch seine schlanken Stämme deutlich auf seinen Ursprung zurückweist. Aus dem Gesagten geht zur Genüge hervor, dass sich eine absolut scharfe Trennung der drei Ausbildungsarten des Kastanienwaldes für unser Gebiet nieht durchführen lässt, doch empfiehlt es sich, mit Rücksicht auf die Unterflora dieselbe aufrecht zu erhalten. Natürlich herrscht in Bezug auf die letztere in den verschiedenen Ausbildungsarten der Kastanienniederwaldungen grosse Mannigfaltigkeit, je nach der Diehte des Bestandes und der Beschaffenheit der Unterlage. Im allgemeinen finden wir im Buschwald so ziemlich die Flora der Corylusbuschwälder, wenngleich infolge des meist dichtern Schlusses etwas mehr schattenliebende Arten auftreten. Durch zahlreiche Über- gänge geht beim Lichterwerden der Kastanienbuschwald, in der Regel an sehr sonnigen Standorten oder auf anstehendem Fels, in die Corylusformation über, während im untern Onsernone an etwas schattigeren Abhängen nicht selten ein Birkenbuschwald zur Aus- bildung kommt, der stellenweise auf grösseren Flächen dominiert. Seltener mischt sich die Kastanie direkt mit der Buche, da eben meist die Corylusbuschweide als verbindendes Glied zwischen beiden eingeschaltet ist. Diese eben angeführten Holzpflanzen treten nun Die Flora des Val Onsernone. 297 auch im Kastanienbuschwald in der Regel mehr oder weniger häufig als Begleiter auf, auch wenn sie nicht das Gepräge der Formation bestimmen. Ferner sind als Begleiter zu nennen Ulmus montana, Tilia cordata, Fraxinus excelsior, Pirus acerba, Alnus glutinosa, Alnus incana, Salix grandifolia, Populus Tremula, Acer Pseudoplatanus, Ora- taegus monogyna, Sorbus Aria und auenparia, Oytisus alpinus, Evonymus europaeus, Sambucus nigra, sehr selten auch Ilex aquifolium etc. (eine ausführlichere Artenliste siehe unter der Corylusformation, deren meiste Holzpflanzen auch im Kastanienbuschwald gefunden wurden). Die eigentliche Bodenvegetation ist je nach den Umständen sehr verschieden, besonders stark wechselt sie nach der Beschattung und dem Humusgehalt der Unterlage. Sehr spärlich ist die Pflanzendecke der Nebenbestände auf blossem Geröll bei schattiger Lage oder dichtem Schluss der Kastanienbüsche; bei Bedeckung mit feinem Felsschutt tritt hier besonders der in der Buschweide der Corylus- formation näher zu besprechende Agrostis vulgaris-Bestand auf, aber nicht in geschlossenem Rasen. In sehr trockener Lage treffen wir hie und da kleine Bestände von Festuca capillata, oder der Rasen wird nahezu unterdrückt durch den kräftig wuchernden Schmarotzer Melampyrum pratense (s. lat.); auf sandigem Boden nimmt ein unaus- rottbares Pteridietum überhand und erstickt in dem lückenhaften Be- stand der Kastanienbuschwälder sozusagen jede andere Unterflora, wie es die Kastanie selbst bei dichtem Schlusse tut. Ruht das Geröll aber völlig, so häuft sich das fallende Laub nach und nach zu einem magern Humus an, auf dem eine einförmige Calluna-Heide oder im untern Onsernone auf der rechten Talflanke stundenweit die Erika- Heide sich ausbreitet. Auf etwas frischerem Boden, doch mehr in lichtem Bestande, kommt der ebenfalls heideähnliche Sarothamnus- Bestand als Unterholz vor. Oft mit demselben vergesellschaftet treffen wir an Stellen mit undurchlässiger Lehmunterlage und über- lagerndem Humus die feuchtigkeitsliebende Molinia ceoerules mit Serra- tula tinctoria und andern, sonst die Sumpfwiese liebenden Humieolen, die auf den ersten Blick gar nicht in diese Pflanzengesellschaft hineinzugehören scheinen, aber mit äusserster Regelmässigkeit die Kastanienbuschwälder begleiten. Lokal kann dann zwischen den Geröllhalden auch etwa ein geschlossener Magerrasen der bereits bei den Fruchthainen genannten Typen auftreten, so dass auch die Unterflora der Niederwälder zu den hochstämmigen Beständen über- leiten kann. b) Formation des Buchenwaldes. Einen nicht minder bedeutungsvollen Bestandteil der Laub- wälder unseres Gebietes sind die in verhältnismässig grossem Areal 298 Johannes Bär. auftretenden Buchenwälder. Es sind wieder die überaus günstigen Niederschlagsverhältnisse, welche diesem Baum des ozeanischen Klimas hier im Tessin eine Ausnahmestellung gestatten, die er wohl nirgends in ähnlicher Weise einnehmen kann. Nach den bisher bekannten Untersuchungen meidet die Buche nämlich die ein lokales Kontinental- klima bietenden Zentralalpen, vor allem die Massenerhebungen Grau- bündens und des Wallis, sozusagen völlig, und nur an wenigen Stellen, wo relativ reichlichere Niederschläge dies gestatten, dringt sie etwas in dieselben vor, so z. B. im Kanton Glarus bis in die Talhintergründe, ins Engelberg, ins Haslital ete. Nirgends aber findet sie sich so tief im Innern des Gebirges wie gerade im Tessin mit seinem bis tief in die Alpenregion spürbaren „insubrischen‘“ Klima, und es kommt hier zu einer innigen Berührung zwischen dem Charakterbaum des oze- anischen Klimas, eben der Buche, und einem allgemein als Pflanze des Kontinentalklimas betrachteten Nadelholzbaum, der Lärche. Die Ursache des eigentümlichen Zusammentreffens ist vor allem in den ganz bedeutenden Niederschlägen unseres Gebietes zu suchen, die selbst im Innern der Alpen das dortige Kontinentalklima soweit mässigen, dass die Buche es auszuhalten vermag, und der Lärche dagegen, die ein sehr grosses Lichtbedürfnis zeigt, trotzdem die nötige starke Insolation bietet. Innerhalb unseres Gebietes zeigt nun die Buche ein eigentümlich verschiedenes Verhalten im untern und obern Teile des Tales. Im erstern, etwas trockeneren Teile besiedelt sie gerne Nord- und Nordwestlagen, allerdings hier. die trockeneren Rücken zwischen den Seitentälern oder -Schluchten aufsuchend und die feuchteren Schluchten der Birke, Rot- oder Weisstanne überlassend. In Südexposition fehlt sie dagegen in tiefern Lagen und bekleidet in der Regel die Flanken der Talhintergründe. Rot- und Weisstanne fehlen hier meist oder sind auf geringe Vorkommnisse in lokaler Nordlage beschränkt, während schon in relativ geringer Höhe die trockeneren Rücken zwischen den Seitentälern von der Lärche besetzt werden, allerdings oft reichlich durchsetzt von der Buche. Im hintern Teile des Tales dagegen, wohl infolge der noch grösseren Niederschläge, meidet sie die Nordhalden sozusagen voll- ständig und besiedelt auch im Haupttale die warmen Südabhänge, in tiefern Lagen nahezu alleinherrschend, höher oben, von ca. 1300 m an, häufig mit der Lärche vergesellschaftet. Bezüglich der Höhenverbreitung ist in unserem Gebiete zu unter- scheiden zwischen den reinen Buchenbeständen und Mischbeständen einerseits und den Einzelbuchen anderseits. Die ersteren nehmen n vertikaler Richtung einen bedeutend schmäleren Gürtel ein und be- Die Flora des Val Onsernone. i 299 ginnen auf den Südabhängen nicht unter 1000 m, während sie auf den Nordabdachungen des untern Onsernone schon bei 500 m fast rein und in grosser Ausdehnung auftreten, vielfach aber auch mit der Birke gemischt. Im obern Teile des Önsernone liegt die untere Grenze der Buchenbestände, soweit solche überhaupt auf der Südabdachung noch vorkommen, höher und kaum unter 1100 m. Die tiefern Partien wurden eben stark genutzt und stellenweise gänzlich gerodet zur Gewinnung von Kulturland, hauptsächlich Mähewiesen. Vor dieser Massregel hat das Onsernone wohl auf der Südabdachung der beiden Taläste einen bis zur Kastanienzone, oder wo diese fehlt, bis auf die Talsohle reichenden, zusammenhängenden Buchengürtel besessen, wie dieser jetzt noch im hintern Val di Vergeletto stellenweise anzu- treffen ist, weil hier infolge mangelhafter Abfuhrgelegenheit das Ab- holzen noch nicht so lohnend ist. In den übrigen Gebieten ist die untere Grenze der Buchenformation sicher künstlich erhöht und teilweise gar nicht mehr bestimmbar, da der Buchengürtel bis auf wenige spärliche Reste zerstört wurde. Nach Mitteilung von Ein- wohnern hängt das Verschwinden der Buche direkt und indirekt mit dem Entstehen der das Önsernone bis zur obersten Ortschaft durchziehenden Fahrstrasse zusammen, die den armen Gemeinden schwere finanzielle Opfer auferlegte, welche nur durch Abschlag der reichen Wälder aufgebracht werden konnten, und auch nachher ver- lockte die bequeme Abfuhr des Holzes zu weiterem starken Abholzen, was naturgemäss in der Nähe der Fahrstrasse zuerst geschah. So ist in der Gemeinde Comologno z. B. der Buchenwald bis auf wenige Fetzen vernichtet, wenigstens auf der Südabdachung, während die Nordabdachung aus klimatischen und orographischen Gründen wenig solchen mehr aufweist. Auf den Nordabhängen dagegen ist die meist viel tiefer liegende Buchengrenze wohl ausnahmslos noch eine natürliche; wenn auch die dortigen Wälder zur Gewinnung von Brennholz stark genutzt werden und durch den starken Abschlag der Hochwald vielorts in einen Niederwald umgewandelt wurde, so hat die Nutzung doch nicht zu seiner völligen Vernichtung geführt, und der Mangel guten Wiesen- terrains lohnte nur stellenweise die gänzliche Rodung. Wie eingangs erwähnt, liegt die untere Buchengrenze z. B. bei Loco und Mosogno auf der gegenüberliegenden Talflanke sehr tief, bei ca. 500 m; häufig sind dort Mischbestände mit der feuchtigkeitsliebenden Birke, was auf den ersten Blick sehr auffallend ist, jedoch später noch näher erörtert werden soll. Von hier steigt die untere Buchengrenze ent- sprechend der Talsohle an, aber fast überall gehen die Buchen- . bestände nicht ganz auf dieselbe hinunter, sondern überlassen zwischen 300 Johannes Bär. sich und dem Tal- resp. Schluchtboden noch einen schmalen Streifen einem fast reinen Birkengürtel, von 100—200 m Höhe. Nur an wenigen Stellen, auf trockenen Talspornen, berühren sie nahezu das Flussufer, so bei Ero gegenüber Mosogno und Monte Borrini gegen- über Crana, ca. 600 m. Die obere Grenze des Buchenbestandes ist noch schwieriger fest- zustellen als die untere, da auch hier der Mensch direkt oder indi- rekt durch Abholzen oder Beweidung die natürlichen Verhältnisse verändert hat. Besonders das erstere, das Abschlagen ganzer Halden vermag die Grenze des Buchenwaldes dauernd zu erniedrigen, und leider ist es bis vor kurzem im Onsernone vielfach praktiziert worden. Das geringe Verjüngungsvermögen der alten Buchen nach erfolgtem Kahlschlag rächt auf eine erschreckende Art diese rücksichtslose Be- wirtschaftung, da eine Aufforstung fast nicht mehr gelingen will, wenn der Nachwuchs zu sehr entblösst wird. Ganz anders liegen die Verhältnisse bei der Beweidung. Da wird wohl das Aufkommen eines Hochwaldes verhindert, aber auf dem einmal eroberten Boden weicht die Buche trotz ausgiebigen Weidganges nicht völlig und er- setzt die abgefressenen Triebe durch eine äusserst energische Rege- neration, wodurch die allgemein bekannten „Verbissbuchen“ der Buschweiden entstehen, die uns immerhin noch eine deutliche Fest- stellung der Buchengrenze ermöglichen, wenn sie auch etwas tiefer liegt als unter völlig natürlichen Verhältnissen, da nämlich in einem . solchen Bestand der namentlich in der Kampfzone so wichtige Faktor der natürlichen Versamung in Wegfall kommt, weil die niedrigen Buchengebüsche nicht zum Blühen kommen. Es ist eine auffällige und bezeichnende Tatsache, dass die flachen Gipfel des untern Onser- none, obwohl noch innerhalb der Höhengrenze der Buche gelegen, fast ausnahmslos keinen Buchenwald mehr tragen, auch wenn sich der Boden sehr gut hiezu eignen würde und es nicht an der nötigen Feuchtigkeit fehlt. Hier hat eben das Eingreifen des Menschen die Wälder tiefer hinuntergedrückt, um auf den relativ ebenen Partien der Gipfel ein ergiebigeres Weideland zu erhalten. Dass weder kli- matische noch edaphische Faktoren die Schuld am Fehlen der Buche tragen, zeigen hie und da an Stelle von Alphütten auftretende „Wetter- buchen“, die dem Vieh Schutz vor der Unbill der Witterung gewähren, wo Alphütten wegen des geringen Ertrages der Weide oder benach- barten Maiensässen nicht vorhanden sind. Solche kräftig entwickelte Exemplare stehen z. B. noch auf dem sonst völlig entwaldeten Gipfel des Salmone, 1550 m, allerdings noch relativ nahe an der heutigen Buchengrenze dieses Gipfels. Ähnlich liegen die Verhältnisse auch anderswo im Gebiete. Nehmen wir also die heutige Grenze der. Die Flora des Val Onsernone. Obere Grenze des + geschlossenen Buchenbestandes. Buchen- Exposition Bemerkungen grenze Salmone NO 1400—1500 | Natürliche Grenze. Salmone N 1530— 1540 ; R Salmone SW 1350—1370 | Künstlich erniedrigt. Val Bordione SO +5 | 1500—1550 . % ı Manzasca . A 19) 1650—1680 | Natürliche Grenze. P. Pelose bei Me Be SW 1650— 1680 \ “ Pizzo Gramalena un Torrente di Eee ı SO-+S | 1750-1850 Pianchina ob ee so 1700— 1750 Künstlich erniedrigt Alpe Doglia W;HS | 1650-1680 | Natürliche Grenze Sollyalatlognb‘ Ss 1700—1750 » “ Val di Ribbia Ss 1650-1700 : # Alpe Granello Ss 1600— 1650 & 3 Alpe Boscaceio . a Ss 1550— 1580 = # Alpe Gasone. ... .. , . S 14 1450 Alpe Porcareceio . (0) _ Fehlt völlig Aneh unterhalb Alpe Medaro N —_ der Alpe i den Alpe Arena 1200—1250 | Nur im Talboden. Val di Vergeletto in Nordlagen | 1200—1250 | Natürliche Grenze. Monte Mottone No 1400 —1450 " A Monte Motton SO-+O | 1400-1450 | Künstlich erniedrigt. Pizzo Zucchero S-0, S-W | 1700-1720 | Sehr stark gelichtet. ar Lavagına ..%°,°, S-0,8 1500-1550 | Künstlich erniedrigt. Sehr stark gelichtet, bis auf wenige Reste verschwun- Alpe Pescedo S, S-W | 1600—1650 den, aber auf der ganzen Val della Ge s-O 1500 läche noch deutliche puren der ehemaligen usdehnung. Monte Galascio. . - - N 950-1000 | Künstlich erniedrigt, an der obern Grenze stark mit Lärche gemischt Aula S,0,W 1420 Bis zum Gipfel, aber ge- mischt mit Lärche und ottann Segna . N 1250 Natürl. das Passhöhe Segna . s-0 1300 BETEN: Mär, liche Gre Monte Borrini u. Guriei N 1300 Gemischt = Nadelwald, natürliche Pizzo Ruscada . N, NO 1600 Natürliche Grenze, nur auf vorspringend n Valle del Come . . . N 1570 Natürl. Grenze, auf wenige Weisstannenbestand. 302 ; Johannes Bär. Buchenbuschweide als ungefähr mit der natürlichen Buchenwaldgrenze zusammenfallend an, so erhalten wir, besonders die Gegenden mit reichlicherem Buchenwald berücksichtigend, für den mehr oder weniger geschlossenen Bestand etwa folgende Höhenzahlen, die alle beträchtlich höher liegen als z. B. Christ (Pflanzenleben der Schweiz, pag. 153) seinerzeit für das Tessin angegeben hat, was in Überein- stimmung steht mit den Befunden Jägglis im Camoghögebiet (1. e. pag. 65) und Bettelinis für den Sottoceneri (]. e. pag. 79). Aus diesen Zahlen ersehen wir, dass die Buche im nördlichen Teil des Onsernone am höchsten steigt in den geschützten Talhinter- gründen der Seitentäler und vor allem die Südhalden bevorzugt. Die Nordlagen zeigen trotz der meist natürlichen Grenze eine starke Er- niedrigung der Höhengrenze. Das gleiche gilt für beide Talflanken im Talhintergrund des Haupttales, wo die Buche aus klimatischen Gründen (starke, kalte Fallwinde, Nordwestföhn) trotz ergiebiger Niederschläge völlig auf den Talboden zurückgeht oder ganz fehlt. Im südlichen Teil des Onsernone bekleidet der Buchenwald im untern Teile des Tales die Berge nahezu oder völlig bis zum Gipfel (Aula), sinkt dann aber ebenfalls gegen den Talhintergrund rasch ’ ab. Einzig am Pizzo Ruscada mit seinen enormen Niederschlägen (2500 mm) erreicht sie eine für Nordlagen bemerkenswerte Höhen- grenze von 1600 m, aber nur auf vorspringenden Rücken, so z.B. am Capellone, sonst dominiert hier die feuchtigkeitsliebende Weiss- tanne. Im italienischen Teil des Onsernone geht die Buchengrenze ve trotz kaum nennenswertem Holzschlag aus klimatischen Gründen sehr rasch zurück, wie im Val di Vergeletto, und ihre Stelle wird von der Weisstanne eingenommen, die im Verein mit Rottanne und Lärche als von der Kultur noch fast unberührter Urwald die Abhänge be- deckt. Die Buchenbestände des Onsernone gliedern Ei wie in der vorigen allgemeinen Besprechung bereits beiläufig erwähnt, in folgende Unterabteilungen: «) Hochwald, ß) Niederwald, 7) Buschweide. Diese Einteilung basiert sowohl auf der durch die Art der Bewirtschaftung bedingten Grösse der Exemplare, als auch auf der Dichte des Be- standes und ist von grossem Einfluss auf die Bodenvegetation, welch letztere wir etwa folgendermassen gliedern können: 1. Bestände des Hochwaldes und geschlossenen Niederwaldes. 2. Bestände des lichten Niederwaldes. 3. Bestände der Buchenbuschweide. Eine ab- solut scharfe Scheidung der Waldbestände sowohl, als auch der Boden- flora, nach diesen beiden Gesichtspunkten ist aber ein Ding der Un- möglichkeit, vielmehr gehen sie ziemlich allmählich ineinander über, so dass wir nur die Extreme charakterisieren wollen. Infolge der Die Flora des Val Onsernone. 303 | sehr verschiedenartigen Exposition und Höhenlage, in denen die Buche auftritt, dürften wir eine recht mannigfaltige Pflanzengesellschaft als Buchenbegleiter erwarten. Das ist aber nicht in dem zu erwartenden Masse der Fall, da die Buche sowohl gegen andere Baum- und Strauch- arten, als auch, gegenüber der Bodenflora sehr unduldsam ist und nur eine beschränkte Anzahl meist schattenliebender Pflanzen neben ihr aufzukommen vermag. Abgesehen von den im allgemeinen Teile er- wähnten Mischbeständen kommen im Gegensatz zur Kastanienforma- tion auch sehr reine Buchenbestände vor, in denen die Buche sozu- sagen keine andere Baumart neben sich duldet und den lichtbedürf- tigen Nachwuchs der eigenen und anderer Arten völlig erstickt. «) Buchen-Hochwald. Als Hochwald tritt die Buche auch in unserem relativ waldreichen Gebiete nur in geringem Masse auf. Ich bezeichne als solchen den Bestand von durchwegs über 30 Jahre alten Stämmen, die ein mehr oder weniger geschlossenes Blätterdach über dem Boden bilden und im Innern sozusagen kein Unterholz und eine artenarme und meist triviale Unterflora beherbergen. Solche Bestände treffen wir z. B. noch bei Liguncio am westlichen Ausläufer des Salmone bis ca. 1400 m, sodann in grösserer Ausdehnung am ganzen Nordabhang der südlichen Onsernonekette gegenüber Loco, Berzona und Mosogno. Prächtige Buchenwälder zieren auch das Val di $. Bernardo bei Gresso, in welchen ich riesenhafte Wetterbuchen von 3—4'/sm Umfang antraf; eine der grössten derselben steht bei Toresia, deren Stammumfang noch in Brusthöhe 4,8 m mass, ein Zeichen für das gute Gedeihen der Buche im Onsernone. Doch gehören solche Dimensionen zu den seltenen Ausnahmen. Die Stämme sind in der Regel kurz und knorrig, die Äste weit ausladend nach Art der deutschen Eichen, das Wurzel- werk zu einem grossen Teil oberirdisch vertretend und wie mit Fang- armen den Baum am Boden festklammernd. Die neben diesen Riesen stehenden Exemplare erreichen ihre Dimensionen bei weitem nicht und beweisen, dass derartige Riesen selbst von den sonst ziemlich skrupellosen tessinischen Holzfällern absichtlich geschont wurden. Immerhin sind die Bestände im Val Bernardo durchschnittlich nach meiner Schätzung 50—60 Jahre alt, da der Transport des Holzes sehr beschwerlich ist. Seltener sind Hochwälder im Torrente di Remiasco ob Vergeletto, in der Regel nur an schwer gangbaren Halden, während der grösste Teil des von der Buche eingenommenen Areals auf Niederwald und Buschweide entfällt. Ausserst dicht ge- schlossener Buchenhochwald existiert gegenwärtig, aber wohl nicht mehr lange, im hintern Val di Vergeletto bei Monte dell’Er bis Alpe Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 90 304 : Johannes Bär. Boscaceio und Casone, ebenfalls seit langer Zeit von der Axt ver- schont und mit riesenhaften Exemplaren in grosser Zahl. In neue- ster Zeit aber wird dort massenhaft abgeholzt, doch ohne völligen Kahlschlag. Leider haben aber die des Schutzes entblössten jüngern Stämmchen, die zur Beschattung des Nachwuchses stehengelassen werden, viel unter der Gewalt des Windes und unter Schneedruck zu leiden, so dass trotz des verständigen Abholzens noch viele der sog. „Fasel“ eingehen. Bei meinem letzten Besuche lagen dort fast alle diese überschlanken Stämmchen niedergebogen oder teils gebro- ehen übereinander. Das Holz wird meist in zerkleinertem Zustande als Brennholz geflösst bis zur Fahrstrasse bei Vergeletto, von wo es per Achse nach dem untern Tessin transportiert wird. Das schwä- chere Astholz dagegen wird im Tale selbst verwendet oder zu Kohle gebrannt. Auch in den Abschlagsgebieten gegenüber Mosogno brennen den ganzen Sommer über einige Kohlenmeiler. Das Holz wird dort aber nicht geflösst, sondern durch einige Drahtseilriesen direkt zur Fahrstrasse transportiert. Um das nötige Gefälle zu erreichen, muss ziemlich weit oben geschlagen werden, welchem Umstande wohl die tiefergelegenen Buchenbestände zum Teil noch ihre Fortexistenz ver- anken. Das üirige Önsernone zeigt nur noch sehr spärlichen Buchen- hochwald, vorab im Gebiete der Gemeinde Comologno ist er bis auf einige kleine, in Privatbesitz befindliche Parzellen zurückgegangen, während er früher in grosser Ausdehnung vorhanden war. Solche Reste finden sich in gut gepflegtem Zustande oberhalb Corbella bei Spreghitto, sodann bei dem Weiler Tabido und am Westende des Piansecco. Hochstämmiger Buchen-Weisstannenmischwald bedeckt einzelne vorspringende Rücken auf der gegenüberliegenden Talflanke in ebenfalls geringer Ausdehnung. 8) Niederwald. Die vorwiegende Nutzung als Brennholz macht im Onsernone auch bei sorgfältiger Forstwirtschaft den Niederwaldbetrieb lohnender und vor allem auch viel bequemer, deshalb sind die oben beschriebenen stolzen Forste in Niederwaldungen übergegangen, die ungefähr alle 20—25 Jahre nahezu völlig abgeschlagen werden. Das Holz -lässt sich in diesem Alter noch viel leichter transportieren, und die im Boden verbliebenen Stöcke haben ein viel grösseres Regenerations- vermögen, so dass die Aufforstung durch Stockausschläge wesentlich unterstützt wird. So sind nahezu °/s des ganzen von der Buche ein- genommenen Areals in Niederwaldung übergeführt worden, ohne dass aber das Areal des Bestandes wesentlich vermindert wurde. Höch- Die Flora des Val Onsernone. 305 stens zum Zwecke der Gewinnung von Wiesen- und Weideland hat stellenweise gänzliche Rodung stattgefunden, so in den Maiensässen des ganzen Gebietes und den höher gelegenen Heubergen des untern Onsernone. Dem Weidgang weicht aber die Buche nur nach hart- näckigem Kampfe, dessen Zeuge die weitverbreitete Buchenbusch- weide ist, die alle in der Buchenzone liegenden Weiden umsäumt und auch in der Nähe der Ortschaften an der untern Buchengrenze auftritt. Der Übergang zwischen beiden Formationen ist sehr schwer genau festzustellen, da auch ein lichter Niederwald etwa beweidet wird und neben hochstämmigen Buchen auch buschartige Verbiss- buchen im gleichen Bestande auftreten. Umgekehrt geht eine bisher stark beweidete Buchenbuschweide früher oder später in einen Nieder- wald über, wenn nicht der Holzfäller eingreift. Die Verbissbuchen wachsen nämlich nach und nach so in die Breite, dass das Zweig- diekicht dem Vieh den Zutritt zum Zentrum verwehrt, und sofort: erhebt sich dann aus der Mitte des Verbissbuchengestrüppes eine normale Buche, die aber fast zeitlebens das Merkzeichen ihrer Ent- stehung aus der Buschweide in Gestalt eines buschigen Wurzelhalses oder bei dichtem Schluss der Bäume in Form eines stark kropfigen Stammgrundes aufweist. Auch die im heutigen Weidegebiete stehenden, vereinzelten Buchen oder kleinen Gruppen hochstämmiger Buchen, die sog. „meriggi‘, zeigen oft die letztere Art des Entstehens, indem sie dem Zahn des Weideviehes entronnene Verbissbuchen darstellen. Zuweilen ist ihr Vorkommen auf dem Areal der Weide aber darauf zurückzuführen, dass sie als die letzten Reste einstiger Hochwälder aufzufassen sind und, wie auch Jäggli (l. e. pag. 62) annimmt, als Zeugen der einstigen Verbreitung der Buche gedeutet werden müssen. Doch ist diese Deutung nicht absolut zwingend, da ich auf einzelnen Alpen im Onsernone bei den Hütten mit Sicherheit absichtlich gepflanzte und durch Einzäunen geschützte Jungbuchen antraf, die daun in späterer Zeit auch als solche „Zeugen der einstigen Ver- breitung der Buche“ angesehen werden könnten. Sie beweisen aber nur, dass aus klimatischen Gründen das Fortkommen der Buche an den betreffenden Lokalitäten noch möglich ist, nicht, dass das Areal früher wirklich von der Buche eingenommen war. Nach Brockmann (Vortrag in der Zürch. Bot. Ges. 1909) war die Buche in den Wäldern des frühern Postglacials noch nicht oder doch viel spärlicher ver- treten als heute, und es ist nicht ohne Grund anzunehmen, dass sie erst in späterer Zeit ihr jetziges Areal sich erobert hat. Vielleicht wäre dasselbe ohne Zutun des Menschen auch heute noch in Aus- dehnung begriffen, und wäre die Buchenbuschweide in diesem Sinne zum Teil als Pionierbestand aufzufassen. Für diese Auffassung spricht 306 Johannes Bär. die bedeutend niedrigere Buchengrenze früherer Autoren (wenigstens im Tessin) und besonders auch der Umstand, dass oberhalb der jetzigen Grenze der Buchenbuschweide in der Regel keine Reste alter Strünke mehr vorkommen, wie sie z. B. in der Regel in oder über den Lärchen- und Arvenbeständen auftreten. Sicher sind aber die Buchen, wenn sie früher in höherer Lage geschlagen wurden, nicht ausgestockt worden, so wenig wie dies auch heutzutage in tiefern Lagen geschieht, wo die Holzpreise diese Arbeit noch viel lohnender machen würden. Dagegen finden wir genügend alte Strünke im Be- reich der heutigen Buchenwaldungen, die beweisen, dass früher starker Hochwald vorhanden sein musste, wo jetzt Niederwald oder Busch- weide ist. Erfahrungsgemäss vermodern aber Stämme im feuchtern Waldesschatten weit rascher als auf trockenem Standort ausserhalb des Waldes, so dass das Fehlen der Buchenstrünke oberhalb der Buschweide nicht auf das völlige Verwittern zurückzuführen ist. Nun wäre also für diese Tatsache nur noch als Grund die gänzliche Rodung des Bodens anzuführen, aber es lässt sich nicht begreifen, dass bei Rodung der Buchenbestände auch die Stöcke entfernt wurden, wäh- rend dies erfahrungsgemäss mit den Koniferenstrünken, wo diese Bestände in Weiden übergeführt wurden, nicht geschah. In Über- einstimmung mit diesen Vermutungen, dass sich das Areal der Buche auch heute ausdehnt, ist die von Brockmann (l.c. pag. 251) erwähnte Tatsache, dass z. B. Föhrenbestände (Pinus silvestris) nach einiger Zeit von Buchen durchsetzt und schliesslich auf dem der Buche zu- sagenden Terrain von derselben völlig verdrängt werden. Sehr gut passt auch der Umstand hiezu, dass z. B. die Buchengrenze in den Talhintergründen, z. B. im Val di Vergeletto, viel rascher zurückgeht als die Baumgrenze, und sich die Buche in dieser Hinsicht so ver- hält wie die meisten der von unten in ein Alpental eindringenden Pflanzen, welche nämlich im untern Teil des Tales ein breites (und hohes) Areal besiedeln, aber an der obern Grenze ihres Vorkommens sich mehr als Ruderal- und Adventivpflanzen gerieren und in der Regel noch nicht über den Talboden aufsteigen, obwohl höher an den Talflanken noch ganz günstige Existenzbedingungen für sie vor handen wären. So ist z. B. unterhalb der Alpe Porcareceio die Baum- grenze um ca. 300 m erniedrigt, die Buchengrenze aber nahezu 600 m, während doch die klimatischen Faktoren so ziemlich gleichmässig auf beide Grenzen einwirken sollten. Was nun die Horizontalverbreitung der Niederwälder anbelangt, so finden sie sich im ganzen Areal des Bestandes in grösster Aus- dehnung und bilden nahezu ®/« des Buchenbestandes. Eine spezielle Aufzählung der Lokalitäten hätte infolgedessen keinen Zweck. k Die Flora des Val Onsernone. 307 Die Bodenvegetation der Buchenbestände wechselt nun sehr stark nach der Dichte des Bestandes und der Exposition. Vor allem ist der erste Faktor von besonderer Bedeutung. Nach der schon beiläufig erwähnten Gruppierung bezüglich dieses Gesichtspunktes können wir unterscheiden: 1. Bodenvegetation des Hochwaldes und geschlossenen iederwaldes. Besonders die Flora der Buchenhochwälder ist im Innern der Bestände eine sehr artenarme Schattenflora. Stellenweise ist das Laubdach so dicht, dass keine geschlossene Bodenvegetation aufkommt und der blosse, sterile Humus zutage tritt, der aus den halbverwesten Blättern und den noch weit resistenteren Cupulen gebildet wird. Be- sonders auf den trockenen Südabhängen ist dieser extreme Schatten- typus des Buchenwaldes ausgebildet, während der Humus der feuch- teren Nordabhänge. leichter vermodert und eine etwas dichtere Unter- flora auch bei gleicher Beschattung ermöglicht. Aus dem nackten Boden brechen in feuchteren Jahrgängen massenhaft die Pilze hervor, die einen auch von den Einwohnern des Tales mehr oder weniger berücksichtigten, nicht unbeträchtlichen Teil der Volksnahrung aus- machen, wenn auch vor allem nur .die Steinpilze gesammelt werden. Von höheren Pflanzen sind es besonders Moose und Farne, denen dieser tiefe Schatten zusagt, Blütenpflanzen sind nur wenige zu finden, ausser in den durch das Terrain bedingten spärlichen Lücken, die ‚ aber schon zu dem folgenden Halbschattentypus überleiten. Als Bei- spiel dieser artenarmen Schattenflora diene folgende Bestandes- aufnahme: Buchenwald bei Monte dell’Er gegen Alpe Boscaccio, 1200—1400 m, Südostlage: rholz: Fagus’silvatica 10, eg 2, Ulmus scabra 1, Eiran la co Obe: excelsa 2, Larix decidua 2, Betu Unterholz: Vaceinium Minh pe 8, sr Vitis idaea 1—2, Rhododendron fer- R. alutacea 2, we ee 1, Craterellus celavatus 1, Cr. cornucopioides 1, Polyborus perennis ii P. zo s 2, P. versieolor 1. olyt Sen commune 5, Pogonatum urnigerum 3, Catharinaea undulata, Dieranum scoparium 1, Diphysceium sessile 3, ee filiforme 2, Brachy- thecium et lum 3, Fissidens osmundoides etc. Dryopteris Linnaeana 2, D. Phegopteris 3, D. Filix mas 3, D. ee Bags dilatata 2, D. in chitis “% z lobata 2, D. Braunii 1, Lycopodium annotin Calamagrostis varia 2, Deschampsia flexuosa 1, Melica nutans 1, Poa Kt 9, Brachypodium silvaticum s, Carex digitata 1, C. divulsa 1, C. pallescens 1, Luzula 3087 Johannes Bär. \ ne 1, L.nivea 2, Majanthemum bifolium 2, re Bee ie Neottia Nidus Sy, Epibacis latifolia. 1, Moehringia trinervia, A one He a 3, Cardamine De 1, Saxifraga eu (an Felsen) 1, a Ken n Viola a 1; Circaea alpina' 1, C. lutetiana 2, Astrantia minor 1, Pyrola r 1, Monotropa - Hypo en 1, Primula ai 1, Salvia glutinosa 1, Veronica jetirolih 3, mn ua 1, Melam vulgatum 3, Asperula odorata 2, Valeriana tripteris 1, ae Virga-aurea 1, Homogyne alpina 1, Senecio Fuchsii 1, Hieracium silva- ticum ssp. tenuiflorum 2. Wie schon erwähnt, schliessen diese auf mehreren Exkursionen notierten Pflanzen nirgends zu einem geschlossenen Rasen zusammen, sondern sind auf ein weites Areal zerstreut und oft nur in einem oder wenigen Exemplaren gefunden worden. Mit einiger Regelmässig- keit wird der Besucher dieses Bestandes nur die mit Ziffern über zwei bezeichneten Pflanzen antreffen, obschon auch die spärlich vor- kommenden für den Bestand sehr bezeichnend sind. Wir vermissen vor allem eine grössere Anzahl von Buchenbegleitern, wie Tamus communis, Ilex aquifolium, Lonicera Xylosteum und L. alpigena, Poly- gonatum officinale, multiflorum, verticillatum, Streptopus amplexifolius, Paris quadrifolius ete., die zwar alle dem Onsernone durchaus nicht fehlen, aber mit der Buche noch nicht in den Talhintergrund vor- gedrungen sind, sondern, wie Ilex, schon tief in der Kastanienregion ihren letzten, oder wenn wir wollen, ersten Standort haben. n Stelle der fehlenden Buchenbegleiter haben dafür andere Arten im Schatten der Wälder Aufnahme gefunden,. die wir anderswo ver- geblich im Buchenwaldesuchen würden; zum Teil sind es herabgestiegene Alpenpflanzen, zum Teil aber auch Pflanzen der nähern Um gebung, die durch Zufall in den tiefen Waldesschatten hineingeraten sind. Die Flora des Buchenwaldes ist also an seiner obern Grenze, wie schon aus diesem einen Beispiel ersichtlich, eine noch unausgeglichene, was auch für die späte Einwanderung dieses Waldbaumes spricht. 12 fallend ist ferner die geringe Rolle, welche die bleichen Humus- schmarotzer trotz des tiefen Humus der Unterlage und des dichten Bestandes in diesem Walde bilden, eine Erscheinung, die auch für alle übrigen Wälder des Onsernone gilt und namentlich auch im Widerspruch zu stehen scheint mit den enormen Niederschlägen des Gebietes. Nach meiner Vermutung ist die starke Insolation und die geringe Nebelbedeckung die Ursache dieses Umstandes. Buchenwald zwischen K nuovo unterhalb Mosogno nd Segna, 650—1200 m, Nordlage, ar geschlossener Hoch- und ee selten durch lichtere Stellen unterbrochen. rholz: Fagus silvatica 10, Castanea sativa 2, Betula verrucosa 9, Alnus incana E —2, Sorbus Aria 1, Tilia cordata 1, Acer pseudoplatanus 1, Ulmus scabra 1, Fraxinus excelsior 1. KT N BR Die Flora des Val Onsernone. ; 309 ea . carnea 5, Vaceinium Myrtillus 3, Rhododendron ferrugineum 2—5, Sorbus aucuparia 1 (nur an offenen AnenNE ei alpinus (an Felswänden) 2, Fagus ee B, erh: Avellana 1, Rubus s 2, Juniperus communis 1. Sogn rt eibarius i be. bulbosus 1, B. versipellis 1, B. scaber 2, B. e ‚ B. subtomentosus 1, B. luridus 2, B. pachypus 1, Polyporus perennis 1, P. ae 1; re - 1, Phlegmacium glaucopus 2, Collybia radicata 1, Russula alutacea 3, R. virescens h Lactarius deliciosus 2, L. piperatus 2, L. rufus, Amanita rubescens 9, A. te ‚ A. muscaria 1 etc. Polytrichum ecommune 3—5, ee schnärkER 2, Pterigynandrum filiforme 1, Catharinaea undulata 2, ag urnigerum 1, Hylocomium triquetrum 3, Hypnum Crista castrensis 2, Hypnum commutatum 1, Plagiothecium silvaticum 2, Selero- podium purum 3, Brachytheeium plumosum 5, Climaeium dendroides 1, Ahuidivim recognitum 3, Th. en 8; zuscn lucens 2, Mnium punctatum 1, M. cuspidatum 2, Mn. undulatum 3, Fegatella conica 2, Metzgeria pubescens 2, Radula ey mar 3, Lan serpyllifolia 2, Frollania dilatata 3. opteris montana 3, D. filix mas 2, D. Braunii 2, D. aculeata ssp. lobata 1, PETE Filix femina 2, aa spinulosa ssp. dilatata 2, Cystopteris fragilis 2, Linnaeana 2, D. Phegopteris 3, Lycopodium Behike 1, L. annotinum 3, Stellaria nemorum ssp: glochidosperma 2, S. uliginosa 1, Möhringia muscosa 2, M. trinervia 1, Actaea spicata 1, Anemone Hepatica 3, arg: breyninus (sil- -vatieus) 1, Thalictrum aquilegiifolium 1, Cardamine Impatiens 1, Saxifraga cunei- folia 3 (an feuchten Felsen), Aruncus silvester 1, montanus 1, Oxalis Acetosella 2, Euphorbia duleis 1, Viola ae 1, Astrantia minor 1, Chaero- phyllum hirsutum 1, Pyrola secunda 1, P. media 1, P. minor 2, Monotropa Hypo- 1 ps s Salvia glutinosa 1, Solanum Dulcamara 1, Veronica latifolia 2—3, V. offieinalis 1, Digitalis ambigua 2, Melampyrum vulgatum 2, M.silvaticum 1, Asperula odorata 2, Valeriana tripteris 2, Adenostyles Alliariae 1, Solidago Virga-aurea 2, Senecio Fuchsii 1, Hieracium murorum ssp. tenuiflorum 2. 2. Be aa des lichten Buchenwaldes uchen-Buschweiden). 5 Wenn der Bestand Es Buchenwaldes so licht wird, dass sich die Zweige der Bäume oder Gebüsche kaum mehr berühren oder weitere Lücken zwischen den einzelnen Buchengruppen auftreten, so wird naturgemäss auch die Flora eine weit reichhaltigere, besonders auch was das Unterholz anbelangt. Zwar treten nicht ausschliess- lich neue Glieder auf; die schon in den dichten Beständen erwähnten Arten bleiben in der Regel der Buche treu, aber sie vermögen sich in viel grösserer Zahl dem Bestande beizumengen, so dass dann oft Mischbestände entstehen. Das gleiche gilt für die Bodenflora; nur 310 Johannes Bär. wenige der vorgenannten Arten verschwinden völlig, so vor allem die Humusschmarotzer und Halbschmarotzer; die andern gefallen sich im Gegenteil besser im lichten Walde und bilden stellenweise eine geschlossene Pflanzendecke, die nur direkt unter der Kronentraufe grosser Bäume oder dichterer Gruppen lokal das Bild der offenen Schattenflora darbietet. Eine Anzahl der besonders gesellig auftreten- den Arten bildet wirkliche Wiesen, die zum Teil einmal gemäht, in der Regel aber beweidet werden, nur an sehr abgelegenen Halden . wird die Bodenflora nicht oder unregelmässig genutzt, und so kommen dort mehr oder weniger ausgesprochene „Urwiesen“ zustande. An Stellen, wo regelmässig Beweidung herrscht, geht der lichte Buchen- wald in die Buchenbuschweide über, die namentlich in der Nähe der innerhalb der Buchengrenze gelegenen Alpen als reiner Be- standestypus auftritt, aber in der Regel Wiesentypen der nahen Weiden enthält, die auch ausserhalb der Buchenbuschweide selb- ständig auftreten und nur Relikte der Waldflora beigement enthalten, im übrigen aber infolge der relativ kleinen Ausdehnung der Bestände gegenüber den weiten Weideflächen eine verhältnismässig artenarme Flora beherbergen. Indessen sind die einzelnen Bestandestypen sehr wechselvoll auf geringer Horizontal- und Vertikaldifferenz, besonders auch in Bezug auf edaphische Faktoren und Exposition äusserst in- tensiv reagierend, in viel grösserem Masse als in den freien Wiesen. An der untern Buchengrenze, besonders in der Nähe der Ortschaften, tritt die Buchenbuschweide ebenfalls regelmässig auf, jedoch selten rein, sondern mehr als Nebentypus der Kastanien- oder namentlich der Corylusformation, mit denen besonders viele Mischungen auf- treten, so dass es sich rechtfertigen wird, diese Buschweiden ge- sondert als Ganzes zu betrachten, was auch um so mehr angebracht ist, als die Bestände der Unterflora vielfach dieselben sind. ls Beispiel einer Bestandesaufnahme von vorwiegend lichtem Buchenniederwald, stellenweise mit Übergängen zur Buschweide, dienen folgende Notizen: Buchenwald im Torrente di Remiasco ob Vergeletto, 1200—1600 m, SO- und O-Exposition, Steilhang. Ober- und Unterholz: Fagus silvatica ‚7-9, Betula verrucosa 1, Populus Tremula 2, Alnus viridis 2, Larix deeidua 1—2, Sorbus aucuparia 2, Tilia cordata 2, Cytisus nigricans 1 (nur in tiefern Lagen), Laburnum alpinum 2, Fraxinus excel- sior 1 (nur in der Tiefe), Berberis vulgaris 1, Sarothamnus scoparius 3, Corylus Avellana 3, Rhododendron ferrugineum 3, Juniperus communis 2, * Calluna vulgaris Rubus spec. div. 2. Bodenvegetation: Athyrium Filix femina 2, Cystopteris fragilis (an Felsen) 2, Dryopteris Phegopteris 4, D. Linnaeana 2, D. montana 3, D. Filix mas 2, D. spinu- ' Die Flora des Val Onsernone. 318 losa ie ion 4, ü dilatata 2, D. Lonchitis 1, D, aculeata ssp. lobata 1, D. Braunii 2, ih idium aquilinum 3—5, Allosurus crispus 2 (in Geröll), Poly- 2 ang vulgare 2, eo odium Selago “ a annotinum 2, L. clavatum 2 (meist unter ei Anthoxanthum odoratum 1, Phleum alpinum 1, * Agrostis tenuis 5, Des- is 1, Calamagrostis villosa 2, * C. varia 3, * CO. arundinacea 5—7, eis xuosa 9, o. decumbens Ans: Melica nutans 1, Cynosurus eri- status 2, Poa Chaixi 3, Poa nemoralis 4, Poa pratensis 1, Festuca ovina ssp. capil- lata 2, ssp. durinuscula 3, en rubra var. fallae 3—5, * F.varia 3. (meist an sonnigen Felsen), Brachypodium pinnatum 1, * B, silvaticum 5-—7, * Nardus en 5, Carex leporina 1, Garex umbrosa 2, C. ornithopoda 1, C. pallescens 2, * (©. s emper- virens 5, C. silvatica 1, Juncus trifidus 2 (meist an Felsen in lokaler Nordlage),. Luzula nivea 3, L. silvatica 2, Anthericum Liliago 2, Allium senescens 2, Lilium bulbiferum ssp. croceum 1, Maja ein bifolium 2—3, Sara pregeh u. ale 2, Convallaria majalis 1, Crocus albifl rus 2, Orchis masculus 1, O, maculatus 2, Gymnadenia albida 1, G. conopsea 2, en bifolia 2, Listera u \ Thesium alpinum var. tenuifolium 1, Rumex scutatus 2, Chenopodium Bonus Henricus 1, Silene rupestris 2, S. nutans 1, Dianthus Seguieri 1 (nur bis 1200 m), D. Carthusia- norum ssp. vaginatus 2, Saponaria ocymoides (felsige, mn Stellen) 2—3, Stellaria re, 1; ae Lycoetonum 1, Anemone Hepatica ‚ "Ranun eulus geranii- m (nie a Felsen), S. annuum Pe S. ERSTEN IR 2, S. album S. rupestre (nur s 1300 m) 1, a bertieum alpinum 1, rt u 2 % Pelen), S. stel- silvaticum 2, Oxalis acetosella 1, * Polygala Chamaebuxus 2—3, Hypericum mon- tanum 1, H. Perforatum 1, Helianthemum nummularium ssp. num an u. ssp. j iola Thomasiana ssp. helvetica 1, V. Riviniana 1, V. montana 3, V. tricolor ssp. alpestris 2—3, Daphne Mezereum 1, Maker eollinum 1, Circaea Lutetiana 1, Astrantia minor 2—3, Sanicula europaea 1, Chaerophyllum hirsutum 2, 1, ‚ Pyrola minor 1, Primula hirsuta (in Felsritzen) 2, Soldanella alpina 1, Gentiana purpurea 1, G. asclepiadea 1, G. Kochiana 2, G. ramosa 3, Vince- toxicum officinale 2, Ajuga pyramidalis 1, Teucrium Scorodonia 2—3, Prunella. gari edia 2, G. Tetrahit var. silvestris 2--5, Stachys eat . S. rectus 2, Satureia Calamintha ssp. silvatica 1, . vulgaris 1, : —3, Origanum vulgare 1, Thymus rg (div. ssp.) 2—3, Verbascum Thapsus 1, V. gs 2, Veronica Chamaedrys 1, V.latifolia 2, V. officinalis 2 I V. fruticans 1--2, V. arvensis 1, Digitalis Er 2 D. lutea 1, Melampyrum ik ticum 1 (vielleicht M. Beh M. vulgatum 2, M. pratense 1 (wohl auch j iar n cularis Kerneri 1, P. tuberosa 2, Orobanche Rapum Genistae 1, O. alba 2, Pinguieula vulgaris ssp. at 1, Plantago lanceolata var. capitata 1, Asperula odorata 2, Galium rubru ‚ Galium asperum 2, Valeriana ira 1, Suceisa pratensis 1, Scabiosa Colunbai 3; By hemisphaericum 1, Ph. Scheuchzeri Erigeron acer ssp. droebachiensis 1, Antennaria dioeca 2, Gnaphalium silvaticum 1, 312 Johannes Bär. Achillea magna 1, A. millefolium 1, Chrysanthemum Leucanthemum 2—3, Hoi Ipina 1, Senecio Fuchsii 1, S. viscosus 1, Carlina acaulis 2, var. caulescens 1, } C. vulgaris 1, Aretium pubens 1, Garduus defloratus var. rhaeticus 2, Cirsium lanceo- latum 1, Centaurea uniflora 1—2, Hypochoeris radicata 1, Leontodon autumnalis 1, * L. hispidus var. genuinus 3—5, var. pseudocrispus 1, Laetuca muralis 1, Crepis conyzifolia 2, var. eglandulosa 2, Prenanthes purpurea var. tenuifolia 1, Hieracium Pilosella 2, H. hypeuryum 1, H. Auricula 3, H. murorum ssp. tenuiflorum 2, H. um bellatum 1. Wir ersehen aus der reichhaltigen Artenliste sofort den starken Einfluss der grösseren Lichtmenge, die das lockere Blätterdach des Buchenwaldes durchdringt und auch relativ stark lichtbedürftigen Pflanzen noch das Vorkommen ermöglicht, anderseits aber auch die Schattenpflanzen infolge der gedämpften Bestrahlung und namentlich auch wegen der kurzen Zeit der direkten Besonnung der meisten Lokalitäten nicht ausschliesst. Im grossen Ganzen besteht die Flora des lichten Buchenwaldes aus Mesophyten, doch fehlen auch eigentliche Xerophyten nicht völlig, sie suchen besonders Felsstandorte oder den trockenen Humus unter den regenabhaltenden Baumkronen aus, der auf der Südseite der Bäume oder Baumgruppen verhältnismässig sehr stark bestrahlt wird, Die Hygrophyten und Schattenpflanzen dagegen ziehen sich an lokale Nordlagen oder in den Schattenkreis der Bäume zurück, und es ist namentlich dieser Umstand, dass eine so grosse Zahl von eigentlich sehr verschiedene Ansprüche stellenden Pflanzen- arten, in einem Bestande Platz finden kann. Die durch * bezeichneten Pflanzen treten in grösseren Lücken des Waldes lokal + bestand- bildend auf und werden grösstenteils an anderer Stelle im Verein mit ihren Gesellschaftern besprochen werden. In viel grösserem Masse, wenigstens was die Ausdehnung dieser Nebenbestände anbelangt, ist dies in den Bushs der Fall, wo die Buche nac und nach die Vorherrschaft verliert und die Weide- oder selbst Mähe- rasen allmählich die Oberhand gewinnen, namentlich an Stellen, wo die Buche an ihrer natürlichen, klimatisch bedingten Grenze ange- langt ist. Dass die Beweidenie etwas Einfluss ausübt auf die Ver- breitung der Buche, will ich nicht in Abrede stellen. Wenn auch, wie vorhin bereits erwähnt, durch den Verbiss der Tiere die einmal ein- genommene Höhengrenze der Buche nicht oder nur unwesentlich herab- - gedrückt wird, so kommt dieselbe im Kampf mit der Lärche doch in Nachteil, indem sie jahrzehntelang am Aufkommen gehindert wird und sich nicht versamen kann, also bedeutend langsamer vor- dringt. Besonders schädlich ist die Beweidung den jüngsten Stadien der Buche; so werden selbst im beweideten Hochwald die zu Hunderten bis RER unter reichlich fruktifizierenden Bäumen auftretenden Keimpflanzen schon vor Entwicklung der ersten Blätter abgefressen, er ! Die Flora des Val Onsernone. i 313 da die zarten Cotyledonen nicht nur den Ziegen, sondern auch dem Grossvieh ein willkommenes Futter bieten. Die wenigen verschonten Exemplare werden dann früher oder später doch ihres Gipfeltriebes beraubt und sind, wenn auch nicht völlig vernichtet, doch auf Jahre hinaus zum Krüppel geworden, indem sie wohl seitwärts ausschlagen, aber das gleiche Schicksal fast alle Jahre erleiden. Die Folge davon sind die für die Buchenbuschweide so charakteristischen Verbiss- buchen, analog den sog. „Geissetannli“ der Nadelwälder, die ihr dichtes Astgestrüpp nach Art einer jedes Jahr beschnittenen Hecke in Gestalt eines breiten Kegels auszubreiten suchen und nach und nach bei einer Höhe von kaum einem Meter eine Kronenbreite von drei Metern erreichen. Schliesslich wird aber, nach kürzerer oder längerer Zeit, den Weidetieren der Eintritt ins Zentrum des Gebüsches verunmöglicht, ein Gipfeltrieb erstarkt und flüchtet sich vollends aus dem Bereich des Tierfrasses, und triumphierend erhebt sich aus dem Verbissgestrüpp die normale Buche, die aber die Zeugen des erbitterten ampfes noch bemahe zeitlebens an ihrem Stammgrunde trägt in Gestalt des dichten, an selbständiges Buschwerk gemahnenden Ast- gewirres. Die Buchenbuschweiden treten, wie schon erwähnt, an den Rändern aller im Buchengürtel gelegenen Alpweiden auf. Besonders typisch sind sie vorhanden am Salmone, bei Campo ob Loco, unter den Alpen Colla, Bassa und Remiasco in sehr ausgedehnten Beständen. Kleinere Bestände dieser Art finden sich auch in der Umgebung der meisten Maiensässe und in der Nähe der Ortschaften, doch hier ge- wöhnlich nicht rein auftretend, sondern gemischt mit Kastanien- und Corylusbuschweiden. Auffällig ist das regelmässige Auftreten der Birke in den tiefern Buschweiden, das auf den Umstand zurückzuführen ist, dass die Birke, wo Buchen vorkommen, vom Vieh verschmäht wird und sich unge- stört entwickeln kann. Nach Ansicht der Hirten ist die Ursache dieser Schonung der Birke darin zu suchen, dass den Ziegen beim Genuss des Birkeslaubes und der Zweige, besonders aber der Rinde, „die Zähne wehtun“; so beobachtete ich um Crana im Vorfrühling, dass Kastanien, Buchen, Erlen und Weiden von den Ziegen stark benagt und stellenweise ganz geschält waren, während die Birke völlig verschont geblieben war. 3 e) Formation des Birkenwaldes. (Betula pendula Roth.) Die Birke spielt im Onsernone eine relativ bedeutendere Rolle als in den meisten übrigen Gebieten der Schweiz und — ausgenommen die Valle Maggia — auch des übrigen Tessins. Zwar finden wir sie, 314 Johannes Bär. entsprechend ihrem grossen Lichtbedürfnis, seltener in dichten Be- ständen, sondern mehr in parkartigen, lockeren Waldungen, wenn auch mehr oder weniger geschlossene Bestände keineswegs fehlen und namentlich im untern Onsernone oft ziemliche Ausdehnung an- nehmen. ‘ Die Birke ist in unserem Gebiete im ganzen sehr wenig wähle- risch in Bezug auf die Standorte. Mit Vorliebe besiedelt sie im untern Teil des Onsernone schattig-feuchte Steilhalden, namentlich in Ost-, West- und Nordlage, und tritt hier gewissermassen vikari- sierend an die Stelle der hier meist fehlenden Alpenerle. Da finden sich die reinsten Bestände, oft ist das Oberholz auf ganzen Hängen von der Birke allein gebildet, und der graugrünliche Schimmer des Laubes mit den doch überall durchblinkenden weissen Stämmen ver- leiht der Landschaft ein eigenartiges, freundliches Gepräge. In den schroffen Steilhängen der Onsernoneschlucht besiedeln dann kleinere Bestände oder einzelne Gruppen von Bäumen in der ganzen Ausdeh- nung des Tales jeden Felsabsatz, wenn auch der- Boden nur wenig tiefgründig ist. Die fortwährend heraussickernde Bergfeuchtigkeit ermöglicht der genügsamen Birke dennoch ein kräftiges Wachstum, wenn ihr nur der nötige Humusgehalt zu Gebote steht. Wenn wir also bisher die Birke in unserem Gebiete als feuchtig- keitsliebend bezeichnen müssten, so berührt es uns auf den ersten "Blick eigentümlich, sie auch auf den Südlagen, und zwar hier gerade an den anscheinend trockensten Stellen wiederzufinden. Allerdings bildet sie dort keine dichten, geschlossenen Bestände, sondern ist nur in einzelnen kleineren Gruppen den andern Formationen beige- mengt, so vor allem der Corylusbuschweide, wo sie aus dem schon bei der Buchenbuschweide angeführten Grunde meist als ein sehr lichter Niederwald über die Corylusformation sich erhebt, der ohne _ Eingreifen des Menschen sicher in einen Birkenhochwald übergehen würde, aber, sobald die Bäume grösser werden und durch ihren Schattenwurf der Buschweide allzu nachteilig zu werden drohen, zum Zwecke der Brennholzgewinnung geschlagen wird. Der reichliche Nachwuchs ersetzt aber schon in wenigen Jahren den Abgang wieder, und so bleibt fast immer die Birke als starkes Kontingent dem Corylusbuschwald beigemengt. Nieht selten findet sich der Birkenbestand auch in der auf den ersten Blick sich als Xerophytenverein darstellenden Sarothamnus- halde als oft alleinherrschendes Oberholz, zwar ebenfalls in so lichtem Bestande, dass nur die grössere Höhe der Birke aus der Entfernung einen lichten Wald vortäuscht, in Wirklichkeit aber der Besenginster in Bezug auf Individuenzahl weit überwiegt und der „Birkenwald* : H : R ee Te Die Flora des Val Onsernone. 315 eigentlich als Nebenbestandteil der Sarothamnusgebüsche aufzufassen wäre. Gehen wir der Ursache des Zusammenwachsens von Birke und Sarothamnus näher auf den Grund, so finden wir, dass es vor allem die Humusliebe der Birke ist, die sie vereinigt. Zweitens ist der Sarothamnus eben nur scheinbar ein Xerophyt, da er in nieder- schlagsarmen Gebieten trotz der für ihn günstigen Wärmeverhältnisse fehlt; er kommt nur in einem Klima vor, wo sich Wärme und Feuchtigkeit paaren, hier erscheint er dann allerdings auf scheinbar trockenem Standort, indem er gerne durchlässiges Flussgeschiebe, Felsschutt oder diluviale Ablagerungen, besonders Schottermoränen besiedelt. Aber nur die oberste Schicht dieser Standorte ist trocken, der Untergrund ist in der Regel nass durch Grundwasser, indem die Schottermassen auf undurchlässiger, lehmiger Grundmoräne aufliegen, welche das Wasser am Einsickern in grössere Tiefe ver- hindert, so dass es nur in einer für die Wurzeln des Strauches noch erreichbaren Tiefe über die Lehmschicht als langsame Strömung durch den meist geneigten Boden sickert und sich hiebei reichlich mit Humus- säure schwängert. So begreifen wir, dass die Sarothamnushalde auch der humusliebenden Birke sehr wohl zusagt, und so erklärt sich die auf den ersten Blick paradoxe Gemeinschaft eines Hygrophyten im Gewande eines Xerophyten (Sarothamnus) mit einem physiologischen Xerophyten, als den ich die Birke taxiere. Auch auf Felsen kommen beide Arten nebeneinander vor, aber nur dann, wenn durch die Spalten derselben in geringerer oder grös- serer Tiefe mooriges Sickerwasser fliesst. Der Besenginster als reich- licher Humusbildner bedeckt den Boden bald mit einer tüchtigen Schicht von Trockenhumus und macht ihn der Birke zusagend. Um- gekehrt hindert die leichte Beschattung des Birkenwaldes nicht den Sarothamnus am Fortkommen. Eine weit unwesentlichere Rolle spielt die Birke in den ii humusreichen Kastanien-Niederwaldungen, wo sie von der als junger Stockausschlag sehr rasch wachsenden Kastanie meist überwuchert wird und nur an einzelnen flachgründigen, der Kastanie nicht zu- sagenden Stellen sich behaupten kann, oder auf anstehenden Felsen, wo sie aber in der Regel nur in Buschform auftritt. Im obern Onsernone erscheint sie besonders in Nordlagen längs des Haupttales, abwechselnd mit der Buche und der Weisstanne, und zwar in der Weise, dass sie als fast kontinuierlicher Streifen den untern Teil der Talflanken besiedelt. Etwas höher tritt auf trockenen Rücken die Buche an ihre Stelle, während die Birke in der Tiefe der Seitenschluchten noch eine Zeitlang den Vorrang behauptet, aber bald von der grössere Luftfeuchtigkeit liebenden Weisstanne abgelöst 316 Johannes Bär. wird. Die häufigen Nebelbildungen in den Schluchten sind der licht- liebenden Birke eben sehr zuwider, so dass sie an Stellen, wo diese Erscheinung einsetzt, den Platz. räumt. Ich will noch kurz auf die Höhenverbreitung der Birke in unserm Gebiete eintreten. Von einer untern Grenze können wir im Önsernone eigentlich kaum sprechen, da sie in der Tiefe der Schlucht bis zum Talausgang im Pedemonte nicht selten ist, also bis 250 m herabgeht. Eigent- liche Bestände finden sich aber erst bei 400—500 m; das Hauptvor- kommen fällt in die Zone zwischen 600—1300 m. Als Grenze des Bestandes ist z. B. unterhalb Alpe Colla 1550 m notiert worden, die höchsten im Gebiete überhaupt vorkommenden Birken fand ich im Buchenwald unterhalb Alpe Bassa als Einsprenglinge bei ca. 1700 m Höhe. Wir dürfen also die Höhengrenze der Birke auf den Südlagen ungefähr 100 m tiefer ansetzen als die Buchengrenze, und auf Nord- lagen reicht sie wohl nirgends über 1400 m, wenigstens beobachtete ich sie nicht höher. Im Talhintergrund des Val di Vergeletto ver- schwindet die Birke lange vor der Buche, und zwar auf Nord- und Südlagen schon bei Monte dell’ Er wenig über 1200 m, sie scheint wieder, wie im untern Onsernone in den Seitenschluchten, der häu- figen Nebelbedeckung zu weichen. Für letzteren Umstand spricht vor allem auch die Tatsache, dass die gleiche Art in höhern Breiten besiedelt. Nach Christ (Pflanzenleben der Schweiz, pag. 165) geht sie in Lappland, allerdings in der Art pubescens Ehrh., über de Grenze der Föhre (Pinus montana), da die Buche dort fehlt und ihr somit keine Konkurrenz bereiten kann. Nach Christ’s Ansicht ist es vor allem die Konkurrenz der Buche, die die Ausbreitung der Birke hemmt, und zwar besonders die Horizontalverbreitung. Damit stim men auch meine Beobachtungen im Onsernone völlig überein. Die Vertikalverbreitung wird aber nach Christ vorwiegend gehemmt durch die starken Regen in den höhern Lagen der Gebirge, und diese Ver- mutung steht in direktem Gegensatz zu meinen Beobachtungen. Ist es nicht schon bezeichnend, dass die Birke gerade im regenreichsten Gebiet der Schweiz, im Tessin und besonders auch im Onsernone, weitaus häufiger ist als irgendwo in der Schweiz. Die Vermutung Christ’s, dass das zarte Laub der Birke die starken Regengüsse nicht aushalte, entbehrt jeder Begründung — hält es doch nicht nur star- ken Regen, sondern sogar intensiven Hagelschlag weit besser aus als die Buche, wovon ich im Juni 1910 mich im Gebiete von Crana sehr gut überzeugen konnte. Da war nach einem starken Hagel- wetter das Buchenlaub so mitgenommen, dass kaum ein unverletztes Die Flora des Val Onsernone. 317 Blatt vorhanden ‘war, während die Blätter der Birke völlig intakt waren, und auch die biegsamen Zweige letzterer hatten viel weniger gelitten als die starren Buchenzweige. Es ist also nicht der starke Regenfall höherer Lagen, der die Birke in der Tiefe hält, sondern neben der von Ührist richtig erkannten Konkurrenz anderer Wald- bäume, wie vor allem der Buche und Tannen (in unserm Gebiete speziell der Weisstanne) besonders die Nebelbedeckung in mittlerer Höhe, die der lichtliebenden Birke den Kampf mit ihren Konkurrenten erschwert. Wie sie dem Schattenwurf der Buche weichen muss, so auch dem Schattenwurf der Nebel- und Wolkenschicht, die so häufig die mittleren Höhen der Berge, über 1400 m, umschliesst. In grös- serer Höhe, wo die Nebel- und Wolkenbedeckung wieder durch höhere Intensität der Bestrahlung wettgemacht würde, sind es dann wohl andere klimatische Faktoren, die die Existenz der Birke nicht mehr erlauben. Die Bodenflora des Birkenwaldes ist im grossen Ganzen eine artenarme, jedoch durch die geringe Beschattung, die das Oberholz verursacht, meist ziemlich geschlossene, da eine Reihe von Arten sehr gesellig, ja bestandbildend auftreten und andern Pflanzen wenig Raum zu ihrer Entfaltung lassen. Wo jedoch die ÖOrographie des Bodens eine solche geschlossene Flora nicht ermöglicht, wie in den Steilabstürzen der Schluchten, wird die Bodenflora arten-, wenn auch nicht individuenreicher, da durch den Wechsel der Standortsbedin- gungen, wie Fels, Geröll, Humus, flach- und tiefgründiges Moränen- material ete., Existenzmöglichkeiten für an und für sich recht ver- schiedene Elemente geboten werden. Im allgemeinen dominieren in. den Birkenwäldern der stärker besonnten Talgehänge humikole Mager- keitszeiger, so vor allem Calluna vulgaris und Eriea carnea auf flach- gründigem Boden, Sarothamnus scoparius auf tiefgründigem, und zwar in solcher Menge, dass wir diese Bestände besser für sich unter der. Formationen der angegebenen Leitpflanzen besprechen. Auch die Alpenrose ist selbst in tiefen Lagen ein selten ganz fehlender Be- gleiter der Birke. Den Übergang zur Wiese, die aus gerodetem Birkenbestand hervorgegangen ist, bilden ausgedehnte Bestände von Pteridium agquilinum, denen sich an etwas feuchten Stellen oft manns- hohe Molinia coerulea beimischt, die nach Rodung des Waldes oder namentlich der Farnweide als selbständiger Bestand auftritt, aber meist nur in geringer Ausdehnung, da die starke Neigung der Tal- ' gehänge die Bildung ausgedehnterer Sumpfwiesen dieses Typus nicht zulässt. Durch frühes Mähen der Molinia-Wiesen gehen dieselben in eine magere Futterwiese über, in welcher Andropogon Gryllus und Bromus erectus um die Herrschaft streiten, welche Wiesen aber in 318 Johannes Bär. der Regel durch einzelne hochstämmige Birken, besonders an ihren Rändern, ihren Ursprung aus dem Birkenwalde dokumentieren. Auch Festuca capillata kann in ihnen recht häufig werden, ebenso F\, rubra var. fallax und stellenweise Koeleria gracilis. Auf stärker beschatteten Nordlagen findet sich im Birkenbestand fast regelmässig Brachypodium silvaticum bestandbildend vor, in etwas trockener Lage dominiert dagegen im untern Teil der rechten Tal- flanke von Mosogno abwärts meist Erica carnea, die diesen Birken- bestand mit dem Kastanienwald dieser Talstrecke verbindet, in dessen Areal er eigentlich auch eingestreut ist. Wird der Birkenbestand auf schattigem Abhang lockerer, so mischt sich dem Zwenkenrasen ‚oft etwas Agrostis vulgaris bei, die bei weiterer Lichtung und nament- lich auch bei stärkerem Weidgang herrschend werden kann. So wird es uns nicht verwundern, wenn auf gänzlich gerodetem, schat- tigem Birkenbestand sich eine magere Straussgraswiese einstellt, de ‚dann auch etwa in Mähewiesen verwandelt wird. Auf besonders hu- mosem Boden kommt an Stelle der Straussgraswiese eine sehr er- tragarme Luzula-silvatica-Wiese zustande, die besonders auf dem Monte Collo gegenüber Loco sicher aus einem Birken-Buchenmischwald hervorgegangen ist. Die Unterflora des an den Steilgehängen zerstreuten, sehr lichten und vielfach von andern Beständen unterbrochenen Birkenwaldes schliesst sich auf der Sonnenseite der Onsernoneschluchten je nach ‚der Höhenlage bald an die der Kastanien- und besonders der Linden- bestände oder Corylusbuschweide eng an und soll daher hier nicht weiter behandelt werden, da mir eine genaue Scheidung nicht mög- lich war. Auf der Schattenseite dagegen ist dieser Birkengürtel längs der Schlucht Br einheitlicher und möge zur Erläuterung seiner Begleit- tora etwa folgende Bestandesaufnahme dienen: Birkenbestand zwischen Oviga und Vosa di dentro gegenüber Loco (450—600 m, infolge des felsigen, steilen Abhanges nicht völlig ge- schlossen und stark gemischt). Oberholz: Betula verrueosa 8, Tilia cordata 2, Sorbus Aria 1, Alnus incana 3, Quereus sessiliflora 2, Fagus silvatica 4, Castanea sativa 3, Populus Tremula 2, Abies alba m ERRIEN excelsior 2, : Erica carnea 10, Calluna vulgaris 5, Rhododendron ferrugineum 9, 3, -Salix Ba 1,. Corylus Avellana 3, Sorbus Aria 1, 8. aucuparia 1, Rubus hirtus 1, Viscum album Ir Sorbus aucuparia und Tilia) 1, Cytisus nigricans 2, Genista tinetoria var. Marii 1, Laburnum alpinum 2. Bodenvegetation: we Phegopteris 3, D.montana 3—5, D, Filix mas 2, Pte“ tidium aquilinum 2, Lycopodium Selago 1, L. clavatum 2, L.annotinum 1, Poa nemo- ES EEE: EEE DE SEANES Die Flora des Val Onsernone. : ‘319 Nas 2, Brachypodium silvaticum 1—3, N varia 1, Garex divulsa 1, G. um- a 2, C.digitata 1, Luzula pilosa 1, L.silvatiea 1, L. nivea3, Majanthemum bifolium 2, en offieinale 1, Orchis nal a Plälanthere bifolia 1, Listera ovata 1, 'Thesium alpinum var. tennifoli um R Dianthus Se hai 1, Stellaria nemorum ssp glochidosperma 1, Aconitum Lyco Ane e Hepatie dum dasy phyllum 1, Saxifraga Keen: ia 3, ii Fe Meere RES ühterniföfud © ee arie vesca 2, entilla ereeta 2, Aruneus silvester 1, Trifolium agrarium 1, Lathyrus montanus » mes silvaticum 2, Oxalis acetosella 1, Polygala chamae- buxus var. rhodopterum 2, Euphorbia Aa 1, Hypericum montanum 2, Epilobiu montanum 1, Circaea Pe ur a, Helix 1, = ntia minor 1, Chae phyllum hirsutum 2—5, Pimpinella magna 1, P. Saxifraga 1, Selinum Carvifolia 1. Laserpitium pe T, Piile A 2, Primula hirsuta 2, P. vulgaris 1, Gentiana SER . @. Kochiana 3, NEREORORI CHE offieinale 2, (var. puberulum 1), . ium Veronica latifolia 3, V. offieinalis 1, Be mE ‚ Melampyrum silvaticum 3, M. vulgatum 1—2, Euphrasia brevipila 1, E. s a 2, Pedieularis tuberosa 1, Pin- guicula vulgaris ssp. leptoceras 1, ae erula Be Galium vernum 1, s. rubrum 1, Valeriana tripteris 2, Succisa pratensis 1, Phyteuma Scheuchzeri 2, Campanula barbata 1, C. cochleariifolia 1, C. Trachelium 2, Eupatorium cannabinum 1, Solidago Virga-aurea 2, Bellidiastrum Michelii 1. Antennarja dioeca 2—3, Sasslisört silva- ticum 1, Chrysanthemum Leucanthemum 1, Arnica montäna 2, Senecio Fuchsii 1, Carlina acaulis var. caulescens 1, RN delloratus var. transalpinus 2, Cirsium palustre 1, Leontodon hispidus var. hastilis “ Lactuca muralis 1, Crepis conyzi- folia 1, Hieracium murorum ssp. tenuiflorum Ein nicht sehr stark verschiedenes Bild bietet die Flora des Birkenbestandes auch in höheren Lagen, so gegenüber Crana und gegenüber Vergeletto, vielleicht mit dem Unterschiede, dass einzelne Arten verschwinden und durch andere, meist herabsteigende Alpen- pflanzen, ersetzt werden. So wird z.B. Erica carnea höher nicht mehr angetroffen, dagegen ihre Stelle durch die Vaccinien eingenommen usf. d) Formation des Eichenwaldes. (Quercus sessiliflora Salisb. und Qu. pubescens Willd.) Streng genommen kann im Önsernone kaum von einer „For- mation“ des Eichenwaldes gesprochen werden, da die in der Über- schrift genannten Arten wohl im ganzen Gebiet des Laubwaldes etwa dem Bestande beigemengt sind, in überwiegendem Masse aber kaum irgendwo auftreten. Zudem treffen wir die beiden Eichen vorwiegend in Buschform in den Buschweiden der sonnigen Südabhänge und wird deshalb die Hauptbesprechung bei der Buschweide erfolgen. Hoch- stämmig tritt die erste Art im ganzen Tale hie und da in der Kastanienzone oder wenig darüber auf, aber selten lässt man sie in ihrer natürlichen Form bestehen, sondern meist sind die hochstäm- migen Eichen geschneitelt, zum Zwecke der Futtergewinnung für die Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 9 320 Johannes Bär. Ziegen. Infolge der fortwährenden Verstümmelung nehmen sie eine schlank aufstrebende Form an und sind, wenn auch in der Minder- zahl vorhanden, für das Bild des Kastanienwaldes sehr bezeichnend. Sie stehen meist am Rande sonnig gelegener Moränenterrassen in der Nähe der Ortschaften, besonders an Schluchträndern. Auch die im Kastanienniederwald auftretenden Eichen werden, wenn sie beim Abschlag der Waldung etwa geschont werden, als solche „Futter- bäume“ benutzt. Bei Comologno steht ein kleiner, nahezu geschlossener Schneitelwaldbestand am Rande der Onsernoneschlucht bei ca. 1050 m; vereinzelte Schneitelbäume sind im ganzen Onsernone anzutreffen, doch vorzugsweise bei Orana, Vergeletto, Gresso, Russo und Mosogno. Sich selbst überlassen, bildet die Steineiche einen kurzstämmigen, gedrungenen Baum mit weit ausladenden Ästen, deren unterste Zweige oft nahezu den Boden berühren. Solche Bäume stehen mehrere am Wege von Vergeletto nach Alpe Remiasco auf Mähewiesen bei zirka 1100 m, wo sie reichlich fruchten und somit beweisen, dass nicht klimatische Schranken der Ausbreitung des Eichenwaldes im Onsernone hinderlich sind. Die zweite Art, Quercus pubescens, hat im ÖOnsernone ein sehr beschränktes Verbreitungsareal, da sie nur in dem klimatisch so be- vorzugten, warmen Talkessel von Auressio und Loco, hier aber be standbildend, auftritt, jedoch auch gemischt mit voriger Art. Sie hält sich wie diese ungefähr in der Höhengrenze der Kastanie und steigt am Südostabhang des Pigno ob Loco bis ca. 1100 m an. Hier j finden sich auch ausnahmsweise hochstämmige Bestände und zwar bezeichnenderweise an der obern Grenze der Art, da sie tiefer eben fleissiger abgeholzt wird und deshalb vorwiegend in Buschform auf- tritt. Schneitelwaldbetrieb ist bei dieser Art selten infolge der ge- tingen Ergiebigkeit des kleinblättrigen Laubes, kommt aber, z. B. um Loco, doch etwa vor. Dagegen wird doch auch das Abholzen des Laubes wegen während der Vegetationsperiode vorgenommen, wie bei den Kastanienniederwaldungen. Die Begleitflora der Quercus pubescens- Buschwälder ist im grossen Ganzen ee en Ser mg Bf lusbuschweide, wobei allerdings einige th aus dem untern Tessin zu konstatieren sind, ii der übrigen Corylus- formation fehlen. Wo die Eichenbestände als Niederwald oder gar, als Hochwald auftreten, ändert sich natürlich auch die Flora entsprechend und nimmt mehr den Charakter der Kastanien-Niederwaldflora an, so dass ich an dieser Stelle von einer Artenliste absehen zu dürfen glaube. Die Flora des Val Onsernone. 321 e) Formation des Lindenwaldes. (Tilia cordata Miller.) Nirgends geschlossen, aber für das Landschaftsbild doch sehr bezeichnend und den schaurig schönen Schluchten einen lieblicheren, freundlicheren Ton verleihend, treten an sonnigen, doch etwas feuchten, aber nicht moorigen oder humosen Steilgehängen längs des Haupt- tales im ganzen Verlaufe der Talübertiefung ziemlich ausgedehnte Lindenbestände auf, besonders an solchen Stellen, wo die Kastanien- niederwälder infolge zu wenig tiefgründigen Bodens nicht mehr recht gedeihen können. Sehr oft findet man starke Linden direkt einem Felskopf an- oder aufsitzend, denselben mit den knorrigen, kräftigen Wurzeln wie mit Proteusarmen umklammernd. Darüber in der Regel ein ebenso bizarr geformter Stammstrunk, und aus diesem sich er- ‚hebend ein Busch mehr oder weniger geradschäftiger Stämme von relativ geringer Höhe, aber oft ziemlicher Stärke, schenkeldick bis über fussdick. Dieselben tragen eine dichtbelaubte Krone mit zahl- losen Blütenständen, die zur Blütezeit im Juni die ganze Talschaft mit ihrem Duft erfüllen. In grösserer Menge kommt die Linde nur in den Buschwäldern der Kastanienzone vor, steigt aber vereinzelt bis über 1400 m, jedoch über 1200 m selten mehr eine grössere Rolle spielend. Der Lindenbestand geht häufig in die Kastanien-Niederwälder einerseits und anderseits in die Corylusformation über, mit welchen beiden Formationen er in der Regel auch die Unterflora gemeinsam hat. Zuweilen, so besonders um Russo und Crana, wird in den Linden- beständen die Bergulme (Ulmus scabra) dominierend und verdrängt als stark schattender Baum die lichtliebende Linde, was auch nicht ohne Einfluss auf die Unterflora bleibt, die sich dann mehr dem Schattentypus der Buchenwaldflora nähert oder völlig identisch ist mit demselben. Da die meisten Bestände der Unterflora an anderer Stelle näher beschrieben sind, sehe ich hier von einer nähern Be- sprechung derselben ab und möchte nur auf einen Bestand hinweisen, der regelmässig auch schon in tiefen Lagen mit der Linde auftritt: es ist dies der ein Mittelding zwischen Felsflur und Wiese darstellende Festuca varia-Bestand, der besonders in der nordsüdlich verlaufenden Önsernoneschlucht bei Ponte oscuro recht charakteristisch entwickelt ist, und zwar sowohl in der Corylusformation, als auch im Linden- bestand. Ausser den bisher genannten Holzpflanzen treten noch häufig in den Lindenbeständen auf: Fraxinus excelsior, Populus Tremula, Salix grandifolia, S. caprea, S.aurita, Aluus incana und A. rotun- difolia, sowie diverse Rosen, wie Rosa canina, R. rubrifolia, R. pomi- 3232 Johannes Bär. fera ete.; in Menge auch Rubus sulcatus u. a., auch nicht selten der prächtige Goldregen (Laburnum alpinum) und noch eine ganze Reihe von anderhı Holzgewächsen, die der Bestand mit der Corylusformation gemein hat. Die Nutzung der Lindenbestände beschränkt sich auf eine spär- liche Beweidung durch Ziegen, da für anderes Vieh der Boden zu steil ist, und die Holznutzung als Brennmaterial. Nebensächlich ist die Benutzung der Blüten als Arznei (Lindenblütentee) oder ein Absud der Blätter als brandstillendes Mittel bei Verwundungen. f) Formation des &rauerlenwaldes. [Alnus incana (L.) Mönch.] Die Grauerlenbestände spielen im Onsernone eine untergeordnete Rolle, namentlich infolge seiner Bodengestaltung. Es fehlen vor allem fast völlig die Auenwälder längs der Flussufer, da die Täler aus- nahmslos schluchtartig, ohne einen breiten Talboden entwickelt sind und daher der charakteristischen Erlenauen entbehren; nur hinter Vergeletto kommt eine Strecke weit ein breiterer Talboden vor, und hier treten auch die Auenwälder auf, wo sie nicht behufs Gewinnung von Futterwiesen gänzlich gerodet sind. Der einzige grössere Erlenbestand dieser Art findet sich hinter Monte dell’ Er bis unterhalb Alpe Casone, in einer Höhe von 1100-1200 m als schmaler Saum den jungen Isorno begleitend. Zwar findet sich auch hier der Erlenbestand stark mit Buchen und Birken durchsetzt, doch immerhin so, dass die Grauerle noch vorherrscht. In kaum mehr als 50 m Entfernung vom Flusse geht dann die Erle stark zurück und macht dann der Bestand völlig den Eindruck eines ge- schlossenen Buchenhochwaldes. Kein Wunder also, wenn auch die Bodenflora so ziemlich diejenige des letztern Bestandes ist, sich höch- stens durch den Mangel der trockenheitliebenden Elemente des letztern vor der typischen Buchenflora unterscheidet. Namentlich die feuchtigkeitsliebenden Farne des Buchenwaldes sind hier noch massiger entwickelt als im reinen Buchenwald. Von Gräsern tritt vor allem Brachypodium silvaticum stellenweise bestandbildend auf, wo nicht Geröll oder Felsblöcke seine Ausbreitung hindern. Grauerlenbestand zwischen Monte dell’Er und Alpe Casone. 1100—1300 m. Oberholz: Alnus incana 8, Betula verrucosa 2, Fagus silvatica 3—5, Picea excelsa 1, Abies alba 1 Unterholz: Fagus silvatica 3, Alnus incana 2, Betula verrucosa 1, BEN dendron ferrugineum 3, Rubus Idaeus 1, Salix grandifolia 1. Die Flora des Val Onsernone. 323 Bo denvegstation: Athyrium filix femina 2, Cystopteris fragilis ssp. eufragilis 2, A reale a ris 3, D. Filix mas 2, D. s en nulosa ssp. dilatata 2, D. Lonchitis 1, Allos ispus 3, Pol Rum vulgar Er tenuis 2, Calamagrostis varia 2, "Fon emaralis 3, ER ae m 5—8, Carex ta 1: 1, Orchi laria uliginosa 1, Moehringia museosa 3, Aconitum Lydhionein 1, Anemone Hepatica 1, Ranunculus geraniifolius 1, Gardamine Bu lype 1, Saxifraga cunei- folia 2, S. stellaris 2, S. rotundifolia 1, Fragaria vesca 1, Alchemilla vulgaris 2, Geranium silvaticam 2—3, Oxalis Acetosella 1, Viola eh ana 1, V. montana 1, V. biflora 3, Circaea Lutetiana 1, Astrantia minor 1, Chaerophyllum hirsutum ssp, Villarsi 2—3, Pyrola minor 1, Primula hirsuta 2, Salvia ce osa 2, Veronica latifolia 3, Digitalis ambigua 2, D. lutea 1, Campanula Tracheliu ‚ Adenostyles Alliariae 2, Fuchsii 2, Solidago Virga-aurea 2, rege murorum ssp. tenuiflor Ähnliche Befunde treffen wir auch lokal an den meisten andern Stellen, wo die Weisserle bestandbildend auftritt auf verhältnismässig ebenem Terrain. Stark verarmt ist dagegen die Flora der im ganzen Onsernone zerstreuten Erlengruppen an steilen Nordabhängen der Bachschluchten, wie auch des Haupttales. Meist gehen sie successive in die Corylusformation über, zu welchem Bestande sie auch Brock- mann (l. c. pag. 267) zieht, resp. besser gesagt übergehen lässt. Im Önsernone jedoch findet sich dieser Erlenbestand auch auf den Nord- hängen, wo Corylus völlig fehlt, dass ich ihn nicht mit den Busch- weiden der Corylusformation zusammenziehen möchte, wenn auch allerdings auf Ost- und Westabhängen eine intensive Mischung der beiden Holzarten eintritt, so dass eigentlich die Corylus- Alnus incana- Buschwälder ungleich häufiger sind als die mehr oder weniger reinen Weisserlenbestände. Die letztern zeichnen sich auch im Onsernone durch meist grössere Höhe der Bäume aus und sind den Nieder- wäldern zuzurechnen, während die Mischtypen infolge der Beweidung oder häufigeren Abschlages eher den Gebüschen zuzurechnen sind und mit dem Begriff der „Buschweide* Brockmanns zusammenfallen, nicht aber die + reinen Erlenbestände, die, wie auch Geilinger für die Grignagruppe konstatierte, immer nur den unbeweideten Typus des Brachypodium silvaticum als Unterflora aufweisen. In den Misch- beständen kommt dagegen neben diesem Bestande namentlich der Agrostis tenuis-Bestand zur Herrschaft. — Auch hochstämmige Erlen kommen nicht selten in diesen Steilhängen noch vor, besonders auf der weniger oft abgeholzten rechten Talflanke des Onsernone. Bei Monte Borrini gegenüber Russo und am Ostabhang des Monte Mottone bei Fontai mischen sich dem Weisserlenbestand auch nicht gerade selten die Rot- oder Schwarzerlen (A. rotundifolia) bei, die wohl auch anderwärts in tiefen Lagen noch zu beobachten wären. Bei Monte Borrini sind es ganz ansehnliche Hochstämme, die die Weiss- 324 Johannes Bär. erlen an Grösse bedeutend übertreffen. In diesem zwar etwas lichten Hochwald tritt an Stelle des gewöhnlich in den Erlenwäldern herr- schenden Brachypodium silvaticum-Rasens ein fast reiner Bestand von Dryopteris montana, der infolge der Zartheit dieses Farnkrautes regelmässig gemäht wird, ohne dass es der Pflanze allzu nachteilig wäre. Ein Beispiel eines Brachypodium-Rasens aus dem Alnus-incana- Corylus-Buschwald siehe unter den Wiesentypen. Rob. Keller er- wähnt aus dem Val Blenio als Begleiter der Grauerlenwälder eine Liste von über 100 Arten, von denen nur ein relativ kleiner Teil in den Beständen des Onsernone, die wohl infolge ihrer geringen Ausdehnung artenärmer sind, vorkommt. Da dort Festuca gigantea bestandbildend auftritt, die hier im Onsernone völlig fehlt, vermutet Brockmann (l. c. pag. 257), .dass diese Art auf Kalk, Brachypodium silvaticum dagegen auf Urgestein im Grauerlenwald herrschend werde. Die reichlichere Artenzahl der erwähnten Bestände mag vielleicht auch darin ihre Ursache haben, dass bei dem Wechsel der Gesteins- unterlage oder der Mischung kalkreicher und kalkarmer Gerölle eben eine Mischflora zustande kommt, die immer artenreicher ist als die reine Urgebirgsflora. Die Grauerlenwälder des Puschlav zeigen nach Brockmann eine den unsrigen sehr entsprechende artenarme Flora und kann ich an Hand der gemachten Beobachtungen die Vermutung Brockmanns in vollem Umfange bestätigen. Dagegen sind die Arten a selbst zum grossen Teil doch wieder andere, was ich auf den grossen h Unterschied im Klima und vor allem in den Niederschlägen der beiden Gebiete zurückführen möchte. & ie Höhengrenze der Weisserle liegt im Onsernone sehr tief, was in Anbetracht der häufigen und ergiebigen Niederschläge sehr verwunderlich ist. Allein sie meidet eben streng die sonnigen Süd- abhänge infolge der Konkurrenz der Buche, auch an den feuchten, ihr zusagenden Stellen. Auf den Nordabhängen ist diese Konkurrenz nicht so rigoros, dafür aber eine andere, die der Nadelhölzer, vorab der Weisstanne. Wo die Buche die Weisserle dulden würde, er- scheint sofort dieser letztere Waldbaum und besetzt in höheren Lagen auch jeden feuchten Winkel der Schluchtabhänge; so kommt es, dass auf Nordlagen die Erle nur an solchen Stellen vorkommt, wo es ihr die Buche und Birke in tiefen Lagen gestatten und die Weisstanne aus klimatischen Gründen noch feblt. Da letztere ungefähr bei 1000 m regelmässig erscheint, so kommen oberhalb dieser Höhe auf Nord- lagen keine Grauerlenbestände mehr vor und sind also diejenigen im Talboden des hintern Vergelettotales bei 1250 m die höchstgelegenen- Vereinzelt geht die Weisserle höchst selten bis 1300 m, und wir höher meist durch die Alpenerle (A. viridis) ersetzt. Die Flora des Val Onsernone. 325 ? Die Schwarzerle vollends kommt im Gebiet überhaupt nur um "1000 m herum vor, weder tiefer noch höher wurde sie beobachtet, ist also, wenn vorkommend, jedenfalls nicht häufig. 2. Formationsgruppe der Nadelwälder. Es ist für den ozeanischen Charakter des Onsernone sehr be- zeichnend das völlige Fehlen der gemeinen Föhre im Gebiete; die wenigen im Standortskatalog aufgeführten Bäume im untersten Teil des Tales sind gepflanzte Gartenexemplare. Auch die Bergföhre fehlt im ganzen Önsernone sozusagen völlig und findet sich nur an einer Stelle an der obern Waldgrenze und zwar ausschliesslich in Legföhren- form. Auch die Arve verdient nur als Seltenheit Erwähnung und spielt als Waldbildner keine Rolle; das gleiche gilt für die Eibe. Es bleiben somit von unseren Nadelhölzern noch Weiss- und Rot- tanne, sowie vor allem die Lärche, die sich in den klimatisch und orographisch dem Nadelwald zukommenden Raum brüderlich teilen, und zwar in Bezug auf die Höhenverbreitung in gleicher Reihenfolge. Weiss- und Rottannenwald haben eigentlich so viel Gemeinsames und durchdringen sich so oft, dass eine gemeinschaftliche Besprechung viel für sich hätte; ich bespreche sie nur aus dem Grunde getrennt, um der ersten Art, als ebenso bezeichnender Folge des ozeanischen ‘ Klimas wie das Fehlen der Kiefern, zu ihrer der Häufigkeit ent- sprechenden Beachtung zu verhelfen. Dagegen führe ich die Unter- flora der Tannenwälder gemeinsam an, da ich hier keinen durch- greifenden Unterschied zwischen Rot- und Weisstannenbestand heraus- finden konnte, was auch infolge der häufigen Mischbestände begreiflich erscheint. a) Formation des Weisstannenwaldes. (Abies alba Miller.) Die Weisstanne erscheint, wie oben bereits beiläufig erwähnt, sozusagen nur auf Nordlagen bestandbildend, seien dieselben nun auf der Flanke der Haupttäler oder im Hintergrund der Seitenschluchten gelegen. Auf andern Expositionen ist sie wohl nicht gerade selten den andern Beständen beigemengt, aber nirgends in grösserer Zahl. So findet sie sich zerstreut in den wenigen Rottannenbeständen der Südabhänge, sowie im Buchen- und Lärchenwalde. Auf den Nordlagen tritt sie im untern Onsernone ebenfalls spär- lich auf und ist auf den Hintergrund der Seitenschluchten beschränkt, wo sie bei etwa 1000 m sich vor allem dem Birkenbestand beimischt und denselben hier schon bei 1100-1200 m völlig ersetzt, aller- 326 ; Johannes Bär. dings in der Regel mit der Rottanne gemischt. Enorme Bedeutung als Waldbildner erhält sie aber in den obern Teilen der beiden Haupttäler, auf Schweizergebiet besonders am Nordabhang des Pizzo Ruscada. Im italienischen Teil des südlichen Onsernone ist sie weitaus vorherrschend auf allen Nordabhängen und es kommen hier noch wirkliche, von der Menschenhand völlig unberührte Weisstannen- urwälder vor. Auch auf der Nordflanke des Val die Vergeletto nimmt sie auf der ganzen Ausdehnung des Tales die untere Zone des Nadel- waldes von 1100—1300 m als häufiger Waldbaum ein, im untern Teil dieses Gürtels nahezu als Reinbestand und stellenweise bis ans Flussufer hinab den dortigen Birken- und Buchenbestand durchsetzend. Über 1300 m tritt dann die Rottanne häufiger auf, so dass sie schliess- lich zum Dominieren kommt, aber schon bei 1300 m treten auf etwas trockeneren Lagen die ersten Lärchen auf den Plan. Die obere Grenze der Weisstanne liegt im ganzen Gebiet, soweit die Höhen dieselbe überhaupt erreichen, bei ca. 1600-1650 m auf Nordlagen, aber wie gesagt nur im Verein mit Rottanne und Lärche. In den spärlichen Tannenwäldern der Südabdachung geht sie bis ca. 1750 m, bleibt also auch hier etwa 100 m hinter den obersten Rottannen zurück. In grösserer Menge beobachtete ich sie in dieser Exposition nur im Rottannen-Lärchen-Mischwald unterhalb Alpe Salei, von 1600 m an auftretend, aber bei 1700 m schon wieder spärlich werdend. Bei 1740 m liegen auf Salei veechio die höchsten im Onsernone beob- ; achteten Exemplare. Im Talhintergrund des Val di Vergeletto geht auch die Weisstannengrenze wie alle übrigen Höhengrenzen des Baum- wuchses rapid zurück und erreicht kurz hinter der Alpe Casone den dort bei 1300 m gelegenen Talboden. Die Unterflora der Weisstannenbestände ist ausnahmslos eine Schattenflora und infolge des dichten Schlusses der Kronen auch bei steilem Gefälle der Gehänge nirgends geschlossen. Eine grössere Rolle spielen die Farne Athyrium Filix femina, Dryopteris filix mas, D. spinuolsa ssp. dilatata und der allgegenwärtige Geröllfarn Allosurus erispus. Als Unterholz tritt etwa an lichteren Stellen die rostblättrige Alpenrose bestandbildend auf, und mit ihr die besonders in den Alpen- rosenbeständen der Lärchenzone auf weiten Strecken bestandbildende Calamagrostis villosa (weiteres über letzteren Bestand siehe unter den Wiesentypen). Auf rutschigem Terrain kommen oft auch einzelne kleinere Bestände von Calamagrostis varia oder in höheren Lagen in Steilschluchten der langhalmige Rasen der im Tessin häufigeren, anderwärts selteneren C. arundinacea vor, die ebenfalls unter den Wiesentypen noch näher beschrieben werden sollen. El. en et, a Eee hg Die Flora des Val Onsernone. 327 b) Formation des Rottannenwaldes. [Picea excelsa (Lam. et DC.) Link.] Wie die Weisstanne, so ist auch die Fichte im Onsernone vor allem auf den Nordlagen des obern Onsernone bestandbildend und nimmt hier einen breiten Raum ein, während sie auf Südlagen spärlich dem dort herrschenden Lärchenwald eingestreut ist, stellenweise aber auf beiden Expositionen in vereinzelten Exemplaren tief in die Buchen- zone herunterdringt. Wie in vorigem Abschnitt schon bemerkt wurde, liegt ihr Areal im Ganzen etwa 100 m höher als das der Weisstanne, indem sie als Bestand, zwar gemischt mit letzterer Art, etwa bei 1200 m zuerst erscheint und etwa bei 1400 m die Oberhand über die Weisstanne gewinnt, worauf bis etwa 1550 m ein nahezu reiner Fichtenwald die Abhänge bekleidet. Die schon tiefer etwa de Tannenwald eingestreute Lärche beginnt hierauf herrschend zu werden, aber auch die Rottanne bildet an etwas feuchteren Stellen noch Be- stände von geringerer Ausdehnung, bis zu einer Erhebung von 1750 m, wo die Weisstanne ihre obere Grenze erreicht. Letztere liegt für die Rottanne (als Einsprengling in den Lärchenwäldern) ungefähr bei 1850 m, und zwar eigentümlicherweise auf Nord- und Südlagen ungefähr gleich hoch, was wohl mit dem viel spärlicheren Vorkommen auf der Südlage zusammenhängen mag, oder seinen Grund darin hat, dass die Baumgrenze auf den Südlagen mehr erniedrigt wurde durch den Abschlag, als die Waldgrenze. Denn wo die drei Coniferen auf Südlage am häufigsten vorkommen, im Gebiet der Gemeinde Como- logno, geht auch die Lärche nur unwesentlich höher und wird nach meinen Erfahrungen im Bereich der Alpen eher geschont als die stark schattenspendende und darum die Weide weniger ertragreich machende Rottanne. Auf den sowieso eine ertragarme Weide liefernden Nordhängen nähern sich dagegen die Verhältnisse noch eher dem natürlichen Zustande und hier kommt über den letzten Tannen, die etwa bei 1800 m auftreten, noch ein absolut reiner Lärchengürtel zur Ausbildung. Auf den Südlagen des hintern Val di Vergeletto fehlt die Rottanne sozusagen völlig, und die wenigen Spuren des Tannenwaldes bestehen aus vereinzelten, dem direkt an die Buchen- grenze anschliessenden Lärchenwald beigemischten Weisstannen. Im Talhintergrund sinkt auch die Tannengrenze rapid und die letzten Bestände hören wie die Weisstannen wenig hinter der Alpe Casone völlig auf gleicher Höhe auf, so dass hier schon bei 1400 m die Lärche alleinherrschend wird,. abgesehen von den gleichsam als Unterholz auftretenden, hier im Lärchenwald ausgedehnten Alpen- erlenbeständen. Die Alpe Porcareceio entbehrt, obwohl nur 1752 m 328 Johannes Bär. hoch gelegen, oberhalb der Hütten sozusagen jeglichen Baumwuchses und das Holz für den Alpbetrieb muss vom Südabhang der Corlonga mühsam hergetragen werden. Über das Verhalten der Rottanne in gemischten Tannenbeständen ist zu sagen, dass sie in der Regel die trockeneren, flacheren Stellen aufsucht als die Weisstanne, was die Ursache ist, dass die Rottannen- flora etwas mehr der xerophilen Lärchenflora sich nähert, und der meist reichlich angesammelte Trockenhumus eine reiche Heideforma- tion bedingt, während die Flora der Weisstannenbestände eher den Anklängen an die Karfluren der Alpenerlenbestände sich anschliesst. So gewinnen neben der Alpenrose auch schon die besonders im Lärchenwald bestandbildenden Vacciniumheiden an Ausdehnung, wäh- rend sie dem Weisstannenwalde fast völlig fehlen. Die Farne treten dagegen in reinen Fichtenbeständen etwas zurück. Beiden Tannen- arten gemeinsam sind dagegen die in ausgedehntem Masse auftretenden Alpenrosenbestände, mit dem auf Nordlagen fast regelmässig auf- tretenden Calamagrostis villosa-Rasen durchsetzt. Der tiefe Humus der Nadelwälder bedingt auch eine reiche Pilzflora, die einen nicht unbeträchtlichen Nutzungswert darstellen würde, wenn die Kenntnis der Speisepilze in weitere Schichten der einheimischen Bevölkerung gedrungen wäre. Ein ungefähres Bild der Tannenwaldflora ver mag die nachfolgende Liste bieten, die bei Durchquerung des Nordabhanges der mittleren Onsernonekette zwischen Pertusio und Alpe Arena auf- genommen wurde, einer sehr beschwerlichen und durch die botanische Ausbeute keineswegs die Mühe lohnenden Tour. Die Verhältniszahlen beziehen sich hiebei auf den gänzen Bestand und nicht auf einzelne Lokalaufnahmen, für welche ich auf die Listen der bereits genannten, später zu beschreibenden Bestandestypen der Zwergstrauchheide und einiger Wiesentypen verweise, Pflanzenliste der Tannenwälder der mittleren Onsernonekette, 1300-1650 m, Nordlage. Peziza aurantia 1, P. badia 1, Phyllachora rege) (auf CalpmaprossisblE ee überall) 10 , Chrysomyxa Rhododendri (auf Picea) 2, (auf Prdfssaihekrs 2, auf Abies 1), Tremellodon gelatinosum .: Goepiie helvelloides 1, alocera viscosa 2, Exobasidium Rhododendri (auf Alpenrosen) 2—5, E. Vaceinü 1 (auf Clavaria botrytis 2—3, Cl. einerea 1, Cl. flava 2 Cl. Ligula 2, Hydnum imbricatum 1, H, repandum 1, Polyporus ovinus 1, P. pinicola 1, P. zonatus 2, Trametes u 1, Lenzites EN 9,,B0 Apr bovinus 1, B. bulbosus 2, B. cavipes 2, B. collinitus 1, B, elegans 3, B. flav ‚ B. piperatus 1, B. variegatus 1, Cantharellus eibarius 5, phidius rien y Cnokybe laccata 2, Limacium eburneum 1, Omphalia Fre 2, Hygrocybe conica 1, H. punicea 2, Lactarius Die Flora des Val Onsernone. 329 deliciosus 1, L. piperatus 1, L. plumbeus 2, L. rufus 2, L. serobiculatus 1, L. sub- duleis 2, L. vellereus 2, L. volemus 1, Russula alutacea 3, R. consobrina 2, R. eme- tica 1, R. fragilis 1, Marasmius oreades 2, Hydrocybe castanea 2, Myxacium eollinitum 1, Re asien 9, ae flavida 3, N. picrea 3, Tricholoma suphureum 2, Amanita muscaria 2, nita rubescens 1, A, vaginata 2, ak ae THE 3. aeg 2, FE ea 1. Usnea longissima 2, U. barbata 3, Bryopogon jubatum 2, Evernia prunastri 2—3, E. ae 3, Cladonia rangiferina 2, Cl. gracilis 2, Cl. pyxidata 3, Cl. maeci- lenta 1, Cl. furcata 2, Cetraria islandica 5, Stieta Pulmonaria 2, Peltigera canina 3, P. aphthosa 3, ekdopfite aeruginosa 2, Rhizocarpon geographicum (an Felsen) 3. Fegatella conica 3, Preissia commutata_ 1, Marchantia polymorpha 1, Metz- geria furcata 2, M. pubescens 3, Jungermannia spec. div. 2., Plagiochila asplenioides ifolia 2—3. Dieranum scoparium 1, Fissidens adiantoides 2, Mnium jnchum 1, M. undulatum 3, M. cuspidatum 2, Bartramia Halleriana 1, B. ithyphylla 1, Catha- rinaea undulata 3, N hereynicum 1, Polytrichum en 9, P. ,com- mune 5,»Neckera crispa 2, Pterigophyllum lucens 3, Thuidium recognitum 3, "Th. abietinum 2, Climacium dendroides 1, Brachytheeium plumosum 3, B. rutabuluın 5, B. Starkii 1, B. rivulare 2, Hypnum purum 3, Plagiothecium silvaticum 2, Hypnum protensum 2, Hypnum Crista castrensis 1, H. commutatum 3, H. cupressiforme 5, Hylocomium Sehreberi 5, H. triquetrum 5—7, H. rugosum 2 Athyrium Filix femina 3, A. alpestre 1, Cystopteris fragilis 2, Dryopteris Phegopteris 3, D. Linnaeana 1, D. montana 2—3, D. Filix mas 3, D. spinulosa 2, D. aculeata ssp. lobata 1, Asplenium Trichomanes 3, A. Ruta muraria 2, Pteridium en ar Allosurus crispus 5, Polypo var vulgare 1—3, Lycopodium Selago 2, a L. cl ‚ L. annotinum 3, Selaginella helvetica 1, Agrostis tenuis 1, * Cala- magrostis Ra 8s—10, C.v 1, #* C. arundinacea 5, Deschampsia flewuosa 3—5, Sieglingia decumbens 1, ra nutans 1, Poa nemoralis 2, * Brachypodium silva- tieum 5, Carex digitata 1, C. ferruginea 1, C. pallescens 1, June trifidus 1, Luzul L 3, Ivatica 2, L. spadicea 2, Veratrum album 1, Streptopus amplexifolius 1, Majanthemum bifoli 1, Or: maculatus 2, Lister: ndif ‚ Betula verrucosa 1, * Alnus viridis 3 il vatica 1-3, Thesium alpinum Me um dioecum 1, Stellaria nemorum ssp montana 1, ssp. glochidosperma 2, Moehringia muscosa 3, Anemone Hepatica 3, Fragaria vesca 2, Sibbaldia procumbens 1, Alchemilla vulgaris 1, Geranium sil- vaticum 3, Oxalis ann. 1, Impatiens Noli tangere 2, Viola Thomasiana 1, V.Riviniana 1, V. tana 2, V. biflora 3-5, Circaea alpina 3, C. Lutetiana 1, a minor 3, Beten hirsutum ssp. Villarsii 2, Pyrola rotundifolia 1, P. minor 2, * Rhododendron ferrugineum 3—8, * Vaceinium Myrt rtillus 58, V. Vitis idaea Pe Primula hirsuta 2, Vincetoxicum offieinale 1, Prunella vulgaris 2, Stachys offieinalis 1, Salvia glutinosa 1—3, Veronica ah 9, V. officinalis 1, Digitalis ambigua 1, Melampyrum silvaticum 3—5 wohl auch M. intermedium ?), Valeriana tripteris 2, Phyteuma Scheuchzeri 1, Ph. oe 9, Campanula barbata 1, €. cochleariifolia 1—3, €. Scheuchzeri 1—2, Adenostyles ar €; ps Virga-aurea 3, Bellidiastrum Michelii 1, Homogyne alpina 2, Arniea mon- na 2, Carduus defloratus 1, aan ae Lactuea muralis 1, ee murorum ssp. bifidiforme 2, H. bi Die relativ grosse Artenliste rührt vor allem von der grossen Ausdehnung des Bestandes her, sowohl in vertikaler, als auch hori- 330 Johannes Bär. zontaler Richtung, dann auch von den etwa auftretenden, orographisch bedingten Lücken der Wälder. Grössere Lücken sind in der Pflanzen- liste unberücksichtigt. Die durch ein * gekennzeichneten Arten treten auch innerhalb der Tannenwälder stellenweise als mehr oder weniger geschlossene Bestände auf. ec) Formation des Lärchenwaldes. (Larix decidua Miller.) Die Lärche spielt als Waldbildner neben der Buche die bedeu- tendste Rolle im Gebiet des Onsernone, besonders was das von ihr eingenommene Areal anbelangt. Dagegen sind die Bestände meist lichter als die Buchen- und Tannenwälder und verdienen oft kaum noch den Namen „Wald“, auch wenn sie aus der Entfernung als solcher erscheinen. Der Ausdruck „Weidewaldung“ wäre für einen Grossteil der Lärchenwälder weit treffender. Damit soll aber ihre Bedeutung für die Physiognomie der Landschaft nicht herabgemindert werden, denn auch der lichte Lärchenwald erscheint von weitem als völlig geschlossen, besonders wenn wir ihn in der Längsrichtung des Tales betrachten. Die wahre Natur des Bestandes offenbart sich erst beim Betreten desselben oder beim Anblick von der gegenüber- liegenden Talflanke aus. Es gilt die Lärche nach ihrem Vor- kommen allgemein als ein Baum des Kontinentalklimas der Zentral- alpen, welche Tatsache zwar unbestritten ist, aber doch mit den Verhältnissen des Tessins nicht ganz im Einklang steht, da die Tessineralpen bis in die grössten Höhen nichts weniger denn ein trockenes Kontinentalklima besitzen. Dringt doch der Baum des ozeanischen Klimas, die Buche, nirgends so weit in die Zentralalpen vor wie gerade hier; und nun treffen sich besonders im Onsernone die beiden so verschiedenen Elemente und mischen sich in mannig- facher Weise. Es ist nicht das Kontinentalklima, das der Lärche das Vorkommen im feuchten Tessin erlaubt, sondern die grosse Insolation des südlichen Alpenrandes ermöglicht ihr trotz des ozeanischen Klimas die Existenz. Die Lärche ist ein Lichtbaum par excellence, und sie findet die ihr zusagende Lichtmenge eben besonders im sonnigen, nebelfreien Tessin einerseits und den stark bestrahlten Massenerhebungen der Walliser- und Bündneralpen anderseits, wenn auch die Niederschläge beider Gebiete beträchtlich auseinandergehen. Nach dieser Erklärung hat das Zusammentreffen von Lärche und Buche im Tessin bedeutend weniger Merkwürdiges an sich. Schon tief in der Buchenzone gibt es Stellen, die dem anspruchsvollen Laubbaum zu trocken sind und höchstens die in tiefen Lagen weit Die Flora des Val Onsernone. 331 verbreitete Corylusbuschweide tragen könnten, wenn eben die Lärche nicht wäre. Sie besiedelt auf den Südabhängen der tiefern Lagen diese unwirtlichen Felsgräte oder Rücken mit reihenweise herablau- fenden Vorpostenreihen, die dann etwa bei 1200 m sich verlieren, nach oben immer breiter werden und an der Buchengrenze zu einem nahezu geschlossenen Lärchengürtel zusammenfliessen, wenn nicht die Entwaldung durch den Menschen Lücken geschaffen hat, was leider oft in ausgedehntem. Masse der Fall ist. Diese zusammen- hängende Lärchenzone treffen wir besonders auf den Südabhängen der Gebirge und sie beginnt hier in sehr verschiedener Höhe, je nachdem die Buchengrenze höher oder tiefer liegt; im untern Onser- none finden wir sie etwa bei 1550 m, im mittleren, dem Hauptareal der Buche, bei 1700 m und im hintern Teil des Val di Vergeletto absinkend bis 1500, ja bei Casone und unterhalb Alpe Porcareccio bis wenig über 1400 m, da hier die Buche sehr zurücktritt. Die obere Grenze des mehr oder weniger zusammenhängenden Lärchenbestandes (wenngleich auch oft stark künstlich gelichtet) ver- läuft ungefähr zwischen 1900—2000 m, bei Alpe Porcareccio bei ca. 1700 m, was an letzterem Orte wohl zum Teil der künstlichen Ent- waldung, zum Teil auch der Erniedrigung der Waldgrenze durch klimatische Faktoren zuzuschreiben ist. Allein die Lärche ist im Onsernone durchaus nicht auf Südlagen beschränkt, sie findet sich auch in seiner ganzen Ausdehnung auf Nordlagen und selbstverständlich auch in Ost- und Westexposition. Hier erscheint sie sogar schon tiefer als auf den Südlagen, indem die untersten Vorpostenlinien sich schon bei ca. 800 m dem Buchen- bestande des untern Onsernone beimischen. Vereinzelt habe ich die Lärche schon bei 600 m beobachtet. Auch wo die Gipfelhöhen noch innerhalb der Buchengrenze liegen würden, umgibt meist ein schmaler Lärchensaum die in der Regel entwaldeten Gipfel, oder wenn der natürliche Waldwuchs noch besteht, bedeckt ein Lärchen-Buchen- Mischwald die Kuppen der Rundhöcker, wie z. B. am Aula und den benachbarten Höhen der südlichen Kette des Onsernone. Vereinzelt treten allerdings auch hier schon einzelne Tannengruppen (Rot- und Weisstanne) auf. Wie auf der Südabdachung, sucht auch hier die Lärche die trockensten Stellen aus, wie z. B. anderwärts die Wald- föhre. Im mittleren und obersten Teile des Gebietes aber schiebt sich zwischen die Buchen- und Lärchenzone ein immer ausgeprägterer Tannengürtel ein, so dass die bisher brüderlich vereinten, hauptsäch- lichsten Waldbestände mehr und mehr auseinanderrücken müssen. Die Buche verliert zusehends an Areal und bleibt schliesslich auf dem Talboden zurück, während die Lärche mit der grössern Erhebung 333 ; Johannes Bär. der Gipfel ihr Verbreitungsgebiet FERTRER, und es auch auf den Nordabdachungen zu einem geschlossenen Lärchengürtel an der Waldgrenze kommt. Vorher, ungefähr von 1500 m an, treten mehr oder weniger ausgedehnte Tannen-Lärchen-Mischbestände auf, die bis ca. 1700 m die herrschende Waldformation sind. Oberhalb dieser Grenze reicht der zusammenhängende, fast absolut reine Lärchen- gürtel bis ca. 1800 m, die künstlich entwaldeten Alpgebiete natürlich ausgenommen, wo die Grenze des Waldes meist unter 1700 m liegt. o würde die Lärche also im Gebiet die Waldgrenze bilden, die auf Südlagen zwischen 1900 und 2000, auf Nordlagen aber un- gefähr bei 1800 m liegt. Um die Alpe Porcareccio liegt sie dagegen aus bereits mehrfach angeführten Gründen auch auf Ost- bis Südlage nur in einer Höhe von 1750 m, so dass oberhalb des die Alpen Me- daro und Porcareccio verbindenden Weges, der in einer Höhe von 1800 m verläuft, absolut kein Wald mehr vorhanden ist. Bedeutend schwieriger ist die ebenfalls von der Lärche gebildete natürliche Baumgrenze festzustellen, da dieselbe meistens im Ge- biet der ausgedehnten, aber leider oft völlig entwaldeten Alpen liegen müsste. Der ohnehin schon lichte Waldbestand der Lärche verträgt in hohen Lagen einen Abschlag nur sehr schwer, ohne dauernd am Aufkommen gehindert zu sein. Viel- besser ist ihm mit teilweiser Lichtung gedient, die dem Nachwuchs den in grosser Höhe absolut nötigen Windschutz nicht raubt und ihn durch Ermöglichung stärkerer Bestrahlung begünstigt. Ausserdem lässt der stark gelichtete Lärchen- wald einen fast unbeschränkten Weidebetrieb zu. Ganz anders ist das aber bei der Baumgrenze. Hier führt auch der geringste Ab- schlag der Bäume sofort zu einer Erniedrigung dieser Linie, da in der Kampfzone der Bäume der Nachwuchs sehr spärlich ist und äus- serst langsam vonstatten geht. In der Erwägung, dass an möglichst abgelegenen Stellen die Abholzung durch die Älpler am geringsten sei, habe ich an solchen Stellen die Höhe der obersten Lärchen no- tiert, gleichviel ob es Hochstämme, Krüppel oder Jungwuchs seien, und erhielt so die Höhengrenzen nebenstehender Tabelle. Die dort nicht genannten Gipfel des Gebietes liegen alle, auch wenn sie nicht bewaldet sind, noch innerhalb der Waldgrenze und haben deshalb Höhenangaben für unsere Zwecke keine Bedeutung, us diesen mit möglichster Genauigkeit ermittelten Höhenzahlen ergibt sich sofort die auffallend hohe Waldgrenze, für tessinische Verhältnisse wenigstens, wo die Höhenzahlen sonst bedeutend nied- riger sind als in den Massenerhebungen von Graubünden und Wallis. Entsprechend hohe Zahlen weist nun auch die absolute Baumgrenze auf, und wir finden aus der Differenz der beiden Zahlenangaben für Die Flora des Val Onsernone. . 333 Lärchengrenze (zugleich Baumgrenze) im Onsernone. | Oberste Lokalität Exposition Lärchen- | Waldgrenze | |. grenze | | M | Rn Birzo. Buseada Sn | NW 1900 1800— 1850 Pizzo Rusoada a a NO. 1950 1800— 1850 Monzelumo er ee N,NO, NW 2000 1900 Bocca dei Molini ee ren > SER .SW, 2020 1850 Bocca dei Molini 1980 1850 Alpe na. N, NO 2150 1900 Alpe Medaro . (6) 2050 1850 Alpe Porcareceio . (6) 1980 1750: +1 n x (6) 2180 2050 Alpe Cranello SW, SO 2150 2 Rosso di Ribbi Ss 22350 A Shigen NO 2050 1900 so 1 1800 a a: a Ss 2120 2000 Soliva bei A.D Ss 2050 1960 Alpe Doglia . Ss 2070 2000 Cima di Remiasco Ww,o 2080 2050 | Pizzo Gramalena Ss, W 23100 195 Pizzo Gramalena . 50) 2010 1950 Pizzo Gramalena . N 1920 | 1850 Pizzo Pelose N 2040 | 1950 BERme Belgse nu ee W 23000 | 1900 Berker en so 1.419505: ; 1° 1880 dieselbe Örtlichkeit einen einigermassen zuverlässigen Anhaltspunkt zur Bestimmung des Faktors der Entwaldung durch den Alpbetrieb. In Tälern, deren Hintergrund in nordwestlicher Richtung verläuft, macht sich auch deutlich der Einfluss des kalten, austrocknenden. Nordwestföhns geltend, worauf bereits im klimatologischen Teil der Arbeit hingewiesen wurde, so namentlich im Val di Vergeletto und seinem Seitental, dem Val Fiumegna; dies ist deutlich aus den Höhen- angaben von den Alpen Cattogno und Porcareceio zu entnehmen. Bei der Unterflora der Lärchenwälder, die infolge der ge- ringen Beschattung eine sehr reiche und meist völlig geschlossene ist, spielt die Exposition eine sehr grosse Rolle. Es lassen sich hier besonders zwei Gruppen von Beständen scharf trennen, nämlich die der Südlagen einerseits und die der absoluten Nordlagen anderseits. Beide sind durch die Bestände der West- und Ostexpositionen mehr oder weniger verbunden. Auf Südlagen wird der Lärchenwald, wo er nicht zu steil ist, in der Regel auch mit Grossvieh beweidet und treten hier die Typen 334 Johannes Bär. des Weiderasens der Alpweiden mit geringer Modifikation auf, so dass ich auf diese Wiesentypen verweisen kann. Tonangebend ist hier besonders das Nardetum auf etwas flacherem Terrain, das aber oft durch den Juniperus nana-Bestand noch ertragärmer, fast er- tragslos gemacht wird. Er tritt besonders an der Waldgrenze 'als gefürehteter und verhasster Alpverderber auf, geht aber noch ziemlich über die Baumgrenze als selbständiger Bestand. Nahezu die gleiche Verbreitung hat auch das Rhododendretum auf den höheren Südlagen, doch ist dieser Bestand immerhin etwas kräuter- reicher und darum ergiebigere Weide liefernd. In den Steilschluchten oder Steilhängen der mittleren und obern Lärchenbestände tritt an Stelle der Borstgrasweide in ausgedehntem Masse der Horstseggen- rasen mit einigen Abänderungen desselben, seltener auch der Festuca rubra-Bestand. Sehr charakteristisch für die Steilhänge tieferer Südlagen ist der langhalmige Wildheurasen der Calamagrostis arun- dinacea, mit Vorkommen zwischen 1500 und 1800 m. Ihn vertritt am Pizzo Pelose von der Waldgrenze ab der Festuca spadicea- Rasen, bis weit über die Baumgrenze reichend. . Auch der zur Felsflur überleitende Festuca varia-Bestand spielt in bewaldeten Steilgehängen mit mehr flachgründiger Felsunterlage eine sehr wesentliche Rolle. Von Zwergsträuchern bilden ausser den bereits genannten noch Calluna vulgaris ausgedehnte und Vaceinium Vitis idaea kleinere Bestände, beide oft im Verein mit dem Zwerg- wacholder. Auf Nordlagen dominieren vor allem die Alpenrosenbestände als Unterholz im Lärchenwald, meist in Gesellschaft von Calamagrostis villosa. Flachere Wälder zeigen dagegen in weiter Ausdehnung einen dichten Bestand von Vaceinium Myrtillus, dem sich auf feuchteren Standorten oder humosen Gräten auch etwa die Moorheidelbeere beigesellt. Beide Arten sind sehr unduldsam gegen andere gesellig wachsende Pflanzen, es seien denn die zwischen den Büschen häufig auftretenden Calamagrostis villosa- und Flechtenrasen, in welch letzteren namentlich Cladonia rangiferina, Cl. rangiformis und Cetaria islandica die führende Rolle übernehmen. Die alten Stämme und trünke ziert häufig die leuchtend schwefelgelbe Evernia vulpina und das Astwerk ist dicht behangen von den langen Strähnen der Bart- flechten Usnea barbata, U. longissima, Bryopogon jubatum, Evernia furfuracea u. a. Auch auf Nordabdachungen mit wenig Gefälle bildet das Nardetum den wichtigsten Bestandteil des Weiderasens der Lärcheuwälder, soweit die vorgenannten Zwergsträucher nicht den Boden völlig bedecken. In der Phanerogamenflora herrschen humicole Magerkeitszeiger auch auf den Nordlagen weitaus vor, wenn nicht Die Flora des Val Onsernone. 335 ein versprengtes Alpenerlengebüsch den Boden etwas verbessert und einen „Karfluranflug“, wenn ich diesen Ausdruck brauchen darf, auf beschränktem Areal ermöglicht. B. Vegetationstypus der Gebüsche. Wie schon bei der Besprechung der Wälder beiläufig bemerkt, spielen in unserem Gebiete auch die Gebüsche eine sehr bedeutende Rolle in der Physiognomie der Gehölze, vielleicht mehr als in irgend- einem andern Tale des Kantons Tessin oder der übrigen Schweiz. Der Grund hiefür liegt einesteils in der Bewirtschaftung der Wälder, die bei zu starkem Abschlag, namentlich wenn derselbe rasch wieder- holt wird, in Gebüsche übergehen. Zweitens sind die Gebüsche oft zoogenen Ursprungs, d.h. durch die Beweidung der Wälder verursacht. Wo sich nun beide Faktoren, nämlich kurze Intervalle des Abschlags und Beweidung, vereinigen, entsteht eine Gebüschformation, die wir mit Brockmann (l. c. pag. 262) als Buschweide bezeichnen wollen, ohne derselben aber den Rang einer besonderen Formation zuer- kennen zu können. Die Buschweide kann sehr verschiedenen Be- standestypen angehören, wir könnten, wie dies schon bei den Laub- wäldern geschehen, eine Buchen-, Kastarien-, Birken-, Haselstrauch- Buschweide unterscheiden, neben einem (oft gänzlich unbeweideten) Buchen-, Kastanien- ete. Buschwald. Es scheint mir demnach rich- tiger, eine Formation nach dem entweder völlig unberührten oder doch nur durch die Forstwirtschaft beeinflussten primären Typus zu benennen, als einen zoogenen, sekundären Nebentypus dem Haupt- typus überzuordnen. Geilinger (1. ec. pag. 190—93) betrachtet die Buschweide ebenso als der Formation untergeordnet und unterscheidet z. B. innerhalb der Corylusformation die zwei Subformationen Corylusbuschwald und Corylusbuschweide. Ich kann mich ihm in dieser Hinsicht anschliessen. Die Gruppierung und Trennung der Gebüsche nach den vor- herrschenden Arten, namentlich solchen, die sich ohne Zutun des Menschen zu einem Walde entwickeln würden, scheint mir auch für unser Gebiet das Zweckmässigste zu sein, wenn auch zugegeben werden muss, dass infolge der zahlreichen Mischbestände und Über- gänge der einzelnen Gebüsche eine Zusammenfassung derselben zu einer „Formation“ vieles für sich hat. So zieht Beck (l. e. pag. 240) alle Gebüsche in der Corylusformation zusammen, ebenso R. Keller in seiner Monographie der Haselbuschwälder des Val Blenio und Brock- mann (]. e.), während Engler (1. e. pag. 68) dieselben unter dem Aus- druck „südalpine Buschgehölze* zusammenfasst. Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 2 336 Johannes Bär. 1. Formationsgruppe der Buschwälder (inkl. Buschweiden). a) Formation des Kastanienbuschwaldes. Die Kastanienbuschwälder wurden zwar bereits im Anschluss an die Hochwälder und Selven besprochen, doch ist hier der Ort, auf die Unterflora derselben noch etwas näher einzutreten. In Bezug auf dieselbe können wir folgende durch die Beschattung und den mehr oder weniger dichten Schluss verschiedene Typen unterscheiden: 1. Der Bestand ist völlig geschlossen, die Zweige der Büsche berühren sich, so dass gar keine unbeschatteten Stellen auftreten. Solche Stellen sind infolge der starken Neigung der Talgehänge selten und nur ganz lokal völlig mit Kastanienbuschwald bewachsen, oft von Felswänden unterbrochen, so dass wir, um ein Bild der Flora dieser Bestände zu erhalten, mehrere dieser kleinern Lokalitäten zu- sammenziehen müssen. Meist werden sie nicht beweidet, da sie selbst der Ziege infolge des dichten Schlusses zu unwegsam sind. Wo die Bodenbeschaffenheit keine Entwieklung von Bäumen gestattet, etwa auf flachgründigem Felsschutt, würde dieser Kastanienbuschwald nicht in einen Hochwald auswachsen, sondern die Büsche würden in einem gewissen Alter ihr Wachstum einstellen müssen infolge Wassermangel. Darum mischt sich der Bestand mit solchen Arten, die mehr Trocken- heit ertragen können, ohne dass indessen diese letztern hochstämmig werden. Das gilt vor allem von Corylus und ist der Grund, dass auch ein Teil der zitierten Autoren diese Bestände mit der Corylus- formation vereinigte. 0 der Boden tiefgründig ist, hat entweder der Mensch ihn zu Kulturland umgeschaffen oder aber es bedeckt ihn der Kastanien- wald, Selven oder Frachthaine mit Wiesen als Unterflora. Die Flora des dichten Kastanienbuschwaldes stimmt nun nicht völlig überein mit der des geschlossenen Hochwaldes, wie zu erwarten wäre, Son- dern sie hat mit derselben nur die Schattenliebe gemeinsam, wäh- rend sie viel weniger humicol ist, als die des Hoch- und auch des Niederwaldes. Der Regen dringt nämlich durch das Blätterdach bis auf den Boden des Buschwaldes und schwemmt einen Teil des Humus in die Tiefe des Gerölls oder in Felsspalten ein, wo er sich mit Ge- steinspartikeln mischt und so mineralkräftig wird, weshalb er einer grössern Zahl auch nicht humusliebender Arten das Dasein ermöglicht. Im Hochwald dagegen vermag der nicht mit soleher Wucht auf- prallende, sondern sanft abtropfende atmosphärische Niederschlag den Humus nicht wegzuführen, derselbe häuft sich an und bildet eine trockene, magere Decke über den Felsschutt oder den flacheren anstehenden Fels, in dem die humicole Xerophytenflora, besonders Die Flora des Val Onsernone. 337 aus Magerkeitszeigern bestehend, sich ansiedelt. Zudem benetzen schwache Regen nicht einmal den Boden unter dem dichten Blätter- dach des Hochwaldes, und die starke Transpiration der ausgedehnten Baumkronen führt auch das tellurische Wasser aus dem Bereich der Unterflora. Das alles fällt bei der Bekleidung der Gehänge durch Kastanienbuschwald nicht in Betracht und wir finden darin trotz der etwas grössern Bestrahlung und den höheren Temperaturen eine feuchtigkeitsliebendere Flora als in den Selven. Als Beispiel führe ich die Liste der Arten von fünf getrennten kleinern Buschwald- komplexen zwischen Russo und Mosogno an. Artenliste des Kastanienbuschwaldes zwischen Russo und -Mosogno (700—800 m, 8.-Exp. unbeweidet). 1. Bestand völlig geschlossen. Gehölz: Castanea sativa 10, Corylus Avellana 2, Betula verrucosa 1, Fagus silvatica 1, Tilia cordata 2, Ulmus campestris 1, Quereus sessiliflora 1, Populus Tremula 2, Fraxinus excelsior 1, Salix grandifolia 1, BE, Vitalba 2, Rosa spec. div. 2, Rubus spec. 1, Evonymus europaeus 1, Acer P doplatanus 1, Cytisus nigri- eans 1, C. alpinus 1, Berberis vulgaris 1, Sorbus eier 1, S. Aria 2, Sambucus nigra 2 Bodenvegetation: Athyrium sm femina 1, Cystopteris fragilis 1, Dryopteris te 2, D. Filix mas 3, D. montana 2, Pteridium aquilinum 9—5, Polypodium gare 2, Poa nemoralis 2, hun ae 2—3, Garex umbrosa 1, Luzula eb 2—3, Polygonatum multiflorum 1, P. offieinale 8; Paris quadrifolius 1, Tamus i us iflo mu milla vulgaris 2, Sarothamnus scoparius 1—2, ium medium 2, Astragalus glyey- phylius 1, Vieia Cracca 1, Lathyrus pratensis 1, Gerahläm silvaticum 2, Oxalis Aceto- sella 9, Hypericum montanum 1, Viola silvestris 1, V. Riviniana 3, V. montana 1; Daphne Mezereum 1, Circaea Tutetie na 2, Heder ET 1, Sanicula europaea 1, Astrantia minor 1, nr enden 1, Pimpinella major 1, Peuce- danum Oreoselinum 1, Pyrola secunda 1, Gentiana asclepiadea 1, Vincetoxieum offieinale 2, Teucrium er Galeopsis pubescens 1, Lamium Galeobdolon 2, Salvia glutinosa 2, Satureia Calamin tha ssp. silvatica 1, Solanum Dulcamara 1, rum vulgatum 3—5, Orobanche Rapum Genistae 1, Asperula odorata y, Galium vernum 2, Valeriana tripteris 1, Campanula Trachelium 2, Eupatorium cannabinum 2 Solidago Virga-aurea 3, Senecio Fuchsii 1, Laetuca muralis 1, Hieracium murorum ssp. tenuiflorum 2 2. Der Bestand ist licht, die Zweige der Büsche lassen mehr oder weniger weite Lücken zwischen sich, so dass der grösste Teil des Bodens wechselnd beschattet ist, je nach dem Stand der Sonne; 338 Johannes Bär. die Lücken sind oft orographisch bedingt (Felsen) oder beweidete . Rasen. An solchen Stellen ist im ganzen Areal der Kastanienbestände kein Mangel, und in ihnen entfaltet sich die Kastanienflora in voller Üppigkeit, namentlich die sonnigen Felsen sind von einer zwar nicht geschlossenen, aber sehr artenreichen Flora belebt. Auf ebeneren Stellen dagegen treten einzelne Arten in so reicher Zahl gesellig auf, dass ein nahezu oder völlig geschlossener Rasen die grösseren Lücken bedeckt; aber auch niedrigere Sträucher werden oft häufig, so z. B.Corylus auf Felsen und Sarothamnus auf Geröll und Felsschutt, Callına vulgaris auf geschlossener Humusdecke. Von Rasentypen okal Festuca capillata, Agrostis tenuis, seltener Brachypodium pinnatum zum Dominieren und verweise ich: deshalb auch auf diese Bestände. Im Folgenden führe ich die Liste der Arten des Kastanien- buschwaldes von Cresmino bis Russo an, die sich aus mehreren kleineren Aufnahmen zusammensetzt, da eine kontinuierliche Passage dieser meist sehr steilen Buschwälder nicht existiert. Die Verhältnis- zahlen beziehen sich (schätzungsweise) auf das Auftreten der Arten in der ganzen Ausdehnung des Bestandes. Pflanzenliste des lichten Kastanienbuschwaldes zwischen Cresmino und Russo (vorwiegend Steilgehänge, S-Exposition, 400—780 m). Gehölz: Castanea sativa 8, Corylus Avellana 3, Betula verrucosa 2, Quercus sessiliflora 2—3, Qu. pubescens 3, Tilia cordata 2, Ulmus campestris 1, Acer cam- pestre 1, Salix grandifolia 2, S. Caprea 1, Populus Tremula 1, Berberis vulgaris 2, Untsrlienn: ee Filix femina 1, Cystopteris fragilis 2, Dryopteris Phegop- teris 2, D. Linnaeana 1, D. montana 1, D. Filix mas 3, D. aculeata ssp. lobata 1, Blechnum Spicant 2, Asplenium Trichomanes 3, A. septentrionale 2, A. Adiantum nigrum 3, A. germanicum 1, A. Ruta muraria 2, Pteridium aquilinum 3—5, Poly- Cala cea 1, Holeus lanatus 1, Descha ampsia flexuosa 1, Sieglingia decumbens 2, Molinia a 2, Melica intans. 1, Cynosurus eristatus 1, Poa bulbosa 2, P. pratensis 2, P. nemoralis 3, Festuca ovina ssp. capillata 3-5, ssp. duriuscula 2, F.rubra var. fallax 3-5, F. varia 3, Bromus erectus 2, Brachypodium pinnatum 2, Carex muricata 1, C. di- vulsa 1, C. umbrosa 2—3, C. tomentosa 2, C. verna 3, C. digitata 1, C. ee €. sempervirens 1, Luzula pilosa 1, L. nive a3, L. silvatica 2, L. campestris 3, Tofiel- dia calyeulata 1, Antherieum Liliago 2, Allium sphaerocephalum 1, A. montanum 2, Die Flora des Val Onsernone. : 339 Lilium bulbiferum ssp. eroceum 2, Polygonatum offieinale 2, Paris quadrifolius 1; Tamus communis 2, Crocus albiflorus 1, Orchis masculus 1, Listera ovata sium alpinum var. ent 1; Polrpalum dumetorum 2, Rumex scutatus var. glaucus 2—3, Silene vulgaris 2, S. rupestris 3, S, nu ae Bi Melandrium album 2, M. dioe- cum 1, Dianthus ee D. Carthusianorum 2, Saponaria ocymoides 3, 8. re Stellaria nn 9, a brachype talum T Mönchia am antica 1, Anemone He- m album q, S. rupestre 3, Pag ae: = en PAS 3, = aspera 1, Den alternifolium 2, pt : 2, Fragaria vesca 2, Potentilla mierantha 2, P. rupestris 3, P. argentea 2, P. Gaudini 1, P. erecta 2, Agrimonia Eupa- toria 1, Sanguisorba minor 1, en rubens 1-—2, T. medium 1, T. arvense 2 T. montanum 2, Viecia Cracca ssp. incana 1, ssp. tenuifolia 1, V. angustifolia 1, ontanu: i ineum 5,6 V. Riviniana 2—4, V. montana 3, V.canina 1, V. tricolor ssp. alpestris 2, ee collinum 2, Circaea Lutetiana 2, Sanie Er europaea 1, Astrantia minor 2, Torilis Anthriscus 1, Pimpinella major 1, P. Saxifraga 3, Aegopodium Podagraria 2, Peuce- danum Oreoselinum 3, Daucus Carota 2, Primula hirsuta 1, P, vulgaris 3, Cyelamen m 1 L. Galeobdolon 2, Stachys rectus 3—4, Salvia glutinosa 1, Satureia Galamintha ssp. silvatica 2, ssp. Nepeta 1, S. alpina 2, at vulgare 2, ge spicata 1, M. rotundifolia 1, Verbascum nigrum 1 us 1, V. crassifolium /. Lychnitis 2, S ulgatum 3, M. paradox E. strieta 3, Pedieularis tuberosa 1, er b ae Rapum Genistae 2, O. alba 1, Teuerii 1, Pinguicula vulgaris ssp. leptoceras 1, Galium vernum 3, G. pedemonta- zeri 2, Ph. betonicifolium 3, Cam panula barbata 1, C. spicata 2, C. rotundifolia 1, C. Trachelium 2, Solidago en aurea 3, Erigeron acer ssp. ne ‚An- tennaria dioeca 2, Pie silvaticum 2, Inula squarrosa 1, Buphthalmum sales folium 2, Anthemis tinctoria 1, Achillea millefolium 2, Chrysa seen Leucanthe- um 3, Senecio visco ‚ Aretinm pubens 1, Carduus defloratus ssp. rhaetieus 3, Cirsium lanceolatum ssp. han 1; nr dubia 2—3, C. Scabiosa ssp. tenui- folia 1, Serratula tinetoria 1, Lap communis 1, Hypochoeris maculata 1, H. radi- eata 2, Leontodon hispidus 3, Pieris Nahickiee 1—2 (var. men 1, var Villarsii 2), Cropis conyzifolia 2, Hieracium Pilosella 3, H. Aurieula 1, H. murorum ssp. tenuiflorum 5, var. subsagittatum 1, H. sabaudum 1, H. en 8: Wir ersehen aus dieser Liste, die absolut keinen Anspruch auf Vollständigkeit macht, die reiche Abwechslung der Flora dieser tief- gelegenen Buschweiden, erkennen aber auch unschwer die grose Ähn- lichkeit der Begleitflora des lichten Kastanienbuschwaldes mit der später zu besprechenden Corylusformation. 340 Johannes Bär. b) Formation des Eichenbuschwaldes. (Quercus pubescens Willd. und Qu. sessiliflora Salisb.) Im warmen, trockenen Talkessel von Auressio und Loco kommen neben Kastanienbuschwäldern in ziemlichem Masse auch Eichenbusch- waldungen vor, deren Flora aber im grossen Ganzen von der vor- herigen Formation nur durch die häufiger auftretenden Eichen und infolgedessen stark zurückgehenden Castanea-Büsche verschieden ist Namentlich die erstgenannte Art vermag infolge ihres geselligen Wuchses und wohl namentlich ihrer frühen Fruktifikation wegen an warmen Abhängen die Kastanie zu vertreiben. Auch längs der Süd- halde des mittleren Onsernone von Loco bis Crana finden sich Eichen (Qu. sessiliflora) in grösserer Menge, dem Kastanien-, seltener dem Corylusbuschwald beigemengt, doch nicht in nennenswertem Masse als selbständiger Bestand auftretend. Bei Loco und Auressio haben die Eichenbestände sehr zu leiden unter dem Eichen-Mehltau (Oidium quercinum Thum.), der namentlich die jungen Gipfeltriebe befällt und oft zum Absterben bringt. e) Formation des Birkenbuschwaldes. (Betula pendula Roth) Die Birke tritt als Gebüsch vor allem an humosen Stellen der Corylusformation auf trockenen, sonnigen Halden auf, wenn sich eine Schicht von Rohhumus über der mineralischen Unterlage gebildet hat. Starke Beweidung kann in der Corylusformation ebenfalls die Birke zum Dominieren bringen, da dieselbe weniger unter dem Frass der Ziegen zu leiden hat als der Haselstrauch. Auch in den Sarothamnusbeständen bildet die Birke, besonders im untern Onsernone, einen integrierenden Bestandteil oder die Haupt- masse des Oberholzes, und zwar wird sie durch den Menschen meist in Buschform niedergehalten, weil die Holznutzung frei ist. Sich selbst überlassen, gehen die Birken-Buschwälder in relativ kurzer Zeit in einen hochstämmigen Bestand über, der bei den Wäldern näher besprochen wurde. Die Flora des Birken-Buschwaldes ähnelt besonders der des Saro- thamnusbestandes sehr stark, unterscheidet sich von der Corylusfor- mation durch das häufigere Auftreten humicoler Magerkeitszeiger, vor allem des Callunetums. Fast durchwegs bestehen die kleinen Birkenbestände auf ausgesprochenen Südlagen aus dem Typus der Birkenbuschwälder, resp. -Buschweiden. Auch auf Südost- und Süd- westabhängen gehören einzelne Bestände hieher, so bei Cresmino mit Sarothamnus, ebenso am Südostabhang des Pigno ob Loco; im obern Die Flora des Val Onsernone. 341 Teile des Gebietes gesellen sie sich mehr dem Haselbuschwald bei, so ob Russo und Crana, im hintern Val di Vergeletto, wenn auch der Besenginster dort noch. keineswegs fehlt. d) Formation des Haselbuschwaldes. (Corylus Avellana L.) Zwischen den Kastanien- und Buchengürtel des Onsernone schiebt sich in der Regel ein Streifen eines Bestandes ein, der wie keine andere Gehölzformation als Ziegenweide geeignet ist, nämlich die Corylusformation. Sie findet sich in besonders reinem Bestande in der Nähe der Ortschaften auf sonst unproduktivem Terrain, besonders steilen Geröllhalden, seltener auch auf anstehendem Fels, vorzugs- weise in Südlage von 800 bis 1200 m. Stellenweise ist sie mit dem Kastanien- oder Birkenbestand abwechselnd oder häufiger mit dem- selben gemischt, fast immer aber mehr oder weniger von Sarothamnus- gebüsch durchsetzt. Um 1000 m herum wird auch die Buche häufiger, ohne jedoch vorerst der Formation den Charakter der Buschweide zu nehmen, sondern die Buchen treten an ihrer untern Grenze gleich- falls häufig in Buschform, als sog. Verbissbuchen auf, und wir finden etwa von 1200—1300 m häufiger Mischbestände mit der Buche als reines Coryletum. Höher kommt dann die Buche zur völligen Herr- schaft, wird hochstämmig und verdrängt den Haselstrauch auf die felsigen Steilgehänge, die ihr nicht mehr zusagen. Hier bildet letz- terer eine mehr oder weniger offene Gehölzformation, die oft in den Festuca varia-Bestand und die Felsflur übergeht. Aber auch in tiefern Lagen, innerhalb der Kastanienzone, tritt der Haselstrauch gewisser- massen als „Lückenbüsser“ auf an Stellen, die dem vorherrschenden Waldbildner, der Kastanie, nicht mehr zusagen infolge der Flach- gründigkeit des Terrains und dadurch bedingtem Wassermangel. Im grossen Ganzen zeigt also der Haselbestand Merkmale eines zwar nicht gerade extremen Xerophytenvereins, wenigstens auf direkten Südexpositionen. An Ost- und Westabhängen dagegen findet er sich auch auf frischerem Boden vor und geht hier besonders gern in einen Weisserlenbestand über, verliert aber dadurch viel von seinem Cha- rakter als Buschweide und erhält durch das Auftreten höherer Erlen den Charakter eines spärlich beweideten Niederwaldes. Brockmann (l. c. pag. 263) bespricht für das Puschlav die Exi- stenzberechtigung der Corylusbuschweide und kommt zum Schlusse, dass dieselbe als ein rationeller Betrieb anzusehen ist, welches Re- sultat ich auch für das Onsernone vollauf bestätigen kann. Es ist an den meist steilen oder dann trockenen und magern Lokalitäten kaum eine andere Betriebsart möglich, die einen so hohen landwirt- 342 Johannes Bär. schaftlichen Ertrag abwerfen würde. Das ganze Jahr hindurch wer- den die Ziegen in die Buschweide getrieben und das Blattwerk des Haselstrauches ist ihre Hauptnahrung im Sommer, im Winter ver- zehrt die Ziege auch die jungen Zweige und selbst die Rinde stär- kerer Äste. Während aber in Gegenden, wo die Buche fehlt, die Corylusformation beinahe den ganzen Buchengürtel einnimmt, wird ihr durch die unduldsame Buche im Onsernone ein viel kleineres Areal zugewiesen, das ausserdem durch die Kastanie und vor allem den Besenginster auch an seiner untern Grenze noch beträchtlich ge- schmälert wird. Die reichlichen Niederschläge ermöglichen auch eine stärkere Konkurrenz der Birke und Weisserle, so dass also dem Cory- letum im Vergleich zu Tälern mit Kontinentalklima ein kleines Areal bleibt. Dasselbe ist eine zwar vorwiegend, doch nicht so absolut zoogene Formation, wie Brockmann (l. c. pag. 262) annimmt. Viel eher stimmt die von Geilinger (l. c. pag. 190 u. f.) angewandte Ein- teilung in Corylusbuschwald und Corylusbuschweide, wovon die letz-' tere die zoogene, die erstere rein forstlich oder edaphisch bedingte Formation ist, auch für die Verhältnisse des Onsernone: Als Corylus- buschwald in diesem Sinne sind besonders die Ost- und Westlagen aufzufassen, wo die Hasel mit andern, meist höhern Holzarten in Wettbewerb tritt. Das gleiche gilt auch meist für die Kampfzone mit der Buche an der obern, mit Kastanie und Birke an der untern Grenze des Coryletums.. Ohne den Einfluss des Menschen würden diese Bestände wohl sicher in einen Hochwald übergehen, wie auch Brockmann (1. c.) und R. Keller (l. e.) annehmen. Auf den trockenen, magern und flachgründigen Südabhängen dagegen ist auch ohne Be- weidung kaum eine andere Gehölzformation denkbar und, um die Worte Brockmann’s zu gebrauchen, „die Ziege das gegebene Tier, die Buschweide voll auszunützen‘“. Die Haselbuschwälder des Onsernone sind mit wenig Ausnahmen sehr steil und deshalb für Grossvieh ungangbar. Dagegen sind sie namentlich auf den Südlagen ständiger Aufenthaltsort der Ziegen, soweit dieselben im Sommer sich nicht auf den höhern Alpen befin- den. Die feuchten Nord-, Ost- oder Westlagen dagegen werden von den Ziegen weniger aufgesucht und verdienen daher kaum den Namen „Buschweide“. Dies ist natürlich von grossem Einfluss sowohl auf die Entwicklung des Gehölzes, als auch auf die Zusammensetzung der Bodenvegetation. Auch die Entfernung von den menschlichen Wohnstätten spielt eine grosse Rolle. Bei intensiver Beweidung tritt der zoogene Charakter immer deutlicher zutage und es ent- steht die typische Buschweide mit meist lockerem Bestand und be- sonders auch Ausbildung von Schutzmitteln gegen Tierfrass, wie dor- Die Flora des Val Onsernone. 343 nigen Sträuchern, scharf riechenden oder giftigen Substanzen ete. Bei _ grösserer Entfernung von menschlichen Wohnstätten, in abgelegenen Steilhängen, sind diese Schutzmittel unnötig, die Gehölze können sich ungestört entwickeln, und es entsteht der typische Corylusbuschwald oder meist ein Mischbestand, in dem Corylus eine mehr oder weniger ‚grosse Rolle spielt, sie aber etwa auch ganz den andern Konkurrenten überlassen kann. a) Corylusbuschwald. _ Diese Bestände sind, wie schon erwähnt, selten rein, sondern meist gemischt mit andern, in der Regel auch baumartig auftretenden Holzarten, die nach und nach über den Haselstrauch die Oberhand gewinnen können. Darum ist die Zusammensetzung des Gehölzes keine bestimmte, bald diese, bald jene Art wird vorherrschend. Da- gegen haben fast alle diese Bestände gemein, dass der Schluss der Büsche ein sehr dichter ist, soweit es eben das Terrain gestattet, und die Beschattung des Bodens eine für ein @ebüsch sehr beträcht- liche wird. So kommt eine Flora zur Entwicklung, die ungefähr ein Gemisch der Bodenvegetation des tiefschattigen Buchen- und Grau- erlenbestandes darstellt, meist Schattenpflanzen ohne bestimmt vor- '. herrschende Leitart, in geringer Artenzahl. Diese Einheitlichkeit wird nur durch den Wechsel der Exposition etwas beeinträchtigt. Als Beispiel diene folgende Bestandesaufnahme: Corylus-Alnus incana-Bestand bei Monte Quiello unterhalb Gresso, 950—1050 m, W.-Exposition. Gehölz: Corylus 7, Alnus incana 4, Tilia cordata 1, Betula pendula 2, Castanea sativa 2, Fagus silvatica 3, Laburnum alpinum 3, Salix Caprea 1, S. grandifolia 2, Fraxinus ercelsior 1, Populus Tremula 2, Rhododendron ferrugineum 2—5. Bo Bere nve _. Anthyrium Filix femina 2, Cystopteris fragilis 1, Dryopteris inulosa ssp. dilatata 1, D. Braunii 1, 344 Johannes Bär. nula barbata 2, C. cochleariifolia 1, Eupatorium cannabinum 2, Solidago Virga-aurea 2, Bellidiastrum Michelii 2, Erigeron annuus 1, Gnaphalium silvaticum 2, Chrysanthe- nthemum 2, Arnica montana 1, Senecio Fuchsii 1, Arctium pubens 9, Garlina vulgaris 1, Garduus defloratus 2, Cirsium lanceolatum 2, Leontodon hispidus 2, actuca muralis 1, Grepis conyzifolia 1, Hieracium amplexicaule 1, H. murorum ssp. tenuiflorum 3. ? £) Corylusbuschweide. Weit häufiger als der Haselbuschwald ist im Onsernone die ty- pische Corylusbuschweide vertreten. Sie bedeckt, wie schon erwähnt, vorzugsweise die Südabhänge zwischen Buchen- und Kastaniengürtel. Als „Unterholz“ tritt sehr konstant der Besenginster auf, der aber stellenweise nahezu alleinherrschend wird und an Höhe mit dem Haselstrauch wetteifert, da er sehr wenig unter dem Tierfrass zu leiden hat infolge seiner Giftigkeit. Landwirtschaftlich ist also der Besenginster in der Buschweide als das ärgste „Unkraut“ zu betrachten, und es ist kein Wunder, wenn ihm energisch mit Feuer und Reut- haue zu Leibe gegangen wird. Ersteres ist aber auch dem Coryletum dauernd nachteilig, da sich versengte Stöcke nur schwer wieder er- holen. Wo dies der Fall ist, bildet sich auf dem durch Asche etwas gedüngten Humusboden meist ein bleibender Rasen, der auf ebenen bis schwach geneigten Lagen. meist dem Agrostis vulgaris-Bestande zuzuzählen ist, auf steilen Felshängen dominiert in der Regel, auch in tiefen Lagen, der lückenhafte, ‘oft von nacktem Fels unterbrochene Festuca varia-Bestand. Der anderwärts in der Buschweide so cha- rakteristische Brachypodium pinnatum-Bestand wird dagegen nur ganz sporadisch und in kleiner Ausdehnung angetroffen, was eines- teils mit den reichlichen Niederschlägen zusammenhängen mag, andernteils aber in der allgemeinen Verbreitung des Besenginsters liegt, der gerade die dem genannten Grase zusagenden Felsschutt- halden bevorzugt und so wenig Raum zur Entfaltung dieses Wiesen- typus übrig lässt. Diesen wenigen, gesellig auftretenden Arten mengt sich nun in scheinbar regellosem Durcheinander ein buntes Gemisch von andern Arten bei, die teils der Fels-, teils der Wiesen- oder Waldflora, teils auch der Geröll- und Schuttvegetation ent- stammen. R. Keller (1. c.) und Brockmann (l. ce. pag. 267) lassen die Corylus- buschweide auf Urgestein unter 1000 m an trockenen bis geneigten Hängen durch Beweidung aus dem Kastanienwalde hervorgehen, in welchen Bestand sie mit dem Aufhören der Beweidung auch wieder übergehen würde; auf ebenem, feuchtem Boden oder an feuchten Hängen dagegen tritt sie in ähnliche Wechselbeziehungen zum Grau- erlenwalde. Über 1000 m geht sie dagegen nach genannten Autoren Die Flora des Val Onsernone. 345 aus dem Buchenwalde hervor. Nach meinen Beobachtungen im Onser- none kann ich diese Vermutung teilweise bestätigen, nur verschiebt sich die Grenze des Wechsels in unserm Gebiete um ca. 100 m nach oben, und durch die häufigen Birkenbestände auf Abhängen tieferer Lagen ist auch eine Entstehung aus denselben für einzelne Busch- weiden mehr als wahrscheinlich; selbst auf sonnigen Schutthalden ist es oft zweifelhaft, ob Birke oder Kastanie ohne Beweidung ton- angebend sein würde. In höheren Lagen dagegen ist es auch im Onsernone ausnahmslos die Buche, welche von den sich selbst über- lassenen Buschweiden neuerdings Besitz ergreifen würde, und liegt es darum auch auf der Hand, dass die Buschweide in der Mehrzahl _ der Fälle aus dem Buchenwalde hervorgegangen ist. Dagegen spre- 8 chen zwar die noch innerhalb der Verbreitung des Haselstrauches vorkommenden reinen Buchenbuschweiden, die mich zu der Ansicht verleiten, dass — mehr als die genannten Autoren betonten — auch an eine selbständige, für sich bestehende und nicht aus einem andern Bestande hervorgegangene Buschweide zu denken ist, die an solchen Stellen Platz greift, wo die genannten Waldformationen infolge Trockenheit und Flachgründigkeit des Bodens oder zu starker Durchlässigkeit desselben die ihnen zusagenden Bedingungen nicht mehr finden. Übrigens ist die alleinige Entstehung der Buschweide durch Tierfrass nicht über allen Zweifel erhaben, denn die Ziege setzt, wie ich bereits erwähnte, der Birke und Kastanie relativ weniger zu als dem Haselnusstrauch. Viel mehr Anteil scheint zu starkes Abholzen durch den Menschen zu haben. Die Unterflora der Haselbuschweide steht nun je nach der Höhenlage einesteils in engen Beziehungen zu derjenigen des Kasta- nienwaldes und Sarothamnusbestandes, wie auch in engem Anschluss an die Begleitflora des lichten Buchenwaldes, vornehmlich des Nieder- waldes und der Buchenbuschweide. Es ist nun klar, dass zur Cha- rakterisierung eines in Bezug auf Höhenlage so weit verbreiteten Bestandes mehrere Bestandesaufnahmen nötig wären. Da aber in diesen eine grosse Reihe der Arten mehrfach wiederholt werden müsste, folge hier eine Gesamt-Liste mit Bemerkungen über Stand- orte, Horizontal- oder Vertikalverbreitung einzelner Arten. ‚ Pflanzenliste der Corylusformation (i. e. S.) im Onsernone (400 —1600 m, wechselnde S-, W- u. O-Exposition). Athyrium Filix femina 2 (schattige Nordlagen), Cystopteris fragilis 23 (feuchte Felsen), Dryopteris Phegopteris 3 (von 700 m an verbreitet an schattigen Runen und Felsschutt), D. Linnaeana 1 (sehr zerstreut), D. montana 3—5 (meist in a mit Alnus incana), D. Filix mas 2, D. spinulosa 1 (nur über 1000 m), D. Lonchitis (im Geröll ob 1200 m), D. Braunii 2 (zwischen Felsblöcken), Woodsia ilvensis ssp. 346 Johannes Bär. ae 2 en meist überhängende Böschungen, von 700—1000 m), Aspieniui Trichomanes 3—5, A. septentrionale 3, A. Adiantum uigrum 3, A. germanicum 2 EEE vier an sonnigen und schattigen Felsen bis ca. 1300 m verbreitet, höher fast nn Pteridium aquilinum 2—8 (meist mit Sarothamnus), Allosurus crispus 3—3 (von m in Geröll, ER tiefer, bis 700 m), Polypodium vulgare 3 - (Felsspalten, a in tiefen Lagen häufig), Botrychium Lunaria.1 (Humuspolster feuchter Felsen), B. Matricariae 1 (feuchte Rasen unter Felsen, nur unterhalb Gresso), Lycopodium Selago 2 (Moospolster feuchter Felsen), L. clavatum 2 (meist nur über 1000 m), er helvetica 3 (schattige Weich bis 1200 m), Taxus un ee in A. rupestris 2 (ruhender Felsschutt um 15 selten tiefer), Calamagrostis varia 3 (besonders von der unteren Buchengrenze an), c arundinacea 1—3 (in rn Aira caryophyllea 2 (nur am Strassenbord bis Loco), Trisetum flave 1 Straussgraswiesen), Sieglingia decumbens (trockene Rasen) 2, Koeleria ee 172 (nur bei Cresmino), Briza media 2 (Straussgraswiese), Cynosurus cristatus 2— 3 ; (wie vorige), Poa violacea 2—5 (nur auf Monte Gribel 1050 m und Campo ob Loco. 000 m), P. nemoralis 3 (an steilen Felsabhängen), - ae 3. (Straussgras- wiesen), Vulpia Myuros 2—3 (sandige Stellen in der he der Strasse), Festuca a ittle m), ssp. durius- a 2 (auf trockenen Rasenbän ndern), F. rubra var. fallax 5—7 (lokal oft bestand- bildend), F. varia 5 (felsige Abhänge, überall), Bromus erectus 2 (nur im untersten O.), Brachypodium pinnatum 2—3 (nur bis ea. 1000 m im unter n O.), Carex muricata u Pairaei 1 (sehr zerstreut im mittlern 0 O.), C. divulsa 1 deli, s Mon Urarzo n schattige Orte), C. sempervirens 2—5 (130! 01500 m selte ee verbreitet und bestandbildend), Juneus trifidus 1 (Felsspalten der höher a agen, über ne m), Luzula nivea 3 (verbreitet), L. campestris 3 (verbreitet auf Magerrasen), Paradisia Liliastrum 2 (zerstreut), Anthericum Lilia g0 3—4 (sonnige Hal er in Allium en 1 (sonnige Felsen bis 900 m), A. senescens 2 (verbr.), Lilium. bulbife ssp. croceum 3 (verbr.), Muscari comosum 1 (nur bis ca. 750 m), en bifolium 2 (von 850 m an), Polygonatum multiflorum 1 (nur von Russo bis Crana, 700-900 m), P. Orlrinale 3 (verbr.), Convallaria majalis 2 (zer- streut), Tamus communis 1 (verbr., aber zerstreut), Crocus albiflorus 3 (verbr.), Orchis maseulus 1 (zerstreut), O. maculatus 2 (wie vor.), Gymnadenia albida 1 (zu- weilen in humosen Rasen schon bei 8 800 m), 6. conopsea 2, Platanthera bifolia 2—3 (nur bis ca. 1100 m), Epipactis atropurpurea 1 (nur bei Comologno, 1050. m), Spiranthes aestivalis 1 was Orte), Salix einerea 1 (bis 1000 m), $. aurita £ nur bei Ponte oscuro), S. Caprea 2; $, grandifolia 2-3, Populus Tremula 2 (verbr.), Juglans regia 1 ee Torch Avellana 5—8, Car pinus Betulus 1 (nur ob Crana, wenige Ex.), Betula pendula 2-5, Alnus viridis 1—3 (nur stellenweise in tiefern Lagen, meist über 1200 m), A. incana 1-8 (vergl. Corylusbuschwald und Grauerlenwald), Fagus alnim 2—8 (vergl. die u an sativa (bis ca. 1200 m häufig), Quereus pubescens 1—3 (nur im un bis Loco), Qu. Fesailrn 8 je 1300 m verbr.), Ulmus scabra 1 (sehr a, Humulus Die Flora des Val Onsernone. 347 ; En 2—3 (nur im mittleren O.), Urtica dioeca 2, Parietaria offieinalis 1 — bis ogno), Thesium alpinum 1 (sehr zerstreut, verbr.), Rumex Acetosella x (selig auf Rasenblössen und Fu Felsschutt), “ sceutatus 3-5 (gesellig = schattigem Felsschutt), var. glaucus 3—5 (Grobschutt bis 1000 m, an sonnigen Sta En Sn Polygonum Persicaria 5 (häufig auf a der Po N P. dumetorum 2 (nur im Rubusgestrüpp Fr mittleren O.), P. Convolvulus 1 (Fels schutt en der Pociökiässe) Chenopodium Bonus Henricus 1—3 (Ziegenläger unter elsen), Ch. opulifolium 1 (Felsschutt längs der Poststrasse), Ch. album 2 (wie vor.), Amarantus retroflexus 2 (wie vor.), Phytolacca decandra 1 (nur bis Ronconaglio, a Viscaria vulgaris 1 (nur bei Russo 1 Kolonie, und bei Cremaso ob Intragna m), Silene vulgaris 2 (Felsschutt der Montanzone), S. rupestris 5 (überall auf Tach S. nutans : (ver! 2 Melandrium album 2 (ziemlich verbr. im mittlern Loco bis Russo), M. dioecum 3, Tunica prolifera bei Berzona, dort aber eig, auf mas ee Seguieri 3 Grin eitet bis 1000 m), D. Carthusia- rum 3 (verbr., in Trockenrasen), D. silve 1 mur am w mone ob — bis 1200 m), Saponaria ocymoides 2 Ger Felsschuft, verbr.), S. offieinalis 1 (nur bis Loco), Gerastium brachypetalum 2 (stellenweise gesellig in | Bereit ee arvense ssp. strietum 1 (nur an der obern Grenze der Format on), M Orte, gesellig), n serpyllifolia 2 (Felsschutt, verbr.), Sceleranthus annuus (herdenweise auf ruhendem Felsschutt, verbr. bis m), Spergularia campestris 2 (mit vorigem), Mocheing muscosa 2 (schattiges Geröll), Clematis Vitalba 3—5 (verbr. bis ca. 1000 m), Anemone Hepatica 3-—4 (verbr.), A. nemorosa 1—2 (nur nn Russo, 800 m), Ranunculus acer 3 (meist in Gynosurus eristatus-Rasen), R. bul- us 2 (Trockenrasen), R. geraniifolius 1—5 (in höhern Lagen häufig, selten herab- ans bis 500 m), Thalietrtum minus 3 (verbr.); Berberis vulgaris var. alpestris 2 (zerstreut, doch verbr.), Cardamine Impatiens 1 (schattig-feuchte Orte der tiefern Lagen, bis 900 m), Erophila verna 2 (Rasenblössen, überhängende, nackte Borde, gesellig bis 1100 m), Stenophra, e_ Thalianum 1 (wie vorige, doch vereinzelt), a alpina 1 (feuchtes Geröll v n 1000 m an, selten), A. hirsuta 1 (zerstreut bis . m mum 3 (verbr.), S. roseum 1 (Felsen an der obern Grenze der Formation, selten herabsteigend, bis 500 ER S. annuum 5 ra überall), S. dasyphyllum 3 (wie vor), 8. album 3 (nur bis ca. 1000 m häufig), S. rupestre (wie vor., beide auf Felsköpfen kleine Reinbestände bildend), n mite (wie vor.), Sempervivum montanum 2 (nur in höhern Lagen), S. alpinum 3 (überall auf Felsen), S. tectoru m 1 (wie vor., 3 las] 5 5 D 73 3 » sosplenium alternifolium 2 (feuchte Bachschluchten, nur bis palustris 2 (triefende Felsen), .. ie 1 (nur bis Crana), Sorbus Aria 1 (felsige Steilhänge bis 1000 m), S. aucuparia 2 (verbr.), CGrataegus monogyna I (n is Mosogno, 780 m), Amelanchier Beier 1 (nur bei are und Corbella), Rubus Big lius 3 nn in tiefen Lagen bis Auressio), R. suleatus 5 (sehr verbr. bis 1100 m), R. rtus 1 Bee Felsabhänge), R. nessensis nn suberectus) 1 äufig), ia vesca 3, Bit tie mierantha 2 (sonnige Felsen bis 1 R ‚ Tupestris 4 (sonnige Felsen, verbr. und häufig 1200 m), argentea 3 ; felsige Orte bis 1300 m), P. collina 1 (nur bei Ponte oscuro mit vor.), P. a P) (nur über 1300 m), P. Gaudini 2 (steinige Rasen, verbr. bis ca. 1200 m), P. erecta 2 348 Johannes Bär. (humose, meist etwas feuchte Rasen), gen en 1 (nur auf Ziegenlägern am Monte Mottone, 1 m), A. alpina var. saxatilis 3 (in höhern Lagen ziemlich verbr. an sonnigen Felsen), A. hybrida 2 (nur ee höhern Lagen des untern O.), A. vulgaris 3 (meist unter Gebüsch, verbr.), Agrimonia Eupatoria 1, Sanguisorba minor 1 (sonnige Raine, selten), Rosa canina 2-3 (in versch. Formen verbr. bis ca. 1200 m), R. coriifolia 1 Aa ach am Monte Mottone bis 1300 m), R. rubri- folia 2 (kiemlich verbr.), R, eglanteria 2 a auf den Höhen des untern O.), R. pomifera 3 (verbr. an sonnigen Hängen der Montanzone), Prunus 2 1 (nur im untern O.), P. Persica 2 (nicht selten en. bis en B% mi (zer streut im mittleren O. bis Grana), P. Cerasus 1 (wie vor.), @ ER germanica 2 (verbr. an felsigen Abhängen), ®. tinetoria Ra 3 (schattiges ER bis 1000 m), Cytisus nigricans 3 (verbr. bis ca. 1100 m), Laburnum alpinum 3 (besonders an an ee verbr.), Sarothamnus scoparius 3—10 (vergl. auch Sarothamnus- bestand), Trifo rubens 2 (nur bis Loco), var. ne 2—3 (wie der Typus, häufiger), m et 1 (nur bei Russo), T. pratense 2—5 (verbr.), T. arvense 3 Be Orte, verbr. bis 1000 m), T. montanum 3 en ge Magerrasen bis 1300 m), T. repens 2 (Straussgrasbestände), T. minus 3 (im ee &: Be gesellig), T. agrarium 2 (steinige Orte, wie vor., bis 1200 m), T. procumbens 3 (wie vor.), Lotus corniculatus 3 (verbr.), Astragalus ankerge : „erst im Ang 0), i Abhän m m), V. pannonica 1 (nur bei Russo, adv.), V. augustifolia 3 (bis 1000 m zen verbr.), Lathyrus pratensis 2 (hie und da), L. montanus 3 (verbr.), niu sanguineum 3 (unteres Gebiet bis Mos sogno), G. silvaticum 2—5 (schattiges ir ö und feuchte Rasen), G. pyrenaicum 2 (Geilstellen, hie und da), G. rotundifolium 3 (wie vor., häufiger), G. pusillum (wie vor., bes. in tiefern Lagen), G. Robertianum 1 alten Felsen von der Tiefe bis Gomologno), Oxalis Acetosella 1 (verbr., Be selten), Linum catharticum 3 (feuchte Rasen, häufig), Pol lygala Chamaebuxus 3— (verbr.), var. rhodopterum 2 (ziemlich selten und nicht überall), P. vulgare var. pseudoalpestre 2 (zerstreut von 800 m an), ssp. comosum var. pedemontanum 2 (steinige, sonnige Abhänge unter 800 m, ziemlich Ar Euphorbia Cyparissias 1 (trockene Raine unter Auressio), Evonymus europaeus var. intermedius 2 (zerstreut im mittlern und untern Teile des aan Acer Pseudoplatanus 1 ee aber umöse Stellen, Re mit Sarothamnus, bes. in der Tilia co ai 1—3 (vergl. Formation des Lindenwaldes), Malva alcea 1 (nur unterhalb Auressio), M. silvestris 1 (mittleres 0. bis Russo), M. neglecta 2 (auf are hie und da), latum 1 (nur auf Monte Comino), Helianthemum nummularium ssp. nummularium 3 (verbr. an sonnigen, steinigen Abhängen) ssp. tomentosum 1 (wie vor.), Viola Tho- masiana 2 (steinige Abhänge, schon von 900 m an), V. hirta 1 (nur unterhalb Auressio), V. collina 1 (selten, bis Mosogno aufsteigend), nr silvestrts 2 (nur 1 untern O.), V, Riviniana 3 (verbr. bis 1000 m), V. montana 4 (verbr. und häufig), V. canina 1 (nur bis Cresmin 0), V. biflora 2—5 (feuchte, ER Orte, Schluchten, von 750 m an), V. tricolor ssp. alpestris 3 (steinige Rasen), Daphne Mezereum 1 (sehr zerstreut), Lythrum Salicaria 1 (nur unterhalb Russo an feuchten, sonnigen Stellen), Epilobium montanum 1 (sehr zerstreut, in tiefen Lagen des mittleren O.). E. collinum 3 (sonnige, feuchte Orte, verbr.), Circaea Lutetian a 2, C. intermedia 1 (nur bei Fontai zwischen Ponte oseuro und Vergeletto), ER Helix 2 (an Felsen Die Flora des Val Onsernone. ; 349 von Auressio bis Russo), Astrantia minor 3 (humose Magerrasen, verbr.), Chaero über der Grenze der Cor ern Carum Carvi 2 (verbr. in en a: Rasen), Pimp Saxifraga 3 (verbr. auf steinigen, trockenen Halden), Aegopodium Podagraria 1’ (nur in Hecken der Weinbauzone), Peucedanum Oreoselinum 3 (von er Tiefe bis Bas verbr. an warmen Abhängen), Laserpitium prutenicum 1 (nur i Ex. mit Sa on, Carota 2 (mehr an steinigen Abhängen, ‘seltener im Rasen), Cornus mas 1 (hie und a im un en [07 Bis is Aure = Ey ndron ferrugine eum 1—5 (von 350 bis 800 m öhern a V Ayr Se (a gen Abhängen, nicht überall), Calluna vulgaris 2—8 (verbr. und oft bestandbildend, vergl. ae Erica ecarnea 1— (nur auf der rechten Talflanke des untern O. häufiger, auf der linken sehr ver- einzelt), Primula hirsuta 2—3 (verbreitet an feuchten Felsen von iR m an), P. vul- aris 2—5 (nur im untern O. bis Berzona), Cyclamen europaeum 1 (nur bei Cres- an ‚sehr selten), Lysimachia vulgaris 1 (hie und da an feuchten en Fraxinus excelsior 2 (an feuchten Steilhängen tieferer Lagen bis ca. J100 m), Syringa vul- garis E (verwildert um Mosogno und Loco), en vulgare 1 (nur vereinzelt. im untersten Teile des Gebietes), Gentiana en 1 (nur hinter Ponte oscuro an feuchten Abhängen), Vincetoxieum offiei e5 a verbr. an steinigen Ab- bis 1200 m), Cynoglossum offieinale 1 (wenige Exemplare bei Piano hinter Vergeletto, 1100 m), Symphytum bulbosum 3 > in der Nähe der Weinberge von 0c0, dort aber massenhaft), Echium vulgare 2 (nur beim Sasso della Caurga unter Russo häufiger), Verbena offieinalis 1 an steinigen Orten des mitt- leren O.), Ajuga reptans 1 (feuchte Rasen), A. genevensis 1 (an trockenen, steinigen Abhängen), Teuerium Chamaedrys 2 (nur an sonnigen Felsen des untern O., bis 1 m ansteigend), T. Scorodonia 3 (verbr.), Glechoma hederaceum 2 (nur bei Loco), Prunella vulgaris 4 (verbr., häufig), P. grand 2 en trockene Raine i m), Melittis Melissophyllum 2 (nur bis Loco, dort aber über 1000 m an- steigend), Galeopsis Ladanum, ssp. intermedia 2—3 (im ger O. in steinigen, sonnigen Halden bis 1300 m verbr., im übrigen Gebiet nur bis 1000 m und zer- streut), G. Tetrahit 5 (steinige Orte, verbr.), G. pubescens 3 (wie vor., doch nur von Auressio bis Be häufig, En 1000 m), Lamium album 1 (feuchte Hecken, Gebüsche, nur in der Nähe der Dörfer r), L. Galeobdolon 1—2 (schattige Stellen, verbr.), Shachre. offieinalis = Geh feuchte Rasen, verbr.), St. rectus 3—5 (verbr., bes. häufig im mittleren O.), Salvia pratensis 1 (sonnige Raine des untern bis Auressio), S. glutinosa z ke steinige Orte, verbr.), Satureia Calamintha ssp. silvatica 2 (Gebüsch, ziemlich verbr.), S. vulgaris 1 (Trockenrasen, hie und ER S. alpina 3—5 (steinige Stellen, trockene Rasen, überall), Thymus Serpyllum (in verschiedenen Formen verbr. auf trockenen Stellen), Mentha arvensis 3 Ei er Quelle im Gebüsch), Solanum nigrum ; Strasse), $. Juteum 2 (wie vor., im mittleren O. häufiger als dieses), Verbascum 350 ee Johannes Bär. Pen 1 (nur bei Berzona), V. Thapsus 2 (verbr., aber zerstreut), V. cerassifolium 3 (verbr. an ae felsigen Abhängen), var. albiflorum 2 (am Südostabhang = Monte Mot ob Crana häufiger als der Typus, sonst selten), V. Lychnitis 3 ; (besonders im ee und mittlern O. häufig), var. album 1 (nur bei Auressio), Linaria minor 2 (ziemlich verbr. auf Felsschutt längs der Strasse), Scrophularia nodosa ‘1 (feuchte Gebüsche), Veronica Chamaedrys 2 (ziemlich verbr.), V. latifolia 3 ce felsige Abhänge, überall), V. offieinalis 2 (schattige, trockene Orte, verbr.), a 2 (nur stellenweise auf troc a steinigen ers dann aber gesellig), = See 2 (trockene Felsen und Geröll, verbr. in höh ie is 700 m herabsteigend), V. arvensis 2 ae Geilstellen, hie Es da, verbr.), Digitalis- ambigua 2, D. lutea 1—2, Melampyrum silvaticum 2—-3 (buschige Rasen, zieml. verbr.), M. vulgatum 3—5 (wie vor., häufig), M. pratense 1—2 (zuweilen mit vor, doch mehr in Mähewiesen an Waldrändern), Euphrasia Rostkoviana 3-6 (sehr häufig auf Magerrasen der Montanzone, os ca. 1300 m), E. ao (etwas feuchte Rasen, sonst wie vor.), E. campestris 2 (höhere Lagen des untern is 1500 m), E. hirtella 1 (sonnige Rasen an der obern rn Grenze, zerstreut), E. an a 5 (wie vor. aber häufig von 1400 m ua E. strieta 3 (steinige Abhänge, überall in tiefern Lagen bis 1200 m), E. tatarica 1 (wie vor., selten und in höheren Lagen, 1300—1500 m), Rhinanthus Alectorolophus ssp. eier 3 (Magerrasen, an g), Rh. angustifolius 2 (wie vor., von 1400 m an verbr.), Pedicularis tuberosa 2 (humose, etwas feuchte z von 7 - (häufig auf Sarothamnus), O. alba 2 (sonnige Rase und Felsen, auf Thymus), €. Teuerii 1 (nur im Gebiet der Nährpflanze, Teue m Chamaedrys, selten), Pin- guicula vulgaris ssp. leptoceras 2—3 (feuchte, Rorarf te wer nasse rn i ! ras alium pedemontanum 2 (kurzrasige, sonnige Weiden von 1000-1300 m nicht selten), G. vernum 2 (buschige Stellen, bis ca. 1000 m, bes. im untern O.), G. Cru- ciata 1 (Geilstellen, nur unterhalb Russo und Mosogno), G. Aparine 1 (nur in Hecken um Loco), @. Mollugo ssp. dumetorum 3 (buschige Felsen des mittleren O. häufig), ssp. tenuifolium 3 (wie vor., a, a ssp. lucidum 2 (wie vor.), G. rubrum 2 (steinige Abhänge, verbr., nicht fig), G. asperum ssp. anisophyllum 3 (buschige, kurzrasige Weiden, in höheren ve häufig), Sambucus racemosa 1 (sonnige Felsen, sehr zerstreut), S. nigra 2 (feuchte Felsabhänge des untern und mittlern ©. bis Crana), Valeriana tripteris 2 (felsige, etwas feuchte Orte, verbr.), Suceisa pra- tensis 1 (humose, auch tro = Magerrasen, in der’Buschweide nur bei Cranaund Spreghitto), ae ie ssp. agrestis 2 irren rn Er untern = v 00 m a ie panula barbata 1-3 (in tiefen Lagen, 400—700 m selten, höher häufig und verbr.), €. spicata 1 (nur an steinigen, heissen Abhängen unterhalb Auressio), C cochlearii- > RR; e r bes. ın steinigen Rasenflächen), C. Trachelium 2 (buschige er verbr.), Eupa- torium einen 2 (feuchte Bachschluchten um Cran d Vergeletto häufig, Solidago Virga-aurea 3 (steinige Khan Felsen, häufig, verbr.), . $: ’ Die Flora des Val Onsernone. 351 Bellis perennis 2 (nur bis Russo, fehlt im obern O. völlig). Bellidiastrum Michelii 2 (feuchte Felsen, nicht häufig, doch verbr.), Aster Linos ne s 1 (nur ob Gavigliano und Ronconaglio, 300-500 m), Erigeron annuus 1 (bisher nur bei Russo), E. acer ssp. droebachiensis 2 (steinige Orte, verbr., doch dicht? häufig), Filago minima. 3 ige Orte ä um 3 lium Iuteoalbum 2 (steinige, buschige Orte längs der Strasse im untern O. bis Auressio), Gn. uliginosum 1 (feuchter Felsschutt, sehr zerstreut, bis 1100 m), Gn. sil- ’ Leucanthemum 3 (Wiesen, Weiderasen, Felsen ete., überall, in verschiedenen Formen), var. pinnatifidum 2 (spezifische Felsform, hie und da), Ch. heterophyllum 2 (trockene Weiden über 1400 m, hie und da), Artemisia campestris 1 yarer ‚Abhänge, trockener Sand und Felsschutt des untersten O. bis 5 7 A. Absinthium 1 ‚(buschige Felsen, zerstreut, wohl nur. verwildert), A. vulgaris 1 (in neuerer Zeit ei Russo an buschigen, steinigen Abhängen in rascher reine begriffen, anderwärts fehlend), Tussilago Farfara 1 (Rutschhalden ee Gomologno und Ver- geletto. sonst nirgends beobachtet), Homogyne alpina as ann Stellen ker Gebüsch, selon von 800 m an), Arnica montana 1—3 (humose, meist schattige Rasen, von 500m an in der Tiefe selten, von 900 m an ven Senecio Fuchsii 2 (zerstreut in nenn Schluchten von 800 m an), S. vulgaris 2 (hie'und da auf Felsschutt in der Nähe der Poststrasse), 8. viscosus 2 nr vor., doch auch an abgelegeneren Selle n), S. silvaticus 1 (nur bei La Costa ob Grana auf sonnigem Felschutt), Carlina acaulis 2 (Magerrasen, Be nn var. ‚eaulescens 2 (Gebüsch, verbr.), Ss E = [<>] r = © je = ® © n {er} = 4 © joe E.8 oo 3 © Br. SE & Ka 3 = ss? we m. 5 ar} 3 » ei =} mn 4 m ” [a1 = » ®© u er) Ss m “> = = irsium lanceolatum ssp. silvaticum a (verbr., aber nicht häufig), C. palustre 1 (zu- SSP- ‘ weilen an quelligen Eh Are Keen 2 (steinige, buschige Orte, besonders in), C. uniflor längs der Poststrasse bis Comologno, 1 uniflora 2—3 (sonnige Felsen, . trockene Weiderasen, von ca. 800 m an nik 1400 m ER und häufig), Lapsana communis 1 (schatlige OR; unter Felsen, zerstreut und selten), eris en cata 3 (steinige, buschige Orte, magere Trockenrasen, verbr.), H. maculata 1 (feue sonnige Felsen bei Auressio, selten), Leontodon autumnalis 2 (ine ni 0 Magerrasen, verbr. bis in die alpine Zone), L. pyrenaicus 2 (nur über Du häufiger auf offenen Wei n), L. hispidus 3 (Rasen, ne überall), Picris hieracioides 2 (steinige, buschige Abhänge des mittlern und untern O., nicht selten, Rasen, verbr. ), €. capillaris 2 (hie und da au senblössen der 2 Weide, trappweiilh: eek Pilosella 3—5 (trockene Rasen, sonnige Felsen un Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. i m 352 -Johannes Bär. Felsschutt, in zahlreichen Abänderungen, überall, truppweise), H. hypeurium 1 (zer- - streut an der obern Grenze der Formation, innerhalb des Buchengürtels), H. Auri- cula 3 (sonnige Rasen, in diversen Formen verbr.), H. florentinum 1 (ruhender Fels- schutt, hie und da, in diversen Formen, bis 1100 m), H. murorum ssp. tenuiflorum ehr nnige, buschige Felsen, hie und da), H. laevigatum ssp. rigidum 1 (nur x. bei Crana oberhalb der Post, doch wohl auch anderswo), H. umbellatum 3 (buschige, sonnige Felsen und Geröll, bis 1000 m nicht selten, höher, bis 1500 m, nur vereinzelt), H. sabaudum ssp. nemorivagum var. dispalatum 1 (sonnige Buschhalden, nur bei Loco), H. staticifolium 3 (Felsen, ruhender Fels- schutt, sonniges Bachgeschiebe, bis 1200 m nicht selten, gesellig). ' Die überaus reiche Artenliste ist vor allem die Folge der Mischung verschiedener Vegetationstypen, wie Grasflur, Felsflur, Gebüsch, Nieder- wald, sowie der grossen Verbreitung der Corylusbuschweide zuzu- schreiben. Bestimmend für die Physiognomie der Bestände sind neben den als bestandbildend auftretenden Arten besonders auch die im ganzen Areal der Haselbuschweide verbreiteten Typen, wenn auch unter den selteneren Arten sich ebenfalls zahlreiche finden, die für die Corylusformation charakteristisch sind und in keinem anderen Bestande vorkommen. e) Formation des Grauerlen-Buschwaldes. [Alnus incana (L.) Mönch] Da das Wichtigste über diesen auch rein vorkommenden Bestand einesteils schon bei der Besprechung des Grauerlenwaldes, andersteils auch bei der Behandlung der Corylusformation gesagt wurden, ver- zichte ich auf nähere Angaben an dieser Stelle und füge nur bei, dass, abgesehen von den schon erwähnten Mischbeständen mit der Corylusformation, die Grauerlenbuschwälder vorab die ausgesprochenen Nordlagen bekleiden, an Steilhängen, wo bei grösserer Insolation und entsprechender Abnahme der Feuchtigkeit die Corylusbuschweide . herrschen würde. Über die Unterflora ist zu sagen, dass der Rasen vorwiegend dem Brachypodium silvaticum-Typus zugehört, und im übrigen als Begleitflora die meisten der schatten- und feuchtigkeits- liebenden Arten der Corylusformation auftreten, weshalb ich auf die Artenliste dieser letztern verweise. f) Formation des Buchen-Buschwaldes. (Fagus silvatica L.) Dauernd tritt dieser Bestand nur als Buschweide an der untern Buchengrenze von 1000-1300 m (je nach Exposition) und sodann am Rande der innerhalb des Buchengürtels liegenden Maiensässe und Alpen, sowie an der obern Buchengrenze auf, wo diese in der Nähe Die Flora des Val Onsernone. 353 der höher gelegenen Alpen liegt. Die Buchenbuschweiden werden besonders von den Ziegen während der ganzen Alpzeit frequentiert, aber auch mit Grossvieh als Vorsäss oder bei Schneefällen auch als Notweide befahren und zeigen, wie schon unter der Formation des Buchenwaldes erwähnt, sehr deutlich die Spuren des Weidganges. Meist ist der Bestand licht, und es finden sich zwischen den einzelnen Gebüschen oder Buschgruppen mehr oder weniger ausgedehnte Rasen- flächen, die meist eine von den benachbarten offenen Alpweiden nicht stark verschiedene Flora tragen, namentlich was die bestandbildenden Arten anbelangt. Auch die bereits besprochene typische Buchen- waldflora stellt ein reichliches Artenkontingent und sei hiemit auf die Artenliste der Buchenwälder verwiesen; auch zur Corylusformation (an ihrer obern Grenze) finden sich enge Beziehungen. Vorübergehend tritt ein Buchenbuschwald auch auf den leider noch jetzt hie und da praktizierten völligen Kahlschlägen auf, und es breitet sich einige darauffolgende Jahre besonders die spärliche Unterflora der Buchenwälder intensiv aus, wird aber nach und nach durch die wachsenden jungen Buchen erstickt oder auf das frühere Mass zurückgedrängt. Solche der natürlichen Aufforstung überlassene Komplexe unterliegen zwar dem Weidebann, doch treiben sich oft halbverwilderte Jungziegen oder seltener auch einzelne ohne jede Aufsicht sich selbst überlassene kleine Schafherden darin herum. Infolge der fehlenden oder spärlichen Beweidung bedeckt sich dank der reichlichen Niederschläge der Kahlschlag rasch wieder mit jungem Nachwuchs, so dass künstliche Aufforstung nicht nötig wird; ich fand denn auch nirgends im Gebiete künstliche Aufforstungen vor. Solange aber der Gehölzbestand nicht den Boden beschattet, nehmen ‚auch Pflanzen, die sonst dem Buchenbestande fehlen, reichlich von dem blossen Boden Besitz, so dass eine sowohl vom Buchenwald, wie auch von der Buschweide ziemlich abweichende Mischflora ent- steht. Da dieselbe aber, wie gesagt, nur vorübergehender Natur ist, verzichte ich darauf, auf dieselbe näher einzutreten und verweise auf zwei Bestandesskizzen, die Jäggli (1. c. pag. 64) über ähnliche Stellen aus dem Camoghegebiet erwähnt, welche Aufnahmen mir zwar ziem- lich unvollständig erscheinen. 2. Formationsgruppe der hochstämmigen Gebüsche. Unter diese Formationsgruppe reihe ich eine Anzahl von weniger wichtigen Gehölzen ein, die zwar zum Teil sehr häufig und oft in geschlossenem Bestande auftreten, welche aber, auch völlig sich selbst überlassen, nie baumartig zu werden pflegen, immerhin gelegentlich 354 Johannes Bär, über mannshoch den Boden bedecken. Es gehören hieher (in etwelcher Abweichung von andern Autoren) die Weidengebüsche der Fluss- ufer, der Sarothamnusbestand, die Alpengoldregengebüsche, Eiben- gebüsche, Legföhrengebüsche und vor allem die in höhern Lagen weit verbreiteten Alpenerlengebüsche. Die vielleicht hier anzu- schliessenden Wacholder- und Alpenrosengebüsche behandle ich in der folgenden Formationsgruppe. a) Formation der Weidengebüsche. (Salix ineana Schrank u. 8. purpurea L.) Diese für die südlichen Alpentäler mit breitem Talboden so charakteristischen Ufergebüsche längs des Hauptflusses treten im Onsernone infolge der schluchtartigen Talbildung sehr zurück und finden sich nur im untersten Teile des Tales bei der Ausmündung des Onsernone in die Kiesebene des Melezzatales. Ihre Flora ist infolge der geringen räumlichen Ausdehnung der Bestände artenarm und lehnt sich enge an die Flora des Maggiadeltas und die anschliessenden Alluvionalfluren des Pedemonte an. Da aber nur ein Teil der Arten is zur Onsernonemündung vordringt und andere Pflanzen aus den höher gelegenen Gebieten nur spärlich sich in dem losen Flussgeschiebe 'ansiedeln können, bieten diese Weidengebüsche im Ganzen wenig Interessantes. Auffällig ist der xerophile Charakter dieser Florula, erklärt sich aber leicht aus den in der Tiefe spärlichen Niederschlägen und aus der grossen Durchlässigkeit des Terrains. Nur die tief- wurzelnden Gebüsche senden ihre Wurzeln bis zum Grundwasser- spiegel, die flacher wurzelnden Kräuter, Gräser und Stauden haben sehr oft mit Wassermangel und Düngerarmut des Bodens zu kämpfen und fristen daher, wenn sie sich nicht durch Anpassung ihrer Organe an Trockenheit schützen können, ein sehr prekäres Dasein. Artenliste der Weidengebüsche am Einfluss des Onsernone in die Melezza. Racomitrium canescens 5—10 (trockener Kiesboden), Stereocaulon alpinum 5—8 (wie vor., überall), Andropogon Grylius 1 (trockener ruhender Sand gebüsche), Setaria viridis 1—-3 (sandiges Ödland), Anthoxanthum odoratum 1 (wie vor.), Agrostis rupestris 1 (wie vor., herabgeschwemmt), Calamagrostis Epigeios 1 (wie vor., feuchtere Stellen), Aira earyophyliea 3 (trockener Sand), Molinia coerulea 1 (feuchte Stellen), Eragrostis pilosa 1 (ruhender, feuchter Sand), Koeleria. cristata sSp- gracilis 2 (steinige, trockene Stellen), Poa compressa 3 (gesellig in beweglichem Fluss- sand), P. bulbosa 2 (ruhendes Geschiebe), Vulpia Myuros 3 (ruhender Flussand), Festuca Lachenaliü 5 (wie vor., lokal bestandbildend), Festuca ovina ssp. capillata 2 (wie vor., seltener), Phleum phleoides 3 (trockener Kies), Brachypodium pinnatum 3 Bes tn 5 rs Die Flora des Val Onsernone. 355 (wie vor.), Isolepis setacea 1 (feuchter Sand, selten), Carex umbrosa 1 (im Schatten des Gebüsches), C. verna 2 (trockene Ste iu Juneus alpinus 1 (an nassen, sandigen Stellen, wohl herabgeschwemmt), J. lampocarpus 2 (wie vor. ), Luzula campestris 1 (ruhender Kies), Allium sera 7 (steinige, trockene Orte), A. senescens 3 — (feuchter Flussand, kolonienweise), Salix incana 8 (überall, wo die Wurzeln das Grund rundwasser erreichen), S purpurea 5 (wie vor., dichte Gebüsche), Betula pendula 1 (zuweilen auf ruhenden Kie sbänken im nn Alnus incana 2 (wie vor.), Castanea sativa 1 (nur in Buschform, wie vor.), Humulus Lupulus 2 (im Gebüsch), Rumex Acetosella 2 nwake auf Sand), Polygonum dumetorum 1 ee über der Innundationszone), Silene rupestris 3 (steinige Orte), Scleranthus annu 2 (hie und da auf ruhendem Sand, truppweise), Clematis Vitalba 2 (Gebüsch), Pi argentea 1 (steinige Orte), P. Gaudini 2 (wie vor.), Myricaria germanica 3 (feuchter Sand), Lythrum salicaria 1 (feuchte sen), ra ium Dodonaei 5 (trockenes Fluss- geschiebe), Oenothera biennis 2 (steinige, etwas feuchte Stellen), Pimpinella Saxi- fraga 1, Ligustrum vulgare 2 (trockene Kiesbänke), Centa aurium minus 1 (feuchter Schlamm), Vincetoxicum offieinale 2 (Gebüsch), Echium vulgare 2 (steinige, trockene ch Prunella vulgaris 1 (Gebüsch), Galeopsis Ladanum 2 (steinige Orte), Stachys etus 2 (wie vor.), Origanum vulgare 1 (Gebüsch), He Serpyllum ssp. poly- a 3 (trockene steinige Orte), Solanım Duleamara 1 (Gebüsch), Verbaseum Lych- nitis 2 (steinige Orte), Linaria alpina 1’ (feuchter Sand, herabgeschwemmt), Sero- Phularia canina 3 (steinige Ufer), ee spicata 2 (steinige Orte), Plantago lan- 1 fol ‚ceolata var. capitata 2 (wie vo or.), ollugo ssp. tenuifolium 2 (wie vor Scabiosa gramuntia ssp. agrestis 3 vn Be Jasione montana 2 (wie vor.), Erigero annuus 3 (ruhendes Tinssgeäuhinhii! Filago minima 2 (feuchter Sand), Arien campestris 5 (trockenes Flussgeschiebe), Carlina vulgaris 2 (steinige Orte), Carduus defloratus 2 (wie vor.), Centaurea alba 3 (wie vor.), Chondrilla juncea 1 (wie vor.). b) Formation des Besenginsters. [Sarothamnus scoparius (L.) Wimmer] Eine für das Onsernone charakteristische Formation bildet der Besenginster an warmen, sonnigen Abhängen von der Tiefe bis zirka 0 m. Physiognomisch leitet er, besonders ausser der Blütezeit, zu . der Zwergstrauchheide, vor allem dem Callunetum über, mit welchem er oft gemischt auftritt und in das er besonders an seiner obern Grenze allmählich übergeht. Sehr enge Beziehungen bestehen auch zwischen dieser Formation und dem lichten Kastanien-Nieder- und Buschwald, ebenso unzertrennlich begleitet sie die Corylusformation fast in ihrer gesamten Ausdehnung. Es ist ein ausgesprochen humicoler Bestandes- typus auf mässig bis stark abfallenden Böden mit durchlässiger Ober- flächenschicht auf undurchlässiger Unterlage, vor allem auf dem grob- körnigen Moränenmaterial oder fluvioglacialen Ablagerungen. Seltener finden wir auch ausgedehntere Bestände auf Felsen, besonders wenn in ihren Spalten in erreichbarer Tiefe humussäurehaltiges Sicker- wasser fliesst. Der Besenginster verlangt trotz des scheinbar xero- Phytischen Baues seiner Organe ein ozeanisches Klima mit reichlichen Niederschlägen und grosser Sommerwärme, gepaart mit starker Inso- 356 Johannes Bär. lation. Dies erhellt vor allem aus der Verbreitung der Art in Europa und speziell auch der Schweiz, indem er den Gebieten mit nur einiger- massen kontinentalem Anstrich des Klimas völlig fehlt und sich in dieser Beziehung noch weit exklusiver verhält als Kastanie und Buche. ‘ Ebenso streng meidet er Gebiete mit reichlicher Nebel- und Wolken- bedeckung und innerhalb seines ganzen Areals sucht er die sonnigsten Stellen aus. Höchstens verträgt er etwelche Beschattung innerhalb der Kastanienwälder, in denen er die Lücken besiedelt, niemals treffen wir ihn aber an den kühlen Nord-, Nordost- und Nordwest- abhängen. Als erster Ansiedler gedeiht er auch auf humusarmem Mineral- boden ganz gut, wenn aber ein Bestand längere Zeit besteht, bildet er teils durch Abfallen der verdorrten Zweige, teils durch Auffangen von durch den Wind verwehtem Laub eine kräftige Schicht von Rohhumus, wodurch er sich sozusagen selbst erst die günstigen Be- dingungen schafft und so üppig wuchert, dass er die andern Arten nach und nach verdrängt. Dies ist ihm um so eher möglich, wenn das Gebiet beweidet wird, da seine Zweige und Blätter infolge ihrer Giftigkeit nicht gefressen werden. Infolge des dichtgeschlossenen Bestandes ist dieser Strauch trotz seiner geringen Höhe äusserst un- duldsam gegenüber andern Arten, sowohl was Gebüsche, als auch die Bodenvegetation anbelangt, und so erklärt sich auch die relative Armut seiner Begleitflora trotz des grossen Areals, das diese Bestände einnehmen. Dagegen ist sie trotz der grossen Vertikalverbreitung von annähernd 1400 m im grossen Ganzen eine einheitlichere als die des ebenso verbreiteten Haselstrauches, mit dessen Bestand sie immer- hin zahlreiche Arten gemeinsam hat. Infolge der Giftigkeit und besonders auch der Unduldsamkeit . gegenüber andern Pflanzen wegen ist der Besenginster vom landwirt- schaftlichen wie vom forstlichen Standpunkt aus als eines der ärgsten „Unkräuter“ zu betrachten und wird dementsprechend auch besonders von den Landwirten grimmig gehasst und auszurotten versucht. Dieser Kampf ist häufig die Ursache der verheerenden Waldbrände im Tessin, zu welchen auch das Onsernone erst kürzlich wieder einen Beitrag geliefert hat. Der gewollte Zweck würde ja schliess- lich das Mittel rechtfertigen, allein wenn der Brand zu grosse Aus- dehnung annimmt, so kann er nur allzu leicht viel beträchtlicheren Schaden stiften. :Aus dem durch Abbrennen vom Besenginster be- freiten Terrain werden vorerst magere Weiden, die dann aber nur zu oft vernachlässigt werden, und gar bald tritt an Stelle des Weide- rasens wieder die vielleicht ebenso schädliche Calluna vulgaris, die durch den Brand wohl vorübergehend zurückgedrängt, aber nicht Die Flora des Val Onsernone. 357 dauernd beseitigt wird, sondern sich durch Wurzelausschlag rasch regeneriert. Erst eine nochmalige oder wiederholte Rodung kann eine Fläche dauernd zur Wiese umgestalten, bei der aber vorderhand auch die kräftigste Düngung nur einen recht mässigen Ertrag hervor- bringt. Der Grund hiefür liegt meines Erachtens in der grossen Mineralarmut der durch den Besenginster gebildeten obern Humus- schicht, zum Teil auch in der Durchlässigkeit des darunter liegenden Terrains. Als Rasentypen so entstandener Wiesen herrschen auf durchlässigem Boden meist Brachypodium pinnatum mit Phleum phleoides und Koeleria cristata ssp. gracilis, auf undurchlässiger Unter- lage und daheriger grösserer Feuchtigkeit je nach dem Grade der- selben entweder Andropogon Gryllus oder Molinia coerulea. Erst nach längerer Zeit geht bei fortgesetzter Düngung die Wiese entweder in den Festuca rubra-Bestand oder in den Holeus lanatus-Typus über ; wo aber-unterdessen Kastanienselven stehen gelassen wurden, findet sich. mit fast unfehlbarer Sicherheit der Wiesentypus der Festuca ovina ssp. capillata ein. Die Umwandlung geht aber bei den Kastanien- Niederwaldungen auch oft in entgegengesetzter Richtung vor sich, indem bei allzu rascher Folge der Kahlschläge, oder durch Wald- brände vorerst Weide, dann Callunaheide und schliesslich Sarothamnus- bestand auftritt. Alle Wandlungstypen besonders der erstern Reihe finden sich sehr deutlich am Südabhang des Monte Salmone bei Ronconaglio und Cresmino. An erstgenanntem Orte ist sogar als Endglied der Umwandlung eine Neuanlage eines Rebberges, mit wie anderswärts dazwischen liegenden Ackerstreifen, zu sehen, in welch letztern be- reits eine magere Mais- oder Kartoffelernte die gehabte Mühe lohnt. In diesem untersten Teil des Onsernone tritt auf etwas felsigem Terrain noch eine Modifikation des Sarothammusbestandes auf, indem an besonders heissen Lagen Cistus salviifolius häufig und schliesslich dominierend wird, welcher „Nebentypus“ des Sarothamnetums aber eher zur Formationsgruppe der Zwergsträucher zu rechnen ist. Ausser der genannten Abänderung tritt der Sarothamnusbestand auch mit andern Holzarten gemischt, zum Teil als Unterholz der- seiben auf, wie z. B. in tiefern Lagen mit dem Kastanienwald, aber auch südlich exponierten Birkenbeständen, höher mit der Corylus- formation und endlich mit der Buchenbuschweide. Häufig findet sich auch Juniperus communis var. vulgaris mit ihm vergesellschaftet und besonders die bereits erwähnte Callunaheide, die sich namentlich im untern Onsernone auf grossen Flächen ausbreitet. Regelmässig ist er auch in den Eichenbuschwäldern anzutreffen, wenn er auch dort kaum die führende Rolle übernimmt. 358 - Johannes Bär. Als Reinbestand geht das Sarothamnetum am höchsten im untern ÖOnsernone, besonders am Südabhang des Salmone und am Südost- abhang des Pigno bis 1400 m, am Pizzo della Croce, gemischt mit. der Corylusformation bis 1300 m. Im Gebiet der Gemeinde Crana treffen wir ihn ebenfalls meist mit Corylus gemischt bis 1400 m an, während im Gemeindebanne von Comologno die Rodung desselben sehr weit vorgeschritten ist und nur kleine Bestände übriggeblieben sind, die etwa bis 1200 m reichen. Die Grenze der Besenginster- Bestände dürfte hier also künstlich erniedrigt sein, und bei Spruga reichen sie ebenfalls nicht mehr über 1200 m, bei den Bagni di Cra- veggia sinken sie sogar bis zur Talsohle ab, die bei ca. 1100 m liegt. Etwas höher reichen sie noch im Val di Vergeletto, im Durchschnitt bis 1400 m, zwar selten rein, sondern stark gemischt mit Corylus und Fagus. Die oberste Grenze des vereinzelten Strauches dagegen fand ich in der unzugänglichen Valle Vocaglia bei nahezy 1700 m, im Durchschnitt liegt sie etwa bei 1600 m, wo die Gipfel diese Höhe überhaupt erreichen. Zum Schlusse sei noch eine ausführlichere Bestandesliste der Formation angereiht, wobei ich vor allem die + reinen Bestände ins Äuge fasse, aber auch die Flora der Mischbestände so weit möglich berücksichtige. Bestandesliste der Sarothamnusformation im Onsernone. ® Dryopteris filix mas 2, Blechnum Spicant 1 (nur im untern O.), Pteridium aquilinum 3-8 (stellenweise fast bestandbildend), Polypodium vulgare 2 (Felsen, verbr. Osmunda regalis 2 (nur im untern ©, bis Cresmino, 500 m), Lycopodium complana- tum ssp. Chamaeeyparissus 1 (nur ein Standort ob Ronconaglio ca. 600 m), Juni- perus communis 3, Andropogon Gryllus 3—5 (in Rasen und auf Felsen des untern O. bis Cresmino, bis ea. 700 m ansleigend), Phleum phleoides 1 (nur im untersten Teile des Gebietes), Agrostis tenuis 1—3 (beweidete Rasen), Anthoxanthum odora- tum 3, Deschampsia flexuosa 1 (besonders unter Kastanien), Sieglingia decumbens 2 (trockene Magerrasen), Molinia i il media 2 (oft mit vor.), Poa bulbosa a) h (6) : F. rubra var. fallax 3 (in den meisten Trockenrasen), F. varia 5 (überall im felsigen Bestande), Bromus erectus 3, Brachypo strieta 3 (nur an der obern Grenze des Bestandes) vulpina 1 (nur bei Ron io), C. muricata ssp. Pairaei 2 (verbr., aber nicht häufig), C. leporina 1 (quellige Stellen, besonders in höhern Lagen hie und da), C. umbrosa 3 (verbr., bes. in « er Kastanienzone), GN (humose Gebüsche, selten) x Die Flora des Val Onsernone. 359 mehr in der Tiefe), Luzula pilosa 1 (hie und da auf Humus), L. nivea 3 rn 3; L. silvatica 2 (fast nur im untern B doch zuweilen auch über die Form Nn- steigend), L. campestris 2 (Magerrasen, verbr.), Tofieldia calyculata 1 ae a h verbr., aber zerstreut), Paradisia ee 1 (hie und da), Antherieum Liliago 3 (ziemlich häufig, verbr.), Allium sphaerocephalum 2 (verbr. bis 1000 m, doch nicht äufig), A. senescens 2 (felsige Orte, verbr.), Lilium re en ssp. croceum 2 (verbr.), Majanthemum bifolium 3 (bisweilen it in wer Nähe von Laubwäldern), Poly- gonatum offieinale 3 (verbr.), Tamus communis 1 (hie ai da bis 1000 m), Grocus albiflorus 2 (verbr. in Rasen und Humus, von er m an), Orchis Morio ssp, pietus 1 r bei Ronconaglio), ©. ustulatus 1 (verbr., aber selten), O. maculatus 2, Serapias EEE 9% (nur im untern O. bis Cresmino, mit Andropogon Gryllus), Platanthera bifolia 3 (verbr. bis ca. 1000 m), Sram a 9 (Magerwiesen auf gerodetem Sarothamnusbestand, nur bis Cres hier aber nicht selten), Salix cinerea 2 (feuchte, felsige Orte = u 55 (r ie 1 (wie vor.), S. caprea 2 (wie vor.), S. grandifolia 3 (wie vor., häufiger), ce tremula E a a, Juglans regia 1 he Corylus Avellana 1—8 (s. oben), Betula pendula 1—5 (s. oben), B. tomentosa } (nur wenige Exemplare auf t rein Terrain bei Ronconaglio beob- Amis incana 2 . oben), Fagus nr, 1—10 (s. oben und unter Forma- yllon häufig im untern O. bis Cresmino, bes. in gerodetem Bestand), Th. alpinum 2 (hie und da, verbr.), Rumex Acetosella 2 (truppweise auf blosser Erde), R. scutatus var. glaucus 3 (steinige Orte, verbr.), Silene vulgaris 3 (verbr.), S. rupestris 2 > Orte), S. Otites (nur im untern O.), S. nutans 2 ehe), Melandrium album 2 (bes- im Bißlleren O. von Loco bis Grana), Tunica Saxifraga 1 (nur bei Intragna), Dies Seguieri 3 IE D. Carthusianorum ssp. vaginatus 2 (Magerrasen, verbr.), Sapo- naria ocymoides 3 Ran Abhänge, verbr.), Moenchia mantica I (hie und da bis Loco), I Vitalba 1-2 (verbr.), C. recta 1 (nur im untern .O. bis Loco), Ane- mone Hepatica 5 Be häufig), A. nemorosa 2 (nur bis Russo, zerstreut), Ranun- eulus bulbosus 2, 'Thalicetrum minus 2 (verbr.), Berberis vulgaris 2 (verbr.), Arabis birsuta 1 (steinige Orte, zerstreut), Drosera rolundifolia 2 (nasse Felsen, verbr. bis 1000 m), Sedum Telephium ssp. maximum 3 (verbr.), $. roseum 1 (herabsteigend bei Auressio), S. album 3 (verbr.), $. mite 2 he ), S. rupestre 3 (überall an - trockenen Felsen, oft mit vor.), Sempervivum alpinum 3 .. Auer verbr.), Saxifraga Cotyledon 5 (wie vor.), S. aspera 1 (von 800 m an hie da), Rubus suleatus 5 (im untern und mittlern ©. sehr häufig), R. ulmifolius 2 es vor.), Fra- garia vesca 2 (verbr. = Potentilla micrantha 1 (Felsen, zerstreut), P. rupestris 3 (bis — ; 1200 m v erbr.), P. argentea 2 (wie vor.), P. erecta 1 (verbr.), Alchemilla alpina 2 (in höheren Lagen he selten), Rosa canina 2 (verbr.), Prunus Persica 2 (im untern 0. nicht selten verwildert), P. spinosa 1 (nur im untersten 0.), Genista germanica 3 (verbr.), Cytisus nigrieans 2 (verbr.), Laburnum alpinum 1 (verbr.), Sarothamnus scoparius 5—10 (s. oben), Trifolium rubens 2 (im untersten O. bis Loco), T. medium 1 (wie a .), Coronilla Emerus 2 (bis 900 m ziemlich verbr.), Geranium sanguineum 5 (nur b s Loco, dort gegen 1000 m ansteigend), Polygala Chamaebuxus 3, var. rho- dopleram 2 (verbr.), P. Hazet ssp. comosum var. pedemontanum 2 (im untern 0) nicht selten), Frangula Alnus 2 (im untern und mittlern 2-5 (vergl. Formation des ie Hypericum humifus Mauern), Cistus salviifolius 3—8 (nur im untersten O.), Viola eileeätris 2 (mehr ” tiefen Lagen), V. Rivinjana 3 (verbr. im untern und mittlern Gebiet), V. montana 3 360 2 Johannes Bär. (verbr.), Hedera Helix 2 (an Felsen um Auressio), Astrantia minor 3 (verbr.), Carum Carvi 1 (verbr.), Pimpinella Saxifraga 2 (verbr.), Peucedanum Oreoselinum 3 (bis Russo verbr., höher selten), Laserpitium prutenicum 2 (nur zwischen Cresmino und Auressio), Daucus Carota 2 (verbr.), Vaceinium Vitis idaea 2—3 (bes. in höheren . Lagen nicht selten), Calluna vulgaris 2—8 (vergl. Callunetum), Erica carnea 2 (spora- disch auf der linken Talflanke des untern O., auf der rechten häufiger), Primula hirsuta 2 ir 400 m herabsteigend), P. vulgaris 3 (im untern O. nicht selten), Ligu- strum vulgare 2 (nur am Talausgang), Gentiana Pneumonanthe var. latifolia 1 pe Ex. ob che 500 m), G. Kochiana 1 (hie und da, et bis 500 m), Vinca minor 1 (nur ne. Cavigliano), Vincetoxicum officinale 3 (verbr.), Teucrium Scorodonia 3 (verbr.), T. Chamaedrys 2 (nur im untern O. bis ee dort über 000 m ansteigend), Mei Melissophyllum 2 (wie vor.), Galeopsis Ladanum ssp. intermedia 3 (Geröll, zieml. verbr.), Stachys rectus 3 (verbr.), S. offieinalis 2 verbr.), Satureia alpina 2 nn s. in höheren Lagen nicht selten), S. Calamintha ssp. silvatica 2 (im mittleren Gebiet, zerstreut), S. vulgaris 1 (verbr.), Thymus Serpyllum 5 (in diversen Formen verbr.), Verbascum Lychnitis 2 (im untern und mittlern 0. verbr.), V. erassifolium 3 (bes. in höheren Lagen verbr.), Serophularia canina 2 (nur im untersten O.), Veronica Chamaedrys 1 (verbr.), V. officinalis 2 (verbr. ), V. spieata 1 (nur im Antersien en Digitalis an 2 (verbr.), D. lutea 1 (verbr.), Melampyrum vulgatum 3—5 (bes, im mittleren O. häufig), Euphrasia lutea 3 (nur im untersten 0. gegenüber nn. dort aber A E. strieta 3 (verbr.), Pedicularis tuberosa 2 (von ca. 700 m an), Orobanche Rapum Genistae 3 (verbr r.), O. alba 3 (verbr.), O. Teuerii 1 (nur bei Loco), Plantago serpentina 3 (nur am Südostabhang des Pigno b Loco, dort aber häufig), Galium vernum 2 (im untern = nicht selten), @. Mollugo ssp. tenuifolium 3 (verbr.), G. rubrum 2—5 (verbr.), G. ve ssp. praecox 2 (nur "im untern O., Valeriana tripteris 1 (verbr.), Suceisa re : (zieml. verbr.), Cam- panula spicata 2 (nur bis Auressio), C. barbata 1 (vereinzelt bis 500 m herabsteigend), C. rotundifolia 1 (Felsen, verbr.), C. Trachelium 2 (verbr.), Jasione montana 3 (verbr. im untern und mittlern O.), Phyteuma Scheuchzeri 3 (verbr.), Ph. betonieifolium 3 (verbr.), Solidago mn aurea 3 (verbr.), Aster Linosyris 2 (nur am Talausgang), Erigeron acer ssp. droebachiensis I (verbr., aber selten), Filiago minima 3. (steinige und sandige Orte dis untern O.), Antennaria dioeca 3 (bes. in höheren Lagen), Gna- phalium luteoalbum 2 (nur bis Auressio), G. silvaticum 1 (verbr.), Inula squarrosa 1 {nur im mittleren O.), Buphthalmum salieifolium 3 (verbr.), Artemisia campestris 3 (nur am Talausgang), Arnica montana 2 (von ca. 800 m an ziemlich regelmässig), Carlina acaulis var, caulescens 3 a ), €. vulgaris 3 (verbr.), .Carduus defloratus 3 (verbr, ), Centauren alba 3 (nur am Talausgang), C. Scabiosa ssp. badensis 1 (zerstreut Hypochoeris radicata 2 (steinige Orte, verbr.), H. maculata 3 (im untern O. auf feuchtem Terrain häufig, bes. in gerodetem Bestande), Pieris hieracioides 2 (im untern und mittlern O. verbr.), Chondrilla juncea 2 (nur bei Ronconaglio), Crepis eonyzifolia 2—3 (ziemlich verbr., doch nicht überall), Hieraeium Pilosella 3 (in en schiedenen Formen häufig), H. murorum ssp. tenuiflorum 5 (überall). e) Formation (?) der Goldregen-Gebüsche. [Laburnum alpinum (Miller) Presl] Eine eigentliche Formation bildet der Goldregen zwar im Gebiet nirgends, doch sind die Pflanzen in oft grösserer Zahl andern Busch- gehölzen beigemengt und namentlich zur Blütezeit ein sehr auffälliger Die Flora des Val Onsernone. Ä 361 5 Schmuck der schroffen Steilgehänge, namentlich an etwas feuchteren Stellen. Die tiefstgelegenen Exemplare finden sich schon bei 400 m mit der Birke, häufiger sind sie in der Corylusformation und im Buchenwalde, immer an fast unzugänglicher Stelle. Die höchsten Exemplare traf ich weit über der Buchengrenze, innerhalb der Lärchen- zone bei der Alpe Albezona, ca. 1900 m hoch. Die Blüten werden am Fronleichnamsfeste massenhaft gesammelt und auf den Weg der an diesem Tage abgehaltenen Prozessionen gestreut, und es ist deshalb die Flucht des Strauches an unzugängliche Stellen sehr erklärlich. Auch sonst bilden die prächtigen Blütenzweige einen beliebten Schmuck der Wohnungen. Irgendwelche andere Bedeutung kommt dem Gold- regen aber im Gebiete nicht zu, als Holzlieferant ist er zu wenig ertragreich und das Weidevieh verschmäht ihn infolge seiner Giftig- keit. Hervorzuheben ist. noch die Tatsache, dass der Strauch im Tessin beträchtlich weiter verbreitet ist, als die Karte von Christ (Pflanzenleben der Schweiz) angibt, so fand ihn z. B. Jäggli auch am Nordabhang des Camogh®, Chenevard im Val Verzasca und ich ausser dem Onsernone auch im Val di Campo und Maggiatal; ebenso findet er sich im Misox und nahezu dem ganzen Tessintale vor. d) Formation der Alpenerlen-&ebüsche. [Alnus viridis (Chaix) DC.] Im Gegensatz zu voriger Formation bildet die Alpenerle, vor- wiegend auf feuchtschattigen Nordabhängen höherer Lagen, meist dichtgeschlossene und ausgedehnte Bestände. Die ausgedehntesten derselben finden sich am Ostabhang der Cima di Tramone, einem Ausläufer des Pizzo Pelose, von 1650 bis 1950 m, hie und da ge- mischt mit Lärche; ferner am Nordabhange des Pizzo Ruscada- Massivs, besonders am Mattaruceo und bei Peecia lunga, von 1300 bis 1645 m, also bis zur dortigen Gipfelhöhe, sowie in der Valle dei Pizzi von 800 bis 1800 m, in der Tiefe auf die Steilschlucht be- schränkt, höher die ganze Fläche bekleidend, aber etwas gemischt mit Tannenwaldungen (vorwiegend Weisstannen) und Lärehen. Einige nahezu reine Bestände finden sich auch in der mittleren Gebirgskette des Onsernone am Nordabhang des Pizzo Zucchero von 1700 bis 1850 m, sehr ausgedehnte auch am Nordabhang der Creste bei Seiu- pada von 1600 bis 1900 m. Der ausgedehnteste Alpenerlenbestand des ganzen Tales findet sich aber im Hintergrunde des Val di Ver- geletto unterhalb den Alpen Medaro und Porcareecio, von der dort bei 1350 bis 1400 m gelegenen Talsohle bis 1800 m sozusagen die einzige herrschende Holzart und nur hie und da von Lärchenstreifen durchzogen. Einzelne kleinere Bestände finden sich auch im Gebiet 362 : Johannes Bär. der letztgenannten Alpen selbst, von 1600 bis 1800 m auf Medaro und von 1800 bis 2000 m auf Alpe Porcareccio. Vereinzelt geht die Alpenerle dort sogar bis 2300 m, aber nur in kleinen Gruppen, die den Namen einer Formation nicht mehr verdienen. Ausser den be- reits angeführten grösseren Beständen bekleiden kleinere, meist schmale Streifen jeden Lawinenzug, die meisten Steinrüfen und Bach- rinnen, auch wieder meist auf Nordlagen im ganzen Gebiet, in der südlichen Kette bis ca. 650 m herabreichend und sich dort dem Birken- bestand oder Grauerlenbuschwald beimischend. Die Alpenerle ist auch wie keine andere Holzart unseres Ge- bietes zur Besiedelung der letztgenannten Oertlichkeiten geeignet, indem ihre Wuchsform sie dazu befähigt, sich unter dem Druck des Lawinenschnees, der Felstrümmer oder Wassermassen platt dem Boden anzuschmiegen und sich, ohne dauernden Schaden genommen zu haben, nachher wieder aufzurichten. Sie bildet im Urgebirge das Analogon der Legföhrengebüsche und wächst vorerst wagrecht oder absteigend ‚vom Abhange weg, um dann ihre Stämmchen bogig aufzurichten, was die Passage der Bestände äusserst mühsam gestaltet. So führt ein sonst guter Weg von Monte Sett gegenüber Crana nach der Alpe Lombardone durch die Alpenerlenbestände der Valle dei Pizzi, kann aber in der ganzen Ausdehnung fast nur kriechend zurückgelegt werden und ist selbst Ziegen und Schafen zu beschwerlich. Die Folge dieses Umstandes ist, dass die Alpenerlenbestände allgemein wenig beweidet werden und ihre Flora von allen Bestandestypen am ehesten den Charakter der Ursprünglichkeit bewahrt hat. Der häufigste Bestandteil der Unterflora besteht, namentlich in lückenhaftem Be- stande, aus Rhododendron Ferrugineum, in der Regel mit seinem treuen Begleiter Calamagrostis villosa, welche die häufigste Grasart auch der reinen Alpenerlenbestände ist. Neben derselben findet sich in Ge- sellschaft der Alpenerle in der Regel eine Reihe von meist hoch- wüchsigen, feuchtigkeitsliebenden Stauden, die der in unserm Gebiete sonst wenig vertretenen Hochstauden- oder Karflur zuzuzählen wären und sich meist durch kräftige Entwicklung der Blattflächen vor den übrigen Pflanzen dieser Höhenlagen unterscheiden. Immerhin fehlen ın unserm Gebiete einige Arten, die anderwärts in den Alpenerlen- beständen regelmässig auftreten, sozusagen völlig, z. B. Cicerbita alpinum, Aconitum Napellus u.a. Bettelini (l. e. pag. 81) und Geilinger (1. e. pag. 197) betrachten wenigstens die tiefgelegenen Alpenerlenbestände als eine Folge- formation des zu spät geschlagenen Buchenbestandes, welcher Auf- fassung ich mich, wenigstens für unser Gebiet, nicht anzuschliessen vermag. Die Lokalitäten, welche die Alpenerle besiedelt, sind hier Die Flora des Val Onsernone. 363 ‚der Buche zu feucht und sie meidet dieselben auch ohne den Eingriff des Menschen, besiedelt dagegen hart neben den feuchten Talrinnen und Steinrüfen die trockeneren Rücken; es ist also ein durch die - Bodenfeuchtigkeit bedingter Wechsel zwischen diesen beiden Holzarten. ie Wechselbeziehungen zwischen Alpenerle und Alpenrose streift kurz Jäggli (l. c. pag. 72) und kommt zum Schlusse, dass auf Mineral- boden die Alpenerle die Oberhand gewinne, weil die mit einer Mycor- ‚rhiza versehene Alpenrose nur in stark humosem Boden zu vegetieren 'vermöge (vergl. auch „Stahl, Der Sinn der. Mycorrhizenbildung‘, Leipzig 1900). Nach meinen Beobachtungen kann ich mich dieser Ansicht völlig anschliessen; denn’ nicht der grössere oder geringere Feuchtigkeitsgehalt des Bodens bedingt das Vorkommen der einen oder andern Art, sondern der Gehalt an Humus, resp. mineralischen Nährstoffen. Die Vegetation der Alpenrosenbestände ist eine relativ ' magere Humusflora; wenn nun zum ansehnlichen Humusgehalt auch reichere Mineralsalze kommen, so zeigen sich sofort die Alpenerlen als der herrschende Bestand. Pflanzen, die beiden Formationen ge- meinsam sind, gedeihen im Alpenerlenbestande trotz seines grösseren Schattenwurfes weit üppiger, so namentlich einige Farne, wie Dryop- teris montana, D. spinulosa, Athyrium alpestre, A. Filix femina, Achillea maerophylia ete. Ein ungefähres Bild der Flora der Alpenerlenbestände vermag die folgende Liste der auf vielfachen Exkursionen in diesen Gebieten notierten Pflanzen zu geben. Auf kleineren Gebieten ist natürlich auch die Pflanzenliste entsprechend artenärmer. Pflanzenliste des Alpenerlenbestandes im Onsernone. Athyrium Filix femina 3 (in allen Höhenlagen verbr.), A. alpe e’2—3 (vo ea. 1500 m an ziemlich verbr.), C. fragilis 2 (verbr.), Dryopteris St 3 Inberan) Filix mas 3 (bes. in tiefern Lagen verbr., von 1500 m ab selten er), D. spinulosa D. montana 3—5 (verbr.), stellenweise fast bestandbildend, so bei Seiupada 1700 m), D. aculeata ssp. lobata 1 (verbr., aber sehr zerstreut), D Lonchitis 1 (Geröll), verbr.), D. Braunii 2—3 (ziemlich verbr. bis 1500 m, alten höher, gern in groben Geröll), Asplenium Trichomanes 9 (an Felsen tieferer Lagen), A. viride 1 (nur in einigen Schluchten gegenüber Crana, 700-800 m), Allosurus erispus 3 (Geröll, verbr.), Polypodium vulgare 1 (hie und da auf Felsen, verbr.), Lyco- Podium Selago 1 (verbr.). L. clavatum 2 (verbr.), L. 'annotinum 2 (verhr.), Selagi- nella selaginoides 3 (Rasen in höheren Lagen über 1600 m ve erbr., selten tiefer), S helvetica 3 (nur in tiefen Lagen, 800-1100 m, dort aber häufig), Abies alba (s. oben), Larix deeidua (s. oben), Picea excelsa (s. oben), Anthoxanthum odoratum 1 (hie und da, bis zur Grenze des Bestandes), Phleum alpinum 1 (verbr., aber nicht häufig), Agrostis tenuis 3—5 (verbr., in Lücken tieferer Lagen oft bestandbildend), Calama- grostis varia 2—3 (besonders Een Rutschhalden, fast ebenso häufig wie im zei wald), ©. arundinacea 3—5 (nicht selten in Steilschluchten geschlossene Rasen bi dend), C. villosa 58 a mit der Alpenrose auftretend, auf weiten Strecken 364 Johannes Bär. AEEBIOIEIDIEN Deschampsia flexuosa 2 (besonders mit der Alpenrose, nicht überall), ns 1 (nur in tiefen Lagen, 800—1300 m), Poa alpina 2 (verbr.), P. Jaxa 2 ag über m, dort aber nicht selten), P. nemoralis 2 (nur in tiefen Lagen bis va Bra : Lagen, besonders unterhalb 1400 m, häufigste, bestandbildende Art), Nardus strieta 1—3 (meist mit der Alpenrose), Carex leporina 2 (an quelligen Stellen verbr.), € atrata er atterrima 1 (zuweilen im Humus der Alpenrosengebüsche), C. ferruginea 1 (sehr selten und nur in tiefen Lagen bis 1100 m), C. pallescens 2 (verbr.), Luzula nivea 2—3 (verbr.), L. spadicea 3—5 (schattige Rasenbänder auf Felsen, nicht unter 1500 m), Veratrum album 2—3 (verbr.), Streptopus amplexifolius 1 (nur in der Tiefe von 800—1000 m), Orchis maculatus 2 (verbr.), Salix grandifolia 2 (verbr.), S. albi- viridis 8-10, A.incana 3 (in tiefen Lagen), Fagus silvatica 1-5 (s. oben), Rumex scutatus 3-5 (meist auf schatt. Geröll, verbr.), R. arifolius 1 hie On digyna 1 (Geröll, doch meist höher), Polygonum viviparum 1 (schattige, hum enbänder, selten unter m), P. Bistorta 2 (verbr., aber zerstreut), oe ar nus Henricus 2 (bes. auf Lägerstellen, verbr.), Melandrium diovecum 3 (verbr.), Stellaria nemorum 3 (ge- sellig, bes. auf he in der Tiefe ssp. glochidosperma, höher ssp. montana), Moehringia muscosa 3 (verbr., bes. auf Geröll), Trollius europaeus 2 (verbr., aber nicht häufig), Aconitum variegatum 1 (nur im Valle dei Pizzi), Anemone Hepatica 3 (bes. in tiefen en überall), ee geruit 1 (selten), Thalietrum aqui- legifolium 1 (verbr., aber nicht häufig), Cardamine resedifolia 2 (schattige Felsen, verbr.), C. ihnen 1 "ud unter 800 m), Kae nn 2 (verbr. auf Geröll, do ch nicht häuflg), Sedum roseum 3 (bes. über 1800 m verbr. auf Felsen und Geröll), =: Saxifraga Cotyledon 3 ee e Felsen, verbr.), S. cun a 3 (wie vor.), S. aizoides 3 (verbr., aber nicht häufig), S. stellaris 3 (häufig an nassen Stellen, Quellen, Bächen): S. Seguieri 2 (feuchte Orte, bes. der alpinen Zone, selten tiefer als 1800 m), . 107 tundifolia 3 (verbr., auf schattigem Geröll), Sorbus era 2 (verbr.), Rubus Idaeus 3 (bes. in tiefen Lagen häufig, verbr.), Fragaria vesca 1—3 (verbr.), Potentilla aurea 2 (feuchte Felsen), P. ereeta 2 (verbr. ); Sibbaldia proecumbens 1—2 (bes. in Schnee- mulden), Sieversia montana 2 (verbr., bes. in höheren Lagen), Alchemilla penta- ‚in Kr var. nivale 2 (verbr.), Gran silvaticum 3—5 a , Impatiens alpinen Zone), Circaea alpina 3 (verbr., aber nicht häufig, kolonienweise), C. inter- a 1 (nur an einem Standort bei Fontai), C. Lutetiana 3 (verbr. bis ca. 1500 m), trantia minor 3 (verbr.), Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii 3—5 (verbr., häufig frt bestandbildend), Molopospermum peloponnesiacum 1 (felsige Steilhänge, selten und mehr im östlichen Gebiet, bis 2000 m), Ligusticum Mutellina 2 (in höheren en verbr., hochwüchsig), Peucedanum Ostruthium 1 (verbr., aber nicht häufig), rola minor 2 (verbr.), Rhododendron ferrugineum 3—8 /s. oben und unter den a N Vacceinium Vitis idaea 2 (verbr.), V. uliginosum 2 (nur in höhern Lagen), V. Myrtillus 3—5 äufig, bestandbildend, s. auch Formation der Heidelbeergebüsche), Primula hirsuta 3 (verbr., stellenweise auf feuchten Felsen häufig), Soldanella alpina 2 (verbr. von 800 m an), Gentiana purpurea 2 (verbr., ee u . Die Flora des Val Onsernone. 365 von 1500 m an), G. asclepiadea 2 (nur unter 1300 m), G. Kochiana 2 (verbr.), G. ra- mosa 3 (verbr., meist hochwüchsig), Ajuga pyramidalis 1 (in Lücken, zerstreut von 1700 m an), Prunella vulgaris 2—3 (verbr.), Galeopsis Tetrahit 2 (meist auf Lägern), Stachys ai malte 2 (verbr., bes. in tiefern Lagen), Salvia glutinosa ee bis ca. 1500 m), Satureia 2 et ), Scrophularia nodosa 2 (ziemlich verbr. bis 1700 m), Veronica - latifolia 3 (verbr.), V. offieinalis 1 (verbr.), Digitalis ambigua 1 wo ), Melampyrum silvaticum 3 (ve eb Pedieularis Kerneri 2 (von 1700 m an verbr.), Euphrasia minima 3 (in schattigen, kurzen Rasen von 1600 m an nicht Ama Pinguicula vulgaris ssp. leptoceras 2 (verbr. an schattig-feuchten Felsen), Lonicera nigra 1 (nur vereinzelt im hintern Vergelettotale), Valeriana tripteris 2—3 (feuchte Felsen, verbr.), Phyteuma hemisphaericum 2 (verbr. von 1700 m an, meist auf Felsen), Ph. Scheuchzeri 1 (wie vor., aber mehr in der Tiefe), Ph. betoniecifolium 3 (verbr.), Cam- panula barbata 2 (verbr.), C. kocbleirifelie 1 (truppweise an nassen Felsen, verbr.), C. Scheuchzeri (verbr.), C. exeisa 3—5 (häufig auf feuchtem Felsschutt des hintern Val di Vergeletto von 1600 m 2 BT E bis 1100 m herabsteigend), C. Trachelium 1 (in tiefer erbr., aber nicht häufig), Adenostyles glabra 1 iefern ‚ (sehr vereinzelt in rs Schuch) A. RER 3 ‚wie vor., häufiger, verbr.), A. tomentosa 1 (nur am Nordabhang des Pizzo Medaro mit den letzten Vorposten der en Bellidiastrum a ä a Felsen, Be ), Gnaphalium supinum 2—3 (in ern Lagen verbr., bes. in Schneemulden), G. silvaticum 1 (verbr., aber sehr N G. norvegicum 2 (in höhern Lagen häufiger als vor.), Achillea ma- ke 3 (von 1600 m an verbr. und ziemlich häufig), A. moschata 3 (Geröll, von an häufig), Chrysanthemum alpinum 2 (feuchte Felsen und Geröll, von 1300 m an, Bug aber erst über 1600 m), Doronicum Clusii 2 (Felsschutt der alpinen Zone), von ca. 1800 m an nicht selten, Senecio Fuchsii 2 (verbr., bes. in tiefen Lagen), Car- duus defloratus 1 (etwas trockenere Felsen, verbr.), Cirsium spinosissimum 3 (von 1700 m an verbr., bes. in Schneemulden und auf Viehlägern), Centaurea uniflora 1—2 (in höhern Lagen nicht gerade selten, oft uxuriante Formen), Leontodon pyrenaicus 3 (von 1500 m an verbr.), Taraxacum offieinale ssp. alpinum 2 (wie vor., doch Lactuca muralis 1 (schattige Felsschluchten, nur bis 1100 m), Crepis aurea 2 (vo 1700 m an verbr.), €. paludosa 1 (an Bachufern, selten), Prenanthes purpurea i (selten und nur in tiefen Lagen), Hieracium glanduliferum 1 (von ca 1 m ziemlich verbr., doch meist mit der Alpenrose), H. murorum SSp. tenuiflorum 2 (verbr.), H. ustulatum 1 (wie Sich H. alpinum 2 (wie vor., nicht selten an schattigen Felsen), . nigrescens ssp. rhaeticum 2 (wie vor.), H. intybaceum 2 (felsige Orte, auch Ge- röll, von 1700 m an ih selten), H. juranum 1 (sehr selten, in den obersten Vor- e) Formation der Legföhrengebüsche. (Pinus montana Miller) Die Legföhrengebüsche sind im Onsernone, wie die 'Föhren über- haupt, ausserordentlich spärlich vertreten, und der einzige im Gebiete angetroffene Bestand derselben ist zugleich auch der einzige Standort: der Art überhaupt. Er findet sich oberhalb der Alpe Boscaccio auf einer: grobblockigen Geröllhalde, vermutlich einer Seitenmoräne eines kleinen Lokalgletschers, an der Westflanke des Val di Cranello in einer Höhe von 1600 bis 1900 m, in Ostexposition. Der Bestand ist dort aber sozusagen völlig geschlossen und die wenigen Lücken werden in der Regel von 366 Johannes Bär. Juniperus communis var. montana eingenommen. Auch die Alpenrose ist als Unterholz ziemlich reichlich vertreten. Da der Bestand über der dortigen Buchengrenze (1550 m) liegt, grenzt er überall an lockern Lärchenwald mit viel Zwergwacholder-Unterholz, und dementspre- chend ist auch seine Unterflora von der des letztgenannten Bestandes nicht spezifisch verschieden, so dass ich darauf nicht näher einzutreten brauche. Ganz vereinzelte Legföhren treten auch auf dem diesem Bestande gegenüberliegenden Talgehänge auf, schliessen aber nicht einmal zu Gruppen zusammen. 3. Formationsgruppe der Zwergsträucher. Als solche bezeichne ich eine Anzahl von gesellig auftretenden Holzpflanzen, deren Höhe durchschnittlich unter einem Meter liegt und die den Boden in der Regel so dicht besetzen, dass die Gräser und Kräuter resp. Stauden in Bezug auf Individuenzahl in Minder- heit vorhanden sind. Diese Zwergsträucher treten sowohl als Unter- holz in bereits besprochenen Wäldern und Gebüschen, als auch selb- ständig auf und leiten beim Auseinanderrücken der Büsche und daherigem grösserem Prozentsatz von gras- oder krautartigen Pflanzen zum Vegetationstypus der Grasfluren über. Brockmann (]. ce. pag 278) fasst die ganze Formationsgruppe unter dem Begriff „Formation der ' Zwergstrauchheide* zusammen; ich möchte den Begriff „Heide“ be- schränkt wissen auf die Bestände der Erica carnea, Calluna vulgaris, der drei Vaceinien: (V. Vitis idaea, V. Myrtillus und V. uliginosum) und anderer niedriger Ericaceen mit Ausschluss der Alpenrose, die in unserem Gebiete in Bezug auf Stammhöhe die Grenze der hoch- stämmigen Gebüsche streift. Ausser den bereits genannten zähle ich zu dieser Formations- gruppe noch einen (in der Schweiz wenigstens) durch seine Selten- heit bemerkenswerten, sehr charakteristischen Bestand, nämlich den des Cistus salvüifolius, der am Eingang ins Onsernone auftritt, und zwar in einer Individuenzahl, wie wir sie an den bisher mehr be- kannten Standorten um Locarno, Ponte Brolla und Ascona kaum an- treffen. Ferner gehört physiognomisch der Zwer -gwacholderbestand noch hieher, der im Onsernone in den höchsten Lagen eine nur zu grosse Rolle spielt. ziehe vor, die einzelnen genannten Bestände noch als be- sondere Formationen zu bezeichnen, auch wenn sie nur als Unter- holz in Wäldern und nicht selbständig auftreten; die meist grosse Flächenausdehnung dieser Bestände lässt mir dies als gerechtfertigt erscheinen, wenn ich auch ‚zugebe, dass diese Formationen in Bezug Die Flora des Val Onsernone. 367 auf ökologische Wertigkeit mit der Bedeutung der Waldformationen nicht ganz auf gleiche Stufe zu stellen sind. So hätten wir, ungefähr nach der Höhenlage in aufsteigender Richtung geordnet, in diesem Abschnitt folgende Formationen zu be- sprechen: ; a) Formation der Cistrosengebüsche. b) Formation der Schneeheide. c) Formation der Besenheide. d) Formation der Alpenrosengebüsche. e) Formation der Heidelbeergebüsche. f) Formation der Zwergwacholdergebüsche. a) Formation der Cistrosengebüsche. (Cistus salviifolius L.) Dieser Bestand besiedelt einen der heissesten Abhänge der Schweiz, ist also schon durch seinen Standort als ausgesprochen submediterrane Pflanzengesellschaft charakterisiert. Er tritt schon ausserhalb unserer Gebietsgrenze am Südabhang des Salmone auf, überschreitet aber doch die Wasserscheide des Onsernone noch be- trächtlich und soll darum auch in diesen Abschnitt die ihm gebührende Würdigung als Vertreter des ausgesprochensten Mediterranklimas finden. Wie bereits Christ (l. e. pag. 37—39) in seiner klassisch schönen Sprache dargetan hat, ist es besonders die reiche Fülle der Niederschläge, gepaart mit südlicher Kraft der Insolation und vor allem der milde, sozusagen frostfreie Winter, der dem Cistus an “ diesen privilegierten Halden die Existenz erlaubt. Auf den ersten Blick mutet uns das Cistetum als ein Xerophytenverein an; dem ist aber durchaus nicht so, denn obwohl die Cistrose die sonnigsten Fels- abhänge bewohnt, ist sie absolut kein Xerophyt, sondern es ist ihr Vorkommen an eine, wenn auch nur unterirdisch in den Fels- rTitzen verhandene, fortwährende Befeuchtung gebunden. Wohl jedem Sammler ist schon das rasche Welkwerden der abgeschnittenen Zweige, besonders aber der zarten weissen Blüten zu seinem Leidwesen auf- gefallen, was doch sicher nicht für die Ausrüstung eines Xerophyten spricht. Die Cistrose sucht an diesen sonnigen, scheinbar dürren Felsen eben nur die starke Insolation auf, die sie verlangt, und dies wird ihr durch das feuchtwarme Klima und die reiche Bergfeuchtig- heit ermöglicht. Sie zeigt in dieser Beziehung völlige Analogie mit . Sarothamnus scoparius, der auch immer in ihrer Gesellschaft mehr oder weniger häufig auftritt, aber bei weitem nicht so extreme An- sprüche stellt. g Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 24 368- i Johannes Bär. Die Begleitflora der Cistrosenbestände ist nun ein interessantes Gemisch von wärmeliebenden südlichen Arten mit solchen der um- liegenden Alpengebiete, die hier neben der starken Insolation ihrer höher gelegenen Heimat trotz der grossen Wärme genügend Feuchtig- keit vorfinden, um bis an den Fuss des Gebirges herabsteigen zu können, und sich infolge der Kombination dieser drei Faktoren oft in bemerkenswerter Fülle entwickeln. In der Aufzählung der Be- gleiter gehe ich der Vollständigkeit wegen über die Grenzen unseres Gebietes etwas hinaus, allerdings nicht über Cavigliano im Pedemonte. Die nur ausserhalb des Einzugsgebietes des Onsernone vorkommenden Arten sind durch ein vorgesetztes * kenntlich gemacht. Pflanzenliste der Cistrosengebüsche oberhalb Cavigliano (S-Exposition, 300—500 m). Athyrium Filix femina 2, Cystopteris fragilis 2 (beide an feuchten a Dryopteris montana 3 (nasse, etwas schattige a gesellig), D. Filix mas 2 (bes. i Felsritzen), Bi Spicant 1 (humose, feuchte Stellen), Asplenium CGeterach 2 ee en sonnige Mauern und Felsen), A. Trichomanes 5 (überall). A. septentrio- e 3 (wie vor.), A. germanicum 2 A den Eltern, nicht Eu A. Adiantum nigrum 2 Kree Felsen), A. Ruta raria 3 (bes. an Mauern, seltener Felsen), Pteridium aquilinum 3—5 (humose bis torfige Stellen, auch im Geröll, häufig), ae en veneris 2 (nasse _. an Marantae 1 (sonnige, uer, nur noch 3 Exemplare), Polypodium ssp. serratum 2 beeaiiee Felsen), Osmunda regalis 3 (nasse, Se ” Be Selaginella hel- vetica 5 (nasse Felsen), Juniperus communis var. vulgaris 3, Andropozon Gryllus 3 (buschige Felsen Aamasee A. Ischaemon 1 (trockene, flachgründige Rasen auf Felsköpfen), Anthoxanthum odoratum 3 (wie vor.), Phleum phleoides 2 (steinige Orte), Agrostis Bis 2 (magere Rasen), Calamagrostis Epigeios 1 (buschige, feuchte Felsen), Holcus lanatus 3 (feuchte, arg Rasen), Aira caryophyllen 2 (Magerrasen, sandige Stellen), Sieglingia decumbens 2 (magere Rasen), Cynodon Daetylon 3 (sonnige Mauern und Felsen), win coerulea 3 (buschige Felsen, Riesenexemplare, humose Rasen, dort niedriger), Koeleria eristata ssp. gracilis 2 (magere Rasen, bes. auf Felsköpfen), Briza media 3 (feuchte, sonnige Magerrasen), Cynosurus eristatus 2 (wie vor.), Poa bulbosa 2 (magere Rasen auf Felsköpfen), Vulpia Myuros 3 (sandige, steinige Stellen), Festaca Lachenalii 2 (wie vor., doch nür stellenweise), Festuca ovina ssp. capillata 3 (magere Rasen, Felsen), eis var. fallax 5 (magere e Bromus erectus 2 (magere Rasen), Brachyp»dium pinnatim 2 hefes Abhänge), erus urireie 3 (quellige Orte, nasse Felsen), C. fuscus 1 (wie vor.), Isolepis setacea 1 (auf feuchtem Sande, gesellig, aber nicht häufig), * Schoenus nigricans ? (nasse een Bjoern alba 2 (kleine ee nasse Felsen, gesellig); Carex flava ssp. lepidocarpa 2 (wie vor.), * C. punetata 1 (wie vor., selten), * Jun eur es J. articulatus 2 (wie vor.), Luzula nivea 3 (humose Stellen, Gebüsch). R estris ssp. maltiflora 2 (wie vor.), Tofieldia calyeulata 2 (nasse Felsen und Que kn Antherieum Liliago 3 (überall an trockenen Felsn), Allium sphaeroce- Die Flora des Val Onsernone. 369 phalum 2 (wie vor.), A. senescens 3 (ebenso, häufiger), Lilium bulbiferum SSp. eroceum 3 (sonnige Felsen), Muscari comosum 2 (wie vor.), * Ruseus aculeatus (selten, nur unterhalb Gavigliano), en atum offieinale 3, Tamus communis 2, * Agave americana 2 (im Pedemonte nur kult.), Crocus albiflorus 2 (nicht selten bis an den Fuss der Berge), Orchis Morio ssp. pie au 1 (moorige Rassen), OÖ. corio- phorus 2 (wie vor.), O. tridentatus 1 (steinige, trockene Orte), ©. masculus 1 (Ge- büsch), Seat longipetala 3 (moorige Wiesen, häufig), Gymnadenia conopsea 3 (wie vor.), Platanthera bifolia 2 (humose, meist feuchte Orte, a Spiranthes spiralis 3 (moorige, trockene bis feuchte Rasen), Liparis Loeselii 1 (nur in wenigen En ren in einem Quellmoor mit Spha; a Salix alba 2, S. Een 4; tula verrucosa 2, Castanea sativa 3, Quercus pubescens 3, Morus alba 2 (ver- wilder), Ficus Carica 1 (wie vor.), Parietaria Onlanate var. ramiflora 3—5, * Aristo- lochia Clematitis 1, * Rumex pulcher 2 (steinige Orte, längs der Mauern), R. scutatus var. glaucus 3 (wie vor.), R. Acetosella 3 (wie vor.), Polygonum dumetorum 2 (Gebüsch), Phytolaeca decandra 3 (wie vor.), Silene rupestris 3 (steinige Orte), S. Otites 2 (sonnige, trockene Felsen), S. nutans 3 (wie vor.), Melandrium album . (Gebüsch), Dianthus Seguieri 3 (wie vor.), D. Carthusianorum 2 (trockene Rasen und Felsen), * D. Caryophyllus ssp. silvester 2 (sonnige Felsen), Saponaria oceymoides 3 an Orte), Stellaria uliginosa 9 (quellige Orte), Cerastium brachypetalum 3 (auf Felsköpfen), Moenchia mantica 2 (feuchte, sonnige Rasen), Spergularia campestris 3 (steinige, a Stellen), Scleranthus annuus 3 (wie vor.), Clematis Vitalba 3 (Ge- büsch), C. reeta 2 (wie vor.), Ranunculus bulbosus 3 (trockene Rasen, steinige Orte), Berberis v ere) ris var. alpestris 2 (sonnige Felsen), * Fumaria capreolata 1 (Gebüsch), * Hesperis ınatronalis 1 (Gebüsch), Drosera rotundifolia 2 (Quellmoore, Et Me Sedum Telephium ssp. maximum 3 (sonnige Felsen), $. annuum 3 vor.), S. album 3 (wie vor.), S. rupestre 5 (wie vor.), Sempervivum alpinum 3 te or.), Saxifraga Cotyledon 3--5 (feuchte Felsen, auch an sehr sonnigem Standort), Par- nassja palustris 2 (meist mit a NR Aria 1, Amelanchier ovalis 1, Rubus atus 5 ifoli büsch), Potentilla mierantha 8 ar (beide an REREER, Felsen), P. argentea 3 (auf trockenen Felsköpfen), * P. recta 1 (buschige Stellen), P. Gaudini 2 (steinige, sonnige Orte), Geum urbanum 1 (Gebüsch), Agrimonia ‚Eupat oria 2, Rosa canina 3, ilde Ma parius 3—8 (ve ergl. oben), Bro rubens var. hirsutum 2, T. arvense 3, T. mon- tanum 3 (magere Rasen), T. patens 2 (feuchte, magere Rasen), Lotus corniculatus var. tenuifolius 3 (steinige oe ) var. hirsutus 2 (wie vor.), Astragalus glyeyphyllus 2 (buschige, steinige Stellen), Hippocrepis comosa 2 (steinige Rasen), Vieia angusti- foli (son e Orte), & lis co lia 3 ige Rasen, steinig eranium sanguin 5,0 li rni- eulata 3—5 (sonnige Mauern und Felsen), Linum eatharticum 2 (feuchte Rasen und nasse Felsen), Polygala vulgare ssp. comosu edemontanum 3 (steinige, sonnige uDe . Rasen), * Euphorbia Lathyris 1 (nur als erenchn E. Cyparissias 3 (sonnige Rasen, steinige Orte), Frangula Alnus 2, Malva Alcea 3 (felsige, ge Orte), Hyperieum humifusum 3 (nasse Felsen und Mauern, Kiesgruben), H. mon anum 2, Cistus gr 5—8, Helianthemum nummularium ssp. nummularium 3, Yiola Riviniana 3,-V. silvestris 3, V.montana 3, V.canina 1 (alle an buschigen, felsigen Orten), * Opuntia us 1 (auf Mauern kult., selten verwildert), Epilobium Do- donaei 2 (steinige Orte), E. collinum 3 (feuchte Felsen), Circaea lutetiana 2 (schat- tige Orte), Hedera Helix 1 (an Felsen), Carum Carvi 2 (steinige Orte, mägere Rasen), Pimpinella Saxifraga 3 (wie vor.), Peucedanum Oreoselinum 3—5 (buschige Ab- 370 5 Johannes Bär. hänge), P. Cervaria 2 (buschige Felsen, ee) Daucus Carota 3 (steinige Orte), Cornus mas 1, Calluna vulgaris 3 (m Aa Primula vulgaris 3, Ligustrum vulgare 2, Fraxinus excelsior er inea ‚ Vincetoxicum offiei nale 3, Echium Ana 9 (steinige Orte), Ajuga genevensis 1 (trockene, steioi Orte), Teucrium Scorodonia 3, T. Chamaedrys 2 (sonnige Felsen), Prunella vul- garis 2, P.gran en, er littis Meiesoparlium 9, Stachys officinalis 2, S. rectus 3—5, Er Serpyllum = polytrichus 3—5 (sonnige Felsen, steinige Orte), * Verbas- m thapsiforme 1, V. Lychnitis 3, var. abanı 1, Linaria italica 1, L. minor 3 Beide an steinigen Stellen), er canina 3 ve ie vor.), Gratiola offieinalis 2—5 (Quellm u nasse Wiesen und Felsen), Veronica Chamaedrys 3, V. spicata var. orchidea 3 (bis 60 cm hoch), Bophrasia ae , Rhinanthus es ssp. - medius 3 (trockene, magere Rasen), GEN A 1 (magere, feuchte Rasen), Orobanche Rapum Genistae 3, O. Teuerii 1, ae RR var. capitata 2 ne Orte), Galium Mollugo ssp. tenuifolium 3, G. rubrum 2—5, G. verum ssp. praecox 2, * Lonicera Ad Er a offieinalis 1, Scabiosa gramuntia ssp. ran 3, S. Golumbaria 3, * Bryonia dioeca Ab Jasione montana 5, Phyteuma Scheuchzeri 2, Ph. betnieifolfen 3, Campanula spicata 2, C. rotundifolia 2, C. Tr-a chelium 2, Solidago Virga-aurea 3, Aster Linosyris 2, Filago minima 5 (sandige Orte), Gnaphalium luteoalbum 3, G. silvaticum 1, Inula squarrosa 1, Bupbk thalmum a are Achillea Miltefolhun Chrysanthemum Leucanthemum 3, * Ch. corym- a Absinthium 1, A. vulgaris 2, A. campestris 2, Carlina acaulis var. le . C. are 3, Carduus a var. rhaeticus 3, Centaurea alba 2, C. dubia 3, C. Scabiosa ssp. badensis 1, A maculata 3, Pieris hieracioides var. Are 2, Conile juncea 2 (sandige, trockene Orte), Crepis conyzifolia 2 (magere Wiesen), * setosa 1 (buschige Strassenränder), Hieracium Pilosella 3 ee m en Fl, in diversen Unterarten), H. muro- rum ssp. tenuiflorum 3—5, H. florentin b) Formation der Schneeheide. (Erica carnea L.) Die Verbreitung der Schneeheide eb, im Onsernone eine eng be- grenzte undeigentümliche. Sie gilt, wenigstens in der Schweiz, allgemein als Kalkpflanze und steigt im Kalkgebirge von der Talsohle der tiefsten Täler bis weit über die Baumgrenze. Nur ausnahmsweise trifft man sie im Tessin etwa auf Urgebirge, wie auch in unserem Gebiete. Aber hier ist sie auf die tiefen Lagen beschränkt und erhebt sich kaum über die Kastaniengrenze; sie findet sich nur von Intragna, 300 m, bis Mosogno auf dem rechten Ufer, hier aber sehr häufig und besonders als Unterholz in Kastanien- und Birkenbeständen tonangebend. Wer Blütenstände, so sehr er sich über die ersten derselben erfreute, auf die Dauer direkt ermüdet, besonders da auch die Begleitflora dieses Bestandes eine wenig abwechslungsreiche ist. Zur Blütezeit kann das Ericetum in dieser Gegend wohl den Rang einer Formation be- anspruchen, da die übrigen Pflanzen meist noch im Zustand der Die Flora des Val Onsernone. 371 Winterruhe verharren und infolgedessen sehr zurücktreten. Nach Austreiben des Laubes aber verschwindet die Erika fast völlig unter dem Blätterdache und der Bestand entspricht dann mehr dem Typus des Castanea-Buschwaldes, abwechselnd mit lichtem Birken-Nieder- wald. Nur in lichteren Kastanienfruchthainen tritt auch in vorge- rückterer Jahreszeit die Schneeheide als tonangebendes Unterholz auf, das von landwirtschaftlicher Seite intensiv bekämpft wird, worauf der Bestand in Wiesen übergeführt wird (vergleiche Formation des Kastanienwaldes). Selten trifft man Erica carnea auch als Unterholz i uchenwalde an, z. B. unterhalb Segna, bis ca. 1100 m. Als selb- ständigen Bestand sah ich die Schneeheide im Gebiete nirgends. Im Folgenden führe ich einige der zur Blütezeit im Ericetum auftretenden Frühlingspflanzen an; Aufnahmen zu anderer Jahreszeit habe ich keine ausgeführt. Frühlingsflora der Schneeheideformation im untern Onsernone (0-, NO-, N-Exposition, 300—1100 m, Anfangs April). Blechnum Spicant 2, Polypodium vulgare 3, Carex umbrosa 3, C. pilulifera 1, C. verna 5, Luzula pilosa 2, L. silvatica 3, L. campestris 3, Crocus albitlorus 3, Saponaria ocymoides 2, Anemone Hepatica 5 (selten rot oder weiss blühend), Erophila verna 3, Sedum dasyphyllum 2, Saxifraga Cotyledon 2, $. cuneifolia 3, Potentilla Gaudini 2, Coronilla Emerus 3, Lathyrus montanus 2, Oxalis Acetosella 2, Polygala Chamae- buxus 3, var. rhodoptera 2, Viola Riviniana 3, V. montana 3, Daphne Mezereum 1, Erica carnea 5—10, Vaceinium Myrtillus 3—5, Primula hirsuta 3, P. vulgaris 2—5, Gentiana Kochiana 3, Valeriana tripteris 2, Phyteuma Scheuchzeri 2, Bellis perennis 1, Antennaria dioeca 3, Arnica montana 2, Hieracium Pilosella 2, H. murorum ssp. tenuiflorum 2 «) Formation der Besenheide. [Calluna vulgaris (L.) Hull] Im Gegensatz zu der vorhergehenden Formation zeigt Calluna- vulgaris im Onsernone ein sehr ausgedehntes Areal sowohl in hori- zontaler wie vertikaler Richtung. Zwar tritt sie auch häufig in andern Beständen auf, namentlich an sonnigen Abhängen mit humoser Unterlage und schwacher oder keiner Düngung. In der Tiefe finden wir sie als Unterholz in lichtem Kastanien- und Birkenwald, an sonnigen Abhängen als Nebenbestandteil der Sarothamnusbestände, auch im Cistetum und in der Corylusformation. An der obern Grenze des Laubwaldes wird sie, wie auch auf kahlgeschlagenen Stellen tiefer Lagen, auf weiten Flächen bestandbildend als selbständige Formation, aber auch als Unterholz im Lärchenwalde oder als Nebenbestandteil der Alpenrosengebüsche angetroffen. Wo Calluna selbständig auftritt, 372 Johannes Bär, bedeckt sie in der Regel den Boden mit einem dichten „Rasen“, in welchem Gräser und Kräuter sehr zurücktreten, weshalb sie als Alp- verderber von den Sennen, wie auch in der Tiefe von den Land- wirten grimmig gehasst und entsprechend bekämpft wird durch Ab- brennen und Ausreuten. Aber auch Mischtypen mit bestandbildenden Gräsern sind im ganzen Areal der Art nicht selten und es ist oft nur mit einiger Willkür der Bestand dem Wiesentypus einerseits oder dem Callunabestand anderseits zuzuweisen. In der Tiefe ist es be- sonders Festuca ovina ssp. capillata, F. rubra var. Jallax, seltener Bromus erectus, die solche Mischbestände bilden, in höhern Lagen dagegen fast ausschliesslich Nardus strieta, seltener auch Carex sem- pervirens oder Festuca varia. Infolge dieser vielen Mischbestände und der grossen räumlichen Ausdehnung des Bestandes ist die Begleitflora der Calluna sehr artenreich und wechselvoll, aber etwas trivial. In der Tiefe sind es namentlich humusliebende Arten, die auch in andern Formationen anzutreffen sind, vor allem Magerkeitsanzeiger wie Calluna selbst. In höhern Lagen trifft man eine ähnliche Auswahl aus den Repräsen- tanten der subalpinen bis alpinen Flora, vorwiegend aus den Weide- rasen und von diesen besonders aus dem weitverbreiteten Borst- grastypus stammend. In den Mischtypen sind die Arten fast durch- ‚ wegs dieselben, dagegen wechselt die Zahl der Individuen der be- standbildenden Arten. In tiefen Lagen ist die Besenheide meist hochwüchsig, so be- sonders im Sarothamnusbestand und in der Corylusbuschweide, etwas niedriger meist in den Kastanienselven. In höheren Lagen und auf offenen Standorten wird ihr Wuchs niedriger, rasenartiger und dichter geschlossen. Das geschieht auch an Stellen, wo durch Feuer der frühere Bestand zerstört wurde. Die Besenheide geht hiedurch nicht zugrunde, sondern regeneriert den Bestand durch Stockausschläge. Selbst durch regelmässige einmalige Mahd kann sie nicht vertrieben werden, wohl aber durch wiederholtes Ausreuten und kräftige Düngung des Bodens. Letzteres Mittel wird aber viel zu wenig angewendet, und so finden wir vielfach im untern Onsernone Calluna als dichten Teppich in mageren Mähewiesen, meist mit Andropogon Gryllus und Bromus erectus, auch Festuca ovina ssp. capillata. Im obern Onsernone tritt Calluna vulgaris nicht mehr in dem Masse bestandbildend auf wie ım untern, die von ihr eingenommenen Flächen sind kleiner, aber immerhin ist sie auch hier noch bis über die Baumgrenze ver- breitet. Als Beispiel einer Callunaheide führe ich die Bestandes- aufnahme der ausgedehnten Magerweide auf dem Salmonegipfel an, in welcher sie neben Nardus strieta und Deschampsia flexuosa, Festuca Die Flora des Val Onsernone. ; 373 ovina ssp. capillata, stellenweise stark vermischt mit Heidelbeer- sträuchern, auftritt und eine wenig eriragreiche, im Sommer oft in- folge. Wassermangel verlassene Weide darbietet. Callunaheide am Salmonegipfel (1400—1540 m, S-Exposition, schwach geneigt bis fast eben). Dryopteris Filix mas 1, D. spinulosa ssp. dilatata 1, Pteridium aquilinum 3, Asplenium Adiantum nigrum 2, A. RER 1, Botrychium Lunaria 1, Lyco podium clavatum 3, L. alpinum 1, Juniperus co nis var. montana 3, Aoliakchlenn odoratum 3, Phleum alpinum 1 tl 5 1 (wie vor.). A. tenuis 2, rend villosa 1, Deschampsia flexuosa 5, Avena versicolor 1, Briza media 2, Poa violacea 2, P. Chaixi 1, P. alpina var. re 2, Festuca ovina ._ Ga —5, ssp. kei 3, Nardus strieta 6, Carex semperv 326% na 2, Luzu lutea 1, L. campestris 3, Antbericum Liliago 2, Crocus an . Be macu- latus 1, Norge albida 1, ee ee ‚ Fagus BR 1!), Thesium alpinum 2, Dianthus Carthusianorum 2, Silene rupestris 1, S. nutans 1, Anemone ah 2, A. alpina var. sulphurea 1, Ranu as ger ehe ir Arabis hirsuta 1, =. annuum 2, S. mite 2, Sempervivum montanum 2, S. m 1, Fragaria vesca 2—3, Potentilla aurea 2, P. erecta 3, Pers ae * ybriän8, Genista emianice 1, Trifolium pratense 2, var. nivale 2, T. montanum 3, Lotus cornieula- tus 3, Polygala ne buxus 3, var. rhodopterum 1, nn nummularium 2, Viola Thomasiana 1, V. montana 2, Astrantia minor 2, Laserpitium Panax 2, Molopo- spermum peloponnesiacum 1 (nur junge Pflanzen), Pimpinella Saxifraga 1, Rho do- dendron re um 2, Vaceinium Vitis idaca 3—5, V. Myrtillus Si (wird stellen- weise vorherrschend), V uliginosum 1, Calluna vulgaris 8—10, Gentiana Kochiana 3, G. ramosa 2, Prunella Kalgk ris 2, Sa offieinalis 1, Thymus Seynum ssp. al- pestris 5, Veronica offieinalis 1, V. fruticans 2, Melampyrum pratense 2, Euphrasia Ip zeri 2, Solidag a aurea var. alpestris 5, Antennaria dioeca 3, Gnaphalium nor- vegicum 1, an en 3, Chrysanthemum Leucanthemum 9, Arnica mon- tana 3, Homogyne alpina 1, Carlina acaulis 2, C. vulgaris 1, Carduus defloratus var. Thaetieus 1, Centaurea uniflora 3, Leontodon autumnalis 1, L. hispidus var. pseudo- erispus 3, Crepis conyzifolia 2, Prenanthes purpurea var. tenuifolia 1, Hieracium Pilosella 3, H. Aurieula 2, H. murorum ssp. tenuiflorum 3 d) Formation der Alpenrosengebüsche. (Rhododendron ferrugineum L.) Die Alpenrose bedeckt im Onsernone weite Flächen in ge- schlossenem Bestande, vorwiegend auf Nordabhängen, aber auch in ordwest- und Nordostlagen. Seltener und kaum geschlossen tritt sie auf Ost- und Westexposition oder in Südlage auf. Bemerkens- wert ist ihre grosse Vertikalverbreitung im Gebiet. Die untersten m ‘) Keimpflanzen! u e Johannes Bär. bleibt als Zeuge desselben meist die Alpenrose als selbständiger Be- % stand stehen. Als solcher überschreitet sie die Wald- und Baum- grenze noch um ein Beträchtliches und reicht auf Nordabhängen, allerdings nicht mehr geschlossen, bis ca. 2250 m. Die letzten Vor- posten der Alpenrose fand ich im Gebiet am Rosso di Ribbia bei 2350 m. Ausser der Mischung der Bestände mit den genannten Holz- arten kommt die Alpenrose regelmässig auch in den Lücken des Alpenerlengebüsches, seltener auch als Unterholz desselben vor. beständen mit andern Zwergsträuchern, wie auf Nordlagen mit den Heidelbeeren, auf Südabhängen mit dem Zwergwacholder. Wo sich die Formation der Alpenrose in einzelne Buschgruppen auflöst, sonders auf trockeneren Südabhängen. An Schattenhalden ist der ganze, auch geschlossene Bestand durchsetzt vom Rasentypus der Calamagrostis villosa, an besonders feuchten Nordabhängen vom Be- stande der Zuzula spadicea. Auch die Mutternweide und die Milch- krautweide, selbst der Schneetälchenrasen, wechseln mit den Alpen- bezeichnen ist, da die Alpenrose im grossen Ganzen feuchte Stand- orte liebt. : Die folgende Liste ist ein Versuch, die mit der Alpenrose in enger Gemeinschaft auftretenden Arten zusammenzustellen, wobei das Oberholz, auch die vereinzelten Vorkommnisse tiefer gelegener Standorte (unter 900 m) unberücksichtigt gelassen werden. Die Ver- hältniszahlen verstehen sich auf das ganze Areal des Bestandes be- zogen und werden bei selbständig bestandbildenden Arten nicht zur Anwendung gebracht. Die Flora des Val Onsernone. 375 Formationsliste der Alpenrosengebüsche im Onsernone (900— 2250 m, wechselnde Exposition). Athyrium Filix femina 3 (bis zur Waldgrenze verbr.), A. alpestre 2 (nur ober- halb der Waldgrenze an Nordhängen), Cystopteris fragilis 3 (Felsen, verbr.), Dryop- teris Phegopteris 5 ie vor.), D. Oreopteris 3 (bis zur Baumgrenze), D. Filix mas 2 (wie vor.), D. spinulosa ssp. dilatata 3 (besonders an der Waldgrenze häufig), D. aculeata ssp. lobata 1 (verbr., aber zerstreut), D. Lonchitis 2 (verbr. in HORCER Lagen), D. Braunii 2 (fast nur in der Buchenzone), Pteridium ae 3-5 (bes. in tieferen Lagen), Allosurus cerispus 3 (im Geröll vo 3 m Be Poly- en vulgare 2 (verbr. bis 2000 m), Botrychium dad 1 daft r Alpenrose nur auf humosen Felkbandern); Selaginella gel oides 2 (feuchte or und Felsen von der Waldgrenze an), S. helvetica 3 (nur in tiefen Lagen), Taxus baccata 1 (nur an wenigen Stellen), Picea excelsa “ nn Abies alba (s. oben), Larix decidua (s. oben), Pinus montana (s. oben), P. bra 1 (nur ganz vereinzelt an der Wald- grenze), Juniperus communis var. Be na (s. oben), Anthoxanthum odoratum 3 (verbr. bis zur Schneegrenze), un a 1 (Geilstellen, verbr.), Agrostis tenella 2 (nur ob Alpe Doglia 1900— m), Agrostis alba 1 (gern auf Geilstellen, nicht Be A. tenuis 3 (in ee verbr.), A. alpina 2 (Weiderasen von 1900 m an), r e (steinige Weiden, nz Deschampsia caespitosa 1 Far versicolor 2 (nur oberhalb der Baum een EN decumbens 2 (bis zu der Buchengrenze), Molinia coerulea 1—3 (nur in tieferen Lagen, bis 1400 m), Melica nutans 1 (zerstreut bis 1400 m), Briza media 3 (Magerrasen, bes. der Montan- zone), Cynosurus cristatus 1 meist in Agrostis tenuis-Bestand), Poa Chaixi 2 (verbr.), Poa annua var. supina 3 (auf Geilstellen und Lägern), P. alpina 3 (wie vor.), P. laxa 3 (Felsschuit oberhalb der Baumgrenze, selten tiefer), P. Ener > (nur in tiefern Lagen), Festuca spadicea 3 (nur am Pizzo Pelose von 1800 m an in sonnigen Lagen), F. ovina ssp. duriuscula 2 (an sonnigen Abhängen, verbr.), F. Halleri 3 (humose Felsgräte der höchsten Lagen), F. violacea 3 (fast nur ober- alb = a F. rubra var. fallax 3—5 (in Trockenrasen verbr.), F. varia (wie bes felsigen Hängen), Brachypodium silvatieum (in tiefen Lagen eeäigene). res riet (meist über der Waldyrenze, eltener), re er der rosengebüsche über der Wa aldgrenze engere und nur in diesen vorkommend), C. digitata 1 (in tiefern Lagen verbr., aber icht häufig), C. ornithopoda 1 (wie vor, doch eher oe ), C. pallescens 2 erh €. sempervirens (s. oben), 6. magel lanica 2 (wasserzügige, humose Stellen der alpinen Zone), (. frigida 1 (wie vor., auch tiefer), hen filiformis 2 (wie vor ), J. trifidus 3 (feuchte Felsen der sub- alpinen und alpinen Zone), Luzula pilosa 1 (nur in tiefen Lagen), L. lutea 3 (stei- Nige Rasen oberhalb der Baumgrenze), L. nivea 2—5 (verbr.), L. silvatica 2 (humose Orte bis 1800 m), L. spadicea 3 (schattige Rasen der aaa _ en Zone), L. spieata 1 (humose, sonnige Rasen der alpinen Zone), L. sudetie 2 (meist mit arex sempervirens), Lloydia serotina 2 (humose, schattige ag der alpinen Zone), Majanthemum bifolium 2 (humose Gebüsche bis z ur Baumgrenze), Streptopus reits 1 (wie vor., montan-subalpin), Pe verticillatum 2 (zerstreut, ontan bis eh P. offieinale 2 (verbr.), Convallaria majalis 3 (fast nur im 376 Johannes Bär. Buchengürtel), Crocus albiflorus 1 (innerhalb der Formation nicht häufig), Orchis maculatus 2 (verbr. bis zur Baumgrenze, doch nicht gerade häufig), Gy albida 2 (humose Rasen, verbr., aber immer nur vereinzelt), Platanthera bifolia 1 (wie vor., doch nur in tiefen Lagen), Listera ovata 1 (wie vor.), Salix retusa 1 (nur ganz vereinzelt), S. herbacea 3 (verbr. in.der alpinen Zone, bes. in Schnee- tälchen), S. grandifolia 2 (verbr.), S. albicans 1 (nur auf Alpe Piano Becaro), Corylus Avellana (s. oben), Betula pendula (s. oben), Alnus viridis (s. oben), A. incana (s. oben), Fagus silvatica (s. oben), Thesium alpinum 1 (in humosen Rasen, verbr.), m ss ssp. montana 2 (nur sub- alpin-alpin), Cerastium arvense ssp. strietum 1 (steinige Rasen, selten, bes. in der alpinen Zone), Sagina saginoides 1 (sehr vereinzelt auf Geilstellen der alpinen Zone) Alsine recurva 3 (verbr. auf trockenen Felsgräten der alpinen Zone), Arenaria. biflora 2 (bes. in Schneetälchen verbr.), Moehringia museosa 3 (schattiges Geröll, verbr.), Trollius europaeus 2 (bes. mit der Alpenerle, nicht häufig), Aconitum pani- eulatum 1 (nur in einer Steilschlucht ob Alpe Casone 1800 m), A. variegatum 1 {nur in den Alpenerlen des V. dei Pizzi 1500 m), A. Lycoctonum 1 (zerstreut bis Anemone Hepatica 3 (bis zur Waldgrenze verbreitet), A. alpina 1 (zer- ardamine resedifolia 2 (Felsen, verbr.), C. Im atiens 1 (nur bis ca. 1000 m), Arabis alpina 1 (Geröll, nicht äufig), A. alpestris 2 (ziemlich verbr. in sonnigen Rasen), Sedum roseum 3 (Felsen und Geröll, in der alpinen Zone verbr., selten tiefer), S. alpestre 2 (wie vor.,in Rasen und an Felsen), Sempervivum montanum 2 (subalpin- alpin, verbr.), Saxifraga retusa 3 (feuchte Felsgräte und Passhöhen der alpinen Zone, von 1900 m an, verbr.), S. Cotyledon 2 (an Felsen verbr.), S. cuneifolia 3 (an schattigen Felsen verbr.), S. aspera i v Fragaria vesca 1 (bis zur Baumgrenze verbr., aber nicht häufig), P. aurea 3 (etwa (in diversen Formen verbr. an felsigen Orten), A. glaberrima 2 (Felsgräte der alpinen Igaris 3 (feuchte, schattige Rasen), Rosa pendulina 1 (zerstreut, in hohen Lagen, in der Tiefe fehlend),.R. coriifolia 2 (nur bis 1400 m beobachtet), Laburnum N je] > ei - =] << ar, nivale 2 (frische Rasen, hie und da), Lotus cornieulatus var. alpinus 2 (trockene, steinige Rasen, verbr.), Lathyrus montanus 1 (verbr., aber nicht häufig), Geranium silvaticum 2 (schattige Abhänge bh alpestre 2 (feuchte Rasen, verbr.), Empetrum nigrum 1 (nur auf Alpe Porcareecio beobachtet), Hypericum montanum 1 (verbr., aber sehr zerstreut, bis zur Baumgrenze), Helian- Gymnadenia “ Pr “ Die Flora des Val Onsernone. n 377 _ themum nummularium ssp. tomentosum 2 (in Pe Rasen bis in die alpine Zone verbr.), Viola Thomasiana 2 (subalpine Zone, auf sonnigen und schattigen Rasen verbr.), V. montana 2 (wie vor.), V. palustris 1 Gchn ore und quellige Stellen, hie und da), V. biflora 3 (schattige Felsen, Re e Mezereum 1 nn bis in die alpine Zone), Epilobium alpinum ee hie und lpinen Zone, zerstreut), Astrantia minor 5 (überall an humosen Stellen), Chaero lie hirsutum 2 (nicht selten bis in die subalpine Zone an schattigen Abhängen), Molopospermum peloponnesiacum 2 (felsige, feuchte Abhänge bis 2000 m, nur östlichen O.), Bupleurum stellatum 3 (sonnige Felsen, subalpin-alpin), igusticum Mutellina 2 (feuchte Rasen und Felsen, verbr. in der alpinen Zone), dm Ostruthium 1 (feuchte Abhänge, er meist subalpin), Laserpitium Panax 2 (trockene Rasen der subalpinen und alpinen Zone), Pyrola media 1 (hie und da im südlichen O.), P. minor 2 (verbr.), area ferugineum 5—10, eo... werner a Ee in der alpinen Zone (s. unten), ‘ Vaceinium Vitis idaea 3 (sonnige, felsige Abhänge, bis in die alpine Zone, verbr.), V. Myrtillus (s. folgende en v; a 3 (humose, etwas feuchte Stellen, ur alpin), Calluna vulgaris (s. oben), Primula hirsuta 3 (schattige en sonnige Felsen, überall), Soldanella alpina 3—5 (feuchte, humose Rasen, verbr.), lla 2 (nur in Schneetälchen und Lawinenlagern der alpinen Zone), p 2 (in subalpinen und al ev ie Formation Ye G. Kochiana 3 (verbr., bes. auf kurzen Rasen), G. ramosa 2 (verbr.), Myosotis sil vatica 2 (feuchte Rasen der subalpinen Zone), M. pyrenaica 2 er vor., nur Eh Ajuga pyramidalis 2 (humose Weiden, verbr. in der subalpinen Zöne), pyra midalisxgenevensis 1 (nur auf dem Gipfel des Monte Mottone), Stachys a 2 (humose, feuchte Rasen, bis zur subalpinen Zone), S. rectus 3 (felsige, sonnige e Ab- ‘ hänge bis in die u Zone), glutinosa 2 (feuchtes Geröll der Monta nzone), Satureia alpina 3—5 (trockene, steinige Rasen, verbr.), Thymus Serpyllum =” vor., in diversen on Verbascum erassifolium 2 (sonnige Felsabhänge, bis die alpine Zone, verbr. » var. albiflorum 1 (nur am SO-Abhang des Monte Mo to) Veronica latifolia 3 (bis in die Se Zone ver! a V. offieinalis 2 (wie vor., me an trockenen Stellen), En Er ans 3 (trockene, steinige Rasen, verbr.), V. alpina q h verbr.), Enphrasia hirtella 2 (trockene Rasen, subalpin-alpin), E. alpina 5 (wie vor., sehr häufig), E. Christii 1 (feuchte Rasen, sehr selten), E. versicolor 3 (nur in der alpinen Zone), E. tatarica . feuchte Rasen der subalpinen Zone), E. minima 5 (feuchte Rasen der alpinen Zon ne unter Alpenrosengebüsch), Rhinanthus angusti- folius 3 (humose, sonnige Rasen, verbr. in der subalpinen Zone), R. glacialis 2 N Fe Isen i er aber nur alpin), Pediculari Kamiert e ze u Rasch und am Pigno ob Loco), Galium rubrum 2 (humose Rasen bis in die suba verbr.), G. asperum ssp. anisophyllum 3 (trockene bis mässig feuchte Baaedı verbr.), Lonieera nigra 1 (sehr a subalpin), L. eoerulea (wie vor.), Valeriana ER teris 2 (feuchte Felsen bis in die alpine Zone), Phyteuma a ae 3 en 378: :. a Johannes Bär. n der alpinen Zone), C. Scheuchzeri > und Geröll auf Nordlagen verbr., bes. liu üse (verbr.), €. Trache (schattig-feuchte Abhänge, verbr., aber se x A. tomentosa - (nur in TEN am Nordabhang da Pizzo Medaro 2200—2300 m), Sol go Virga- aurea 5 (überall auf trockenen und feuchten Standorten), Beliiastram won 3 (feuchte Felsen, verbr.), Aster alpinus 1 (sonnige Rasenbänder, e Zone), Eri- geron uniflorus 2 (wie vor., etwas feuchtere Stellen), Antennaria ne 1 (trockene Stellen, bis in die sahälpine Zone), A. carpathica 1 (humose Rasen der alpinen Zone), Gnaphalium supinum 3 (feuchte Rasen, bes. in Schneetälchen, aber au anderswo, En n-alpin), G. silvaticum 2 (bis in die alpine Zone, dort in der var : Einseleanu G. norvegicum 2 (in der alpinen Zone verbr.), Achillea macro- phylla Bü Ares Mk A. moschata 3 (in der alpinen Zone überall ver selten tiefer, auf Geröll und in Rasen), A. magna 1 (selten, in der subalpinen Zone), A. millefolium 2 (ziemlich verbr. bis in die alpine Zone in trockenen, steinigen Rasen), Chrysanthemum alpinum 2—3 (etwas feuchtes Geröll, schattige Felsen, sub- alpin bis hochalpin), Ch. Leucanthemum 2 (sonnige Rasen und Felsen bis in die alpine Zone), Homogyne alpina 3—4 (humose Rasen, unter == Gebü ei verbr.), Arnica montana 3—5 (wie vor.), Doronicum Clusii 2 (felsige Orte, Geröll, nur rn Se Senecio Fuchsii 1 (Schluchten bis in die subalpine Zone), S. incanus 2 (nur der Cremalina 2100 m, dort aber nicht selten, in trockenen en Car- we acaulis 3 (trockene Rasen, verbr. .), C. vulgaris 2 (wi a aber nur bis in die subalpine Zone), Carduus defloratus var. rhaeti ticus 3 (sonnige Felsen, verbr.), Cir- sium spinosissimum 2 (Geilstellen, Läger, sabalpin-alpin), ee ea uniflora 3 (Rasen der subalpinen und alpinen Zone), Leontodon autumnalis 2 (frische Rasen bis in die alpine Zone), L. pyrenaicus 3—5 (verbr. in der subal pinen and. alpinen Zone), L. hispidus 3 (wie vor. [> B je? ® S er: ® ® = Br 4 u a 2 +2 so Ss 4, [7 =} S 155} = 2 die subalpine Zone), Prenanthes purpurea var. tenuifolia 1 (verbr., aber zerstreut bis in die subalpine one), Hieracium Hoppeanum 2 (trockene Rasen der alpinen Zone), H. Pilosella 3 (wie vor., doch meist tiefer), H. a 1 (wie vor., nieht über 2000 m), H. Aurieula 3 (wie vor., verbr.), H. glaeiale 2 (wie vor., nicht unter 2000 m), H. fuscum 1 (nur unterhalb Alpe u. H. ee 3 (von 1900m an verbr. an schattigen Felsen, in feuchten Hum (felsige Orte bis in die alpine Zone, verbr.), s eier 1 (wie vor-., nur alpin), H. bifidum 1 (wie vor., selten), H. es 1 (feuchte Felsen der alpinen Zone, pP pn kum, = pseudo-Halleri, ssp. cochleare, ssp. rhaeticum [letztere die häufigste] Merk in bumosen, meist schattigen Rasen und Gebüschen der alpinen und subalpinen ‚ H. atra H. amplexicaule 2 (in diversen Formen auf en z. B. ssp. amplexicaule, SSP- an häufig, selten tiefer), H. juranum ti Felsgräten im Alpintenengöe H. integrifokein ssp. subalpinum 1 (wie vor.) ett- Die Flora des Val Onsernone, 379 e) Formation der Heidelbeergebüsche.. (Vaceinium Myrtillus L., V. uliginosum L., V. Vitis idaea L.) Von den drei Arten tritt namentlich die erstere weit verbreitet, - besonders als Unterholz der verschiedenen bereits besprochenen Be- stände, in der Tiefe jedoch nirgends als selbständige Formation, auf. Dies wird sie erst oberhalb der Waldgrenze in relativ ebenem bis schwach geneigtem Terrain, in der Regel zwar gemischt mit der Alpenrose, die aber an diesen Stellen meist weniger gut zu gedeihen scheint, so dass nicht selten die Heidelbeere ausgesprochen dominie- rend wird. Nach Brockmann (l. c. pag. 278) meidet sie im Winter schneefreie Stellen, was auch mit dem Vorkommen im Onsernone völlig im Einklange steht. Die ausgedehntesten Heidelbeerbestände finden sich auf den Alpen Lombardone und Ruscada der südlichen Gebirgskette und auf den Alpen Salei (bes. in der Nähe des Monze- lumo), Piano Becaro, Arena und Medaro im mittleren Gebirgszuge des Onsernone. Kleinere Bestände dieser Art finden sich auch im übrigen Onsernone fast auf jedem Nordabhange, seltener in anderer Exposition, bis ungefähr zur Baumgrenze ansteigend. Höher treffen wir die Art nur noch vereinzelt in geschützten Bodensenkungen; sie wird meist ersetzt durch die Moorbeere, die gern etwas feuchtere Stellen aufsucht, aber im Gegensatz zu der vorigen Art im Winter schneefreie Stellen (ef. Brockmann |. c.) nicht scheut. Auch in un- serem Gebiete zeigt sie ein völlig analoges Verhalten und ist bis zu den höchsten Gräten der alpinen Zone anzutreffen, wo sie in humus- erfüllten Felsspalten auch auf trockenen Südlagen nicht fehlt. Wunder- bar ist bei beiden Arten die intensive Herbstfärbung des Laubes, die oft weite Flächen wie mit Purpur überhaucht. Nicht zu verwechseln ist mit der Herbstfärbung die intensive Rotfärbung der von Ewoba- - sidium Vaceinii befallenen Triebe, die besonders auf feuchteren Stellen nicht selten sich vorfindet. Die Begleitflora der Heidelbeergebüsche dieser beiden Arten zeigt keinen durchgreifenden Unterschied gegenüber der der Alpenrosen- bestände, es sei denn das häufigere Auftreten der Flechtenrasen, welche vorwiegend von Cladoniaarten (Cl. rangiferina, Öl. rangiformis, Cl. squamosa u. a.) und von Cetraria islandica gebildet werden. Sammeln der letztern Art bildet einen Nebenerwerb der Sennen, 2. B. auf Alpe Piano Becaro. Im übrigen verweise ich auf die Formations- liste der Alpenrosenbestände, aus welcher vorab die feuchtigkeits- liebenderen Arten auszuwählen und die meisten Felspflanzen zu Streichen sind. 380 Johannes Bär. Die dritte Art, die Preisselbeere, vikarisiert mit den beiden ersten besonders auf trockenen Südabhängen und wird besonders im östlichen Onsernone in hohen Lagen recht häufig, ohne jedoch eigentliche Be- stände zu bilden. Sie bevorzugt mineralreichere Standorte als die andern Arten und findet sich nicht selten auf blossem Fels, scheut aber auch geschlossenen Rasen nicht, besonders auf flachgründiger Unterlage. Sie steigt mit der Alpenrose und dem Zwergwacholder bis auf die höchsten Gipfel an. In schattigen Nordlagen ist sie rela- tiv selten anzutreffen, höchstens in den Teppichen des Azaletums der Hochgipfel kommt diese lichtliebende Pflanze zu reicherer Ent- faltung. Ihre Begleiter rekrutieren sich aus den mehr trockenheits- liebenden Begleitpflanzen der Alpenrose und aus den ihre Standorte begrenzenden Weiderasen. f) Formation der Zwergwacholdergebüsche. (Juniperus communis L. var. montana Aiton) Der Wacholder ist, sowohl in horizontaler, als auch in vertikaler Richtung, eine der verbreitetsten Pflanzen des Onsernone, bildet je- doch nur über der Baumgrenze eigentliche Bestände. Tiefer dagegen ist er, meist in typischer Form, den verschiedensten andern Holz- arten beigemengt, so dem lichten Kastanienbuschwald, dem Saro- thamnusbestand, auch der Corylus- und Buchenbuschweide selten fehlend. Sein Hauptareal sind aber die lichten Lärchenwälder von etwa 1400 m an, wo er durch die schwierig abzugrenzende var. inter- Überschrift genannte niederliegende Form übergeht, die, wie ander- Die Flora des Val Onsernone. 381 Nadelstiche. Wo grössere Lücken zwischen den Gebüschen auftreten, werden sie meist von Nardetum ausgefüllt, auch Trifolium alpinum kann in ihnen zur Vorherrschaft gelangen. Felsigere Stellen nimmt meist der Festuca varia-Rasen oder die Horstseggentreppe ein, auch fehlt selten an solchen Stellen die Preisselbeere und kann lokal kleine Teppiche bilden. Im übrigen verweise ich auf die Listen der Alpen- rosenbestände, sowie der genannten Wiesentypen. Aus ersterer er- hält man durch Auszug der trockenheitsliebenden Arten ein ziemlich genaues Bild der Begleitflora des Zwergwacholders. 4. Formationsgruppe der Spaliersträucher. Diese Gruppe von Holzpflanzen ist im Onsernone nur sehr spär- lich vertreten, und zwar vorwiegend infolge Kalkarmut des Gesteins. In Betracht kommt nur die Formation der Alpenheide, Loiseleuria Procumbens, die aber meines Erachtens ebensogut der Zwergstrauch- heide anzugliedern wäre, und die Formation der Zwergweiden, be- sonders der Sulix herbacea, die einen wichtigen Bestandteil des Schneetälchenrasens ausmacht und nur der Vollständigkeit wegen hier angeführt werden soll. Andere Vertreter dieser Formations- gruppe fehlen entweder völlig in unserem Gebiet, wie Dryas octope- tala, Arctostaphylos Uva ursi und A. alpina, oder sind in verschwin- . dender Individuenzahl vorhanden, wie Ahamnus pumila. Anklänge an diese Formationsgruppe zeigen die dichten Rasen der Polygala Chamaebuxus, die von einer gemeinsamen, verholzten Grundachse aus- gehen und sich nach Art der Spaliersträucher unterirdisch verbreiten, ähnlich wie der „Erdstamm“ von Salix herbacea. Erstere ist im Onsernone trotz der Kalkarmut des Gesteins recht verbreitet und deshalb wohl als indifferent zu bezeichnen, während Schröter (Pflanzen- leben der Alpen, pag. 244) dieselbe als Kalkpflanze betrachtet. Eigent- liche Bestände bildet aber auch diese Art nicht im Gebiete, sondern ist meist den heideähnlichen Beständen, wie Callunetum, Ericaheide, Alpenrosen auf sonnigen Abhängen etc. beigemengt. So bleiben uns für die Formationsgruppe der Spaliersträucher also nur zwei Forma- tionen, nämlich 1. die Formation der Zwergweiden und 2. die For- mation der Alpenheide. a) Formation der Zwergweiden. (Salix herbacea L. und $. retusa L.) Von den beiden Arten bildet besonders die erstere im Onsernone einen wichtigen, wenn nicht den Hauptbestandteil des Schneetälchen- "asens und ist als typische Urgebirgspflanze weit verbreitet, fehlt 382 Johannes Bär. nur den niedrigeren Vorbergen unter 1800 m. Die zweite Art hin- gegen spielt als Kalkpflanze im Onsernone eine sehr geringe Rolle, fehlt den höchsten Erhebungen und findet sich nur sporadisch in tiefer gelegenen Senkungen des Terrains, wo vielleicht kalkhaltiges Siekerwasser ihr das Vorkommen ermöglicht. Die erstere Art bildet auf schwach geneigtem Terrain, wo der Schnee lange liegen bleibt, dichte Teppiche von kurzen Zweigen, die aber unter der Erde durch. stärkere Äste mit einem bis fingerdicken Erdstamme vereinigt werden; so bestehen oft mehrere m? grosse Rasen aus nur wenigen Individuen. Die äussersten Zweigspitzen dieser unterirdischen Zwergbäumchen gelangen an die Oberfläche und sammeln in ihrem Gewirr den nach der Schneeschmelze zurückgelassenen Detritus, der mit den verwesen- den Resten der vorjährigen Blätter einen fruchtbaren Humus liefert, auf welchem sich auch andere Pflanzen ansiedeln können. Liegt nun im Bereich einer solchen Pflanze ein Steinblock oder eine Felsplatte, so drängen sich die Stämmchen dem Hindernis entlang zusammen, wurzeln in ihrem eigenen Humus ein und überkleiden nach und nach auch ausserhalb des eigentlichen Schneetälchens, von dem sie die nötige Feuchtigkeit beziehen, das unwirtliche Gestein mit einer spalier- “ | artigen Laubdecke, was der Formation den Namen eingetragen hat, Später siedeln sich dann zwischen den Ästen des Spaliers auch an- entwickelt, der aber indirekt seine’ Entstehung dem Schneetälchen- rasen verdankt. Über die Begleitflora der Salix herbacea vergleiche ; man den Abschnitt „Schneetälchenflora“. b) Formation der Alpenheide. (Loiseleuria proeumbens [L.] Desv.) Auf etwas flachen Hochgipfeln und dem wellenförmig ansteigen- den Terrain der „Fornale“ treffen wir im Val di Vergeletto nicht 7 selten ausgedehnte Teppiche der „Alpenazalee“, die in diehtem Schlusse den Boden überkleiden und im Alpenfrühling, ungefähr Mitte Junl, trotz ihrer Kleinheit die ganzen Rücken rötlich überhauchen. Spär- lich tritt das Azaletum!) schon bei 1800 bis 1900 m auf, hier meist auf ruhendem Felsschutt; seine eigentliche Heimat liegt aber über dem Alpenrosengürtel; von 2200 m an vikarisiert es mit der Alpen- I rotz der seitherigen Namensänderung der Alpenheide habe ich die aus dem alten Nainen hergeleitete Bezeichnung des Bestandes beibehalten. Die Flora des Val Onsernone. 383 rose auf den trockeneren Stellen, während die letztere mehr die feuchteren Flanken der Erhebungen. besiedelt. Als geschlossener - Bestand sieht das Azaletum durchaus heideähnlich aus und seine wahre Natur offenbart sich erst im unterbrochenen Bestande. Da sehen wir von einem bis bleistiftdieken Hauptstämmchen, das dem Boden angeschmiegt ist, ein Gewirr zahlloser Seitenäste ausgehen, wie der Hauptstamm dem Substrat anliegend, aber nicht wurzelnd, und sich nach allen Seiten verbreitend. Kommt ihnen auf ihrem Wege ein Felsblock oder anstehendes nacktes Gestein in die Quere, so wird es in kürzerer oder längerer Frist überwachsen, im Astge- . wirr fängt sich der atmosphärische Staub und mischt sich mit dem Humus der abgestorbenen Blättchen und Zweige. Sobald eine ge- wisse Humusschicht gebildet ist, können andere Pflanzen in derselben Wurzel fassen und so den vorher nackten Fels besiedeln. Hier an solchen felsigen Orten oder auf grobem Geröll spielt die Alpenheide also dieselbe Rolle wie Salöx herbacea auf dem frischen Boden der Schneetälchen. Nur ist der von ihr gebildete Humus saurer und deshalb auch magerer, im besten Sinne des Wortes ein Trockentorf, nach Kerner bis 45 cm dicke Schichten bildend. Schröter (Pflanzen- leben, pag. 135) fasst die Alpenheidebestände auf „als Schlussglied _ einer Formationsfolge, die mit Rasen beginnt und mit einem Azaleen- teppich endet“. Nach einigen Beobachtungen auf der Alpe Salei oberhalb des Sees (ca. 1950 m), wo Loiseleuria procumbens vorwiegend ruhendes Geröll besiedelt, kann die Alpenheide aber auch als Pionier auf nacktem Gestein auftreten und der Rasen die Folgeformation sein; in unserem Falle ist es- namentlich das Borstgras, das sich häufig durch die Azaleenteppiche drängt und sie schliesslich zum Ver- schwinden bringt. Dagegen passt die von Schröter gegebene Dar- stellung vortrefflich auf die höher gelegenen Bestände, wo meist das Curvuletum als Pionier auftritt und nachträglich von der Alpenheide verdrängt wird. In solchen Beständen sind die Begleiter dann richtig als Restflora der früheren Bestände anzusehen. Die Begleitflora besteht in der Regel im geschlossenen Bestande aus wenigen Arten, die bei der Besprechung der Alpenrosenbestände fast ausnahmslos genannt wurden (vergl. bes. die dort erwähnten Arten mit dem Vermerk: „nur alpin“ ete.), sodann hat sie auch grosse Ähnlichkeit mit den Beständen, aus welchen das Azaletum hervorgegangen ist oder in welche es nach und nach übergeht, so vor allem dem Nardetum und Curvuletum, nur dass sich der Schwer- punkt der Individuenzahl eben zugunsten der herrschenden Alpen- heide verschoben hat und die Begleiter mehr oder weniger zurück- treten. Weit reichhaltiger ist natürlich die Begleitflora-der lockeren Viert eljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 2 384 Johannes Bär. Azaleenbestände auf Fels oder Felsschutt, doch tragen diese Pflanzen- gesellschaften weniger den Charakter einer einheitlichen Formation, sondern wechseln eben von Standort zu Standort. Eine grosse Rolle spielen auch in der Formation die Flechtenrasen, die für die Heidel- beergebüsche bereits angeführt wurden. In den felsigen Gräten ge- sellt sich hiezu noch die schöne Solorina crocea mit ihrem unterseits’ leuchtend orangerot gefärbten Thallus.. Zum Schlusse möchte ich ‚noch speziell auf eine Polsterpflanze aufmerksam machen, die im Azaleenteppich der höchsten Gräte und Passlücken selten fehlt und eine so grosse habituelle Ähnlichkeit mit der Alpenheide aufweist, dass schon mancher Botaniker (z. B. ausserhalb unseres Gebietes an der Forca di Bosco) die seltene Pflanze trotz ihrer Häufigkeit an der betreffenden Stelle übersehen hat. Es handelt sich um die in der Schweiz nur im Simplongebiet und im westlichen Tessin heimische Saxifraga retusa, die auch im Önsernone ziemlich verbreitet ist und hier für die Schweiz ihre Ostgrenze erreicht. Auffallend ist nur, dass es sich in diesem doch eher den Westalpen zugehörigen Gebiet um die für die Ostalpen, Karpathen und bulgarischen Gebirge (ef. Schröter, 1. c. p. 543) charakteristische var. Wulfeniana Schott handelt und nicht um die westalpine var. angustana Vacc., die doch hier eher zu erwarten wäre, ein pflanzengeographisches Rätsel, das noch der Lösung harrt. C. Vegetationstypus der Hochstaudenflur. Wohl jedem Gebirgswanderer sind bei seinen Touren, besonders im nordostschweizerischen Kalk- und Schiefergebirge, die durch ihren üppigen, oft fast tropisch anmutenden Pflanzenwuchs charakteristischen Hochstaudenfluren aufgefallen, die sich besonders gern auf dem tief- gründigen Humusboden am Fusse ausgedehnter Geröllhalden oder längs des Grundes schroff ansteigender bis überhängender Felswände; besonders aber auch in den humuserfüllten Vertiefungen der Karren- felder des Kalkgebirges vorfinden und einen auffälligen Kontrast gegenüber dem kurzen Rasen der Weiden, selbst der gedüngten Mähewiesen bilden. Grosse Ähnlichkeit mit der Physiognomie dieser (ungedüngten!) Stellen zeigen auch die stark überdüngten, meist ebenen Flächen vor den Sennhütten oder auf sonstigen Stellen, wo sich das Weidevieh des öftern lagert und seine Exkremente in über- reichem Masse liegen lässt. Solche überdüngte Stellen werden treffend als Läger- oder Geilstellen bezeichnet, und haben engen Anschluss an die bei Düngerstätten der tieferen kagon anzutreffende, ebenfalls Die Flora des Val Onsernone. 385 üppige Vegetation. Neben dem animalischen Dünger ist die üppige Flora der soeben genannten Orte auch in erster Linie abhängig von reicher Bewässerung, aber nicht immer kommt an reichlich be- wässerter Stelle die Hochstaudenflur zustande, wie dies die zahl- losen, kleinen und grösseren Alpensümpfe und Quellfluren beweisen, die meist an einem Übermass von Humussäure und gleichzeitigem ‚Mangel an mineralischen Nährstoffen leiden und daher nur eine kurz- rasige Vegetation beherbergen. Das Gegenstück hiezu bilden - die Fels- und Geröllflora, die neben reichlichen mineralischen Nährstoffen ihre oft auffallende Armseligkeit und Kleinwüchsigkeit dem Mangel an Humus und Wasser verdanken. Wir erkennen somit als Be- dingung der Entstehung der Hochstaudenflur „das richtige Verhältnis der Mischung der drei Faktoren: Bewässerung, Humusgehalt und reichlicher Menge mineralischer oder animalischer Düngung“. Wo der letztere Faktor fehlt, zeigt die Flora meist alle Spuren der Mager- eit. Wir gruppieren nun die Hochstaudenfluren nach dem Fehlen . oder Vorhandensein der animalischen Düngung in die zwei Forma- tionen der Karflur einerseits (nicht oder vielmehr auf natürliche Weise und meist mineralisch gedüngt) und anderseits der Lägerflur (mit animalischer Überdüngung). Die Flora der Tropfregion der Felsen reihen wir (mit Brockmann l. c. pag. 284) der ersteren, die meist nur durch geringen Umfang sich vor den Lägern auszeichnenden Geilstellen der Lägerflur an. Habituelle Ähnlichkeit mit der Hochstaudenflur zeigen auch die Farnwiesen, die in tiefern und sonnigen Standorten durch das Pteridietum, an feuchtern Stellen und besonders auch in höhern Lagen durch Bestände von Dryopteris montana, Athyrium Filix femina und A. alpestre gebildet werden. a) Formation der Karflur. Die Karfluren sind im Onsernone nur in sehr geringem Masse vorhanden oder wenigstens in der Regel nicht typisch ausgebildet; häufiger sind Stellen, die unter der Tropfregion der überhängenden Felsen oder am Fusse steiler Wände liegen, doch sind auch diese Lokalitäten von geringer Ausdehnung und beherbergen gewöhnlich nur wenige Arten, die anderorts durch andere ersetzt sind. Ich ' schreibe diesen Mangel der typischen Karfluren, da es nicht an der nötigen Feuchtigkeit fehlt, wie z. B. nach Brockmann im Puschlav, vor allem der Kalkarmut der Gesteine unseres Gebietes zu, indem so ein wichtiger Pflanzennährstoff nur in geringer Menge vernen ist. In zweiter Linie mag das spärliche Vorkommen der Karflur der überaus starken Neigung der meisten Talllanken zuzuschreiben sein, 386 Johannes Bär. welche die Ausbildung tiefgründigerer Stellen mit regelmässiger Be- wässerung erschwert. In tiefen Lagen sind zudem fast alle Stellen, ” = die Anklänge an Karfluren zeigen müssten, in Mähewiesen umge- wandelt, oder von Waldbeständen eingenommen. In höheren Lagen, von der obern Montanzone bis in die alpine Zone, sind sie meist auf die Nordhänge beschränkt und vielfach nur als Begleitflora der Alpen- erle, seltener auch der Alpenrose entwickelt und verweise ich vor. allem auf die Bestandesliste des Alpenerlengebüsches, welche die meisten hieher gehörigen Arten enthält. Auf den stärker insolierten Süd-, Südwest- und Südosthängen fehlt die Karflur fast völlig, an ihre Stelle treten die langhalmigen Wildheurasen der Horstsegge, der Festuca violacea und F. rubra var. fallax, seltener (nur am Pizzo Pelose) auch der Poa Chaixi und . Festuca spadicea, und es enthalten diese Bestandeslisten die meisten der hieher gehörigen Arten. b) Formation der Lägerflur. Eine sehr charakteristische Vegetation meist hochwüchsiger, mastiger Stauden, vermischt mit düngerliebenden, niedrigeren Rasen- pflanzen, kennzeichnet vor allem die ebenen Stellen in der Nähe (besonders unterhalb) der Sennhütten, wo das Vieh sich nach der ‚ Sättigung auf der Weide zu lagern pflegt und den Dünger im Über- mass liegen lässt. Selbst wenn das Vieh die Nacht über im Stalle gehalten wird, was auf den meisten Alpen der Fall ist, wird mit dem Dünger leider recht wenig haushälterisch umgegangen, zum grossen Schaden der Alpweiden. Derselbe wird nach dem Austreiben des Viehs einfach auf den vor der Alphütte liegenden Haufen ge- worfen und der Rest desselben, der noch am Stallboden klebt, mit einem Wasserschwall hinausgewaschen, da bei dem Wasserreichtum der meisten Alpen ein Quellbächlein durch die meisten Alphütten fliesst und das Wasser auf die denkbar bequemste Weise bei der Hand ist. Der sich vor der Alphütte ansammelnde Berg von Dünger bleibt vielfach jahrelang liegen, da sich der Alppächter meist nicht die Mühe nimmt, denselben auch nur in der nähern Umgebung der Hütten auf der Weide auszubreiten. Vielfach hört man auch die Meinung, das Ausstreuen des Düngers schade der Weide, indem sie zwar mehr, aber minderwertiges Futter hervorbringe, was ja tat- sächlich bei Überdüngung der Fall ist. Da die Alpen im Verhältnis ihrer Ausdehnung meist schwach bestossen sind, können sie die ihnen zugeteilte Herde auch ohne Düngung leicht ernähren und die grössten Weideflächen bleiben infolgedessen ungedüngt, ja direkt mager, wäh- rend sich um die Alphütten die minderwertige Düngerflora breit macht. Die Flora des Val Onsernone. 387 Seltener finden sich auch ausgedehntere Lägerstellen weitab von den Alphütten, meist sind es auf der Weide nur kleinere Flächen, die Geilstellen; auch die Ziegenläger unter den überhängenden Felsen und die Schafläger der flachen Hochgipfel und tiefer gelegenen Rücken sind meist kleineren Umfangs. Sie entbehren oft infolge Wassermangels einer Hochstaudenvegetation, sondern beherbergen nur niedrigere, düngerliebende Arten. ie Lägerflora ist im Gegensatz zur reichen Artenliste der Karfluren recht arm an Arten, dafür treten die meisten derselben gesellig, oft nahezu in Reinbeständen auf. Die dominierenden Arten können aber auf den einzelnen Lägern stark wechseln und es finden sich selten alle Arten der nachfolgenden Liste auf einer einzelnen Lägerstelle. Bestandbildend treffen wir vor allem Rumex alpinus, zuweilen _gewissermassen auch als „Kulturpflanze“ in eingezäunten „Gärtchen“ gehegt, da seine mastigen Blätter als Schweinefutter in gekochtem Zustande verabreicht werden. Beim Grossvieh wird der gerbstoffreiche Absud der Früchte, seltener auch der Blätter, als Medikament gegen starke Durchfälle angewendet. Auf etwas trocke- neren Stellen, besonders auf der Südseite der Alphütten und um das Gemäuer verlassener Ställe, wuchert die Brennessel, Urtica dioeca, Chenopodium Bonus Henricus oder Galeopsis Tetrahit (besonders die Varietät Reichenbachii des letztern), seltener auch Cirsium spinosissi- mum, Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsi, Geranium silvaticum, auf Alpen der subalpinen Zone auch Aretium pubens und auffallenderweise häufig Cirsium lanceolatum ssp. silvatieum. Selten ist Veratrum album in grösserer Menge vorhanden, vereinzelt dagegen auf beinahe allen Lägern zu finden. Direkt am Fusse der „Düngerberge* wachsen in höheren Lagen dichte Kolonien von Stellaria nemorum ssp. montana, die in dieser Unterart im Tessin bis vor kurzem als fehlend ange- geben wurde. Wo die Hochstauden grössere Lücken zwischen sich lassen, namentlich auch an der Randzone der Läger, wo dieselben in ‘den schwächer gedüngten Weiderasen übergehen, bildet sich ein dichter Teppichrasen von Poa annua var. supina, der namentlich im ersten Alpenfrühling durch sein schwellendes Grün lieblich aus dem düstern Braun der Borstgrasweiden hervorsticht. Auf den Geil- stellen endlich finden wir regelmässig Poa alpina in diversen Varie- täten je nach der Höhenlage und dem Feuchtigkeitsgrad; selten fehlt in ihrer Gesellschaft Phleum alpinum, aber kaum in grösserer Menge vorkommend. Die trockenen Schaf- und Ziegenläger beherbergen in der Regel dichte Rasen von Sedum annum, in höheren Lagen durch S. alpestre ersetzt, welche beiden Arten scheinbar gar nicht in die Lägerflora passen. Ausser diesen regelmässig auftretenden Arten 388 Johannes Bär. finden sich in jedem Lägerplatz noch zufällige Beimengungen aus der Flora der Umgebung, oft sogar sonst düngerfliehende Arten, die zum Teil auf den Lägern abnorme, meist kräftige Düngerformen er- zeugen. Die Liste dieser zufälligen Arten will ich am Schlusse dieses Abschnittes noch anführen und möchte nur noch auf das Fehlen einiger sonst für-die Lägerflora charakteristischer Typen aufmerksam machen. Es sind dies vor allem Senecio alpinus, der dem südalpinen Urgebirge und somit auch dem Onsernone völlig zu fehlen scheint und erst in den südlichen Kalkalpen, z. B. der Grignagruppe wieder auftritt (ef. Geilinger, 1. c. pag. 153 und 208). Ferner fehlt fast völlig der Eisenhut, besonders die typische Lägerpflanze Aconitum Napellus, der kalkreiche Unterlage ebenfalls vorzieht. Liste der Bestandteile der Dünger- und Lägerflora (s. lat.) im Onsernone. Athyrium Filix femina 2, A. alpestre 3 (s. Formation der Farnwiese), Dryop- teris Phegopteris 2, D. montana 3 (s. unten), D. Filix mas 1, D. spinulosa ssp. dilatata2, Allosurus erispus 3, Panieum Crus galli 1 (nur in der Tiefe), Anthoxanthum is a Zone), A. tenuis (wie vor.), A.alpina 2 (nur auf Schaf- und Ziegenlägern), A. ru- pestris 3 (wie vor.), Holeus lanatus 2 (nur montan—subalpin), Trisetu (wie vor.), Avena versicolor 1 (nur hochalpine Schafläger), Dactylis glomerata 2 (verschleppt bis in die alpine Zone), Poa annua var. supina 5—10 (s. oben), .alpina 3—5, Festuca Halleri 2 (nur auf hochalpinen Schaflägern), Bromus hor- ubal Horde Dörfer und Maiensässe nicht selten), Luzula lutea 1 (nur auf trockenen Schaf- und Ziegenlägern), Paradisia Liliastrum 1 (nur in den Wiesen der Montanzone, zuweilen auch auf Düngerstellen), Grocus albiflorus 3 (in der,alp. Zone fast nur auf Lägern), Urtica dioeca 3—10 (s. oben), Rumex seutatus 3 (bes. auf schattigen Lägern selten podium Bonus Henrieus 5—10 (s. oben), Amarantus retroflexus 1 (meist in der Tiefe, doch an Düngerstellen verschleppt bis zu den untern Alphütten), Silene andrium d da an Miststätten der Tiefe), Sagina procumbens 3 (gern i } Zone), S. saginoides 1 (wie vor., doch selten und nur alpin), Minuartia recurva 2 Arenaria biflora 3 (in den meisten alpinen Lägern), Spergularia campestris (als Lägerpfl. nur auf Alpe Remiaseo, dort aber massenhaft und sehr üppig, 1775 m), Seleranthus annuus 2 (nicht selten auf trockenem Ziegendünger, bis in die subalp. Die Flora des Val Onsernone. 389 Zone), Trollius europaeus 1 (feuchte Läger, verbr.), Ranunculus geraniifolius 5 (auf allen Lägern der subalpinen und alpinen Zone, meist sehr üppige Formen), R. aconiti- folius I (nur am Ostabhang des Monte Mottone an einer Miststelle beobachtet), Raphanus Raphanistrum 1 (zuweilen an Miststellen der Montanzone), Sedum annuum (s. oben), S. alpestre 3 (wie vor.), Saxifraga stellaris 1 (zuweilen an den Wasser- abläufen der Sennhütten), Potentilla aurea 3—5 (oft. kräfti Sennhütten), Sibbaldia procumbens 2 (wie vor.), Sieversia montana 2 (wie vor.), Alchemilla ‚vulgaris ssp. pratensis 3 (wie vor., auch tiefer), Trifolium pratense var. nivale 2 (wie vor.), T. repens 3--5 (meist mit Poa annua var. supina), Geranium silvaticum 2—5 (s. oben), G. pyrenaieum 1 (nur in der Montanzone), Malva neglecta 2 (an Düngerhaufen bis in die subalpine Zone), Viola biflora 3 (verbr., an feuchten (nur auf Geilstellen der Alpweiden, meist hochwüchsig), Myosotis pyrenaica 2 (auf Lägern oft mit den Dimensionen der M. silvatica, 30--40 em), Galeopsis Tetrahit 5—8 (s. oben), Lamium album 2 (nur i alpina 2—3 (auf trockenen Lägerstellen verbr.), Mentha arvensis 3 (nur an Dünger- stellen der Montanzone, in oft starken Kolonien), Verbascum erassifoium 1 (zu- Schaflägern der Hochgipfel), Gnaphalium supinum 3—5 (auf feuchten Lägern, bis 95 em hoch), Achillea macrophylla 1 (schattige Lägerstellen, bes. der subalpinen Zone), Arctium pubens 2 (bes. an Miststellen der montanen Zone), Cirsium lanceo- latum ssp. silvaticum 3—5 (s. oben), C. spinosissimum 5—8 (s. oben), Centaurea uniflora 2 (auf Lägern monströs üppige Düngerformen), Leontodon pyrenaicus 2 — die untern Alpen), ssp. alpinum 2 (vertritt die vor. ssp. in höhern Lagen), Crepis aurea 2 (auf feuchten Lägern und Geilstellen der. Weiden, verbr., aber nicht häufig). c) Formation der Farnwiese. (Pteridium aquilinum, Dryopteris montana, Athyrium alpestre) Die drei genannten Farne bilden im Onsernone häufig charakteri- stische Bestände von der Physiognomie der Hochstaudenflur, und zwar die erstere Art auf mehr trockenen und sonnigen Standorten der tiefern Lagen, die beiden letztern besiedeln mehr schattig-feuchte Standorte, scheuen aber auch starke Insolation bei genügender Feuch- tigkeit nicht und wechseln in vertikaler Richtung ihre Rollen, indem D. montana mehr die tiefen Lagen bis zur Waldgrenze, A. alpestre die schattigen Schneemulden über und an der Baumgrenze besiedelt, oft direkt am Rande des ewigen Schnees sprossend und hier seine Sporen nicht mehr reifend, sich dafür um so reichlicher auf vege- tativem Wege vermehrend. 30 : Johannes Bär. Das Pteridietum kommt selten als selbständiger Bestand vor, sondern meist als Begleiter der Kastanien-Niederwaldungen, des Sarothamnetums und der Corylus-, seltener auch der Buchen-Busch- weide. Die Begleitflora der Bestände ist dementsprechend von der der genannten Gebüsche nicht spezifisch verschieden, jedoch infolge der Unduldsamkeit des Adlerfarns gegenüber niedrigeren Arten meist stark verarmt. Als Rasentypen kommen in tiefen Lagen und auf etwas lockerem Bestand, vornehmlich in den Schutthalden, der lückenhafte Brachypodium pinnatum-Typus, in dichtem Bestande und daheriger starker Beschattung des Bodens durch die Farnwedel eine wenig ertragreiche Agrostis tenuwis-Weide zur Ausbildung. Landwirt- schaftlich ist das Pteridietum als Weideunkraut zu betrachten, dessen Bekämpfung infolge der tiefliegenden Rhizome äusserst schwierig ist. Indessen werden die Wedel besonders von der ärmeren Bevölkerung in grösserer Menge geschnitten und als vortreffliches Einstreumaterial oder auch als Winterfutter für Schafe und Ziegen eingebracht. Im Sommer wird das Farnlaub dagegen vom Weidevieh infolge seiner Härte und des hohen Gerbstoffgehaltes fast absolut verschmäht. Die Dryopteris montana-Bestände treten in der Regel in frischen Mulden der stark geneigten, nördlich exponierten Talgehänge mit tiefgründigem Boden auf und bedecken den Boden oft so dicht, dass = von einem Rasen-Unterwuchs kaum die Rede sein kann. Die Art . gefällt sich gern im Schatten der Grauerlenwälder und füllt deren Lücken oft alleinherrschend aus. Aber auch in Kastanienselven und Birkenbeständen treffen wir diese Ausbildungsart der Farnwiese, und mit der Alpenerle steigt sie bis in das Areal der folgenden Art empor; so treffen wir noch einen ausgedehnten Bestand bei Seiupada und unterhalb Buseno bei der Alpe Salei, 1700 bis 1850 m, gemischt mit Athyrium alpestre. Von andern Arten finden sich regelmässig in diesen Farnwiesen Athyrium Pilix Femina, Dryopteris Phegopteris, D. Filix mas, D. spinulosa in seinen beiden Unterarten, im Gerö auch D. Braunii und der typische Geröllfarn Allosurus cerispus, der auf steinigen Standorten den Rasen ersetzt. Die übrigen Begleiter rekrutieren sich aus der Flora der genannten Gehölze und einigen Flüchtlingen aus den Wiesen, besonders schattigen Fettwiesen. Die Athyrium alpestre-Bestände kommen rein nur in der alpinen Zone vor, meist über 1800 m. Tiefer ist die Leitart "als Neben- bestandteil des vorigen Typus, aber immer in der Minderzahl und kaum unterhalb der Waldgrenze vorhanden. Da die Standorte der schattigen Schneemulden (als solche bezeichne ich auch im Sommer schneefreie Stellen, die aber relativ lange schneebedeckt bleiben) meist steinig sind, kommt als Unterwuchs vor allem Allosurus crispus Die Flora des Val Onsernone. 391 in Betracht und kann stellenweise die führende Rolle übernehmen. Solche Bestände ermangeln dann natürlich des Charakters der Hoch- staudenflur. Anderweitige Begleiter rekrutieren sich ebenfalls fast ausschliesslich aus der Flora des schattigen Gerölls der alpinen Zone und verweise ich deshalb auf die Liste der schattigen Geröllfluren. D. Vegetationstypus der Grasflur. In unserem Gebiete kommt von diesem Vegetationstypus nur “ die Formationsgruppe der Wiesen vor; Stebler und Schröter in „Versuch einer Übersicht über die Wiesentypen der Schweiz“ rechnen zu den Wiesen im weiteren Sinne auch die Weiden und Matten, sowie die Moos- und Flechtenrasen. Die „Wiese* in diesem Sinne ist „eine Pflanzengesellschaft, welche aus zahlreichen Individuen vor- wiegend ausdauernder und krautartiger Land- oder auftauchender Sumpf- und Wasserpflanzen inklusive Moose und Flechten sich zu- sammensetzt und den Boden mit einer mehr oder weniger geschlossenen Narbe überzieht; Holzpflanzen, ein- und zweijährige Kräuter können als Nebenbestandteile auftreten; unterseeische Wiesen sind ausge- schlossen“ (Stebler und Schröter, 1. e. pag. 2). Während nun die vorgenannten Autoren die Wiese als einzige „Formation“ behandeln und als Unterabteilungen Magerrasen und Fettrasen unterscheiden, erstere wieder zerfallend in Bestände des trockenen bis frischen und solche des nassen Bodens, gruppieren Brockmann, Geilinger u. a. die Wiesen ihrer Gebiete in die drei Formationen der Trockenwiese, Frischwiese und Fettwiese und erheben die Bestände des nassen Bodens und der Gewässer zu besondern Vegetationstypen. Im Fol- genden werden wir uns an die Einteilung der letztern Autoren halten und scheiden also die Moore und Süsswasserbestände vom Stebler- und Schröter’schen Begriff der Wiese aus. In der Gruppierung und Bewertung der Bestandestypen der so umschriebenen Wiesen kommen jedoch einige Abweichungen vor, die sich aus den besondern örtlichen Verhältnissen ergeben. & Insbesondere in Bezug auf Düngung oder Nichtdüngung ist zu sagen, dass in unserem Gebiete nicht alle Trockenwiesen ungedüngt sind, und sei es auch nur der von den Weidetieren abfallende Dünger, und deshalb der Übergang von Trockenwiese zur Fettwiese ein un- scharfer ist. Ferner ist der Übergang von der Trocken- zur Frisch- wiese ein ganz allmählicher, und manche Bestände nehmen eine so ausgesprochene Mittelstellung ein, dass wir sie ohne Zwang vor der einen, als der andern Formation zuteilen können. Was für die Übergänge zwischen Trocken- und Fettwiese gesagt wurde, gilt 392 Johannes Bär. naturgemäss und vielleicht in noch höherem Masse vom Wechsel zwischen Frisch- und Fettwiese. So gibt es in Frischwiesen sicher absolut nicht gedüngte Stellen, die aber infolge reichlicher Bewässe- rung etc. eine mindestens den gedüngten Wiesen gleichkommende Grasnutzung abwerfen. Künstliche Bewässerung kennt man im Önsernone nicht, da die Niederschläge in der Hauptsache in den Sommermonaten fallen und die Bodenfeuchtigkeit eine relativ be- deutende ist. Deshalb fehlen auch einzelne besonders der Trockenheit "angepasste Arten unserem Gebiete völlig, z. B. Festuca vallesiaca. Sie wird durch die feuchtigkeitsliebende F. varia ersetzt, deren Bestände einen Übergang zur Felsflur bilden. Dass zwischen der letztern, sowie der Geröll- und Felsschuttflora und den Wiesen mannigfache Übergänge vorkommen, braucht nicht erst gesagt zu werden, und das gleiche gilt natürlich auch für die Sumpfflur, speziell die Flach- moore. a) Formation der Trockenwiese. Die Trockenwiesen sind in der weitaus grössten Mehrzahl der Fälle südlich, südöstlich oder südwestlich exponiert und zeichnen sich meist durch Flachgründigkeit oder hohe Durchlässigkeit und geringe wasserhaltende Kraft ihrer Unterlage aus, so dass das Wasser, trotzdem der Boden gleichviel atmosphärische Niederschläge erhält wie die andern Wiesen, schon nach kurzer Trockenperiode spärlich wird und infolgedessen nur an Trockenheit angepasste Arten sich in diesem Terrain behaupten können. Ein Mittel dieser Anpassung an Trockenheit ist die mehr oder weniger starke Reduktion der vegetativen Organe, um die transpirierende Oberfläche bei Wasser- mangel herabzusetzen. Dies geschieht bei den Pflanzen der Trocken- wiese noch auf verschiedene andere Arten, wie Blattrollung, Blatt- faltung, Suceulenz ete., die aber auf den physiognomischen Charakter der Formation von geringerem Einfluss sind als das erstgenannte Mittel. Diese Merkmale sind auch den Felspflanzen zum Teil in hohem Grade eigen, und es unterliegt keinem Zweifel, dass die Trockenwiese einen Teil ihrer Besiedler von den Gesteinsfluren be- zogen hat. Die Übergänge zur Fettwiese wurden oben bereits er- wähnt. Die Pflanzenbedeckung der Trockenwiese reagiert von allen Wiesenformationen am leichtesten auf den Wechsel der Standorts- bedingungen und namentlich der Höhenlage, indem eine Reihe von Bestandestypen sich sowohl in horizontaler als vertikaler Richtung ablösen, allerdings auch vielfach durchdringen und so schwer ZU charakterisierende Mischbestände bilden, die eigentlich weit häufiger sind als die reinen Typen. Bei den Aufnahmen habe ich diese Mischtypen so weit als möglich auszuschalten gesucht, was aber ‚erectus auch im übrigen Onsernon en Die Flora des Val Onsernone. 393 nicht immer leicht war, und nur die möglichst reinen Bestände be- rücksichtigt. Wenn wir die bestandbildenden Arten der Trockenwiese zu der Benennung der einzelnen Typen verwenden, so erhalten wir folgende für unser Gebiet charakteristische Haupttypen, an die sich als relativ geringere Abweichungen mehr oder weniger zahlreiche Nebentypen angliedern lassen: 1. Typus des Bromus erectus; Nebentypen des Andropogon Gryllus, Koeleria eristata. DEN „ Brachypodium pinnatum; Nebentypen des Phleum phle- " oides, Andropogon Ischaemon, der Festuca Lachenalii, Vulpia Myuros. | 3. „der Festuca ovina ssp. duriuscula ; Nebentypen der Poa bulbosa, Cynodon Dactylon, Sieglingia decumbens, Carex verna, Luzula campestris. . an ‚ Festuca ovina ssp. capillata; Nebentypen der Luzula nivea, Carex umbrosa, Aira caryophyllea. By3, „ Festuca varia; Nebentypus der Agrostis tenuis (in der Buschweide). RE „ Carex sempervirens; Nebentypen der Festuca violacea, Poa Chaixi, Agrostis tenella, Festuca spadicea. 7. 2005 Nardus strieta; Nebentypen des Trifolium alpinum, der Luzula lutea. 8. Carex curvula ; Nebentypen der Avena versicolor, Festuca Halleri, Agrostis rupestris, Poa alpina var. contracta. Von diesen Typen (inkl. Nebentypen) sind die vier ersten für die Kultur- und Montanzone charakteristisch, der fünfte von der Tiefe bis in die alpine Zone verbreitet, die drei letzten besonders auf den _ Trockenwiesen der subalpinen und alpinen Zone vorherrschend. 1. Typus der Burstwiese (Bromus erectus). Dieses im allgemeinen als kalkhold geltende und sehr xerophile Gras spielt im Onsernone infolge der Gesteinsunterlage und der grossen Niederschlagsmenge eine nur unbedeutende Rolle und fühlt sich nicht recht heimisch. Es besiedelt als Bestand auch nur die trockensten untern Gebiete und steigt nirgends über 1000 m an. Be- Stände dieses Typus finden wir nur am Talausgang bei Cavigliano, Intragna, gegen Pila und Cremaso, Ronconaglio und Cresmino. Als Nebenbestandteil des gedüngten Festuca rubra-Rasens ist Bromus e zuweilen in grösserer Menge vor- handen, so am Colmo ob Loco und bei Le Bolle unter Crana. Die an allen Standorten vorgenommenen Kalkproben mit Salzsäure er- 394 Johannes Bär. gaben immer ein negatives Resultat, der Boden ist als absolut kalk- frei zu bezeichnen. Die oberste Schicht ist stark durchlässig, locker, humos und mit feinem Sand gemischt, liegt aber meist auf undurch- lässiger Unterlage (Grundmoränenlehm). Wo die Durchlässigkeit des = Terrains abnimmt, tritt oft einer der beiden Nebentypen oder der Festuca rubra-Bestand an die Stelle des Typus. Meist wird der Boden etwas gedüngt, aber doch nicht so stark, um die Burstwiese zum Verschwinden zu bringen. Gemäht wird sie meist einmal, seltener auch zum zweitenmal in feuchten Sommern. Als Beispiel diene eine Bestandesaufnahme bei Cresmino, : (450 m, 17. VI. 1909): Bromus erectus 8—10, Andropogon Grylius 5, Festuca rubra var. fallax 3, F. ovina ssp. capillata 3, Briza media 2, Koeleria eristata ssp. gracilis 3—5, Antho- xanthum odoratum 3, Holeus lanatus 2—3, Agrostis tenuis 2, Poa bulbosa 1, CGarex pallescens 1, C. verna 2, Luzula campestris var. vulgaris 3, Anthericum Liliago 1, - Serapias longipetala 2, Orchis ustulatus 1, ©. coriophorus 2, Gymnadenia'conopsea 1, Spiranthes spiralis 2, Thesium Linophyllon 2, Dianthus Carthusianorum ssp. vaginatus 2, Silene nutans 3, S. rupestris 1, Rumex Acetosella 2, R. Acetos - minus 2, Potentilla silvestris 2, Trifolium montanum 5, T. pratense 2, T. procum- nse bens 2, T. agrarium 1, Lotus cornieulatus 9, Linum catharticum 2, Polygala vul- 1 2, Teuerium Chama rys 1, Prunella vulgaris 2, Salvia pratensis 4, Rhinanthus Aleetorolophus 3, Plantago lane a var, capitata 2, Galium rubr B ver ssp. praecox 2, G. Moll ssp. tenuifolium 1, Scabiosa Columbaria 2, S gramuntia ssp. agrestis 1, Phyteuma betonieifolium 2, Jasione montana 3, Carduus defloratus var. rhaetieus 1, Achillea millefolium 2, Arnica montana 1, Chrysanthemum Leu- canthemum 3, Centaurea dubia 2, Hypochoeris radicata 3, H. maculata 1, Crepis. eonyzifolia 2, Hieracium Pilosella 9. la) Nebentypus des Andropogon Gryllus. Am Talsausgang des Onsernone ist der wichtigste Nebenbestand- teil der Burstwiese dieses hohe, oft fast rohrartige Gras, das, auch wenn nicht dominierend, dem Bestande in seiner Auffälligkeit ein bezeichnendes Aussehen verleiht. Es fehlt sozusagen in keiner Bromus erectus-Wiese, . wird aber vielfach bestandbildend, auch fast ohne letztere Art angetroffen. Die Andropogon-Wiesen werden nur einmal gemäht, da der zweite Schnitt meist zu wenig ergiebig aus- fällt. Geilinger (1. e. pag. 210) vermutet meines Erachtens mit Recht, dass das Vorkommen oder Fehlen dieses Grases vom Zeitpunkt Bromus erectus, hat, aber auch a 1, Thalietrum * 5 Diss { & ; Die Flora des Val Onsernone. ; 395 wohl damit zusammenhängt, dass dieser Bestand sich auf kalkreicher Unterlage vorfindet. Jäggli (l. c. pag. 79) führt die Andropogon- Wiese als „Facies“ seines (in unserem Gebiete fehlenden) Typus der Carex humilis (Kalk?) auf; trotzdem finden sich die meisten Arten seiner wohl nicht vollständigen Liste auch in unseren Beständen. Die Unterlage der Andropogon-Wiese ist in der Regel etwas sandärmer, dafür humusreicher (Trockentorf), auch etwas feuchter als die der Burstwiese und das Terrain vor allem kompakter als dieses. ‘Wo der Boden nass wird, leitet der Bestand gern zum Molinietum über. Düngung erhalten die Andropogon-Wiesen nach meinen Beobachtun- genkeine, während die Bromus erectus-Wiesen zuweilen gedüngt werden. Als Beispiel dienen zwei Aufnahmen bei Ronconaglio und Üres- mino, 400—500 m, an der Strasse von Cavigliano nach Auressio, die ich in eine Liste zusammenziehe, da die Unterschiede in der Flora sehr gering sind und die Höhendifferenz nur ca. 50 m beträgt: Andropogon Gryllus 8-10, Koeleria gracilis 5—10 (s. unten), Featlica ovina ssp. duriuscula 5, var. trachyphylla n SSp. capillata 2— -5, Bromus erectus h deaceus 2, Holcus lanatus 3—8, Aira caryophyllea 3—5, Anthoxanthum Sarah 3—5, Briza media 5, Sieglingia ee ens 3, Brachypodium pinnatum 5, Dactylis glomerata 1, Agrostis alba 3—5, Desch en flexuosa 2, Molinia eoerulea 3, CGarex verna 2—8, Luzula campestris 5, Anthericum Liliago 3, Serapias longipetala 3, Orchis coriophorus 1—2, O. ustulatus 1, G Morio ssp. pietus 2, Gymnadenia Moenchia mantica 3—5, The in Binophplloh 3—7, Thalietrum minus 2, Ranunculus bulbosus 1, Potentilla FIRE 9, P. erecta 2, Ononis spinosa var. fallax 2, ae Vulneraria var: is he 3, Lains corniculatus 3—5, Hippocrepis comosa 3—5, Genista ten Thymus Serpyllum 2—5, Satureia vulgaris 2, alpina 3, Salvia pra- tensis 2, Prunella vulgaris 2, P. grandiflora 2, RER Feet Hr wi anthus Alectorolophus 3-—5, A. minor 4, Galium rubrum 5—-8, G. verum ssp. pra ecox 2 —3, 6. ana Leontodon hispidus var. hastilis 5, var. eh 3, Crepis conyzifolia 4, Hieracium Pilosella 2--5, H. florentinum 3 1b) Nebentypus der Koeleria cristata (var. gracilis). Unter andern Gräsern ist besonders das hier genannte für die beiden vorigen Wiesentypen charakteristisch, tritt aber auch auf sehr 396 Johannes Bär. & trockenen Stellen herrschend auf, doch sind seine Bestände nicht aus- EZ gedehnt. Die Begleitflora ist von den vorigen Typen nicht sehr ver-r schieden. Auf etwas feuchterem Boden, der aber immerhin noch zu den Trockenrasen gehört, geht die Varietät meist in den Typus über, der aber weniger häufig ist als die Varietät und nicht bestandbildend ae auftritt. 2. Typus des Brachypodium Pinnatum. Dieses Gras, das auch in den bereits besprochenen Typen vor-. kommt, spielt im Onsernone eine sehr geringe Rolle und tritt kaum als selbständiger Bestand auf. Das Areal, das seine Bestände sonst einnehmen müssten, nach Analogie mit andern Gebieten zu schliessen, sind die sonnigen, meist etwas rutschigen Schutthalden. Diese sind aber fast ausschliesslich, wenigstens in der Kultur- und Montanzone, von Sarothamnus- und Corylusbeständen oceupiert und Brachypodium kommt nur vereinzelt in diesen Gebüschen als Nebenbestandteil vor. Höchstens bildet es in Lücken derselben kleine Bestände, die aber keiner weiteren Besprechung bedürfen, da die Flora derselben in die Begleitflora der besagten Gehölze aufgenommen wurde. Ebene Lagen meidet Brachypodium pinnatum fast völlig, hier treten an seine Stelle die Gräser, die ich als Nebentypen des Bestandes anführen will. 2a) Nebentypus des Phleum phleoides. Dasselbe vertritt Brachypodium pinnatum besonders im Mün- dungsgebiet des Onsernone in die Melezza auf den vor Hochwasser geschützten, steinigen Niederterrassen und steigt kaum über 350 m auf. Eigentliche Bestände bildet aber diese Art nicht, sondern ist wie Brachypodium mehr nur dem Buschwerk beigemengt, meidet aber im Gegensatz zur Zwenke ebene Lagen nicht und findet sich auch auf dem diluvialen bis postglacialen Flussgeschiebe des Onsernone, nicht aber auf dem rezenten. Tiefer ins Onsernone ist diese Art noch nicht vorgedrungen, wohl infolge der zu reichlichen Nieder- schläge. 2b) Nebentypus der Festuca Lachenalii. Auf dem rezenten Flussgeschiebe der Onsernonemündung, sowie der angrenzenden Melezza- und Maggia-Alluvionen vertritt dieses für die Alluvionalfluren der tessinischen Alpenströme charakteristische; der übrigen Schweiz sonst fehlende Gras stellenweise auf grösseren Flächen die vorige Art. Die Bestände sind zwar meist lückenhaft und schliessen nur selten zu einer wiesenartigen Pflanzendecke zu- sammen, sondern bilden mehr einen Übergang zur offenen Alluvional- flur, mit welcher sie auch die begleitenden Arten gemeinsam haben; Die Flora des Val Onsernone. 397 weshalb hier auf diese -verwiesen sei. Die Unterlage dieser Bestände ist meist ein ziemlich verfestigter, selten vom Hochwasser erreichter, grober Sand- bis feiner Kiesboden, mit feinerem Quarzsand gemischt. Wo unter sonst gleichen Standortsbedingungen der feine Sand über- wiegt, kommt der folgende Bestand als N ebentypus der Brachypodium pinnatum-Wiese zur Herrschaft und kann die Festuca Lachenalis ganz verdrängen. Ausnahmsweise finden wir letztere auch in kleineren Kolonien in den Anschwemmungsstellen der Strassenränder des unter- sten Teiles der Onsernonestrasse, besonders aber an einer Stelle, wo das diluviale Staudelta des Onsernone bei Ronconaglio als Kiesgrube benutzt wird und infolge schwachen Abbaues genügend verfestigtes Ausschwemmungsmaterial aus derselben liegen bleibt. Hier stellen sich als charakteristische Begleiter noch Filago minima und Chondrilla juncea in grösserer Zahl ein. 2c) Nebentypus des Andropogon Ischaemon. Dieses eminent xerophile Gras ersetzt, wie schon erwähnt, auf verfestigtem, feinem Sande die vorige Art, hat im übrigen gleiche Verbreitung wie diese, wenigstens was unser Gebiet betrifft. Auf den ihm passenden Lokalitäten bildet es oft nahezu Reinbestände von allerdings geringer Ausdehnung, die von fast gänzlich vegetations- losen Sandflächen durchsetzt sind, im grossen Ganzen aber einen etwas kompakteren Rasen bilden als der vorige Bestand. Zuweilen wech- seln sie auch ab mit kleinen Rasen von Poa compressa oder gehen allmählich in den vorigen Bestand über. Die Begleitflora ist eben- falls von der der Alluvionalflur entlehnt und nicht spezifisch von derselben verschieden. : 2d) Nebentypus der, Vulpia Myuros. Ähnliche Standorte wie vorige Art, jedoch im ÖOnsernone nur längs der Poststrasse, besiedelt die oben genannte Art in oft dichten bis völlig reinen Beständen. Sie ist im Gebiete unbedingt Neubürger und ihre rasche Ausbreitung konnte schrittweise verfolgt werden. Gegenwärtig (1910) ist sie bereits im ganzen südlichen Onsernone- aste verbreitet, aber immer nur in der Nähe der Strasse, oder meist auf den Rändern dieser selbst. Ihre ständigen Begleiter sind Setaria viridis, S. glauca, stellenweise im mittleren Onsernone Panicum san- guinale, oft in der var. ciliare, seltener auch P. Ischaemum, sodann Hordeum murinum, Seleranthus annuus, Spergularia campestris, bei Mosogno auch Eragrostis pilosa und vom Talausgang bis Loco Aira caryophyllea und Filago minima. Auf etwas feuchterem Sande tritt. i 398 ‚. Johannes Bär. meist Juncus bufonius gesellig auf, unterhalb Auressio auch G@napha- Kum luteoalbum. Die übrigen Begleiter rekrutieren sich grösstenteils aus der längs des Strassenrandes besonders reich entwickelten Ruderal- und Adventivflora und verweise ich deshalb auf diesen Abschnitt, zumal das Auftreten der betreffenden Arten kaum an eine Regel gebunden ist. 3. Typus der Festuca ovina ssp. duriuscula. Dieser Wiesentypus vertritt, wenn auch in sehr untergeordneter Bedeutung, den unserm Gebiet infolge der grössern Niederschläge fehlenden Typus des Walliser-Schwingels und kommt auf ähnlichen Lokalitäten vor, wie sie für diesen letztern Typus für das Puschlav. von Brockmann (l. ce. pag. 295 ff.) und die Grignagruppe von Gei- linger (l. c. pag. 216) charakterisiert wurden, also auf überwach- senen Mauerkronen, flachgründigen Erhöhungen der Fettwiesen oder ungedüngten Grenzstreifen derselben, besonders über steilen Rainen, wo der Dünger abrollt oder vom Regenwasser abgespült wird. : Sodann bildet der Schafschwingel häufig auch den Hauptbestand- teil der trockenen Rasenbänder an stark insolierten Felsabhängen und leitet hier meist zum Typus der Festuca varia oder zur Felsflur über. In Fettwiesen ist er ein ständiger Begleiter der Festuca rubra-Be- stände, mischt sich aber auch fast allen andern unbeschatteten Trockenrasen bei und steigt in den Wildheuplanken des Carex semper- virens- und Festuca spadicea-, ebenso des Festuca violacea-Typus und mit Festuca varıa bis zu den höchsten Gräten auf. Dementspre- chend und besonders infolge der geringen räumlichen Ausdehnung der einzelnen Bestände ist die Begleitflora sehr schwer zu charakte- risieren, sie wechselt eben stark von Standort zu Standort und be- sonders auch mit der Höhenlage. Ich beschränke mich daher auf eine ungefähre Angabe der Begleiter in der submontanen und mon- tanen Zone, da hier die Übergänge etwas schärfer sind als in höheren Lagen, und bemerke, dass meist nur ein Bruchteil der nachstehend angeführten Arten in einem Bestande vorhanden ist. Die nachfolgende Liste ist z.B. aus 15 Aufnahmen zusammengesetzt. Weit reicher ist natürlich die Flora der Mischbestände, die ich aber so gut als = möglich auszuschalten versucht habe, was allerdings oft nur mit einiger Willkür möglich war. Die Verhältniszahlen beziehen sich nicht auf das Vorkommen im einzelnen Bestande, sondern schätzungs weise auf der ganzen Fläche der aufgenommenen Bestände, wobei die Konstanz des Auftretens hie und da etwas zur Erhöhung der Ziffer beigetragen hat, auch wenn das Mengenverhältnis in den einzelnen Aufnahmen ein geringeres ist. Die Flora des Val Onsernone. 399 Bestandesliste des Festuca duriuseula-Typus (400—1200 m, meist S-Exposition). Festuca ovina ssp. duriuseula 5-8, Asplenium Trichomanes 2, A, septentrionale 1, A.germanicum 1, A. Adiantum nigrum 1, Anthoxanthum odora Br 3, Holeus lanatus 2, Deschampsia flexuosa 1, Sieglingia decumbens 2, Cynodon Be, 2 age bis an ) Briza media 1. Poa bulbosa 3—5, Teeelne arubra 3, Bromus erectus Anthericum Liliago 2, Allium sg 1, A. senescens 2, Lilium buliferum En croceum 2—3, Muscari comosum 1—2, Rumex scutatus var. glaucus 2, R. Ace 2.3, ER vulgaris 3—5, S. rupestris 2, S. nutans 2—3, Dianthus Seguieri 1, en 2 9. Krkas Hepatica 1, Ranunculus ae Er at minus 2, hra lia Erophila verna 3, Stenophragma Tha m 2, Ara 4 hirsuta 1, A. alpestris 2, Sedum gr ssp. maximum 3, a annuum 1, S. album Ba S. mite 2, - $. rupestre 3—5, an den um 3, ee se 2, Fragaria vesca 2, Pote BE micrantha 1, P. rupestris 2, P. a ea 3, Agrimonia Eupatoria 2, San- guisorba minor 1, Genista germanica 1, Me ar cago lupulina 2, Trifolium medium 1, T. montanum 3, T. agrarium 1, Lotus cornieulatus 2, Hippocrepis comosa 1, Vieia Cracca ssp. incana 2, V. angüstifolia 3, Lathyrus montanus 1, Geranium sanguineum 3 (nur bis ee Polygala Chamaebuxus 2, a perforatum 1, Helianthemum nummularium ssp. nummularium 3, Viola montana 2, V. tricolor ssp. alpestris 3, Rage minor 2, Pimpinella Saxifraga 1, Pe ucedanum Oreoselinum 2, Daucus Carota 1, Calluna vulgaris 2—3, Vincetoxicum officinale 2, Teuerium Chamaedrys 2, at ee 2, Prunella vulgaris 3, P. grandiflora 2, Salvia pratensis 2, Satureia alpina 5, Thymus Serpyllum 3—5 (div. ssp.), Verbascum crassifolium 2, V. Lychnitis 3, Be ee 2, V. fruticans 2, Euphrasia strieta 2—3, Rhinanthus Alectorolophus ssp. medius 3, Orobanche alba 2, O. Sei ucrii 1, Plantago lanceolata var. capi ee 2, Galium ae ssp. ee 4 m 1, Scabiosa gramuntia ssp. agrestis 2 (nur in der Tiefe), S. Columbaria 3, Hi montana 2, Phyteuma re ‚ Gampanula a folia 2, Solidago Virga-aurea 2, Erigeron acer 1, Antennaria dioeca 2, Buphthalmum salicifolium 1, Achillea Mille- 5 ! ; RR m C Cirsium lanceolatum 1, Centaurea dubia 2, C. Scabiosa ssp.. badensis 1, Hypochoeris radicata 2, Leontodon hispidus 3, Taraxacum offieinale r laevigatum 1, Crepis conyzifolia 2, C. capillaris 3, Hieracium Pilosella 2—3, H. Aurieula 1, H. murorum ssp. Genpifiorum 3, H: amplexicaule 1, H. umbellatum 2. 3a) Nebentypus der Poa bulbosa. Auf sehr trockenen Stellen, besonders überwachsenen Mauer- kronen mit humosem Erdbelag, kommt selbst die xerophile Festuca ovina oft nicht mehr fort, da der Boden völlig staubtrocken wird. Zur Hochsommerszeit machen diese Stellen oft den Eindruck von Rasenblössen ; untersuchen wir aber dieselben genauer, so finden wir die Erde erfüllt von den ruhenden Zwiebeln der Poa bulbosa, indes die oberirdischen Teile der Pflanze bereits bis auf wenige Reste ein- gezogen sind oder als dürres Gras den Boden locker bedecken. Nicht gerade selten sind diese Miniaturwiesen auch mit einem dichten Poster von Bryum argenteum überkleidet. Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 26 400 Johannes Bär. Trotz ihrer geringen Ausdehnung bilden sie im Frühling und Vorsommer, wenn die bestandbildende Pflanze ihre zierlichen Blüten- resp. Bulbillenrispen im Winde wehen lässt, eine sehr auffallende Pflanzengenossenschaft von echt südlichem Habitus. Im ersten Früh - ling, anfangs April, tragen sie Hunderte der zarten Blütenträubchen der Erophila verna, auch sind sie die Lieblingsstandorte von Poten- tilla Gaudini, Galium pedemontanum, G. vernum var. hirticaule, Cera- stium brachypetalum, Stenophragma Thalianum ete., die alle im ersten Frühling ihre Vegetationsperiode rasch durchlaufen und die zeitweilige Trockenheit des Sommers in ruhendem Zustande als Samen oder Rhizome überdauern. 4. Typus der Festuca ovina ssp. capillata. Dieser Bestand ist vor allem für die diehten Frachthaine der Kastanienselven charakteristisch und tritt hier besonders nach Rodung der Callunaheide auf, die als Unterholz sich im humosen, infolge der teilweisen Abhaltung der Niederschläge durch das Laubdach verhält- nismässig trockenen Boden der Selven nur zu reichlich vorfindet. Da die Callunaheide aber auch als selbständiger Bestand auftritt und auch hier der Boden durch das Heidekraut stark humos und arm an mineralischen Nährstoffen wird, stellt sich auch auf sehr stark insolierten Stellen der Festuca capillata-Rasen ein, allerdings mit etwas andern Begleitern, bleibt bei mangelhafter Düngung noch jahrelang bestehen und geht erst bei intensiver Düngung in einen „Fettrasen“, meist den Festuca vubra-Bestand über. Wird der Boden im dichten Kastanien-Fruchthain etwas frischer, besonders an Ost- und West- abhängen, so tritt Fesfuca capillata ebenfalls zurück, dafür gewinnt Luzula nivea die Herrschaft, welchen Bestand ich deshalb als Neben- typus des Festuea capillata-Rasens betrachte, wenn auch derselbe vielleicht mit ebenso viel Recht zu den Frischrasen, etwa als Neben- typus der Straussgraswiese, gestellt werden könnte. Besonders rein tritt der Festuca capillata-Rasen innerhalb der Kronentraufe von auf Südabhängen stehenden Kastanienbäumen, und zwar selbst bei lockerem Stande derselben, auf. Allerdings geht er dann neben den Bäumen durch zahlreiche Übergänge in den hier meist herrschenden Festuca rubra-Typus über, aber auch in den Trisetum flavescens- und Holcus lanatus-Bestand. : Wie schon früher bei der Besprechung des Kastanienwaldes dargetan wurde, ist der Festuca capillatı-Bestand kein ausgesprochener Magerrasen, da der Boden meist gedüngt wird, allerdings in der ersten Zeit wenig, da der Dünger (Mist) infolge der Mineralarmut der Unterlage schlecht anschlägt. Die Flora des Val Onsernone. 401 Im Folgenden führe ich zwei Bestandeslisten dieses Typus an, von denen die erstere einem mässig bis stark beschatteten Bestande aus den Kastanienselven, die zweite einer unbeschatteten Wiese auf der Kuppe eines glacialen Rundhöckers mit schwacher Moränendecke entnommen ist, auf dem früher wohl Callunaheide herrschend auftrat. Festuca capillata-Wiese im Kastanienwald unterhalb Crana (800—850 m, halb bis stark beschattet, SO-Expos., leicht gedüngt). Athyrium Filix femina 3, her aquilinum 2—3, Festuca ovina ssp. capil- lata S—10, F. rubra var, fallax 1—4, Anthox: run odoratum 2—5, Poa Chaixi 3—5, P. bulbosa 3, P. pratensis 9— @ Trisetum flavescens 2—3, Holcus lanatus 1—2, Nardus strieta 1—3, Briza media 3, Cynosurus eristatus 1, Phleum alpinum 1, Agro- stis tenuis 2, Sieglingia Ste 2, Brachypodium silvaticum 2, Carex verna 3—4, Luzula nivea 5, L. campestris 3—5, Majanthemum bifolium 2, Convallaria majalis 3, Polygonatum offieinale 2, P. multiflorum 1, P, vertieillatum 1, Anthericum Liliago 3—4, Lilium bulbiferum ssp. eroceum 1, Paradisia Liliastrum 1—4, Colchicum al- pinum 2—4, Platanthera bifolia 2, Be masculus 2, OÖ. maculatus 2, Listera ovata 1, Rumex Acetosella 2—5, R. Acetosa 1, Thesium alpinum var. intermedium 2, Tha- licttrum minus 2, Ranunculus bulbosus 2, Melandrium dioecum 2, Silene vulgaris 2—3, S. nutans 3, De Bee 3, Arabis er 2, = hirsuta 1, Bari vesca 2, Trifolium pratense 2, T. minus 3, T. repens 1, T. montanum 2—5, . proeumbens 3, Lotus ein 23—3, ER angustifo ik 20; Vi Era ru tinetoria 2—3, Lathyrus montanus 2—3, L. pratensis 2, Geranium silati A, trig vulgare var. pseudoalpestre 2, Helianthemum nummularium 2— ee Viola Rivin ntana 3, V. trieolor ” alpestris 2, N minor a Chaero- lem hirsutum ssp. Villarsii 2—5, Gentiana Kochiana 2—3, Thymus Serpyllum 2—5, Rhinanthus Alectorolophus ssp. medius ; ee pratense 3, Veronica latifolia —3, Scabiosa Columbaria 3, Galium rubrum 2—4, G. pedemontanum 3, Phyteuma betonieifolium 2—5, Arnica montana 2—5, Chrysanthemum Leucanthemum 3, Leon- todon hispidus 2—5, Hieracium Pilosella 2--5, H. Auricula 3, H. murorum ssp. tenuiflorum 3. a2, Festuca capillata-Wiese auf dem Colmo ob Loco (1000 m, unbeschattet, eben bis wenig geneigt, sehr trocken, gedüngt). Festuca ovina ie capillata 10, F. rubra var. fallax 3—8, Anthoxanthum odo- ratum 3, Nardus strieta 2, Agrostis tenuis 2, A. alba 3, Briza media 2, Bromus er a i Carthusianorum ssp. vaginatus 5, Polentilik erecta 3, ifefian alpinum 1, T. agra- rium 2, Lotus corniculatus 3, Heliantheimum nummularium 3, Polygala vulgare var. pedemontanum 2, var. pseudoalpestre 1, Thymus Serpyllum 3—5 (div. ssp.), Vero- nica fruticans 2, Gentiana ramosa 1, Phyteuma betonicifolium 3, Ph. scaposum 4; Scabiosa Columbaria 3, Galium asperum ssp. anisophyllum 5, Arniea montana 2—5, Achillea Millefolium 2, Chrysanthemum Leucanthemum 2, Leonto don hispidus 3, Hieracium Pilosella 3, H. Auricula 3—5, H. murorum ssp. tenuiflorum 2 402 Johannes Bär. Dieser Bestand tritt nur lokal auf ganz flachgründigem Terrain auf; die grösste Fläche des Heuberges Colmo besteht aus Festuca rubra-Wiesen. An Geilstellen, wo längere Zeit Düngerhaufen lagen und die Grasnarbe daher zerstört wurde, kommt sowohl im Festuca rubra- wie auch im eben besprochenen Bestande ein oft fast absolut reiner Bestand der weichen Trespe, Bromus hordeaceus, zur Ausbil- dung. Als Begleiter solcher Trespenrasen beobachtete ich folgende, z. T. zur Läger- und Ruderalflora überleitende Arten: Rumex obtusifolius 2, R. alpinus 3, Poa annua 5—8, P. pratensis 2—6, Tri- folium repens 5—10, Urtica dioeca 2—10, Polygonum avieulare 3—8, P. Persicaria 3—5, Spergula arvensis 2—5, Silene vulgaris 2—10, Geranium pyrenaicum 2—5, Veronica arvensis 1—5, Plantago major 5, Taraxacum officinale ssp. Ber 3, etc. 4a) Nebentypus der Luzula nivea. Von den zahlreichen Abänderungen, welche der Schattentypus der Festuca capillata-Wiese in unserem Gebiete erfährt, ist besonders eine sehr auffällige Modifikation zu erwähnen, welche mit dem Frischer- werden des Bodens regelmässig auftritt und durch das Häufigwerden der Schneesimse charakterisiert wird. Dieselbe fehlt eigentlich keinem trockenen Schattenrasen ganz, wird aber besonders im Festuca capil- JZata-Rasen, wenn oft auch nicht gerade an Zahl, so doch an physio- gnomischer Bedeutung dominierend. Die Bestände der schneeweissen Hainsimse nehmen eine deutliche Mittelstellung zwischen Trocken- und Frischwiese ein und leiten zudem, da sie meist stark. gedüngt werden, zur Fettwiese über. Ein Beispiel eines solchen Bestandes möge dies näher erläutern: Ei Luzula nivea-Wiese im Val Bordione ob Berzona (800 m, in geschlossenem Kastanien-Fruchthain, O-Expos). Athyrium Filix femina 3, Pteridium aquilinum 3, Dryopteris Filix mas 2, D. montana 3, Festuca ovina ssp. capilata 5—8, F. rubra 3, Dactylis glomerata 2 Holcus lanatus 2, Briza me = 2, Cynosurus eristatus 2, Phleum alpinum 2, Carex verna 3, (. leporina 1, C. umbrosa 2, Luzula nivea 5—8, Le IE var. multi- flora 3, L. pilosa 1, L. silvatica 1, Anthericum Liliago 1, Orchis ae 2, 0. ma umex Acetosa 2, Dianthus Carthusianorum 2, D. Seguieri ; Silene vulgaris 1, S. nutans 2, Melandrium dioecum 2, Lychnis Flos euculi 2, Stellaria graminea 1, ne ee 2, Genista germanica 2, Vicia sepium 2, V.Cracca 2, Lathyrus pratensis 5—8, L. a & ee silvaticum 2 9 es duleis 1, Viola Riviniana 1, ontana 2, 1, Pimpinella major 2, Peucedanum ran 2, ea hirsutum ssp. Villarsii = Astrantia minor 3, Primula vulgaris 3, Gentiana Kochiana 2, Thymus Serpyllum 2, Satureia alpina 2, Prunella Die Flora des Val Onsernone. ; 403 vulgaris 2, Melampyrum pratense (s. lat.) 5—10, Veronica latifolia 2, Galium vernum 3, G. rubrum 1, Seabiosa ea 1, Campanula barbata 2 (fl. albo 1), Phyteuma betonieifolium 5—8, Ph. spicatum 2—-5, Arnica montana 3, Chrysanthemum Leu- canthemum 3, rn murorum ssp. tenuiflorum 3. 4b) Nebentypus der Carex umbrosa. Im untersten Teile des Onsernone, namentlich im Mündungs- Bohieh desselben zwischen Cavigliano und Intragna, fehlt in den Kastanienwäldern der Festuca capillata-Bestand meistens, da das Terrain zu steinig ist. Es besteht hauptsächlich aus diluvialen Schottern und Felsschutt. Zwischen den Gesteinspartikeln hat sich indessen etwas Humus festgesetzt, und in demselben wachsen Horste von Carex umbrosa, die stellenweise den Boden fast mit einer geschlossenen Narbe überziehen und dem Bestand eine ähnliche Physiognomie- verleihen, wie der Bergseggenwiese auf den lehmigen Abhängen der Molasse-Vorberge der Nordschweiz. Bei stärkerer Belichtung geht der Carex umbrosa-Bestand gern in den Brachy- podium pinnatum-Rasen über, bei völlig geschlossener Humusdecke er- scheint dann entweder das Callunetum oder der Festuca capillata-Typus. Im übrigen Onsernone fehlt Carex umbrosa keineswegs, bildet aber nirgends eigentliche Bestände, sondern ist als untergeordneter Neben- bestandteil andern trockenen Magerrasen beigemengt, besonders wenn dieselben leicht beschattet sind. 5. Typus der Festuca varia, Die mächtigen Horste des Buntschwingels bilden im tessinischen ' Urgebirge und speziell auch im Onsernone eine der auffälligsten Pflanzen- gesellschaften, zwar nicht immer in geschlossenem Bestande, sondern meist in einzelnen Horsten an den oft völlig senkrechten Gneissfelsen hängend. Die Buntschwingelhalde ist im Onsernone von allgemeinster Verbreitung, von der Tiefe bis zu den höchsten Erhebungen. Die Pflanze ist kein so ausgesprochener Xerophyt, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat, denn in tiefen Lagen beherrscht sie in der Regel die feuchten Wände der Steilschluchten, besonders gern in Ost- und Westexposition, aber auch direkten Nordlagen, fehlt aber auch auf Südlagen nicht völlig; nur wird sie hier oft durch den mehr Trockenheit vertragenden Bestand der Festuca ovina ssp. durius- “ula ersetzt. In höheren Lagen meidet sie die feuchteren Nord- abhänge allerdings und besiedelt vorwiegend Südabhänge. Ihre geo- graphische Verbreitung kennzeichnet sie als ausgesprochene südalpine Urgebirgspflanze, in der Schweiz im Wallis, Tessin und Graubünden vorkommend und nur im Osten auch in die nördlichen Kalkalpen 404 Johannes Bär. übergreifend, allerdings in der var. brachystachys (Schröter, Pflanzen- leben der Alpen, pag. 287). Im Onsernone spielt var. acuminata die Hauptrolle. Nach ihrem Vorkommen an sehr steilen bis senkrechten, ja selbst überhängenden Felswänden kann die Pflanze mit ebensoviel Recht der Felsflur zugezählt werden wie der Wiesenflora. Allein wenn der Abhang weniger steil wird, rücken die vereinzelten Horste näher zusammen und bilden einen mehr oder weniger rasenartigen Bestand, der gerne den Schichtfugen der Felsen entlang streicht und so ein Analogon der „Horstseggentreppe* bildet. Diese „Buntschwingel- treppe* kann schliesslich recht wiesenähnlich werden, und selbst an senkrechten Wänden täuschen die vorstehenden dichten Horste, wenn wir sie in der Längsrichtung des Tales betrachten, eine mehr oder weniger zusammenhängende Wiese vor, so dass es sich rechtfertigt, wenn Brockmann (l. ce. pag. 316) diese Felsenpflanze als selbständigen Wiesentypus aufstellt, während Schröter (l. ce.) sie eher als Fels- pflanze betrachtet, die allerdings Grenzformen zwischen Felsflur und Wiese bildet. In Skolögischer Hinsicht ist im ÖOnsernone zwar inehr der An sicht Schröters beizupflichten, da die Horste des Buntschwingels sich fast ausschliesslich auf anstehendem Gestein vorfinden und nur selten, wie Brockmann erwähnt, auch auf Schutthalden. Aber die Einreihung der Pflanze unter. die „Oberflächenpflanzen“ Öttlis (1. ce. pag. 13), wie Schröter sie vornimmt, möchte ich nicht als absolut richtig gelten lassen, denn die erste Ansiedelung eines Buntschwingelhorstes ge- schieht auf Felsen immer in einer Spalte. Wird nun der Horst grösser, so quillt er eben aus der Spalte heraus und breitet sich auf der Felsoberfläche aus, aber die Wurzeln dringen auch dann noch in die Spalte ein, wenn der Horst eine reiche Humusansamm- lung bewirkt.hat, die natürlich auch durchwurzelt wird, da sie zu Regenzeiten als Wasserreservoir dient. Es ist auch nicht ausge- schlossen, dass diese Humusmasse aus der Spalte mit Sickerwasser versorgt wird. Dass Festuca varia ebensogut als Spaltenpflanze zu betrachten ist, beweist das feste Halten der Horste, und der Um- stand, dass, wo es gelungen ist, einen ganzen Horst loszureissen, auf der flachen Scheibe immer ein Grat sich findet, gewissermassen ein Abguss der Spalte, in welcher die erste Ansiedelung stattfand. Wo.nun die „Wurzelorte“ (Öttli 1. e.) des Buntschwingels s0 zahlreich vorhanden sind, dass die Horste sich schliesslich berühren, entsteht eine eigentliche Festuca. varia-Wiese. Dieser Fall ist aber viel seltener, als der des offenen Bestandes. Sobald nämlich ein Horst reichlich Humus gesammelt hat, siedeln sich in demselben auch andere Die Flora des Val Onsernone, 405 Pflanzen an, die schliesslich die Festuca zu verdrängen vermögen und als sekundärer Bestand aus dem Buntschwingelrasen hervor- gehen. Dies gilt in der Tiefe besonders von den Buschweiden, auch diversen Zwergsträuchern, in grösserer Höhe von der Horstsegge, die sich fast stets in den Buntschwingelhalden einfindet, und in welche die letzteren nach und nach übergehen, wenn die Böschung des Abhanges flacher wird. Unter diesen Umständen bleibt rascher genügend Humus in den Horsten hängen, und die Eindringlinge machen dem Pionier den Rang streitig; oft endet der Kampf mit völliger Niederlage, und es entsteht eine Horstseggenhalde, oder einer ihrer Nebentypen (als welchen Stebler und Schröter auch die Buntschwingelhalde betrachten). Auch die Borstgrasweide kann von einer geschlossenen Buntschwingelwiese Besitz ergreifen. In der Tiefe endlich führt der Mensch, wenn möglich, den wenig ertragreichen Rasen in Mähewiesen über, meist vom Typus der Festuca rubra. Die Buntschwingelhalden werden im Onsernone fast ausschliesslich als Weide benutzt, höchst selten werden sie einmal gemäht, und zwar meist nur in tieferen Lagen. In höherer Lage meidet sie selbst der Wildheuer völlig, und gar oft kann: man beobachten, wie sofort mit dem Auftreten der Festuca varia im Rasen einer Wildheuplanke mit dem Schneiden aufgehört wird, trotzdem das Gras ebenso hochwüchsig ist, wie in den benachbarten Partien. Die Beweidung der Buntschwingelhalde geschieht ausschliesslich mit Ziegen und Schafen, da sie in der Regel dem Grossvieh zu steil ist. Die Nutzung ist aber eine sehr-geringe, da selbst die Schafe die harten, stechenden Blätter und Halme des Buntschwingels ver- schmähen und nur die als Begleiter auftretenden, saftigeren Arten gefressen werden. Es ist deshalb nicht zu verwundern, wenn der Buntschwingel dem Hirten verhasst ist und, wenn irgend möglich, in einen andern Bestand übergeführt wird. Dies geschieht vor allem in der Montanzone, sobald die Horste genügend Humus gesammelt haben, durch Abbrennen derselben, was durch die mehrere Jahre bleibenden, vertrockneten Halme wesentlich erleichtert wird. Bei trockener Witterung reicht der Brand in der Regel so tief in den Horst hinein, dass derselbe abstirbt. In der durch die Asche ge- düngten Humuserde siedeln sich dann auf den Horstresten andere Pflanzen an, vorab die Begleiter der Corylusformation, wodurch die Weide ertragreicher wird und schliesslich in eine typische Busch- weide übergeht. ; : Bei der grossen Vertikalverbreitung der Buntschwingelwiesen ist €s begreiflich, dass die Begleitflora derselben je nach Höhenlage stark wechselt. Wir müssen daher unterscheiden zwischen der submontan— 406 Johannes Bär. “ 2 montanen Buntschwingelhalde einerseits und den subalpin—alpinen Beständen. Der Unterschied der beiden ist schärfer ausgeprägt, als sich erwarten lässt, da zwischen die beiden sich eine Zone eindrängt, in welcher infolge der Bodengestaltung der Buntschwingel selten auftritt. Es sind dies vor allem die relativ flacheren Böschungen oberhalb des diluvialen Gletschertalbodens, die meist von Maiensässen, Heubergen oder ausgedehnten Waldgürteln eingenommen werden. Innerhalb des Wiesen- und Waldgürtels von 1000 bis 1500 m, stellenweise bis 1800 m und noch höher sind die Buntschwingelhalden nur klein und artenarm, und werden erst wieder ausgedehnter im Gebiet über der eiszeitlichen Gletscheroberfläche, den „Firnkämmen“ Penks, die sich wieder durch schroffere Steilabstürze für die Ausbreitung der Festuca & varia besser eignen. Die tief gelegenen Buntschwingelhalden sind im Onsernone cha- rakterisiert durch das Fehlen von Carex sempervirens, die erst etwa ei 1400 m auftritt. Ihre Stelle nimmt in der Regel Festuca ovina ssp. duriuscula und meist auch Sieglingia decumbens ein. Regelmässig trifft man in ihrer Gesellschaft Saxifraga Cotyledon. Die subalpin— alpinen Festuca varia-Rasen besitzen in der Regel starke Beimengungen der Horstsegge und sind vor allem charakterisiert durch das Vor- i kommen von ie roseum ver Bupleurum stellatum, zuweilen auch des stattlicl ‚ dasim Onsernone eigen- tümlicherweise füoken zen fehlt, mit kaisuahine eines einzigen Stand- ortes bei Berzona, 750 m. Im Folgenden gebe ich eine aus mehreren Aufnahmen zusammengezogene Vegetationsliste des tief gelegenen Buntschwingelrasens bei Ponte oscuro, wo derselbe in inni ger Mischung mit der Corylus-Buschweide die Steilhänge der imposanten Onsernone- schlucht bekleidet. Bestandesliste der Festuca varia-Halden bei Ponte oscuro (700—800 m, O- und W-Exposition, mässig feucht). !) Athyrium Filix femina 2, Dryopteris Phegopteris 3, D. Filix mas32,D. Oveopteris 1, Asplenium Trichomanes 5, A. septentrionale 2, A. germanicum 2, A. Adiantum nigrum 2—3, A. Ruta muraria 2, Pteridium aquilinum 1—3, Allosurus rg 1, oem vulgare 2, Woodsia ilvensis ssp. alpina 1—2, Festuca varia 5—% F. ovina ssp. duriuseula 1-3, Sieglingia decumbens 3--5, Deschampsia a 3 werden in der Liste nur die höheren Pflanzen berücksichtigt, bezüglich 1) Es der überaus reichen Flechten- und Moosflora verweise ich auf den Standortskatalog. und die Liste der Felsflur der betr. Höhenlage. 5 i Die Flora des Val Onsernone, ö 407 talus var. glaueus 3, Silene nutans 3-5, S. rupestris 3, Dianthus Carthusianorum iet 3—5, Sempervivum alpinum 1--3, Saxifraga Cotyledon 3—5, 8. aspera 1, Potentilla rupestris 2—3, P. argentea Er P. erecta 2, P. mierantha 1, Fragaria vesca 2, Saro thamnus scoparius 3—5, Cytisus nigricans 2, Genista germanica 3—5, Lotus cor- nieulatus 2, Eee ınontanus 2, Geranium Robertianum 1, Hypericum perfo- on en collinum 2, Helianthemum nummularium 2, Viola montana 9, V. Rivi- niana 1, V. silvestris 1, V. montana X Riviniana 1, Chaerophyllum hirsutum ssp. Ya arsii 2, Astrantia minor 2—3, Pimpinella Saxifraga 2, Calluna vulgaris 2-3, Vincetoxicum officinale 3—5, Primula hirsuta 2, Satureia vulgaris 1, S. alpina 2-3, Thymus Serpyllum 3, Teuerium Scorodonia 2, Stachys rectus 1—3, S. offieinalis 1, Verbascum crassifolium 2, V. Lychnitis 1, Veronica latifolia 1—2, V. offieinalis 2, Pedieularis tuberosa 2, Scabiosa Columbaria 2, Valeriana tripteris 2, Jasione mon- tana 2, Phyteuima Scheuchzeri 2—3, Ph. a 3, Solidago Virga-aurea 2—3, Arnica montana a 1—2, Carduus defloratus var. rhaeticus 2—3, Carlina acaulis 1, €. vulgaris 2, Chrysanthemum Leueanthemum var, montanum 2, var. pinnatifidum 1, Achillea a. 2, Cicerbita muralis 1, Hieracium a 2, H. florentinum 1, H. murorum ssp. tenuiflorum 3—5, H. amplexicaule 2, H. umbellatum 1—2. RER zeigen die hochgelegenen Bestände der Festuca varia einen ähnlichen Charakter wie die eben besprochenen tieferer Lagen, da auch hier die Leitart weitaus vorherrscht. Allein die Begleiter sind vielfach andere und rekrutieren sich aus der Flora der nähern Umgebung. Der Übergang in die geschlossenen Wiesen ‚vollzieht sich hier weniger scharf, und es kommen auch bei vor- herrschendem Buntsehwingel ganz wiesenähnliche Bestände vor, da die Wurzelorte der in der Höhe stärker abwitternden Felsen oft sehr zahlreich sind. Als steter Begleiter, der häufig die führende Rolle übernimmt, indem er den Buntschwingel verdrängt, ist Carex. sem- pervirens zu nennen. Auch Festuca violacea, F. Halleri, Poa Chaixi und Festuca spadicea lösen vielfach die Buntschwingelhalde ab, bilden aber, mit Ausnahme der Festuca Halleri, meist zusammenhängende Wildheurasen. Selten grenzt der Festuca varia-Bestand direkt an das Curvuletum oder das Nardetum, meist ist die mehr oder weniger reine Horstseggenhalde zwischen dieselben eingeschaltet. Die ausgedehntesten Buntschwingelhalden finden sich in alpiner Höhenlage. am Südabhang des Pizzo Pelose, Pizzo Gramalena, Pizzo Molinera- und namentlich im Rosso di Ribbia-Massiv. Die folgende Bestandesliste gründet sich auf fünf Aufnahmen in genannten Ge- bieten, von 1900-2350 m. Bestandesliste der subalpin—alpinen Buntschwingelhalde. Cystopteris fragilis ssp. regia 2, Dryopteris Phegopteris 3, D. eg I % D. spinulosa ssp. dilatata 2, D. Lonchitis 3, Asplenium Ruta muraria 2, septen 408 Johannes Bär. u 1, Allosurus erispus 3, Polypodium vulgare 2, Botrychium Lunaria 1, Juni- per unis var. montana 2—3, Anthoxanthum odoratum 2, Phleum alpinum 1, . ar 9, A. rupestris 3, Calamagrostis varia 1, C. villosa 2, G. arundinacea 2—3 (meist tiefere Lagen), Deschampsia flexuosa 2, Avena versicolor 2, Poa violacea 1, P. alpina var. contracta 3—5, P. laxa 2, Festuca spadicea 2 (nur am Pizzo Pelose), F. ovina ssp. ae 9, F. Halleri, 2— 3, F. violacea 2—3, F. rubra var. fallax 2-5, F. varia 5—10, Nardus strieta 2—3, Carex curvula 1—2, C. muricata 1, C.leporina 2, C. eat ssp. aterrima 1, 0. sempervirens 3—5, Juncus trifidus 3, Luzula lutea 3—5, L. spieata 1, L. sudetica 2, Allium senescens 1, Lilium bulbiferum ssp. eroceum 1, Lloydia_ ER 2, Goeloglossum virid rare albida 1, Nigritella nigra 1, Thesium ee 2, Polygonum viviparum 2, Silene exscapa 2--3, S. nn 3, S. nutans var. rubens 2 cn Ga ee 3, Gerastium uniflorum 1, GC. ar- vense ssp. as 9-3, Minuartia recurva 3—5, Anemone alpina var. Pr % —2, S. Aizoon 1, S. an 2, S. aspera var. es 3, S. exarata 1, li randiore 9, Pa rea 3, Sieversia montana 2—3, Alchemilla alpina 3 (div. Formen), A. glaberrima 2 Trifolium prate var. nivale 2, T. alpinum 3, Lotus de var. Se 2, Polygala En ie us n Rhamnus pumila 1 (nur . Molinera),' ee nummular! SSP. mentosum 2, Epilobium in 1, Astrantia minor 2, Bupleurum .. 2 es Molopospermum pelo- ponnesiacum 2, Ligusticum Mutellina 1, Laserpitium Panax 2, Loiseleuria procum- itis idae 5,.V rti bens 2—3, Vaccinium Vitis idaea 2— . Myrtillus 2, V. uliginosum 3, Calluna vulgaris 1—3, Primula hirsuta 3, ve era 2—3, Soldanella alpina 1, Gentiana purpurea 2, G. nivalis 1, @. Kochiana 2, G. ramosa 3, Myosotis pyrenaica 1, Ajuga pyramidalis 1, Satureia alpina 2—3, er ymus Serpyllum 3—5 (meist sSp. alpestris), Verbascum crassifolium 1, Linaria alpina , Veronica offieinalis 1; V. belli- dioides 2—3, -V. fruticans 3—4, Melampyrum laricetorum 1, Euphrasia hirtella 2—3; ‚ Galium asperum ssp. anisophyllum 2—3, Valeriana tripteris 1, eig lueida 1, S. Columbaria 2—3, Phyteuma hemisphaerieum 2—3, Ph. Scheuch- zeri 1—2, Ph. scaposum 1, Ph. Pe 2, Campanula barbata 2—4 (fl. albo 1), C. a 1, G. exeisa 2, G. uchzeri 1—2, Solidago Virga-aurea Val. alpestris 3—5, Aster Ne d, ee uniflorus 2, E. neglectus 1 (nur höchste Gräte), E. alpinus 1, Antennaria carpathica 1, Gnaphalium norvegicum 1, Achillea ” 8 ferum 2—3, H. murorum ssp. tenuiflorum 2, H. ustulatum 1 H. nigrescens 2, H. intybaceum 3, H. amplexicaule 2. ’ H. alpinum 2-3, Brockmann (l. c. pag. 315—319) führt nach seinen Listen eine Artenzahl von 111 Spezies auf, welche sich auf 9 Konstanten, 31 accessorische Arten und 79 plantae sparsae et solitariae oder, wie Brockmann sie nennt, „zufälligen Beimischungen“ verteilen. In seiner Tabelle berücksichtigt er nur die beiden ersten Kategorien, und es . Die Flora des Val Onsernone. 409 ist bezeichnend für die grosse Übereinstimmung der Bestände des Onsernone und Puschlav, dass alle Konstanten und accessorischen kehren. Wenn eine Art in einer Aufnahme fehlt, so erscheint sie dafür in irgendeiner andern, und es ist dies ein Beweis dafür, dass eine Zusammenziehung mehrerer Aufnahmen uns ein viel genaueres Bild eines Bestandes geben kann als vereinzelte Lokalaufnahmen. 6. Typus der Carexr sempervirens. Die Horstsegge besiedelt im Onsernone im grossen Ganzen ähn- liche Expositionen wie die vorige Leitart, bei deren Besprechung wir sie als wichtigen Nebenbestandteil des Buntschwingelrasens kennen lernten, aber sie ist keine so ausgesprochene Felspflanze, sondern verlangt mehr zerkleinertes Gesteinsmaterial als Unterlage, entweder Geröll mit feinerdigem Material gemischt, oder letzteres ausschliess- lich. Entsprechend dieser Anforderung an das Terrain sind die Horstseggenhalden (abgesehen von den bereits erwähnten Mischbe- ständen) meist weniger steil als die Buntschwingelhalden, ihr Rasen ist in der Regel geschlossener, kann sich aber bei steiler Böschung (über 40°) ebenfalls lockern, und zwar in treppenförmiger Ausbildung, indem die Horste dem rutschenden Felsschutt einen Widerstand bieten, an dem er sich staut und eine verhältnismässig ebene Fläche bildet, die auffälligerweise fast vegetationslos bleibt, da sie von dem lang- wallenden, meist wie abwärts gekämmten Blattwerk der daärüber- stehenden Horste bedeckt wird. Wenn die Böschung noch steiler wird, so rücken die einzelnen Horste noch weiter auseinander und gehen auch in tieferen Lagen in einen Plänklerrasen über, wie er für höhere Lagen charakteristisch ist. An solchen Stellen erscheint dann im Onsernone meist Festuca varia in grösserer Menge und wird, sobald der Abhang felsig wird, überwiegend. Infolge dieser engen Beziehungen zwischen den beiden Wiesentypen ist ihre Auffassung eine verschiedene. Stebler und Schröter (l. c. p. 36 ff.) fassen den Bunt- schwingelrasen als Nebentypus des Horstseggenrasens auf, während Brockmann (1. ce.) die beiden eoordiniert, welch letzterer Auffassung wir uns ebenfalls anschliessen. ; Die Höhenverbreitung der Horstseggenbestände ist eine viel be- schränktere als diejenige der Buntschwingelhalde und erstreckt sich so ziemlich innerhalb der Lücke zwischen den tief- und hochgelegenen Beständen des letztern Typus, in der Hauptsache zwischen 1500 und 2200 m, selten schon von 1400 m an, wie z. B. am Südabhang des Monte Mottone. In höhern Lagen tritt dann wieder die Buntschwingel- halde häufiger auf, oder der Bestand geht, namentlich auf etwas fri- 410 : Johannes Bär. scherem Boden, in den Nebentypus der Festuca violacea über. Nach Geilinger (l. c. p. 218) schliesst der Horstseggenbestand auf Kalk an die Burstwiese (Bromus erectus) an; in unserm Gebiete aber fehlt diese fast völlig in höhern Lagen, dafür tritt der Festuca rubra-Rasen äusserst reichlich auf, und an der untern Grenze des Semperviretums finden sich nicht selten Mischbestände, die regelmässig gemäht wer- den, was auch Brockmann (l. c. p. 311) im Puschlav beobachtete, Allerdings sind es dort eher Mischbestände mit Poa alpina, die bei uns im Önsernone bei weitem nicht die Rolle spielt wie im Puschlav. Fassen wir nun die Bestände der Horstsegge näher ins Auge, ‚so konstatieren wir eine grosse Veränderlichkeit derselben, sowohl in Bezug auf die Physiognomie wie auch die Begleitflora, je nach der Neigung des Terrains und der dadurch bedingten Nutzungsweise: 1. Der Boden ist flach bis sanft geneigt. Solche Bestände werden fast ausnahmslos beweidet und sind immer kurzrasig, da die Horstsegge gegen Beweidung, d.h. wiederholten Verlust der Blätter, sehr empfindlich ist, aber doch mit Zähigkeit den einmal errungenen Platz behauptet. Durch den Dünger des Weideviehes werden verschiedene düngerliebende Arten häufig, so vor allem Poa alpina, oder es stellen sich solche Pflanzen ein, die kurzen Rasen verlangen und das Beweiden gut ertragen. Da die Hauptfläche des Weidegebietes in der subalpinen und alpinen Zone vom Borstgras eingenommen wird, so könnte diese Ausbildungsart des Horstseggen- rasens als Nebentypus der Borstgrasweide aufgefasst werden. Noch nähere Beziehungen existieren zu deren Nebentypus des Trifoium alpinum, dessen Unterlage meist etwas mineralreicher, aber trotzdem reich an Humus ist. — Wird die Unterlage der Horstseggenweide sehr trocken und flachgründig bei spärlichem Humus, so geht der Bestand auf ebenem Terrain in den Nebentypus des Zuzula lutea- Rasens über, der aber meist nur kleine Flächen einnimmt. Auch zum Üurvuletum existieren in höheren Lagen Übergänge. ‚ Das Terrain ist stärker geneigt bis sehr steil und wird infolgedessen nicht oder nur spärlich beweidet, und zwar in letzterem Falle nur von Kleinvieh. Hier wird die typische Horst- seggenhalde angetroffen, ein langhalmiger Wildheurasen, der meist, aber nicht jedes Jahr, gemäht resp. mit der Sichel geschnitten wird. - Da das Mähen in der Regel erst spät erfolgt, wenn die eingezäunten Alpteile abgeerntet sind, so schadet dies dem Bestande nicht viel. und die Flora hat nahezu ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Bleibt das Mähen ganz aus, so entwickelt sich ein Rasen von oft beispielloser Uppigkeit, wie wir ihn z. B. bei Soliva zwischen den Alpen Doglia und Die Flora des Val Onsernone, 411 Cattogno bei ca. 1950 m antreffen. In solchen Beständen kommt dann oft Poa Chaixi zum Dominieren, so dass wir von einem Nebentypus dieser Art sprechen können. Am Südost- und Südwest- abhange des Pizzo Pelose und der Cima di Tramone findet sich ein Wildheurasen von ähnlicher Üppigkeit, gebildet von den drahtharten Horsten der Festuca spadicea. Auf steilen Halden mit losem Geröll geht der Horstseggenrasen zuweilen in den duftigen Schleier des Agrostis tenella-Bestandes über. Auch zu den meist unterhalb der Waldgrenze vorkommenden und den Frischwiesen zuzurechnenden Beständen von Calamagrostis arun- dinacea führen Übergänge. Die den Horstseggenrasen in grösserer Höhe vertretenden, ebenfalls etwas frischeren Festuea violacea-Rasen wurden bereits eingangs dieses Abschnittes erwähnt. Schon diese zahlreichen Übergänge lassen erkennen, dass der Horstseggenrasen sehr variable Zusammensetzung aufweist, und es hält in der Tat schwer, einen als typisch zu geltenden Bestand über- haupt herauszufinden. Im Folgenden will ich an Stelle der überaus reich- haltigen Gesamtliste der mit Carex sempervirens vergesellschafteten Arten je eine Bestandesaufnahme eines beweideten und eines unbe- weideten Rasens anführen. Horstseggenrasen auf Alpe Remiasco, '(1700—1900 m, beweidet; Terrain schwach geneigt, SO-Exposition, oft etwas steinig). ychium Lunaria 1—2, Dryopteris Lonchitis 2, D. Phegopteris 3, D. spinu- losa ssp. le 2, Allosurus erispus 3—5, Juniperus communis var. montana 3—5, Anthoxanthum odoratum 3—5, Phleum ee 1, Agrostis alpina 2—3, A. rupestris 3, 'alamagrostis varia 1-2, Deschampsia flexuosa 2, Avena versicolor 3—5, Poa alpina 2—3, P. laxa 1, Festuca varia 2—3, r. ovina 1, violacea 2, F. Halleri 1, ee: ‚sr tea 35 Carex sempervirens 5—8, (. curvula 1—3, Luzula lutea 3—5, sudetica 1—2, Jana trifidus 3, ee Er = Silene acaulis 2, S. ex- sc = rupestris 3—5, Ranunculus montanus 3, Sempervivum montanum 3—5, Alchemilla alpina 3 ae var. ‚Saxatilis ), 3% ehberim a 2 E PEESEUNE 2, Bih- Trifolium pratense var. Airale 2:7. ae s re ee var. Kemag 5 ? u Primula hirsuta 3, Gentiana purpurea 2, G. Kochiana 3, @. ramosa 5, Vaceinium Myrtillus 3, V. Vitis idaea 2—5, V. uliginosum 2, Loiseleuria procumbens 3—5, Pinguieula alpina 1 (an einer Quelle), er Serpyllum ssp. alpestris 5, Salnınia alpina 3, Eu uphrasia alpina 5, E. versicolor 5—7, E. minima var. bicolor 3—5, Myosotis pyrenaica 2, Galium asperum SSp. Er 3—5 (div. var.), Campa- nula barbata 5, C. Scheuchzeri 1—3, 0. exeisa 3—5, Phyteuma REES # Ph. hemisphaericum 3—5, Solidago ae var. alpestris 3—5, Carlina v garis 2, C. acaulis 3, Achillea moschata 3—5, Homogyne alpina 2, Centaurea uni- 412 ; Johannes Bär. flora 3—4, Cirsium spinosissimum 1—2, Chrysanthemum alpinum 2, Gnaphalium supinum 2, Arnica montana 5, Leontodon pyrenaicus 3—5, L. hispidus 5 (in den drei Varietäten genuinus, hastilis und besonders pseudoerispus), Crepis aurea 1-3, Hieracium Hoppeanum 2, H. Pilosella 3, H. glaciale 2, 7. Auricula 3, H. intybaceum —3, H. alpinum ssp. Halleri 3, H. murorum ssp. tenuiflorum 3, H. nigrescens 9. Der Bestand geht einesteils meist in typische Borstgrasweide oder deren Nebentypus des Trifolium alpinum über, andernteils oft in die alpine Zwergstrauchheide, vor allem Rhododendretum, doch auch in Azaletum und Vaccinietum. Horstseggenrasen am Südabhang des Pizzo Molinera zwischen Alpe Doglia und Cattogno (1900—2200 m, S-Expos., steile, unbeweideteund oft ungemäht bleibende Wildheurasen). % munis var. montana 2—5, eum alpinum 2, Anthoxanthum odoraltum 3—5, Agrostis alpina 3, A. rupestris 1, Galamagrostis villosa 2, Deschampsia flexuosa 3, Avena versicolor 2, Poa Chaixi 2— ‚ P. alpina 2, P. laxa:1, Festuca ovina ssp. duriuscula 2—3, F. Halleri 1, F. violacea 3—5, F. rubra 5, F. varia 3—5, Nardus strieta 2—5, Carex curvula 2—3 (nur höhere Lagen), G. leporina 2, C. atrata ssp. aterrima 1, C. frigida 1, €. sempervirens 5—8, Juncus trifidus 3—5, Luzula spicatal, P L. lutea 3, L.nivea Q—5, var. erubescens 1, L. sudetica 3, Tofieldia calyeulata 1, milla alpina 2, A, vulgaris 3, Trifohum pratense var. nivale 3—5, T. alpinum 3, Lotus cornieulatus 3, Polygala Chamaebuxus 1, P. vulgare var. pseudoalpestre 2, Hali er a % n T i ontan: . rea 1, G. Kochiana @. : Er 5, Myosotis pyrenaiea 1, Ajuga pyramidalis 1, Prunella vulgaris 2, Saturela alpina 2, Thymus Serpyllum 2—3, Veronica fruticans 9, V. alpina 1, V. bellidioides 3, ir! ns Pedi-- phyllum 2, Arnica montana 2, Carlina acaulis var. caulescens 2, Carduus deforatus 3,- Die Flora des Val Onsernone. 413 Cirsium spinosissimum 1, Centaurea uniflora 2--5, Hypochoeris uniflora 2, Leontodon pyrenaicus 3, L. hispidus 3—5 (meist var. PpSeudocrispus), Hieracium Hoppeanum 3, H. Pilosella 2, H. Auricula 3, H. fuscum 1, H. fureatum 1, H. glaciale 2, H. glan- duliferum 3, H. murorum ssp. tenuiflorum 3—5, H. ustulatum 2, H. alpinum 9—3, H. intybaceum 3—5. 6a) Nebentypus der Zuzula lutea. (Vergleiche das über diese Bestände im vorigen Abschnitt Ge- sagte; die Flora ist von derjenigen des Horstseggenrasens nicht spe- zifisch verschieden, höchstens finden sich die gerölliebenden Arten und speziell die Magerkeitszeiger gern hier ein.) 6b) Nebentypus der Festuca violacea. In hohen Lagen, meist über 2250 m, tritt der fast immer in den Horstseggenrasen vorhandene Alpen-Rotschwingel in der Regel in dominierender Menge auf und kann schliesslich die Alleinherrschaft übernehmen. Brockmann (1. c. pag. 314) nimmt an, dass die kürzere Vegetationszeit der Grund des Überhandnehmens der Festuca violacea sei und führt als Beweis an, dass die Alpenrotschwingelrasen „im August noch einen Blütenschmuck zeigen, den man an tiefern Orten Ende Mai und Anfang Juni findet“. Geilinger (]. ec. pag. 221) führt die Üppigkeit des Festuca violacea-Rasens in der Grignagruppe wohl ‚ mit Recht auf grössere Frische des Bodens und Düngung durch Aus- laugung oberhalb derselben sich vorfindender Schafläger zurück, und ich kann mich, wenigstens was ersteren Punkt betrifft, seinen Resul- taten völlig anschliessen. Der Boden der genannten Bestände ist immer tiefgründiger und deshalb von grösserer wasser- un düngerhaltender Kraft als im typischen Horstseggenrasen, und dies bedingt, auch wenn keine Schafläger darüber liegen, die oft über- raschende Fülle dieser hochgelegenen Wildheurasen, und auch ihr später oder vielmehr langandauernder Blumenreichtum wird hierdurch erklärt. Dass es nicht die kürzere Vegetationsperiode sein kann, welche, wie Brockmann meint, den Wechsel zwischen Festuca violacea und Carez sempervirens bedingt, geht daraus hervor, dass letztere in der Regel in den Beständen ebenfalls noch vorkommt und sogar früher zur Samenreife gelangt als der violette Schwingel. Die im Onsernone in den schwach gedüngten Fettwiesen der Tiefe herrschende Festuca rubra var. fallax fehlt nie auch in den höchstgelegenen Beständen und zeigt absolut die gleiche Üppigkeit, ein Beweis, dass as Unter- lage mindestens so düngerkräftig ist, wie in der Tiefe bei künstlicher Düngung, so dass der Festuca violacea-Rasen also eigentlich eine „ungedüngte Fettwiese‘ zu nennen ist, und einen Übergang zur 44 Johannes Bär. Frischwiese darstellt, wie die beiden vorgenannten Autoren richtig erwähnten. Ich führe die Bestände deshalb nur wegen der grossen Ähnlichkeit mit den Horstseggenrasen an dieser Stelle auf. Sie ver- treten im Onsernone und vielleicht auch anderswo im Urgebirge die fast fehlenden Karfluren, oder zeigen in der Üppigkeit ihres Rasens wenigstens Anklänge an dieselben. m schönsten entwickelt fand ich die Festuca violacea-Rasen am Südabhang des Pizzo Costone ob Alpe Cranello von 2300—2450 m, sodann unter den Felswänden des Rosso di Ribbia-Massivs ob den Alpen Ribbia und Cattogno, von 2250—2350 m. Kleinere Bestände kommen auch auf der Alpe Porcareccio, 2100—2250 m vor. Die Flächen, die sie einnehmen, sind allerdings, die erstgenannte Lokalität ausgenommen, meist wenig umfangreich, höchstens hektargrosse, schmale Streifen, die sich nur direkt unter den Felswänden etwas verbreitern. Sobald der Abhang weniger steil wird, tritt auf dm mineralärmeren Humusboden der typische Borstgrasbestand oder das Curvuletum auf. Eine spezielle Liste des genannten Wiesentypus brauche ich nieht anzuführen, da alle Arten schon bei der Besprechung des Horst- seggenrasens, zum Teil auch in der zweiten Liste des Festuca varia- Bestandes aufgeführt sind und sich hier nur durch grössere Üppig- = keit auszeichnen. 6c) Nebentypus der Poa Chaii. Was vorhin über die Festuca violacea-Rasen gesagt wurde, gilt für tiefere Lagen, von 1900—2100 m, stellenweise auch für diese Art. Sie tritt auf tiefgründigem Boden an Stelle des Horstseggenrasens besonders im mittleren Gebirgszug des Onsernone, so an der Bocca dei Molini, Goletta d’Amde (italienisches Gebiet) und auch am Süd- abhang des Pizzo Medaro bei der Bocchetta gleichen Namens. Die Art fehlt auch nicht in den typischen Horstseggenrasen steiler Lagen, ebenso tritt sie am Pizzo Pelose mit dem folgenden Nebentypus auf. In verhältnismässig tief herabsteigenden Stationen findet sie sich auch auf den gedüngten Festuca rubra-Wiesen um Crana regelmässig schon bei 800. m, zeigt aber hier meist weniger derbe Blätter undschwächere Horstbildung. = Die Begleitflora der hochgelegenen Bestände zeigt völlige Ana- logie mit der der Festuca violacea-Rasen und unterscheidet sich höch- stens durch das Fehlen einiger auf die nördliche Kette beschränkter, hochalpiner Arten. Gegenüber den typischen Horstseggenrasen fand ich in Anbetracht der Lage innerhalb der Hauptverbreitung der letztern keine durchgreifenden Unterschiede, höchstens sind die Rasen etwas frischer. Die Flora des Val Onsernone. ? 415 Die Bestände von Poa Chaixi sind meist noch von geringerem Umfange als die des vorigen Nebentypus, doch infolge der Auffällig- keit des hohen Obergrases auch bei kleinem Umfang sehr charak- teristisch und nicht so leicht zu übersehen wie z. B. der vorige Be- stand, der aus der Entfernung in der Regel mit der Horstseggenhalde verwechselt wird. 6d) Nebentypus der Festuca spadicea. Dieses stattliche Gras ist aus der Schweiz nur von den Horst- seggenhalden des Sottoceneri bekannt, wo es trockene Südhalden ein- nimmt und von den Hirten grimmig gehasst wird, da -es infolge seiner zähen Blätter die denkbar schlechteste Weide und ein dem- entsprechendes Wildheu bietet. Drahthart fühlen sich seine grau- grünen Blätter an, und wenn deren 5—6 gefasst werden, gehört die ganze Kraft eines Mannes dazu, sie gemeinsam abzureissen. Gegen Trockenheit sind die vegetativen Organe durch ihren Bau vortrefflich geschützt, und eine mächtige „Strohtunica“ schützt den zwiebelförmig verdickten Wurzelstock, der sich wie ein Keil zwischen die Fels- und Geröllteile einzwängt, vor zu grossem Wasserverlust und dient zudem als Wasserreservoir. Nach Brockmann (mündliche Mitteilung und Demonstration in der Zürcherischen botanischen Gesellschaft) zeigen die schalenförmig verbreiterten und verdickten Blattscheiden eigen- tümliche Haare, die höchst wahrscheinlich im Dienste der Wasser- aufsaugung stehen. Dieses typisch südalpine Gras findet nun auch im Onsernone noch ausgedehnte Standorte auf den Horstseggenhalden am Pizzo Pelose, oberhalb des Pigno und am Südabhang der Cima die Tramone und spielt, selbst wenn es in Minderzahl vorhanden ist, eine tonangebende Rolle, oft in Gesellschaft von Poa Chaixi, aber auch selbständig bestandbildend und die Horstsegge verdrängend resp. ersetzend. Denn wenn auch alles in der Ausbildung der vege- tativen Organe für einen extremen Xerophyten spricht, so ist dies nach meinen Standortsbeobachtungen keineswegs in dem Masse der Fall, wie gewöhnlich angenommen wird, da das Terrain in der Regel ziemlich gut durchfeuchtet und tiefgründig ist. Auf ganz flach- gründigem Terrain fehlt die Pflanze absolut, und doch sollte hier ein Xerophyt am ehesten die ihm passenden Bedingungen vorfinden. Wenn auch zuweilen ein Horst direkt einem Felsen aufsitzt, so geschieht dies nie auf vorspringenden Gräten, sondern immer an Stellen, wo nach der Lage des Standorts in den Felsspalten Sickerwasser den Wurzeln erreichbar sein muss, in völliger Analogie mit den felsbewohnenden Riesenexemplaren von Molinia coerulea und Andropogon Gryllus, die am trockenen Talausgang des Onsernone angetroffen werden. * Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 27 416 Johannes Bär. Als Beweis für diese Behauptung. kann ein Teil der Pflanzen- arten der folgenden Bestandesliste dienen; dieselben gelten keines- wegs alle als trockenheitsliebend. Festuca spadicea-Bestand am Südabhang der Cima di Tran und des Pizzo Pelose (1900—2000 m). Botrychium Lunaria 1, Juniperus communis var. montana 2—3, Anthoxanthum odoratum i Nardus strieta 3, eo Chaixi 2—5, Festuca spadicea 8, F. ovina ssp. duriuscula ‚F. rubra var. fallax 3, Carex sempervirens 5, Luzula lutea 3, nivea 2, L. a SSp. ze ora 1, L. sudetica % Lilium bulbiferum ssp. ero- ceum 1, Gymnadenia conopsea 2, G. albida 1, Dianthus Garthusianorum 2, Silene nutans 2, S. rupestris 1, Ranunculus ee T. ie ne alpina var. sulphurea R 1—2, Potentilla aurea 2, P, erecta 2, Alchemilla Bnhane cens * Sieversia montana 2, Helianthemum nummularium ssp. tomentosum 1—3, Astrantia minor 3, Laserpitium x 3, Vaceinium Vitis idaea 2, V. Myrtillus 1—2, Primula hirsuta 2 Gentia na pyramidalis 1, Euphrasia hirtella 2, ge tuberosa 2, Galium asperum ssp. anisophyllum 2, Campanula barbata 3, Phy a Scheuchzeri 2, Ph. hemisphaericum 3, Ph. betonieifolium 2, ira tripteris % akkien montana 3, Carduus defloratus 2, Achillea magna 2, A. moschata 3, rysanthemum Leucanthemum 2, Leontodon pyrenaicus 1—2, L. hispidus var. pseudocrispus 2, Hypochoeris uniflora 1—2, Hiera- cium IERREERS 2—3, H. murorum ssp. tenuiflorum 2. 6e) Nebentypus der Agrostis tenella. Diese Abänderung des Horstseggenrasens ist im Onsernone sehr selten, ich fand sie nur oberhalb der Alpe Doglia am Südwestabhang. der Cremalina in einem kleinen Bestand, auf etwas rutschigem Terrain, und führe sie nur deshalb hier an, weil sie überall in typischen Horst- seggenbestand übergeht. 7. Typus der Nardus stricta. Die Borstgrasweide ist der weitaus häufigste Wiesentypus der flacheren Alpweiden des ganzen Onsernone von ca. 1600 m an, ver- einzelt aber auch schon tiefer auftretend, so bei Crana schon 820 m hoch in einer Sumpfwiese. Die typischen Standorte der Art sind aber mehr oder weniger trockene, mit tiefgründigem Heidehumus erfüllte, daher mineralarme Mulden. So finden sieh zum Nachtei Nardus-Wüsten, die eine äusserst monotone Begleitflora zeigen, die sich überall in derselben Weise wiederholt und den nach Abwechs- lung verlangenden Botaniker wie auch den Touristen förmlich lang- weilt. Die reichere Artenliste rührt nur von der überaus grossen räumlichen Ausdehnung der Bestände her, und vor allem von den oft Die Flora des Val Onsernone. 417 schwer abzugrenzenden Mischbeständen. Wo genügend Humus vor- handen ist, stellt sich, besonders in Höhenlagen von 1700-2200 m, mit unfehlbarer Sicherheit das Nardetum ein, sei die Unterlage nun trocken, feucht oder selbst nass (physiologische Trockenheit des Moorbodens). Da Nardus siricta also sehr wenig auf Feuchtigkeit reagiert, ist die Einreihung der Bestände eine schwierige, und ich führe diesen Typus hier an, weil die Physiognomie aller, auch der nassen Bestände, der einer recht mageren Trockenwiese entspricht. Selten, und nur auf unbeweideten Stellen, z. B. in Wildheuplanken (trocken) oder in Sümpfen wird das Borstgras ca. 30 em hoch, auf beweidetem Terrain überschreitet der Rasen selten 15 cm’ Höhe. Ist er schon infolgedessen ertragarm, auch wo er gemäht wird (im Onsernone ist dies meines Wissens nicht der Fall, es sei denn zufällig am Rande tief gelegener Moore), so ist dies in um so grösserem Masse zu konstatieren, wo der Bestand beweidet wird, da das Weide- vieh die zähen, harten Blätter und Halme verschmäht (nach Stebler und Schröter, Vers. einer Übersicht über die Wiesentypen der Schweiz, pag. 23, „liefert die Pflanze in jungem Zustande ein brauch- bares Futter‘) und, wenn zufällig eine Pflanze aus dem Rasen aus- gerissen wird, diesselbe wieder ausspeit. So finden sich auf jeder Nardus-Weide die gebleichten Leichen solcher Pflanzen, wodurch im Volke die Meinung verbreitet wurde, das Vieh reisse dieselben ab- ‚sichtlich aus, um selbst die Weide zu verbessern, welche Meinung (nach Schröter, Pflanzenleben der Alpen, pag. 307) sogar von Kerner verfochten wurde. Nach Stebler und Schröter (l. ec.) verschwindet der Borstgrasbestand durch Bewässerung oder Düngung, durch erstere aber nach meinen Erfahrungen und wie auch Brockmann (l. c. pag. 306, Anmerkung) bereits antönt, nur dann, wenn mit der Bewässerung zugleich eine Bereicherung des Bodens an mineralischen Nährstoffen, also Mineraldüngung verbunden ist. Wird die Nardusweide mit weichem oder humussäurehaltigem Wasser bewässert, so ändert sich, wenigstens im Onsernone, die Zusammensetzung des Rasens nicht, oder es tritt das womöglich noch ertragärmere Trichophoretum (Triehophorum caespitosum ssp. austriacum) auf. Wird dem Boden aber Mineraldünger zugeführt, so geht der Bestand in Milchkraut- oder Mutternweide über. Durch animalische Düngung tritt z. B. auf Geil- stellen und kleineren Lägern Poa alpina und Phleum alpinum häufiger auf, ohne dass aber vorerst das Borstgras ganz verschwindet. Erst die Überdüngung auf starken Lägern um die Sennhütten entfernt es völlig, und an seine Stelle tritt meist der saftig grüne Teppich von Poa annua var. supina, der so recht das späte Erwachen der Nardus- weide aus dem Winterschlafe vor Augen führt, indem z. B. bei 1800 m 418 Johannes Bär. Mitte Juni letztere meist noch braun gefärbt und höchstens von den ersten Frühlingsblumen geziert ist, während die Poa annua-Rasen im schwellendsten Grün aus der Weide hervorstechen. Andere häufige Übergänge sind die folgenden, meist in engen Beziehungen zu oft geringfügigen Änderungon des Standorts stehen- den, doch nicht vom Menschen beeinflussten: Wird die das Gestein bedeckende Humusschicht tiefer (und meist auch lockerer und feuchter), so stellt sich in der Regel der Alpenrosenbestand ein, zwar oft durch- setzt von wegeartigen Borstgrasteppichen, oder es kommt die Heidel- beere zum Dominieren, und zwar vorwiegend Vaceinium Myrtillus, seltener auch die Moorbeere. Im umgekehrten Falle, wenn der Boden durch Beimengung von Geröllteilen mineralreicher wird, so stellt sich als erwünschter Begleiter Trifolium alpinum in oft grösserer Zahl ein und kann schliesslich einen wichtigen Nebentypus.der Nardus- wiesen bilden. In höheren Lagen geht der Borstgrasbestand durch ganz allmähliche Abstufungen in den Krummseggenrasen (Carex curvula) über; auch mit Luzula lutea treten nicht selten Mischbestände auf; die Übergänge zur Horstseggenhalde wurden bereits bei dieser besprochen. Nicht selten findet sich das Borstgras in Gesellschaft von Loiseleuria procumbens und in tiefern Lagen fehlt es in keinem Bestande von Calluna vulgaris, sofern derselbe über 1200 m hoch liegt, und kann hier oft die führende Rolle im Rasen übernehmen. Üb er die anderweitigen Begleiter, die zum Teil recht häufig und konstant auftreten, wie z. B. Arnica montana, Potentilla aurea ete., vermögen am besten die folgenden Bestandeslisten Aufschluss zu geben, wovon die erste einen relativ trockenen, stellenweise in Horstseggen- weide oder Alpenkleewiese übergehenden Bestand betrifft, während die zweite einer schattigeren, feuchteren Stelle höherer Lage ent- nommen ist; der letztere Bestand geht über in ein mageres Tricho- phoretum. In beiden sind öfter kleine Milchkraut- oder Mutternwei- den eingesprengt. Borstgras-Horstseggenweide auf Alpe Salei (1700—1950 m, Terrain eben bis schwach geneigt, trocken und sonnig). Lyeopodium alpinum 2, L. clavatum 3, Selaginella er 2; Botrychium Lunaria 1, Anthoxanthum odoratum 2, Phleum alpinum 2, Poa alpina 2—3, Agrostis tenuis 2, var. fallax > \ @ En > 8 e: kg ® + © © = Ss = = Ft = Qu S 3 “a & S Ss S & P> - 8 lbi 2 alpinum 1—2, Cerastium arvense ssp. strietum 1, Ranunculus geraniifolius 35, ec Sempervivum montanum 3, Sieversia montana 5—8, Potentilla aurea 8, P. erecta © Trifolium alpinum 3, T. repens 2, Lotus un 3, Astrantia minor 3, Ligu- sticum Mutellina 2, Calluna vulgaris 2, Loiseleuria procumbens 2, Rhododendron Die Flora des Val Onsernone. 419 ferrugineum 3—5, Vaceinium Myrtillus 2, V. Vitis idaea NE uliginosum 3, Solda- nella alpina 2, Gentiena ramosa 5, G. Kochiana 3, Ajuga pyramidalis 1-2 h E. minima 2—3, Galium Be ssp. anisophyllum 2, Campanula barbata 2—3, €. Scheuchzeri 2, C. exeisa 2, Phyteuma hemisphaericum 2—3, Arnica montana 3, Achillea moschata 3, Ei todon hispidus var. en 2, L. autumnalis 3 L. pyrenaicus 3—5, Hieracium alpinum ssp. Halleri 2, H.! Hoppeanum 3, H. Pilo- sella 2, H. intybaceum 3, H. murorum SSp. Pen 2. Nardeto-Triehophoretum auf Alpe Medaro (1900—2000 m, Terrain schwach geneigt, N-Expos., feucht bis nass). Botrychium Lunaria 2, Selaginella selaginoides 3, Lycopodium Selago 2 L. alpinum 3, L. annotinum 2, Anthoxanthum odoratum 1, Agrostis rupestris 2 S 2 Ss o S Ss Q S S S a ®) Ft = e = = 8 un [2 2 = © B a = Fr) > m) > mn EJ er 2 C. pallescens 2—3, O. echinata 3—5, C. sempervirens 2—3, C. foetida 1—2, C. eur- vula 2, Luzula spadicea 2, L. sudetica 3, Juncus trifidus 2, Majanthemum bifolium 2, Arenaria biflora 1, Silene acaulis 2, Ranuneulus geraniifolius . Polygonum vivi- parum 2, Sedum alpestre z Alchönin, pentaphyllea 3, A, glaberrima 2, Potentilla aurea ur P. erecta 2, Trifolium alpi —3, Lotus RR ‚ Polygala vulgare var. pseudoalpestre 1, Astrantia minor 3—5, Ligusticum Mutellina 2—3, - Vaceinium uliginosum 2, Loiseleuria procumbens 2, Soldanella alpina 2—3, Sn ana purpurea 2, G.ramosa 2—3, G. Kochiana 3, Ajuga pyramidalis 2, Veronica belli- dioides 2, V. Alpina 2, Euphrasia versicolor 3—5, E. minima 3, Pedieularis Kerneri 2, Phyteuma hemisphaerieum 3, Campanula barbata 2—3, C. Scheuchzeri 1, (. exeisa 3, Solidago Virga-aurea var. alp eiris % Gnaphalium supinum 2, G. silvaticum var. Einseleanum 2, G. norvegieum 2, Arnica montana 2—3, Chrysanthemum alpinum 2, Leontodon hispidus 3, L. pyrenaicus 3—5, Crepis aurea 1—2, Hieracium ak: ssp. Halleri 3, H. glanduliferum 3, H. nigrescens ssp. rhaeticum 2, H. muroru ssp. tenuiflorum Anmerkung: In beiden ker onen Aufnahmen eu sich die Zahl der Arten bei ee der aufgenommenen Fläche noch bedeutend vermehren, doch handelt es sich meist um Pflanzen, denen kaum der A ee 1 ae, würde. 7a) Nebentypus der Trifolium alpinum. Der in keinem Borstgrasbestande ganz fehlende Alpenklee kann ‚auf sonnigen, trockenem, meist etwas steinigem, aber tiefgründigem Terrain oft in solcher Menge auftreten, dass der Charakter des Borst- grastypus eine starke Modifikation erleidet. Seltener überwiegt dagegen Trifolium alpinum das Borstgras wirklich an Zahl, jedoch häufig an physiognomischer Bedeutung. Brockmann (l. c. pag. 308) rechnet den Alpenkleebestand zu den Frisch- wiesen, womit ich mich aber nicht einverstanden erklären kann. Wohl gedeiht er auf etwas feuchtem Boden üppiger, kommt aber viel häufiger auf trockenem bis sehr trockenem Gebiete vor, so dass selbst das xerophile Borstgras an solchen Stellen kümmerlich gedeiht. So 420 Johannes Bär. z. B. auf Alpe Salei findet sich der einzige Borstgrasbestand, auf dem der Alpenklee dominiert, gerade an der trockensten Stelle der ganzen Alpweide. Beim Ausgraben einer starken Pflanze beobachtete ich, dass die ca. 40 cm starke Humusdecke, welche vom Borstgras ge- bildet wurde, vom Wurzelstock in nahezu senkrechter Richtung durchwachsen wurde und sich die Wurzeln erst in den Spalten des unterliegenden, anstehenden Gesteins ausbreiteten, bis zu welcher Tiefe, entzog sich meiner Beobachtung, da sie etwa in einer Tiefe von ca. 60 cm nicht mehr weiter verfolgt werden konnten und beim Ausreissen der Pflanze brachen. Wir haben also streng genommen eine Fels- und nicht eine Rasenpflanze vor uns, ähnlich wie z.B. Bu- pleurum stellatum oder die zwar in unserem Gebiet fehlende Armeria alpina. Der stark verzweigte Rhizomkopf täuscht dann infolge des dichten Schlusses seiner Äste einen Rasenbildner vor. Auch in dem meist flachgründigen Zuzula lutea-Rasen ist der Alpenklee in der Regel zu finden und wurzelt hier gleichfalls in Felsspalten.!) Die Be- gleitflora der Trifolium alpinum-Rasen ist im Grossen und Ganzen die gleiche wie in der typischen Borstgras- oder Horstseggenweide, da es eben den wenigsten Pflanzen möglich ist, ihre Wurzeln so tief in das Substrat einzusenken, und deshalb die humicolen Borstgras- begleiter auftreten. b) Nebentypus der Lauzida lutea. Derselbe wurde im Vorigen der Horstseggenweide angeschlossen, - könnte aber unter Umständen auch als Nebentypus des Nardetums, auf flachgründiger und darum verhältnismässig trockener und mineral- reicherer Unterlage, betrachtet werden. 8. Typus der Carex curvula. ‚In höheren Lagen, meist über 2300 m, doch stellenweise auch schon von 2000 m an, mischt sich dem Nardetum in sucecessive grösserem Masse die Krummsegge bei und wird von 2350—2450 m auf grösseren Strecken bestandbildend, doch in der Regel noch von ziemlich viel Borstgras durchsetzt, da die Art erst über 2500 m, also bei unseren Gipfelhöhen, alleinherrschende Rasenpflanze des Urgebirges wird. Die Standorte der Krummseggenrasen sind in der Regel flache bis schwach geneigte Hänge oder die Rücken der wellig ansteigenden Kartreppen. Diese Lokalitäten sind meist trockener als das Nardetum, ‘) Dies führt mich auf die Vermutung, dass der Alpenklee sich vor dem Borst- gras auf relativ felsigem Terrain einstellt und der Invasion der Nardus sirieta jahrzehntelangen, zähen Widerstand entgegensetzt, ohne zu erliegen. Die Flora des Val Onsernone. 421 'können aber, vorab am Rande der Schneetälchen, auch zur Frisch- wiese überleiten. Brockmann (l. c. pag. 301) schlägt deshalb eine Gliederung des Curvuletums in C. typieum und C. nivale vor. Da aber das letztere im ÖOnsernone eine sehr unbedeutende Rolle spielt — . die meisten Schneetälchen liegen auf Nordabhängen, wo Carex curvula durch CO. foetida ersetzt ist — so erscheint mir die Trennung im Sinne Brockmanns hier überflüssig. Schon aus grösserer Entfernung fallen die Bestände von Carer curvula durch den bräunlichen Rasenton auf, der durch die bald ver- trocknenden, krausen und regelmässig von Pleospora Elynae befallenen Blattspitzen verursacht wird, und dem Curvuletum einen düstern, schwermütigen Anstrich verleiht, der selbst durch den ziemlich reichen Blütenschmuck nicht völlig gehoben werden kann. Auf ebenem Terrain oder nicht zu stark dem Winde preisgegebenen Rücken ist das Curvuletum in der Regel als geschlossener Bestand, mit dichter Grasnarbe wie beim Nardetum, entwickelt. Anders dagegen auf windgefegten Passhöhen oder flachen Hochgipfeln. Hier löst sich der Bestand schon weit unter der theoretisch anzunehmenden Grenze des geschlossenen Rasens in einzelne Horste auf, zwischen denen grössere Flächen von nacktem Humusboden sichtbar werden. (An- näherung an das Curvuletum nivale Brockmanns). Nach meinem Dafür- halten würden solche Stellen ohne den Einfluss des Windes sicher in geschlossenes Curvuletum übergehen, allein die starke Austrock- nung des Windes hindert die Ausbreitung der bestehenden Horste, sie sterben aussen ab, werden vom Winde zerzaust und die Teile schliesslich durch bewegte Luft, vielleicht auch bewegte Steinchen abgefegt. Nur wo die Dichtigkeit des Horstes die Wirkung des Windes abschwächt, entwickeln sich an Stelle des abgestorbenen Blütentriebes die vorderhand sterilen Blattbüschel in normaler Weise. Der schwarze Humus, der zwischen den Horsten sichtbar wird, ist von Tausenden feiner Würzelchen durchzogen und dadurch vor dem Abfegen ge- schützt. In ihm siedeln sich, und zwar bezeichnenderweise meist im Stossschatten der Krummseggenhorste, die wenigen Begleiter an, die den Kampf mit Wind und Trockenheit erfolgreich bestehen — es sind entweder Polsterpflanzen, oder gut verankerte, oder dem Boden entlang kriechende Pioniere der Vegetation, weshalb wir diese Rasen zu den „Pionierrasen“ zu rechnen haben, auch wenn sie unterhalb der Grenze des geschlossenen Rasens liegen. Am ausgedehntesten ist das Curvuletum im Massiv des Rosso di Ribbia, auf den Alpen Cranello, Ribbia und Cattogno, in ge- tingerem Masse auch am Nordostabhang des Pizzo Medaro und auf 492 Johannes Bär. dem Fornale di Porcareceio. Jedoch kann es sich in Bezug auf das Areal lange nieht mit dem .Nardetum messen. Als Beispiel eines Curvuletums diene folgende Aufnahme von der Alpe Ribbia, auf verschiedenen meist ebenen oder sanft ansteigenden Flächen, meist den Rücken von Terrainwellen aufsitzend: Curvuletum auf Alpe Ribbia (2300-2400 m, S-Exposition, meist schwach geneigt). Botrychium Lunaria 1, Lycopodium alpinum 2, Selaginella ee 1, Antho- anthum odoratum 2, Phleum alpinum 1, en rupestris 3, A. alpina 1—5, De- ae flexuosa 1, Avena versicolor 3, Poa alpina var. a 3—5, P. laxa 1, Festuca varia 2, F. Halleri 2-3, F. ee var. fallax- 2, F'. violacea 3, Nardus strieta ne Trichophor um od ssp. austriaeum a arex curvula 5—10, C. foetida 1—2, C. leporina var. alpina 2, C. Lachenalii 1, C. brunnescens 1, & atrata ssp. ae C. magellanica 2, 6 ka 2, C. sempervirens 3, Juneus trifidus 2, Luzula lutea 3, L. spadicea 2, L. spicata 1, Lloydia serotina 2—3, Coeloglossum viride 1, Gymnadenia albida 2, Salix herbacea 2--5, Thesium alpinum 1, Seren digyna 1, Polygonum viviparum 2—3, Silene exscapa 3, S. rupestris = Gerastium ee n C.arvense ssp. strietum 2, Arenaria biflora 2, Anemone vernalis 1, A. is rea 9, Aero geraniifolius 3, Cardamine resedifolia 2, C. alpina 1, rare a 1, Sedum alpestre 2, Sempervivum montanum 3, Sazifraga retüsa 2, S. aspera var. Mas 3—5, S. exarata 2, Potentilla grandiflora 1—2, P. aurea 35, Sibbaldia procumbens 2, Sieversia montana 3--5, Alchemilla alpina 3, A. penta- yllea . glaberrima 2, Trifolium alpinum 3—5, Lotus ee var. al- pinus 2—3, Helianthemum nummularium ssp. tomentosum 2, Epilobium alpinum 3 Astrantia minor 2—5, Bupleurum stellatum = en . 3—5, Loiseleuria procumbens 3—6, Vaceinium Ganges osum 3, Primula hirsu 2, Androsace imbricata 2, Soldanella alpina 3, S. pusi al, Gentiana nivalis 2, G. ; ana 1-3, G. ramosa 3, ritrichium nanum 1, en es 3, Thymus ang ssp. alpestris 35, Linaria alpina 2, Veronica a des 3, V. alpina 1, V. Anheyee 9, Melampyrum laricetorum 1. Euphrasia ver. ar 5—8, E. minima 3—5, Galium asperum SSp. anisophyllum 3, Phyteuma hemisphaericum 3; Cam anula het a 3, 0. excisa 2, mo tan spinosissimum 2, Gentaurea uniflora 2—3, Hypochoeris uniflora 1, Leontodon pyre- naicus 3—5, L. hispidus var. pseudocrispus 2, Taraxacum officinale ssp. na 1; Crepis aurea 2, Hieracium Hoppeanum 1, H. glaciale 2, H. furcatum 1, H. glanduli- ferum 3—3, H. alpinum ssp. Halleri 2, H. intybaceum- 2— In etwas feuchteren Mulden geht der Bestand bei tiefem Humus in reinen Borstgrasbestand über, oder es finden sich bei reichlicher vorhandenem mineralischem Detritus Übergänge zur Muttern- oder Milchkrautweide, welche oft zu Schneetälchenrasen überleiten. Auf steileren Abhängen tritt dagegen oft fast unvermittelt der Festuca violacea-Rasen auf, oder, wenn dieselben felsig sind, der Festuca varia- Die Flora des Val Onsernone, 423 Bestand, meist aber der als Nebentypus des Curvuletums zu be- trachtende Rasen von Festuca Halleri, der aber nie zu eigentlichen ‚ Wiesen zusammentritt, sondern meist in schmalen Grasbändern die felsigen Hochgipfel ziert. Auch der Agrostis alpina-Rasen mit meist reichlicher Beimengung von Avena versicolor vertritt auf steileren Gehängen das Curvuletum, und auf steinigem, flacherem Terrain treffen wir, besonders am Gipfel des Costone, die ausgedehntesten Bestände von Poa alpina var. contracta, die in dieser Form am besten als Nebentypus des Curvuletums aufgefasst wird, da sie ausschliesslich ungedüngte Stellen besiedelt. Auf steinigem und flachgründigem Terrain endlich tritt an Stelle des Curvuletums der magere, lücken- hafte Bestand der Agrostis rupestris, der jedoch kaum den Namen „Wiese“ verdient, sondern eher der Geröllflur zuzurechnen ist. Wo auf Nordabhängen der Hochgipfel sich reichlich Humus an- gehäuft hat, tritt der Bestand der Alpenheide oft in grossen Flächen auf. Da auch ihm aber regelmässig Carex curvula beigesellt ist und Loiseleuria procumbens auch auf Südabhängen stellenweise das Cur- vuletum verdrängt, liegt die Annahme nahe, dass dieses Azaletum aus dem Curvuletum hervorgegangen ist und die Begleiter als Rest- flora des früheren Rasens (vergl. Schröter, Pflanzenleben der Alpen, p- 135) aufzufassen sind. Solche Bestände finden sich besonders schön entwickelt auf der Cimetta di Cattogno. 8a) Nebentypus der Festuca Halleri. Das Wesentliche über diese „Bestände‘, die sich meist auf schmale Rasenbänder der Hochgipfel beschränken oder als vereinzelte Horste die schmalen Felsgräte krönen, wurde bereits im vorigen Ab- schnitt gesagt. Nach unten gehen sie in typischen Festuca violacea- Rasen oder Horstseggenhalden über, mit dem Flacherwerden der F elsabhänge und besonders auf gerundeten Kuppengipfeln tritt dagegen das Curvuletum an ihre Stelle. Da zu diesem zahlreiche Mischbe- stände überleiten, führe ich diese Miniaturrasen hier an, obwohl sie Streng genommen eher zur Felsflora gehören, mit der sie die Arten- liste der betreffenden Höhenlage meist gemeinsam haben. 8b) Nebentypus der Agrostis alpina. (Vergleiche auch das im Haupttypus und beim folgenden Abschnitt über diese Bestände Gesagte.) Infolge der Unscheinbarkeit des Alpenstraussgrases und der regel- . Mässigen Beimengung der weit auffälligeren Avena versicolor machen die Bestände, auch wenn Agrostis alpina weitaus in Mehrzahl vor- PET >... Johannes. Bär. handen ist, doch eher den Eindruck von Bunthaferrasen. Weitere Übergänge führen einerseits zum Festuca violacea- oder Horstseggen- rasen und bilden zwar weniger ertragreiche, aber ein desto vortref- 5: licheres Futter liefernde Wildheuplanken; anderseits gehen sie in 5 ganz allmählicher Abstufung zum Curvuletum über, was mich bewog, die Alpenstraussgras-Rasen hier anzureihen, obwohl sie ebensogut zu den beiden vorhin genannten Rasen gezogen werden könnten. 8c) Nebentypus der Avena versicolor. Der Bunthafer ist im Gebiete wie überall ein ausgesprochener Humuszeiger und findet sich als solcher bereits in der Borstgrasweide, der Horstseggenhalde und der alpinen Buntschwingelhalde, allein hier in meist ganz untergeordneter Menge. Häufiger stellt er sich erst in höheren Lagen ein, und so ist es begreiflich, dass er der treueste Begleiter des Curvuletums wird, da die Standortsbedingungen, welche die Krummsegge schafft, ihm besonders zusagen. Allzu langhalmige Rasen meidet er, sein Hauptareal sind die spärlich begangenen hoch- alpinen Weiden oder selten gemähte Wildheuplanken (vergl. vorigen Abschnitt), sofern er sich hier als Obergras zu entfalten vermag. Des- _ halb zieht er die Gesellschaft des niedrigen res. selbst der der Krummsegge vor. Ich reihe die Bestände aber dem Curvu- letum an, weil sowohl Alpenstraussgras wie Bunthafer das Curvuletum mannigfach durchdringen, und zwar, wie schon erwähnt, oft gemeinsam. Gegen mässige Düngung durch Ziegen-, Schaf- oder Gemsenmist ist der Bunthafer recht dankbar; ich fand ihn mehrmals auf Ziegen- und Schaflägern mit Phleum alpinum und Poa alpina. Im allge- meinen ist der Bunthaferbestand aber als ungedüngter Naturrasen oder Wildheuplanke entwickelt. Die Begleitflora hält ungefähr die Mitte zwischen Horstseggenhalde und Curvuletum, nähert sich aber eher etwas dem letztern und teilt mit der erstern die Langhalmig- keit. Die grosse Auffälligkeit der Arena versicolor, die leicht das Mengenverhältnis überschätzen lässt, auch wo sie in Minderzahl vor- handen ist, wurde bereits erwähnt. 8d) Nebentypus der Agrostis rupestris. : Ich verweise hier auf das unter dem Haupttypus über dies Art Erwähnte und den Standortskatalog. Se) Nebentypus der Poa alpina var. contracta. Diese Abart der Romeyenwiese findet sich, mit dem Curvuletum vergesellschaftet und dasselbe auf steiniger Unterlage ganz ersetzend, besonders auf dem Gipfel des Pizzo Costone von 2400 bis 2500 m. BE a ah ae a ST Die Flora des Val Onsernone. 425 Der Rasen ist zwar nicht ganz geschlossen, doch erscheinen die Be- stände von weitem als ausgesprochene Wiesen, deren kurze, gedrängte Blütenrispen beim immerwährenden Höhenwinde in steter schaukeln- der Bewegung erhalten werden und so den zierlichen Anblick dieser 15—20 cm hohen Rasen noch erhöhen. In den Lücken finden sich noch Ende September die duftigen Blumen des hochalpinen Cuvule- - tums — in eher noch grösserer Zahl als bei diesem — eingestreut und beleben das Bild dieser höchstgelegenen Wiese des Onsernone. Die andern Hochgipfel über 2400 m sind meist felsiger Natur oder dann Blockgipfel, weshalb anderwärts dieser Poa alpina-contracta- Rasen nur in untergeordnetem Masse auftritt. Der Begleitflora wegen müssen wir ihn als Nebentypus des Curvuletums auffassen, und da die Bestände immer ungedüngt sind, können wir sie nicht mit den übrigen Romeyenwiesen vereinigen, die ausnahmslos von andern For- men der Poa alpina bestanden sind und infolge der Düngung durch den Weidgang, seltener auch durch den Menschen, zu den Fettwiesen zu rechnen sind. Eine besondere Bestandesliste der Poa alpina-contracta-Rasen will ich aus dem bereits angeführten Grunde nicht folgen lassen und verweise auf die Liste des Curvuletums, sowie der alpinen Schuttflur, aus welchen sich die Flora in lokal stark wechselnder Weise zu- sammensetzt. b) Formation der Frischwiese. Unter dieser Formation fassen wir ausschliesslich die Bestände des frischen, aber ungedüngten Bodens zusammen, sofern dieselben wiesenähnlich aussehen (exkl. die ebenfalls auf frischem Boden vor- kommenden Hochstaudenfluren), während die gedüngten Frischrasen als Kulturformation mit einigen gut gedüngten Trockenrasen zu dem Begriff der „Fettwiese‘ gehören. Die Grenze zwischen Frischwiese in unserem Sinne und der Fettwiese ist bei den gemähten Beständen eine scharfe zufolge der grossen Veränderungen, welche die Düngung und frühes Mähen hervorrufen. Dagegen wird diese Abgrenzung be- trächtlich erschwert bei den beweideten Frischrasen, da es ae der möglichen Abstufungen zwischen beiden geben muss. A Üppigkeit des Pflanzenwuchses mancher Frischrasen verwischt zu- weilen auch bei völligem Mangel der Düngung die Grenze zu den Fettwiesen, Häufig bilden die Frischrasen die Unterflora zarsakiedener Ge- hölzformationen, wie der Laubwälder, Gebüsche, seltener der Nadel- wälder oder der Zwergstrauchheiden, von letztern besonders der 436 Johannes Bär. Rhododendrongebüsche und etwa auch des Vaccinietums. In diesen Fällen führe ich das Oberholz höchstens mit dem Namen der Leitart an, ohne es bei der Besprechung weiter zu berücksichtigen. — Natur- gemäss sind die Frischrasen, besonders in tieferen Lagen, in der Haupt- sache auf Nord-, Nordost- und Nordwestlage beschränkt, und nur ‚bei reichlicher Feuchtigkeit auch auf Südexposition oder Annäherung an dieselbe zu finden. In grösserer Meereshöhe werden sie Br häufiger auch auf Südlage angetroffen. Das Terrain der Frischwiesen i. e. S. ist meist steil abfallend, da die flacheren Abhänge in tiefern Lagen ausnahmslos in Kultur ge- nommen sind und Fettwiesen oder Äcker tragen. In höherer Lage sind frische Wiesen mit mässiger Steigung oft durch starke Humus- anhäufung physiologisch trocken und mager geworden und von dem sehr anpassungsfähigen Nardetum eingenommen, das bei den Trocken- wiesen besprochen wurde. Durch stärkere Berieselung mit mineral- armen oder humussäurehaltigem Wasser endlich ist ein grosser Teil des Areals der Frischwiesen in Flachmoore oder Hängemoore, letztere oft mit „Hochmooranflug*, übergegangen und deshalb bei der Be- sprechung der Sumpfflur zu behandeln. Naturgemäss existieren auch hier Übergänge zwischen beiden Formationen. 9. Typus der Carer ferruginea. Dieser auf Kalk sehr verbreitete und häufige Bestandestypus ist im Onsernone infolge der kalkarmen Unterlage nur sehr wenig ent- wickelt, und nur an ganz steilen Abhängen tiefer Lagen von mir be- obachtet worden, so am Nordostabhang des Monte Mottone bei 900 bis 1000 m in Steilschluchten, am Eingang in die Valle Vocaglia und an mehreren Stellen im Val Lavadina. Meist wird er vertreten durch den häufig auftretenden Poa nemoralis- oder Brachypodium silvaticum-Typus, und in grösserer Höhe abgelöst durch Bestände von Calamagrostis arundinacen und ©. villosa, Luzula spadicea und Poa lawa. Die Standorte sind meist recht feucht bis nass, liefern aber trotz des Mangels der Düngung (der Dünger rollt infolge der Steilheit der Gehänge in der Regel in Bachrinnen ab) recht ertragreich und wer- den ohne Ausnahme, meist mit der Sichel, „gemäht“, in welcher Tätigkeit die Frauen, welche diese Arbeit sozusagen einzig besorgen, eine erstaunliche Gewandtheit besitzen trotz des oft geradezu lebens- gefährlichen Standortes. Nach Brockmann (l. c. p. 321) ist der Care Jerruginea-Typus als kalkstet oder mindestens kalkhold zu betrachten, nach Stebler und Schröter dagegen mehr oder weniger indifferent. Das spärliche Vorkommen in unserem reinen Urgebirgsgebiet spricht Die Flora des Val Onsernone. : 437 eher zu Gunsten der Ansicht Brockmanns, und sind die wenigen Stellen mit Carex ferruginea-Rasen vielleicht durch kalkhaltiges Sickerwasser befeuchtet. Aus der Vegetation konnte ich hiefür aber keine An-- haltspunkte finden, die Begleitflora ist sozusagen die völlig gleiche wie beim Typus des Brachypodium silvaticum. 9a) Nebentypus der Poa nemoralis. Innerhalb der Kastanienzone treffen wir für den fast fehlenden Carex ferruginea-Typus einen vikarisierenden Bestand von Poa nemo- ralis. Derselbe schliesst aber selten zu einer geschlossenen Wiese zusammen, sondern zeigt ähnliche Ausbildung wie der Festuca varia- Rasen tieferer Lagen und leitet in der Regel zur Felsflur über. Nur um Crana traf ich ihn auch im dichten Kastanien-Fruchthain, aller- dings häufig gemischt mit dem Luzula nivea-Bestand und schliesslich in denselben oder in den Brachypodium silvatieum-Rasen übergehend, wenn die Beschattung eine absolute wird. Mit dem Trockenwerden des Standortes stellt sich der Festuca capillata-Rasen ein. Als Fels- ständer verträgt hingegen Poa nemoralis infolge des reichlichen Sicker- wassers selbst volle Sonne, immerhin mit Vorliebe für feuchte, wind- geschützte Schluchten, wie Festuca varia in tiefen Lagen. Für diese weitaus häufigste Art des Vorkommens verweise ich bezüglich der Begleitflora auf die erste Bestandesliste des Buntschwingelrasens (Typus 5) und lasse hier nur eine Bestandesaufnahme des Poa nemo- ralis-Rasens im Kastanienwald folgen. Poa nemoralis-Bestand unterhalb Urana (820 — 850 m, a Kastanien-Fruchthain, steil abfallend, ‚ humose Unterlage). Poa nemoralis 7, Luzula nivea 5, Deschampsia flexuosa 3, Festuca capillata 3, ne bifolium 2—3, Melampyrum pratense (s. lat.) 2—4, Asperula odorata 2—3, Solidago Virga- -aurea 3, Dryopteris Phegopteris 2 3, Athyrium Filix femina 2, vallaria majalis 2, Aruncus Silvester 2, Lathyrus montanus 2, Geranium silv s. Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii 2, mai tia minor 2, Veronica latifolia 2, Phyteuma betonieifolium 2 lie Myrtillus 2, Prenanthes purpurea 2, var. tenuifolia 1, Hieracium mu um ssp. Se 2 ; Dieser Bestand bildet einen deutlichen Übergang BR ee wiese zur humosen Trockenwiese, geht aber stellenweise ın eine Hochstaudenflur über, besonders wo der Boden sehr feucht wird, ohne irekt nass zu sein. Dies zeigt die folgende Aufnahme in einer feuchten Schlucht, wo ich folgende bunte Gesellschaft vorfand: Aruncus silvester 10 (oft alles andere unterdrückend), daneben: eh in hirsutum ssp. Villarsii 5, Eupatorium cannabinum 2—4, Impatiens Noli tangere 2—5, 438 i Johannes Bär. Rubus Idaeus 3, Veronica latifolia 3, Poa nemoralis 2—3, Athyrium Filix femina 2, Dryopteris Filix mas 2, D. Braunii 1, Gentiana asclepiadea 2, Geranium silvaticum 2, »Lathyrus montanus 2, Solidago Virga-aurea 2, Geranium Robertianum 1, Thalie- trum aquilegifolium 1, Actaea spicata 1, Angelica silvestris 1, Adenostyles Alliariae 1, Cirsiura palustre 1, etc. „ 10. Typus der Zusula spadicea. Der Rasen der braunblütigen Hainsimse besiedelt in höhern Lagen ausgedehnte Abhänge, jedoch selten in geschlossenem Bestande, sondern mehr in Rasenbändern zwischen einzelnen Felsabsätzen, die aber oft ziemliche Ausdehnung erlangen. Stebler und Schröter (l. e.) betrachten diesen Bestand als Nebentypus der Carex ferruginea, die sie als + bodenvag befunden haben, während Brockmann (l. c. pag. 321) dieser Ansicht entschieden entgegentritt, indem im Puschlav die Rost- segge kalkstet, die braune Hainsimse kieselstet auftritt, und sich die Bestände infolgedessen von vornherein ausschliessen. Für die Auf- fassung Brockmanns sprechen im Onsernone das fast völlige Fehlen der Rostsegge und der Umstand, dass auch hier keine Übergänge zwischen den beiden Typen vorkommen, weshalb auch für unser @e- . biet die braune Hainsimse als selbständiger Bestand zu betrachten ist, der mit dem Rostseggenrasen nur das gemein hat, dass er mit Vorliebe feuchte Nordabhänge, speziell der alpinen Zone, be- siedelt. Auf Südlage traf ich ihn nur da,-wo vorspringende Felsen lokale Beschattung verursachen, und in sehr untergeordnetem Masse, während nach Brockmann in ganz hohen Lagen (über 2600 m) der Luzula spadicea-Rasen schliesslich gänzlich auf die Südabhänge über- greift. Infolge der Bodengestaltung sind die Nordlagen im Onsernone ‚mit ee vorspringenden Schichtköpfen und zwischen denselben in den Schichtfugen verlaufenden Rasenbändern vortrefflich geeignet, den Braunsimsenrasen zu beherbergen, so dass er weit häufiger auf anstehendem Gestein, als auf Geröll sich findet, während er ander- wärts das letztere vorzieht. Auf Schutthalden ist er ersetzt durch seinen Nebentypus, den Poa laxa- Bestand, der etwas mehr Trocken- heit erträgt und selbst die grossblockigen Trümmerhalden, mit oft hausgrossen Blöcken, durch seine Miniaturwiesen belebt, häufig in Gesellschaft des ausgesprochenen Geröllfarnkrautes Allosurus erispus. Über die Vertikalverbreitung des Braunsimsenrasens ist zu be- merken, dass derselbe ungefähr bei 1600 m beginnt, seltener schon bei 1500 m, so in der Valle dei Pizzi am Nordabhang des Pizzo Ruscada. Im allgemeinen besiedeln diese tiefen Vorkommnisse Lücken im Alpenerlen- oder Alpenrosengebüsch, schattig-feuchte Runsen und Steilschluchten. Erst über 2000 m wagt sich dieser Typus recht aus dem Schutze des Gehölzes hervor an offene Standorte, meidet aber, Die Flora des Val Onsernone. 429 wie schon erwähnt, die volle Sonnenbestrahlung und wird, wo er zu stark bestrahlt wird, sehr niedrig und kümmerlich. Er erreicht im Gebiete die höchsten Gipfel, bis 2500 m, und ist der ausgezeichnetste Weidetypus der nördlich exponierten Alpen, der nur den Nachteil hat, dass er mit Grossvieh schwer begangen werden kann. Auf der Alpe Medaro dagegen bekleidet er relativ breite Terrassen zwischen den selbst auf der Siegfriedkarte bemerkbaren, schräg nach oben ver- laufenden Schichtköpfen, und kann hier ganz wohlmit Rindvieh beweidet werden bis in eine Höhe von 2200 m. Nach Mitteilung des dortigen langjährigen Hirten sucht er diese Rasen trotz des weiten und be- schwerlichen Weges, den das Vieh zurücklegen muss, mit Vorliebe auf, da sich die Mühe durch reichlichere Milchabsonderung der Kühe und vor allem grossen Fettgehalt der Milch sehr woh Die Begleitflora der Luzula spadicea-Bestände ist, wenn wir nur die Rasen selbst ins Auge fassen, auffallend artenarm. Reicher wird aber das Bild, wenn wir auch die in relativ engem Verbande mit der Leitart die Felsabsätze besiedelnden Arten berücksichtigen. Wenn die letztern auch nicht gerade im Braunsimsenrasen vorkommen, so sind sie doch für die Charakterisierung desselben oft sehr bezeichnend. In der folgenden Liste sind diese Arten, die mehr die benachbarten Felsen bewohnen, durch ein vorgesetztes * kenntlich gemacht. Luzula spadieea-Rasen auf Alpe Medaro (1800 —2200 m, NO- und N-Expos., schmale bis breite Rasenbänder). yrium alpestre 2, Cystopteris fragilis ssp. regia 1, Dryopteris Lonchitis 1, Athy Allosurus crispus 3—5, Lycopodium Selago 2, Selaginella selaginoides 3, Anthoxan- thum odoratum 1, Phleum alpinum 1, * Agrostis rupestris 2, Calamagrostis villosa 2, Deschampsia flexuosa 3, Avena versieolor 1, Poa annua var. supina 1—2, P. alpina var. contracta 2, P. laxa Q—5, * Festuca Halleri 2, Nardus strieta 1—3, Tricho- rum caespitosum ssp. austriacum 2, Carex curvul h foetida 2—3, 2, *S, rupestris 2, na ria nemorum ssp. montana 1 (nur in tiefen Lagen), Sagina saginoides 1, *Minua "ecurva 3, Arenaria biflora 2—4, Anemone alpina var. sul- phurea 1, Kanunenles a 3, Cardamine alpina 1, * C. resedifolia 2, * Draba dubia 1, * Sedum roseum 3, 8. alpestre 2—3, Saxifraga retusa 23, * S. Gotyledon 1, » Epilo- —5, V. nosum 3, * Primula hirsuta 2—3, Soldanella alpina 2-5, S. pusilla 3 (nur hohe Lagen), * Gentiana purpurea 2 (meist nieht blühend), G. Kochiana 3, Myosotis pyre- 430 Johannes Bär. naica 3, Veronica alpina 3, \V. RES 1, Melampyrum laricetorum 2—3, phrasia alpina 3, E. versicolor 3—5, E. minima 5—8, Pedicularis Kerneri 2—3, P. tuberosa > Phyteuma heut m 2, Campanula barbata 2—3, C. Scheuch- zeri 1, C. exeisa 3—5, Adenostyles ro 2, A. Alliariae 1, Solidago vgl aurea var. ER 1—2, Kräier on uniflorus 3, Antennaria carpathica 1, @naphalium supinum 3—5, G. norvegieum 1—2, G. silvaticum var. Einseleanum 1, Achillea macrophylla 1 —2, A. moschata 2, en Sg 3—5, Homogyne alpina a 2>— 3, Arnica RE 3—5, Doronieum Clusit 2—3, Cirsium spinosissimum 1-9, Centaurea uniflora 1—2, an aiein nalis 1—2, L. pyrenaicus 3—5, Taraxa- x cum ofiöfnale ssp. alpinum 2, ssp. Schröterianum 1, CGrepis aureas 2—3, Hieracium rg 3 (beide Er ee alpinum 3-—5, H. cochleariifolium 2, H. ni- "grescens 2, H. intybaceum Wir erkennen aus der Artenliste einesteils die nahen Beziehungen 5 der Luzula spadicea-Rasen zum Schneetälchen, indem fast alle Arten ° des letztern meist nicht seltene Beimengungen des Braunsimsenrasens sein können. Ebenso ist die Zahl der mit der Geröllflora gemeinsamen oder aus der Felsflora stammenden Arten eine grosse. Im einzelnen - Rasen werden wir selbstverständlich nie auch nur die Hälfte der oben angeführten Arten konstatieren können, doch erschien mir die Zusammenstellung aller im Braunsimsenrasen beobachteten Pflanzen wichtiger, als unvollständige Lokalaufnahmen. 10a) Nebentypus der Poa laxa. Poa laxa, die konstant in den Braunsimsenrasen auftritt, kann schliesslich, besonders auf grobem Geröll, Luzula spadicea überwiegen, und so einen Nebentypus dieses Rasens bilden. Die Flora ist im grossen Ganzen nicht stark von der des vorigen Bestandes verschieden, doch vielleicht etwas weniger humicol und nähert sich der typischen alpinen Geröllflora. Auch die Übergänge zum Schneetälchenrasen sind nicht so deutlich, da die Standorte trockener, d.h. die Unterlage durch- lässiger ist. Dagegen kommen in diesen Geröllhalden doch viele Stellen vor, wo der Schnee von Lawinen oder vom Winde zusammen- gewehten Haufen recht lange liegen bleibt und sich eine Flora ent- wickelt, die Anklänge an das Schneetälchen zeigt, ohne aber mit dem meist geschlossenen Rasen desselben identisch zu sein. Da der Boden durchlässig ist, sickert das Wasser des schmelzenden Schnees rasch ein und nach völligem Verschwinden des Schnees sind die betreffenden Lokalitäten direkt trockene Pflanzenstandorte, infolge- dessen eine Reihe von Besiedlern derselben mehr oder weniger ausge- sprochene Blattsucceulenz zeigen. Öttli (l. e. pag. 17 und 18) bezeichnet diese Stellen treffend als Schneeflecken und ihre Flora als Schnee- fleckflora, die mit der Schneetälchenflora nur die kurze Aperzeit ge- mein hat, im übrigen aber als offener Bestand eher der Fels- oder ; % 3 “ Die Flora des Val Onsernone. 431 Geröll- und Schuttflora sich nähert. Die Schneefleckflora durehdringt nun recht oft den Poa laxa-Rasen; solche Stellen sollen als Neben- typus des Schneetälchenrasens unten näher behandelt werden. Wo- die Bedingungen für die Ausbildung der Schneefleckflora fehlen, be- siedelt Poa laxa häufig in absolut reinen Rasen die spärlichen Humus- anhäufungen auf oder zwischen grösseren Blöcken, also auf oft ver- hältnismässig trockenem Standort. Wenn ich diesen Typus aber doch zu den Frischrasen stelle, so geschieht dies darum, weil er auf Süd- exposition absolut fehlt und nur auf Nordabhängen zu finden ist, wo ihm die schwächere Bestrahlung, die kühlere Temperatur und die relativ grössere Luftfeuchtigkeit (häufige Nebelbildung) die Existenz auch auf den flachgründigsten Fels- oder Geröllstandorten ermöglichen. Die häufigste Ausbildung des Poa laxa-Rasens ist aber die Mischung desselben mit dem Luzula spadicea-Bestand, und in solchen Mischtypen zeigt die Begleitflora in der Regel fast die nämliche Zu- sammensetzung wie im typischen Braunsimsenrasen. 11. Typus des Brachypodium silvaticum. Dieser Bestand findet sich sozusagen ausschliesslich als Begleit- flora des Vegetationstypus der Wälder, vor allem auf nördlich, öst- lich oder westlich exponierten, ziemlich steilen Abhängen, namentlich als Unterflora des Corylus-Alnus incana-Buschwaldes, seltener auch in Buchen- oder Tannenwaldung, aber meist nur in tiefern Lagen, von 500—1200 m ganz allgemein verbreitet. Der Bestand dient zum Teil als Weide (siehe unter Buschweiden der Corylusformation), viel- fach wird er auch mit der Sichel gemäht und liefert das „‚fieno sel- vatıco“, ein ertragreiches, aber wenig gehaltvolles „Wildheu* der Tiefe; da die Halden meist zum Gemeindegebiet gehören, ist die Nutzung frei, und wird von der ärmeren Bevölkerung, die nicht über grösseren eigenen Grundbesitz verfügt, in grösserem Masstabe zur Gewinnung des nötigen Winterfutters ausgeübt, wobei mit dem Mähen in der Regel teilweise Schneitelung des Gebüsches verbunden ist und häufig sogar die auf Ost- und Westexposition mit dem Zwenkenbestand vergesellschaftete Adlerfarnwiese zur Nutzung herangezogen wird. s gibt Familien, die sich ihren ganzen Heubedarf für eine grössere Zahl von Ziegen auf solche Weise beschaffen, was um so eher mög- lich ist, als die Ziegen fast das ganze Jahr in die Buschweiden ge- trieben werden. a Da die Begleitflora der Waldzwenkenwiese bereits in der Haupt- sache beim Grauerlen- und Corylusbuschwald besprochen wurde, ‚be- schränke ich mich hier auf die Anführung der Bestandesliste einer Lokalaufnahme. _ Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 28 432 Johannes Bär. Brachypodium silvaticum-Bestand zwischen Ponte oscuro und Gresso (750—850 m, W-Exposition, in steiler, feuchter Buschhalde, Alneto- oryletum). Dryopteris Oreopteris 3, Pteridium aquilinum 3, Anthoxanthum odoratum 2, Sieglingia decumbens 1, Festuca varia 2, F. ovina ssp. capillata 1, F. rubra var. fa i rchis maculatus 2, Platanthera bifolia 1, Rumex scutatus 2, Silene vulgaris 1, S. rupestris 2, Thalictrum minus 1—2, Fragaria vesca 2, Potentilla erecta 2, Gera- nium silvaticum 3, Viola montana 1—2, Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii 2, Astrantia minor 3, Vincetoxicum offieinale 3, Gentiana anisodonta 1—2, 6. asele- piadea 2, Teucrium Scorodonia 1—2, Prunella vulgaris 2, Salvia glutinosa 1, Sa- tureia vulgaris 1, Thymus Serpyllum 1—2, Stachys offieinalis 2, Digitalis ambigua 1, i 92 latifoli i Arnica montana 2, Solidago Virga-aurea 2, Carduus defloratus 2, Carlina vulgaris 1, Chrysanthemum Leücanthemum var. lobatum 2, Hieracium murorum ssp. tenui- 11a) Nebentypus der Calamagrostis villosa. Wo über ca. 1200 m, seltener schon tiefer, die Alpenrose ent- weder als selbständiger Bestand oder als Unterholz der Wälder reich- licher auftritt und der Boden dadurch stärker humos wird, verdrängt die in der Überschrift genannte Art successive den Brachypodium silvaticum-Rasen, bis bei ca. 1500 m Calamagrostis über die Zwenke völlig die Oberhand gewinnt und auf stundenweiten Flächen — aber immer nur im Alpenrosengebüsch oder Vaceinietum — auf etwas flacheren bis mässig steilen Nordabhängen den herrschenden Typus der Grasflur bildet. Die Begleitflora wurde anlässlich der Besprechung des Rhododendretums bereits ausführlicher behandelt, so dass ich sie nieht weiter zu erörtern brauche. _Land- und alpwirtschaftlich ist dieser Rasen sozusagen wertlos, da er infolge der engen Beziehungen zum Alpenrosengebüsch weder gemäht noch intensiv beweidet wird. Ist dieses letztere aber doch der Fall, wie z. B. auf den Alpen Piano ‚Becaro, Arena und Medaro, so wird der geschlossene Alpenrosen- bestand durch das Weidevieh in eine Reihe von bülten- oder horst- artigen Teilbeständen aufgelöst, zwischen welchen mäandrisch ver- schlungene Wege verlaufen, die habituell an die Kolken eines Hoch- moores erinnern, aber nicht mit Wasser und Schlamm, sondern mit Borstgrasweide oder Triehophoretum bestanden sind. In den Alpen- rosenhorsten aber wuchert fast unberührt vom Weidevieh der Be stand der Calamagrostis villosa weiter. Seine Höhenverbreitung geht so ziemlich bis zur Grenze der Alpenrosenbestände, wo er etwa auch Die Flora des Val Onsernone. 433 auf andere Expositionen übergeht; oberhalb der Grenze der Alpen- rosenbestände tritt meist der Braunsimsenrasen oder Nardetum und Curvuletum an seine Stelle, ersterer an Nordhängen, letztere auf andern Expositionen. 12. Typus der Agrostis tennis. Die Straussgraswiese tritt im Gebiete in zwei grundverschiedenen Formen auf: einmal auf ungedüngtem oder wenigstens nicht regel- mässig gedüngtem Boden an flacheren Stellen der Buschweiden, wo sie ruhenden Felsschutt mit einer mehr oder weniger geschlossenen Grasnarbe überzieht und einen der wichtigsten Rasen der Buschweide, vor allem der Corylusformation, darstellt; sodann treffen wir die gleiche Art wieder bestandbildend in der Fettwiese, meist auf Moränen- boden, an etwas feuchten, halbschattigen und meist der Nordlage genäherten Abhängen. Da wir unten die Fettwiesen — zum Teil eine Abänderung der Frischwiesen durch regelmässige Düngung — im Zusammenhang be- sprechen, beschäftigsn wir uns hier nur mit der Straussgras- Weide oder dem ungedüngten Typus. Dieselbe kommt nach Brockmann (l. e. pag. 273) namentlich in ' stärker beschatteten Partien der Buschweiden vor, was für das Puschlav wohl zutrifft, hier aber nur in beschränktem Masse der Fall ist, was wohl den grösseren Niederschlägen zuzuschreiben ist. Im Gegenteil fand ich die Ayrostis tenuwis-Rasen mehrfach auch auf recht sonnig gelegenem Terrain; sie treten nicht selten am Rande der Maiensässe und Heuberge der Südlagen auf, wo der Boden zur Mähewiese zu steinig und deshalb mit Buschweide besetzt ist. Infolge dieses Umstandes ist die direkte Besonnung auch bei voller Südlage nur wenige Stunden andauernd, ‘und der Rasen doch relativ frisch zu nennen. Immerhin nimmt die Agrostis tenuis-Weide eine Mittelstellung zwischen den Frisch- und Trockenrasen ein. Bei der gedüngten Straussgraswiese ist der Charakter der Frischwiese viel ausgespro- chener. Stebler und Schröter rechnen die Agrostis tenuis-Rasen ohne Ausnahme zu den Fettwiesen, während Brockmann und Geilinger in. ihren mehrfach erwähnten Arbeiten die Trennung derselben in Busch- weiderasen und Fettwiesen vorschlagen, und zwar mit völligem Rechte. Beide letztgenannten Autoren bezeichnen aber die Agrostis-Busch- 'weiden als frisch bis sehr frisch; soweit ich dies aber aus den Arten- listen beurteilen kann, trifft dies nicht in dem Masse zu, wie ge- nannte Autoren behaupten, und ihre Bestandeslisten sind der beste Beweis für meine Meinung, dass die Agrostis tenwis-Buschweide eine Mittelstellung zwischen Trocken- und Frischwiese einnimmt. Warum 434 Johannes Bär. hat der Mensch, der im Gebirgslande jeden Fleck Erde, auf dem sich irgendwelche Kulturmassnahme lohnt, in Beschlag nimmt, nicht auch das Areal der mit Agrostis tenuis bewachsenen Buschweiden in Mähewiesen umgewandelt? Eben, weil es zu steinig und infolgedessen zu trocken war, und nur bei Beschattung einen nennenswerten Er- trag abwarf. Im Folgenden gebe ich eine Bestandesliste aus einer Buchenbusch- weide von Spreghitto, 1300-1350 m, Südexposition ; die Buchengebüsche stehen in mässiger Entfernung, die Zwischenräume tragen folgenden Bestand Bein eakweile bei Spreghitto. = Pteridium -aquilinum 3, Anthoxantum odoratum 3, Sieglingia decumbens 2, Briza media 3, Cynosurus eristatus 2, Agrostis tenuis 7, A. alba 3, Nardus stricta 6, ; er “ Phyteuma scaposum 3, Gna Re silvaticum 2, Arniea montana 3, Achillea Mille- folium 3, Carlina acaulis 2, Leontodon hispidus 5, L. autumnalis 3, Hypochoeris radicata.5, Crepis conyzifolia 3, Hieracium Pilosella 4, H. Auricula 3. Ganz ähnliche Zusammensetzung, immerhin mit einigen Ab- änderungen in der Flora, zeigt eine völlig unbeschattete Straussgras- _ weide im gleichen Tale, ob der künstlich erniedrigten Buchen ca. 1450 m hoch gelegen, in Südwestexposition: Straussgras-Weide bei Erlongo. Pteridium aquilinum 3, Anthoxanthum odoratum 3, Briza media 3, Sieglingia a decumbens 5, Agrostis tenwis 10, A. alba 6, Nardus strieta 5, Festuea ovina SSp- capillata 3, sep. duriuscula 2, F. rubra var. fallax 2, Holcus lanatus 2, Carex seni- j i = 1, Viola montana 2, V. Thoma 2 ir Helianthemum nummularium 2, Polygala vulgare var. Preudnlpste 2, Astran minor 3, Calluna vulgaris 5, Vaceinium Vitis idae Th s Serpyllum 5, ps i phrasia Rostkoviana 5—8, E. alpina 3, Rhinanthus A 5 " Pedienlari is tuberosa —2, Scabiosa Columbaria 3, Campanula barbata 3, Carlina acaulis 3 nica montana 2, Achillea Millefolium 3, Leontodon hispidus var. genuinus 3, var. hasti- lis 4, Hypochoeris radicata 5, Hieracium Pilosella 5. 12a) Nebentypus der Luzula silvatica. Auf schattig-feuchten, humosen Magerwiesen der niedrigeren Vorberge, besonders an Waldrändern, tritt die Waldsimse, die schon in der Kastanienzone nicht selten ist, zuweilen bestandbildend ach - Die Flora des Val Onsernone. i 435 besonders an steileren Nordlagen. Durch Düngung geht der Bestand regelmässig in eine bedeutend ertragreichere Straussgraswiese über, ist also als Nebentypus derselben aufzufassen. Ich führe ihn aber doch hier an, weil alle von mir beobachteten Bestände völlig unge- düngt waren. Als Beispiel eines solchen Rasens diene folgende Auf- nahme: Luzula silvatica-Bestand auf Monte Calascio (1000 m, N-Exposition, ziemlich steil, doch völlig kompakter Rasen). Athyrium Filix femina 2, Dryopteris montana 2, Botrychium Lunaria 1, An- thoxantum odoratum, Deschampsia flexuosa 5, Agrostis tenuis 3, Poa Chaixi 3—5, Festuca ovina ssp. capillata 2, F, rubra var. fallax 2, Carex verna 3, Luzula sil- = S. nutans 1, Thalietrum minus 2, Alchemilla alpina 2, A. hybrida 2, eig ee a Lathyrus montanus 2, Geranium silvatü icum 3, Viola mon- tana 2, Astrantia minor 3, Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii 2, Vaceinium Vitis idaea 2, V. Myrtillus 3, Gentiana Kochiana 2, @. ramosa 1, Ball asperum Hi ssp. anisophyllum 2, Phyteuma ee 1—2, Een montana 2—3, Hiera- eium murorum ssp. tenuiflorum 3, 13. Typus der Calamagrostis arundinacea. Der langhalmige Rasen des’rohrartigen Reitgrases ist eine der bezeichnendsten Pflanzengesellschaften des Onsernone. Typisch aus- gebildet ist er besonders in schattig-feuchten Steilschluchten, in tiefern Lagen und namentlich im südlichen Teile des Onsernone vorwiegend auf Nordlagen. Der Boden ist gewöhnlich nicht mit einer völlig geschlossenen Grasnarbe bedeckt, oft etwas rutschig, immer aber durch Sickerwasser gut befeuchtet bis fast nass. Die Höhenverbreitung dieses Bestandes erstreckt sich auf Nord- abhängen von 800-1500 m, auf Südlagen von ca. 1000—1800 m, auf allen Expositionen mit Hauptverbreitung zwischen 1200 und 1400 m. Vereinzelt steigt die Leitart bis 500 m herab, so in einer Schlucht unterhalb Auressio. Wo die Bestände leicht zugänglich sind, werden sie regelmässig gemäht, in abgelegenen Gegenden aber, oder in schwer zugänglichen Steilschluchten, bleiben sie völlig unberührt als absolute Naturrasen. Da das Mähen meist sehr spät, Ende August bis Anfang September, geschieht, hat es auf die Zusammensetzung des Rasens sehr geringen Einfluss, so dass ich oft die gemähten Rasen von den“ sich selbst überlassenen nicht unterscheiden konnte. Sie liefern ein hartes, langstrohiges „Waldheu“, das vom Vieh nicht gern gefressen wird und zum Teil ohne den Willen des Menschen als Streue dient. Dagegen ist der Ertrag relativ gross, und finden sich immerhin ziemlich viele saftige Kräuter, die den Beständen den Cha- rakter von Hochstaudenfluren verleihen können, 436 Johannes Bär. ‘Die Horizontalverbreitung der Calamagrostis arundinacea-Rasen umfasst das ganze mittlere und obere Onsernone, im untersten Tal- stück fehlen sie nahezu völlig oder sind von kleiner Ausdehnung. Sonst aber bilden sie in der ganzen Länge der Runsen oder Steil- schluchten zusammenhängende Rasen, die aber ausserhalb der Schluch- ten meist in Brachypodium silvaticum-Bestände oder in höhern Lagen in Alpenrosen- oder Alpenerlengebüsch mit Calamagrostis villosa über- gehen. In steinigen, etwas trockenen Buchenwäldern tritt der habi- tuell sehr ähnliche Bestand der Calamagrostis varia an seine Stelle, den wir ‘deshalb als Nebentypus des rohrartigen Reitgrases auffassen. In der Lärchenzone des Val di Vergeletto treffen wir den Bestand in seiner schönsten Entwicklung auch auf Südabhängen von 1500 i bis 1800 m, und hier nicht mehr so streng an Steilschluchten ge- bunden, sondern oft ganze Halden überziehend. Die Begleitflora ist im Ganzen recht artenarm. Im Folgenden gebe ich zwei Aufnahmen wieder, die erste aus der Valle dei Pizzi, in Nordexposition, 1100—1300 m, die zweite aus den ee des hintern Val di Vergeletto ob Alpe Casone, 1500-1800 m, Südlage. Calamagrostis arundinacea-Rasen im Valle dei Pizzi. Ath yrium. Filix femina 2, Dryopteris an 3, D. spinulosa ssp. dilatata 1, Lyco m 1, Po Rumex scutatus 2, Thalietrum aquilegifolium 1 ‚ Carlamine Impatiens 2, Saxifraga Cotyledon 2, Aruneus silvester 2, Fragaria vesca 1, Alchemilla vulgaris 3, Geranium 3 nica latifolia 3, Digitalis ambigua 2, D. lutea 1, Phyteuma betonieifolium 1, Campa- nula Trachelium 1, Eupatorium a 2, Solidago Virga-aurea 3, Bellidiastrum Michelii 2, Gnaphalium silvaticum 1, Achillea macrophylla 1, Arnica montana 9, Senecio Fuchsii 1, Cicerbita muralis 2, Prenanthes purer var. tenuifolia % Hieracium murorum ssp. tenuiflorum 3 1.15 stis arundinacea-Bestand ob Alpe Casone (1500 — 1800 m, steile Wildheurasen, grösstenteils nicht gemäht, S. Exposition). thoxanthum odoratum 3, ‚Phl leum alpinum 1, Agrostis tenuis 2, Calama- gratis en 8—10, C. varia 2—3, Deschampsia flexuosa 2, Sieglingia de- mbens 1, Poa Chaixi 2—3, Fiese ovina ssp. duriuscula 2, F. rubra var. fallax en Brachypodium silvaticum 1—2, Carex sempervirens 3, Juncus trifidus 1, iu a zula nivea 3, L. sudetica = Paradisia Liliastrum 2, Anthericum Liliago 1, Lilium bulbiferum ssp. eroceum 2 2, Polygonatum officinale 1, Orchis maculatus 1, Gymna- denia conopsea 2, Silene vulgaris 2, S. nutans 3% ae europaeus 7, Aconitum Die Flora des Val Onsernone. 437 panieulatum 1, Sedum roseum 2, Fragaria vesca 1, Potentilla grandiflora 2, Sie- garis Stachys officinalis 1, Salvia glutinosa 2, Sale eia vulgaris 1, Origanum vulgare 1, _. Beier 2—3, Verbascum crassifolium 2, Veronica latifolia 2, Digitalis bigua 2, D. ne tea 1, Melampyrum vulgatum 1—2, Euphrasia hirtella 2, Pedieu- nn tuber ‚ Valeriana tripteris 2, Scabiosa Columbaria 3—5 (inkl. S. lueida?), Phyteuma ee 3, Campanula barbata 1, Solidago Virga-aurea 2, Gnapha- lium silvaticum 1, Achillea magna 1, Chrysanthemum Leucanthemum 3, Ch. hetero- m 2, Armni mont 2, Garduus defloratus 2—3, Cirsium lanceolatu N Centauren uniflora 2, Hypochoeris radicata 1, H. uniflora 1, Leontodon hispidus . genuinus 3, var. hastilis 1, Hieracium Hoppeanum 2, H. murorum ssp, tenui- an 13a) Nebentypus der Calamagrostis varia. In Buchenwäldern mit steinigem, rutschigem Boden stellt sich zuweilen neben der vorigen Art Calamagrostis varia in grösserer Menge ein und bildet habituell den vorigen ähnliche, doch nie völlig geschlossene Bestände. Die Begleitflora ist die typische des Buchen- waldes, weshalb ich hier nicht näher darauf eintrete. In völlig ge- schlossenem Buchenwald ist diese Art oft das einzige unter dem dichten Blätterdach vorhandene Gras, und fehlt wohl keinem Buchen- wald der Südabhänge, während es auf Nordabhängen etwa von Brachypodium silvaticum ersetzt wir 14. Typus des Schneetälchenrasens. In muldenförmigen Bodensenkungen der höhern alpinen Zone, etwa von 2200 m an, seltener schon tiefer bei ca. 2000 m, und hier meist nur an Nordabhängen, treffen wir die charakteristische Pflanzen- gesellschaft der Schneetälchenrasen auf undurchlässiger Unterlage regelmässig an, und zwar auch an Stellen, wo im Hochsommer kein Schnee mehr liegen bleibt. Nach Brockmann, der die Schneetälchen als Formation behandelt, ist es nicht die Dauer der Schneebedeckung, wohl aber die Menge desselben in Verbindung mit der passenden Konfiguration des Terrains, welche die Schneetälchenrasen bedingt. Der schmelzende Schnee enthält, auch wenn er nicht von gefallenen Lawinen stammt, eine beträchtliche Menge von anorganischem und organischem Detritus, der sich schliesslich als schwarzbrauner Schlamm auf der Unterlage festsetzt, nachdem aller Schnee geschmolzen ist. Das kalte Schmelzwasser, das am untern Ende des Schneeflecks aus- fliesst, schwemmt denselben zum Teil tiefer liegenden Partien der - Weiden zu, zum Teil aber wird er von den Resten der früheren Vegetationsperioden aufgefangen und bildet mit der Zeit eine kom- pakte, nährstoffreiche Humusschicht, weshalb sich die Schneetälchen- 438 Johannes Bär, rasen durch ihre Üppigkeit vor den umliegenden Weiderasen, zB, dem Borstgrastypus, vorteilhaft unterscheiden. Sie bilden, auch wo sie nicht ganz typisch entwickelt sind, wie in tiefen Lagen, einen saftigen Teppich von meist krautartigen Pflanzen, für die ich den etwas weiter gefassten Begriff der „alpinen Kräuterweiden“ vor- schlagen möchte, worunter ausser den typischen Schneetälchen auch die Muttern- und Milchkraut-, sowie die Taumantelweiden etc. zu- sammengefasst würden, die alle zum Teil häufige Übergänge zu den Schneetälchenrasen bilden und als Nebentypen derselben aufgefasst werden können. Die Hauptbedingung der Schneetälchen in engerm Sinne nun ist, wie gesagt, die Menge des an den betreffenden Lokalitäten liegen bleibenden Schnees, sodann aber vor allem das Schmelz- und Regen- wasser, das durch die Geländeform gezwungen ist, immer den glei- chen Weg zu nehmen und den Boden so immer feucht erhält. Die anfänglich konstant niedere Bodentemperatur, welche das Schnee- wasser bedingt, wird nach völligem Verschwinden des letzten Schnees durch den schwarzen Humus und daherige starke Wärmeabsorption rasch erhöht, so dass infolge der guten Durchfeuchtung durch das auch den Weg der Schmelzwasser nehmende Regenwasser alle Be- dingungen zur günstigen Entwicklung des Pflanzenwuchses gegeben wären, zumal das Wasser der atmosphärischen Niederschläge bekannt- lich nicht unbeträchtliche Mengen von Stickstoff enthält und daher düngend wirkt. Dass sich an solchen Stellen nun nicht die Hoch- stauden- oder Karflur ausbildet, hat seinen Grund wohl in der Dichte der Schneedecke, die solche Pflanzen ersticken würde, die sich nicht speziell an grosse Schneemassen angepasst haben, vor allem aber in der langdauernd niedrig gehaltenen Bodentemperatur und der dadurch bedingten Verkürzung der Vegetationsperiode, die die Pflanzen zum Zwergwuchs nötigt, damit sie während der kurzen Periode, in welcher die allerdings dann sehr günstigen Bedingungen herrschen, ihre Fruk- tifikation beendigen zu können. Das Schneetälchen hat also ganz ähn- liche Verhältnisse wie die meist in viel höherer Lage um ihre Fort- existenz kämpfende Nivalflora und die starken Tagesschwankungen unterworfene Gipfelflora. Neben der Fortpflanzung tritt in ausge- dehntem Masse auch die vegetative Vermehrung in Erscheinung, ‚weshalb sich die das Schneetälchen besiedelnden Pflanzen durch ihre auffallende Geselligkeit auszeichnen. Das trifft vor allem für die in unserem Gebiete allein vertretenen Schneetälchen des Urgebirges zu, die nach Stebler und Schröter allein als typisch entwickelt anzusehen sind. Brockmann (l. e. p. 335 ff.) unterscheidet in seiner einläss- liehen Besprechung neben dem sehr charakteristischen Urgebirgstypus Die Flora des Val Onsernone. 439 auch einen Kalktypus des Schneetälchenrasens, der hauptsächlich durch Salix retusa und deren Form serpyllifoliia gebildet wird, und daneben auch andere Arten enthält, die aber meist nicht zu einem geschlossenen Rasen zusammentreten und mehr den Charakter der „Schneefleckflora“ Oettlis (l. ec. p. 17) tragen. Brockmann identifi- ziert nun die letztere völlig mit seinem „Kalktypus“, übersieht aber dabei jedenfalls, dass die Schneefleckflora Oettlis mit ihren vorwie- genden Geröllpflanzen, als ausgesprochen offene Pflanzengesellschaft, doch spezifisch verschieden ist von der geschlossenen oder nahezu geschlossenen „Rasendecke“ der Bestände mit Salix retusa, die den Kalktypus der Schneetälchen bilden. Da nun solche Schneefleckflora auch auf dem Geröll des Urgebirges auftritt, allerdings natürlich mit anderen Arten, die aber auch nur zum Teil mit denen des Schnee- tälchens übereinstimmen, so wäre ich der Meinung, dass die Auf- stellung des Bestandestypus der Schneefleckflora völlig berechtigt ist und wir eine Urgesteins- und Kalkfazies derselben auseinanderhalten können. Eventuell wären diese Bestände als Nebentypus dem Schnee- tälchen anzureihen, oder als Übergang desselben in die Geröllfiora aufzufassen. Wie überall; zählt die Schneetälchenflora im Onsernone einige wenige charakteristische Arten, die aber in um so grösserer Individuen- zahl und oft geradezu in Reinbeständen diese Lokalitäten besiedeln Hiezu sind zu rechnen die schwarzgrünen, oft durch Pilzwucherungen weissgrau gefärbten, samtartigen Rasen von Anthelia Juratzkana und A. nivalis, die meist den inmersten (und obersten) Teil des Schnee- tälchens bilden und häufig direkt an das Geröll oder blossen Sand anstossen, den letztern nach und nach überwachsend. Fast ebensoweit dringt in der Regel die zierliche Arenaria biflora vor, die mit ihren schnurartigen Ausläufern den Moosrasen durchspinnt, und Reihen ihrer niedlichen weissen Blütensterne in den dunkeln Rasen zaubert, oft aber auch als erster Ansiedler den blossen Sand mit einem dichten Teppich verschlungener Zweige wie mit Moos überzieht. Neben den Anthelia-Rasen, oder als deren untere Fortsetzung finden sich oft, aber nicht immer, die braungrünen Teppiche der Polytrichum-Rasen, be- sonders P. alpinum und P. sexangulare. Letztere werden durch- setzt von den unterirdischen Ästen „des kleinsten Baumes“ (Schröter l. e.), der Salix herbacea, die ausgebreitete, dichte Rasen bildet und keinem Schneetälchen des Gebietes fehlt; ihre zweiblättrigen BEP mit den wenigblütigen Kätzchen bedecken oft nahezu die ganze F läche hochgelegener Schneetälchen. Zwischen ihnen erglänzen die silber- weissen, dichtstehenden Blättehen von Gnaphalium supimum, die namentlich auf überschwemmten Rasen sehr auffällig sind, da ihr 440 Johannes Bär. Haarfilz eine Luftschicht zurückhält und die Benetzung der Blätter unmöglich macht. Ebenfalls in keinem Schneetälchen fehlen die drei unscheinbaren Rosenblütler Alchemilla pentaphyllea, A. glaberrima und Sibbaldia procumbens, wenngleich sie meist etwas tiefere Lagen oder früher schneefrei werdende Stellen bevorzugen. Auf Nordabhängen ist ein steter, wenn auch nicht für das Schneetälchen allein charak- teristischer Begleiter Luzula spadicea. Die Übergänge zur Borst- grasweide oder zum Curvuletum charakterisieren- gewöhnlich dichte Rasen von Ligusticum Mutellina, mit den Formationsubiquisten Ra- nunculus geraniifolius, Potentilla aurea und Sieversia montana, sowie den Milchkräutern, vor allem Leontodon pyrenaicus, L. hispidus und Crepis aurea. Auch die auf allen Weiden der subalpinen und alpinen Zone so häufigen Soldanellen finden hier ihre eigentliche Heimat und umkränzen zu Tausenden die Ränder des schmelzenden Schnees, dem- selben bis zur obersten Partie der Schneetälchen folgend. Das Ge- sagte gilt besonders für Soldanella alpina, während 8. ‚pusilla mehr auf höhere Lagen und speziell die Schneeflecken und Lawinenlager beschränkt ist, da sie eine etwas mineralreichere Unterlage vorzieht. Fast regelmässig tritt auch im Schneetälchen Carex curvula in ver- einzelten Horsten auf, zuweilen ersetzt durch die feuchtigkeitsliebende C. foetida, und einen prächtigen Anblick bieten die dichten Rasen des Ohrysanthemum alpinum, die zwar häufiger auf Schneeflecken vor- kommen. An Stelle der in den östlichen Gebieten für das Schnee- tälchen charakteristischen, unserem Gebiete aber fehlenden Primula integrifolia schmücken Zwergexemplare der meist als Felspflanze auf- tretenden P. hirsuta fast jedes Schneetälchen. Seltenere, z. T. doch sehr charakteristische Beimengungen des Schneetälchenrasens sind Carda- mine resedifolia und die nur in hohen Lagen beobachtete C. alpina, Cerastium cerastioides, Campanula excisa, Veronica alpina, Myosotis py- renaica, Saxifraga Seguieri, Botrychium Lunaria, Selaginella selagino- ides, Euphrasia minima, Sedum alpestre, Sagina saginoides, Saxifraga retusa, Polygonum viviparum und Lloydia serotina, Lotus cornieulatus var. alpinus, Viola biflora, V. palustris und andere Eindringlinge aus der Sumpfwiese, wie Trichophorum caespitosum, Carex magellanica, .C. echinata var. grypos, Epilobium alpinum, sowie die allgegenwärtige Astrantia minor. Prächtige Rosetten von Pedicularis Kerneri liegen lose über den kurzen Rasen nördlich exponierter Schneetälchen aus- gebreitet, und auf Südlage treffen wir ab und zu auch eine Kolonie von Erigeron uniflorus oder kleine Gruppen von @entiana nivalis, während andere Gentiana-Arten, die sonst gerne in Schneetälchen auftreten, in unserm Gebiete fehlen, Die Flora des Val Onsernone. 441 Nun tritt im einzelnen Schneetälchen aber lange nicht die ganze Zahl der genannten Arten auf, nicht einmal die eingangs erwähnten, bestandbildenden Pflanzen sind in jedem derselben vertreten. Bald beherrscht die Krautweide nahezu das ganze Areal, bald finden wir mehr oder weniger ausgesprochene Reinbestände von Alchemilla pen- typhyllea oder Gnaphalium supinum, wieder in andern Rasen domi- niert Sibbaldia procumbens oder selbst die Soldanellen; wieder andere, meist die höchstgelegenen Schneetälchen, werden fast ausschliesslich von den genannten Moos- resp. Lebermoosrasen erfüllt, so dass wir mit Stebler und Schröter (l. c.) eine grössere Anzahl von Nebentypen unterscheiden könnten. Die Besiedelung hängt jedenfalls sehr vom Zufall ab, die gerade vorhandenen Arten breiten sich auf dem durch den Detritus gebildeten fruchtbaren Boden dergestalt aus, dass den andern die Einwanderung versagt ist oder sie sich nur unter hart- näckigem Kampf einige Plätzchen erobern können. In manchen Schneetälchen finden wir aber an Stelle der Reinbestände einzelner Arten auch ein Gemisch der geselligen Arten vor, wobei häufig zonen- artige Verteilung derselben zu konstatieren ist, und die Abgrenzung des Schneetälchenrasens von der übrigen Weide oft nur mit Anwen- dung einiger Willkür vorgenommen werden kann. Im Folgenden zwei Beispiele der Zusammensetzung stark wechselnder Schneetälchen- rasen: Schnastälshenrasen auf Alpe Piano Becaro (2000—2050 m, N-Expos., ausgedehnte Mulde). Alchemilla ge 8, Viola biflora 7, Sieversia montana 6, Homogyne alpina 5, Gnaphalium supinum 5, Sibbaldia procumbens 5 Piz Allosurus erispus 5 Po- tentilla aurea 5, En odon pyrenaicus 5, rdus Campanula excisa 5, Soldanella alpina 5, Astr ratum 4 (!), Agrostis alba 3, A. rupestris 3, Alchemilla alpina 3, A. glaberrima 8, Galium asperum ssp. anisophyllum 3, Solidago Virga-aurea var. alpestris 3, ‚Cirsium spinosissimum 3, Ranunculus geraniifolius 3, Poa alpina 2, Phleum alpi 2, Saxifraga stellaris 2, Sedum alpestre 2, Gali rubrum 2, Campanula Scheuchzeri 2, ata 2, Crepis aurea 2, Hieracium alpinum 2, Selaginella wer 1, Car- damine resedifolia 1, Lotus cornieulatus var. alpinus 1, Saxifraga Seguieri 1, ige xacum offieinale - alpinum 1. Oben geht der Rasen, ohne vorerst in Moosrasen auszuklingen, in eine Felsschutthalde über, auf welcher zur Zeit der Aufnahme (24. VII. 1908) noch Schnee lag. Das Wasser sickert vorerst durch den Felsschutt, tritt aber infolge der undurchlässigen Unterlage unten zutage und berieselt die Mulde fortwährend. Seitlich geht der Schnee- tälchenrasen in typisches Nardetum über, unten läuft er in ein ebenes Läger aus, weshalb von beiden eine grössere Zahl von Einwanderern 449 Johannes Bär. bis ins Schneetälchen selbst vorgedrungen sind, und die auffällig reich- haltige Flora desselben mitbedingen. Schneetälchen auf Alpe Medaro (2100— 2250 m). !) Centrale?) Partie: Anthelia Juratzkana 10, Polytrichum alpinum 5, Allosuru erispus 2, Arenaria biflora 3, Cardamine alpina 2, Soldanella pusilla 2, Poa a annua var. varia 2, Saxifraga stellaris 2—5. rste Randzone: Salix herbacea 8, Gnaphalium- supinum 5—8, G. sil var. ne 3— ke ampanula excisa 5, Cardamine sta 3, Sid As usilla 3, alpin Alchemilla en 2—3, Sibbaldia :procumbens 2, 2 eich ee : "Viola biflora 2, Chrysanthemum alpinum 2, Selaginella sela- sl 2, ee stellaris 3, en an 2, Veronica ee 2, Potentilla 2 axa ffieinale ssp. alpinum 2, Poa annua var. varia 1—2. £ en ae: yore pentaphyliea 10, Guss supinum 3—5, Sibbaldia procumbens 3, Sieversia montana 3, Leontodon pyrenaicus 5, L. autum- nalis 5, Crepis aurea 3, Viola ge ra 3, Ligusticum Mutellina 3, Hr antia minor e Phleum alpinum 2, Poa alpi ern ie 9, Sr ntilla aurea 2, Ranun eulus ae 2, Se, RR hiana 2, G. ‚ Alchemilla Bee 2,8; alpina 2, Poa annua var. varia 2, Veronica z nn foetida 1. tte Randzone: Carex-curvula 5, Nardus strieta 4, Euphrasia minima 5—8, E. versicolor 3—5, Phyteuma en 2, a MER Mutellina 2, Gentiana Kochiana 2, G. ramosa 2, Astrantia minor 2 etc \ = Unten geht das Schneetälchen in ein Faxläger von ungefähr Polsengen Bestande er nnua var. varia S—10, Alchemilla pentaphyliea 578, urn; = = n vulgaris 2, Stellaria nemorum 2, Leontodon pyrenaicus 2, L. autumnalis 2, Cirsium spinosissimum 2, Veratrum album 1, Veronica alpina 1 ete. Dies zeigt also sehr nahe Beziehungen der Schneetälchenrasen zur Lägerflora an, wenn dieselben reichlichere organische Düngung erhalten, und jedenfalls ist ein Teil der Läger auch aus tiefgelegenen Schneetälchen hervorgegangen, unter vollständiger Verdrängung der vorherigen Flora, während dies in unserem Falle erst teilweise der Fall ist. a Häufig sind auch die Übergänge zum Trichophoretum, wenn dich längern Kontakt mit dem Humus das Schmelzwasser „versauert“. Dann fehlt Trichophorum caespitosum selten im Schneetälchenrasen und kann bis zur Anthelia-Zone, direkt unter dem bleibenden Schneelager vordringen. ‘) Der Bestand bildet die Auskleidung einer langpestreckien Mulde, in n welcher je nach der Entfernung vom Schneelager resp. von der Schmelzwasserrinne deut Be mehrere ee zu unterscheiden sind. 2) und ober. Die Flora des Val Onsernone. 443 14a) Nebentypus der Schneefleckfora. N) Wie schon bei der Besprechung des Schneetälchenrasens erwähnt wurde, bilden sich auf durchlässigem, aber stets feuchtliegendem Felsschutt unter grossen Schnee- oder Lawinenlagern der nördlich ‚abfallenden Geröllhalden, unter den Steilgehängen der Hochgipfel ete. Pflanzenvereine, die die kurze Vegetationsperiode mit den Schnee- tälchenrasen teilen, aber sich vor denselben besonders durch die nicht geschlossene Rasendecke und das geringere Humusbedürfnis ihrer Arten unterscheiden und deshalb eigentlich zur Geröll- oder Felsflora zu rechnen sind. Ich erwähne sie aber hier, weil sie nach allem, was ich in der kurzen Zeit an Beobachtungen sammeln konnte, als eine Vorstufe einerseits der Schneetälchenrasen oder anderseits der Hochstauden-, besonders der alpinen Farnfluren mit Athyrium alpestre und Allosurus crispus zu betrachten sind. Bezeichnend für diese’ Pflanzengesellschaft ist im Gebiete fast immer das Auftreten von Ranunculus glacialis, der, ohne eigentliche Bestände zu bilden, oft in enge seine meist intensiv rotgefärbten Blüten über das eben erst schneefrei gewordene Geröll ausbreitet und durch seine dicklichen Blätter einen wirksamen Schutz gegen die erkältende Wirkung des Schneewassers und daherige verminderte Aufnahmefähigkeit der Wurzeln besitzt, und auch nach Versiegen des Schmelzwassers die darauffolgende Trockenheit infolge dieses Umstandes gut aushält. Seine Begleiter, die am besten aus untenstehender Liste zu ersehen sind, haben diese Anpassung ebenfalls zum Teil, oder behelfen sich, ‚wenn sie fehlt, durch Zwergwuchs oder Polsterbildung. Wo diese letztern Arten einmal vorkommen, sammeln sie den Detritus des Schnees in reichlicherem Masse und können so die Veranlassung zu Schneetälehenrasen werden, wenn nicht fortwährende Zerstörung der Polster durch fallende Trümmer dies verhindert; in letzterem Falle tritt, besonders an tiefer gelegenen Stellen, der Bestand der vorhin erwähnten Farne an die Stelle der Schneefleckflora. Die Farne be- nutzen den unter dem Geröll begrabenen Humus und drängen ihre meist langstieligen Wedel durch die Trümmer an die Oberfläche, was den zwerghaften SR der Schneeflecken nur in beschränktem Mas ee Söhnsefleckflora auf Älpe Medaro (2200—2400 m, N-Expos., mässig steile Schutthalden mit ausgedehnten Schneemulden).) on urus erispus 5, Selaginella selaginoides 0a laxa 2 Feen en E 3 eurvula 3, C. foetida 1—2, Luzula Einen 1) Öttli, 1. e. - Liste wurde aus 10 Einzelaufnahmen der einzelne ben 2) Die necliork enthält nur einen Teil der Arten dersel 444 Johannes Bär. spadicea 1—5, Lloydia serotina 1, Salix herbacea 2—3, S. retusa 1, Oxyria digyna 3, Polygonum viviparum 1—2, je lene acaulis 2, S. excapa 2, Minuartia verna 1, M. recurva 2, Arenaria biflora en ee 5—8, Cardamine alpina 3,0. resedifolia 3, Saxifraga wa 9, S. Seguieri 3, Potentilla aurea var. minor 3—5, i i hyllea 2—3, Lotus corniculatus var, alpinus 3, Viola biflora 3—5, Epilobium alpinum 2, Loiseleuria SE ns 23, Primula hirsuta 3, Androsace alpina 1, Soldanella alpina 3, S. p a 3—5, Linaria alpina var. unicolor2, Veronica alpina 2, Euphrasia minima 3-5, Pedicularis Kerneri3, rare u. , Erigeron uniflorus 2, Gnaphalium supinu re urysanthe- —8, Doronicum Clusii 2, Leontodon pyrenaicus 2—3, Hieracium ae ” H. alpinum un = Oo” Er J m =r © em; = [e} [23 Ss = o' ® D n » > jr = 5 Be (1 =} ® BD u. D =) Dem Schneefleck sind also, wie wir aus der Liste ersehen, in unserem Gebiete nur wenige Arten eigentümlich, die meisten sind aus der Schneetälchenflora oder der Schuttflora entlehnt. Allein der Habitus der Bestände ist ein total anderer als der des Schneetälchens, da die im letztern geselligen und rasenbildenden Arten hier nur ver- einzelt auftreten und sich die Verhältniszahlen hierdurch stark zu- gunsten der Besiedler des Felsschuttes verschoben haben, ohne dass aber eine eigentliche Geröll- oder Schuttflora sich entwickelt. ec) Formation der Fettwiese. Die Fettwiesen des Onsernone sind, wie überall, in ihrer grossen Mehrzahl gedüngte Frischwiesen. Durch die künstliche Düngung, die fast ausschliesslich mit Mist geschieht, sowie die zwei- bis dreimalige Mahd wird aber der Bestand meist so stark verändert, dass wir die Fettwiese ohne Bedenken als Formation gelten lassen können. Aus- nahmsweise werden, wie im Abschnitt a) und bei Besprechung der Kastanienselven dargetan wurde, auch ausgesprochene Trockenrasen gedüngt, lohnen aber, wenigstens im der ersten Zeit, den Aufwand an Mühe und Dünger in viel geringerem Masse als die Frisch- wiesen, da ein wichtiger Faktor, die ständige Bewässerung, fehlt, und künstliche Berieselung der Wiesen im Onsernone eine "unbekannte Erscheinung ist, da infolge der reichlichen Niederschläge meist die natürliche Bewässerung ausreicht. Tonangebend sind in den Fettwiesen, die in der Hauptsache auf _ die Montanzone beschränkt sind, vor allem der Trisetum flavescens- Typus auf etwas beschattetem, der Festuca rubra-Typus auf unbe- schattetem Terrain; eine etwas untergeordnetere Rolle spielen der Agrostis tenuis-Typus auf feuchtem, schattigem und der Cynosurus eristatus-Typus auf feuchtem, aber sonnig gelegenem Boden. Weite Verbreitung hat besonders auch der Bestand des Holcus lanatus, den wir der Goldhaferwiese als Nebentypus anschliessen, der aber viel- leicht mit ebensoviel Recht dem Festuca rubra-Typus angegliedert Die Flora des Val Onsernone. 445 oder, wie es Jäggli (l. c. pag. 99) tat, als tonangebender Haupttypus betrachtet werden kann. In höhern Lagen, über 1400 m, ist sozusagen der einzige wichtigere Fettwiesentypus der Bestand der Poa alpina, der aber meist nicht rein auftritt und mehr lokal den Weiderasen beigemengt ist, aber ebenso wie seine Nebentypen vielfach nur be- weidet, nicht gemäht wird. Die Aufnahmen sind besonders in der Zeit kurz vor dem ersten Heuschnitt gemacht worden, da sich später infolge Zurücktretens der Gräser mehr krautartige Pflanzen in den Vordergrund drängen, so auf den schattigen Straussgraswiesen der Waldstorchschnabel und Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii, auf trockenem, sonnigem Terrain Silene vulgaris oder die Milchkräuter, vor allem Leontodon hispi- dus und Orepis capillaris, aber auch nicht selten der geringwertige Crespis conyzifolia. Auffallend arm sind die Fettwiesen des Onsernone an Doldenpflanzen, mit Ausnahme des schon erwähnten, lokal be- standbildenden Kälberkropfes. 15. Typus des Trisetum flavescens. Dieser Typus bildet die ertragreichsten Wiesen des ganzen Tales, und der Graswuchs erreicht in denselben oft nahezu die Höhe des ‚ auffallenderweise dem Tale auch in den untersten Lagen völlig fehlenden Arrhenatherum elatius-Typus. Die Goldhaferwiesen erhalten infolgedessen auch die reichlichste Düngung, und finden sich be- sonders in der Nähe der Ortschaften, meist die halbschattigen Wiesen- abhänge lichter Kastanienselven bildend. Schröter und Stebler (l. e. pag. 197) fassen die Goldhaferwiese als Nebentypus der Strauss- graswiese auf, während Brockmann (l. ce. pag. 326 und 331) und Gei- linger (l. ec. pag. 240) das Verhältnis der beiden Bestände umkehrten, was auch mit den Befunden im Onsernone völlig im Einklang steht und wohl auch für andere transalpine Gebiete zutreffen mag, trotz- dem z. B. Jäggli (l. ce. pag. 99—103) in seinem kurzen Abriss über die Fettwiesen des Camoghögebietes dem Goldhafer höchstens die Be- deutung einer accessorischen Art des Holcus lanatus-Typus zuerkennt. Die Verhältniszahlen der häufigeren Arten, besonders der Gräser, schwanken im Trisetum flavescens-Bestande je nach der Düngung, Be- sonnung und Bodenbeschaffenheit und haben mich dazu geführt, eine Reihe von Nebentypen des Bestandes zu unterscheiden, die sich zwar grösstenteils mit von den genannten Autoren aufgestellten decken, aber ‘zum Teil eine den Verhältnissen des Onsernone entsprechende andere Entstehung zeigen. Wird die Düngung eine ‚sehr reichliche, 80 kann Dactylis glomerata die Stelle des Goldhafers einnehmen, bei spärlicher Düngung tritt, besonders auf sonnigem Terrain, der Typus der Festuca 446 ; Johannes Bär. rubra als Ersatz auf, der von Brockmann (l. c.) als Nebentypus- der _Goldhaferwiese betrachtet wird; infolge seiner enormen Verbreitung im Onsernone müssen wir ihn als selbständigen Haupttypus betrachten. Auf etwas lockerem Boden, der’aber genügend feucht sein muss und stellenweise an Nässe grenzt, ersetzt Holcus lanatus die Gold- haferwiese oft in fast reinem Bestande, doch meist mit etwas Trisetum durchsetzt. In höheren Lagen, um 1400 m, mengt sich, besonders im Gebiet der Gemeinde Comologno, stellenweise recht viel Poa alpina var. divaricata bei und bildet einen Nebentypus der Goldhaferwiese Bei Überdüngung tritt um Crana gern eine Art Hochstaudenflur an ihre Stelle, gebildet aus Polygonum Bistorta, Melandrium dioecum oder Geranium silvaticum. Auch zum Luzula nivea-Bestand oder zur Festuca capillata-Wiese führen Mittelstufen. Es würde zu weit führen, alle Veränderungen dieses äusserst variablen Wiesentypus eingehend zu besprechen, und wir beschränken uns auf die Wiedergabe einiger Aufnahmen typischer Bestände und Besprechung der wichtigsten Nebentypen. Goldhaferwiese bei Crana 2 (900 m, gut gedüngt bis überdüngt, S-Exposition, steil abfallende, lichte Kastanienselven). & Trisetum flavescens 10, Holeus lanatus 5—7, Poa pratensis 5—6, Lolium pe- renne 2—8, Dactylis glomerata 5, Gynosurus eristatus 3, Festuca rubra var. fallax a Bromus hordeaceus 2, Poa bulbosa 1, Chaerefolium silvestre 3—8, Rumex Acetosa 5, rispus 3, Silene vulgaris 5, Trifolium minus 3—5, T. pratense 4, 'Heracleum ium landri i um 3, Polygonu stort acer 3, Urtica dioeca 3, Viola trieolor ssp. alpestris 3, Chrysanthemum Leucan- themum 3, Phyteuma betonieifolium 3, Geranium silvaticum 2, @. pyrenaieum 2, Paradisi ia Liliastrum 2, Thalietrum minus 2, Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii' 2, > s u ‚ M. intermedia 2, iestorientne hirsutus ssp. medius 2, Pru- ö a ria,2, L en don lie 2, L. hispidus var. hastilis 2, Alchemilla vulgaris 1, Chenopo- dium Bonus Henrieus 1, Melandrium album 1, Vicia angustifolia 1, V. hirsuta 1, ‘Hieracium murorum ssp. tenuiflorum 1. Ganz ähnliche Verhältnisse treffen wir im folgenden Bosiande Trisetum flavescens-Typus bei Russo (750—780 m). Trisetum flavescens 10, Holeus lanatus 8-10, Dactylis glomerata 5, Festuca rubra var. + Aalen ‚ Anthoxanthum odoratum 5, Briza media 3—6, Lolium perenne ®, 3, Poa pratensis 3, Brom; s hordeaceus 3, B. ereetus 2—3, B. sterilis 2, Cynosurus erista- —7, Rumex Acetosa 6, Chaerpphyllum hirsutum 5—8, Rumex Acetosella 5, Satureia alpina 4, Silene vulgaris 3, S. nutans 3, Dianthus en 3, Thalietrum minus nadenia conopsea 3, Trifolium minus 3, T. montanum 3, Vieja an- gustifolia 3, "Viola tricolor ssp. alpestris 3, Helianthemum uni ssp. num- Die Flora des Val Onsernone. 447 mularium 3, Vincetoxicum offieinale 3, Euphrasia Rostkoviana 3, Rhinanthus Alee- torolophus ssp. medius 3, Scabiosa Columbaria 3, Achillea Millefolium 3, Lilium bulbiferum ssp. croceum 2, Antherieum Liliago 2, Paradisia Liliastrum 2, Crocus albiflorus 2 (im Frühling wohl in grösserer Zahl, aber später unauffällig), Orchis R. acer $ eulatus 2, Euphorbia Cyparissias 2, Linum Catharticum 2, Geranium silvaticum 2, Thymus Serpyllum ssp. ovatus 2, Stachys offieinalis 2, Plantago lanceolata 2, Galium pedemontanum 2, Chrysanthemum Leucanthemum 2, Leontodon hispidus 2, Hypo- choeris radicata 2, Orchis masculus 1, O. ustulatus 1, Genista tinctoria 1, G. ger- manica 1, Vieia angustifolia 1, V. sepium 1, V. pannonica 1 (adv.), V. hirsuta 1, Lathyrus pratensis 1, Hypericum 'montanum 1, Satureia vulgaris 1, Verbascum Lychnitis 1, Jasione montana 1, Campanula barbata 1, Tragopogon pratensis ssp. orientalis 1. 15a) Nebentypus des Holcus lanatus. Über die Bedingungen zum Zustandekommen dieses Nebentypus der Goldhaferwiese wurde bereits das Wichtigste im vorigen Ab- schnitt gesagt. Er ist in zahlreichen Übergängen weit häufiger als der reine Trisetum flavescens-Typus, und wo das Honiggras in mehr als der Hälfte dem Rasen beigemengt ist, könnten wir infolge der Auffälligkeit des Grases im blühenden Zustand direkt von einem Honiggras-Typus sprechen, wie z. B. Jäggli in seiner Monographie des Camoghögebietes. Da aber wirkliche Reinbestände selten sind, und sozusagen immer etwas Trisetum beigemengt ist, dürfte die unsrige Auffassung die richtigere sein. Brockmann (l. ce. pag. 328 bis 330) und Geilinger (l. c. pag. 242 und 243) geben den Holcus lanatus-Bestand nur für hitzige Schwemmlandböden der tiefsten Lagen an, in ihren Gebieten nicht über 600 m ansteigend. Nach Jäggli (l. e. pag. 99) ersetzt der Holcus lanatus-Typus im Camoghögebiet, und nach meinen Beobachtungen auch im Onsernone und verschiedenen andern Gebieten des Kantons Tessin, völlig die Fromentalwiese; im insubrischen Klima steigt aber das Honiggras bedeutend höher als in niederschlagsarmen Gegenden, so gibt Jäggli als obere Grenze der Art 1200 m, als Bestandesgrenze ca. 900 m an. Ich ‚fand noch bei 1300 m ob Corbella in einer sonnigen, etwas nassen Wiese Holcus lanatus dominierend, wenn auch mit Cynosurus und Trisetum flavescens vergesellschaftet. Vereinzelt traf ich die Art bis ca. 1400 m. Wie wenig übrigens die Begleitflora durch die Beimischung reich- licher Mengen von Honiggras beeinflusst wird, ersieht man am , aus folgender Liste eines Bestandes mit weit überwisgendom Holcus lanatus, die im Vergleich mit einer der beiden vorigen Aufnahmen nur geringe Änderungen aufweist. Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. A4S ; Johannes Bär. Holeus lanatus-Bestand unterhalb Crana (850 m, O-Exposition, feuchter Untergrund mit sandiger Grundmoräne überlagert). Holcus lanatus 5—8, Trisetum flavescens 5, Dactylis glomerata 4, Poa pra- tensis 5, P. Chaixi 5, Festuca rubra var. fallax 5, Anthoxanthum odoratum 3, Bromus hordeaceus 3, Cynosurus cristatus 3, Lolium rer 2, Phleum alpinum 2, Tr Sea —. 5, Chaerophyllum hirsutum 5, Rumex Acetosa 3—5, Paradisia Lilias —5, Phyteuma ae folium 3—5, eniioien hispidus 3—5, Silene et 3. Melandrium dioecum 3, Ranunculus acer 3, Chaerefolium silvestre 3, Tri- folium repens 3, T. agrarium 3, Viola tricolor ssp. alpestri hrysanthemum Leucanthemum 3, Carex — 2,: Antherieum ae 5 Lach u ssp. eroceum 2, Orehi is coriophorus 2, O. m u ; ali ietrum minus 2, Trifolium a = T. montanum 2, Vicie sepium Ger m silvaticum 2, Satureia al- us Serpyllum ssp. ovatus 2, Kuh iederilsnhis ssp. medius 2, en rer 2, Arnica montana 2 etc. etc. Innerhalb dieses Nebentypus kommt gern auch Leontodon hispidus zu so grosser Entfaltung, dass er die Gräser weit überwiegt. Solche Stellen behandle ich mit der gleichen Abänderung des Festuca rubra- Bestandes als Nebentypus der Milchkrautwiese. Die übrigen Begleiter sind meist dieselben, nur treten die Gräser in den Hinter- grund. 15b) Nebentypus der Poa alpina. An der obern Grenze des Honiggrases, etwa von 1300 m an, doch auch schon tiefer, tritt auf leichten, gut gedüngten Böden hie und da Poa alpina var. divaricata an die Stelle von Holeus, ohne dass der Rasen eine andere durchgreifende Veränderung erleidet. Wir können daher auch im Onsernone von einem „Romeyentypus“ der Mähewiesen sprechen, jedoch ist derselbe wenig entwickelt, da in dieser Höhenlage die Düngung meist schon spärlich und der Rot- schwingelrasen herrschend wird. Schön entwickelte Romeyenwiesen fand ich auf den Heubergen Ligunei und Tabido oberhalb Comologno. 15c) Nebentypus der Poa pratensis. Auf etwas schwerem, kompaktem Moränenboden tritt im Trisetum avescens-Typus das selten ganz fehlende Wiesen-Rispengras in grös- serer Menge auf und bildet lokal oft nahezu Reinbestände. Es liebt nicht zu stark besonnte Standorte, wie der Haupttypus, und findet sich daher mit demselben besonders in den Wiesen, die locker mit fruchttragenden Kastanienbäumen bestanden sind, jedoch selten direkt innerhalb der Kronentraufe derselben. Die Begleitflora ist ebenfalls derjenigen des Trisetum flavescens-Bestandes analog, und zeigt noch weniger Unterschiede als der Nebentypus des Holcus lunatus. Nicht selten bilden die Rispengraswiesen das Übergangsglied zwischen Gold- Die Flora des Val Onsernone. 449 hafer- und Straussgraswiesen, aber auch im Festuca rubra-Rasen tritt Poa pratensis zuweilen in nahezu dominierender Menge auf. In der Regel ist den Beständen auch etwas Poa trivialis beigemengt, doch beobachtete ich dieselbe nirgends in grösserer Menge, sie scheint im dichten Rasen der übrigen Gräser nicht recht aufzukommen, was allerdings infolge des geringen Ertrages, den diese Art auch bei reichlicher Düngung abwirft, nicht zu bedauern ist. 15d) Nebentypus der Dactylis glomerata. Das in allen Goldhaferwiesen als Nebenbestandteil- vorhandene Knaulgras wird auf stark bis übermässig gedüngten, etwas beschatteten Wiesen, besonders innerhalb der Dörfer, häufig zur tonangebenden \ Art, und bildet ertragreiche Wiesen, die aber ein etwas geringwertiges Futter liefern, da sich oft in grösserer Zahl Chaerophyllumi, Heracleum und Chaerefolium beigesellen. Auch Melandrium dioecum ist regelmässig sehr häufig im Knaulgras-Bestande. Die übrigen Begleiter sind so ziemlich die nämlichen wie in der typischen Goldhaferwiese, mit Aus- nahme des im Knaulgras-Bestande selten fehlenden Schlangenknöte- richs, Polygonum Bistorta, der der Trisetum flavescens-Wiese gänzlich mangelt. Mit den Düngerhaufen geht Dactylis bis in die subalpine Zone, wo ich es mehrfach auf Lägern beobachtete. 15e) Nebentypus des Lolium perenne. Lolium perenne, das in reichlich gedüngten, sonnigen Goldhafer- wiesen selten fehlt, bildet längs der Wiesenwege und an andern viel betretenen Stellen dichte, niederliegende Rasen, die aber keine nen- nenswerte Nutzung liefern und hier nur angeführt werden, um das Auftreten der Art im Goldhafer-Bestande näher zu charakterisieren. Seine hauptsächlichsten Begleiter sind Polygonum aviculare, Spergu- laria rubra, Seleranthus annuus, Poa annua, Plantago major, Hypo- choeris radicata, Taraxacum officinale, Leontodon autumnalis etc. 16. Typus der Festuca rubra (var. fallax.) Weitaus die grösste Zahl der Mähewiesen des Onsernone wird vom sehr anpassungsfähigen Rotschwingelrasen gebildet. Als Neben- bestandteil haben wir diese Art schon bei den verschiedensten Wiesen- typen kennen gelernt, und zwar in sehr wechselnder Menge, yon den Talwiesen am Ausgang des Onsernone bis zu den höchsten Wildheu- planken der Gebirgszüge mischt er sich allen mehr oder weniger ' trockenen Beständen bei. Es lässt sich deshalb schwer etwas Allge- meines über die Standortsansprüche dieses Ubiquisten sagen, und ist 450 Johannes Bär. dies auch der Grund der sehr umstrittenen oder wenigstens unbe- stimmten Stellung, die der Rotschwingelrasen in den verschiedenen einschlägigen Arbeiten gefunden hat. Die meisten Autoren stellen. ihn als Nebentypus zu irgendeinem Bestande, sei es zum Agrostis tenuis-Typus (z. B. Stebler und Schröter 1. c.), oder zum Poa alpina- Bestande (l. e.), zur Milchkrautweide (ebenda) oder selbst zum Moli- nietum. Wer aber nur einmal die Wiesen des Onsernone durchwandert hat, wird mit mir einig gehen, dass dieser Bestand hier unbedingt den Rang eines Haupttypus beanspruchen darf, zum mindesten vom Wert eines Straussgras- oder Fromental-Typus. Fragen wir nach der Entstehung dieser Bestände, so gehen die Ansichten erst recht auseinander. Brockmann, der diese Frage streift, “ glaubt den Grund der Entstehung eines Festuca rubra-Rasens aus dem Trisetum-Typus in der Beweidung und dem Mangel an Düngung suchen zu müssen, und betrachtet die Festuca rubra als ein Untergras, das durch Bedingungen, welche den Obergräsern (dort Trisetum fla- vescens) ungünstig sind, aus einem Haupttypus einen Nebentypus bildet, eben den Rotschwingelrasen, und er schlägt deshalb vor, die Festuca rubra-Rasen auf Grund der verdrängten: Haupttypen in ver- schiedene Bestände zu zerlegen (l. e. pag. 333). Diese Entstehungs- art des Festuca rubra-Rasens scheint mir die weitaus seltenere zu sein als der umgekehrte Fall, dass aus einer Rotschwingelwiese durch intensivere Düngung eine Goldhaferwiese entsteht. Wenn der letztere einmal vorhanden ist, so kann nur durch Vernachlässigung die er- tragreichere Wiese zuweilen den „Krebsgang“ zur ertragärmeren antreten. Dass dies zuweilen der Fall sei, kann ich natürlich nicht in Abrede stellen. Jedoch ist der Fall gerade in der heutigen Zeit der intensiven Ausnützung des Bodens der gegebene, dass jeder Land- wirt sein möglichstes tut, den Ertrag desselben zu erhöhen, und es wird also in den seltensten Fällen der wertvolle Goldhaferbestand in den geringern Rotschwingel-Rasen zurückgehen, sondern der end- gültige Bestand, die „abschliessende Formation“ des einmal der Wiesen- kultur unterworfenen Bodens bleiben. Dies gilt nach meinen Be- obachtungen wenigstens für die Montanzone des Onsernone als sicher. Wie ich schon bei Besprechung der Kastanienwälder kurz gestreift habe, entwickelt sich nach der Rodung der in den Selven oft herrschenden Callunaheide meist der Festuca capillata-Typus, der durch Düngung auf sonnigen Lagen in die Burstwiese und von der- selben meist in den Festuca rubra-Bestand übergeht. Hier ist also der Rotschwingel-Rasen ein Übergangsglied zur Fettwiese; die Festuca rubra-Rasen sind als „gedüngte Magerwiesen“ aufzufassen in der Weise, dass die Düngung, trotzdem sie oft eine sehr reichliche ist, Die Flora des Val Onsernone. 451 nicht „anschlägt“, wie der Landwiıt zu sagen pflegt. Die Ursache mag in der Mineralarmut, speziell dem Kalkmangel des Bodens liegen, die dem Heidehumus zum vorneherein anhaftet. Die Tatsache, dass in der Nähe der Häuser, wo mit Kalkmörtel aufgeführte Mauern vorkommen, die Festuca rubra-Rasen den Trisetum flavescens-Beständen . bereits gewichen sind, spricht wenigstens nicht gegen diese Vermutung. Dazu kann dann noch der Mangel an richtiger Bewässerung kommen, der ertragreichere, aber auspruchsvollere Obergräser in der Konkurrenz beeinträchtigt und so dem Rotschwingel, wenn auch nicht immer die Alleinherrschaft, so doch eine bedeutende bis dominierende Rolle zu spielen ermöglicht. Hiefür spricht der Umstand, dass im Önsernone der Rotschwingel auf ausgesprochenen Frischwiesen fehlt oder doch sehr zurücktritt, auch wenn die Düngung eine nur recht mässige ist. Dann wird meist Agrostis tenuis, Briza media oder Cyno- surus cristatus die herrschende Art, bis mit der zunehmenden Düngung der Holcus lanatus- oder Trisetum flavescens-Typus die Oberhand ge- winnen. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei der Umwandlung von Sumpf- wiesen in Futterwiesen, die sich in der Nordschweiz nach Drainage ja recht häufig verfolgen lässt. Auch hier haben wir die drei Bedingungen, welche vorüber- gehend Festuca rubra begünstigen: Kalkarmut, Mangel an Bewässe- rung und relativ schwache Düngung. Auf entwässerten Sumpfwiesen ist also Festuca rubra Trockenheitszeiger, auf Futterwiesen zeigt sie entweder grossen Humusgehalt des Bodens oder schwache Düngung an, und auf allen Unterlagen dokumentiert sie kalkarmes Substrat, und zwar selbst in Kalkgebirgen. - Brockmann (1. e.) führt als den Rotschwingel begünstigenden Faktor neben dem Mangel an Düngung auch die Beweidung an, in Übereinstimmung mit Stebler und Schröter, die Festuca rubra auch als Nebentypus der Romeyenwiese aufstellen (l. e. pag. 108). Dies trifft wohl für recht fette Weiderasen zu, da durch die Beweidung die Obergräser Poa alpina und Phleum alpinum mehr mitgenommen werden, als der Rotschwingel, und der letztere daher die Oberhand gewinnt. In den magern Weiden des tessinischen Urgebirges aber und speziell auch des Onsernone, vor allem im weitaus verbreitetsten Typus der Borstgrasweide, bewirkt der Weidgang gerade das Gegen- teil: das harte Borstgras wird vom Vieh eher stehengelassen als der relativ weichere Rotschwingel, und der letztere geht darum auf den stark beweideten Stellen auf ein Minimum zurück, oder verschwindet ganz. Hingegen bildet er auf unbeweideten Wildheuplanken, auf völlig ungedüngtem Boden, der aber relativ frisch ist, bis zu 2300 m 452 Johannes Bär. ausgedehnte Bestände, oft mit Festuca violacea-Wiesen abwechselnd oder letztere in allen Abstufungen der Häufigkeit durchdringend. Bezüglich der Begleitflora des Festuca rubra-Rasens hält es in- folge seiner grossen Horizontal- und Vertikalverbreitung, sowie der . Anpassungsfähigkeit der Leitart recht schwer, etwas allgemein Gültiges zu sagen, da die Begleiter naturgemäss recht wechselvoll sind je nach den Standortsbedingungen und der Höhenlage. .'Im allgemeinen sind es etwas humusliebende und magerkeitszeigende, doch nicht absolut düngerfliehende Arten, wie der Rotschwingel selbst, und rekrutieren sich aus der nähern Umgebung der Bestände, so dass in “hochgelegenen Rasen naturgemäss subalpin—alpine Arten in starkem Kontigent auftreten, während die tiefgelegenen Bestände in der Regel eine Auswahl der gewöhnlichen Wiesenpflanzen der Montanzone beherbergen. Aber auch ausgesprochen mediterrane Einstrahlungen finden sich auf den tiefgelegenen Rotschwingelwiesen des untern Onsernone, ich erinnere nur an die gar nicht selten auftretende Serapias longipetala, Moenchia mantica, Aira caryophyllea u. a. Die Festuea rubra-Wiesen der Kultur- und Montanzone zeichnen sich vor den andern Mähewiesen dieser Lage besonders durch ihren Arten- und speziell Blumenreichtum aus und bilden einen hervor- 2 ragenden Schmuck der Landschaft. Im zweiten Heuschnitt trittaber die Leitart auffällig zurück, mehr als andere Gräser, dafür dominieren dann meist krautartige Pflanzen, die auch im ersten Schnitt recht häufig sein können und wichtige Nebentypen des Rotschwingelrasens bilden, wie z. B. Silene vulgaris, die fast auf allen Rotschwingelrasen der Montanzone im zweiten Schnitt geradezu Reinbestände bildet, oder die das Heu dieses Typus besonders gehaltreich machenden Milchkräuter, Leontodon hispidus in seinen beiden Abänderungen var. genuinus und var. hastilis. Statt einer zusammenhängenden Gesamtliste des Festuca rubra- | Rasens will ich versuchen, durch mehrere Bestandesaufnahmen in verschiedener Höhenlage ein einigermassen vollständiges Bild der überaus reichen Artenliste zu geben. Festuca rubra-Rasen bei Cresmino (400— 450).?) Festuca rubra 8—10, F. ovina ssp. capillata 5—7, Bromus erectus 3—7, Antho- xanlhum odoratum °6, Brachypodium pinnatum 5, Cynosurus cristatus 5, Briza !) Süd thamnusbestand mit viel Calluna hervorgegangen, zeigt stellenweise noch Über- gänge zum Festuca capillata-Typus einerseits m B r : Gryllus-Bestand anderseits; vom ursprünglichen Bestand hat sich relativ viel Brachypodium pinnatum erhalten. Die Flora des Val Onsernone. 453 media 5, Sieglingia decumbens 3, Agrostis tenuis 3, Holeus lanatus 3, Andropogon Gryllus 2, Carex verna 2, Thesium Linophylion 2—5, Linum eatharticum 5, Trifolium anım 5, Thymus Serpyllum 5, Chrysanthemum Leucanthemum 5, Grepis eonyzifolia 5, Phyteuma betonicifolium 5, Jasione montana 4, Helianthemum nun- brum 3, Leontodon hispidus var. genuinus 3, L. hispidus var. hastilis 3, ge dach 3, Orebis coriophorus 2, Serapias irali ; : garis 2, Satureia alpina 2, S. vulgaris 2, Salvia pratensis 2, Rhinanthus Alectoro- lophus 2, Scabiosa gramuntia ssp. agrestis 2, $. Columbaria 2, Achillea Mille- folium 2, Galium vernum 1, G. verum ssp. praecox 1, Vicia angustifolia 1, Campanula barbata 1 etc. Schon bedeutend andere Begleiter zeigt die folgende Aufnahme: Festuca rubra-Rasen bei Le Bolle unter Crana (820— 860 m, Südexposition, trocken, mit lockerem, humosem Untergrund). Festuca rubra 10, Poa pratensis 5, Anthoxanthum odoratum 5, Holeus lanatus 3, Bromus erectus 3, Briza media 3, Poa Chaixi 3, P. bulbosa 3, Trisetum flavescens 2, i ex verna 2, Phleum alpinum 1, Deschampsia flexuosa 1, Cynosurus eristatus 1, Luzula nivea 1, Phyteuma betonieifolium 5—6, Trifolium procunbens 5, Vicia angustifolia 5, olus cornieulatus 5, Silene vulgaris 3, S. nutans 3, Thalietrum minus 3, Trifolium pratense 3, Cerastium caespitosum 3, Vicia hi 6 3, Viola tricolor ssp. alpestris 3, Helianthemum nummularium 3, Scabiosa Columbaria 3, Thymus Serpyllum ssp. ovatus 3, Athyrium filix femina 2, Aalkiir icum Liliago 2, Colchicum alpinum " Lilium bulbiferum ssp. croceum 2, Dianthus Carthusianorum 2, Rumex Acetosella 9, Chaerophyllum hirsutum s ssp. Villarsii 2, Satureia alpina 2, Galium pedemon 2 tanum 2, Rhinanthus Alectorol lophus ssp. medius 2, Leontodon hispidus var. hastilis 2, var. genuina 2, Hieracium Pilosella 2, Parääiein Liliastrum 1, Orchis u 1, Gym- nadenia conopsea 1, Trifolium montanum 1, Linum eariharti cum 1 e Einen Übergang zum Trisetum flavescens-Typus zeigt etwa folgender Bestand: Rotschwingel-Goldhaferwiese ob Crana (950—1000 m). uca rubra 10, Trisetum flaveseens 8, Poa pratensis 7, Anthoxanthum ee 6, Holeus lanatus 5, Lolium perenne 5, Poa bulbosa 5, Cynosurus eri- Bro status 3—5 s hordeaceus 4, Carex muricata 3, Daetylis glomerata 3, Briza media 2, Poa nemoralis 1, Viola trieolor ssp. alpestris 6, Trifolium pratense 5, u n35, 2 4, Rumex Acetos 5—6, astium caespi 5, Rhinanthus Alectorolop Rumex Aceto: Arenaria serpyllifolia 3, Silene Melandrium dioecum 2, Lotus cornieulatus 2, Vieia hirsuta 2, Chaerophylium 454 Johannes Bär. hirsutum 2, Euphrasia montana 2, Scabiosa Golumbaria 2, Achillea Millefolium 2, a4 ella Silene rupestris 1, Trifolium repens 1, Myosotis silvatica 1, M. arvensis 1, Prun gi 1, Trifolium pratense var. nivale 1, reg Lychnitis 1, V. crassifolium albiflorum 1, Ghrysanthemum Leucanthemum 1, raue Bistorta 1, Pa europaeus ” we : Zum Cynosurus-Rasen leitet der folgende Bestand über, in welchem aber doch der Rotschwingel noch deutlich die Oberhand hält: Festuca rubra-Rasen auf Campo ob Loco (1000—1050 m, Rasen sehr dicht, aber kurz, Untergrund frisch bis etwas moorig, mässig abfallende Südlage auf lehmiger Grundmoräne). Fe stuca rubra 10, F. ovina ssp. capillata 5—7, Anthoxanthum odoratum 5—7, tus larium ssp. tomentosum 8, Phyteuma betonieifolium (inkl. Ph. scaposum) 8, Thymus erpyllum 5—8, Rhinanthus subalpinus 5, Trifolium pratense 5, Lotus corniculatus 5, Moenchia mantica 5—7, Orchis incarnatus 5, Gymnadenia en a 5, Myosotis palustris 5, Euphrasia montana 5, Leontodon an var. genuinus 5, var. hastilis 5, Galium asperum ssp. anisophyllum 5, Satureia alpina 5, Silene ee 2—4, Luzula a orum 2, Cera e tri Acetosa 2, Chaerophyllum hirsutum 2, Carum Carvi 2, Prunella vulgaris 9, Stachys offieinalis 2, Orobanche alba 2, Campanula barbat a 2, Arnica montana ara xacum officinale 2, Hieracium Pilosella 2, Viola en 1, Plantago 1 etc. Zum Vergleich mit diesen regelmässig gedüngten Mäherasen sei noch eine Aufnahme eines absolut ungedüngten und in der Regel nicht gemähten, daher verhältnismässig üppigen Rasens von Festuca rubra aus höherer Lage, von einer steilen Wildheuplanke erwähnt. Die Flora desselben erinnert sehr an die der Horstseggenhalde seiner nähern Umgebung. Noch höher gelegene Rasen, von 2200 —2400 m, teilen die Begleitflora meist mit dem Festuca violacea-Bestande. Festuca rubra-Rasen auf Wildheuplanken ob der Alpe Casone (1900—2000 m, Südexposition, baumlose Steilhalde). Festuca rubra 10, Nardus strieta 5, ‚Anthoxanthum odoratum 5, Garex sempel- S. vulgaris 3, Sieversia montan a 3, Laserpitium Panax 3, Gentiana Kochiana 3, Sehne, lueida > „usmpettule ss 3, Solidago nee var. alpestris y 3, Carlina acaulis 3, Arnica montana 3, Hypochoeris Die Flora des Val Onsernone. ; “ 455 trantia minor 1—2, Thymus Serpyllum ssp. alpestris 1, Campanula Scheuchzeri 1, Gnaphalium silvaticum 1, 6. norvegicum 1. 16a) Nebentypus der Milchkrautwiese, Die in keinem Bestande der Festuca rubra fehlenden und be- sonders im zweiten Schnitt der Mähewiesen häufig über die Gräser dominierenden Milchkräuter (Leontodon hispidus var. genuinus und var. hastilis, seltener auch L. autumnalis) können auf gewissen Wiesen schon im ersten Heuschnitt so zahlreich auftreten, dass sie die Gräser direkt verdrängen und wir fast ausschliesslich krautartige Bestand- teile vorfinden. Solche Wiesen liefern naturgemäss ein äusserst zartes, schmackhaftes Futter, sind aber als Heuwiesen ziemlich ertragsarm, da beim Dörren die Blätter zum grossen Teil zu Pulver zerfallen, wenn das Heu zu trocken eingebracht wird. Die übrigen Pflanzen sind gewöhnlich nicht von den Begleitern der typischen Rotschwingelwiesen verschieden, mit Ausnahme der auch sehr zurück- tretenden übrigen Gräser, wie aus der untenstehenden Liste ersehen werden kann, die zu diesem Zwecke am besten mit der des Fesiuca rubra-Rasens auf Campo ob Loco verglichen wird. Seltener tritt die Milchkrautwiese auch als Nebentypus anderer Bestände auf, so im Holcus lanatus-Typus, zu dem ebenso wie zum Festuca rubra- Typus alle möglichen Übergänge hinleiten. Die Milchkrautwiesen des Onsernone und anderer Tessinertäler sind das Analogon der „Löwenzahnwiesen“ von Taraxacum offieinale ssp. vulgare in der nordschweizerischen Hochebene, welche sich oft nach einiger Zeit aus Kunstwiesen entwickeln, wenn der angesäete Rasen von Luzerne, Rotklee oder Lohium multiflorum locker wird, und die künstlich an- gelegte Wiese durch natürliche Berasung in eine Dauerwiese über- geht. Solche Taraxacum-Wiesen fehlen dem Onsernone völlig. Milchkrautwiese auf „Colmo“ oberhalb Loco (1000 m, fast ebenes Terrain auf einem mit lehmiger Grundmoräne überdeckten glacialen Rundhöcker, trocken, sonnig, gut gedüngt, Rasen sehr dicht Leo . ugs 10, Hieracium Pilosella 8—10, H. Aur FR 8, Antho- xanthum odoratum 6, Festuca rubra var. fallax 5, F. capillata 3—4, Poa Chaixi 4, Briza media 4 ne mus En eus 3, Cynosurus eristatus 2, Poa len 1—3, Phleum alpin 2, Phyteuma fein 8, Trifolium rn 5—8, T. re- pens 5, T. pratense 5, var. nivale 3—4, T. montanum 2, Dianthus ao 5 5, Helianthemum nummularium 5, Polygala vulgare ssp. comosum var. pedemontanum 5, 456 Johannes Bär. A asperum ssp. anisophyllum 5, Viola tricolor ssp. alpestris 4, Anthericum Liliago 3, Paradisia Liliastrum 3, Gymnadenia conopsea 3, Thalietrum minus 3, Ranuneulus bulbosus 3, Rumex Acetosella 3, Chrysanthemum Leucanthemum 3, Spergula arvensis 2, Silene nutans 2, S. vulgaris 2, Rumex Acetosa 2, Thesium alpinum 2, Potentilla erecta 2, Lotus corniculatus 2, Plantago serpentina 2, P, media 2, Veronica Chamaedrys 2, Scabiosa Columbaria 2, Achillea Millefolium 9, Lilium bulbiferum ssp. eroceum 1, Moenchia mantiea 1, Orchis ustulatus 1, ©. coriophorus 1, Luzula campestris 1 ete. Myosotis silvatica 5, Satureia alpina 5, Thymus Serpyllum (vorwiegend ssp. ovatus) 5,- i : z z ; 16b) Nebentypus der Silene vulgaris. Silene vulgaris kommt auf fast allen Rotschwingelwiesen in wech- selnder Menge als Nebenbestandteil vor, ohne aber im ersten Heu- schnitt eine wesentliche Roile zu spielen. Anders dagegen im zweiten Schnitt, wo diese tiefwurzelnde und daher Trockenheit gut ertragende Pflanze vielfach an sonnig gelegenen Wiesen, oder besonders an steilen Wiesenrainen alles andere überwuchert und bestimmend auf das Ge- präge der Landschaft einzuwirken vermag. So fand ich im August die Wiesen des Gebietes der Gemeinden Crana, Comologno und Verge- letto in grosser Ausdehnung von dieser Pflanze beherrscht, und möchte die Rasen, in welchen dies der Fall ist, deshalb als Nebentypus des Rotschwingelrasens auffassen. 16c) Nebentypus der Poa Chaiki. Poa Chaixi kommt im Onsernone in drei Bestandestypen vor, und könnte deshalb auch der Rasen derselben an drei Stellen als Nebentypus aufgestellt werden. Das gewöhnlichste Vorkommen ist im Carex sempervirens-Rasen; sodann aber findet sie sich auch in grösserer Menge im Festuca spadicea-Rasen, wo dieser Typus vor- kommt, nämlich im Gebiete des Pizzo Pelose, lokal selbst in nahezu dominierender Zahl. Am Südabhang der Bocca dei Molini bildet sie in den dortigen Wildheurasen des Festuca rubra-Typus sehr üppige, bis meterhohe Bestände trotz der Meereshöhe von 2150 m. Bemer- kenswert ist aber ihr Vorkommen auch in tief gelegenen Mähewiesen, von 800 m an, auch meist mit Festuca rubra vergesellschaftet. In der Tiefe ist ihre Textur aber durchwegs weniger derb als in höhern Lagen, und bildet sie jedenfalls ein ganz brauchbares Futter. Eigent- liche Reinbestände kommen aber in der Tiefe nicht vor, sie wird höchstens der Festuca rubra an Zahl ebenbürtig, ist aber infolge ihrer stattlichen Erscheinung, auch wenn in Minderzahl vorhanden, sehr auffällig. Die Begleitflora dieses Nebentypus unterscheidet sich aum von der des jeweiligen Hauptbestandes, in dem er vorkommt, und braucht deshalb hier nicht näher besprochen zu werden. 2 in, : a 4 er F; j k Die Flora des Val Onsernone. 457 16d) Nebentypus der Poa violacea. Poa violacea bildet an einigen Stellen im Onsernone in etwa 1000 m Meereshöhe kleine, oft fast reine Bestände, die habituell sehr dem Festuca rubra-Rasen gleichen und auch in der Regel in denselben übergehen. Sie teilen mit dem Rotschwingelrasen auch die hauptsächlichste Begleitflora, nur sind die Standorte der Art noch etwas trockener, als die des Rotschwingels, und werden meist auch spärlicher gedüngt. Oft leiten sie unmerklich zur Felsschutt- - flora über, da das Terrain meist steinig ist. Die Standorte sind alle relativ flach und südlich exponiert. Ich beobachtete derartige Be- stände von geringer Ausdehnung auf den Heubergen Cribel ob Intragna und an mehreren Stellen auf Campo ob Loco. Auffallenderweise fand ich die Art trotz spezieller Aufmerksamkeit nur an diesen ver- hältnismässig tief gelegenen Standorten, nie aber in grösserer Höhe, während sie nach Schröter (Pflanzenleben der Alpen) meist in höheren Lagen und auf trockenen, absolut ungedüngten Magerrasen vorkommt. Im Onsernone ist die Art, nach ihrem Vorkommen im Bereich des Transfluenzastes des Maggiagletschers, vielleicht Glacialrelikt des etztern. Jäggli (l. c. p. 189) erwähnt diese „mediterrane Einstrahlung der Alpenflora“ von 1300-1600 m als zerstreut, höher häufig bis zu den Gipfeln vorkommend. Der Grund ihres Fehlens in höheren Lagen des Onsernone ist wohl in den zu reichlichen Niederschlägen zu suchen; die von ihr bewohnten Standorte gehören zu den trocken- sten Lagen des Gebietes. Brockmann (]. ce. p. 72) erwähnt die ‚Art aus den Wiesen des Festuca vallesiaca-Typus, von Felsen und Mähe- wiesen, mit Höhenverbreitung zwischen 1500 und 2300 m. 16e) Nebentypus des Bromus hordeaceus. Die weiche Trespe ist ein sehr konstanter Begleiter gedüngter Trockenrasen, und kann an solchen Stellen, z. B. im Holeus lanatus- Bestand, oder noch fast häufiger im Festuca rubra-Rasen, oft domi- nierend werden. Besonders sagen ihr in letzterem Typus die Stellen Zu, wo Dünger längere Zeit gelegen hat und die frühere Grasnarbe dadurch zerstört wurde. Da bildet diese Art oft absolute Reinbe- Stände, in welchen auch nicht eine andere Pflanze auftritt. Dieselben werden aber wohl durch natürliche Ansaat über kurz oder lang in den gewöhnlichen Rasen zurückgeführt. Bleibend finden sie 4 sich aber, als Anklang an die Lägerflora, und oft mit einzelnen Repräsen- tanten derselben vergesellschaftet, auf sonnigen, trockenen Maiensässen und Heubergen, welche vor und nach der Heuernte als Frühlings- i 458 Johannes Bär. resp. Herbstweide benutzt werden, und umkleiden oft in ungemein üppigen Rasen die Düngerhaufen in weiterem Umkreise, oder ebene Plätze vor den als Ställe benutzten Hütten. Die Begleitflora besteht aus düngerliebenden Arten der nähern Umgebung, oft vom Charakter der Hochstaudenflora der Läger, ist aber im ganzen so zufälliger Natur, dass es den Raum zu stark in Anspruch nehmen würde, näher darauf einzutreten. Nur auf die durch einige Ruderalpflanzen, wie Galeopsis Tetrahit, Polygonum Persicaria ete. auf den Rasenblössen gebildete Vorstufe der Bromus hordeaceus-Rasen möchte ich noch auf- - merksam machen. ; Ganz anderer Natur sind nun aber die auch von Brockmann (l.e. p. 324) erwähnten Stellen der Fettwiesen, die infolge zu grosser Flachgründigkeit der Erdkrume und daheriger grosser Trockenheit trotz reichlicher Düngung keine Fettwiesenflora im eigentlichen Sinne des Wortes beherbergen können. Hier siedeln sich vor allem Poa bulbosa und Bromus hordeaceus an, letzterer aber nicht in der üppigen, vorhin gekennzeichneten Ausbildung, sondern in zwar sehr dicht stehenden, aber oft kaum spannenhohen und sehr frühzeitig reife Samen produzierenden Zwergexemplaren, welche die trockeneren Sommermonate meist als Samen in ruhendem Zustand überdauern, ähnlich wie die ausdauernde Poa bulbosa mit ihren Zwiebeln. An solchen Stellen kommen auch in der Regel Erophila verna, Steno- phragma Thalianum,. Sceleranthus annuus, Potentilla Gaudini, und gelegentlich analoge Zwergrasen von Setaria viridis oder $. glanca vor. 17. Typus der Agrostis tenuis. Das gemeine Straussgras, dem wir schon bei der Besprechung der ungedüngten Frischwiesen als bestandbildender Art begegneten, und dessen meist beweidete Bestände eine Mittelstellung zwischen Frisch- und Trockenwiese einnehmen, bildet auch in gedüngten Wiesen recht häufig die tonangebende Art, oder mischt sich in grösserer oder geringerer Menge andern Fettwiesentypen, so vor allem der Gold- haferwiese, aber auch nicht gerade selten der Rotschwingelwiese bei. Stebler und Schröter (l. ce.) messen diesen Straussgraswiesen indessen eine viel grössere Bedeutung bei, als sich dieselbe aus den Verhält- nissen des Onsernone ergeben würde, immerhin gehört das Strauss- gras auch hier zu den verbreitetsten Rasenbildnern. Die gedüngten Bestände der Mähewiesen sind in viel ausgesprochenerem Masse als Frischrasen zu taxieren als die nicht oder unregelmässig gedüngten Agrostis tenuis-Weiderasen, sie finden sich vorzugsweise auf Nord- abhängen innerhalb der Kastanienzone oder wenig höher. In höhern Die Flora des Val Onsernone. 459 Lagen werden sie meist ersetzt durch andere Frischrasen, wie z. B. den Brachypodium silvaticum-Bestand oder die Calamagrostis arundi- nacea-Rasen. Ihre relativ geringe Ausdehnung hängt mit dem Wald- reichtum des Önsernone auf den Nordhalden zusammen. Der Agrostis tenuis-Typus verträgt von allen Fettwiesen am meisten Beschattung und übertrifft hierin den Trisetum flavescens-Typus, mit dem er in allen möglichen Zwischenstadien. gemischt vorkommt. Stebler und Schröter haben den engen Beziehungen zwischen Straussgraswiese und Goldhaferwiese in der Weise Rechnung getragen, dass sie die letztere als Nebentypus der Straussgraswiese unterordneten. Zu ent- gegengesetzter Auffassung kommt Brockmann in seiner Monographie des Puschlav p. 331, und ihm schliesst sich in der Hauptsache auch Geilinger (1. c. p. 242) an. Wenn ich mich nun weder der einen noch der andern Auffassung anschliesse, so geschieht dies nicht etwa deshalb, um der Agrostis-Wiese eine gesonderte Stellung zuzuweisen; im Gegenteil bin ich völlig der Meinung Brockmanns, die für unser Gebiet ausgezeichnet passt. Allein es treten zum Straussgrass-Typus eine Reihe zwar meist wenig ausgedehnter Nebentypen in viel engere Beziehung, als zum Trisetum flavescens-Typus, weshalb ich vorziehe, den Agrostis tenuis-Typus selbständig zu behandeln, um diese meist zu den Hochstaudenfluren überleitenden Nebentypen leichter angliedern zu können. Reine Agrostis tenuwis-Rasen sind im Gebiete ziemlich selten, sie treten meist gemischt mit andern Typen auf, vor allem mit dem Goldhaferbestand oder mit dem Poa nemoralis-Rasen, wo die Düngung eine spärliche wird. Auch zum Festuca capillata-Rasen traf ich in den Kastanienselven vielfach Übergänge, ebenso zu seinem Neben- typus der Luzula nivea. Vor allem aber treten die unten zu be- sprechenden Nebentypen des Straussgras-Rasens oft in jedem Mengenverhältnis der dort beständbildenden Arten, zum Agrostis tenuis-Rasen hinzu. Ein ungefähres Bild der Begleitflora vermag statt vieler Worte die nachfolgende Liste eines allerdings auch nicht reinen Bestandes zu bieten, der stellenweise an besonnten Stellen in Festuca rubra-Bestand, in schattigen Partien aber zum Trisetum flavescens-Typus, seltener zum Holcus lanatus-Rasen übergeht oder zu den Nebentypen des Chaerophyllum hirsutum- und G@eranium silvaticum- Bestandes (s. dort) überleitet. Straussgraswiese bei Le Bolle unterhalb Crana (800—850 m, O- bis SO-Exposition, schwach bis stark geneigt, in lichtem Kastanienfruchthain). _ Agrostis tenuis 5—10, Holeus lanatus 5, Anthoxanthum odoratum 5, Festuca Fubra var. fallax 5, F. ovina ssp. duriuscula 3, F. ovina ssp. capillata 3, Trisetum 460 Johannes Bär. flavescens 3, ar era silvaticum 3, Briza age 3 . cristatus 2—3, Dactylis glomerata 2, Bromus hordeaceus Ri ir erectus 2, B. is 2, Poa pra- tensis 2, P. Chaixi 2, P. nemoralis 2, P. bulbosa ä en, perenne 2, Trifolium procumbens 5— 10, Rumex Acetosella 5, ee betonicifolium 5, Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii 5—8, Geranium silvaticum 5—7, Polygonum Bistorta 3—T, Dianthus Carthusianorum 3—5, Rhinanthus een 5, Thalietrum minus 4, Melandrium dioecum 3—5, Crocus albiflorus 3—5, Colchicum alpinum 3, Anthericum Liliago 3, Lilium bulbiferum ssp. ceroceum = 3, Arenaria serpyllifolia 3, Silene 3, S. vulgaris 3, Alchemilla vulgaris 3, Trifolium montanum 3, T. repens 3, canthemum 3, Potentilla argentea var. grandiceps 2, Trifolium pratense 2, T. me- i inus 2, Rumex Acetosa 2, Ranunculus acer 2, Trollius europaeus 2, maeulatus 1, Gymnadenia conopsea 1, Platanthera bifolia 1, Gentiana Kochiana 1, Trifolium arvense 1, Par zur isia nn strum 1, Campanula barbata 1, Hieracium murorum ssp. tenuiflorum 1 e 17a) Nebentypus des Chaerophyllum hirsutum (ssp. Villarsü). Villars Kälberkropf, der als Unkraut in keiner Straussgraswiese völlig fehlt, nimmt an schattigen und feuchten Stellen oft so über- hand, dass er alles andere überwuchert und sozusagen alleinherrschend wird. Die Begleiter sind deshalb sehr wenig zahlreich und spielen in der Chaerophylium-Wiese eine sehr untergeordnete Rolle. Meist sind es Schattenpflanzen, die in der Liste der Straussgraswiese fast alle bereits genannt wurden, wie @eranium silvaticum oder Melandrium dioecum ete. Auch die in der typischen Straussgraswiese meist feh- lenden Farne Athyrium Filix femina und Dryopteris Oreopteris spielen meist eine bedeutende Rolle in der Chaerophylium-Wiese. Als Mittel zur Bekämpfung dieser zwar einen hohen Ertrag, aber ein gering- wertiges Futter liefernden Bestände bewährt sich meines Erachtens nur eines, die drei- bis viermalige Mahd, wodurch die Chaero- ‚phyllum- Wiese in der Regel in eine Goldhaferwiese übergeht, in der aber noch längere Zeit viel Kälberkropf vorhanden ist, weshalb Stebler und Schröter (l. c.) die Chaerophyllum-Wiesen mit dem Tri- setum ‚flavescens-Bestande vereinigen. Ihre Liste eines solchen Misch- bestandes mit Trisetum von Cimalmotto (l. ec. p. 107) passt auch fast völlig auf zahlreiche Bestände des Onsernone. Ich möchte die Chaero- phyllum-Wiese der Straussgraswiese deshalb näher angliedern, weil sie häufiger in derselben vorkommt als in der Goldhaferwiese, welch letztere aber, wie schon erwähnt, ihrerseits aus der Chaerophyllum- Wiese entstehen kann. Die Flora’ des Val Onsernone, 461 17b) Nebentypus des Geranium silvaticum. Was über den vorigen Bestand gesagt wurde, gilt in der Haupt- sache auch für diesen Nebentypus, der ebenfalls recht häufig die Straussgraswiesen verschlechtert und, wie ein Beispiel von Schröter (l. e. p. 105—106) aus dem Wallis (Evolena 1350 m) zeigt, in den gesamten Südalpen verbreitet zu sein scheint. Die Waldstorch- schnabel-Wiese ist im allgemeinen etwas trockener als die Chaero- phyllum-Wiese, doch verträgt die Leitart nahezu ebensoviel Beschattung wie diese, wenn sie auch in stärker besonnten Lagen ebenfalls recht verbreitet auftritt und durch alle möglichen Zwischenstufen in die Straussgras- oder Goldhafer-, selbst in die Rotschwingelwiese und andere Bestände übergeht. Eigentliche Reinbestände des Waldstorch- schnabels, wie bei Chaerophyllum hirsutum, traf ich nicht an, dagegen ein oft recht starkes Dominieren im Bestande (bis zum Häufigkeits- grad 9) und entsprechendes Zurückgehen der Begleiter, so vor allem der Gräser. Welche der letztern nun am verhältnismässig häufigsten sind, wechselt sehr, je nach der Düngung und Bodenbeschaffenheit. Selten fehlen aber die typischen Bestandteile des Straussgrasrasens ganz, wie z.B. Agrostis tenuis, Poa pratensis, Trisetum flavescens, Dactylis glomerata, Festuca rubra ete., aber wie gesagt, überwiegt bald die eine, bald die andere Art. Stebler und Schröter (1. e.) geben ein instruktives Beispiel einer solchen Waldstorchschnabel-Wiese von Evolena, wo neben 35,66% Waldstorchschnabel unter den mit 11,075°/o vorhandenen Gräsern ' Poa pratensis mit 7,5°/ an erster Stelle figuriert, während z.B. Agrostis tenwis nur 0,118°/o aufweist. 17c) Nebentypus des Polygonum Bistorta. Wo reiche bis übermässige Düngung sich mit grosser Feuchtig- keit des Bodens vereinigt, überwuchert in der Montanzone nicht selten der Schlangenknöterich fast alle Begleiter der Straussgras- oder Goldhaferwiese und bildet so meist eng begrenzte Reinbestände, die zwar einen herrlichen Anblick, aber ein schlechtes Futter liefern. Die bestandbildende Art fehlt zwar selten auf den übrigen Fettwiesen des Onsernone, spielt aber dort eine weit untergeordnetere Rolle. 17d) Nebentypus des Trollius europaeus. Ganz ähnliche Bestände, doch meist von geringerer Dichte, bildet von 700—1300 m Trollius europaeus auf den Fettwiesen des Onser- none, ist aber ein blosser Anzeiger von grösserer Feuchtigkeit, selbst Nässe, und meidet die stärker gedüngten Stellen. Es wäre dieser 462 Johannes Bär. Bestand vielleicht eher bei den ungedüngten Frischwiesen zu bespre- chen gewesen, ich erwähne ihn aber hier, weil er sich meist inner- halb der Agrostis tenuis-Rasen zeigt, und ganz allmählich in dieselben übergeht. Auch im Cynosurus- und Briza media-Typus findet er sich zuweilen ein, wo diese Bestände zu den Sumpfwiesen überleiten, vorab dem Molinietum oder dem Carex frigida-Bestand. Die ausgedehntesten Trollius-Wiesen finden sich in der Umgebung von Crana, 800—1200 m, sodann ausserhalb der Gebietsgrenze, aber derselben sehr nahe, auf Monte Comino und Calascio in der südlichen Bergkette des Onser- none; im übrigen Teile des Tales ist Trollius relativ selten und namentlich nicht in bestandbildender Menge vorhanden. 18. Typus des Cynosurus cristatus. Das Kammgras trafen wir im Verlaufe unserer Besprechung der Wiesentypen des Onsernone schon vielfach als Nebenbestandteil anderer Wiesen, und zwar sozusagen immer auf Mähewiesen, während ; es in andern Gegenden der Schweiz vielfach als Weidegras auftritt (vergleiche Stebler und Schröter, 1. c. pag. 56—57). Es tritt auch im ÖOnsernone, wie Geilinger für das Grignagebiet erwähnt, mit den verschiedensten Typen in Mischbeständen auf, die ungleich häufiger sind als die Wiesen, in welchen es zum ausgesprochenen Dominieren kommt. Daher ist auch die Stellung, welche diesem Rasen in ver- schiedenen pflanzengeographischen Arbeiten angewiesen wurde, eine sehr wechselvolle und unbestimmte. Stebler und Schröter (l. €.) führen es an zwei Stellen an, einmal als selbständigen Weidetypus und zweitens als Nebentypus der Straussgraswiese. Brockmann er- wähnt es aus dem Puschlav beiläufig als Nebenbestandteil der Rot- schwingelwiese (1. e. pag. 334). Mit unseren Befunden zeigen grosse Übereinstimmung die Ausführungen Geilingers (1. c. pag. 228), wonach Cynosurus eristatus hauptsächlich mit Bromus erectus, Nardus strieta, Trisetum flavescens und Agrostis tenwis Mischbestände bildet und schliesslich in allen diesen Typen die Oberhand gewinnen kann. Ab- weichend von diesen Ergebnissen ist im Onsernone nur, dass (yno- surus auf den Weiderasen eine beträchtlich kleinere Rolle spielt. Zu den von Geilinger erwähnten treten im Onsernone noch als weitere. Mischrasen mit Cynosurus der Festuca rubra- und der Holcus lanatus- Bestand. Statt nun die Kammgraswiese bei allen diesen so vel- schiedenen Typen als Nebentypus zu behandeln, ziehe ich es Vol; ihr den Rang eines selbständigen Typus zuzuerkennen, wie dies auch Geilinger tat, und namentlich den Ursachen nachzugehen, welche ee Vorkommen des Kammgrases bedingen. Als solche fand ich regel- BR" aa fange 2 Ar HT ya er Die Flora des Val Onsernone. 463 mässig: 1. schwerer, kompakter, in der Regel lehmiger und meist feuchter bis nasser Boden; 2. schwache bis ganz fehlende Düngung; 3. beträchtlicher, aber doch nicht zu starker Gehalt des Bodens an Humussäure. Der letztere Faktor ist die Ursache, dass Cynosurus und die in der Regel mit ihm zusammen vorkommende Briza media sowohl auf nassem wie trockenem Substrat gedeihen, und an beiden Orten der Rasen meist niedrig bleibt, an nassen Standorten infolge physiologischer, an den andern infolge wirklicher Trockenheit. Auf mittelmässig feuchtem Boden aber werden auch die Cynosurus-Rasen üppiger und langhalmig; wenn aber solche Standorte gedüngt werden, verschwindet Cynosurus, nicht, weil er die Düngung nicht erträgt, sondern weil die andern Gräser sich stärker entwickeln und das Kammgras erdrücken. So entstehen dann aus den ursprünglichen Cynosurus-Wiesen auf feuchtem Boden die ertragreicheren Trisetum avescens oder Agrostis tenuis-Bestände, auf trockenem Substrat der Festuca rubra-Typus oder auf etwas humosem, aber durchlässigem Schwemmland Holeus lanatus. Stebler und Schröter (l. e.) nehmen eine umgekehrt verlaufende Entwicklung der Wiesen an und erklären dies dadurch, dass z. B. bei Beweidung das Vieh Trisetum flavescens abweidet und nicht zum Ver- samen kommen lässt, während es die zäheren Kammgrashalme stehen lässt. Demgegenüber macht Geilinger mit Recht geltend, dass dies für Mähewiesen absolut nicht zutreffe, und deshalb die Entwicklung der Wiesen in der hier angenommenen Weise vor sich geht. In Bezug auf Beschattung hält sich Cynosurus gern an leicht beschattete Stellen, meidet aber auch die volle Bestrahlung nicht. So finden wir auf Südlage die Kammgraswiesen in der Regel im Bereich des Schutzes der lichten Kastanienfruchthaine, während sie an den nur einige Stunden des Tages besonnten Stellen die freien Wiesen vorziehen. Auf direkter Nordlage habe ich nirgends Cyno- surus bestandbildend gefunden, dagegen fehlt er auch hier selten in einer Wiese völlig. Die Höhenverbreitung der Cynosurus-Wiesen ist eine relativ eng- begrenzte, von 700—1200 m. Höher traf ich die Art nur noch ver- einzelt andern Beständen beigemischt. Kammgraswiese unterhalb Russo (750—770 m, S-Exposition, schwach geneigt, feuchter Lehmboden in lichter Kastanienselve). Oynosurus eristatus S—-10, Briza media 5, Holcus lanatus 5, TREE odoratum 3, Poa pratensis 3, Trisetum flavescens 3, Festuca rubra r. fallax 3, Lolium perenne 2, Bromus hordeaceus 2, Carex leporina 2, Luzula ifeitri sSp. multiflora 2, Carex verna 1—9, Phyteuma betonieifolium 5—8, Trifolium dubium 5, Vierteljahrsschrift d, Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 464 Johannes Bär. Rhinanthus Alectorolophus ssp. medius 5, Leontodon hispidus var. hastilis5, Silenevul- garis &, Scabiosa Columbaria 4, Antherieum Liliago. 3, Orchis coriophorus 3, Rumex Acetosa 3, R. Acetosella 3, Silene nutans 3, Ranunculus bulbosus 3, Lotus corni- eulatus 3, Trifolium pratense 3, T. procumbens 3, T. repens 3, Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii 3, Prunella vulgaris 3, Euphrasia Rostkoviana 3, Plantago- lanceolata 3, Achillea Millefolium 3, Paradisia Liliastrum 2, Grocus albiflorus 2, rchis masculus 2, Cerastium caespitosum 2, Dianthus Carthusianorum 2 nun: eulus acer 2, Potentilla erecta 2, Lathyrus montanus 2, Vieia angustifolia 2, Viola tricolor ssp. alpestris 2, Satureia alpina 2, S. vulgaris 2, Thymus Serpyllum ssp. ; 9, 0 Botrychium Lunaria 1, Astrantia minor 1, Myosotis scorpioides 1, Rhinanthus minor 1, Viola montana 1, Hieracium Auricula 1, H. Pilosella 1 ete. 18a) Nebentypus der Briza media Das immer im Cynosurus-Rasen vorhandene Zittergras kann an besonders nassen oder mageren Stellen, die meist stark humus bis moorig sind, an Zahl das Kammgras beträchtlich überwiegen und einen Nebentypus bilden, oft mit völlig identischen Begleitern, wie die Kammgraswiese. Das Zittergras kommt aber auch auf relativ stellen, in welchem die „Romeye“ als herrschend oder auch nur dominierend auftritt, vielmehr fassen wir unter dem Poa alpina-Typus noch einmal alle Vorkommnisse der Art zusammen und führen sie So treffen wir sie truppweise in der Borstgrasweide um die alten, verrotteten Kuhdüngerfladen, fast regelmässig mit Phleum alpinum. Grössere Gruppen finden sich an mehr vom Vieh begangenen Stellen, also vor allem auf den Lägern, und hier bildet Poa alpina einen wichtigen Bestandteil des „Fax- Die Flora des Val Onsernone, 465 lägers“, des Poa annua var. supina-Rasens. Wenn es auch hier punkto Zahl immer hinter dem in dichtem Rasen den Boden bedeckenden Fax“ zurücksteht, so bildet es doch gewissermassen das Öbergras, das aber durch die Beweidung fortwährend darniedergehalten wird. Würden diese Läger bei gleicher Düngung nicht beweidet, würde wohl daraus eine Romeyenwiese entstehen. Das gleiche wäre wohl der Fall mit dem Nardetum, wenn dasselbe plötzlich intensiv gedüngt würde. Saatgut zur Besiedelung der durch Düngung entstandenen Lücken ist, wie wir an den Geilstellen sehen, immer vorhanden. Eine wesentliche Rolle spielt Poa alpina, meist in der zwiebel- bildenden Form var. frigida und der kurzblättrigen var. brevifolia, auch in den an die Schneetälchen-Rasen sich anschliessenden und letztere in tieferen Lagen oft gänzlich ersetzenden flachen Boden- senkungen mit Milchkraut- oder Mutternweiden. Da dieselben infolge der saftigen Kräuter, die sie beherbergen, vom Weidevieh mit Vor- liebe aufgesucht werden, erhalten sie relativ reichliche Düngung, und die Folge ist ein verhältnismässig hoher Prozentsatz von Poa alpina. Da die eigentlich bestandbildenden Kräuter von Poa alpina überragt werden, machen diese Rasen den Eindruck von Romeyenbeständen, auch wenn letztere bedeutend in der Minderzahl vorhanden ist. Dies ist be- sonders aus einiger Entfernung der Fall, und ist hauptsächlich der Grund, weshalb ich den von Stebler und Schröter (1. c. pag. 108 ff.) aufgestellten Romeyentypus beibehalten habe, obschon er im Onsernone keine selbständigen Bestände bildet. Schliessen wir nun die Fälle aus, in welchen Poa alpina nicht als ausgesprochenes Obergras auf- tritt, so bleibt uns das, was wir hier im engern Sinne als Poa alpina- Typus betrachten, aber, wie schon Brockmann vorschlägt (].c. pag. 335), besser durch andere Bestandestypen charakterisieren, die von Poa alpina, wenn auch nicht „überwuchert“, so doch stark durchsetzt werden Wir können die Poa alpina-Rasen nach den Begleitern in mehrere Abteilungen bringen, etwa vom Range der Nebentypen anderer Be- stände, und hier durch die blossen Namen der — um mit Brock- mann zu reden — „von Poa alpina überwucherten Bestände“ cha- rakterisieren, da diese letzteren bereits an anderer Stelle für sich besprochen wurden. In diesem Sinne unterscheiden wir im Önsernone neben den vorhin ausgeschlossenen Fällen noch folgende „Subtypen* des Poa alpina-Rasens: h RR Sanienh des Poa alpina-R:sens im Nardetum (Nardus stricta) 9b) axläger (Poa annua var. varia). 466 Johannes Bär. 19c) Subtypus des Poa alpina-Rasens in der Milchkrautweide (Leon- todon pyrenaicus, L. hispidus, Crepis aurea). 19d) € en, s „ In der Mutternweide (Ligusti- cum Mutellina). 19e) ss ; „ Im Schneetälchenrasen (siehe ; daselbst). 19f) i der Poa alpina var. contracta (siehe unter Trocken- wiesen). E. Vegetationstypus der Sumpfflur. Infolge der Bodengestaltung des Gebietes, der steilen Talgehänge und des Fehlens eines eigentlichen Talbodens, kann sich, besonders in tieferen Partien, die Sumpfflur nicht in dem Masse entwickeln wie anderswo. Begünstigend wirkt aber die Undurchlässigkeit der Unter- lage, die das Einsickern des Wassers in die tieferen Bodenschichten verhindert und dasselbe zum mehr oder weniger oberflächlichen Ab- fluss nötigt. Auch der fast stetig aus den Schichtfugen der Gesteine sickernde Bergschweiss durchfeuchtet das sich unter den betreffenden Stellen anschliessende Terrain oft in dem Masse, dass sich eine Sumpf- . flora entwickeln kann. Alle diese Lokalitäten sind aber verhältnis- mässig kleinen Umfanges, sie gehen in der Regel in einen Bachlauf über, oder verlieren sich in die Frisch- oder Trockenwiesen. Grössere Sümpfchen finden sich in grosser Zahl im Gebiete der subalpinen bis alpinen Zone, doch sind auch hier ihre Dimensionen nur derart, dass z. B. nur ein einziger, der Sumpf von Segna, auf der Siegfriedkarte eingezeichnet ist. Seine Länge beträgt höchstens 400 m bei einer Breite von ca. 100 m. Infolge der Kleinheit der Bestände der Sumpf- pflanzen sind dieselben meist recht artenarm, dagegen wechseln die Arten von Stelle zu Stelle, so dass es schwer hält, eine Gesetzmässig- keit in deren Auftreten herauszufinden. Wir versuchen sie im Fol- genden nach dem Auftreten fliessenden oder stagnierenden Wasses zu gruppieren: Gruppierung der Bestände des nassen Bodens. a) Formationsgruppe der Quellflur (mit + rasch fliessendem Wasser). 1. Formation des Hängemoores, mit nur unterirdisch fliessendem ö Wasser, das höchstens zur Zeit starker Regengüsse über der Oberfläche erscheint, aber den Boden dauernd nass erhält und gewöhnlich von unterirdischen Quellen stammt. Die Flora des Val Onsernone. 467 2. Formation der triefenden Felsen. Sie schliesst sich häufig an die Hängemoore an und zeigt dann eine Mischung der Vegetation der letztern mit feuchtigkeitsliebenden „Fels- pflanzen“ im weitern Sinne, kann aber auch durch direkt aus dem Felsen sickerndes Wasser kleiner Quellen bedingt sein. 3. Formation der offenen Quellen, Quelltümpel und Quellbäche. Sie unterscheidet sich von vorigen Lokalitäten durch geringere Neigung des Terrains und grössere Wassermenge, die infolge- dessen meist weniger Gehalt an Humussäure zeigt, dafür ist die Menge der Mineralsalze verhältnismässig grösser. b) Formationsgruppe des Flachmoores (mit stagnierendem, doch nicht mineralarmem Wasser und relativ ebenem Terrain). 1. Formation der Sumpfwiese (mit geschlossener Grasnarbe, welche das Wasser beim normalen Stande völlig überdeckt). 2. Formation des Wiesenmoores (mit mehr oder weniger offenem oder aus einzelnen Horsten bestehendem Rasen; zwischen den Horsten liegt in mehr oder weniger ausgedehnten Kolken unbedecktes Wasser mit grossem Humussäuregehalt). c) Formationsgruppe des Hochmoores (mit stagnierendem, mineral- armem und humussäurereichem Wasser 1. Formation des Hochmooranfluges (zwischen den höheren Pflanzen, meist Scheingräsern, ähnlich wie im Wiesenmoor, wachsen geschlossene Sphagnumpolster, die sich aber noch nicht oder wenigstens nicht viel über den normalen Wasser- spiegel erheben. Moosfreie Kolken bilden die Hauptmasse der Fläche). . Formation des Hochmoores im engern Sinne. (Die Sphag- numpolster erheben sich dauernd über den Grundwasserspiegel und ersticken die Scheingräser in ihrem Innern; letztere be- siedeln meist die moosfreien Kolken). 1} 1. Formationsgruppe der Quellflur. a) Formation des Hängemoores. In der vorliegenden Übersicht stellte ich das Hängemoor infolge des Umstandes, dass es fliessendes, wenn auch oft in sehr langsamer Bewegung befindliches Wasser unterirdisch dem Gestein entspringender, schwacher Quellen enthält, und sich dadurch vom Flachmoor mit stagnierendem Grundwasser unterscheidet, zur Quellflur. Dieses fliessende oder sickernde Wasser ist meist relativ reich an mine- ralischen Stoffen. Infolge der geringen Ausdehnung der Standorte 468 Johannes Bär. sind es meist nur wenige, oft nur eine einzige Art, welche die Be- stände zusammensetzen, und es scheint ein Spiel des Zufalls, welche Spezies gerade an einer Stelle auftreten. Im Folgenden führe ich aur die hauptsächlichsten Typen des Rasens solcher „Moore“ an, die oft nur wenige m” an Fläche einnehmen, aber äusserst zahlreich sind. 1. Typus der Carerx flava. Die gelbe Segge bildet auf den meisten Hängemooren des Ge- bietes die tonangebende Art; meist ist es die ssp. Oederi, welche in dichten Rasen nasse Stellen überkleidet und sie trotz der grossen Feuchtigkeit als recht magere Standorte charakterisiert. Häufig wird sie ersetzt durch eine der nachstehend als Nebentypen dieses Be- standes angeführten Arten, die auch im Chrex lava-Rasen selten ganz fehlen. Zu den ständigen Begleitern der gelben Segge gehören ausserdem Carex pallescens, Bellidiastrum Michelüi, Potentilla erecta, Viola biflora, Cirsium palustre, Parnassia palustris, zuweilen auch Drosera rotundifolia und Spiranthes aestivalis. Mit dem Übergang zur moorigen Magerwiese wird der Bestand artenreicher, Carex flava geht aber zurück, und es tritt meist ein Briza media oder Oynosurus- Rasen auf. Eine solche Lokalität ist in der Nähe der Kapelle unter- halb Crana vorhanden, doch ist hier der folgende Nebentypus über- wiegend, wie die dort aufgeführte Artenliste zeigt. 1a) Nebentypus der Carex frigida. Das Auftreten dieser Segge ist auffälligerweise mehr auf tiefe Standorte innerhalb der Montanzone beschränkt, und hier ersetzt sie oft die gelbe Segge an den vorhin skizzierten Stellen völlig, oder mengt sich wenigstens in starkem bis überwiegendem Masse den Be- ständen bei. Sie verlangt etwas weniger feuchte Standorte als diese und bildet in der Übergangszone zum Briza media-Bestand oft dichte Rasen. Kleinere Reinbestände finden sich im mittleren Onsernone gern auf nassen Felsbändern unter den Hängemooren. Die Begleiter sind in der Regel dieselben wie bei den Carex ‚flava-Beständen. Die Vegetation zeigt aber oft auf geringe Distanz grossen Wechsel je nach der Feuchtigkeit, wie nachfolgende Liste zeigt. Dieser Bestand bedeckt ein in einer Fettwiese liegendes, relativ ausgedehntes Hänge- moor, dessen innerste Partie einen Bestand von Curex Frigida und Viola palustris, Oarex flava in grösserer Zahl und eine Reihe anderer humus-, magerkeits- und nässeliebender Pflanzen enthält. Um ein Bild des raschen Wechsels zu geben, will ich den Bestand mit den Übergängen als Ganzes anführen: EEE NETT SS Die Flora des Val Onsernone. 469 Moorige Magerwiese unterhalb Crana (820 m, O-Exposition). Centrale Partie: Carex frigida 5—10, C. flava ssp. Oederi 5—8, C. pallescens 3—5, Parnassia palustris.5—8, Trollius europaeus 3—5, Bellidiastrum Michelii 5, Gentiana asclepiadea 3, Potentilla erecta 3, Viola palustris 3, V. biflora 2-3, Poly- ala vulgare var. pseudoalpestre 2, Nardus strieta 3, Myosotis palustris 2, Drosera rotundifolia 2. dzone: Briza media 5—10, Molinia coerulea 3—5, Carex pallescens 3—5, Carex frigida 3—5, Nardus strieta 3, Potentilla ereeta 5—8, Convallaria majalis 57, Majanthemum bifolium 3—5, Trollius europaeus 5, Parnassia palustris 5-10, Cal- luna vulgaris 5, Dryopteris Phegopteris 5, D. Oreopteris 5, Viola biflora 5, Lotus uligi- nosus 4, Rhinanthus minor 3—5, Anemone nemorosa5, A. Hepatica 5, Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii 5, Gentiana Kochiana 3—5, Orchis maculatus 3, Gymnadenia conopsea 3, Carex flava ssp. lepidocarpa 3, Streptopus amplexifolius 3, Lathyrus montanus 3, Polygala vulgare var. pseudoalpestre 3, Aruncus silvester 3, Astrantia minor 3, Arnica montana 3, Crepis paludosa 2—3, Paradisia Liliastrum 2, Antheri- cum Liliago 2, Polygonatum vertieillatum 2, Actaea spicata 2, Gentiana asclepiadea 2, Platanthera bifolia 2, Gymnadenia albida 2, Prenanthes purpurea var. tenuifolia 2, Polygonatum officinale 1, Orchis masculus 1, O. coriophorus 1, Listera ovata 1, Rumex Acetosa 1, Ranunculus acer 1, Alchemilla vulgaris 1, Solidago Virga- ale 1b) Nebentypus der Viola palustris.. Stellenweise kann Viola palustris so häufig werden, dass ihre kleinen Blättehen den Boden nahezu überdecken und nur wenigen andern Pflanzen Raum übrig lassen. Diese Stellen sind auch der Lieblingsstandort von Parnassia palustris, welche gewissermassen das bergras vertritt. Diese beiden Arten fand ich miteinander bestand- bildend unterhalb Crana bei der Kapelle, besonders häufig die letztere Art. Auf Campo ob Loco, 1050 m, im Quellgebiet des Riale dei Mulini, überwiegt dagegen das Sumpfveilchen völlig, aber mehr nur am Rande des ziemlich starken Quellbaches.' Schon in geringer Ent- fernung vom-Bache stellt sich typischer Cynosurus-Briza-Rasen ein. '1c) Nebentypus des Juncus alpinus. Auf einzelnen, aber nur kleinen Mooren, besonders des untern und mittleren Onsernone, fand ich an Stelle der Seggen Juncus al- Pinus bestandbildend, auch etwa ‚Juncus artieulatus. Die beobachteten tellen wiesen sozusagen Reinbestände der genannten Arten auf. 1d) Nebentypus des Cyperus ‚Jlavescens. Wo zufällig ein kleineres Moor oder ein schwacher Quellauf von einem wenig begangenen Wege durchkreuzt wird, findet: sich bis ca. 1200 m, besonders im untern Onsernone, zuweilen ein Reinbestand des gelblichen Cyperus, der meist auf die betretenen Stellen beschränkt 470 Johannes Bär. ist, und oft in Carex flava-Rasen übergeht. Ich fand im Ganzen 11 solcher Miniaturrasen, selten über 2 m? einnehmend, aber immer sehr dicht geschlossene Teppiche bildend. Auf weniger stark betretenen Stellen wird die Pflanze höher, der Wuchs üppiger und lockerer. Auf sandigem Boden tritt unter sonst gleichen Verhältnissen, besonders längs der Strassengräben mit Abwasser der Quellmoore, Juncus bufonius in oft sehr dichten, fast immer reinen Beständen auf. Er steigt im Gebiete etwas höher, bis 1400 m, und dringt auch tiefer ins Tal ein. Beide dürften aber, der Art ihrer Verbreitung nach zu schliessen, relativ junge Neubürger sein. b) Formation der „triefenden Felsen“, Wo das Abwasser eines Hängemoores oder Bergschweiss über Felswände träufelt, bieten sich in der Regel feuchtigkeitsliebenden Pflanzen, auch an sonnigem Standort; günstige Verhältnisse dar und es kommen kleine Hygrophytenvereine zustande, die charakteristisch für das Aussehen der Steilgehänge werden können, auch wenn ihre Ausdehnung nur gering ist. Die ersten Ansiedler sind gewöhnlich Moose, in deren’ schwellenden, vor Nässe triefenden Polstern die Samen vieler Sumpfpflanzen ein willkommenes Keimbett finden und schliess- lich die Moospolster überwachsen können. Vielfach aber bleiben letztere auch dann noch bestehen, wenn sich höhere Pflanzen bereits in denselben angesiedelt haben, und wirken in erster Linie bestimmend auf das Gepräge dieser die Fels- mit der Sumpfflora verbindenden’ Pflanzengenossenschaften ein. Die Auswahl der höheren, sich an- siedelnden Pflanzen ist im allgemeinen ein Spiel des Zufalls. 2. Typus der Philonotis fontana. Unter den bereits erwähnten Moosen in dieser „Formation‘, wenn wir sie überhaupt so nennen dürfen, bildet das Brunnenmoos den prägnantesten Bestandestypus aus. Es siedelt sich gewöhnlich an der obersten Kante einer vom Wasser beträufelten Felswand an und bildet oft so schwere Polster; dass dieselben infolge ihres Eigen- gewichtes abbrechen, und ein Stück weit nach unten kollern. Das schadet aber dem Moose durchaus nicht, es wächst lustig weiter, nur jetzt von unten nach oben das Polster vergrössernd und so schliesslich die ganze Felswand überkleidend. Neben Philonitis fontana bilden noch eine ganze Reihe von Leber- und Laubmoosen ähnliche Polster oder Überzüge triefender Felsen, so dass wir eine grössere Zahl von Nebentypen dieser Moosrasen unterscheiden könnten. Ich sehe davon ab und möchte nur die wichtigsten derselben kurz anführen, sowie Die Flora des Val Onsernone. 471 die hauptsächlichsten höheren Pflanzen, die gesellig sich auf den Moosrasen ansiedeln, als Nebentypen behandeln. Wie überall, so existiert auch bei diesen Moospolstern ein ganz allmählicher Übergang von den ausschliesslich nasse Standorte be- siedelnden, zu den auch an trockeneren oder nur zeitweise überfluteten Felsen lebenden. Von Lebermoosen sind zu nennen das südliche Plagiochasma rupestre, Reboulia hemisphaerica, Fegatella conica, Preissia commmtata, Marchantia polymorpha, Pellia epiphylla, Lejeunia serpylli- Jolia, Madotheca platyphylla, Scapania undulata etc., von Laubmoosen unter vielen andern Arten besonders Sphagnum squarrosum, das als häufigster Polsterbildner an etwas trockeneren Standorten mehrere m? grosse Flächen überziehende, aber äusserst selten fruchtende Anoeec- langium compactum, der seltene Oampylopus atrovirens, die zierliche, niedrige Teppiche bildende Blindia acuta, die oft direkt vom Wasser bedeckt wird, das sehr häufige Amphidium Monugeottiü, Bryum tor- quescens, das prächtig goldrot schimmernde Bryum alpinım, sodann die eingangs erwähnte Philonotis fontana, nicht selten auch in der var. falcata auftretend, Plagiothecium silvaticum in einer eigentüm- lichen Wasserform, das ausgedehnte Rasen bildende Hypnum deci- piens, sowie das auch tiefe Quelltümpel nicht scheuende Acrocladium cuspidatum u. v.a. Bezüglich der höheren Pflanzen lassen sich in diesem Typus keine allgemein gültigen Regeln weder über die Arten und die Kon- stanz ihres Auftretens, noch über das Mengenverhältnis der Begleiter aufstellen, und es genüge zu sagen, dass fast alle Sumpfpflanzen des Gebietes vereinzelt in diesen Moospolstern oder in deren unmittel- barer Nachbarschaft gefunden werden können. 2a) Nebentypus des Trichophorum alpinum. Das Auftreten des Alpen-Wollgrases ist im Gebiet ein sehr merkwürdiges, indem es den Sumpfwiesen eigentlich fehlt, sich aber mit grosser Regelmässigkeit in den eben besprochenen Moospolstern, besonders von Sphagnum und Philonotis, in kleinen, aber meist dichten Rasen ansiedelt, die oft reihenweise auf den nassen Felsen verlaufen. Seine steten Begleiter sind Parnassia palustris in oft recht üppigen Exemplaren, die sich durch ihre frühe Blütezeit (1—2 Monate früher als in der Ebene) als herabgestiegene Alpenexemplare verraten, die noch die kurze Vegetationsperiode höherer Lagen beibehalten haben; ferner Drosera rotundifolia, Bellidiastrum Michelüi, Pinguieula vul- garıs ssp. leptoceras ete. 472 Johannes: Bär. 2b) Nebentypus der Isolepis setacea. In einem grossen Philonotis-Polster zwischen Cresmino und Au- ressio, ca. 450 m, findet sich Isolepis setacea als fast völliger Rein- bestand in einer Menge, wie ich sie anderwärts noch nie beobachtet habe und wie sie wohl kaum auf Schweizergebiet wieder angetroffen werden dürfte. Das Zusammenwachsen der beiden Arten ist ein so inniges, dass man nirgends einen Isolepishorst ohne Philonotis ent- decken kann, und umgekehrt stechen aus nahezu jedem Moospolster die feinen Blätter und Stengel der Fadenbinse hervor. Der Standort ist der einzige von mir im Onsernone beobachtete, und setzt sich auch auf dem ebenen Sandboden unterhalb der betreffenden Felswand fort. Die wenigen anderweitigen Begleiter sind wieder Parnassia palustris und Drosera rotundifolia, Pinguicula vulgaris ssp. leptoceras, auf dem nassen Sandboden auch Juncus bufonius, J. alpinus und J. er. die aber nur eine unwesentliche Rolle spielen. 2c) Nebentypus der Osmunda regalis. Die stets durchfeuchteten Moospolster bieten ein ausgezeichnetes . Keimbett nicht nur für Samen von Blütenpflanzen, sondern speziell auch für Farnkrautsporen, und so finden sich die meisten der im &ebiet einheimischen Farne wenigstens in ihren Jugendstadien regel- mässig auf den Philonotis- und andern Moospolstern ein; ich er- wähne Athyrium Filix femina, Dryopteris Filix mas, .D. Oreopteris, D. Phegopteris, Oystopteris fragilis, Woodsia ilvensis, Aslenium Tricho- munes, A. germanicum ete. Wenn die Farne erstarken, bildet der Humus ihrer abgestorbenen Blätter dann eine Decke, unter welcher die lichtbedürftigen Moosrasen zu Grunde gehen, und es siedeln sich dann neben den Farnen gerne feuchtigkeitsliebende Hochstauden an, wie Aruncus silvester, Eupatorium cannabinum usw. Selbst die Königin der europäischen Farne, Osmunda regalis, hat im untern Onsernone in diesen meist warmen Lokalitäten noch eine Heimstätte gefunden und vegetiert an mehreren Stellen recht üppig. Ihre Jugendstadien sind sehr häufig, wenn es ihnen auch nicht überall gelingt, sich zu grösseren Exemplaren auszubilden. Ich habe deshalb diese Farn- bestände mit Moosrasen nach diesem stattlichsten Vertreter benannt, trotzdem er nicht im ganzen Gebiet verbreitet ist und. ebensogut einer der vorhin erwähnten Farne, beispielsweise Dryopteris Phegop teris oder Cystopteris fragilis, zur Bezeichnung dieses Nebentypus der triefenden Moosrasen verwendet werden könnte. €) Formation (?) der offenen Quellen, Quelltümpel und Quellbäche- Die Pflanzengesellschaften dieser Standorte, die bereits in. der Übersicht kurz charakterisiert wurden, verdienen vielleicht noch weniger Die Flora des Val Onsernone. = 473 ‚den Namen einer Formation im bisher gebrauchten Sinne, denn es handelt sich meist um Kolonien weniger, oft nur einer einzigen Art, Zudem könnten sie ebensogut zum Vegetationstypus der Süsswasser- bestände gezogen werden. Infolge des Umstandes aber, dass die Pflanzen gewöhnlich nicht das offene Wasser, sondern seine Üfer be- siedeln und nur an ganz seichten Stellen in das Gewässer eindringen, möchte ich sie doch zur Sumpfflur rechnen. Im Folgenden seien die wichtigsten Vertreter dieser Gruppe angeführt, wenn sie auch, obwohl meist bestandbildend auftretend, eigentlich nicht den Rang von Be- standestypen beanspruchen können. Die Ausdehnung der Bestände pflegt eine sehr geringe zu sein, was von der Natur der Standorte bedingt ist. 3. Typus (?) der Carer leporina. Carex leporina, der wir schon in den Beständen der Hängemoore ‚begegnet sind, bildet an kalten, sonst fast vegetationslosen Quellufern bis in die alpine Zone kleine Bestände, die in der Regel mit dem blossen Namen dieser Art genügend charakterisiert sind. Zuweilen tritt der unten zu besprechende Juncus filiformis an den gleichen Stellen auf. \ 4. Typus des Yuncus conglomeratus. In tiefen Quelltümpeln, seltener auch an flacheren Quellen, wachsen dichte Kolonien von Juncus effusus, häufiger aber J. conglomeratus oder die beide verbindende Form des J. effusus var. compactus. Zu- weilen finden sich auch .J. articulatus oder J. alpinus an ähnlichen Stellen vor, alle dann immer gesellig auftretend und Miniatur-Sumpf- wiesen bildend. Auch einige Moose wurden gelegentlich zwischen den Simsengewächsen getroffen, so im Val Fiumegna Fontinalis anti- Dyretica, im ganzen Gebiet verbreitet Acrocladium cuspidatum, meist var. pungens, mit sehr charakteristischen Astspitzen. 5. Typus der Sarifraga stellaris. Der sternblütige Steinbrech ist von der Tiefe bis zu den höchsten Lagen einer der konstantesten Besiedler stärkerer Quelläufe oder seichter Quelltümpel, ist aber nicht auf diese allein beschränkt, son- dern findet sich auch in den Quellmooren, wenn das Wasser nicht oberflächlich zutag6 tritt, sondern bloss im Boden sickert, ebenso in oder an Bächen. Dieser Steinbrech ist gegen oft lange Überflutung “ sehr unempfindlich und führt stellenweise ein geradezu amphibisches Dasein, so im Abfluss des Sumpfes von Segna. 474 Johannes Bär. Von sehr ähnlichen ökologischen Ansprüchen sind die im Gebiet wohl infolge seiner Kalkarmut auffallend seltenen und nur im Val Fiumegna in grösserer Menge auftretenden, mit zahllosen gelben Blüten überstreuten Kolonien von Saxifraga aizoides und die nur im ersten Frühling auffallenden Gruppen von Chrysosplenium alternifolium, die in der Montänzone im Vorfrühling fast jedes Quell- und Bachufer umsäumen. Ihnen gesellen sich auch nicht selten die moosartigen - Rasen von Stellaria uliginosa und Galium palustre bei, die aber nicht über 1250 m ansteigen. 6. Typus des Crepis paludosa. Längs des die Hängemoore entwässernden Baches oder an andern Quellabflüssen, auf etwas fettem Boden, bildet Crepis paludosa mn mehreren Stellen der Montanzone, so um Crana, Vergeletto und Como- logno dichte, oft an Hochstaudenfluren erinnernde Reinbestände, die E selten eine andere Pflanze neben sich dulden, und meist zu den um- liegenden Fettwiesen überleiten. Ihre Hochwüchsigkeit steht in auf- fallendem Gegensatz zu den niedrigen Pflanzen der eben besprochenen Lokalitäten. Als Übergang zu den Fettwiesen, besonders dem Trisetum- Flavescens-Typus oder der Straussgraswiese, mischen sich den Beständen gern die ebenso üppigen Chaerophyllum hirsutum-Rasen bei. Wo der Bach im weitern Verlaufe in steile Buschwaldabhänge eintritt, um- säumen ihn oft Kolonien von Eupatorium cannabinum, Impatiens Noli tangere oder Aruncus silvester.!) 2. Formationsgruppe des Flachmoores. Wir fassen den Begriff des Flachmoores enger als dies oft ge- schieht, gewissermassen in buchstäblichem Sinne des Wortes, da wir die mit fliessendem Wasser durchtränkten Hängemoore ausschliessen. Zum Begriff des Flachmoores in diesem Sinne gehört vor allem ebenes Terrain mit stagnierendem oder in unmerklicher Bewegung befind- lichem Grundwasser, und zwar unterscheiden wir nach der Dichtig- keit des Rasens zwei Formationen, die geschlossene Sumpfwiese und das Wiesenmoor. Beide sind in unserem Gebiete mit seinem starken Gefälle des Bodens nicht in grossen Flächen vorhanden nd besonders in der Kultur und Montanzone auffallend selten, während sie in der subalpinen und alpinen Zone verbreiteter sind. e . > ) Letztere aber nur zwischen Ponte oscuro und Crana. ’ Die Flora des Val Onsernone, 475 a) Formation der Sumpfwiese. Die Sumpfwiesen (i. e. 3.) umfassen im Onsernone nur ganz wenige Bestandestypen von zudem sehr untergeordneter Bedeutung. Die grosse Mehrzahl derselben ist subalpin—alpin, die grösste Zahl der sumpfigen Orte der Montanzone fällt unter den Begriff des Hängemoores. 7. Typus der Molinia coerulea. Dieser Typus ist der einzige der Sumpfwiese, welcher auch in tieferen Lagen unter 1000 m in grösseren Flächen zu finden ist. Auf- . fallenderweise steigt er nicht über die Montanzone auf, erreicht sogar nicht einmal die obere Grenze derselben, während in anderen Gegenden die Besenriedwiese bis in die alpine Zone getroffen wird. Die Molinia- Wiesen sind im Onsernone wenig zahlreich. Bestände, welche hieher gehören, aber gewöhnlich nicht rein sind, beobachtete ich bei Ron- conaglio, 400—500 m, an mehreren Stellen um Crana, 800—1100 m, und bei Spreghitto oberhalb Comologno bis 1350 m, Dennoch ist Molinia eine recht verbreitete Pflanze im Onsernone, allein nicht in der Sumpfflur, sondern merkwürdigerweise (oft in Riesenexemplaren von Manneshöhe und darüber) als Begleiter der Sarothamnus-Bestände innerhalb der Kastanienwälder und sodann als Felspflanze (i. w. $.) wie Andropogon Gryllus. Der Molinia-Typus gehört zu den anpassungs- fähigsten aller Wiesentypen, und Geilinger erwähnt ihn deshalb in drei verschiedenen Modifikationen (l. ce. pag. 248 ff): a) Molinia als Sumpfrasen, b) Molinia als Frischrasen, ce) Molinia mit den Begleit- pflanzen der Trockenrasen. Auch Stebler und Schröter gruppieren in ihrer Übersicht über die Wiesentypen der Schweiz die Begleiter des Molinietums in solche nasser und trockener Standorte. Im Onsernone tritt nun Molinia auf den trockenen Wiesen auf- fallend zurück, und zwar aus dem Grunde, weil sie alle zu Futter genutzt und früh, oft zweimal gemäht werden, was den sicheren Tod des Pfeifengrases zur Folge hat Die wenigen Stellen, wo Molinia auf trockenem Boden vorkommt, liegen entweder in Buschweiden oder ganz mageren Rasen, wo nur einmal (und spät) gemäht werden kann. Dies ist der Fall bei einem Mischbestand von Festuca rubra und Molinia bei Spreghitto, in welchem aber der Rotschwingel die führende Rolle spielt. Häufiger ist Molinia als Sumpfrasen auf flachen Stellen der Hängemoore oder in den wenigen ausgesprochenen Flachmooren, wo das Schneiden des Gras- wuchses nur einmal und darum später vorgenommen wird. Auch im Andropogon Gryllus-Typus findet es sich auf den nasseren Partien der Wiesen nahezu bestandbildend, mit Übergängen zur Trockenwiese; 476 Johannes Bär. selbst im ausgesprochen xerophilen Bromus ereetus-Typus bei Ron- conaglio fand ich an einer Stelle Molinia als Nebenbestandteil. Nir- gends erreicht aber Molinia in gemähten Beständen diese Uppigkeit, 3 wie an den Stellen, wo sie nicht gemäht wird, in Buschwäldern und auf Felsen, in deren Spalten Sickerwasser fliesst. 7a) Nebentypus der Carex panicea. Die hirsenfrüchtige Segge ist im Ganzen recht selten in unserem Gebiete, und bestandbildend habe ich sie nur einmal getroffen, nämlich am Nordende des Sumpfes von Segna, 1170 m. Hier herrscht ein fast absolut reines Rhynchosporetum auf einer relativ starken Torf- schicht. Mit der Erhöhung des Bodens erscheint Carex panicea an der Randzone des Sumpfes und wird schliesslich dominierend, bis sie weiter aussen in eine magere Callunaheide mit viel Polygala Chamae- buxus var. rhodoptera übergeht. Molinia fehlt an dieser Stelle völlig; ich führe den Carex panicea-Bestand aber doch als Nebentypus des Molinietums an, weil er ähnliche ökologische Ansprüche stellt, und nichts das Vorhandensein einer Molinia-Wiese an der betreffenden Lokalität verunmöglichen würde. Der eben genannte Hirsenseggenbestand ist recht kurzrasig, die graugrünen Blätter der Carex panicea bilden zum hellgrünen Rhyn- ehosporetum oder dem mit ihm abwechselnden Carex ‚flava-Rasen einen starken Kontrast. Neben den genannten Arten kommen noch als Nebenbestandteile vor: Nardus stricta var. uliginosa, Juncus alpinus, Carex stellulata, Potentilla erecta, Tofieldia calyculata, Viola palustris, Drosera rotundifolia, Parnassia palustris, und als grösste Seltenheit im Tessin, Lycopodium innundatum. 7b) Nebentypus des Zriophorum latifolium. Das breitblättrige Wollgras kommt im Gebiete nur an zwei Stellen bestandbildend vor, mit nahen Beziehungen zum Sumpfrasen der Molinia coerulea einerseits und zum Carex flava-Rasen seiner nähern Umgebung anderseits. Es findet sich am Ostabhang des Monte Mottone bei Crana in einer Meereshöhe von ca. 1150 m. Diese Lo- kalität ist charakterisiert durch das häufige Vorkommen von Hermi- nium Monorchis, was auch an keiner andern Stelle im Onsernone der Fall ist. Ein weiterer Bestand liegt bei der Kapelle von Segna, 1170 m, auf einer ebenen Stelle beim Ausfluss des dortigen Moores- Er ist nur ca. 20 m? gross und enthält neben Eriophorum recht häufig den im Onsernone nirgends auftretenden Orchis sambucinus, der auch auf dem ganzen sich anschliessenden Heuberg des Monte Comino zahl- reich vorkommt. Die Flora des Val Onsernone, 477 8. Typus der Rhynchospora alba. Auch dieser Typus der Sumpfwiese, der anderwärts eher zum Hochmoor zu rechnen ist, findet sich nur an einer Stelle im Onser- none entwickelt, und zwar am Nordende des schon mehrfach erwähnten Sumpfes von Segna, 1170 m. Dort bildet die weisse Schnabelbinse einen stellenweise absoluten Reinbestand, in dem gar keine andere Pflanze vorkommt. Wo sich der sehr dichte Bestand etwas lockert, treten auch andere Sumpfpflanzen auf; stellenweise geht der Be- stand in den Carex flava-Typus (vorwiegend Carex flava ssp. Oederi) über, im zentralen Teil aber in einen von Sphagnum durchsetzten Hochmooranflug mit vorherrschendem Eriophorum vaginatum und E. angustifolium. Am Rande des Moores setzt sich das Rhynchosporetum ohne scharfe Grenze in den oben erwähnten Carex panicea-Rasen fort, der in magere Callunaheide überleitet. Die nachfolgende Arten- liste umfasst die ganze Fläche, in welcher Rhynchospora alba an Zahl überwiegt, und sind in derselben lokale Curex flava-Rasen oder die Übergangszone zum Hirsenseggenbestand inbegriffen. Rhynchosporetum auf dem Sumpfe von Segna (1170 m). Rhynchospora alba 8—10, Carex panicea 5, C. flava Ein Oederi 3— 8, C. echi- nata 5, Nardus stricta 5, Carex flava ssp. lepidoe wa R Eriophorum vaginatum 3 E. angustifolium 2, Bahr magellanica 2, Juncus alpinus 2—5, Selziall: Br etica 3, Lyeopodium innundatum 3, Drosera rotundifolia 5, ee palustris 3, Potentilla erecta 3, Suceisa pratensis 3—5, Calluna vulgaris 3, Cirsium palustre 3, gr pa- lustris 3, Homogynealpina 2, Juncus filiformis 2, Tofieldia ag caiee 2e€ 9. Typus des Trichophorum caespitosum (var. austriacum). Das Trichophoretum ist in der subalpinen und alpinen Zone der weitaus häufigste und verbreitetste Typus der Sumpfwiesen. Er bildet sich überall da, wo die kurzrasige Nardusweide flache Vertiefungen zeigt, in welchen sich das Regenwasser sammelt, aber erst, nachdem es eine grössere Strecke durch den nährstoffarmen Humus des Narde- tums gesickert ist und hier sich mit reichlicher Humussäure beladen hat. Das Trichophoretum ist also, um es mit wenig Worten zu charakterisieren, ein versumpftes Nardetum, was auch daraus hervor- geht, dass es immer einen grösseren oder geringeren Prozentsatz Borstgras enthält. Es bildet häufig auch die Fortsetzung der Schnee- tälchenrasen, wo der Abfluss des Schneetälchens nicht stark genug ist, um eine kleine Bachrinne in das zähe Filzwerk der Narduswiese einzureissen. Selbst wo dies der Fall ist, umsäumt oft noch ein Schmales Band von Trichophoretum die Schmelzwasserbäche. Auch an grösseren Wasserläufen findet es sich an Stellen, wo Sickerwasser 478 Johannes Pär, aus dem Humus des Nardetums heraustritt. Die vornehmlichste Be- dingung für das Zustandekommen des Trichophoretums ist also eine undurchlässige Unterlage des Nardetums oder der alpinen Zwerg- strauchheide, wodurch das Wasser genötigt: wird, längere Zeit mit em torfartigen Rohhumus in Kontakt zu bleiben. Wenn es dann an die Oberfläche austritt, so ist die Folge ein Bestand von Tricho- phorum caespitosum. Nach unten geht das Trichophoretum oft in die Wiesenmoore mit freiliegendem Wasser über, die sich als Reste der in Verlandung begriffenen Kartümpel darstellen, und mit unscharfer Grenze in die offenen Wasserbecken derselben übergehen. Aus den zahlreichen Beständen von Trichophorum caespitosum, welche besonders die sog. „Fornale* begleiten, sei hier eine Bestandesaufnahme ausge- wählt, die am ehesten ein Bild der Flora dieses meist recht artenarmen und als Weide sozusagen gänzlich ertraglosen Sumpfwiesentypus geben kann. Trichophoretum auf Alpe Medaro (2000 m, flache Bodensenkung in nördlich geneigtem Nardetum). Trichophorum caespitosum 10, Nardus strieta 6, Carex magellanica 5, G. echi- nata 5, Saxifraga stellaris 3, Viola palustris 3, Potentilla erecta 3, Vaceinium uli- ginosum 3, Carex Goodenowii 2, Eriophorum angustifolium 2, Juncus filiformis 2, Pinguieula alpina 2, Astrantia minor 2, Leontodon pyrenaicus 2, Pinguieula vulgaris ssp. leptoceras 1, Gymnadenia albida 1, Soldanella alpina 1, Selaginella selaginoides 1, Homogyne alpina 1, Carex foetida 1, Eriophorum Scheuchzeri 1 ete. ; Nach unten schliesst sich ein Bestand von Carex echinata an, der in ein Wiesenmoor mit weitaus vorherrschender Carer Goodenowü und viel Eriophorum Scheuchzeri übergeht, welche in einen 1—2 dm tiefen Kartümpel vordringen, der in seinem Inneren vegetationslos ist. 9a) Nebentypus der Deschampsia caespitosa. aufgefasst werden, da Trichophorum caespitosum in diesen Beständen selten ganz fehlt. ; Die Flora des Val Onsernone. 479 b) Formation des Wiesenmoores i. e, 8. Die Bestände, welche hieher gehören, unterscheiden sich von der vorigen Gruppe dadurch, dass der Rasen nicht geschlossen, sondern von flachen, mit Torfschlamm oder Wasser (1—15 cm hoher Stand) erfüllten Vertiefungen nach Art der Hochmoorkolken durchsetzt ist. Solche Lokalitäten fehlen im Gebiet in tieferen Lagen, da die Ge- hänge durchwegs zu steil sind, um ein Stagnieren des Wassers zu ermöglichen. Höchstens finden sich Anklänge an diese Formation unter den Hängemooren, besonders im Carex Jlava-Typus derselben. Häufig sind dagegen die Wiesenmoore in den flachen Karbecken der subalpinen und alpinen Zone. Sie bilden ein Zwischenstadium der Verlandung, welches von den offenen oder mit tieferem Wasser er- füllten und daher vegetationsarmen Kartümpeln zur geschlossenen Sumpfwiese überleitet. Wenn aber während der Verlandung die Torfschicht grössere Mächtigkeit erlangt, siedelt sich gerne ein Hoch- mooranflug an, indem die Kolken, oft auch die Rasen von Sphagnum- I Rasen durchsetzt werden, die sich schliesslich über den Wasserspiegel erheben und zu typischen Hochmooren auswachsen können. Bestände I der letztern Art stelle ich als Vorstufe des Hochmoores bereits zu diesem. Bemerkenswert ist bei den Beständen des Wiesenmoores : a a a San E im Gebiete das fast völlige Fehlen horstbildender Scheingräser, die bestandbildenden Arten sind alle ausläufertreibend. Dies mag die vornehmlichste Ursache des lockeren Rasens sein. Eine andere Ur- sache ist der Umstand, dass die flachen Tümpel vom Weidevieh ohne alle Furcht betreten werden, und so horstbildende Pflanzen von den Hufen in den Schlamm hinuntergedrückt werden, aus dem sie sich infolge der Kürze ihrer Triebe nicht mehr herausarbeiten können und so in der Konkurrenz gegenüber ihren ausläuferbildenden Ver- wandten, die mittelst ihrer langen Stolonen mit Leichtigkeit wieder ans Tageslicht gelangen, schliesslich ganz unterdrückt werden. Ein ebenfalls allen Beständen des Wiesenmoores im Onsernone gemein- sames Merkmal ist die Kurzrasigkeit. Nirgends finden wir die lang- halmigen Rasen eines Carex ‚lacca- oder Carex inflata-Bestandes. Be- zeichnend ist auch das absolute Fehlen von Trichoon Phragmites in jeder Höhenlage des Gebietes. re 10. Typus der Carexr Goodenowii. Die gemeine Segge bildet den Hauptbestand des subalpin— alpinen Wjesenmoores im Onsernone, und figuriert oft auch als Pionier bei der Verlandung flacher Kartümpel, wo die sonst die äusserste Verlandungszone bildende Art, Eriophorum Scheuchzeri, fehlt. Tieferes Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich, Jahrg. 59. 1914. 480 Johannes Bär. Wasser hingegen meidet sie, und bildet hauptsächlich das Übergangs- glied zwischen Eriophoretum und Trichophoretum. Dagegen können an Stelle des letztern auch andere Flachmoorrasen sich anschliessen, wie Bestände von Carex echinata, ©. magellanica und C. foetida. Oft geht das Goodenowietum ohne irgendeinen andern Zwischenbestand direkt in Nardetum über, oder es schliesst sich, besonders in höheren Lagen, ein Schneetälchenrasen an. Das typisch ausgebildete Goodenowietum umsäumt in einem mehr oder weniger’ breiten Streifen, meist nahezu als Reinbestand, die seichten Kartümpel der Fornale und anderer versumpfter Stellen der subalpin—alpinen Zone. Wo die Tümpel fehlen, sind solche Be- stände ein Überrest derselben nach ihrer gänzlichen Verlandung. Der Rasen ist hier fast geschlossen; dagegen erheben sich zwischen den Trieben der gemeinen Segge meist noch vereinzelte Exemplare von Eriophorum Scheuchzeri, als Relikt des früheren Bestandes letzterer Art. Wo die Verlandung noch nicht so weit vorgeschritten ist, bildet das Goodenowietum keinen völlig geschlossenen Rasen, derselbe zer- fällt in einzelne kleine Horste, die aber durch Stolonen miteinander in Verbindung stehen, welche die kleinen Kolken durchsetzen, ohne hier vorderhand aufrechte Triebe zu bilden. Auch hier bildet Erio- phorum Scheuchzeri, seltener auch E. angustifolium den hauptsäch- lichsten Nebenbestandteil. Hie und da bemerkt man kleine Gruppen von Carex brunnescens oder die seltenere C. lagopina, oder die freudig grünen Rasen von Juneus filiformis. Das typische Goodenowietum des Onsernone ist also, wenn wir es z. B. mit den Beständen anderer Gegenden (vergleiche Schröter, Pflanzenleben der Alpen, pag. 333; 2 Stebler, ‚Streuewiesen der Schweiz, Ldw. Jahrb. d. Schweiz, Bd. XI. 1897, pag. 38—44) vergleichen, auffallend artenarm und erinnert ganz _ an den Bestand, den Brockmann (l. c. pag. 350—51) aus dem Val Mera im Puschlav anführt. Etwas abwechslungsreicher gestaltet sich das Bild, wenn wir auch die Mischbestände, in welchem Carex Goodenowii dominiert oder wenigstens häufig auftritt, in den Kreis der Betrachtung ziehen. Dann entsteht ein buntes Gemisch von Goodenowietum, Trichophoretum, Nardetum, Beständen von (arex echinata und C©. magellanica, Eriophoretum ete., die alle einen Teil ihrer Begleitpflanzen zur Bevölkerung der Mischbestände beitragen. Auch zum Hochmoor oder wenigstens Hochmooranflug leitet ‚das Goodenowietum über, indem, wie Brockmann (1. e. pag. 350) erwähnt, auf durch den Weidgang gebildeten „Treienhügeln“ sich mit Vorliebe Sphagnumbülten ansiedeln, die schliesslich von einer Zwergstrauch- heide, besonders Vaceinium uliginosum, überwuchert werden. Bei aus reichender Befeuchtung ist das Endglied der Verlandung eines Kar- Die Flora des Val Onsernone. 481 tümpels ein Hochmoor oder eine Zwergstrauchheide, bei geringerer Feuchtigkeit ein Trichophoretum oder eine Borstgrasweide. Zu beiden stellt das Goodenowietum eine Zwischenstufe dar. Aus den zahlreichen Beispielen fast reiner Carexr Goodenowiüi- Rasen, deren Aufnahmen mir vorliegen und die meist nur 3—5 Arten aufweisen, wähle ich im Folgenden den artenreichsten aus, trotzdem er eigentlich ein Mischbestand, aber mit weitaus vorherrschender Gemeinsegge, ist: Goodenowietum im Fornale di Porcareccio (2150 m, schwach geneigte O-Exposition mit nahezu verlandetem, absolut ebenem Kartümpe)). h —2, Pedicularis Kerneri 1, P. tuberosa 1, Potentilla erecta 1, Nardus strieta E eschampsia caespitosa var. alpina 1, Viola palustris 1, Homogyne alpina 1 (auf Treienhügeln), Viola biflora 1 ete. Mit dem Ansteigen des Bodens verschwindet Carex Goodenowii plötzlich und macht einem reinen Trichophoretum Platz. Die Zen- tralpartie des Kartümpels ist ganz durchsetzt von absolut reinem Eriophoretum, das aber noch grössere offene Wasserflächen zwischen sich lässt. 10a) Nebentypus des Eriophorum Scheuchzeri. usser dem, was bereits im vorigen Abschnitt über die Rolle dieses schönsten unserer Wollgräser im Goodenowietum gesagt wurde, möchte ich hier nur noch beifügen, dass dieses Woilgras (seltener auch X. angustifolium), auch wenn es in untergeordneter Menge im Bestande der Gemeinsegge auftritt, infolge der Auffälligkeit seiner Fruchtstandperücken bestimmend auf das Gepräge der verlanden- den Wassertümpel einwirkt und, obwohl wir es bei den Verlandungs- beständen in erste Linie stellen müssen, auch als Nebentypus des Goode- nowietum aufgefasst werden kann. Im übrigen verweise ich auf das bei den Verlandungsbeständen über diese Art Angeführte. Die aus- - gedehntesten Eriophorum-Wiesen (exkl. die Bestände der eigentlichen Verlandungszone) finden sich auf der Alpe und im Fornale di Porca- reccio, sowie auf Alpe Medaro, von 1900—2300 m. Kleinere Rasen teffen wir auch auf dem Fornale di Cattogno und auf Alpe Ribbia. 482 Johannes Bär. 10b) Nebentypus der Carex foetida. Auf dem Fornale di Cattogno, 2200—2300 m, fand ich auf meh- reren verlandeten Senken, durch ihre topfebene Fläche und die ver- einzelten Eriophorum Scheuchzeri-Relikte deutlich ihren Ursprung Kartümpeln verratend, einen geschlossenen, sozusagen absoluten Reinbestand von Carex foetida. Derselbe bildet eine Decke über den weichen Torfschlamm, die beim Betreten oft noch wellenförmige Be- wegungen ausführt, also eine Art „schwingender Böden“, deren Unter- . lage allerdings gewöhnlich kein Wasser ist wie bei den bekannten schwingenden Böden der Torfstiche. Infolge der völligen Analogie mit ähnlichen Beständen der Gemeinsegge stellen wir diese Rasen ' als Nebentypus zum Goodenowietum. Auch in letzterem tritt Carex foetida gelegentlich als Nebenbestandteil auf. Wir müssen diese Art nach ihrem sonstigen Vorkommen im Gebiete als einen Emigranten der Schneetälchenrasen betrachten, der auf dem Wiesen- moor ihm sehr zusagende Bedingungen gefunden hat. Die Exemplare sind alle recht üppig im Verhältnis zur geringen Entwicklung der- selben im Schneetälchenrasen. 11. Typus der Carer magelianica. Carex magellanica (= C.irrigua), die nahe Verwandte der (. limosa 4 der tief gelegenen Hochmoore, bildet am Rande des Goodenowietums, besonders wo dasselbe von kaltem Quellwasser berieselt wird, häufig einen kurzrasigen Bestand von schr charakteristischem Aussehen, welches durch die hängenden, trübbraunen Fruchtähren bedingt wird. Schröter (l.e. pag. 337) betrachtet die Art, wie Carex limosa, als Hoch- moorpflanze, was vielleicht im Kalkgebirge zutreffen mag; im Ur- gebirge hingegen scheint dieselbe mehr die Stellen mit mineral- reicherem Wasser aufzusuchen, wenigstens qualifiziert sie sich im Onsernone als typische Flachmoorpflanze; ich fand sie nur selten in Hochmooranflügen, so auf Alpe Salei 1920 m, und auf dem Sumpfe von Segna 1170 m, wo sich zugleich der tiefste beobachtete Standort a des Gebietes vorfindet. Die Hauptverbreitung liegt über 1900 m, bis 2350 m ist sie im Gebiete fast in jedem Sumpfe zu finden, aber immer nur am mineralreicheren Rande desselben. Die Bestände sind von geringer Ausdehnung, und die Begleitflora ähnelt auffallend dem Trichophoretum, so dass dieselben ebensogut als Nebentypus des letzteren aufgefasst werden könnten. ; lla) Nebentypus des Carex echinata var. gryp98. An den Standorten der Carer magellanica fehlt selten die hoch- alpine Form der sternährigen Segge, und bildet meist dichte Rasen, I $ Die Flora des Val Onsernone. 483 indem die Horste sich auf kleinen Flächen völlig drängen, Die Be- gleiter sind meist die nämlichen wie die der vorigen Art, da C. echi- nata ebenfalls mit Vorliebe quellige Orte aufsucht. Beide Typen könnten daher auch zu den Quellfluren gezogen werden, meiden aber Stellen mit zu rascher Bewegung des Wassers und suchen nur solche auf, die durch Sicker- oder Quellwasser dauernd nass gehalten werden. 3. Formationsgruppe des Hochmoores. Diese Formationsgruppe ist die am wenigsten verbreitete im Gebiete, und zwar hauptsächlich infolge seiner Bodengestaltung, die ein langes Stagnieren des Wassers (d. h. so lange, bis es alle Mineral- salze verloren hat) unmöglich macht. Hingegen wären die reichlichen Niederschläge der Ausbildung sehr günstig, und so kommt es wenig- stens zu Anfängen der Hochmoorbildung, die wir als besondere _ Formatien des Hochmooranfluges dem Hochmoor i. e. 8. gegenüber- stellen wollen. a) Formation des Hochmooranfluges. Trotz der ungünstigen Bodengestaltung sind Hochmooranflüge im ÖOnsernone infolge der reichlichen Niederschläge und der geringen Durchlässigkeit des Gesteins, vor allem aber infolge der oft mäch- tigen Humusschicht, welche viele Bestände auch trockener Natur (Trockentorf) bilden, ziemlich häufig, aber meist von sehr geringem mfang und daher die einzelnen Bestände sehr artenarm. Als Kri- terium für die Klassifikation der Flora einer Lokalität als Hochmoor- anflug habe ich Folgendes beachtet: 1. Auftreten von Sphaguum oder andern Moosen von ähnlichem biologischem Charakter. 2. Vorkommen typischer, d. h. nur im Hochmoor auftretender Blütenpflanzen oder Gefässkryptogamen, z. B. Eriophorum vaginatum oder Lycopodium 3 innundatum. Ä 12. Typus des Sphagnetums. Wir können die Sphagnumpolster und -Rasen des Gebietes in zwei deutlich getrennte Gruppen bringen, nämlich: 1. Torfmoos- bestände der Quellfluren und Hängemoore. 2. Sphagnum-Rasen auf Flachmoorunterlage, in Kolken oder stehenden Gewässern kleineren Umfanges. Leider aber habe ich seinerzeit auf meinen Touren die Sphagnum- flora des Gebietes zu wenig einlässlich berücksichtigt, so dass sich unter dem gesammelten Material nur vier Arten vorfinden, obwohl die Zahl derselben jedenfalls grösser ist. Von diesen vier Arten 484 Johannes Bär. verteilen sich zwei auf die erste Gruppe, eine bildet die zweite fast ausschliesslich, und die letzte, häufigste Art des Gebietes, ist beiden gemeinsam. 1. Auf Quellfluren und Hängemooren des Onsernone wachsen: a) Sphagnum cymbifolium Ehrh. besonders an Stellen tiefer Lagen, wo Wasser aus dem Trockentorf der Sarothamnusbestände oder der Callunaheide aussickert. Hier bildet es oft schwellende, tiefe, bülten- artige Polster (vergl. Standortskatalog). Die Ursache des Wasser- austrittes ist gewöhnlich undurchlässige Unterlage von Glaciallehm oder kompaktem Fels. b) Sph. squarrosum und das beiden Gruppen gemeinsame Sph. acutifolium überziehen oft an quelligen, meist etwas schattigen Felsen oder auf sumpfigen Wiesen grössere Flächen mit fast absolut reinem, meist sehr tiefem Teppich, so namentlich innerhalb der Kastanien- wälder, z.B. unterhalb eines Erica carnea-Bestandes bei Vosa di - dentro 550 m, an mehreren Stellen zwischen Ponte oscuro und Russo, bei der Kapelle unterhalb Crana etc. Nicht selten findet sich in ihrer Gesellschaft Trichophorum alpinum, das die Polster völlig durch- setzt. An Stelle der hier genannten Torfmoose können an ähnlichen Lokalitäten eine Reihe anderer Laubmoose auftreten, die aber nicht immer kalk- resp. mineralarmes Wasser verlangen. Es seien hier genannt Hypnum decipiens, Philonotis Fontana, Blindia acuta, Bryum alpinum, Pogonatum Briosianum etc. Sie bilden aber meist flachere, nicht so zur Torfbildung neigende Rasen oder Polster. 2. Im seichten bis ansehnlich tiefen Torfwasser der Flachmoor- gräben oder Kolken ist das flüssige Medium oft bis zur Oberfläche durchwachsen von dichten, meist völlig untergetauchten Rasen von: b) Wo es auf diesen Hochmooranflügen zur ausgesprochenen Bülten- bildung kommt, ist meist Sphagnum acutifolium die Ursache derselben. Es siedelt sich gern im Rasen der vorigen Art an, wenn derselbe über Wasser hervortritt, oder überkleidet auf dem Flachmoor die durch den Weidgang entstandenen Treienhügel; ersteres ist der Fa \ E e 4 Die Flora des Val Onsernone. 485 auf dem Moor von Segna, das letztere auf der versumpften Weide unter- halb des Laghetto di Salei. Dort haben sich auf einzelnen Treien bereits etwas Vaccinietum, selbst einige Alpenrosenbüsche angesiedelt, esbilden also die Bülten, wie Brockmann richtig bemerkt (l. ec. p. 357), das Zwischenglied zwischen Flachmoor und Zwergstrauchheide. Vikari- sierend treten oft für die Torfmoosrasen des Sphagnum contortum die als Verlander eine grössere Rolle spielenden, aber auch „hartes“ Wasser nicht scheuenden Moose Hypnum purpurascens und H. exan- nulatum ein, so namentlich in tiefen Moorkolken und im Quellbach auf der Alpe Salei, doch auch anderswo in Quelltümpeln und Moor- kolken. 13. Typus des Zriophorum vaginatum. Diese Art ist von den Wollgräsern des Gebietes die bezeich- nendste für das Hochmoor resp. den Hochmooranflug, während die andern drei Arten, vielleicht mit Ausnahme des meist in Gesellschaft des scheidigen Wollgrases auftretenden E. angustifolium, mehr das Flachmoor kennzeichnen. Den grössten Bestand von E. vaginatum beobachtete ich auf dem Moor von Segna, einen kleineren auf Alpe Salei, und vereinzelt traf ich die Art auf Alpe Piano Becaro und andern Alpen des hintern Val di Vergeletto an. Häufig sind die Rasen durchsetzt von Seggen-Beständen, so dem Carex panicea-Rasen auf Segna, dem Goodenowietum auf Alpe Salei. Nur in tiefem Wasser sind sie absolut rein und höchstens von submersem Sphagnum con- tortum durchsponnen. 14. Typus der Rhynchospora alba. Die weisse Schnabelsaat wurde bereits bei der Besprechung de Flachmoore als bestandbildende Art einlässlicher behandelt. Sie dringt aber auch in die von Sphagnum contortum gebildeten Hoch- mooranflüge ein und figuriert hier neben Eriophorum vaginatum und E. angustifolium auf dem Moor von Segna als Hochmoorpflanze. Nach üggeli (l. c. p. 152) ist die weisse Schnabelsaat in den Hochmooren des Sihltales bei Einsiedeln eine ausgesprochene Schlenkenpflanze, d.h. eine Besiedlerin flacher Stellen zwischen den Bülten, die nicht von offenem Wasser bedeckt sind. Auch in alten Torfstichen siedelt sie sich mit Vorliebe an, z.B. auf dem Flachmoor bei Robenhausen, und bil- det, da ihre dicht verfilzten Wurzeln nicht bis auf den Gıund des Wassers vordringen, oft schön entwickelte „schwingende Böden“, auf welchen man ohne Gefahr des Einbrechens die Torfstiche überschreiten kann. %anz ähnliches Verhalten zeigt das Rhynchosporetum stellenweise auch im Moor von Segna, aber nicht als Reinbestand, wie im bereits 486 Johannes Bär. besprochenen Flachmoor, sondern gemischt mit Eriophorum vaginatum. Den zähen Rasenfilz der Schnabelsaat durchzieht das bisher im Tessin nirgends anderswo nachgewiesene Lycopodium innundatum, und zwar stellenweise in solcher Anzahl, dass man von einem Nebentypus dieser Art sprechen kann. Die übrigen Begleiter dieses Eriophoro-Rhyn- chosporetums sind die nämlichen wie bei den bereits besprochenen Beständen des scheidigen Wollgrases und des unter den Flachmooren erwähnten Rhynchosporetums. 14a) Nebentypus des Lycopodium innundatum. ‘ Der das Rhynchosporetum des Sumpfes von Segna begleitende Sumpfbärlapp kommt auch ohne Rhynchospora alba als Pionier auf von Sickerwasser überflutetem Glaciallehm vor, der die undurchlässige Unterlage bildet, und durch den Tritt der den Sumpf als, Tränk- oder Badestelle betretenden Weidetiere seiner Torfdecke beraubt wurde. Dieses Verhalten der sonst so mineralscheuen Hochmoorpflanze ist höchst interessant, und wird wohl dadurch ermöglicht, dass der Lehm durch das stark humussäurehaltige Sickerwasser — letzteres fliesst vorher durch eine grössere Fläche mit Callunaheide — seiner wasser- löslichen Mineralsalze beraubt ist. Die von Lycopodium innundatum gebildeten Reinbestände sind aber jeweils nur wenige Quadratdezi- meter gross und verdienen eigentlich den Namen eines „Wiesentypus* nicht. Ich erwähne sie nur infolge dieses eigentümlichen Vorkommens auf mineralischer Unterlage. Charakteristisch sind ferner die eben- falls auf dem blossen Lehm liegenden und durch das humussäure- reiche Sickerwasser vertorften Kuhdüngerfladen, die in der Regel einen Reinbestand von Splachnum ampullaceum tragen, der die Grenze des vertorften Kuhdüngers aber nicht überschreitet. b) Formation des Hochmoores i. e. 8. Dasselbe fehlt in typischer Entwicklung im Gebiete. Anklänge finden sich in den Sphagnum-Bülten der Hochmooranflüge, die im vorigen Abschnitt behandelt wurden, sowie im Bestande des Erio- phorum vaginatum. F. Vegetationstypus der Süsswasserbestände. Auch dieser Vegetationstypus ist im Onsernone recht spärlich entwickelt, da demselben grössere stehende Gewässer fast fehlen und die fliessenden infolge ihres meist grossen Gefälles und starken Ge- Die Flora des Val Onsernone. 487 schiebetransportes bei Hochwasser einer aus höheren Pflanzen be- stehende Flora meist entbehren. Die Süs@wasserflora beschränkt sich infolgedessen auf einige wenige Stellen, wo kleinere Seen, oder grös- sere Tümpel und 'Teiche,. oder langsam fliessende Quellbäche und Quelltümpel ihr Vorkommen ermöglichen. Ein Teil der letztern Loka- litäten wurde bereits bei den Quellfluren, ein anderer bei Bespre- chung der Sumpfwiesentypen behandelt oder wenigstens kurz ge- streift. a) Formation der submersen Bestände. Im rasch fliessenden Wasser der Gebirgsbäche fehlen ausser einer Reihe von an Steinen festsitzenden Algen die völlig untergetauchten Bestände ganz, und die wenigen in dieser Formation zu besprechenden Typen finden sich in stehendem oder langsam fliessendem Wasser. 1. Typus der Fontinalis antipyretica. Der einzige Bestand des völlig untergetauchten Mooses findet sich im Onsernone — gründlichere Durchforschung desselben in dieser Richtung vorbehalten — in einem tiefen Quelltümpel im Val Fiumegna, dessen Boden einen völlig geschlossenen Teppich dieses stattlichen Mooses aufweist, der nirgends an die Oberfläche reicht, sondern 30 cm hoch von klarem Quellwasser bedeckt ist. 2. Typus des Hypnum exannulatum und H. purpurascens. Diese beiden Moose, bald das. eine, bald das andere oder beide zusammen, sind recht verbreitet in tiefern Quelltümpeln oder Sumpf- gräben und langsam fliessenden Bächen, besonders in der subalpinen Zone, und bilden „submerse Wiesen“, die in der Regel den Wasser- spiegel nicht erreichen, seltener aber bis zu demselben vordringen und hiedurch zu den Verlandungsbeständen überleiten, deren Vorstufe sie darstellen. Sie durchsetzen auch die Bestände von Eriophorum Scheuchzeri oder angustifolium oder die Kolken des Goodenowietums in den Kartümpeln der „Fornale*. Im Hochmooranflug auf Segna spielt im dortigen Bestande des Eriophorum vaginatum Sphagnum eontortum var. gracile eine ganz ähnliche Rolle, so dass es sich auch mit diesem Typus vereinigen liesse. 3. Typus der Callitriche palustris. Auf der Alpe Ruscada finden sich in einer Meereshöhe von 1680—1700 m zwei flache, 30—50 em tiefe Quelltümpel ohne ober- irdischen Abfluss, die vom dortigen Alpvieh als Tränkestellen stark A88 Johannes Bär. besucht werden und daher keine Verlandungszone zeigen. Dagegen werden sie nicht völlig du®hwatet, und in dem den Huftritten ent- zogenen, flachen Boden derselben leuchtet dem Beschauer ein schwel- lend grüner Teppich eines völlig geschlossenen, absolut reinen Be- standes von Callitriche palustris L. ssp. androgyna (L.) Schinz und Thellung, aus dem kristallklaren Wasser entgegen. Die aufstreben- den, dichtgedrängten Zweige der Pflanze erreichen nur in trockenen Jahrgängen die Wasseroberfläche, wo sie ihre sternförmigen Blatt- rosetten ausbreiten. Aber auch die völlig untergetauchten Pflanzen fruktifizieren verhältnismässig reichlich. Anderswo im Gebiete habe ich derartige „Wasserstern-Wiesen“ nicht beobachtet. b) Formation der emersen Bestände (Verlandungsbestände). Dieselben spielen im Gebiete infolge des Fehlens stehender Ge- wässer in tiefen Lagen keine Rolle, und auch in höheren Lagen sind es infolge der geringen Ausdehnung des hieher gehörigen Areals nur wenige Arten, die hieher zu rechnen sind. Ein Teil derselben ist bereits bei den Sumpfformationen genannt worden, da bei den meist ganz flachen, nicht über 1 m tiefen Gewässern die Grenze zwischen der Wasser- und Sumpfllora je nach der subjektiven Auffassung des Beobachters verschieden gezogen werden kann. Im allgemeinen habe ich als Grenze der Teichformation eine Wassertiefe von 30 cm an- genommen und die Vegetation seichterer Wasserbecken zur Sumpfflur gerechnet. Bemerkenswert ist das völlige Fehlen einer grösseren Anzahl von ausgesprochenen Verlandungspflanzen im Onsernone. Ich erwähne als solche fehlende Arten besonders Trichoon Phragmites, alle Arten von Potamogeton, alle Seerosengewächse und Weasser- Ranunkeln, etc. : 4. Typus des Sparganium affine. ‚Sparganium afine ist die einzige Blütenpflanze des Onsernone, die in über 50 cm tiefes Wasser vordringt; sie findet sich nur in dem einzigen See auf der Alpe Salei und bildet bei einer Wassertiefe von 30 cm bis über-1 m einen sehr charakteristischen Verlandungs- bestand am Rande desselben. Die Randzone des Sees, die im Winter trocken liegt und im Sommer vom Weidevieh betreten wird, ist vege- tationslos. In zwei kleineren Seebecken auf Cavegna hinter Porca- reccio, die zwar ihr Wasser der Rovana zusenden, fehlt überhaupt jegliche Limnaeenflora. Im Val Fiumegna beobachtete ich in einem Quelltümpel eine starke Kolonie von Sparganium minimum, das einen ‚ habituell sehr ähnlichen, aber viel kleineren Bestand bildet. Die Flora des Val Onsernone. 489 5. Typus der Carex inflata. Eine Gruppe dieser Verlandungspflanze findet sich im südlichen Entwässerungsgraben des Moores auf Segna und geht einesteils in ein Juncetum, andernteils in Eriophoretum (E. vaginatum + E. an- gustifolium) über. Im übrigen Gebiet fehlt die Pflanze völlig. 5a) Nebentypus des Juneus conglomeratus. An gleicher Stelle wie der vorige Bestand findet sich längs der tiefen Gräben, auch in tiefern Moorkolken des Eriophoretums, Juncus conglomeratus bestandbildend, und zwar in einer sehr üppigen Form. ie Art ist aber auch an andern Stellen des Gebietes in kleinen, aber tiefen Quelltümpeln vorhanden, und kann dieselben einer raschen Verlandung entgegenführen. Als Zeugen dieses Vorganges finden sich derartige Kolonien auch auf einigen Hängemooren. Zuweilen wird die obengenannte Art vertreten durch Juneus effusus var. compactus, der nur schwer von J. conglomeratus unterschieden werden kann. 6. Typus des Eriophoretum (Eriophorum Scheuchzeri + E. angustifolium) Das Wichtigste über diesen Typus wurde bereits bei Besprechung der Sumpfflur erwähnt. Die genannten Wollgrasarten, seltener auch E.vaginatum, wagen sich aber auch in tieferes Wasser vor, und nament- lich das erstere fungiert in der subalpinen und alpinen Zone als Pionier der Verlandungsbestände, indem es in absoluten Reinbeständen, die zwar meist nur locker sind, in den meisten Kartümpeln als eine hervorragende Zierde derselben seine schneeigen Fruchtperrücken er- hebt. Oft ist bereits die ganze Wasserfläche vom Eriophoretum durch- setzt, bei tiefern Gewässern (über 50 em) findet sich aber im Zentrum eine vegetationslose Wasserfläche. Über die Rolle der beiden Ast- moose Hypnum exannulatum und H. purpurascens im Eriophoretum vergl. Typus des Hypnum exannulatum. Nach aussen geht das Erio- phoretum fast ausnahmslos in einen Mischbestand mit Carex Goode- nowii über, der schliesslich in einen Reinbestand der letzteren. Art ausklingt. a 6a) Nebentypus der Chrex Goodenowii. An Stellen, wo die Wollgräser fehlen, kann auch Carex Goode- nowi als Pionier der Verlandung auftreten, und bildet dann absolute Reinbestände. Die Stolonen der Pflanze erreichen in tiefem Wasser den festen Grund meist nicht, sondern bilden eine Art schwingender Böden von allerdings nicht diehtem Schlusse, die dem losen Torf- : 490 Johannes Bär. schlamm aufliegen. Auch das Goodenowietum ist als Verlandungs- bestand recht verbreitet in der alpinen Zone, und in der Regel ist es von den oben genannten Astmoosen durchsetzt. 7. Typus des Funcus filiformis. Auch diese Art tritt, z. B. auf Alpe Piano Becaro, Alpe Medaro und Alpe Ruscada, vorwiegend subalpin, als Verlandungsbestand in tieferem Wasser auf, allein nicht in schlammigem Torfwasser, sondern in der Regel in klaren Quelltümpeln. Wenn die fadenförmige Simse ‘den Boden derselben genügend erhöht hat, geht der vorherige Rein- bestand in einen Mischtypus mit Carex echinata oder. C. magellanica über; auch Carex leporina habe ich noch mehrfach in solchen Be- ständen angetroffen, sowie ©. brunnescens und O.pallescens. Auffallender- . weise fehlt in höhern Lagen die bezeichnendste Quellflursegge, Carex Jrigida, dem Juncus filiformis-Typus. G. Vegetationstypus der Gesteinsflur. Bei der Besprechung der Gesteinsflur schliessen wir uns enge an die Gruppierung an, welche Geilinger (l. c. pag. 255-268) für das Grignagebiet in vorbildlicher Weise vorgenommen hat, jedoch mit dem Unterschiede, dass wir für unser Gebiet keine Scheidung der Flora in Kalk- und Urgesteinsflora vornehmen können, da die erstere fast völlig fehlt, und wir eine nahezu reine Urgebirgsflora vor uns haben. Nach Brockmann (l. c. pag. 289) „scheidet kein Substrat Kalk- und Kieselpflanzen so streng wie der Fels, und wenn sie auch nicht im Felsen wurzeln, so ist doch hier der benutzte Boden meist autochthon und Mischungen verschiedener Bodenarten durch Wasser usw. sind hier am ehesten ausgeschlossen“. Das trifft nun allerdings in unserem kalkarmen Gebiete gerade am wenigsten für die Felsflora zu, indem eine ganze Reihe von typischen Kalkpflanzen auf Urgesteins- felsen vorkommen, die in ihren Ablosungsfugen durch Auslaugung tieferer Gesteinspartien gewonnenen und infolge Verdunstung an der Felsoberfläche zurückgelassenen Sekretionskalk enthalten, während auf dem frischen Bruch der Gesteine absolut kein Kalk nachweisbar ist. Die Gesteinsflora bringen wir nach der Beschaffenheit der Unter- lage in folgende Gruppen : 1. Formationsgruppe der Felsflur. 2. - » Geröll- und Felsschuttflur. 3. e „ Alluvionalflur. Die Flora des Val Onsernone, 3 491 Eine weitere Unterteilung könnten wir in jeder dieser Gruppen a) nach der Höhenlage, b) nach Exposition und Feuchtigkeitsverhält- nissen, vornehmen. So erhalten wir folgendes Schema, das ich aller- dings nicht überall streng durchführen kann: 1. Formationsgruppe der Felsflur. a) Submontane Felsflur «) sonnig-trockener Standorte, ß) schattig-feuchter Standorte. b) Montan—subalpine Felsflur «) sonnig-trockener Standorte, ß) schattig-feuchter Standorte. c) Alpine Felsflur «) sonnig-trockener Standorte, ß) schattig-feuchter Standorte. D . Formationsgruppe der Geröll- und Schuttflur. a) Submontane Geröll- und Schuttflur «) sonnig-trockener Standorte, ß) schattig-feuchter Standorte. b) Montan—subalpine Geröll- und Schuttflur «) sonnig-trockener Standorte, ß) schattig-feuchter Standorte. c) Alpine Geröll- und Schuttflur «) sonnig-trockener Standorte, ß) schattig-feuchter Standorte. FormationsgruppederAlluvionalflur (@eschiebeflora). a) Submontane Geschiebeflora «) trockener Standorte, ß) feuchter Standorte. b) Montane Geschiebeflora Bei letzterer Gruppe sind Standorte nur in tiefen Lagen vor- handen, am Rande des Hauptflusses, auf relativ ebenem Terrain, bis 1150 m; höher kommen keine Geschiebeansammlungen mehr vor, oder dieselben tragen den Charakter des Felsschuttes, da die Geschiebe nur einen kurzen Weg im Wasser zurückgelegt haben und darum noch eckig sind, wie die gewöhnlichen Felstrümmer. Infolge Fa ebenen Lage spielt auch die Exposition keine Rolle, es kömmen höch- Stens beschattende Gegenstände in Betracht, wie Felswände oder Baumwuchs auf der Südseite der Standorte. Die Feuchtigkeitsver- hältnisse hingegen sind starken Extremen unterworfen je nach der = 492 Johannes Bär. Lage des Grundwasserspiegels, jedoch ist die gleiche Lokalität bald absolut trocken, bald sehr nass. Ä ‘Bei allen übrigen Gruppen spielt die Exposition eine grosse Rolle und könnte die in obigem Schema angeführte (mit «) und ß) bezeich- nete) Unterteilung noch weiter geführt werden, indem die Doppel- bezeichnungen der Standorte kreuzweise verwechselt werden (sonnig- feuchte, schattig-trockene Standorte), was aber die Besprechung der Gesteinsfluren noch bedeutend komplizierter gestalten würde. 1. Formationsgruppe der Felsflur. Als „Felsen“ kommen im Gebiete anstehende, kristalline Schiefer- gesteine in Betracht, die im geologischen Abschnitt der Arbeit, soweit dies für unsere Zwecke nötig, einlässlicher behandelt wurden. Seltener bestehen die „Felsen“ aus dislozierten, grossen Blöcken; sind letztere kleiner, so sprechen wir von grobem Geröll. Da nun Felsen in jeder Höhenlage und Exposition, unter jedem Feuchtigkeitsverhältnis vor- kommen können, so ist auch ihre Flora, die Felsflur, dem gleichen starken Wechsel ausgesetzt. Ferner kann eine Lokalität, auch bei grösserer Ausdehnung, niemals alle für eine bestimmte Höhenlage in Betracht fallenden Felspflanzen zugleich beherbergen. Dies ist um so selbstverständlicher, als die Felsflur, wie überhaupt alle Gesteins- fluren, offene Formationen resp. Formationsgruppen darstellen, in denen die Pflanzendecke gegenüber dem nackten, unbedeckten Sub- strat + zurücktritt. Die Zahl der den Pflanzen ermöglichten Stand- orte wechselt sehr nach der Menge und dem Verlaufe der Schicht- und Ablosungsfugen, also dem Grade der Zerklüftung des Gesteins, sowie der Art und Weise der Ablosung selbst. Streng genommen wächst eigentlich keine höhere Pflanze direkt auf dem nackten Fels, sondern alle auf oberflächlichem, oder in Spalten und Fugen liegendem Detritus organischer und anorganischer Provenienz, und nur ein Teil der Flech- ten und einzelne Algen und Pilze wären im strengsten Sinne des Wortes als Felspflanzen zu betrachten. Schon die Moose verlangen eine gewisse Zersetzung des Gesteins durch Atmosphaerilien oder Bakterien, oder Auflagerung von Flechten und Detritus, wenn auch letzteren in sehr geringer Menge. Weit anspruchsvoller sind aber in dieser Beziehung die höheren Pflanzen, wenn auch das Bedürfnis der Zersetzung des Substrates, resp. der Menge der auf- oder ein- gelagerten Substanzen von Art zu Art, ja selbst innerhalb der Art. individuell verschieden ist. So verschieden nun das Bedürfnis der Pflanzen nach Vorbereitung des Standortes ist, so unbestimmt auch die Grenze, mit welcher Fels- von Felsschutt-, Geröll- und Rasen- Die Flora des Val Onsernone. 493 pflanzen etc. abgegrenzt werden können, und bevor wir an die Be- sprechung der Felsflora herantreten, müssen wir uns die Frage vorlegen und beantworten: „Was wollen wir als Felspflanzen gelten lassen und was davon ausschliessen?“ Oettli, der dieser Frage näher tritt (l. e. pag. 12—13), führt vorerst eine Charakteristik der Felspflanzen nach Engler in seiner Arbeit über „Die Pflanzenformationen und die pflanzengeographische Gliederung der Alpenkette“ an, wonach es sich um Pflanzen handelt, „welche vorzugsweise gedeihen, wenn ihr Rhizom oder ihre Wurzel in Felsritzen eingezwängt und von der Konkurrenz anderer Pflanzen ausgeschlossen ist“, Sodann bringt Oettli eine „Definition der Felsenpflanzen“ und versteht darunter „alle diejenigen ‚ auf Felswänden oder Blöcken wachsenden Pflanzen, welche im Stande sind, als erste unter ihresgleichen den Fels dauernd zu besiedeln und in Verbreitung oder Bau eine mehr oder weniger ausgeprägte Ab- hängigkeit vom Fels als Unterlage erkennen lassen“. Diese Definition umfasst sowohl Besiedler des nackten Gesteins, wie Flechten und Pilze, als auch die höheren Pflanzen, welche den Fels nur indirekt, d.h. mit Hilfe von Detritus irgendwelcher Herkunft, bewohnen. Die erste Gruppe nennt Oettli nach dem Vorgange Schimpers Lithophyten, die zweite Chomophyten oder Anhäufungspflanzen. Die Chomophyten Oettlis werden sodann wieder unterschieden in Exochomophyten oder Oberflächenpflanzen und Chasmochomophyten oder kurzweg Chasmo- phyten, Spaltenpflanzen, je nachdem sie in oberflächlichem oder in den - Felsspalten geborgenem Detritus wurzeln. So einleuchtend und selbst- verständlich diese Einteilung der Felspflanzen, wie auch die beiden von Engler und Oettli stammenden Definitionen auf den ersten Blick erscheinen, ein Mangel haftet beiden an, nämlich der, dass sie keine bestimmten Anhaltspunkte bieten zur Abgrenzung der Gesamtgruppe der Felspflanzen von der übrigen Vegetation sowohl, als auch zur strengen Sonderung der Untergruppen. Da wir aber die von uns zur Besprechung herangezogenen Felspflanzen nicht nach ökologischen Gesichtspunkten, sondern nach ihrer Höhenverbreitung gruppieren, berührt uns die Oettli’sche Einteilung weniger als die Definition und Frage der Abgrenzung. 3 Re Als Felspflanzen in unserem Sinne betrachten wir alle diejenigen »„Oberflächenpflanzen“, die mit ihren Wurzeln oder Rhizoiden die Felsen unter der Humusdecke in grösserem Masse erreichen, und zwar darf sowohl bei Einzelpflanzen, als bei kleineren oder gröBSeren Gruppen die auf eine Felspflanze entfallende Detritusmasse das Eigen- Sewicht der ganzen Pflanze nicht um das mehrfache überschreiten ; ferner alle „Spaltenpflanzen*, die in Felsspalten wurzeln, deren Breite die der oberirdischen Teile einer Einzelpflanze oder bei Gruppen die 494 ; Johannes Bär. Breite der ganzen Gruppe um höchstens das Doppelte übertrifft, so dass anzunehmen ist, dass die Wurzeln zu beiden Seiten der Spalte Gelegenheit haben, mit dem Fels in direkten Kontakt zu gelangen; sodann alle dem Fels direkt aufsitzenden „Lithophyten*. Der Begriff der Felspflanzen würde hiedurch auch auf solche Pflanzen ausgedehnt, die bisher in landläufigem Sinne hievon ausge- schlossen wurden, z. B. Sträucher und Bäume. Bei der grossen Aus- dehnung ihres Wurzelwerkes aber lässt sich namentlich bei grösseren Exemplaren keine scharfe Grenze aufstellen, was als Fels- und was als Wald- oder Gebüschpflanze zu betrachten sei, dass ich. vorziehe, die Holzgewächse ausser Spiel zu lassen. Andernteils ruft die Ab- grenzung der Felspflanzen der weitern Erörterung, was z. B. in einer breitern Felsspalte oder grösseren oberflächlichen Detritusansammlung als Pflanzengruppe und was als Rasen zu betrachten sei. Von einer Pflanzengruppe sprechen wir, wenn je nach ihrer Grösse auf einen Breitendurchmesser der Lokalität zwei bis fünf Pflanzen der gleichen Art (bei horstbildenden Pflanzen ein bis zwei Horste) nebeneinander Platz finden können; von einem Pflanzen- rasen, wenn diese Zahlen in einem Breitendurchmesser (bei einer Spalte) oder in Breite und Länge (bei einer oberflächlichen Detritus- ansammlung) überschritten werden. In den folgenden Listen werden von den niedern Pflanzen (Flech- ten und Moosen) in der Regel nur die auf das Landschaftsbild einen bestimmenden Einfluss ausübenden, entweder durch ihre Häufigkeit oder Augenfälligkeit bemerkenswerten Arten, aufgeführt. Von den höhern Pflanzen lasse ich die grösseren Holzpflanzen, sowie die bestand- bildend auftretenden Kräuter und Stauden unberücksichtigt, obwohl auch solche oft unter den Begriff der Felspflanzen fallen können. Infolge des ausschliesslichen Urgesteinscharakters der Standorte haben wir nur eine Formation zu besprechen: a) Formation der kieseibewohnenden Felspflanzen. 1, Typus der submontanen Felsflur. Die submontanen Felsfluren reichen vom Einfluss des Onsernone in die Melezza, bei ca. 250 m Meereshöhe, bis zur obern Grenze der spontanen Vorkommnisse der Kastanie, also etwa bis 1100 m auf Südlage, auf Nordexposition ungefähr bis 900 m. Sie sind, besonders auf besonnten Felsen, charakterisiert durch das Vorkommen einer Reihe von „insubrischen*® Elementen, die aus dem untern Tessin dank der reichlichen Niederschläge bei mildem Klima recht weit vordringen. Umgekehrt finden sich aber aus dem gleichen Grunde, und trotz der Die Flora des Val Onsernone. 495 höhern Temperatur, schon hier eine auffallend grosse Zahl tief herab- steigender „Alpenpflanzen“, vorwiegend aus der subalpinen Zone stammend. Das Vorkommen zahlreicher Arten der Montanzone ist infolgedessen selbstverständlich. Von viel grösserem Einfluss auf die Vegetation der submontanen Felsen sind aber die der Kulturzone überhaupt eigentümlichen Arten und die Ubiquisten in horizontaler wie vertikaler Richtung. Die submontane Felsflur zeigt nach der Exposition und dem Feuchtigkeitsgrad die grösseren Unterschiede als nach der Neigung, gegen welch letztere ein Teil der in Betracht fallenden Arten sozusagen unempfindlich ist. Überhaupt sind flache Felsen in dieser Zone sozusagen keine vorhanden oder ganz lokal, da die Talgehänge fast überall schluchtartig verlaufen, und die meisten flachen Stellen eine grössere Detritusbedeckung tragen. Der grösste Teil der Felsfläche wird von Busch- und Niederwald eingenommen, und dadurch werden Standorte geschaffen, die zu den Gehölzforma- tionen überleiten. Infolgedessen schliesst sich die Felsflora, besonders schattig-feuchter Felswände, oft recht enge der Waldflora an, be- sonders der des Kastanien- und Haselbuschwaldes. Es gibt wohl keine Art des letztern Bestandes, die nicht gelegentlich als typische Felspflanze auftritt. Nicht so häufig sind die Übergänge zum Vege- tationstypus der Grasflur, da die Detritusansammlung sich bald dem einen, bald dem andern Extrem anschliesst, selten aber die Mitte hält «) Sonnig-trockene Felsen. Sie zeigen ein recht buntes Artengemisch ohne Airchgchend vor- herrschende Arten; bald ist die eine, bald die andere lokal recht häufig, fehlt aber aus nicht ersichtlichen, wohl rein zufälligen Gründen an einer andern Stelle. Wir geben daher die Zusammenfassung einer grösseren Zahl von Lokalaufnahmen in einer Liste !) wieder: u. ee Cladonia furcata r Parmelia perlata 5, P. tiliacea 5, P. oliva ‚ P. caperata 10, P. conspersa 10, P. centrifuga 8—10, Physcia stel- laris 3, en re 5, Big ie 5, P. canina 5, Endocarpon miniatum 3—5, Gasparinia elegans 3— pieilia einerea 10, A. M Rhizocarpon 10, Seh flaceidus 5—8, Collema multifidum 5 Häufigste Moose und Leber: e: Reboulia hemisphaerica 3, Pagiochusma tupestre, Lejeunia le 3, Fee dilatata 10, F. Tamarisei 10, Hym um.) Anmerka g: In Bezug auf die Verhältniszahlen will ich hier ae ng emerken, dass niit bei allen Listen über die Felsflora die Hr den ü rigen Formati an = E51 5 ehen b hwindet und solche Bestände dem Rasen, erden müssen, Das gleiche gilt auch für a d hlt w em Vegetationstypus der Wiesen, zugezä Ep onksionagrappe der er ie Holzpflanzen, die bei engerem Zusammenschluss . y büsche, teils unter den Zwergsträuchern behandelt w e) Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges; Zürich. Jahrg. 59. 1914. 32 496 Johannes Bär, stylium curvirostre 5, Weisia crispata 2, W. viridula 3, Sanlap atrovirens 5—7, Pottia truncatula 3, Schistidium apocarpum 5—7, Grimmia Donniana 3, @. mu tata 5, G. ovata 2—3, G. pulvinata 3, Racomitrium canese Pe 5 Bräch yes polyphyllum 5—10, Hedwigia albicans 8—10, Orthot er Face; 5—8, Anomo- bryum filiforme 3, Bryum argenteum 2, Bartramia Halleriana 2, Pogonatum urni- gerum 2, Diphyseium m 3, Leucodon seiuroides 2, Pterigynandrum filiforme 3, Hylocomiam rugosum 3 e Gefässpflanzen: . femina 2—3 (Zwergexemplare), a fragilis 1—2, Dryopteris Filix mas 2, D, Lonchitis 1, Woodsia ilvensis ssp. alpina 2, Asplenium Trichomanes 5— 8. A: en: nigrum 3—5, A. a 32% A. germanicum 2, A. Ruta muraria 1—3, Polypodium vulgare 2, Andropogon Gryl- lus 2—3, Stipa Calamagrostis 1, Agrostis tenuis 1—2, Calamagrostis ee 1-2, Poa nemoralis 3, P. bulbos a 2-5, Festuca ovina ssp. duriuscula 3, F. a 5-1, Carex muricata’ 1—2, C. verna 3, C. ornithopoda 1, C. umbrosa 2, ie ar 2; A. senescens 2, Lili bulbiferum ssp. eroec Polygonatum multiflorum 1, P. offieinale 3, Ta com is 1, Parietaria offieinalis var. ramiflora 3, Rume seutatus 3-5, R. Acetosella 3, Silene vulgaris 2, S. ru 3—5, S. nutans 9—3, S. Otites 1, Dianthus Carthusianorum 2— , D. Seguieri 2, Saponaria ocymoides 3-5, Cerastium brachypetalum 3, zu serpyllifolia 3, Seleranthus annuus 3—5, Anemone Hepatica 5—6, Thalictr minus ssp. saxatile 2—3, Cardamine resedi- folia 1, a. Thaliana 2, HR, verna 2, Arabis alpestris 2, Sedum Telephium ssp. maximum 3—5, S. annuum 3—5, S. dasyphyllum 5, S. album 5—7, Ss S. tecto . mite 3—5 a Semperv Saxifraga Cotyledon 3—6, Potentilla mierantha 2—3, Fragaria vesca 3—5, Potentilla rupestris 5, P. collina 2, P. argentea 3—5, Fuge a 1, Genista germanica 2, Trifolium rubens 2 (bis Loco), T. mediu m, T. nse 2, T. montanum 2—3, T a V. montana 3, V. tricolor ssp. alpestris 2—3, Astrantia minor 2, Pimpinella Saxi- fraga 3, Peucedanum Oreoselinum 3—5, P. Cervaria 1, Primula hirsuta 3 (bis 400 m herabsteigend), mens offieinale 3—5, Teucrium Scorodonia 3—5, T- Bere 2, Galeopsis Ladanum ssp. intermedia 2, G. Tetrahit 3—5, G. pu- ina al Sp. polytrichus 3—5, Verbascum Thapsus 2, V. erassifolium 3, V. Lychnitis 3—5, Veronica spicata 1, Digitalis ambigua 2, D. Iutea 2, Euphrasia sirieta 3—4, Oro- banche alba 3, O, apum Genistae 3, O. Teucrii 1, Galium Mollugo ssp. tenui- folium 3—5, G. rubrum 2, rg 05a gramuntia ssp. agrestis 2, S. Columbaria 3, ee a 2—3, Phyteuma Scheuchzeri 2, Ph. betonieifolium ee Campanula spicata 1, C. rotundifolia = Bolangs Virga-aurea 3—5, Erigeron acer ssp. droe- ee 2, Filago minima 3 (nur bis 500 m ınterhalb ah) Gnaphalium a kei 2 ea AreaeroßE 1, Buphthalmum saliiflium 1, Achillea Aietoium 2, l- 3 kürie 2, Senecio viscosus 2, S. silvatieus 1, Carlina acaulis var. caulescens 2, C. ‚ murorum ssp. tenuiflorum 3—5, H. amplexicaule 2, H. ER ssp. rigidum 1 H. umbellatu m 3, Die Flora des Val Onsernone. : 497 Weit schwieriger abzugrenzen als die Vegetation der trockenen Felsen sind die an feuchten oder wenigstens schattigen Felsen wach- senden Felspflanzen, da das reichlich vorhandene Wasser die cha- rakteristischen Eigenschaften des Felsens als Substrat verwischt, und sozusagen die grösste Zahl der innerhalb der zu besprechenden Höhen- zone vorkommenden Arten gelegentlich als ausgesprochene Fels- pflanzen auftreten kann. In der nachfolgenden Liste sind daher nur diejenigen Pflanzen berücksichtigt, die entweder ausschliesslich oder doch vorzugsweise auf Felsen angetroffen werden, mit Ausnahme derjenigen Arten, welche bereits bei den Beständen der triefenden Felsen angeführt wurden. Ein grosser Teil der so verbleibenden Arten gehört einerseits auch zur Begleitflora der Buschweiden und Buschwälder und leitet anderseits zu den Beständen der Frischwiesen über, wenn die Standorte geselligen Wuchs erlauben. Sehr häufig sind an feuchten und schattigen Felsen besonders auch die Moose, während die Flechten gegenüber den trockenen Felsen etwas zurück- treten. Sowohl die trockenen, wie die feuchten Felsen haben viele Arten mit der Mauerflora gemein, so dass die letztere als Anhang der Fels- flora zu betrachten ist, und zwar in der Hauptsache als Modifikation der submontanen und montanen Facies der Felsflur. ß) Schattig-feuchte Felsen der submontanen Zone. Flechten: en A 9, Cl. squamosa 2, Cl. furcata 3, Parmelia tiliacea 3, P. olivacea var. fuliginosa 2—3, P. caperata 3—5, P, eo 3, Xanthoria parietina 5 Sk Pulmonaria 1, Peltigera horizontalis 2—3, P. canina 2—5, P. aphthosa 5—6, Solorina saccata 1 (Kalkzeiger ?), Endocarpon an a & E. aquaticum 2—-3, Synechoblastus flaceidus 3—5, Collema multifidum 2—3. Hepaticae und Musci: Reboulia hemisphaerica 3, Plagiochasma rupestre 3—5, Fimbriaria pilosa 2, Fegatella conica 3—4, reissia commumutata 2, Metzgeria urcata 3—5, M. en 2 M. ne 3—5, Lophozia barbata 2, L. quinque- . dentata 3, Scapania as ‚S. undulata 3, Radula complanata 3—5, Madotheca platyphylla 5, Beni Rn 3-5, Frullania dilatata 3—5, F. Tamarisei 3, Anoectangium compactum 5—7, Dieranum scoparium 2, Campylopus atrovirens 3—5, Fissidens osmundoides 3, F. adiantoides 3—5, F. deeipiens 2, Blindia acuta 3, Ceratodon n purpureus 1, Tortella tortuosa 1, Tortula subulata 2, T. ruralis 3, Bra- chysteleum polyphyllum 2—3, Amphidium Mougeotii 5—8, Ulota americana 2, En- calypta ciliata 2—3, m torquescens 3—5, B. pallescens 3— B. badium 1, B. alpinum 3— 5, B. pseudotriquetrum 5, Mnium orthorrhynchum 5; Mn. undulatum DB, > rostratum 3 Mn. c uspidatum Mn. pun netatumn 5-7, as Philonotis ran 1, Pogonatum aloides 3, Polykrichum ann e. P. formosum l, liferum omm i ’ dendroides 9— 3, Brachytheeium plumosum 5—8, B. velutinum 3—3, B. da 498 : Johannes Bär. —5, B. rivulare 2—3, Plagiothecium silvaticum 2—3, P. silesiacum var. saxicola 3, Amblystegium serpens 2, Hypnum chrysophyllum 2, H. protensum 3, H. commuta- 2—3, H. cupre essiforme 3—5, Hylocomium triquetrum 3, H. rugosum 2—3 etc. Pteridophyta und S lerne: en filix femina 3, Mae fra- gilis 2—3, Dryopteris Phegopteris 3—5, D. Filix mas 2—3, D. Oreopteris 3, D.a er ssp. a 1, D. Braunii 1—2, Ai Spieant 1, Wesane ilvensis ssp. alpina 1—2, Asplenium Trichomanes 5—7, A. viride 1, Ruta murariä 3, A. 2... 1—2, A. germanicum 1-2, Allosurus erispus 1, Polypodium vulgare 3—5 (um Intragna vorwiegend ssp. serratum, im übrigen Gebiet ssp. vulgare), Botrychium vulgare: 2, ee tenuis 2—3, Galamagrostis arundinacea al De- schampsia flexuosa 1—3, eglingia deeumbens 2, Melica nutans 1, Poa nemoralis R a cs o » - Ft) n FJ ar BE un [7 ve o & a = {53} | ” nn N an, S Bi = [7 @ {= ER © ® + & N e R: i Brachypodium silvaticum 3—5, Carex ferruginea 1, G divulsa 1, C. muricata 1—2, Mt Ra ens 2, C. silvatica 1, Juncus.alpinus 3, J. articulatus 2, Luzula nivea 3, ssp. multiflora 1—2, Tofieldia calyeulata 1, Platanthera bifolia 2, pest ee atropurpurea 1 (nur bei Gomologno 0 m), Spiranthes aestivalis 1—2, et offieinalis var. erecta 1, Rumex scutatus (Typus) 2—3, re procum- ens Moe Ne muscosa 2—3, Aconitum Lycoctonum 1—2, Anemone He- a 3—5, A. nemo 1—2, Ranuneulus geraniifolius 1, ae aquilegi- folium 1, Bee kn 1-2, BE s alpestris 1— edum annuum 2—3 S. dasyphyll ‚ Sempervivum tectorum ni Saxifraga Cotyledon 3—5, $S. cunei- lia 2—3, g% era 1, S. aizoides 1, Chrysosplenium eistuifohunı 1—2, Aruncus silvester . 3, Poehelik a 1—2, Alchemilla en 2—3, Genista tinctoria —3, Vieia Cracca ssp. tenuifolia 1, Lathyrus pratensis 1—2, L. montanus 2—3, Geranium ae 3, G. Roberlianum 2-3, Oxalis ‚Aetel 9, Bier mon- tanum 1, Viola are 2, V. Riviniana 2, V. ana 3—5, V. biflora RL - ne montan ‚E. collinum 2-3, Hedera en 3, Sanicula europaea 1— un minor 2, hyllum Kira 2—3, Molopospermum Be ilis Anthriscus 1, Aegopodium Podagraria 2, Primula hirsuta Q—3, Gen- a ein 2—3, G. Kochiana 1—2, G. anisodonta 2, Vincetoxicum offieinale 2—3, Teuerium Seorodonia 1—2, Prunella vulgaris 2—3, Galeopsis Tetrahit 2—3. G. pubescens 2, Lamium Galeobdolon 2, Stachys offieinalis 2, Salvia glutinosa 2—3, Satureia Galamintha ssp. silvatica he olanum Dulcamara 1—2, Serophularia odosa 1, Veronica latifolia 2-3, V. offieinalis 2 ne ambigua 2, Pedieularis tuberosa 1—2, Galium rubrum 2, RR tripteris 2—3, Suceisa pratensis 1-2, Phyteuma nn anken 2, Campanula eochleariifolia 2—3, C. Trachelium 2, Eupa- “ torium cannabinum 2, Bellidi asirum Michelii 2—3, Gnaphalium uliginosum 1, Lap- a communis 3 Cicerbita muralis 2—3, Prenanthes purpurea var. tenuifolia 1—2, a bifidum 1, H. murorum ssp. tenuiflorum 3— [2 no 2. Typus der montan—subalpinen Felsflur. Dieselbe umfasst etwa die Höhenzone von 1100—1800 m auf der Südabdachung und 900—1600 m auf der Nordhalde der Talgehänge. Gegenüber der vorigen Gruppe treten in dieser Höhenlage die aus- gesprochen insubrischen Elemente zurück und werden durch aus den höhern Lagen herabsteigende Arten ersetzt. Die steilen Gehänge ermöglichen namentlich die absteigende Wanderung in hohem Masse, während sie umgekehrt das Heraufsteigen der Arten tieferer Lagen ; : ER; Die Flora des Val Onsernone. 499 erschweren. Infolge des ersten Umstandes zeigt die montan — sub- alpine Felsflur in verschiedener Höhenlage ein auffallend einförmiges Gepräge, indem nur wenige Arten ausschliesslich für die Montanzone, noch weniger aber für die subalpine Zone als „charakteristisch“ an- zusehen sind. Im Ganzen ist die montan — subalpine Felsflora artenärmer als die submontane. Auch ist in dieser Zone der Unter- schied in der Flora der besonnten und trockenen Felsen gegenüber den schattig-feuchten weniger durchgreifend, da auch häufig Ost- und Westabhänge vorkommen, die denselben ausgleichen. Die häufige Besiedelung selbst steiler Felsabhänge mit Waldwuchs ist auch ein Grund der Artenarmut der krautartigen Felsflora. Als Grenze der montan — subalpinen Felsflora kann die natürliche Waldgrenze an- genommen werden. y) Sonnig-trockene Felsen der montan—subalpinen Zone. Die Flechten- und Bryophytenflora ist, wenigstens was die häufigen Arten anbelangt, fast identisch mit der der vorher be- sprochenen Gruppen, und wurde von mir weniger einlässlich unter- sucht. Ich verzichte auf die Aufstellung einer Artenliste und be- rücksichtige im Folgenden nur die höheren Pflanzen. Artenliste: Dryopteris Lonchitis 2, Asplenium Trichomanes 3-5, A. septentrionale 3, A, Adiantum nigrum 2, A. germanicum 2, A. Ruta muraria 2—3, Allosurus erispus 2-3, Polypodium vulgare 2, Agrostis tenuis 2—3, A. rupestris 3—5, Galamagrostis varia 2, C. axundinacea 3, Deschampsia flexuosa 3, Sieglingia decumbens 3, Poa Chaixi 2, P. nemoralis 3, Festuca ovina ssp. capillata 3, F. ovina (ssp. duriuscula und ssp. glauca) 3—5, F, rubra 3, F. varia 5-8, Nardus strieta 5, Carex semper- virens 5, Juncus trifidus 9—3, Luzula nivea 3, L. campestris2, Anthericum Liliago 3, Allium senescens 2-3, Lilium bulbiferum ssp. eroceum 3, Polygonatum offieinale 3, Rumex seutatus var. glaucus 3--5, Silene rupestris 3—5, $. nutans 2, Er n 5sp. maximum 2, $. roseum 2—3, $. annuum 3, dasphyllum 3, S. alpestre 2, Sempervivum montanum 3—5, S. alpinum 2, Saxifraga Aizoon 1, 8. Cotyledon 3- 5, S. aspera 2, Fragaria vesca 3, Potentilla mierantha 1—2, P. argentea 2, P. rupestris 3—5,.P. aurea 2—3, P. Gaudini 2, Alchemilla alpina 3—5, Trifolium pratense 2; T. montanum 3, T. agrarium 2, Lotus cornieulatus 3—5, Vieia angustifolia 2, Lathy- rus montanus 1, Polygala Chamaebuxus 2—3, Hypericum montanum 2, gr mum nummularium 3— 5, Viola Thomasiana 2, V. montana 3, V. tricolor ssp. al: pestris 2—3, Epilobium collinum 3, Astrantia minor 3, ee ie (nur hohe Lagen), Pimpinella Saxifraga 3—5, Laserpitium Panax 3, Primula hirsuta 3, i ya keinale Androsace multiflora 2, Gentiana purpurea 2, G.Kochiana 2—3, V incetoxicum offieina 500 Johannes Bär. sphaericum 2, Ph. Scheuchzeri 3, Ph. betonieifolium 2-4, Campanula barbata 2-3, C. Scheuchzeri 2—3, Solidago eg anien 3-5, Aster alpinus 1, Erigeron acer ssp. droebachiensis = Antennaria dioeca 2—3, Gnaphalium silvaticum 2—3, uphthalmum salicifolium 2 (nur am Salmone), Achillea moschata 3—5, A. magna 2, A. Millefolium 2—3, Ch en alpinum 1—2, Ch. Leucanthemum 3—5, Ch. heterophyllum 2, Arniea montan a 2—3, Senecio viscosus 1—2, Carlina acaulis var. caulescens 9—3 C. vulgari ., Carduus defloratus var. rhaeticus 3—5, Centaurea uniflora 23, Hnpochoers ee 2—3, Leontodon hispidus 3, Grepis conyzifolia 2—-3, Hieracium Pilosella ‚ H. murorum ssp. tenuiflorum 3—5, H. amplexicaule 2, H. intybaceum 3—5, H. juranum 1—2. ’ ß) Schattig-feuchte Felsen der montan—subalpinen Zone. Solche Standorte sind in der Regel bewaldet, in der Tiefe von Laubwald, höher von Nadelwald grösstenteils besetzt, so dass sich diese Modifikation der Felsflur auf relativ kleine, für Waldwuchs allzu steile oder kompakte Felswände beschränkt. Dies kommt vor allem auch in der Artenliste zum Ausdruck, in welcher neben den höheren Pflanzen besonders auch schattenliebende Moose reichlich vertreten sind: nes: Cladonia rangiferina 2—3, Cl. gracilis 2, Cl. macilenta 2, Cl. fur- cata 3, Parmelia u 3—5, P. caperata 3, Stieta Pulmonaria 1—2, Peltigera horizontalis 2, P. canina 3, P. 2: 3—5, Endocarpon miniatum 3, Gasparinik elegans 5, Aspieilia einera 3 e Hepaticae: a eonica 3, Preissia commutata 2, Marchantia re 2—3, Metzgeria pubescens 3, M. furcata 2, Sc capania undulata 3, Radula complanata 3—5, Madotheca eis 3, Lejeunia serpyllifolia 2—3, allein en 3, F. Tamarisei 2—3. : Anoeetangium compactum 3—5, Dieranoweisia crispula 1—2, Dieranum scoparium 2, Campylopus atrovirens 3, Tortula ruralis 2, Amphidium Mougeotii E Encalypta ciliata 2—3, Webera longicolla 1—2, W.cruda 2, W.nutans 2—-3, Bryu pallescens 3—5, B. alpinum 2— : ra orthorynchum 2—3, Mn. undulat Ka Mn. cuspidatum en Mn. punctatum 3, Bartramia ithyphylla 2— = B. Halleriana 3, B. pomiformis 3—-5, Philonotis 2 2—3, Oligotrichum hereynieum 2—3, Pogo- natum aloides 28, Polytrichum alpinum 2, P. formosum 1—2, P. piliferum 3, P. “ commune 3—5, Diphyseium sessile 3, Neckera erispa 5—8, Pterigophyllum Ber 3, Kamen div. spec. 3-5, Brachythecium plumosum 3—5, B. Starkii 2—3, B. r m 3—5, B. rivulare 2—3, Hypnum eupressiforme 3—5, Hylocomium ee H. a. 3—5. Pteridophytae und Embryophyta siphonogamae: ut Filix femina 23, Gruner fragilis 3—5, Dryopteris Phegopteris 5, D. Oreopteris 2— 3, D. Filix mas 3, D. spinulosa 3, D. Eonchits 2, D. aculeata ssp. lobata 1, W = ilvensis ssp. alpina 1, Asplenium viride 1, A, Trichomanes 3, A. Ruta muraria 2, Allosurus erispus 3—5, Polypodium vulgare 3, Botrychium Lunaria 2, ee Selago 2—3, L. clavatum ariad—8, Brachypodium silvaticum 3, Nardus strieta 2— 3, Carex divulsa 1— —2, C. en 2—3, C. tomentosa 2—3, C. d digitata 1—2, C. ornithopoda 1-2, C. frigida —3, €. ferruginea 1—2, C. pallescens 3, C. sempervirens 1—2, C. silvatica 1—2 Die Flora des Val Onsernone. 501 Juneus trifidus 2—3, Luzula pilosa 2, L. nivea 3—5, L. sudetica 2, L. campestris 3, anthe- mum bifolium 3—5, Convallaria majalis 1—2, Orchis maeulatus 1—2, Platanthera Silene acaulis 1—2, S. rupestris 2, Stellaria nemorum 2, Sagina procumbens 9— folia 2—3, C. Impatiens 1—2, Arabis alpina 1—2, A, alpestris 2, Sedum maximum 2 S. annuum 3, S. dasphyllum 3, Saxifraga Cotyledon 3—5, S. euneifolia 2—3, S. aspera 1—2, S. aizoides 1, $. stellaris 2, $. rotundifolia 2, Chrysosplenium alterni- folium 2, Aruncus silvester 9-3 (nur bei Ponte oscuro), Fragaria vesca 3, Alche- -milla alpina 2, A. vulgaris 3, Geranium silvaticum 3, G. Robertianum 2, Oxalis Acetosella 1, Viola montana 2—3, V. biflora 3—5, Circaea alpina 1—2, C. inter- media 1, C. lutetiana 2, Astrantia minor 3, Chaerophyllum hirsutum 3—5, Molopo- spermum peloponnesiacum 2, Primula hirsuta 3—5, Soldanella alpina 1—2, Gentiana asclepiadea 2, G. Kochiana 2—3, @. anisodonta 1, G. ramosa 3, Vincetoxicum offi- ein i alpina 2, Origanum vulgare 1, Thymus Serpyllum 2, Solanum Dulcamara 1, Sero- phularia nodosa 1, Veronica latifolia 3—5 (weissblühend 1), V. offieinalis 1, V. ser- pyllifolia 2, Digitalis ambigua 1—2, D. lutea 1, Melampyrum silvaticum (s. lat.) 2—3, Euphrasia montana 2, E. brevipila 1, E. strieta 3—5, E, tatarica'2, Pedicularis tube- rosa 2—3, Pinguicula vulgaris ssp. leptoceras 2, Galium rubrum 1, Valeriana trip- teris 2—3, Phyteuma Scheuchzeri 2, i 2, C. cochleariifolia 1, C. Scheuchzeri 2, Solidago Virga-aurea 3, Bellidiastrum Michelii 3, Gnaphalium silvaticum 1, Achillea macrophylla 1, Arnica montana 2—3, Seneeio Fuchsii 1—2, Carlina acaulis var. caulescens 1, Carduus defloratus 2, Leontodon hispidus 2, L. pyrenaicus 2, Cicerbita muralis 1—2, Hieracium murorum ssp. tenui- H. bifidum 1, H. amplexicaule 1—2, H. laevigatum 1, H. staticifo- florum 3—5, lium 1—2, 3. Typus der alpinen Felsflur, Von der subalpinen zur alpinen Felsflur lässt sich in der Höhe der Waldgrenze ein ganz allmählicher Übergang feststellen, indem die montan—subalpinen Arten successive verschwinden und durch ausschliesslich alpine ersetzt werden. Dagegen ist eine Reihe yon Arten nicht so strenge an die Höhengrenzen gebunden, und steigt aus tieferen Lagen bis nahezu zur oberen Grenze der alpinen Zone unseres Gebietes. Dies gilt vor allem für gewisse Thallophyten, be- sonders die genügsamen Steinflechten, die in ihren häufigsten Arten keine Zonengrenze erkennen lassen. Umgekehrt ist die offene Felsflur geradezu prädestiniert für das in unserem Gebiet so häufig zu be- obachtende tiefe Herabsteigen der Alpenpflanzen, und zwar gilt dies ebenso für trockenheits-, als auch für feuchtigkeitsliebende Pflanzen, die eben nur die ihnen jeweils zusagenden Standorte besiedeln. Dabei kommt es recht häufig zu einem Wechsel der Ansprüche in verschie- dener Höhenlage, indem z. B. eine Alpenpflanze, die in ihrer eigentlichen 502 Johannes Bär. Heimat stark exponierte, also relativ trockene Standorte besiedelt, beim Herabsteigen in die heisseren Talgebiete sich successive in die feuchteren, kühlen Schluchten oder an Nordabhänge zurückzieht, wo sie trotz geringerer Insolation doch das nötige Wärmeminimum vorfindet. Umgekehrt ist eine Pflanze der Ebene oder der Montanzone, die in tiefen Lagen den Schatten und die Feuchtigkeit liebt, beim Auf- steigen in die höheren Lagen gezwungen, sich relativ wärmere und trockenere Stellen herauszusuchen, damit sie in der verkürzten Vege- tationsperiode das für sie nötige Wärmeminimum noch erhält, und wir finden sie deshalb in der Tiefe in Schluchten, an Nordabhängen, in der subalpinen Zone vorwiegend an Ost- und Westabhängen mit mittlerer Bestrahlung, in der alpinen Zone nur noch an den am stärksten exponierten Südabhängen, speziell am Grunde steiler, vor den scharfen Winden schützender und das Regenwasser zuleitender - Felswände. Dies Verhalten zeigen zwar nicht nur die Felspflanzen allein, letztere jedoch in besonders ausgesprochenem Masse. Die reich- liehen Niederschläge im Sommer, zur Zeit der grössten Wasserbilanz der Pflanzen, ermöglichen auch in der alpinen Zone einer grossen Anzahl von Pflanzen das Vorkommen auf Felsen, die wir in nieder- schlagsärmeren Gebieten nirgends als spezifische Felspflanzen an- treffen, sondern an tiefgründigen Stellen, im Rasen, in den Kar- fluren etc. ee Die alpine Felsflur ist von den andern Formationen, speziell der alpinen Grasflur, weit leichter abzugrenzen, als die subalpine. Infolge der fehlenden Wälder spielt sie auch eine weit bedeutendere Rolle im Landschaftsbilde. Dagegen ist die Abgrenzung gegenüber ‚der Felsschuttflur in dieser Höhenlage schwieriger durchzuführen, da viel- fach die gleichen Pflanzen sowohl auf anstehendem Gestein, als auch auf Felsschutt oder Geröll zu finden sind. Hingegen gibt es doch eine ansehnliche Reihe von Arten, die sozusagen ausschliesslich den anstehenden Fels besiedeln, die also als Felspflanzen im engsten Sinne des Wortes zu betrachten sind, Selbstverständlich ändert sich aber auch innerhalb der alpinen Felsflora das Bild stark nach der Höhenlage, im Sinne einer Abnahme der Artenzahl nach oben, die sich einesteils durch den verschärften Kampf mit den Unbilden der Witterung, andernteils aber auch durch die Abnahme der besiedelbaren Bodenfläche in den Gipfelgebieten erklärt. Wohl treten an Stelle der verschwindenden Arten auch neue auf, die in tiefern Lagen fehlen, aber es reicht die Zahl der letztern bei weitem nicht aus, die Artenzahl auf gleicher Höhe zu halten, und das gleiche gilt auch infolge der Abnahme der Boden- fläche für die Individuenzahl. Diese allseitige Abnahme wird einiger- Die Flora des Val Onsernone. 503 massen kompensiert durch das noch raschere Zurückgehen der übrigen Vegetationstypen, so dass die Felsflur nach und nach die dominierende Vegetationsform wird, und selbst der ihr am weitesten folgende Typus der Grasflur verschwindet, oder wenigstens in Bezug auf physiog- ‚ nomische Bedeutung sehr zurücktritt. Diese relative Vorherrschaft der Felsflur über den Vegetationstypus der Grasflur ist in unserm Gebiete an den meisten Lokalitäten nicht durch die Meereshöhe be- dingt, da bei den meisten Erhebungen bei geeigneter Unterlage die mehr oder weniger zusammenhängende Grasflur bis zu den Gipfeln vorkommen könnte; die ausgedehnten Felsfluren auch der alpinen Zone, namentlich auf den Südabdachungen, sind vielmehr eine Folge der Orographie, der Gipfelformen und der Natur des Gesteins. Die Gneisse verwittern nämlich nicht häufig zu einem feinen Schutt oder B Geröll, der die Unebenheiten des anstehenden Gesteins ausfüllt und so die Bedingungen für das Zustandekommen einer geschlossenen Rasendecke schafft, sondern die Abwitterung geschieht meist in groben Blöcken; die frischen Wunden des Gesteins sind arm an Spalten und Fugen, so dass sie sich nicht mit einer geschlossenen Pflanzen- decke überkleiden können, bis ein neuer Abbruch eine abermalige Lücke reisst. An Stellen, wo keine oder äusserst seltene Ablösungen erfolgen, ist die Spaltenarmut allein die Ursache des Entstehens tesp. des Fortbestandes der Felsflur. Die wenigen höhern Pflanzen, die hier ihre Wurrzelorte finden, vermögen nur eine lückenhafte Vegetationsdecke zu bilden, da eine Reihe von Faktoren, wie Enge der Spalten, Steilheit der Felsen etc., die Ansammlung grösserer Humusmengen verhindert, und so höchstens kleine Gruppen von Pflanzen, oder selbst nur Einzelindividuen Platz finden können, Letztere sind natürlich ebensowie die Gruppen einerseits durch die spezifischen Eigenschaften der betr. Arten in ihren Grössenverhält- nissen beschränkt, anderseits aber durch die Spärlichkeit des Nähr- bodens vielfach in höheren wie tiefen Lagen zum edaphisch bedingten anismus gezwungen, so dass sie nur einen Teil der auf sie ent- fallenden Felsoberfläche überziehen. Kuh, Die spaltenlosen Partien der Felswände vermögen, wenn sie steil Sind, keinen oder nur sehr spärlichen Detritus festzuhalten und es ist auf ihnen auch keine Phanerogamenflora möglich. Deshalb sind Sie aber nicht vegetationslos, da sozusagen jeder Fleck derselben von Flechten überzogen ist. Was Öttli (l. c.) für die Kalkfelsen des Churfirstengebirges anführt, gilt in vielleicht noch höherem Masse ir die kompakten Gneisse des Onsernone. Auf allen Felsen, mit Ausnahme frischer Bruchstellen natürlich, findet sich ein mehr oder weniger geschlossener. Überzug von Krustenflechten, seltener Laub- 504 Johannes Bär. oder Strauchflechten; besonders die ersteren sind so innig mit dem Substrat verwachsen, dass sie vielfach die eigentliche Felsoberfläche vortäuschen und man erst bei genauer Betrachtung aus nächster ähe erkennt, dass wir es nicht mit nacktem Fels, sondern mit einem Pflanzenüberzug zu tun haben. Das Studium dieser Thallophyten- gesellschaft, in der neben Flechten auch Algen und Pilze eine Rolle spielen, wäre eine Arbeit für sich, und ich verzichte daher in den folgenden Listen bei diesen Abteilungen auf jeden Anspruch der Voll- ständigkeit, indem ich nur einige der auffälligsten Erscheinungen herausgreife. Die Flechten, die Lithophyten im wahren Sinne des Wortes, können, besonders wenn es sich um etwas vom Substrat abstehende Laubflechten handelt, Anlass zu oberflächlichen Detritus- ansammlungen geben, in welchen sich die „Oberflächenpflanzen* (Öttli 1. e.) ansiedeln. Bei der Zusammenstellung der Listen richte ich mein Augenmerk besonders auf die Skizzierung der Extreme, einerseits der sonnigen, trockenen Südlagen, anderseits der schattigen, feuchten Nordlagen. Die Ost- und Westlagen nehmen ungefähr die Mittelstellung zwischen beiden ein. Dasselbe gilt auch für die Exposition zu Nebenrichtungen der Windrose. «) Alpine Felsflur sonnig-trockener Standorte. Die Mehrzahl der in folgender Liste genannten Arten stammt aus Aufnahmen im Gebiet des Pizzo Gramalena und des Rosso di Ribbia, sowie einigen benachbarten Erhebungen. Kleinere Beiträge stammen auch aus den Aufzeichnungen vom östlichen Ausläufer des Pizzo Porcareceio und vom Südabfall der mittleren Onsernonekette vom Pizzo Medaro bis zur Creste. Die Standorte liegen in einer Höhenlage von 2000—2550 m Artenliste: Lichenes: ee paschale 1, Cetraria islandica 2-3, Parmelia oli- vacea 3, P. caperata 3—5, P. conspersa 5, P. centrifuga 3, Peltigera rufescens % SObEina erocea 4 Endocarpon miniatum 1, Gasparinia nr 5—8, Aspieilia einera 5—6, A. Myrini 5—7, Rhizo ocarpon ae er Tyophyta: Acolea coneinnata 2, Grimmia Donniana 3, @. pulvinata 1, Raco- era canescens 3, Brachysteleum polyphyllum er Hedwigia albicans 5, Ortho- trichum rupestre 3—5, Webera eruda 1, Pogonatum aloides 1—2, Polytrichum alpinum 2—3, P, piliferum 2. ophyta: Athyrium alpestre 2, er spinulosa ssp. dilatata 2, D. Pter: Lonchitis en Asplenium ee 2, ei muraria 1, Allosurus erispus 3; > Polypodium vulgare 2, Lycopodium Sela phonogamae: Anthoxanthum ee 2—3, Phleum alpinum 1, Agrostis te nella I, A. al pina 2, A. rupestris 3, Avena versicolor 1, Poa violacea 2, P. Chaixi 3 Die Flora des Val Onsernone. 505 P. alpina var. eontracta 3—5, P. laxa 2, Festuca spadicea ge F. ovina 3—4, F. Halleri 3—5, F. violacea 2—-4, F. rubra var. fallax 3, F. varia 3—5, Nardus strieta 3, ee eurvula 3—5, €. hrunescens 1, C. pilulifera 1, C, sempervirens 3—5, Juncus trifidus 2—3, Luzula lutea 3, L. spadicea 2, L. sudetica 2, Llovdia sero- herbacea 3, Alnus viridis 2—3, Thesium alpinım 1—2, Rumex seutatus 2, Cheno- u S. rupestris 3, S, nutans 2—5, Gypsophila repens 1, Gerastium uniflorum 1; C. ar- vense ssp. strietum 1—2, Minuartia sedoides 3—5, M. reeurva 3— 5, M. verna 1, Arenaria biflora 1--2, Anemone alpina 2—3, A. vernalis 1—2, an geranii- olius 3, R. glacialis ae Draba Kine: an D. dubia 1, Arabis al- S. Aizoon 1—2, S. Cotyledon 2, S. aspera var. bryoide 9:8 —g, exarata 2, Trifolium pratense var. nivale 2, T. alpinum 3 . cornieulatus var. alpinus 2, Hippocrepis comosa 1, Polygala Chamaebuxus 2—3, P. vulgare var. pseudoalpestre 1—2, Rhamnus pumila 1—2, Helianthemum nummularium 1—3, Viola Thomasiana 1, V. montana 3, Epilobium alpinum 1—2, Astrantia minor 2, Mo- lopospermum peloponnesiacum 2, Bupleurum stellatum 3-4, Primula hirsuta 3, Androsace multiflora 2—3, Soldanella alpina 2—3, S. pusilla 1—2, Gentiana ge 1 (Chen.), G. purpurea 2-3, G. nivalis 1—2, G. Kochiana 2--3, G. ramosa 2—3, Myosotis pyrenaica 1—2, Ajuga pyramidalis 2, irn alpina 3—5, ae Serpyllum ssp. alpestris 3—5, Versnieh bellidioides 2—3, V. fruticans 3, Euphrasia hirtella 2-3, R. alpina 3—5, E. versicolor 5, E. minima 2—3, Pedieularis Kerneri 2, P. tuberosa 3, Galium asperum ssp. ‚anisophyllum 1—2, Scabiosa lueida 1m2, Se, Colum- Gna gieum 1—2, Achillea nana- 1,2, chata 3-5, Chrysanthemum alpinu Ch. Leucanthemum 2, Ch. heterophyllum 1—2, Senecio incanus 1, Saussuree dis- eolor 1, Centaurea uniflora 3, Hypochoeris uniflora 1—2, Leontodon pyrenajeus 3, . hispidus var. pseudocrispus 1—2, Hieracium Hoppeanum 2, H. ilosella ssp. Sp. amaureilema 1—2, H. glaciale 2—3, H. niphobium 2, H. alisguamum 1, H. furcatum 1, H. .n ssp. permixtum 1, ssp. chrysanthes 1-2, H. ‚glanduliferum SSp. Piliferum 3--5, ssp. nn 8; . ho ololeptum 2, H. silvaticum ssp. tenuiflorum 35; ji bifidiforme 1, H. atum ssp. Gaudini 1, H. armerioides 1, H. ustulatum 2, H, pinum ssp. ea 2-3, ssp. Halleri 3—5, ssp. al- pinum 9, H. ee 1—2, H. nigrescens ssp. subpumilum 1, Bsp. pseudo- Halleri 2, ss p-. rhaeticum 3-5, H. atratum ssp. Coazii 1, @. amplexicaule ssp. Pulmonarioides 1, ssp. Berardianum 2—3, ssp. amplexicaule 1, ssp. Chenevardianum E48. H. intybaceum 5, H. valdepilosum 1—2, H. juranum ssp. elegantissimum 2, H. integrifolium 1. ß) Schattig-feuchte Felsen der alpinen Zone. Die schattigen, nördlich exponierten Felswände der alpinen Zone Sind infolge der geringen Bestrahlung und niedrigen Temperatur in Bezug auf ihre Flora sehr verschieden von den vorhin besprochenen. 506 , Johannes Bär. Ihre Besiedler müssen mit einer sehr kurzen Vegetationsperiode aus- kommen, denn den grössten Teil des Sommers selbst erhebt sich die Temperatur kaum dauernd über den Gefrierpunkt und dies auch im Hochsommer meist nur wenige Grade. Trotz der meist scharf aus- trocknenden Wirkung der Höhenluft sind daher die Nordabhänge relativ sehr feucht zu ‘nennen, da die Verdunstung oft übertroffen wird durch Niederschlag des Wassers aus den stärker erwärmten, von tieferen Partien des Gebirges aufsteigenden Luftströmungen, ganz analog dem „Schwitzen“ der Fensterscheiben in geheiztem Zimmer. Dieser Niederschlag ist um so reichlicher, wenn die Luft sich beim Aufsteigen bereits unter den Taupunkt abkühlt, also Nebel- oder Wolkenbildung eintritt. Dann triefen die kalten Felsen geradezu von Nässe, auch wenn noch kein Regen fällt, und auch eine Durch- nässung mit Sickerwasser nicht stattgefunden hat. Bei kühler Witterung, aber hellem Himmel ist die nächtliche Abkühlung durch Ausstrahlung auch im Sommer so stark, dass ge- legentlich die Temperatur unter Null sinkt,. und selbst am spätern > Nachmittag beobachtete ich im August bei 23002500 m Höhe noch gefrorene Rasen- oder bereifte Felspartien. Deshalb ist es begreiflich, dass der alpine Charakter der Felsflur in Nordlage mindestens 200 m tiefer auftritt als in Südexposition, und wir in den höchsten Lagen des Gebietes, 2400-2550 m, Anklänge an nivale Verhältnisse vor- nden, Die untere Grenze der alpinen Felsen setzen wir dement- sprechend in Nordlage auf ca. 1800 m fest. Die obere Grenze ist die durch die maximalen Gipfelhöhen gegebene, wie auf Südlage. Die Mehrzahl der Notizen, die zur Aufstellung der folgenden Artenliste dienten, stammt von den Nordabhängen der mittleren On- sernonekette, vom Nordabhang der Creste bis zum Pizzo Medaro; der Nordabhang des östlichen Ausläufers des Pizzo Porcareccio, der Nordhang der Corlonga und des Rosso di Ribbia-Gebietes, des Pizzo Molinera und Pizzo Pelose, sowie einige lokale Nordlagen auf der Südabdachung der nördlichen Onsernonekette liefern kleinere Beiträge Das Gebiet des Rosso di Ribbia wurde auf dem Nordabfall, weil ausserhalb der Wasserscheide liegend, nur in der Nähe der Gratlinie begangen, und es fehlen hier deshalb Angaben aus tieferen Partien, die jedenfalls die Liste noch um verschiedene Arten bereichert hätten. Artenliste: Lichenes: Cladonia rangiferina 3—5, Cl. furcata 3, Cl. rangiformis 3-5, ‚Getraria islandiea 3, Peltigera canina 2, P. rufescens 3, P. aphthosa 3—5, Solorina crocen 5, Endocarpon minialum 3, Gasparinia elegans 5, Aspicilia einerea 3, A. Myrini 2, Rhizocarpon geographicum 4 i hyta: Preissia commutata 2, Marchantia polymorpha, 3, Acolea con“ nnata 2, Anthelia julacea 3, A, nivalis 1—2, Scapania undulata 2—3, Lejeunia Die Flora des Val Onsernone. 507 serpyllifolia 3, Dieranoweisia crispula 3, een latifolius var. brevicaulis 2, Grimmia Donniana 2, Webera longicolla 1, W. eru a 2, W. nutans 1, Bryum pal- lescens 3, B. alpinum 3—5, Bartramia ithyphylla er B. Halleriana 2, B. pomi- formis 2, Oligotrichum hereynicum 2, Pogonatum aloides 2, P. urnigerum 3, Poly- trichum Eu: um 3—5, P. piliferum 2, P. juniperinum 1—2, Brachytheeium Starkii 3ete. eridophyta: Athyrium alpestre 3--5, Cystopteris fragilis ssp. regia 1 er —_—_. 3, D. Oreopteris 2, D. spinulosa ssp. dilatata 2, D. Lonehftis 1—2, Asplenium Ruta muraria 1, Botrychium Lunaria 2, Lycopodium Selago 2—3, L. m 1, en selaginoides 2, Phanerogamae: Phleum alpinum 1, Agrostis alpina 2, A. rupestris 2—3, Calamagrostis villosa 3—5, C. arundinacea 1—2, Deschampsia flexuosa 2—3, Avena versicolor 2, Poa alpina 3—5, P. laxa 2-3, Festuca varia 3—5, Nardus strieta spadicea 3—5, Veratrum album 1, Lloydia serotina 2—3, Gymnadenia albida 1, Oxyria digyna 1—2, UMeBDB: viviparum 2, Silene acaulis 3—4, S. exscapa 2, Stellaria nemorum ssp. montana 2, Sagina saginoides 2, Minuartia sedoides 2, M. recurva 3, Arenaria biflora 3 Moehringia muscosa 2—3, Ranunculus geranii- folius 1—2, R glacialis 1—2, Cardamine resedifolia 2, C alpina 1, Draba dubia 1, Arabis alpina 1, Sedum roseum’ 3,8 estr‘ 2 Saxifraga retusa 3—5, oty- ledon 2—3, S. aspera var. bryoides 3—5, S. stellaris 2—3, S. Seguieri 3, Potentilla aurea 2—3, Sibbaldia procumbens 3—5, Sievrsin Be a2—3, Alchemilla penta- phyllea 2—3, A. alpina 2, A. glaberrima 3—5, A. vulgaris ssp. alpestris 1—2, Trifolium pratense var. nivale 2, Lotus orienalın var. alpinus 2—3, Viola % flora 3, Epilobium alpinum 1—2, Astrantia minor 3—5, Molopospermum pelopon siacum 2—3, Bupleurum stellatum 1— 2% Tiguan Mutellina 1—2, Pyrola minor 1—2, Primula as 3, Soldanella alpina 3—5, S. pusilla 1—2, Gentiana pur- Ppurea 2—3, G. nivalis 1—2, G. Kochia ee G. ramosa 2—3, Krane) pyrenaica 3, Ajuga pyramidalis 1—2, Satureia a 2—3, Veronica alpina 3, V. bellidioides 1—2, Melam mpyrum laricetorum 9—3, Bartsia RN -2, Euphrasia alpina 2—3, E. minima 3—5, Pedicularis Kein 3, P. tuberosa 1—2, Ph yteuma hemisphaeri- cum 2, Campanula barbata 2—-3, C. exeisa 3— I C. Scheuchzeri ir Adenostyles [85] tomentosa 1, Erigeron uniflorus 2, Gnaphalium supinum 3—5, illea moschata 2-3, Chrysanthemum alpinum 3, Homogyne alpina 2—3, Arnica en 3, Doro- nicum Clusii 2, Cirsium spinosissimum 2—3, Leontodon Orrehaicte A Taraxacum offieinale ssp. alpinum 1—32, Hieracium glanduliferum 3—5, H. murorum ssp. bifidi- forme 1, ssp. tenuiflorum 2-3, H. bifidum ssp. basicuneatum 1, H. Nike: 4; H. ustulatum ssp. nigritellum 2, H. alpinum (div. Formen) 3—5, igrescens, meist ssp. rhaeti 318% tratum ssp. Coazii 1, H. amplexicaule ssp dianum 1, H. juranum ssp. elegantissimum 2, H. integrifolium 2. Formationsgruppe der Felsschutt- und Geröllflur. Wir betrachten in den folgenden Zusammenstellungen diejenigen Pflanzengesellschaften, welche sich vorzugsweise, oft sogar ausschliess- ‚ch, auf dem zertrümmerten Gesteinsmaterial einfinden, das meist den Grund der eben besprochenen Felsabhänge, seltener auch die * ' Berggipfel bedeckt. Als „Felsschutt“ i. w. 8. fassen wir hier das 508 Johannes Bär. durch vorwiegend physikalische Faktoren zerkleinerte Gestein auf, das nicht oder wenigstens in untergeordnetem Masse durch fliessendes Wasser transportiert wurde, sondern durch freien Fall, Rutschung, Rollen etc. an seine Lagerungsstelle gelangte. Dem Felsschutt in diesem Sinne stellen wir das „Geschiebe“ gegenüber, dessen Material durch fliessendes Wasser oft sehr weit von seinem Ursprungsorte weggeführt wurde, und dessen Komponenten hiebei durch gegenseitige Reibung unter sich, sowie auf der jeweiligen Unterlage, in der Form stark verändert, gerundet wurden. Das Charakteristische des Fels- schuttes in diesem Sinne ist die eckige Form der Gesteinstrümmer. Die Grösse der Gesteinspartikel führt zur Unterscheidung verschie- dener Kategorien des Felsschuttes, und zwar schliesse ich mich in der Unterscheidung der letzteren ungefähr den Ausführungen Schrö- ters an (l. c. pag. 512), indem wir etwa folgende Abstufungen unter- scheiden: 1) Felsblöcke, von den grössten Trümmern bis zu solehen von ca. 25 cm Durchmesser. 2) Grobschutt, von 25 cm Durchmesser abwärts bis etwa Nussgrösse. 3) Feinschutt, von Nussgrösse bis zu einem Durchmesser von 5 mm. 4) Grus, von 5 mm bis 2 mm Durch- messer. 5) Sand, von 2 mm bis 0,25 mm Durchmesser. 6) Ton, unter 0,25 mm Durchmesser. Die letzten drei Dimensionen bilden ungefähr das, was Schröter als „wurzelfähige Erde“ (l. c. pag. 511) bezeichnet, allerdings nur, wenn in entsprechender Menge Ton und Humus vorhanden sind. Wenn die letzten beiden Bestandteile völlig fehlen, so ist m. E. selbst grober Sand noch nicht „wurzelfähig‘. Dass selbst in der besten Ackererde auch gröbere Gesteinspartikel vorkommen, ist gewiss jedermann be- kannt, und es hängt also nur von der Menge des beigemengten Sandes, Tones und Humus ab, ob wir eine Wurzelerde zur „Schuttflur* oder zur „Feinerde“ stellen. Wenn nämlich die feinen Bestandteile, vorab Ton und Humus, überwiegen, ist den Pflanzen Gelegenheit geboten, die ganze Oberfläche zu überkleiden; die „Steine“ verschwinden unter dem Rasen, und es liegt auf der Hand, dass solche Stellen nicht mehr zur Gesteinsflur zählen. Doch existieren zwischen steinigen Rasen und der Schuttflur natürlich alle möglichen Übergänge. Zur letztern Formationsgruppe müssen wir eine Lokalität rechnen, wenn die Ge- steinspartikel, seien sie nun grob oder mässig fein, über die feinen Komponenten (wenigstens an der Oberfläche) dominieren, Ton, Sand und Humus also stark zurücktreten, oder wenigstens erst in einer gewissen Tiefe die Oberhand gewinnen. Selbst die ödeste Steinwüste birgt nämlich in ihrer Tiefe durch chemische oder mechanische Ver- witterung der Blöcke entstandene, von den Atmosphaerilien fortwäh- rend eingewaschene Feinerde. Auch äolischer Niederschlag von Staub, Die Flora des Val Onsernone. 509 Pflanzenteilen etc. arbeitet mit an der Äuffnung der Feinerde zwischen den Blöcken oder kleineren Felstrümmern. Je älter nun eine Schutt- flur ist, um so höher liegt im allgemeinen das Niveau der Feinerde, wenn keine Nachstürze von grobem Material mehr auf dieselbe Stelle fallen. Daher muss bei jeder Schuttflur über kurz oder lang ein Zeitpunkt eintreten, wo dieselbe für die Vegetation (ich denke hier nur an die höheren Pflanzen) besiedelbar wird. Wie tief unter der durchschnittlichen Gesteinsoberfläche die Feinerde liegen darf, um eine erste Besiedlung zu gestatten, hängt von der Art der Besiedler ab. Die keimenden Samen sehr lichtbedürftiger, streckungsunfähiger Pflanzen erliegen dem Lichtmangel weit länger, als die Keimlinge von Schattenpflanzen, besonders solcher mit stark verlängerungsfähigen Stengeln. Auch die Grösse der in den Samen aufgespeicherten Re- servestoffe spielt eine bedeutende Rolle bei der Konkurrenz der ersten Besiedler. So eignet sich z. B. der nährstoffreiche Same der Kastanie oder der Haselnuss vorzüglich zur Besiedelung grossblockiger Schutt- fluren tiefer Lagen, auch wenn die Feinerdeschicht noch tief unter der Oberfläche liegt. Die Keimlinge vergeilen, strecken sich enorm in die Länge, es gelingt ihnen aber doch, ihre Spitze zum Lichte emporzurecken, und dann hat die junge Pflanze das Spiel gewonnen. Es ist bezeichnend, dass auf den gröbsten Blockhalden tieferer Lagen gerade ein Kastanienwald oder Corylus-Buschwald zu finden ist. Dies wäre wohl auch ohne Zutun des Menschen der Fall. In höheren Lagen treten an die Stelle der Kastanie und des Haselnusstrauches die Alpenrosen- und Grünerlengebüsche, in mittleren dagegen sehr oft die Buche oder Coniferen. So verbleiben uns für die Zusammen- stellung der Schuttflora tieferer Lagen nur relativ beschränkte, von Holzwuchs mehr oder weniger freie Stellen, deren Zahl aber Legion ist, und eine relativ grosse Zahl von Arten ist trotz des beschräirkten Raumes der einzelnen Lokalität die Folge der grossen Menge der kleineren Schuttfelder. Eine einzelne Schutthalde dagegen zeigt oft ur wenige Arten, bei deren Zusammentreten der Zufall, besonders aber die Flora der nächsten Umgebung, eine wesentliche Rolle spielen. Ausser der Begleitflora der Gehölze liefern die Wiesen, sowie die Ruderalflora nicht unbeträchtliche Beiträge zum Bestande der Schutt- fluren tieferer Lagen. - Wir berücksichtigen deshalb vor allem diejenigen Arten, deren Vorkommen auf Felsschutt besonders charakteristisch ist, indem sich im Bau der Pflanzen oder in ihrer Lebensweise besondere Anpassungen an das letztgenannte Substrat erkennen lassen. Die meisten Fels- Schuttpflanzen zeigen solche Merkmale. Vielfach ertragen sie die Scharfe Konkurrenz innerhalb eines geschlossenen Bestandes absolut 510 Johannes Bär, nicht, sie finden sich nie in einer eigentlichen Wiese, auch wenn die- selbe nicht gemäht oder beweidet, also weder direkt noch indirekt vom Menschen beeinflusst wird. Dass aber innerhalb der offenen Formationen der Felsschuttflur keine Konkurrenz der Arten auftritt, will ich damit nicht behaupten, im Gegenteil! Dazu gesellt sich der scharfe Kampf um den spärlichen Nährboden, der Kampf mit dem leicht beweglichen Material der Schutthalde, das fortwährend mit der Verschüttung der bestehenden Vegetation droht, und nicht zum geringsten der Kampf um das Wasser, das in dem lockeren Material in für die Wurzeln unerreichbare Tiefen einsickert, indes die obern Partien bei starker Sonnenbestrahlung oft bis zur völligen Dürre austrocknen. Zwar schützen die grösseren Blöcke das unter ihnen liegende wurzelfähige Erdreich in nicht geringem Masse vor zu starker Verdunstung, so dass eine Geröllhalde feuchter zu sein pflegt als an- stehendes Gestein mit einwärts fallenden Schichtfugen. Zur Zeit grösserer Niederschläge leiten die Blöcke zudem das Wasser den mit Vegetation erfüllten Lücken zu, deren Durchfeuchtung dann eine sehr beträchtliche ist, so dass die Pflanzen für die Trockenperioden reich- liche Wasservorräte anlegen können. Betrachten wir noch die Entstehung der Schuttfluren etwas näher, so können wir wohl die meisten der in unserem Gebiete vorhandenen als durch Absturz von ursprünglich anstehendem Gestein entstanden denken. Was durch Überwachsung in andere Vegetationstypen, z.B. Wiesen übergeführt wird, erneuert sich fortwährend durch neuere Felsstürze. Da dieselben meist an bestimmten Stellen erfolgen, er- halten sich in unserem Gebiete sowohl, wie auch anderwärts die Schutthalden in auffälliger Konstanz an den gleichen Lokalitäten. - Eine Ausnahme hievon machen die zwar in unserem Tale recht spär- lichen Bergsturzfelder, die in der Regel fast völlig verwachsen, bevor ein neuer Absturz erfolgt. feld erhalten geblieben. Eine weitere Ursache der Entstehung der Felsschuttflur liegt in der Tätigkeit des Menschen. Durch Strassen- und Hausbauten, Steinbrüche etc. werden fortwährend Wunden in die Pflanzendecke geschlagen, die zwar oft durch die Ruderalflora und hieran sich an- schliessende Pflanzengesellschaften wieder zuheilen, vielfach aber, eh RE a Te ee ie Tl „= a Ba Se ER la aeg Die Flora des Val Onsernone. 511 besonders bei grobem Material und steiler Lage der Ablagerungs- flächen, jahrzehnte-, selbst jahrhundertelang an bestimmten Stellen das Vorhandensein einer Schuttflur bedingen. Endlich sei noch der Tätigkeit des fliessenden Wassers gedacht, das aus dem durch chemische und mechanische Verwitterung des Gesteins entstandenen Material die feineren Teile ausschwemmt, die gröberen aber zurücklässt, oder wenigstens nicht so weit transportiert, dass die Steine gerundete Formen annehmen können. Ist letzteres der Fall, so stellen wir die betreffenden Lokalitäten nicht mehr zur Felsschuttilur, sondern zur Alluvionalflur. Eine scharfe Scheidung der eigentlichen Felsschuttflur von der Alluvionalflur ist aber eben- falls nicht möglich, so nehmen z.B. die Schuttkegel kleiner Wild- bäche eine Mittelstellung zwischen beiden ein, was auch in ihrer Vegetation zum Teil zum Ausdruck kommt. Rutschungen infolge Anriss bereits mehr oder weniger überwach- sener und verfestigter Ablagerungen früherer Zeiten bieten Gelegen- heit zur Entstehung sekundärer Schuttfluren; das gleiche gilt auch für die Tätigkeit des Menschen, der. solehe Anrisse verursacht. Dann ist das entblösste Material der- Tätigkeit des Wassers von neuem ausgesetzt, welches den Ton und Sand ausschwemmt, die gröberen tücke aber an Ort und Stelle liegen lässt. In höheren Lagen, so in der subalpinen und alpinen Zone, vereinfacht sich die Beantwortung der Frage nach der Entstehung der Schuttfelder bedeutend; es han- delt sich hier vorzugsweise nur noch um mechanische Verwitterung, Felsstürze, Rutschungen und die Tätigkeit des fliessenden Wassers. Neben der Grösse der Gemengteile ist es vor allem auch die Böschung der Schuttfelder, die von wesentlichem Einfluss ist, so- wohl auf die Konstanz der Schutthalden als auch auf die Arten, welche dieselben besiedeln. Im allgemeinen steigt die Konstanz der Schuttfluren mit der Zunahme der Böschung; so dass steile Schutt- halden der Überwachsung durch Pflanzenwuchs weit länger wider- stehen, als flache oder gar ebene Schuttfelder, ganz abgesehen von der grösseren Häufigkeit der Nachstürze an steiler Halde. ‚Wenn eine Schutthalde in ihrem Neigungswinkel sich der für das betreffende Material bestimmten Maximalböschung nähert, so befinden sich die Partikel derselben nicht immer in Ruhe, sondern geraten durch oft geringfügige Ursachen, wie den Tritt passierender Tiere und Men- schen, starke Niederschläge ete. wieder in Bewegung, die die Teile ein Stück weiter zu Tal führt, aber in der Regel bald wieder zur Ruhe kommen lässt, .bis ein neuer Anstoss wieder das gleiche be- Wirkt. Sind nun die Intervalle zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Bewegungen kurz, die Bewegungen also häufig, so sprechen wir von Vierteljahrsschrift 4. Naturf. Ges. Zürich, Jahrg. 59. 1914. 2 . 512 Johannes Bär. beweglichen Schuttfluren oder „Geröllfluren“, deren Material wir als „Geröll® bezeichnen. Sie bedrohen die auf ihnen vegetieren- den Pflanzen ständig mit Verschüttung oder Entwurzelung, und es sind nur relativ wenige Arten imstande, durch entsprechende Anpas- sung, sei es durch kriechende, sehr verlängerungsfähige Stengel, sei es durch stark entwickeltes Wurzelwerk, den Kampf mit dem beweg- lichen Schutt auszuhalten und sich so vor der Vernichtung zu be- wahren. Andere Arten erliegen in diesem Kampfe völlig und fehlen daher in den beweglichen Schutthalden, während die ersterwähnten gleichsam als Pioniere der Vegetation zu betrachten sind. Sie stellen das eherne Kontingent der Schuttflora, das als besonders charak- teristisch zu gelten hat, da es in allen andern Formationen fehlt, entweder, weil durch die Konkurrenz anderer Arten erdrückt, oder nicht genügend angepasst an kompaktere Bodenarten. Was durch die fortgesetzten Rutschungen vom Material einer Geröllhalde in die Tiefe geführt wird, erneuert sich an deren oberem Ende meist durch neue Nachstürze aus den Felswänden des anstehenden Gesteins, so dass ein kontinuierlicher, langsamer Schuttstrom zustande kommt, der die Geröllhalde trotz der relativen Beweglichkeit ihrer Teile in merkwürdiger Konstanz an den gleichen Stellen erhält. enn nun die Intervalle zwischen den einzelnen Bewegungen der Gesteinstrümmer relativ grosse sind, so sprechen wir von ruhen- dem Schutt, resp. ruhenden Schutthalden. Solche bilden sich, wenn sich der Neigungswinkel derselben von der Maximalböschung des Materials sehr beträchtlich entfernt, d.h. sich der Horizontalen nähert. Solche Schuttfelder überwachsen bedeutend leichter durch eine Vegetationsdecke, als die beweglichen Geröllhalden; sie stellen, wo sie vorkommen, eine Mittelstufe zwischen den Geröllhalden und den aus ihnen hervorgehenden Vegetationstypen dar, oder es sind mehr oder weniger fortgeschrittene Stadien der Überwachsung von an Ort und Stelle durch Verwitterung entstandenen Blockfeldern. Die Gesteine des Onsernone sind zur Bildung solcher Blockfelder sehr prädestiniert, indem die in überwiegender Menge vorkommenden Gneisse besonders der chemischen Verwitterung energischen Wider stand entgegensetzen, indes die mechanische Abwitterung infolge der spärlichen, weit voneinander entfernten Schichtfugen und Klüfte meist nur gröbere Blöcke vom anstehenden Fels loszutrennen vermag. Daher sind eine grosse Zahl von flacheren Gipfeln als sog. Block- gipfel entwickelt und müssen dementsprechend der Schuttflur zuge” rechnet werden. Aber auch in Mulden und an wenig geneigten Halden existieren eine ganze Reihe von höchst wahrscheinlich nicht dureh Felsstürze, sondern Verwitterung an Ort und Stelle entstandenen BUTE TEN N 2 VE REGNET ke Aa 2Alen ner A A A ETF a Die Flora des Val Onsernone. 513 Blockfeldern. Dies gilt besonders für die höher gelegenen Blockfelder, während die tief gelegenen wohl meist durch Felsstürze entstanden sein dürften. Infolge des schwer verwitterbaren, disgeogenen Charakters der Gesteine des Onsernone ist die grösste Mehrzahl der Geröll- und Schuttfluren im Gebiet als relativ grobblockig zu bezeichnen, und die Feingeröllhalden und Feinschuttfelder sind nur spärlich und meist ganz lokal, sehr oft an diluviale Ablagerungen gebunden, oder durch Auswaschung aus grobblockigen Geröllhalden entstanden, also vor- wiegend sekundärer Natur. Vielfach sind sie auch durchsetzt von Partien, die als grobblockig zu bezeichnen sind. Die Feinschutt- und Feingeröllfelder erlauben einer viel grösseren Zahl von Pflanzen die Ansiedelung, und gehen daher leicht in Rasenbestände über, besonders wenn sie relativ flache Böschung haben, also in Ruhe sind. Streng genommen ist ja eigentlich ein grosser Teil des kulturfähigen Ter- rains, also Wies- und Ackerland, auch aus Feinschuttfeldern hervor- gegangen durch fortgeschrittene chemisch-physikalische Verwitterung, im Verein mit Humusbildung durch die Vegetation. - Indem ich nochmals auf die Böschungsverhältnisse der Ge- röll- und Schutthalden zu sprechen komme, möchte ich besonders auf die Korrelation der Maximalböschung mit der Grösse der Gesteins- trümmer hinweisen. Grobe Gerölle erlauben eine steilere Böschung als Feingeröll, und dementsprechend ist zu erwarten, dass die Ge- röllhalden des Onsernone relativ steil ansteigen, was auch in der Tat zutrifft. Bei gleicher Böschung kann eine grobe Geröllhalde zum Stehen, d.h. zur mehr oder weniger völligen Ruhe kommen, also in eine Ruhschutthalde übergehen, während eine Feingeröllhalde sich noch recht lebhaft bewegt. Die Bewegungen der letztern a we viel zahlreicher als die der groben Blöcke, aber jeweils von geringerem Umfang und deshalb für die bestehende Vegetation nicht von ver- heerender Wirkung, indem die Wurzeln der Geröllpflanzen wohl mit- rutschen, aber nicht ausgezogen werden, und die Pflanzen daher an ihrem neuen Standort ruhig weiterwachsen können. Werden sie bei der Bewegung verschüttet, so gelingt es den in der Regel streckungs- fähigen Stengelgliedern wieder, sich an die Oberfläche zu drängen, und die Pflanzen sind zur Weiterexistenz nieht nur befähigt, en oft noch besser ausgerüstet, weil tiefer verankert. Bo tragen sie Zur Befestigung der Geröllhalde wesentlich bei. Anders aber bei der Bewegung grober Blöcke. Sie reissen die Geröllpflanzen bei ihren 2war selteneren, aber grösseren Rutschungen oder Stürzen oft aus . . OS- ‚dem nährenden Erdreich aus und überliefern sıe dem Vertrocknungs tode, oder decken sie an ihrer neuen Lagerstätte so gründlich zu, 514 Johannes Bär. dass eine Weiterexistenz unmöglich wird, wenn sich die Pflanze nicht seitwärts unter dem Block hervorarbeiten - Im allgemeinen sind also die Maximalböschungen der groben Geröllhalden grösser als die der Feingeröllhalden, und dies trifft auch meist für die ruhenden Schutthalden zu. as Niveau der wurzelfähigen Erde ist in den groben Schuttfeldern und Geröllhalden meist tiefer unter der Oberfläche ge- legen als bei feinkörnigem Material, und es ist nicht ohne Einfluss auf die Maximalböschungen, indem reichliche Einlagerungen, besonders von Ton und Humus, die Stabilität einer Geröllhalde erhöhen, indem sie die Gemengteile miteinander verkitten, und so das Rutschen er- schweren. Infolgedessen ist also eine Schuttflur mit viel Ton und Grus einer grösseren Maximalböschung fähig als eine solche, bei welcher relativ wenig wurzelfähige Erde vorkommt. Natürlich gilt dies nur für Schuttfluren, bei welchen das grobe Material über die „erdigen“ Bestandteile überwiegt. Bei blossliegender „Ackererde‘ ist gerade das Gegenteil der Fall: je ärmer dieselbe an grobem Ge- stein, um so leichter wird sie bei steiler Lage durch Wasser ver- schwemmt. Dasselbe gilt für blossliegenden Moränenboden. Da die Feinerde mit dem Alter einer Schuttflur zunimmt, folgt. hieraus ohne weiteres, dass eine alte Schutthalde in der Regel relativ stabiler zu sein pflegt, als eine kürzlich gebildete. Wir können aus Vorstehendem auch schliessen, dass eine stabile Schutthalde bei glei- chem Korn und gleicher Böschung älteren Datums ist als eine noch mehr oder weniger bewegliche Schuttmasse u. s. £. Dass die Menge des zwischen den Felstrümmern lagernden feinen Materials bestimmend auf die Schnelligkeit der Überwachsung durch die Vegetation einwirkt, sei hier ebenfalls nochmals erwähnt, bedarf aber weiter keiner Erläuterung mehr. Ebenso spielen bei der Besiedelung der Schuttfluren, speziell bei der Auswahl der Ansiedler, die Exposition und die Höhenlage dieselbe wichtige Rolle, wie dies ‚bereits bei der Besprechung der Felsflora und anderer Formationsgruppen bemerkt wurde. Da nun nach dem Gesagten eine so grosse Zahl von Faktoren bei. der Besprechung der Felsschutt- und Geröllflora zu berücksich- tigen wäre, würde es den Rahmen dieses Abschnittes überschreiten, alle diese Verhältnisse bei der Zusammenstellung yon Bestandeslisten in Betracht zu ziehen, und ich beschränke ‚mich daher darauf, die wesentlichsten Unterschiede in Bezug auf Exposition und Höhenlage in den nachfolgenden Listen zum Ausdruck zu. bringen. . Bezüglich der Exposition halte ich mich wieder vorwiegend an die Extreme, Nord- und Südlage. Die ‚Grösse der Gesteinstrümmer, sowie die a TE BE a he Die Flora des Val Onsernone, 515 Unterscheidung zwischen der Flora des beweglichen und des ruhenden Felsschuttes, also die Böschung der Schuttfelder, sowie die Menge und das Niveau der Feinerde zwischen den Gesteinen lasse ich da- gegen unberücksichtigt, da ich bei den Aufnahmen der Notizen zu wenig hierauf geachtet habe. Dass in den nachfolgenden Listen die beobachteten, rein zufälligen Beimengungen der Felsschutt- und Ge- röllflora ebenfalls aufgeführt werden, mag vielleicht die Klarheit des Bildes etwas beeinträchtigen, anderseits aber ist dies bei so hetero- genen Beständen kaum anders möglich, wenn- man einigermassen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Die niedern Pflanzen, Flechten und Bryophyten, spielen auf den Schuttfeldern eine relativ unbedeu- tende Rolle, was vor allem auf den Umstand zurückzuführen ist, dass die Gerölle bald die eine, bald die. andere Seite nach oben kehren. Wenn sich dann auf der einen Seite z.B. trockenheitsliebende und lichtbedürftige Flechten angesiedelt haben, gehen sie beim Um- kippen eines Blockes meist zu Grunde, infolge des längere Zeit an- dauernden Lichtmangels oder zu grosser Feuchtigkeit. Das gleiche Schicksal erleiden schatten- und feuchtigkeitsliebende Arten, wenn die lokale Nordlage durch Umkippen eines Blockes zur Südlage wird. Auch der Umstand, dass wir es bei den meisten Geröllstücken mit relativ frischen, wenig oder gar nicht verwitterten Bruchflächen zu tun haben, trägt mit bei zur Armut der Geröllfiora an Flechten und Moosen. Die meisten der hier zu erwähnenden Arten sind bereits bei der Besprechung der Felsflora genannt worden. Sie finden auf grösseren Gesteinsblöcken meist die nämlichen Verhältnisse wie auf anstehendem Gestein der entsprechenden Exposition und Höhenlage. Aber auch die Liste der höheren Pflanzen zeigt eine grössere Anzahl von mit der Felsflora gemeinsamen Arten; ebenso finden wir, be- sonders im ruhenden Felsschutt, zahlreiche Wiesenpflanzen vor, und man ist oft im Zweifel, wo eigentlich das typische Vorkommen ein- zelner Arten anzunehmen sei. Es muss in solchen zweifelhaften Fällen der subjektiven Auffassung ein weiter Spielraum gelassen werden, besonders, wenn es sich um sog. Formationssubiquisten handelt. ee Wie bei der Vegetation der Felsschuttflur die mannigfaltigsten Übergänge zur Fels- und Rasenflora in gleitender Reihe auftreten, 0 finden sich auch punkto Stabilität, Korngrösse, Böschung und Exposition die gleichen, sehr schwer mit wenigen Worten zu charak- terisierenden und noch schwieriger genau abzugrenzenden Modifika- tionen in der Ausbildung des von uns als Felsschutt ‚bezeichneten Substrates, Auch zur im folgenden Abschnitt zu behandelnden Allu- Vionalflur -mit ihren vorwiegend gerundeten Geröllstücken, dem rela- 516 Johannes Bär. tiven Mangel an Ton und Humus, der hier meist durch Sand ersetzt wird, existiert eine ähnliche gleitende Reihe von Übergängen, und oft ist man im Zweifel, wohin ein Standort zu rechnen sei, Dies gilt besonders für die bereits oben kurz berührten Wildbachschutt- kegel, die mit dem Felsschutt die noch vorwiegend eckigen Geschiebe, mit der Alluvionalflur aber die oft reichliche Sandeinlagerung und den sehr spärlichen Ton- und Humusgehalt gemeinsam haben. a) Submontan—montane Felssehutt- und Geröllflur. Die Ursachen für das Zustandekommen der zahlreichen Schutt- felder dieser Höhenzone sind vor allem in der Steilheit der Talgehänge zu suchen. Wie bereits im oro-hydrographischen Überblick ausgeführt wurde, haben sich die Gewässer meist in engen Schluchten einge- schnitten, und die übermässigen Böschungen der Talgehänge begünstigen den Absturz zahlloser Felsblöcke grösserer oder kleinerer Dimension, die durch Verwitterung an den steilen Felswänden gelöst werden. Am Grunde der Felswände häuft sich so regelmässig ein Schuttmantel an, der bis in die Nähe des Wasserlaufes reicht oder sich auf relativ ebenerem Terrain, z. B. auf den diluvialen Terrassen, im Rasen der Grundmoräneanlagerungen, oder aber in den Busch-, Nieder- und Hochwäldern verliert. Letztere zeigen, wenn wir ihre Standorte genauer untersuchen, in der Regel noch recht deutlich den Charakter der Grobschutthalden in ihrer geologischen Unterlage, und es würde, wenn der Holzwuchs entfernt wäre, niemand im Zweifel sein, wohin die übrigbleibende Vegetation zu stellen wäre. Das mehr oder we- niger geschlossene Laubdach aber, das sich über der Schutthalde entfaltet, verwischt ihren Charakter, besonders aus einiger Entfernung betrachtet, und wir zählen daher diese Bestände den Wäldern zu. Es handelt sich bei diesen waldbedeckten Schutthalden fast ausschliess- lich um ruhenden oder doch in sehr langsamer und unregelmässiger Bewegung befindlichen Grobschutt. Wenn die Bewegungen in kürzeren Intervallen erfolgen, so ist für gewöhnlich noch kein Waldwuchs mög- lich, und wir haben typische Geröllhalden vor uns. Wo die Geröllhalden bis direkt an die Wasserläufe grenzen, nimmt jedes Hochwasser an ihrem untern Ende Material weg, das aber, durch Nachstürze von oben und Nachrutschungen innerhalb der Halde selbst, wieder er- setzt wird. Ausser den Felsstürzen ist aber in der submontanen und mon- tanen Zone besonders auch die Tätigkeit des Menschen zu erwähnen, welche Schutthalden schafft, z. B, durch Haus- oder Strassenbauten etc. Da besonders die letztern sehr oft in anstehendem Gestein aus- De en Die Flora des Val Onsernone. f 517 . gehauen oder gesprengt werden müssen, und das losgetrennte Material bei weitem nicht völlig für das Strassenbett Verwendung findet, häufen sich zu beiden Seiten der Strasse, besonders aber unterseits derselben, konstant „künstliche Schutthalden“ an, die genau die gleichen Ver- hältnisse zeigen, wie die durch natürlichen Absturz entstehenden. Nur ist das Material der ersteren meist etwas feiner zerteilt und zeigt recht oft beträchtlichere Einlagerungen von wurzelfähigem Erd- reich. Dasselbe gilt für die ebenfalls relativ häufig durch die Tätig- eit des Menschen hervorgerufenen -Moränen-Anrisse, die darum gewöhnlich sehr rasch verwachsen, wenn ihr Material nieht infolge zu grosser Böschung zu leicht beweglich ist. Infolge der vorwiegend ost-westlichen Richtung des Hauptflusses sowohl, als der Hauptstrasse sind bei den submontan—montanen Sehuttfluren Süd- und Nordexposition weitaus vorwiegend, besonders die erstere, weil die Hauptstrasse fast ausschliesslich auf der Süd- abdachung verläuft. Speziell die durch den Menschen verursachten Schutthalden liegen fast nur in Süd-, Südost- und Südwestexposition. Weil sie meist in der Nähe der Strasse oder der Häuser sich finden, tragen sie oft nahezu den Charakter von Ruderalstellen, und speziell - die spontanen Apophyten sind in ihnen recht stark vertreten. Die zahlreichen, mit der Buschwaldflora gemeinsamen Arten zeigen recht deutlich die nahen Beziehungen der Buschwälder und Buschweiden zur Geröllflora des Onsernone. e) Submontan-montane Felsschuttflora AOBNIRTFFOAHERBE Standorte. Dryopteris er 2, D. Filix mas 2. D. Braunii 2—3, Asplenium Adiantum higrum 2, A. germanicum 1—2, A. septentrionale 2, A. Triehomanes 2, Pteridium aquilinum 3—5, Peine vulgare 1—2, Andropogon Ischaemon 1, Panicum san- guinale 3, P. humifusum 2, P. Crus galli 2-3, Setaria glauca 2—3, S. viridis 3, Anthoranthum odoratum 2—3, Stipa Culämagrostie 9, Phleum phleoides 2, Agrostis temuis 2—3, Calamagrostis Epigeios 1, aria 1—2, C. arundinacea 2, Holeus ei 2, Avena sativa 1, Cynodon Dactylon 2, Koeleria cristata 1, Poa compressa 1, P. nemoralis 2—3, P. pratensis 2—3, Vulpia Myuros 9—3, Festuca Ovina ssp. capillata 2—3, ssp. duriuscula 1—2, F. rubra 2—3, Bromus hordeaceus ns i i 3, Lolium temulentum 1, L. perenne 2-3, Hor- ° verna 3, Luzula nivea ium 518 Johannes Bär. .Cerastium brachypetalum 2—3, m. mantica 1—2, Arenaria. serpyllifolia 3—5, Spergula arvensis 1, Spergularia campestris 3—5, Scleranthus annuus 3—5, Ane- mone Hepatica 2-3, Ranuneulus bulbosus ne Thalietrum minus 2—3, Papaver dubium ssp. Lecoquii 1—2, Sisymbrium offieinale 1, Capsella Bursa pastoris 2—3, Erophila verna 2—5, Arabidopsis Thaliana 2, Arabis hirsuta 1—2, A. alpestris 1, Berteroa incana 1, Sedum Telephium ssp. maximum 2—3, S. annuum 3—4, album 2-3, $. dasyphylum 1—2, S. mite 3, S. rupestre 3—5, Sempervivum al- pinum 2—3, Saxifraga Cotyledon aa, S. aspera 1, Fragaria vesca 3—5, Potentilla eyes 1—2, P. rupestris 3, P. collina 1, P. Gaudini 2—3, Alchemilla hybrida 9, Agrimonia Eupatoria 1, REN minor 1, Medieago lapuliua 1—2, Meli- T Ir indieus 1, M. a 1, Trifolium rubens . T. medium 1—2, T. pratense 2, T. arvense 2—3, T. resupinatum 1—2, T. repens 2, T. agrarium 2-—-3, Lotus corni- eulatus 2—3, Aikknaa glyeyphylius rn Viein. a rpa 1—2, V. Gracca 3, V. pannonica 1—2, V. Jutea 1, V. angustifolia Q—3, Geranium columbinum 2, 6 pusillum Q—3, G. molle 2, Oxalis strieta (—2, O. eornieulata 2, Linum usitatissimum 1—9, Polygala een 9—3, Polygala vulgare var. pedemontanum 2, Eu- phorbia Cyparissias 1—2, Malva silvestris‘2, Hypericum montanuımn 1—2. H. per- foratum 1, Viola Thomasiana 1, V. hirta 1, V. te ris 1 V, Riviniana 93-8, —g, V. montana 3, V. trieolor ssp. alpestris 3, Epilobium RE 2—3, Astranlia minor 2, Molopospermum en 1; Bee) BR ‚ P. Saxifraga 2, Peucedanum Oreoselinum 2—3, Daueus Carota 2, Vae nium Yale idaea 1—, Vincetoxicum offieinale ”% Myosotis arvensis 2, Teuer In Sehrodanie 3, Glechoma hederaceum 1—2, Prunella vulgaris 2-3, P. grandiflora ER Melittis 1—2, Galeopsis Ladanum ssp. intermedia 2—3, G. Tetrahit 3—5, G. pubescens 3, Lamium album 1—2, L. Galeobdolon 1, Stachys rectus 3—5, are a 2, S. pratensis 1, Satureia Calamintha 2, S. vulgaris 2, S. alpina 3—5, S. Acinos 1, Origanum vulgare 1—2, Thymus Serpyllum (besonders ssp. el a Ei ovatus) 3--5, Solanum Duleamara 1—2, S nigrum 1, $. luteum 2, Verbascum nigrum 1 us 1—2, V, erassifolium 2—3, Linaria italiea 1, L. minor ei Serophularia ang 2—3, Veronica Chamaedrys 2, V. offieinalis 9—3, V. spieata 1—2, V. arvensis 2 | ambigua 2—3, D. Jutea 2, Melampyrum vulgatum 3—5, Euphrasia Iutea 2, E, a 3—5, Orobanche Rapum Genistae 2—3, O. alba 2—3, Plantago Innesolala, var. no. 2, P. serpentina 2—-3, Sherardia es 9, Galium pedemontanum 1, vernum 2, G. Gruciata 1, G. „anal 'ine-1, G. Mollugo 3—5, 6. rubrum 2, Scabiosa " gramuntia ssp. agrestis 2—3, S. Golumbaria 3, a montana 3—5, Phyteuma betonieifolium 3, Ph. scaposum 1-2, Campanula spicata 1—2, C. rotundifolia 2, €. Dach 1--2, Solidago Virga-aurea 3—5, Erigeron annuus 1, E. canadensis 2, E. acer ssp. droebachiensis 2, Filago minima 2—3, Gnaphalium Iuteoalbum 2, G. silvatieum 1—2, Inula squarrosa 1—2, Buphthalmum salieifolium 2, ee DeEHllene. 3—3, Bee Gotula 1—2, Achillea magna 1—2, x olium 3 2 —5, Artemisia vulgaris 1—2, A. snthium I A ‚eampesiris 2—3, Tussilago ER ara 2, Senecio Fuchsii 1, S. 2-3, S. viscosus 2, S. silvatieus 1, Carlina vulgaris 2—3, Aretium tag: : tomentosum 1, Carduus 3—5, Cirsium Maren 2, Centaurea alba 2, * dubia 2—3, C. uniflora 1, C. Cyanus 2, G. Scabiosa ssp. badensis 1, gr atula tinetoria 2, Cichorium ers 1—2, Hypochoeris radieata 2—3, Leontodon hispi- dus 2, Picris hieracioides 3, Chondrilla junceea 1—2, Taraxa offieinale SSP- obliquum 1—2, een eonyzifolia 2, C. capillaris 3-5, Hieracium Pilosella (div. ssp.) 3—5, H. Aurieula 2—3, H. florentinum’2—3, H. murorum ssp. ho ! H. vulgatum . . amplexicaule 2, H. laevigatum 1, H. umbellatum 3—4 H. statieifolium 2. Ä x N % E Die Flora des Val Onsernone. i 519 ß) Submontan— montane Felsschutt- und Geröllflora schattiger Standorte. An solchen Stellen siedelt sich eine bedeutend artenärmere Ve- getation an, als auf Südlagen; dagegen sind die einzelnen Pflanzen infolge der grösseren Feuchtigkeit meist von grösseren Dimensionen, und vermögen daher leichter den Charakter der Felsschuttflur zu verwischen. Zudem sind die Standorte weniger zahlreich als die der vorhergehenden Liste zu Grunde liegenden, und zwar aus dem Grunde, dass eine grosse Zahl von schattig gelegenen Schutthalden ganz oder grösstenteils von Waldwuchs bedeckt ist, und daher für unsere Be- trachtung ausgeschlossen werden muss. Ferner sind diese Lokalitäten oft sehr schwer zugänglich, oder doch die Aufsuchung derselben mit ‚enormem Zeitverlust verbunden, so dass sie aus diesem Grunde weniger einlässlich durchforscht werden konnten, zumal die Ausbeute häufig in keinem Verhältnis stand zur aufgewendeten Zeit. Dagegen er- schienen mir die Verhältnisse der schattig-feuchten Schutthalden dieser Höhenlage sehr einheitliche zu sein, und ich glaube dennoch, aus den wenigen mir zur Verfügung stehenden Notizen ein ebenso zutreffendes Bild des Pflanzenkleides dieser Standorte zusammenstellen zu können, wie bei den viel zahlreicheren Aufnahmen in Südexposi- tion. Die niederen Kryptogamen, sowie die Holzpflanzen lasse ich ebenfalls unberücksichtigt, und verweise bezüglich der ersteren auf die sozusagen alle Arten aufweisenden Listen der Felsflora gleicher Exposition und Höhenlage. Desgleichen schloss ich auch bezüglich krautartiger Pflanzen diejenigen Standorte aus, in welchen die Fels- Schuttpflanzen mehr als ?2/; der gesamten Fläche bedeckten. Viele solcher Schuttfluren sind unter den Hochstaudenfluren, speziell den arfluren, berücksichtigt worden, andere wieder bei der Besprechung der Wiesentypen, speziell der Frischwiesen, zu welchen sie über- leiten, etc. Artenliste: Athyrium Filix femina 3—5, Cystopteris fragilis 3, Dryopteris' P hegopteris 5, D. Oreopteris 3—5, D. Filix mas 3, D. spinulosa 2—3, D. Lonchitis 1—2, D. aculeata Sp. lobata 1, D.:Braunii 2—3, Asplenium viride 1, ee crispus 1--2, Pal: i ela r re Sitata 1, C. ferruginea 1—2, C. pallescens 2-3, 2 L. nivea 3-5, L. campestris 1, L. silvatiea 2, Paradisia Liliastrum 1— on bulbiferum 'ssp. eroceum 1-2, Streptopus amplexifolius 2, Polygonatum ra e tum 1, P. offieinale 2, Convallaria majalis 2, Crocus albiflorus 23, Orchis au Iatus 1—2, Platanthera' bifolia 9, Epipactis atropurpurea 1, Urtica dioeca 3, Parie- 520 Johannes Bär. ea offieinalis var. erecta |, Rumex seutatus 3—5, Chenopodium Bonus Henrieus , Silene er 9, Melandrium dioecum 2—3, Stellaria nemorum ssp. glochi- en ma 2, St. minea 2—3, Sagina probumbens 2. Ken muscosa 3—5, Aconitum Fahkeghuin m 1, A. Lycoctonum 2, Anemone Hepatica 3—5, Ranunculus acer 2, R. geraniifolius 1—2, R. breyninus 2—3, Thalictrum aaniegifohlam 1—2, Th. minus 3, Chelidonium majus 2, Cardamine Impatiens 2, Arabis alpina 2—3, re ng ssp. maximum 1—2, S. dasyphyllum 2, S. mite 2, Saxifraga Tr n 2—3, S, cuneifolia 3, S. aspera wi S. aizoides 2, S. stellaris 2—3, S. ale 2—3, Chrysosplenium alternifolium 2—3, Aruncus silvester 2, Fragaria vesca 3, Pot wre ereeta 2—3, Aleh emilla vulgaris 2-3, Trifolium pratense 2, Lathyrus montanus 2, Geranium silvaticum 3—5, -G. Robertianum 2—3, Oxalis es 2, Euphorbia duleis 1; nn montanum 2, Viola. Tho- masiana 1-—2, V, silvestris 2, V. Riv a 3, V. biflora 3—5, Epilobium monta- num aan E. collinum 2-3, Circaea AR 3-3, C. de rmedia 2, C. lutetiana 3, Sanieula europaea 2, Astrantia minor 3—5, A. major 1, Chaerophyllum hirsutum 3—5, Molopospermum —. 1--2, Torilis ee 9, Selinum carvi- folia 1, Angelica silvestris 1, Pyrola seeunda 1, P. ro — 9, P. media 1—2, Primula vulgaris 2-3, Gentiana N alapadan 1—2, "see oxicum officinale 3—5, Ajuga reptans 1—2, Glechoma hederaceum 2, Prunella _ s 2—3, Galeopsis Tetrahit 3, G. Be 3—5, Lamium ae lon 2, Salvia unse 3—5, Ly- copus europaeus 2, Scrophularia nodosa 2, Veronica latifolia 3—5, V. offieinalis —2, V.s as ne 2, Digitalis ap 2, Melampyrum silvatieum 2—3, M. vul- gatum 3— 5, Euphrasia strieta 2, E. vipila 1, Asperula odorata 2—3, Galium vernum 3, 6. rubrum 2—3, Valer _ Pass. s 3, Phyteuma Scheuchzeri 1—2, Ph. lan 2—3, Campanula cochleariifolium 2, Adenostyles glabra 1, A. Alliariae 1—2, Achillea macrophylla 1—2, Petasites hybridus 1, Homogyne alpina 1—2, Arnica montana = — 3, Senecio Fuchsii 2, Arctium pubens 2, Carduus deflora- tus 3, Lapsana communis 1—2, Leontodon autumnalis 1—2, L. bispidus 2, Tara- xacum officinale 2, Gay eonyzifolia 2—3, Prenanthes purpurea 1, Hiera cium ınurorum ssp. tenuiflorum 3—5, H. statieifolium 19. b) Subalpin—alpine Felsschutt- und Geröllflur. In der subalpinen und alpinen Zone ist es viel weniger die Tätigkeit des Menschen, was die Standorte für die offenen Felsschutt- und Geröllfluren schafft, als vor allem die mechanische Verwitterung der Gesteine, der hiedurch bedingte Absturz der losgesprengten Blöcke, und ihre Anhäufung am Grunde von Felswänden. Seltener sind auch Rutschungen oder die Tätigkeit des fliessenden Wassers die Ursache der meist aus grobem Material bestehenden Schuttfelder. Durch die im geologischen Überblick näher besprochene Schichtlage der Gesteine sind es vor allem die Nordabhänge der Berge, welche, besonders unter den Steilabstürzen der Gipfel, Schutthalden von enormer Ausdehnung aufweisen. Doch fehlen sie auch auf den Südabhängen keineswegs; was sie gegenüber denen der Nordabhänge an Grösse zurückstehen, ersetzen sie durch ihre grosse Zahl. Die Ursache der Schutthalden auf der Südabdachung der Gebirgsketten ist im Onsernone häufig ze an a Die Flora des Val Onsernone, 521 auch nicht eigentlicher Absturz, sondern Rutschung auf den Schicht- fugen, indem die letzteren oft in grosser Ausdehnung mit der Ober- fläche der Abhänge parallel gehen, und so bei der steilen Lage der Schichtfugen grössere Komplexe in gleitende Bewegung geraten. So begleiten mehr oder weniger ausgedehnte Schuttfelder regelmässig auch die „Plattenhalden“ der Südabhänge. Einzelne Gesteinsarten, wie Talk- und Sericitschiefer, sind für solche Rutschungen geradezu prädestiniert, und so sind Serieitschiefer-Schutthalden z.B. trotz spär- lichem Vorkommen der betreffenden Schichten nicht gerade selten. Sie sind auch so ziemlich die einzigen Schutthalden des Gebietes mit feinem Korn, tragen deshalb in der Regel eine recht ansehnliche Pflanzendecke und fallen, sobald das Material auf etwas flachere Unterlage zu stehen kommt, rasch dem Überwachsen anheim, gehen also in geschlossene Rasen- oder Buschbestände über. Dagegen sind sie bei steilem Terrain infolge der leichten Beweglichkeit ihrer Teile sehr beständig, da die Flora recht oft durch Verschüttung wieder ganz oder teilweise zerstört wird. Flach liegende Schuttfelder, bei denen keine oder doch nur höchst seltene Bewegung der Teile mehr vorkommt, sind auch in dieser Höhenlage dem Verwachsen besonders leicht ausgesetzt, wenn sie wenig tief sind, d.h. das Niveau der wurzelfähigen Erde relativ hoch liegt, oder wenn ihr Material fein zerteilt ist. In der Hauptsache sind solche Stellen bei den Wiesen- typen behandelt und beschränken wir uns bei der Zusammenstellung der folgenden Listen vornehmlich auf die Vegetation grobblockiger Schutt- und Geröllhalden. Auch hiebei erleichtert uns der ost-westliche Verlauf der Gebirgskämme die Betrachtung, indem eine Scheidung nach Süd- und Nordexposition den natürlichen Verhältnissen ohne besonderen Zwang gerecht wird. «@) Subalpin—alpine Felsschutt- und Geröllflur in Südexposition. Die Lokalitäten, an welchen die Aufnahmen erfolgten, finden sich auf der Südflanke der mittleren Onsernone-Kette vom Monte Mottone bis Pizzo Medaro, z. T. im Gebiet des letztern auch auf italienischem Gebiet. Auf dem Südabfall der nördlichen Kette stammen die Aufnahmen grösstenteils von den ausgedehnteren Geröllhalden auf Alpe Porcareccio, an der Corlonga, vom Südfuss des Rosso di Ribbia-Gebietes und von hier längs der Gratlinie bis zum Pizzo Pelose. Die Höhengrenzen bewegen sich ungefähr zwischen 1750 und 2400 m, selten bis 2500 m. Br Artenliste: 2 Athyri i inulosa sep. dilatata 1—2, D. Lonchitis 2, a pie ob 2, anthenhgiliunt odoratum 2—3, 522 . Johannes Bär. grostis villosa 2—3, C. varia 1—2, C. arundinacea 2—3, Deschampsia caespitosa ; 13, ; recurva 3--5, M. verna 1, Arenaria biflora 2, Anemone alpina var. sulphurea 1, A. vernalis 1—2, Ranuneulus geraniifolius 2—3, R. glacialis 2, Cardamine alpina 1-2, C. resedifolia 2, Arabis alpina 2, A. alpestris 2, Sedum roseum 23-3, S. annuum 2, S. alpestre 2—3, Sempervivum montanum 3—5, S. alpinum 1, Saxifraga retusa 1—2, S. oppositifolia 2, S. aspera var. bryoides 2—3, S. exarata 1—-2, Po- tentilla grandiflora 1—2, P. aurea 2, Sibbaldia procumbens 3, Sieversia montana iola Thomasiana 2 montana 23—3 iflor —3, Epilobium alpinum 2, Astrantia minor 3, Laserpitium Panax 2, Soldanella alpina 3—5, S. pusilla 1-2, Gentiana purpurea 1—2, G sa 2, Myosotis pyrenaica 2—3, Ajuga pyramidalis 2, Aster al- pinus 2, Erigeron neglectus 1—3,.E. alpinus 1, Antennaria carpathica 1, Gnaphalium norvegicum 1—2, Achillea nana 1—2, A. moschata 3—5, Chrysanthemum alpinum 3, surea discolor 1, Carduus defloratus 3—5, Cirsium spinosissimum 2. Gentaurea uniflora 3, Hypochoeris uniflora 2, Leontodon pyrenaicus 2—3, L. hispidus var. pseudocrispus 2, Taraxacum offieinale ssp. alpinum 2—3, Hieracium Pilosella 2—3, ieul 5 2 glanduliferum 2-3, H. armerioides 2, H. ustulatum 2, H. alpinum 2-3, H. coch- leariifolium 1—2, H., nigrescens 2—3, H. intybaceum 3—5, H. amplexicaule 1—2, ‚ murorum ssp. tenuiflorum 3, H. juranum 1— £ P) Subalpin—alpine Felsschutt- md Geröllflur in ordexposition. Die Flora des Val Onsernone. 523 zwischen 1600 und 2300 m, da wir uns in dieser Höhe in der Regel den Abbruchgebieten nähern, welche die nördlich exponierten Schutt- halden am Fuss der Steilabfälle der Berggipfel gebildet haben. Letz- tere waren nach den Ausführungen Penks (vergleiche den geol. Teil der Arbeit) zur Eiszeit jedenfalls eisfrei, als sog. Firnkämme über die Gletscheroberfläche vorragend, während die Schutthalden darunter vom Eis bedeckt waren. Deshalb sind die heutigen Schutthalden dieser Höhenlage sicher erst postglacial entstanden, also relativ junge geologische Gebilde, und dementsprechend ist auch die chemische Verwitterung noch so wenig vorgeschritten, dass die wurzelfähige Erde meist noch tief unter dem jetzigen Niveau der Schutthalde liegt. Da auch die Abstürze relativ recht häufig sind, so ist die Existenz der Vegetation auch hiedurch sehr erschwert. Starke und lange andauernde Schneebedeckung begünstigt allerdings durch Samm-, lung von Detritus stellenweise eine rasche Überwachsung des Gerölls. So sind selbst hochgelegene Lawinenlager meist relativ gut bewachsen, weil zwischen dem groben Felsschutt. reichlich zerriebenes Gestein vorhanden ist, also viel wurzelfähiges Erdreich die Ansiedelung von Pflanzen erleichtert. Dagegen treffen wir auf ‚den meist sehr grob- blockigen, rein durch Absturz entstandenen Schuttfeldern eine sehr Spärliche Flora, wenigstens was die höheren Pflanzen betrifft. Grosse Strecken entbehren solcher direkt, oder es sind nur einige genügsame Felspflanzen vorhanden, so dass dem Wanderer eine nahezu völlige „Steinwüste“ entgegentritt. In solchen, besonders die Mulden in tiefer Schicht erfüllenden Geröllhalden, ist die Ansiedelung von Felsschutt- pflanzen auf streifenförmig von oben nach unten verlaufende Rücken beschränkt, an welchen anstehendes Gestein nur von einer dünnen Schicht meist fein zerteilten Materials bedeckt ist. Dies letztere ist höchst wahrscheinlich wenigstens zum Teil an Ort und Stelle, d. h. auf dem Rücken selbst, durch Verwitterung des anstehenden Gesteins entstanden, erinnert also in der Entstehung an die Blockgipfel, nur mit dem Unterschiede, dass bei der immerhin noch steilen Böschung die grösseren Blöcke abstürzen, und nur der feinere Grus an den Vorsprüngen des anstehenden Gesteins einen Halt findet. Bei den an Ort und Stelle durch mechanische Verwitterung entstandenen Bloekgipfeln und ebenen Blockfeldern bleiben dagegen auch die - groben Blöcke liegen, die Sprengung der Felsen durch «gefrierendes Wasser arbeitet grösstenteils in beträchtlicher Tiefe unter der Ober- fläche des Schuttfeldes. Da dann das feinere, durch chemische und ‚ Mechanische Verwitterung von den Blöcken gelöste Material in die Tiefe eingeschwemmt wird, sind diese relativ ebenen Blockfelder und Blockgipfel ebenso schwer durch die Vegetation zu erobern, wie die 594 Johannes Bär. eben erwähnten hochgeschichteten Grobschutthalden der Mulden, und es entstehen ganz ähnliche Steinwüsten, wie sie sich in besonders grossem Masse auf der Alp Medaro in einer Höhe von 2200-2350 m vorfinden. In etwas tieferen Lagen werden die Schutthalden, wenn sich zwischen den Blöcken etwas Humus gesammelt hat, in der Regel von Alpenrosen- oder andern Ericaceen-Beständen okkupiert und sind deshalb eher unter der Formationsgruppe der Zwergsträucher zu be- handeln, auch wenn noch an recht vielen Stellen die grösseren Blöcke zutage treten. Dabei ist dann zu entscheiden, ob man es mit an- stehendem oder disloziertem Material zu tun hat. Aufschluss über diese Frage erteilt der Verlauf der Schichtfugen. Lässt sich nämlich eine gewisse Konstanz hierin nachweisen, so ist mit grösster Wahr- scheinlichkeit auf eine überwachsene Felspartie zu schliessen. Bei sehr unregelmässigem Verlauf der Schichtfugen müssen wir dagegen eine in Überwachsung begriffene Grobschutthalde annehmen. Während die Alpenrosenbestände gern die flacheren Grobschutthalden besiedeln, finden sich auf sehr steilen, rutschigen und meist aus etwas feiner zerteiltem Material bestehenden Geröllhalden bei genügender Feuch- tigkeit über kurz oder lang die Alpenerlenbestände ein, die wir unter den hochstämmigen Gebüschen behandelt haben, und die einen Grossteil der Feinschutthalden der Nordlagen absolut beherrschen, resp. in Buschwald übergeführt haben. Andere Endglieder der Über- wachsung schattig gelegener Schutthalden sind meist zu den Frisch- wiesen zu zählende Weiderasen, wie der Braunsimsenrasen, das Nar- detum etc. Die wichtigsten im Onsernone auf schattigem Felsschutt der subalpin—alpinen Zone vorkommenden Arten sind: Athyrium Filix femina 9-3. A. alpestre 3, Dryopteris Phegopteris 2-3, D. Oreopteris 3-5, D. Filix mas 2, D. spinulosa ssp. dilatata 3, D. Lonchitis 23, D. Braunii 1—2, Allosurus erispus 3—5, Lycopodium Selago 2, Agrostis tenuis 2— 3, A. rupestris 2—3, Calamagrostis villosa 3—5, C. varia 1-2, C. arundinacea 3—5, Deschampsia caespitosa var. alpina I—2, D. flexuosa 2, Poa alpina 3, P. laxa 3-4, Festuca Halleri 2, F. varia 3, Nardus strieta 3—5, Carex eurvula 2-3, C. foetida 1—2, C.. leporina 1—9, €. brunnescens 1-2, C. ornithopoda 1, C. pallescens 2—3, (. sempervirens 2, Juncus trifidus 2, Luzula lutea 2, L. spadicea 3—5, L. sudetica 1—2, Veratrum album 2, Salix herbacea 3—5, Rumex scutatus 3—5, Oxyria di- gyna 2, Polygonum viviparum 1—-2, Silene acaulis 2—3, S. exscapa 1—2, Stellaria S ina i va 3, M. verna |, Arenaria biflora 93, Ranunculus geraniifolius 3, R. glacialis 2—3, Cardamine alpina 1—2, C. resedifolia-2—3, Hute insia alpina 1, Arabis alpina 2, Sedum ro- seum 3—5, S. alpestre 2—3, Sempervivam montanum 2-3, Saxifraga retusa 3—D. - aspera var. bryoides 3—5, S, stellaris 2-3, S. androsacea 1, S. Seguieri 3, S. rotundifolia 2, Potentilla auren 2—3, Sibbaldia procumbens 3—5, Sieversia mon- tana 3—5, Alchemilla pentaphyllea 3—5, A, alpina 2—3, A. glaberrima 3-5, A vulgaris 2—3, Trifolium pratense var. nivale 2—3, T. alpinum 1—2, Lotus corni- Die Flora des Val Onsernone. 525 eulatus 2—3, Geranium silvaticum 1—2, Polygala vulgare var. pseudoalpestre 2, Viola Thomasiana 2, V. biflora 3—5, V. montana 2, Epilobium alpinum 2—3, E. alsinifolium 1, Circaea Bu 2, Astrantia minor 2—3, Bupleurum stellatum 1—2, Ligusticum Mutellina 1— 2, mula hirsuta 2, Soldanella alpina 3-5, $. pusilla —3, Gentiana purpurea 2, 6. Wickie 2—3, G. ramosa 2, Myosotis pyrenaica 2, Prunella vulgaris 2, Linaria alpina 1—2, Veronica offieinalis 1—2, V. alpin ira: kipteris 2—3, Phyteuma hemisphaericum ” Campanula barbata 1—2, eisa Be 1—2, ale glabra 1—2, A. Alliariae 2, A. an 2, Solidago Virga-aurea var. Kr —5, cn Michelii 2—3, Erigeron uniflorus 2, Gnaphalium supinum 3— 3. G. norvegieum 1—2, Achillea macrophyll a2, A. moschata 3--5, _— 3—5, Homogyne alpina 2, Doronicum Clusii 2—3, Arniea montana 2—3, Carduus defloratus 1-2, Cirsium spinosissimum n Gentaurea uniflora 1—2, ne pyrenaicus 3—5, Taraxacum offieinale ssp. alpinum 1—9, a aurea 1—2, Hieracium Auricula 2, H. glaciale 1— . aurantiacum 1, H. fuscum 1—2, glanduliferum 2—3, H. murorum ssp. Eikifloran 3, H. alpinum (ssp. Haller undü ssp. alpinum) 3, H. cochleariifolium 1, H. nigrescens (diverse ssp.) 3—5, H. atratum ssp. Coazii 1, H. intybaceum 2—3 H. juranum ssp. elegantissimum 2. 3. Formationsgruppe der Alluvionaflur. Sehr nahe verwandt mit der Geröll- und Schuttflur ist in phy- siognomischer Hinsicht die Alluvionalflur, die auch oft als Unter- abteilung der erstgenannten aufgefasst und behandelt wird. Wir wollen sie jedoch von den Schuttfluren trennen, da eine Reihe von Unterschieden dies wohl rechtfertigt. Wohl besteht auch das Substrat der Alluvionalfluren grösstenteils aus mechanisch zerteiltem Gestein, Felsschutt i. w. S. des Wortes, doch ist das Material in Form und chemischer Beschaffenheit stark verändert durch den meist langen eg, den es mit dem fliessenden Wasser zurückgelegt hat, bevor es an seine oft nur vorübergehende Lagerstätte gelangte. Während nämlich die Felstrümmer ursprünglich meist eckig sind, werden beim Flussgeschiebe die vorstehenden Ecken abgerundet, bis schliess- lich eine mehr oder minder glatte Oberfläche entsteht. Hiebei fallen besonders auch die Angriffspunkte für das Eindringen der Pflanzen- wurzeln weg, indem die gerundeten Geschiebe keine, oder doch nur sehr enge Verwitterungsfugen aufweisen, und deshalb die Wurzeln gezwungen werden, sich nur zwischen den Gesteinspartikeln ihren Weg zu suchen. Ein weiterer das Wachstum der Pflanzen beein- trächtigender Umstand ist der, dass vor allem beinahe jede Spur von chemisch verwittertem Gesteinsmaterial von der Oberfläche der Ge- Schiebe entfernt wird durch Reibung der Steine unter sich oder auf der Unterlage. Die 6eschiebe sind also relativ sehr frisches, un- 326 Johannes Bär. verwittertes Gesteinsmaterial, unbekümmert darum, ob sie von grossem Umfang (Kies) oder klein (Sand), beides in den verschiedensten Ab- stufungen der Korngrösse, seien. Da das feiner zerteilte, besonders das chemisch verwitterte und dadurch wurzelfähige Gesteinsmaterial, gewöhnlich als Schlamm und Ton bezeichnet, vom strömenden Wasser weit länger in Schwebe gehalten werden kann und darum auch weiter transportiert wird als Kies und Sand, so sind die Alluvionalfluren der rascher fliessenden Gebirgsgewässer oft fast völlig ton- und schlammfrei, wodurch sich die in Rede stehenden Pflanzenstandorte besonders scharf von den ähnlichen des Felsschuttes und natürlich auch des besonders tonreichen Moränenmaterials (speziel der Grund- moräne) unterscheiden. Was vorhin für Ton und Schlamm gesagt wurde, gilt auch für die organischen Beimengungen des wurzelfähigen Erdreichs, den Humus. Auch dieser wird infolge seiner feinen Zer- teilung oder seines geringen spezifischen Gewichtes fast völlig aus dem Geschiebe ausgeschwemmt und erst an anderer Stelle, nament- lich in Seebecken, abgesetzt. Während also der Felsschutt ein Ge- menge eckiger Felstrümmer mit mehr oder weniger Sand, Ton, Schlamm und Humus darstellt, die gute Ackererde dagegen ein Gemisch von Humus, Schlamm, Ton und Sand mit mehr oder weniger gröberem Material, charakterisieren sich die Alluvionalfluren durch ein Gemisch von Kies und Sand mit sehr wenig feineren Gemeng- teilen. Dies hat zur Folge, dass die Gemengteile der Alluvionalfluren in recht lockerem Zusammenhange stehen, und: daher trotz der meist fast ebenen Lage des Terrains relativ leicht beweglich sind, entweder durch den Wind (Sandgebläse) oder durch bewegtes Wasser (Wande- rung der Kies- und Sandbänke, neuerliche Abtragung oder Über- schüttung des bestehenden Alluvionallandes ete.). Ferner bedingt der Mangel an feinsten Gemengteilen eine geringe wasserhaltende Kraft des Alluvionalbodens i. e. S., das Wasser sickert sehr rasch in die Tiefe des Grundwasserspiegels ein, besonders in Kiesbänken mit wenig Sand, während der Flussand infolge der Kapillarwirkung nicht ge- ringe Mengen von Wasser bis in eine gewisse Entfernung vom Grund- wasserspiegel „emporsaugen“ kann. Deshalb ist im allgemeinen san- diges Alluvionalland feuchter als kiesiges, gleichen Grundwasserstand vorausgesetzt. Trotz der geringen feinen Beimengungen ist der.Kies- und Sandboden, besonders aber das Gemisch der beiden, für Pflanzen relativ leicht besiedelungsfähig, da speziell der Sand noch in die Kategorie des „wurzelfähigen* Erdreichs gehört, und es ja bekanntlich sehr leicht fällt, fast jede Pflanze in blossem Sande wenigstens eine Zeitlang zu kultivieren, wenn für genügende Feuchtigkeit gesorgt wird, und die dem Sände mangelnden Nährstoffe durch eine Nähr- Die Flora des Val Onsernone. : 3 597 lösung geboten werden. Dies ist nun auch im Freien bis zu einem gewissen Grade der Fall, und so ist es nicht verwunderlich, wenn auch Pflanzen, die wir sonst in andern Gesellschaften antreffen, sich nicht gerade selten auch auf dem Alluvionalsande einfinden. Allerdings zeigen sie oft sehr reduzierte Grösse infolge Nahrungs- oder Wasser- mangel. Dieser Nanismus schwindet sofort, wenn die betreffenden ' Arten unter ihnen besser zusagende Verhältnisse versetzt werden. Doch können zuweilen solche „Sandformen“ auch erblich fixiert werden, und die Pflanzen sich dauernd an das Leben in den Allu- vionalfluren anpassen, so dass sie hier die ihnen am besten zusagenden Bedingungen finden, und charakteristische Alluvionalflurpflanzen wer- en. Diese letztern sind dann die steten Begleiter der Flussläufe, Seeufer ete. in den betreffenden Florenbezirken, während, wie schon erwähnt, stets eine viel grössere Zahl von zufällig in die Alluvionen verirrten Pflanzen der nähern oder ferneren Umgebung mit ihnen ‚vorkommt. Als die jüngsten geologischen Gebilde tragen die Alluvionalfluren in der Regel eine nur lückenhafte Pflanzendecke, da entweder nicht alles Terrain besiedelungsfähig ist, oder die bereits gebildete Vege- tation durch häufigen Eintritt von Katastrophen, wie Hochwasser und dessen Folgen, als Verschwemmung, Entwurzelung, Überschüttung mit neuem Material etc., ganz oder teilweise zerstört, und so Platz für Neuansiedelung einer offenen Formation geschaffen wird. Es würde nun zu weit führen, auf alle Anpassungserscheinungen an die ver- schiedenen Ansprüche einzutreten, welche der Charakter der Stand- orte auf die Pflanzen ausübt. Es sei daher nur auf die vornehmlichsten Mittel aufmerksam gemacht, welche einzelnen Pflanzen die Besiedelung des kiesigen und sandigen Alluvionsterrains ermöglichen. Es sind dies vor allem: 1. Anpassungen zum Schutz gegen die leichte Beweg- lichkeit des Substrates durch Ausbildung von den Standort befestigen- den kriechenden Rhizomen und reich entwickeltem Wurzelwerk. 2. Grosses Regenerationsvermögen durch vorlängerungsfähige Sprosse oder Ausläufer ete., auch bei starker Verschüttung durch Geschiebe. 3. Möglichst tiefgehendes und reich entwickeltes Wurzelwerk behufs Erreichung des Grundwasserspiegels oder einer genügenden Menge von Nährsalzen. 4. Xerophiler Bau der oberirdischen Organe, wenn das Ziel „3“ nicht erreichbar ist. 5. Nanismus bei Nahrungs- und Wassermangel. 6. Produktion zahlreicher und besonders leicht durch Wasser oder Wind transportabler Samen, etc. Welche age _ hervorgehobenen Eigenschaften den meisten Erfolg verspricht, hängt einesteils von der Art der Besiedler, grösstenteils aber von den be- = sonderen Verhältnissen des Standorts 4b. Da die Bewegung der Ge- v 34 Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. 528 Johannes Bär. schiebemasse bei Hochwasser an der äussersten Uferzone am heftig- sten ist, vermögen dort entweder gar keine oder nur einige wenige Arten festen Fuss zu fassen. Je seltener die höher liegenden Ufer- zonen vom Hochwasser erreicht werden, um so dichter wird ihre Pflanzendecke, wenn auch oft die Zahl der Arten nicht in entspre- chendem Masse zunimmt, und geht schliesslich in eine der bereits ‘besprochenen Formationen über, z. B. in eine Wiese etc. Die An- ordnung einzelner, besonders der dominierenden Arten, nach Hori- zonten oder Niveaulinien ist das Charakteristische der Alluvionalflur. Es können aber auch ähnliche Niveaulinien durch die Erhebung des Geschiebes über den gewöhnlichen Grundwasserspiegel geschaffen werden, und zwar auch an Stellen, wo recht selten Hochwassergefahr eintritt. So finden sich innerhalb der Alluvionalflur gelegentlich selbst Teichformationen, wenn der Grundwasserspiegel sich über das Ge- schiebe erhebt. Das nächste Gied sind ausgesprochene Hygrophyten- vereine, welche ganz wohl auf Alluvionalboden fortkommen können, wenn die Wurzeln ihrer Vertreter den Grundwasserspiegel noch er- reichen oder ihm wenigstens nahekommen. In der Hauptsache aber trägt die Alluvionalflur deutlichen Xerophytencharakter, und zwar auch in Gebieten mit relativ reichlichen Niederschlägen, weil sich die Geschiebe-Oberfläche meist bedeutend über den normalen Grund- wasserstand erhebt, so dass nur tiefwurzelnde Stauden oder Sträucher das vom Grundwasser dauernd befeuchtete Geschiebe noch erreichen, während die übrigen Arten, besonders die flachwurzelnden Gräser und Annuellen, einen scharfen Kampf um die spärlichen, oberfläch- lichen Wasservorräte aushalten müssen, und sich demselben entweder durch xerophytische Struktur oder Nanismus anpassen. — Wie schon im geologischen Überblick erwähnt wurde, finden sich im eigentlichen Onsernone nur wenige Alluvionalfluren, während sie in den benachbarten Tälern, besonders Maggia- und Melezzatal, weite Ausdehnung haben. Der Grund hiefür liegt vor allem im starken Gefälle des Tales, besonders aber in der fluviatilen Talüber- tiefung und dem daraus folgenden Mangel eines breiten Talbodens. Ebenso ist die Sprunghöhe der Stufenmündung des alten Gletscher- talbodens des Onsernone ins Melezzatal zu gross, als dass die Flora der Alluvionen des Melezzatales leicht ins Onsernone einzudringen vermöchte. Sie erreicht zwar noch die diluvialen Schotterablagerungen am Talausgang; ebenso gehört ein kleiner Teil der Alluvionen des Melezzatales noch zum Onsernonegebiet. Im übrigen Teile des Tales aber ist in der submontanen Zone sozusagen keine Alluvion möglich, da der jetzige Flusslauf schluchtartig eingeschnitten ist. Nur in den obersten Talstufen der beiden Haupttäler finden sich wenig ausge- Die Flora des Val Onsernone. 529 dehnte Alluvionen im Talboden, die aber bereits zum Teil durch die rückwärts vordringende Talübertiefung wieder angeschnitten werden. Wir unterscheiden deshalb im Onsernone nur submontane und montane Alluvionalflur. Die höher gelegenen, kleinen Alluvionen der Wildbäche rechnen wir zu den Schuttfluren, da sie aus meist eckigen Trümmern mit relativ viel Ton- und Humuseinlagerung be- stehen. a) Submontane Geschiebeflora. Dieselbe beschränkt sich auf zwei Stellen am Einfluss des Onser- none in die Melezza und bildet einen schmalen Streifen längs des linken Ufers, sowie den äussern Saum der Halbinsel von Intragna, die durch die beiden Flüsse umspült wird. Das Terrain ist bedeckt von einem bunten Gemisch von sehr frischen, d. h. völlig bis auf den frischen Kern abgeschliffenen Urgebirgsgeröllen von fast ausnahmslos gerundeten Formen, mit sehr scharfem Quarz- und Glimmersand, in welchem tonige und humose Substanzen fast völlig fehlen. Ähnliches Material, aber diluvialen Ursprungs, lagert auch etwas höher über dem Flusse an den Talgehängen; es ist die schon im geologischen Teil der Arbeit näher besprochene Staudeltabildung des Onsernone- flusses vor dem den Talausgang blockierenden Aste des Tessin- Maggia-Gletschers. Dieselbe ist zwar mit einer Lehm- und Humus- schicht grösstenteils bedeckt und von einer geschlossenen Vegetation, Gebüsch und Rasen, überwachsen, zeigt aber vielfach natürliche oder - künstliche Anrisse, letztere besonders durch drei diese Schotter durch- querende Strassenbauten. Hier finden sich dann ganz ähnliche Ver- hältnisse, wie im rezenten Flussgeschiebe, nur mit dem Unterschiede, dass keine Stufenbildung mehr vorkommt, wie sie am Flussufer durch die periodischen Hochwasserstände bedingt wird. Die äusserste, zugleich niedrigste Stufe der Uferbildung der Onsernonemündung besteht aus von jedem Hochwasser überfluteten Kies- und Sandbänken, die daher sehr ‚veränderlich sind, und deren Vegetation jedes Jahr fast völlig zerstört wird. Nur einzelne tief- wurzelnde Stauden, wie Myricaria germanica, sowie Weidengebüsche, esonders von Salix purpurea und $. incana, vermögen sich hier dauernd zu erhalten. Sie erreichen auch bei Niederwasser den Grund- Wasserspiegel mit ihren Wurzeln, da sich die Oberfläche nur 30 bis 60 cm darüber erhebt. Dazu kommen dann noch eine Reihe er meist vorübergehenden Ansiedlern aus der nächst höhern Stufe, "be- sonders annuelle Arten, die infolge der Flugfähigkeit ihrer Samen en jeweils den Sommer über aufgehen, um einer erneuten Überschwem- Mung zum Opfer zu fallen. 530 Johannes Bär. . Die nächst höhere Stufe wird nur von den stärksten Hochwassern, und zwar nicht jedes Jahr, erreicht, und trägt deshalb eine viel konstantere Pflanzendecke. Das Geschiebe ist auch relativ fester, so dass die Überflutung mit einer relativ langsamer fliessenden und nicht sehr tiefen Wasserschicht gewöhnlich nicht hinreicht, die Pflanzen zu entwurzeln. Dass sich hier nicht bereits eine geschlos- sene Pflanzendecke gebildet hat, ist auf die relative Trockenheit der obersten Schichten, und besonders den Mangel an Feinerde zurückzu- führen. Charakteristisch für diese Stufe sind besonders das massen- hafte Vorkommen der Flechte Stereocaulon alpinum und des Mooses Racomitrium canescens, die beide auf oft mehrere m? grossen Flächen direkt rasenbildend auftreten. Von höheren Pflanzen bedingen be- sonders Epilobium Dodonaei und Artemisia campestris das Aussehen dieser Alluvionalflur. Der im Maggiadelta und den Alluvionen des Artenliste der submontanen Alluvionalflur. Stereocaulon alpinum 3—8, Racomilrium canescens 3-10, Hedwigia albicans 2-5, Orthotriehum rupesire 2-5, Bryum argenteum 3—5, Ceratodon purpureus 2, Funaria hygrometrica 2-3, Andropogon Ischaemon 2—5, Panicum sanguinale 2, P. crus galli 2—3, Setaria glauca 3—5, S. viridis 2—3, S. italica 2, Anthoxanthum n n hirsuta 1, A. alpestris 2, Sedum annuum 2-3, 'S. mite 2, Potentilla rupestris 1, 5 argentea 2-3, P. Gaudini 2, Trifolium pratense 1, T. agrarium Lotus eornieulatus var. tenuifolius 2, Vieia anguslifolia 2, Geranium eolumbinum 2, @. pusillum 2-3, Euphörbia Cyparissias 2, Myricaria germanica 3, Epilobium Dodonaei 3—5, Oenothera biennis 2, Peucedanum Oreoselinum 2, Daucus Carota 2-3, Li- Die Flora des Val Onsernone. 531 gustrum vulgare 1, Vinesoxienen offieinale 2, Myosotis arvensis 2, Echium vulgare 3, Verbena Rachen 2, Galeopsis Ladanum ssp. intermedia 2-3, €. Tetrahit 3—5 Satureia na 2, Thymus Serpyllum ssp. polytrichus 3—5, Mentha arvensis 9, ute i nitis 2, Linaria minor 5, Gratiola offieinalis 9—3, Veronica spicata 2, V. arvensis 2—3, Euphrasia stricta 3, Plantago ee var. capitata 2, Sherardia arvensis 2, Galium Mollugo ssp. tenuifolium 2, G. rubrum 1-—-9, Valerianella URN Scabiosa gramuntia ssp. agrestis 2—3, Jasione montana 3, ae annu RR cana- densis 5, E. acer ssp. droe He 2, Filago minima 2—3, A themis Cotula 1; Achillea millefolium 2, sia campestris er A. vulgaris 2, Senecio vulgaris —3, Carı A s defloratus ag Gentaurea alba 3, €. dubia 1—2, C. Scabiosa SSp. nsis 1—2, Hy Pe radicata 2, Lenntaden rapie 2—3, Chondrilla juncea 2, en an 3, Hieracium Pilosella3—5, H, florentinum 2—3, H. murorum ssp. tenuiflorum 3, H. staticifolium 2 b) Montane Alluvionalilur. Wie schon im vorigen Abschnitt erwähnt, sind nur an wenigen Stellen der Montanzone des Onsernone Alluvionen grösseren Umfangs überhaupt möglich, und zwar nur in den obersten Talstufen der beiden Hauptäste des Tales; im südlichen Aste finden sie sich bei den Bagni di Craveggia auf italienischem Gebiet, im nördlichen Talaste von Piano hinter Vergeletto bis Monte dell’ Er. An beiden Lokalitäten sind sie auf den starken Geschiebetransport der Seitenbäche zurück- zuführen, während der Hauptfluss bei seinem relativ geringeren Ge- fälle die Schottermassen nicht mehr zu bewältigen vermag, und sich höchstens eine schmale Rinne in dieselben eingräbt. Da die Seitenbäche in raschem Laufe von den höher gelegenen Alpgebieten herabstürzen, führen sie namentlich bei Hochwasser in. grösserer Zahl Samen von Alpenpflanzen, zum Teil auch entwurzelte Pflanzen selbst, zu Tal, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Vegetation dieser Alluvionen ein buntes Gemisch von Alpenpflanzen mit montanen Arten darstellt; letztere finden sich meist in andern Pflanzengesellschaften der näheren Umgebung an ihren charakteristi- schen Standorten, und es ist deshalb die grosse Mehrzahl der mon- ‚tanen Arten in den genannten Alluvionen als Ruderalpflanzen i. w. S. des Wortes aufzufassen, speziell als spontane Apophyten zu bezeichnen. Die Zahl der wirklich für die montanen Alluvionen charakteristischen, d.h. nur hier vorkommenden Pflanzen ist, sowohl in Bezug auf Arten- wie Individuenzahl, eine recht geringe. Ich erwähne hier besonders Epilobium Fleischeri und Hieracium statieifolium. Das Substrat dieser Alluvionen ist annähernd das gleiche wie bei den submontanen Allu- Vionalfluren; nur 'kommen etwas mehr eckige und zerklüftete, d. h. noch nicht er auf den kompakten Kern abgeschürfte Geschiebe vor, = Wodurch sich die montanen Flussalluvionen als ein Übergangsglied 532 Johannes Bär. zu den Wildbachschutthalden und zur Geröllflur charakterisieren. Die Mehrzahl der der nachfolgenden Liste zu Grunde liegenden Auf- nahmen stammt aus dem hintern Val di Vergeletto, wo die Alluvionen besonders bei Piano und Monte dei Piei relativ beträchtliche Flächen einnehmen. Da durch dieselben hindurch sich der einzige Fussweg zieht, auf welchem das Vieh den höheren Alpen zugetrieben wird, vermochten trotz des fast völligen Mangels von Kulturland auch eine Reihe von Ackerunkräutern in die Schuttfelder der Alluvionen ein- zudringen, was auf den ersten Blick etwas frappiert, aber durch den verhältnismässig reichlich fallenden Dünger erklärt wird: So ist 2. B. selbst die südamerikanische Galinsoga parviflora gar nicht selten anzutreffen, die überhaupt im Onsernone eine bedeutende Rolle spielt. Artenliste der montanen Alluvinionalflur im Onsernone (1000—1100 m). Race rium canescens 5—8, Hedwigia albicans 3—5, Orthotrichum rupestre 3, ae polyphyllum 3, Allosurus crispus 2, Setaria glauca 3, S. viridis 2—3, thox An anthum odoratum 2, Agrostis alba 1—-2, A. tenuis 2, Poa bulbosa 2, P. annua 3, Festuca ovina ssp. duriuscula 2—3, Bromus hordeaceus 3, Juncus bu fonius 3—5, Anthericum Liliago 1—2, Allium senescens 2, Polygonatum officinale 2, Salix purpurea 2, Corylus Avellana 2—3, Betula pendula 3, Alnus incana 2-3, Fagus silvatica 2, Urtica dioeca 2, Rumex Acetosella 3—5, R. scutatus 5, R. Acetosa Di ocymoides 2—3, Spergularia campestris 3—5, Sceleranthus annu —3, Ra nuneulus geraniifolius 2, Thalicetrum minus 2, Cardamine resedifolia gr e Capsella Bursa T. montanım 2-3, T. repens 2, T. agrarium 2—3, T. procumbens 3, Lolus corni- eulatus var. hirsutus 2 Hebanibeiien nummularium 2—3, Viola montana 23-3, vulgare 1, Crepis eapillaris 2—3, icheihaiis Pilosella 3—5, H. Auricula 2, H. flor tinum 2, H. murorum ssp. tenuiflorun: 3—5, H. statieifolium 3—5. Die Flora des Val Onsernone. 533 4. Formationsgruppe der Mauerflora. Diese Formationsgruppe, wenn wir sie überhaupt so nennen dürfen, verdankt ausschliesslich der Tätigkeit des Menschen ihr Da- sein, resp. ihre Standorte. Sie ist der Felsflora nächst verwandt, zeigt aber auch Beziehungen zu Schutt- und Geröllflur, und durch die in grösserer Zahl auftretenden Ruderal- und Adventivpflanzen leitet sie von den Gesteinsfluren direkt zur Ruderalflora (i. w. 8.) über. Wohl jedem, der die tessinischen Landschaften durchwandert, fallen die zahllosen, oft sehr hoch aufgeführten Mauern auf, die be- sonders als Stützmauern für Garten- oder Acker-, seltener Wiesland dienen, besonders an den steilen Talgehängen. Sie sind der heftigen Regengüsse wegen eine Notwendigkeit bei steilem Terrain, und schützen das oft nur durch enormen Fleiss gewonnene kulturfähige Erdreich vor dem Abschwemmen durch Gewitterregen. Hinter der auer wird nun das von den grösseren Steinen gesäuberte, und oft durch Zutragen von andern Stellen vermehrte Erdreich in relativ ebener Terrasse angelegt, und kann so leichter bearbeitet werden, als bei steiler Lage. So sind an sonnigen Abhängen eine ganze An- zahl solcher Terrassen übereinander angelegt, die jeweils durch Stütz- mauern voneinander getrennt werden. Aber auch die Parzellen- grenzen sind vielfach durch Mauern gekennzeichnet, die sich aber oft beidseitig frei in die Luft erheben, zum Unterschied gegen die Stützmauern, die naturgemäss auf der bergwärts gelegenen Seite entweder ganz oder doch grösstenteils „im Boden stecken‘. Das hat; einen grossen Einfluss auf die Besiedlungsfähigkeit der Mauer, da nämlich in letzterm Falle das Hinterland meist ansehnlich feuchte und zudem in der Regel recht kräftig gedüngte Ackererde enthält. Da nun besonders in den kalkarmen Urgebirgslandschaften meist ohne Mörtel „gemauert“ wird, d.h. die Steine nur aufeinander ge- schichtet werden, so dringt in relativ kurzer Zeit die Erde bis nahezu an die äussere Oberfläche der Mauer, ist also für Samen aller Art leicht erreichbar, und da sie fortwährend die nötige Feuchtigkeit von innen heraus erhält, sind selbst sehr sonnig gelegene und daher scheinbar sehr trockene Mauern als relativ feuchte Pflanzenstandorte zu betrachten, was sich auch ohne weiteres aus der Artenliste ergibt. - Anders die- freistehenden Mauern. Auch diese sind oft ohne Mörtel aufgeführt, allein es: fehlt die regelmässige F euchtigkeit ganz besonders die wurzelfähige Erde, die entweder gar nicht, oder nur höchst langsam durch humussammelnde F gehäuft wird. Solche Mauern sind in der Regel ganz arm an Arten 534 Johannes Bär. und Individuen, einige extreme Xerophyten ausgenommen, die das öftere völlige Austrocknen ohne Schaden ertragen. Das gleiche gilt auch in der Regel für die mittels Mörtel aufgeführten Mauern. Sie tragen in der Regel fast keine Blütenpflanzen, und nur eine nach dem Alter der Mauer, der Exposition und der Höhenlage verschiedene Kryptogamenflora, deren meiste Arten mit der Felsflora der betreffen- den Exposition und Höhenlage übereinstimmen. Das Alter der Mauer spielt eine grosse Rolle bei der Besiedlung, und zwar sowohl bei Stützmauern wie freistehend aufgeführten. Die Oberfläche der Steine zeigt nämlich die analogen Verwitterungserscheinungen wie das bloss- liegende anstehende Gestein, oder die Blöcke des ruhenden Felsschuttes, und daher können besonders die Steinflechten oft die ganze Oberfläche überziehen, sogar in viel grösserem Masse als bei den Blöcken einer Geröllhalde, da die Mauersteine durch den Mörtel oder die eingelagerte Erde an einer Bewegung verhindert werden. Noch rascher aber als die Oberfläche der Mauersteine verwittert der sie verkittende Mörtel, der dann successive abbröckelt. Daher meiden die sehr langsam sich entwickelnden Flechten meist die Mörteloberfläche, dafür siedeln sich dort leichter Moose und höhere Pflanzen an. Der grosse Kalkgehalt des Mörtels ist eine weitere Ursache für das Fehlen von vielen kieselholden Lithophyten auf den Mauern; umgekehrt ist er eine Vorbedingung für einzelne Kalkpflanzen. $o ist im Onsernone z.B. Asplenium Ruta muraria streng auf Felsen mit Sekretionskalk und mit Mörtel aufgeführte Mauern beschränkt, während es an kalkfreien Stellen fehlt. Die grosse Mehrzahl der Mauern des Onsernone sind nun die oben erwähnten Stützmauern ohne Mörtel, die sich zwischen den ein- zelnen Terrassen des Kultur- und Wiesenareals erstrecken. Vor allem sind in weitgehendem Masse die sonnig gelegenen Hänge terrassiert, und daher die Mauern in Südlage weitaus vorherrschend. Auch die Kunststrasse, die das ganze Tal durchzieht, wird beiderseits im grössten Teil ihrer Länge von Mauern flankiert, die oft (als Stütz- mauern) eine recht beträchtliche Höhe erreichen. Die an der Aussen- seite der Strasse sich streckenweise erhebenden Brüstungsmauern haben durchwegs einen Mörtelüberzug, während dies bei den Stütz- mauern nicht überall der Fall ist. Die Strassenmauern erstrecken sich von der Onsernonemündung bei ca. 270 m bis ca. 1200 m; über 1200 m unterscheiden sie sich nicht mehr besonders von den bis ca. 1400 m reichenden Feld- und Wiesenmauern, die nur vereinzelt (Toresia bei Gresso) bis über 1500 m gehen. Höher, bis in die Alp- gebiete, sind nur noch lose‘ geschichtete Umfassungsmauern der Maiensässe und der spärlichen Mähewiesen der untern Alpen vor- Die Flora des Val Onsernone. 535 handen. Nur der Vorplatz vor den Alphütten wird zuweilen durch eine Stützmauer gewonnen, die aber infolge der reichlichen Durch- -tränkung des Bodens mit Dünger meist eine Vegetation von Läger- pflanzen und keine eigentliche Mauerflora beherbergt. In der folgenden Liste der Mauerflora sind besonders die Strassen- und Feldmauern von 300—1350 m berücksichtigt. Sie zeigt neben den typischen Mauerpflanzen, von denen besonders die Asplenien hervorgehoben werden mögen, eine reiche Zahl von Ruderal- und Adventivpflanzen, die besonders am Grunde der Mauern innerhalb der Ortschaften eine ausgesprochene Ruderalflora bilden. Die Mauerkronen sind, wo sie an Ackerland oder Gärten grenzen, häufig durch Steinplatten abge- ‚schlossen. Bei Wiesland ist eine solche Abgrenzung meist unnötig, da der Rasen die Mauerkrone rasch überwächst; dagegen finden sich hier in der Regel auf dem flachgründigen Boden Rasentypen, die den eigentlichen Wiesen sonst meist fehlen, wie z. B. die Bestände von Poa bulbosa, Setaria glauca und S. viridis. Auch die zwergartigen Hungerrasen von Bromus hordeaceus, Rumex Acetosella u.a. finden sich hier ein. Dass auch in den Fugen der Mauern selbst eine grös- sere Zahl von Wiesenpflanzen ihr Dasein zu fristen vermag, bedarf bei dem vielfach engen Zusammenhang der Mauern und Mahsninien kaum besonderer Erwähnung. Von Kryptogamen spielen an sonnigen Mauern besonders die Flechten eine grosse Rolle; allein die Arten sind völlig identisch mit der Felsflora. Moose und Farne treten an sonnigen Mauern etwas zurück, ohne jedoch völlig zu fehlen, während sie an etwas schattigen Mauern oft sozusagen alle verfügbaren Stellen besiedeln, so dass von der Steinoberfläche gar nichts, oder nur sehr wenig mehr wahrzunehmen ist. Trotzdem beherbergen aber auch schattige Mauern noch eine reiche Phanerogamenflora, da die feuchten Moosrasen ein besonders günstiges Keimbett für Samen darstellen. Besonders reichhaltig ist aber die Vegetation der mässig besonnten Mauern in Ost- und Westexposition, da hier die beiden genannten Extreme sich vielfach durchdringen. Artenliste der Mauerflora im Onsernone (Kultur- und Montanzone). Athyrium Filix femina 2—3, er zart fragilis 2—5, a is Phegopteris 3, D. Oreopteris 2, D. Filix mas 2—3, D. spinulosa 1, D. Bra nii 1, Woodsia ilvensis ssp- alpina 2—3, Blechnum Spicant 1, Ale Ceterach 1, we Trichomanes 5—10, A. septentrionale 2-5, A. Adiantum nigrum 2—3, A. germa anicum 3, A. Ruta mu- faria 2-3, Pteridium aquilinu 3, Allosurus erispus 1—2, Notholaena re i (Pedemonte), Be, vulgare 3—5 (bei Intragna die ssp. serratum vorherrschend), ; chium Lunaria 1—-2, B. Matricaria 1, Lycopodium o 1-2, L. clavatum 2, Selaginella re 3-5, Andropogon Gryllus 1—2, cn sanguinale 2-3, P. 336 Johannes Bär. Grus Galli 2, Oplismenus undulatifolius 2 (Intragna), Setaria glauca 2—3, S. viridis 9, . italica 1, Phalaris arundinacea 1—2, Anthoxanthum odoratum 2—3, Phleum phleoides 1, Agrostis tenuis 2, Calamagrostis Epigeios 1—2, Holeus lanatus 2, Aira caryophyllea 2 (nur bis Loco), Trisetum flavescens ; Sieglingia decum heil r ynodon Dactylon 3—5, Molinia eoerulea 1—2, Dactylis glomerata 2—3, Oyrsihe eristatus 2, Poa compressa 1, P. bulbosa 3—5, P. annua 3, P. nemoralis 9— 3, P. pratensis 1—2, Vulpia Myuros 3, Festuca ovina ssp. duriuscula 2—3, F. rubra var. fallax 2, F. varia 2—3, Bromus erectus 2, B. sterilis 3, B. hordeaceus 3—5, u 'natum: offieinale 1—2, Crocus albiflorus 2, Ficus Carica 1, Humulus Lupulus 2-3, —5, P. Hydropiper 3—5, P. dumetorum 1—2, P. Convolvulus 1, Fagopyrum sa- gittatum 1, Chenopodium Bonus Henricus 2—3, Ch. opulifolium 1, Ch. album 3, Amarantus retroflexus 2, Porlulaca oleracea 2 2; en Githago 1, Viscaria vulgaris 1, Silene vulgaris Y 3; en 3, 8. nutans 2, S. Otites 5 a albu i Car S. uliginosa 4, S. graminea 2, Gerastium glomeratum 2, C. brachypetalum 3-5, Moenchia mantica 1-2, Sagina procumbens 3—5, nn serpyllifolia 2—3, Moehringia muscosa 3, Spergula arvensis 1, Spergularia campestris 2—3, Sceleranthus annuus 3—5, Clematis Vitalba 9— 3, Ania Hepatica 3, nn ulus bulbosus 2—3, R. acer 1—-2, Thalietrum minus 2, Papaver dubium ssp. Lecoquii 2, Cheli- donium majus 2—3, Fumaria offieinalis 1—2, Sisymbrium offieinale 1, Brassica oleracea 2, Rapistrum rugosum 1, Cardamine resedifolia 1—-2, C. hirsuta 1-2, amara 2, C. Impatiens 2, Capsella Bursa pastoris 2, Erophila verna 3—5, Araı bidopsis Thaliana 2-3, Arabis hirsuta 1, A. alpestris 2, Berteroa incana 2, Se- dum Telephium ssp. maximum 2—3, S, annuum 3, S. dasyphyllum 3—5, S. album 3—5, S. acre 1—2 (nur More) S. mite 3—5, S. rupestre 5, Sempervivum al- ri argenten 3, P. Gaudini 2—3, P. erecta 2—3, Geum urbanum 2, Alchemilla arvensis 2, A. hybrida 1, A, vulgaris 2—3, Agrimonia Eupatoria 2, Sanguisorba minor 1—2, Genista germanica 2—3, G. tinctoria 1—2, Sarothamnus scoparius 3—4, Medi- cago lupulina 2, Melilotus indieus 12 Trifolium rubens s 1—2, T.- medium 2, T. T. repens . dubium Lotus cornieulatus 1—2, Astragalus ME 1, Hippocrepis comosa 1, Vieia hirsuta 1--9, V, dasycarpa 1, V. Cracca 2, V. angustifolia 2—3, Lathyrus pratensis 2. ra 2, Geranium ee 2, G. columbinum 1, G. pusillum 3, 6. molle 2, G. Robertianum 3, Oxalis Acetosella 1—-2, O. strieta 1, O. eorniculata 3—5, Linum nn 2, Polygala Chamaebuxus 2—3, P. vulgare 1—2, et Sparieins 2, E. Peplus 2, Impatiens Noli tangere 1—2, Malva Alcea 1, M. s is 2, M. neglecta 3, Hypericum humifusum 3— 4, H. montanum 1-8, H. z 2 i kin Die Flora des Val Onsernone, . 537 foratum 1—2, Helianthemum lari Ssp. 1 2—3, Viola hirta 1-3, = silvestris 2, V. Riviniana 3, V. montana 3— 4, V. montanaXRiviniana 1—2, V. biflora 2, V. tricolor ssp. arvensis 2, ssp. alpestris 3—5, Epilobium ‚montanum 1 E. collinum 3—4, Oenothera biennis 1, Circaea Lutetiana 2—3, C. intermedia 1, . alpina 1, Hedera Helix 3, Astrantia minor 2—3, har hirsutum 3, Chaerefolium silvestre 1—2, Torilis Anthriscus 1, erg Carvi 1, Pimpinella major 1, P. Saxifraga 2, Aegopodium Podagraria 2—3, Aethusa Cynapium 2—3, Peucedanum Oreoselinum 2, Daucus Carota 2, ee Bas Primula hirsuta 1, P. vulgaris —3, Gentaurjum pulchellum 1—2, Vinca minor 1, Vincetoxicum offieinale 3, Sym- ’ gare 2, Verbena offieinalis 1—2, Ajuga reptans 2-3, Teucrium Seorodonia 2, T. et 1—2, Glechoma hederaceum 2—3, Prunella vulgaris 3, P. grandiflora 2, Galeopsis Ladanum ssp. intermedia 1--2, G. Tetrahit 3—5, . pubescens 2, Lamium u. 1—2, L. purpureum 2—3, L. album 3, L. Galeobdolon 1—2, Stachys offieinalis 2, S. rectus 3, Aa Be 1—2, Satureia hortensis 2, S. vulgaris 2, $. alpina 3, Origanum Ma 1, Thymus Serpyllum (diverse Unterarten) 3—5, bas Tha Solanum nigrum 2, S. luteum 2, Verbascum nigrum 1-2, V. s 2, V. crassi- folium 2—3, V. lg: r Linaria eng 2—3 bei are). L. vulgaris 3, Serophularia nodosa 1, S. canina 2, Veronica Chamaedrys 3, V. offieinalis 1-2, ‘V. serpyllifolia 2, V. arvensis 2, V. er 1,9% here 2, a rer 9, elampyrum vulgatum 2-3, Euphrasia lutea 2, E. Rost ‚ E. montana 1, E. strieta 2—3, Pedieularis tuberosa 1, Orobanche alba : ki ee ssp. leptoceras 1, Plantago major 1, P. lanceolata var. capitata 2, Sherardia arvensis dumetorum, ssp. tenuifolium und ssp. lucidum) 3-5, G. rubrum 2, Valeriana trip- i bio; ‚teris 1-2, Valerianella Olitoria 2, V. dentata 1, Suceisa pratensis 2, Scabiosa 3, Phyt agrestis 1, S. Columbaria 2—3, Jasione montana 2-: yteuma Scheuchzeri 2, Ph. scaposum 1-2, Ph. betonicifolium 3, Campanula barbata 1—2, GC. eochlearii- folia 2, C. rotundifolia z ee orium cann abinum 9, Solidago Virga-aurea 2-3, ns lis ce ! eum 1, Inula squarrosa Galinsoga parviflora 2—3, Anthemis tinctoria 1, A. Cotula 2, Achillea Millefolium 2, Matricaria Chamomilla 2—3, ‚ch TyS anthemum e tum 2, H, an 1—2. 5. Formationsgruppe der Ruderal- und Adventivflora. Unter diesem Titel ER wir eine grössere Zahl von Pflanzen-. arten zusammen, die in der Regel zwar nicht zu eigentlichen Be- 538 Johannes Bär. ständen vereinigt vorkommen, sondern als Eindringlinge in bereits vorher besprochenen Vegetationstypen zu betrachten sind. Speziell die offenen Formationen, seien es natürliche oder durch die Tätigkeit des Menschen geschaffene, beherbergen eine grössere Zahl von Arten, die dem betr. Vereine nur als zufällige Beimengungen, als Fremd- linge angehören, die entweder dauernd oder nur vorübergehend von jungfräulichem Boden Besitz nehmen, bis sie von der für den betr. Standort charakteristischen oder definitiven Pflanzendecke entweder ganz verdrängt, oder auf ein Minimum von Individuen dezimiert werden. Schliessen wir diejenigen dieser Eindringlinge aus, welche auch in andern natürlichen Beständen des Gebietes von alters her entweder als Leitpflanzen oder wenigstens als charakteristische Arten vorkom- men können, so verbleibt uns immer noch ein Rest von Arten, die fast ausschliesslich auf Kunstbeständen (oder seltener auch in natür- lichen, meist offenen Vereinen) vorkommen, die aber, wenn wir ihre Herkunft ins Auge fassen, dem Gebiete ursprünglich fremd sind, und auf irgendeine Weise von ihrer ursprünglichen Heimat, die oft sehr entfernt ist, in das Gebiet eingewandert sind. Arten, von denen entweder die ursprüngliche Heimat bekannt, oder deren Einwanderung ins Gebiet nicht allzu weit zurückliegt, werden unter der Bezeichnung Adventivflora (i. w. $.) zusammengefasst; viele derselben erscheinen im Gebiete nur vorübergehend, und verschwinden ebenso rasch, als sie auftauchen; andere siedeln sich zwar dauernd im Gebiete an, vermögen aber nicht, oder nur in geringem Masse, in die festgeschlos- senen Pflanzenvereine einzudringen, die bereits im Gebiete bestehen, und begnügen sich mit den von der einheimischen Flora noch nicht besetzten Stellen, soweit dieselben überhaupt besiedelbar sind. Diese zweite Gruppe der Fremdlinge wird gewöhnlich unter dem Namen Ruderalflora zusammengefasst. Zur Ruderalflora i. w. 8. muss aber auch eine Anzahl von ursprünglich im Gebiet vorkommen- den Arten gerechnet werden, die von ihren eigentlichen, natürlichen Standorten aus die Lücken in der Vegetationsdecke besiedeln. Die pflanzengeographische Bewertung der Ruderal- und Adventiv- flora bereitet insofern Schwierigkeiten, als die Standortsmöglichkeiten für die in Betracht fallenden Arten sozusagen in allen bisher bespro- chenen Vegetationstypen vorhanden sein können. „Ruderal‘ sind alle Arten, die in irgendeinem Bestande als Fremdlinge auftreten. Die an den verschiedensten Stellen zerstreut vorhandene Ruderal- und Adventivflora lässt sich (natürlich nur theoretisch) zusammen- ziehen und bildet eine Gemeinschaft im Sinne eines VegetationstypuS; oder, wenn man will, einer Formationsgruppe. Als Formationen nee BE NE er a Die Flora des Val Onsernone. 539 ‚könnten dann die Standorte bezeichnet werden, an welchen die Rn- deral- und Adventivpflanzen mit Vorliebe sich ansiedeln, und als _ Bestandestypen endlich können alle diejenigen Arten aufgeführt wer- den, welche an dieser oder jener Stelle in grösserer Häufigkeit und namentlich mehr oder weniger beständig auftreten. Da deren Zahl aber sehr gross ist und nach Zeit und Ort sich fortwährend und rasch verändert, würde eine Durchführung des angeführten Schemas den Rahmen dieses Abschnittes bedeutend überschreiten, hätte auch aur momentane Gültigkeit. Das Gesamtbild einer solchen Darstellung der Ruderal- und Ad- ventivflora eines Gebietes dürfte einige Ähnlichkeit mit einer aus- führlichen Besprechung der Wiesentypen einer Gegend aufweisen. — Im allgemeinen werden der Ruderal- und Adventivflora eines Gebietes nur diejenigen Pflanzen zugezählt, deren Vorkommen direkt oder indirekt durch die Tätigkeit des Menschen bedingt wird, sei es, dass durch den Verkehr fremde Pflanzen absichtlich oder unabsicht- lieh eingeführt, oder kultiviert werden und schliesslich verwildern, sei es, dass der Mensch für einen Teil der einheimischen Flora ver- änderte Bedingungen schafft, indem er die ursprüngliche Pflanzen- decke durch Bauten oder Erdbewegungen etc. zerstört und so einer Anzahl von Arten die Besiedelung des entblössten Bodens durch Ausschaltung der Konkurrenz anderer Arten erleichtert. Dies letz- ‚tere trifft in weitaus höchstem Masse für die eigentlichen Kultur- und Zierpflanzen zu, mit welchen wir uns aber in diesem Abschnitt nur insoweit beschäftigen, als der Acker- und Gartenbau Standorte für ungewollte Eindringlinge schafft, oder als von kultivierten Ge- Wächsen einzelne verwildern. Die Gesamtheit aller mit der Tätigkeit des Menschen in enger Beziehung stehenden Pflanzenarten fassen wır unter der Bezeichnung „Anthropophyten“ zusammen. Streng ge nommen allerdings beschränkt sich die Tätigkeit des Menschen ja Nicht nur auf die Schaffung von mehr oder weniger „offenen“ Stand- Orten, indem er ja auch direkt oder indirekt tiefgreifende Anderungen au Wald- und Wiesenflora vornimmt, und selbst viele Vertreter der _ Flora dieser letztern Vegetationstypen zum anthropophilen Ele- ment (im weitesten Sinne des Wortes) zu rechnen wären. Doch soll für unsere Zwecke der Hinweis hierauf genügen, und - fassen m weitern den Begriff der Anthropophyten in dem Umfange, wie dies von Rikli (Ber. d. Zürch. Bot. Ges. 1901—03, p. 71ff.), besonders aber von O. Naegeli und A. Thellung (Vierteljahrsschr. d. Naturf. Ges. rich 1905) und Zimmermann (Adventiv- und Ruderalflora v. Mann- im ete.) näher erläutert wurde, und benutzen auch die gleiche "teilung der Anthropophyten: ... 540 : Johannes Bär. A. Anthropochoren — vom Menschen eingeführte Pflanzen. I. Absichtlich eingeführte: fremde Kulturpflanzen. a) Ergasiophyten — fremde Kultur-, Arznei- und Zierpflanzen, die absichtlich gepflanzt werden. b) Ergasiolipophyten — Kulturrelikte, die an den betreffenden Stellen auch nach Aufgabe der Kultur fortdauern. ce) Ergasiophygophyten — Kulturflüchtlinge, ohne Absicht des ' Menschen verwilderte Kulturpflanzen; «) auf Kunstbeständen: Äcker, Ruderalstellen, Mauern; Pß) an natürlichen Standorten: Wiesen, Wälder, Felsen, Schutt- halden. I. Unabsichtlich eingeführte: ausländische Unkräuter. d) Archaeophyten, schon seit prähistorischer Zeit beständig auf- tretende Unkräuter, besonders auf Acker- und Gartenland, seltener auf Ruderalstellen, Felsschutt ete. e) Neophyten, erst in neuerer Zeit aufgetretene, aber nicht an die Kunstbestände gebundene Pflanzen, Neubürger. f) Epökophyten, erst in neuerer Zeit aufgetretene Ansiedler, die zwar beständig, aber nur auf Kunstbeständen, vorkommen. : 8) Ephemerophyten, vereinzelt und unbeständig auftretende, fast nur auf Kunstbestände beschränkte Ankömmlinge oder Pas- santen. B. Apophyten — ursprünglich an natürlichen Standorten der Gegend vorkommend, aber auf Kunstbestände übergehend. I. Durch bewusste Tätigkeit des Menschen: h) Oekiophyten, einheimische Kulturpflanzen, Zier- und Nutz- pflanzen. I. Spontan, ohne Zutun des Menschen, auf Kunstbestände über- gehende einheimische Pflanzen: i) Spontane Apophyten, Abtrünnige, Auswanderer. «) Kulturlands-Apophyten. ß) Ruderale Apophyten. In Bezug auf die Standorte findet sich die Ruderalflora (i. w. 8.) des Onsernone besonders an folgenden Lokalitäten: 1. auf Kulturland, Äckern und Gärten (seltener auch auf Wiesen); 2. längs der Strassenränder, an Strassengräben, auf Pflaster- höfen etc. ; 3. an ungebauten Orten innerhalb der Ortschaften, um Häuser, an Ställen und Düngerstellen, auf Lägern ete.; 4. an Mauern und Felsen, auf Felsschutt, Geröll und Flussgeschiebe. Die Flora des Val Onsernone. 541 Infolge des geringen Ackerbaues liefern die Ackerunkräuter re- lativ recht wenige Arten. Gross ist dagegen die Zahl der mit der Strasse in mehr oder weniger direktem Zusammenhang stehenden Vorkommnisse. Der auf der Strasse pulsierende Verkehr ist ohne Zweifel die Hauptursache der verhältnismässig reichen Adventivflora des sonst so abgeschlossenen Tales. Eine Menge von Arten kommt entweder nur auf der Strasse selbst, oder in deren nächster Nähe auf Mauern, Felsschutt ete. vor, ohne dass sie sich weiter in andere Gesellschaften einzudrängen vermochten. Die periodische gründliche Reinigung der Strassenränder vernichtet dann jeweils wohl den Be- stand der Ruderalflora, ist aber zugleich ein Mittel gegen dessen Trivialisierung, indem neu eingeschleppte Samen in dem gesäuberten und meist relativ lockeren, sandigen Boden verhältnismässig leicht aufgehen. Da das Unkraut der Strassenränder, wo es nicht in die ausgefahrenen Geleise der Fahrbahn geschüttet wird, einfach über die Strassenböschung oder die Brüstungsmauern hinuntergeworfen wird, ist dieser Abraum die Ursache des Eindringens vieler Ruderal- pflanzen in die benachbarten Schutthalden. Auch im Rasen der Strassenböschungen vermögen sich einzelne Individuen auf diese Weise anzusiedeln. Die engen Beziehungen zwischen der Mauerflora und Ruderalflora wurden im vorigen Abschnitte näher erläutert. Ein Grossteil der Fusswege und Nebenstrassen in der Nähe der Dörfer ist gepflastert, und zwar nach bekannter italienischer Art mit abgerundeten Pflastersteinen, die über die Strassenoberfläche vor- treten, indes die zwischen den Höckern wurzelnden niedrigen Pflanzen vor gänzlichem Zertretenwerden auch auf stark begangenen Stellen völlig geschützt sind. Trotz dieses Umstandes ist aber die Pflaster- flora, wenn auch individuenreich, doch recht trivial, da der Umbruch fehlt, und daher einzelne besonders angepasste Pflanzen alle verfüg- baren Stellen besiedeln. — Die Ruderalstellen um Häuser und Ställe zeigen in der Regel eine recht üppige, und in vielen Beziehungen an die Läger- oder Karflur höherer Lagen erinnernde Vegetation. Dies hängt wohl da- Mit zusammen, dass die Gewinnung flüssigen Düngers im Onsernone fast unbekannt ist; derselbe wird einfach im Boden vereickorn ge- lassen, und so wird das ganze Terrain schliesslich überdüngt, ein Wahres Eldorado für Ruderalpflanzen. r ‚ Durch den längere Zeit des Jahres, stellenweise das zu Ja % ’ durchgeführten Weidebetrieb wird auch eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Ruderalpflanzen längs der Viehwege verschleppt, was besonders deutlich auf den Maiensässen zutage tritt, wo um die Ställe : Meist ganz ähnliche Ruderalflora zu finden ist, wie in den benach- 542 Johannes Bär. barten Dörfern. Auch die Alpen verdanken einen Teil ihrer Läger- flora diesem Umstande. Ebenso ist das Vorkommen von Ruderal- pflanzen in Schutthalden und auf Alluvionsland vielfach hierauf zurückzuführen. on den in der Einteilung des anthropophilen Elementes ge- nannten Kategorien kommen für die Ruderalflora des Onsernone hauptsächlich in Betracht die Ergasiolipophyten (A b), Ergasiophygo- phyten (A c), Archaeophyten (Ad), punkto Arten- und Individuen- zahl aber namentlich auch Epökophyten (A f), Ephemerophyten (Ag) und besonders die Apophyten (Bi « und ß). Sowohl die Neophyten (Ae) wie auch die Oekiophyten (Bh) treten fast ganz in den Hintergrund, ohne jedoch völlig zu fehlen. So einleuchtend und klar die erwähnte Klassifizierung erscheint, begegnet sie bei der praktischen Durchführung doch beträchtlichen Schwierigkeiten, indem es vielfach nicht leicht ist, zu entscheiden, wohin eine Pflanze gehört. Sie kann entweder nur einer Abteilung oder mehreren zugleich angehören. Vielfach verhält sich eine Art auch verschieden, je nach Standort und der Meereshöhe, in der wir sie antreffen. Eine grössere Zahl von Arten ist im untern Tessin z. B. als gewöhnliche Wiesenpflanzen oder Archaeophyten, als Epöko- phyten oder spontane Apophyten zu taxieren, während sie im Onser- none nur als Ephemerophyten auftreten. Selbst die Unterscheidung. der Hauptabteilungen ist oft unsicher, da nur eine genaue Kenntnis der ganzen Verhältnisse es ermöglicht, zu entscheiden, ob wir z. B. eine Art zu den Neophyten unter den Anthropochoren, oder zu den spontanen Apophyten rechnen sollen. Daucus Carota z. B. ist im untern Önsernone, wenn auch nicht gerade häufig, in Wiesen, häufiger aber als Felsschuttpflanze anzutreffen, während sie z.B. um Comologno und Vergeletto den Wiesen völlig fehlt, und nur noch ruderal auf Felsschutt neben der Strasse angetroffen wird. Sie ist also im obern Onsernone sicher anthropochor, und zwar Epökophyt, im untern da- gegen zweifelhafter Stellung, entweder ruderaler Apophyt, oder dann Neophyt, je nachdem wir annehmen, sie sei schon längst spontan in den Wiesen vorhanden gewesen und von da in die Ruderalstellen eingewandert, oder, im andern Falle, von den Ruderalstellen erst kürzlich in die Wiesen eingewandert. Da sie dort aber nicht sehr häufig ist, und besonders in der Nähe der Ortschaften sich in etwas grösserer Zahl vorfindet, dürfte das letztere eher zutreffen. So liesse sich noch eine ganze Reihe von zweifelhaft ruderalen Pflanzen an- führen, die in der Mehrzahl der Fälle zwar zu den Apophyten ge- rechnet werden müssen, aber doch auch eine andere Deutung zulassen. Aber auch unter den andern Gruppen, so unter den als Ephemero- e." Die Flora des Val Onsernone. 543. entscheiden, ob wir es mit von tiefern Gebieten des Kantons erst ganz kürzlich eingewanderten Vorposten, oder mit alteingesessenen Arten zu tun haben, die infolge der ungünstigen (?) Existenzbedin- gungen in unserem Falle recht selten sind. In der nachfolgenden Liste der ruderalen Vorkommnisse des Onsernone bezeichne ich mit den Buchstaben a—i!) die verschiedenen Kategorien, in welche die betreffenden Arten eingereiht werden _ können. Zur Angabe der Standorte verwende ich folgende Abkür- zungen: A.—= Acker, 6. = Garten, F.— Felsen, M. — Mauern (be- nders Strassen- und Feldmauern), Fs. = Felsschutt, K. = Kies- gruben, Strd. — Strassenrand, Strb. — Strassenböschung, Strg. Strassengraben, Pf. = Pflaster, W.=Weg, Wr. —=Wegrand, D. = Bellen, R. — Ruderalstellen um Häuser und Mauern, L, Läge 11 Die Häufigkeit ist wie bisher durch die Zahlen 1- 10 ausge- drückt. Bezüglich der genaueren Standortsangaben sei auf den aus- führlichen Standortskatalog verwiesen.’) Korrespondierend mit den vorgeseizten Buchstaben der Einteilung nach 8.(l.e) ) Naegeli ı und Thellun . I 5, Boll. Soe. eh di Se. Nat., 1914. Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 3. 1914. I) - Johannes Bär. Artenliste der Ruderal- und Adventivflora. h | ; E gründet Fer 950-1500 überall Rumex scutatus iß WR, 250— 2000 verbr Rumex Acetosa . iß NM. A,L.BR 300— 1700 “ Rumex arifolius iß - ? 1700 — 2000 ” Pol os A.,:.6., Pf., W;, ygonum aviculare . d a Strd Se 350— 1800 » Polygonum Persicaria d [ Strd., Fs., 3 250— 1500 : Polygonum Hydropiper . iß Strg., Brunnen | 700—1200 » Polygonum dumetorum . D) ischet er. treut e(?) Gebüsche!) | Tsno_goof | Zerstre Polygonum Convolvulus . d A., G., Fs., R. | 350-1400 |. verbr. i \ t und Fagopyrum sagittatum a,b,o| A,Sird. | 250-1100 (ee !) Nur in der Nähe der Strassen, Die Flora des Val Onsernone, 547 Name der Pflanze Kategorie Standorte | Höhenlage Verbreitung erg | m Beta vulgaris var. Ciela. . a,ce A 350-1200 Amen und 93 ; ! ö erwildert ns hybridum . . g Strd. 300 Intragna 1 ‚Ghenopod. Bonus Henrieus . | iß (d?) R.,L.,D. | 350-9300 rbr. 3—5 Bar polyspermum . | ir A, 6. 800-900 Fr are, 9 rana ‚Ghenopodium opulifolium . | f.od. g Stndi, 850— 900 Grana 2 Chenopod. album (div. Form.) d aan } 250-1400! verbr. | 3- | Spinacia oleracea . a, c DR. 350-1000 knen a! P) ‚Atriplex hortense a G. 890 De Crana ; Amarantus retroflexus dodf [ Bet En en N 250— 900 verbr, 8 = : erhalb Amarantus deflexus f Stre. 250 iin ee ) x ; kn hei Verscio Amarantus ascendens g M., Pfl., Strd. | 250—700 Oi Ber e) Phytolacca americana e Fs,, R. 250-350 [ an “) a | Portulaca oleracea f Strd., A.,G.,Pfl. 600—900 | Loco-Grana | 3—5 Agrostemma Githago d (f?) Strd., A 600—750 |Loco-Chiosso | 2—3 Viscaria vulgaris iß Strd., M. 780 — 807 Russo 1 Silene vulgaris iß Strb., M., Fs 350 --1500 verbr. 93-3 Silene rupestris iß K., Fs., M., Strd. | 250—1500 3—5 Silene Otites e Strd., M., F. | :250—400 Falling 2-3 1. ilene nuta iß trd., M. 250— 1500 erbr. | 2-4 Melandrium album . iß Strd., Hecken, K 6001100 | 5 2-3 andrium dioecum . iß ERS | 1000. A 3 4f‘ ıH Gypsophila muralis g (0) Strd. 250300 | Intragna ie Tuniea Saxifraga g Strd. Intragna 1 Tunica prolifera f Strd., Strb. | 300-780 | bis Mosogno | 2—3 Se | Aursealt | ; Vaceari i Strd. 600-900 |!Pte.Oseuro, ria pyramidata . g T) Vergeletto J Dianthus Seguieri . iß od.e trb., K 350 —1100 erbr. 23-3 Dianthus Carthusianorum i Strb,, Wr., M. | 350— u, “ ” ei officinali 2 Strd., M 950-650 | bis Loco | 1— Saponaria oeymoides iß Strd., M., Fs., K 250-1500 verbr. 2 Stellaria aqu iß BD, 1000 |, zerstreut 9 tellar; : 350-1200 verbr. 3-5 ria media d od.ie A,G,R e Stellaria nemorum ip L., 1600-1800 | Alpe Medaro| 5 Stellaria uliginosa iß s ee A ar ; 250-1500 2—3 s Aria graminea iß Sirg., M. ; 2 1-9 erastium glomeratum d M., D., A., G. | 30 | z ’ 2 u m 3.8 astium brachypetalum ai?) M,F. 950-710 | bis Berzona \ A,„M.D., 2000 br. 2-3 Cerastium Ccaespitosum d In IB } e i ehr . Johannes Bär. Lombardone von tie aus den Centovalli bestossen wird, wahrscheinlich dorther ei iet, sive die absichtlich kulti ivierten Pflan: orte und Häufigkeit nur bezüglich ee ana angetroffenen Pflannen. )D schleppt, fehlt dem übrigen 2) Ex] °) Stand Name der Pflanze Kategorie Standorte Höhenlage | Verbreitung m y Sagina procumbens d (iß?) | Strg., Pfl., M. | 250—1500 verbr. 5-8 | Sagina saginoides . iß L., M. 3790-— 2000 zerstreut | 1-21 Arenaria serpyllifolia. . . |iß.od.e [ Strd,, =? \| 350-1500 verbr. 5-8 Arenaria biflora - iß L. 1790 A, Medaro 2 Moehringia trinervia ; ip M. 300 Intragna | 1-2 Spergula arvensis . d.od.f | A., Strd., Wrd. | 600-1400 verbr. en} i ; 2 / Strd., Wrd.,L.,\| 9 a a7 ua Spergularia campestris iß od. f RR, | 250—1775| stellenweise | 3—5 Scleranthus annuus iß.od.f en ‚Sid ‚Strg, } 250 — 1200 verbr. 3—5 Aconitum Napellus 2 g? 2 1590 A.Lombardone 1 Ranuneulus bulbosus . iß M; Stirb, x, 350-— 1400 verbr, 2148 Ranuneulus repens ia A., 6. 350—1000 | zerstreut 1-21-- anunculus acer iß M., Strb. 250—1500 | hie und da | 2 Ranunculus eeroling iß L., Wra. 600— 2000 verbr. Ranuneulus aconitifolius . iß od.g? R. 1100 Fontaih.€ Thalietrum minus iß M., Strb., Wrd. | 600-1200 verbr. Papaver somniferum . a,b,ca |R,, kult., A, @.| 2350-900 Jhie und da en m \ Verwitdert Papaver Rhoe, d A. 600—800 |Loco-Mosogno De einblan, SSp. eco d A., M., Strd 600—800 - » Glaueium flavum g R. 300 Intragna Chelidonium Bine d B.M.D 250— 1300 verbr. Fumaria offieinalis . d A... G., M., K. | 250-1000 \verbr.b.Crana Lepidium virginicum . 8 ‚Strd. 650° Auressio Sisymbrium offieinale. En | Cavigliano | a a f Strd 250-300 | Intagna Brassica nigra 8 Strd. 300 Cavigliano Brassica arvensis f A., Strd 250—800 bis Russo Bun: j kultiviert, \ rassica oleracea . a,ca | A.,Strd,R.,D. | 250-1000 |} hie und da ee | erwiert] Brassica Rapa . a,b, c«| Strd, R,A.,K. | 250--1100 |verbr.(w. vor.) Brassica Napus . a,c« Sird., A, 950_1100 press kult., Be Raphanus sativus . a,c« | Strd., K., kult. | 600--1000 N ei } Rapistr rum rugosum g Strm 780 Mosogno 1 Nasturtium palustre f Strg. 250— 900 zerstreut Cardamine Impatiens iß M., Strg 870 rana en i dod.ie » M 650—700 |Loco, Berzona eg amara iß Strg. 600—900 | hie und da apsella Bursa pastoris i dod.i | G,A,Strd. | 250-1200| verbr. Be !) Nach Chenevard. Die Flora des Val Onsernone. 549 Name der Pflanze Kategorie) ° Standorte Höhenlage | Verbreitung we m Capsella rubella f Strd., K. 250—780 | bis Mosogno | 1—2 Erophila verna . M., Strd., K. | 250-1000 | Auen 3-5 Arabidopsis Thaliana. d A., Strd., M. 950— 1200 verbr. 3-5 Arabis hirs iß Strd, M., Fs. 250—900 g Arabis sagittata g ? 900 Vergelto 2 | Arabis Bee i trb., M. 250—1500 erbr. 2 % a f Strd., M.,K.,R. |. 650—1000 ih 2-3 Hesperis Eihtronali is a, cß R., G& 750 Berzona 2 Sad um Te rs EP: maxi- mum iß M., Strb 00— 1500 verbr. 3—4 Sedum annuum . iß M., Wrd., L en rn 3—5 Sedum dasphyllum iß M. 250-1500 ’ 5 Sedum album iß M., Wrd., F 50—1 2 3—5 Sedum acıe . . iß (od. ce) M., s0 Mosogno 5 Sedum alpestre . iß M.„L. 1350— 2300 verbr. 1-5 Sedum rupestre . iß M.. E...Strb 50—1 R 3-5 Sedum mite . iß M, F. 250— 1500 3 5—7 Sempervivum tecler um. iß M. FE: 250— 1500 r 2-3 ivum alpinu iß M.,F. 9501500 s 35 Saxifraga Gotyledon iß M.,F. 350— 1200 ; 3 Saxifraga cuneifolia iß ä 350—1500 „ 35 Saxifraga aspera -iß N. 1300-1350 | Spreghitto | 3 Chrysosplenium en iß Strm. 700—800 m 2 Fragaria vesca iß M. 350 — 1500 2—3 ntilla micrantha iß M. 2501100 ; 2 Z Potentilla rupestris iß M. 2501200 » 37 Potentilla argentea iß od.f | M., Strd., K. | 2350-1200 . 3 Potentilla collina iß od.g Strd 750 P one kan babr 2 tentilla verna iß . 300 Cavigliano . Potentilla Gaudini . iß Strb., M., K. er verbr. 2—3 Potentilla reptans (?) g? - Bc0 4 um urba iß.od.e | Strd., M., L. en Br, zerstreut 2 Alehemilla arvensis iß Sirg., L- 250-1200 ae Re Prunus insiticia a,cß -Buschwald 550 Aare 1 3 ‚| Zrunus domestica a, 0ß » 550 ah in} | Prunus Persi a,cß „ 300-800 | bis Mosogne | #2 | Pranus Avium 4.2Pß » 300-1200 mr: ; Prunus Ge a, ch » 750 ! Bu n Melilotus offieinalis e, £ | Fettwiesen, Strd.| 300-800 \bis Pte. oscuro r lilotus suleatus g Strd. 600 ” Pu folium medium . iß od.e M., Strb 600—800 Erg ifolium pratense . iß . A verbr. > Trifolium arvense . e nl et & 550 Johannes Bär. Name der Pflanze Kategorie Standorte Höhenlage | Verbreitung kg m Trifolium fragiferum . g Strg. 600 oc 1-2 Trifolium resupinatum fg Strd, R 600—1100 verbr. 2 SR : Strd., Wrd.; 1 gr Trifolium repens iß Pf. R.,L.,K.[ 250—1900 3—5 Trifolium elegans . g Kieslager 00 Loco 1 Trifolium dubium iß Strd., Strb., R. | 250—1800 verbr 3-8 Trifolium patens g Strd., K. 250—700 bis Loco 1 Trifolium agrarium iß Strd., Wrd. | 400—1200 verbr r) Trifolium proeumbens iß |Strd., Strb., Wrd., 250-150 5 2—3 ; Russo- Trifolium angustifolium . Strd. 760 [ Pte. 1 Trifolium echinatum . g Strd. 750 Mosogno 1 ‚Anthyllis Vulneraria . iß Strd., K. | 400--600 | bis Auressio) 1 Lotus cornieulatus . iß Strd., Wrd., K. | 350-1900 verbr. 2-3 el; Intragna Robinia Pseudacacia . a, cß { Fun or N 300—770 | Carigken 1-2 SC | Mosogno I Astragalus ‚glyeyphyllus_. : Strd., Strb. ‚Strg. | 250—900 zerstreut 2 Wk i Pte. rel rich subvillosa . g # Strd. 770 [ reise 1 > hirsuta . q [ Kae } 250900 Mr en 2 Ki tat r ntrag P) icja tetrasperma . ? 2 ca. 300 [ (Chen.) } Vieia villosa , e Fettwiese 105: Vocaglia | 2-3 Vicia dasycarpa f Strd., Strb. 300-1100 ‘verbr. 3 Vieia Cracea i(@eu.ß)| Sird, A,K. 300— 1400 . gi Vieia tenuifolia . © (od. iß)| Strd., Gebüsch 1000-1100 || Vocazlin- }} 9 Vieia Gerardi : i " Aufessie- } 2 an i re. Strd., R. 6001100 [ che, pannonica var. purpu- ; rascens ee “2 | 8.(e?) IR. steinige Wiese 800 Russo 2 Vicia sepium . e Fettwiese 790 ; ” - Vieia lutea g Strd., Strb. | 770-1050 [ Tee } ze Vieia angustifolia . iß { F Fe 2. } 250— 1200 verbr. 23 Vieia sativa . & AR 650—900 | zerstreut 2. Lathyrus montanus iß M,, Strb., Fs 250— 1500 verbr. 2 Geranium pyrenaicum d M.,R.,D., Strd. | 950—-15 » = Geranium columbinu d Strd., Fs., M.,K.| 950-8 bis Russo | 1-2 Geranium rotundifolium d Strd., K,R 250-700 | bis Berzona | 2? Geranium pusill d A,G.,Strg.,R.,D.| 250-1000 verbr. 3 Geranium molle A M., Weinberge | 350-600 | bis Loco 2 Geranium Robarienunl i MED, 50-1500 erbr. 3 Oxalis Acetosella iß J 0—1000 | zerstreut 1 Oxalis stricta f G,D,K, = 350— s Berzona | 2-4 Oxalis corniculata . d od. f M. 6., Sir 950—1350| verbr. 3-5 Linum usilatissimum . a, c.0d.g |Strd., Rs i EEE; 300 —900 Die Flora des Val Onsernone. 551 Name der Pflanze Kategorie| Standorte Höhenlage | Verbreitung er IL m | Ailanthus Cacodendron . eß Strb. 260 Intragna 1-9 | Euphorbia Peplus . d G., A,, D., Strd. | 250—1000 verbr, 2 \ (bis Auressio, 600m.) | Euphorbia Ciyparissias iod.f | Strd., Fs, M. | 250-800 = häufig; höher | 9—5 . ur Russo | Euphorbia Helioscopia d A, GER 250— 1100 —5 h Kastanienselve 2 E Acer campestre . bi) (Henke Re) 670—690 Loco 1 | Malva Alcea . g 00—500 |unt. Auressio, 1 | Malva silvestris . e M„R. a 250—790 | bis Mosogno | 2 Iva neglecta . d R., D., L., Strd. ) 250—1500 { 5 : : besond. i j5, Malva erispa . a, ca BR Pl. 250—900 [ Crana el) u: a A ; 3 Strg.,.M., kn 2 be 9238 ; Hypericum humifusum iß od.e { BrchueeR. 950—1400 verbr. | Hypericum perforatum iß M., Strb. 9350-900 | bis Crana | 1—2 Helianthemum RER iß M 50— 1500 verbr. 2 | Viola Thomasiana iß Strb., Wrd. 00-1000 | verschleppt | 1—2 | Viola colli iß Strb., Strd., M. | 500-600 Auressio Viola silvestris iß ‚ Str 00—7 bis Loco 2 Viola Riviniana iß M., Strb., Strg. | 250—1400 rbr. 1-3 Viola montana iß M., Str Pa m - Viola montana x Hiviniane iß M., Strb 250-700 | -Auressio | 1—2 Viola canina X montana iß M., Strd 800 0s0gnO - | Viola canina < montana iß trm. 500-600 | Auressio | 1-2 | Viola trieolor ssp. alpestris . iß M., Wrd., K. | 25015001 erb Ag Viola trieolor ssp. arvensis. | d.od.f | A, Strg, GM. 950--800 | bis Mosogno i ‚pilobium montanum . iß Eder 600 unterh. Russo Re Epilobium eollinum iß Strd., M. 250-1000 _ verbr. = [ Oenothera biennis . e 0d.g ee) ee re = Circaea intermedia i ß Wrd. D erh ei Cireaea Lutetiana . ia u.ß M., R., 6., Strg. 950— 1000 verbr. i :8 ty 7 bis Russo | 2—3 ‚Astrantia m iß m. 350— 1500 erbr he: ui j M., Strb 700—15 . ze; HE ee iß Ho E iR Chaerophylium temultum iß M. be en vn Chaerefolium silvestre . iß GR 250—9 gr iuch R Chaerefolium Gerefolium a, ca G., M. bee a6 1 Scandix Pecten Veneris g Strd. a 1 Torilis nod ! Strd. 746 Ponte oscuro .. odosa . . g 1050 Corbell 1-3 „auealis daucoides g us Strd. überallkult Av; >50 hie und 1. Apium graveolens . a,ca | 6@., Pfl.M, R. | 250-1000 | hie und da 2 ‘a vor: IR Peiroselinum hortense 0er 6,M,R 950-1500 | wie ') Als Stützpflanze für Reben angepflant, fehlt in den Buschwäldern. f 552 Johannes Bär. Name der Pflanze Kategorie Standorte Höhenlage | Verbreitung Pimpinella majo i iß K.,M. 600—900 | Loco, Crana Pimpinella a: ; iß .,'Strd., K., 250— 1500 verbr. N Aegopodium m. : d od. iß 2 re RB, ee 250--800 | bis Mosogno Aethusa Cyna f A. G., R., M. | 800—900 | Russo-Crana Foeniculum vulgare ca A, Sirm. G. 250—9 i Peucedanu a iß M., K;, Fs. 250 -—-1000 verhr. Heracleum Sonn. e Fettwiesen, R.,D.. ca. 900 ınurbisGrana| Daucus Garot ; iß od.e | Strd., K., Fs. | 250-1100 verbı Cornus mas . h.od.cß?| Buschwald 350—600 | bis Auressio Primula vulgaris iß |M,, Strd., Wrd. | 250-850 be air a Anagallis arvensis . d A., Strd. 600—790 |Loco-Mosogno Syrin Toriris F.,Gebüsch,\| - en En yringa vulgaris a,b, eß I Wieschrainee [ 500 —780 Mosogno i : häufig kult. Jasminum officinale a, cß @., G.-M. 780 Gentaurium us iß Strg., K., M. 250—1100 verbr. Vincetoxicum offieinale iß : 250—1500 » Convolvulus arvensis d A., Strd. 350 - 850 zerstreut Pharbitis purpurea g : 300 Intragna useuta europa iß A., R., Wrd. | 700-1400 verbr. Guseuta Epi a iß M., Wrd. 250— 1500 » Heliotropjium europaeum g Strd. 760 5 Ass } i i te. 0SCUrO Cynoglossum offieinale i Piano Be ; iß (od. e)? Wra., Fs. 1030 | Vergeletto appula echinata . g “ ca. 900 Vergeletto Symphytum bulbosum ia) JA, M inbg.,\| > : ka d (od. i «) He “= het 500—680 Loco orago offieinalis . - |a,b, ca] @,M,Strg,,R. | 250-1000 | verbr. Lycopsis arvensis ! g Str.-M 600 Auressio Myosotis scorpioides iß Strg., M verbr. Ra ren iß Strg., M 700— 1000 en ulea d ee 500—650 Loco yosotis silvatica iß E 900—1780 | zerstreut Myosotis pyrenaica .. iß 1500-2000 !um Alphütten. nn en ; d > Sr, sh ) 9501200 verbr: yosotis collina . d.od. f Strb. 750— 900 ee Lithospermum arvense d A., Weinberge | 500-700 |Loco,Mosogno Echium vulgare. d.od.e | Strd., R., Fs. | 2350-900 aut, nd zerstreut rag offieinalis . dod.f | Strd., M., K. | 250-900 is Cran “ un ;Toplame iß M.R., Fs. | 250-1100) verbr. a genevensis iß Wrd. ca. 1000 |unterh.Segna eucrium Scorodonia . iß m. 950 — 1500 verbr. !) leg. Chenevard, Die Flora des Val Onsernone. 553 Name der Pflanze Katgaie Standorte Höhenlage | Verbreitung n. I ig r | Teucrium Chamaedrys i 50 fhöh. nur an) : y Er = 20000 Kirn! 1-2f 3-5 > Glechoma hederaceum iß Ber ni ' 250-700 nur bis Loco | 2-3 ® Prunella vulgaris iß M., Strg., Wr. | 250—1500 verbr, 93-3 “ Prunella grandiflora 3 iß ! 250— 1000 verbr. 1—2 | Galeopsis Ladanum (meist | sp. intermedia) i iß od.e | Strd., Strg., Fs.| 500—1500| zerstreut | 3—5 | Galeopsis Tetrahit d Wrd., überall | 250—2300 verbr. 2—8 > F £ P x oberhalb | | Galeopsis pubese. X Tetrahit d Strd. 780 Die Oscar 1-2 S & i ; EC bis Crana Ä Galeopsis pubescens d(iod.e?)| Sird., R. Fs. 250 1000 er / 3-5 | Lamium amplexicaule g (d?) Strm. 700—780 |Loco-Mosogno| 1 Lamium purpureum 4.2308 Bu Pe 2350—1500| verbr. 3—8 Lamium album d R., Strg., M. 350--1200 A 3-3 Lamium Een. iß 5 500—1000 | zerstreut. | 1—2 ’ | Cavigliano, | | Ballota nigra . d od.f"| R., D., Schutt | 300-600 Intragna, }| 2-3 £ uressio J Stachys era ü iß M..R. 300—400 | Intragna | 2—3 Stachys annu g Strd. 50 unt. Auressio| 1 Stachys ek iß M., K., Fs. 250— 1500 verbr Se alvia glutinosa iß R;,;Fs., Sird, : | 280-1 » 2 Salvia verticillata g Strg. 350. ob Cavigliano) 1 Satureia horte a,c® G., Strd. M. 300— 900 hie u. da —2 Satureia unbe ee Ne- i eta 2 Strd. 600 Auressio 1 E ER ink 4 iß iWid, a: ih 600-1500 verbr —5 Satureia Acinos. . 80) 135 Erlongo se | Thymus Serpyllum iß .|M, Ri Wrd. | 30-2000) verbr. 5 u ö Strg.,nasseWe- .d 9-3 | lyeopus europaeus ee 250-1000 | hie u. da Mentha arven iß. A, G.,Strd., Strg.| 350-1200, verbr. | 3-5 Mentha vir der var. piper ella eß Gestrüpp 760 Mosogno 1 ‚Mentha rotundifolia g Strg. 600 Auressio | 1 . Berzona, } 93 | Mentha longifolia iß od. e Gräben 700-800 Mosogno Hyoscyamus niger . g R. 300 Intragna . Physalis peruviana . g R. * Fass A 9 5, Solanum Dulcamara . iß ‚Strg. 30-1050) zerstreut | 17 £ A., G., R., Strd.\| 950-1100 verbr. 3—5 : Solanum nigrum d FR Kiosiäger 250—1 “ AK, Kies- En is Mosogno | 2— aut luteum d.od.f Te r, Fs. } 250800 iz = wi Solanum tuberosum cab | D,R,A,„@ . gi 5 a 2 um Lycopersicum a, c« R. 950—1000 | bi 4 554 Johannes Bär. Name der Pflanze Kategorie Standorte Höhenlage | Verbreitung |. - m Datura Stramonium g(f?) | R., D., Schutt 690 Loco Verbascum nigrum . e.od.d | 'M., F., Strd. | 600-840 { Ct \ Verbascum Thapsus iß { eg } 250— 1400 verbr. e BE ; M.,Wrd. EN } = Verbascum crassifolium . IB 7 \ 250-1100| verbr. 12-3 pedemontanum - iß od. nme . | 6alium vernum . iß M., Wrd. 9501000 ein, 3 | Galium Gruciata f Strd., M., L. | 250900 { nette ee | Galium Aparine . d od. e A, GER 9501000 | zieml. verbr 2 Cavigli- Galium parisiense . g Strd. 300—400 has Ronco- 1-2 | naglio Galium Mollugo iß [ so ee u, } 250-1000] verbr. | 3-5 Galium rubrum & Strd., Wrd. | 250-1000 h 2-3 Galium asperum iß Wrd., M. 800—1500 ’ : Sambucus nigra iß od.h| R., Buschwald | 300-1100 n gr leriana tripteris iß M. 800-1200 ”: ‚M. ar Valerianella olitoria d { Er Strg. \ 2501100 i ran A 1 Valerianella rimosa g { a} wn { Cresmino je [Valerianella dentata . g—f | Sirg., Strd., A. 950-950 |b.Crana verbr. 17 nur b. = 9-3 | Scabiosa gramuntia iß Strd., M., K. 250500 conaglio iosa Columbaria iß Strd., K.,M 400-1500 verbr. \ - 5 b., £ i 3-5 me montana i od. f { in } 250-850 |. Di sc en ® re 3 Air betonieifolium iß M., Strd., K le .-. 1-2 Campannla bat iß M., Strb nr a 1 ula eochleariifolia iß M., Strb. eher: z y ula rotundifolia iß M., Strb. ER. 556 Johannes Bär. 4 y R . Z; r Hiufig- Name der Pflanze Kategorie Standorte Höhenlage | Verbreitung fm hi r m | jjVa ton! Campanula exeisa. . ... iß [Wrd., Flusskies !)| 1100--1200 ge er tto u. 9; : | " A Fa i Campanula Rapunculus . . | iß Strd. 250 gna ” ” Solidago Virga-aurea . . . iß M., Strb. 400— 1500 Pe 2-3 ; e ult. ; Ber- Solidago eanadensis . . . a.ce M., 6. 770—1050 | zona Ver- 1 5 er wildert j Bellis perennier.. . (.":..,l. 10d.f I Bu % al 250—800 | bis Russo. | 1-3 j kult., ver- Asler novi belgi . . . . a,ce R.:6G. 600—900 |}wildert bei ; . | Russo J Aster salignus re ae R’G 600-900 J Loco, Ma 923 ; rt ; a U geletto Aster Tradescanti , . . | ace R., Strd., G. ca. 800 Russo 2 Callistephus chinensis . . | a,ca G., Strd. 700—800 | Loco, Russo | 1° a fe zerstreut | Erigeron annwus . . . . f Strd., Strb. 250 —800 He Mes | 1—3 Erigeron canadensis . . . f Strd., K, R. | 350-1100 SHE ME) Erigeron acer ERRE iß Strd.. Wrd. 300—1300 | zerstreut | 1—2 Filago minima . . . A e 250—600 | bis Auressio Gnaphalium FRE | fod.d ee 12 Gnaphalium uliginosum . . iß { PER. } 300-900 zerstreut | 1-2 | zerstreut Inula squarrosa. . . . . iß (od. e?)| Strb., F., Fs. ‚M. | 600-800 im mittl. 2 4 | Onsernone Xanthium strumarium ; | g | Strd. 300 Intragna 1.0 Galinsoga parviflora | f H A., G, Sr } 250 — 1100 verbr. 3—6 | £ mb tinctoria var. dis- | =. i ; oidea ER R. 805 Russo IE re emis Triumfett; 8: 3 | g R. 905 Vergeletto | 1 ! Anthenis arvensis . i g Strd. 748 'Ponteoseuro | 1 | Anthemis Cotula I f Sird., R. 300-900 | bis Crana | 2 | 5 en Aeilen macrophylia Ser iß DD 1300 Spreghitto “ > a a n Achillea magna . ET i8 Wra 1600 Eieinistt: 1 ; a # | Achillea setacea : | f Strd. 390-—1000| hie u. da ex - f Achillea Millefolium A ae. Strd., Wrd. 950-1500 verbr. 2-3 + | Matricaria Chamomilla : | e { a “ 2501600 a 3 | 8 3 i antlieknum Leucanthe- | | I iß, |M, Sird,, Wrd. 30 1800 IR Parthenium a,ce M., Strd. 00-800 Loco -Mosogno 1-2 !) Durch heimkehrendes Weidevieh verschleppt. Die Flora des Val Onsernone. 557 Name der Pflanze Kategorie Standorte Höhenlage | Verbreitung und & m Chrysanthemum Coronarium ca« R., Strd. 900-1050 { Grass; 1 i Vocaglia [ : | erzona, | Tanacetum vulgare c® M, Stıb. 700—900 Chiosso, 2-83 | | Crana J | Artemisia vulgaris. . f M., Strd. 300—805 | bis Russo 2 Artemisia Absinthium ca« 5 300—1100 | zerstreut 2 = s s N nur bisRon Artemisia campestris . iß Strd. 250— 400 { eonaglio 2 | Seneeio vulgaris a A, 6., Strd. | 950-950 ‚Aura } 2-3 Senecio viscosus iß Strd., Wrd. | 500-1400 | zerstreut | 2 ‚Heliantlıus annuus . ea Schutt 700 erzona 1 Calendula officinalis e@ 3/R; 900 Grana 2 Carlina acaulis iß Strb,, Wrd. 600—1500 | hie und da 1 Carlina vulgaris iß Strd., K.. M. | 300—-11 verbr. 2 | Aretium pubens i od.d |R., D., K.,Wiesen| 700-12 2—5 | Aretium minus i od.e |Ackerränder ete.| ca. 900 Gresso Teak. Arctium tomentosum e Buschwald 730 Ponte oseuro| 1 Carduus nutans g? ? ca. 900 | Vergeletto!)| ? Carduus Ehen. iß |M,K.,Strb., Wrd.| 300—1700) verbr. 3 e - R r Carduus erispus f Strd., R. 800-1000 a 2 2—3 [ Eirsium lanceolatum iß RT 300-1500 verbr. | 9- first palustre . iß Strg. 7 900 |mittl.Onsern.) 2 Cirsium FREE REN iß L., D. ‚1600-2300 | verbr. 2. = bis Ronco- (entaurea alba . iß Strd., K. 250400 { naglio } a SE | RK: Centaurea dubia iß od. Wiesen längs 950--1100 verbr. 2-3 5 ) r Strasse i Cenlaurea uniflora . iß | zuweilen auf L.| 1500-2300 | hie und da | 2 Centaurea Cyanus . dod.f | A., Strd., Strb. | 950-780 | bis Mosogno | 2—3 Er zerstreut } g Cichorium Intybus . a,h,f | A,G.,Strd. | 250-800 || pis Grana®) ‚Lapsana communis d M.,R. 250—1050 | zerstreut x u „ Wrä., \| 95 er eis Hasteain ;8 { a 950-1400) verbr. | 23 Leontodon autumnalis iß Strg., Wrd. 6001600 zerstreut 2 . .Strg., Strb., : a :ontodon hispidus iß In. RD; | 950-2000 verbr. 3-3 < | A, 6. ete. . - Iris hieracioides . iß Strd., K-, M. 25090 ” Trago po i Pogon prat, ; Russo, 1 “= orientalis Br Be e _. |Strd., Fettwiesen | 800 - 1100 Minen 1-2 s anz zoni, : h Fra ob noch ? E) heran kultiviert “> Salatpflanze. i k “ y1 2 3 Johannes Bär. 0 !) Überall kultiviert als Salatpflanze. Name der Pflanze Kategorie Standorte | Höhenlage Verbreitung re m S Chondrilla juncea . f Strd., Kieslager | ca. 400 Ronconaglio | 3—5° Taraxacum offieinale . iß ! Arc) 250— 2508 verbr. 1-3 Sonchus oleraceus . d A., G., Strd., K.| 2350-1100 5 2 Lactuca sativa . a, c« { en} 300-1200 de -Cicerbita muralis iß M.R, 600—1100| zerstreut | 2° Crepis capillaris iß,ie En a) 250—1300| verbr. |5-8 2 d e : M., Wrd., Strd., = Rz Hieracium Pilosella (div. ssp.) iß { Sieb, K, F } 250— 1800 $ wi 5 Hieracium Aurieula iß Strb., Wrd 250— 2000 “ 2 Bo. ; & Strb., Strg., K..\| a Hieracium florentinum iß er Wrd. El; 250—1400 5 23 Hieracium murorum ssp. te- 3 Vi iß M., Strb. 250— 1500 F R Hieracium umbellatum iß Strb., M. 300 — 1000 » A: Hieraecium sabaudum . iß od.e K. ca. 700 Loco 1 ; ; ck x Comologno- Hieracium statieifolium . iß Strg. ca. 1100 { 2 Wa Fat Be Br a Pa. 0 ME ® Literatur-Verzeichnis Annalen der Schweiz. ee Gentralanstalt. Jahrgänge 1888— 1896. "Ascherson & G@raebner. Synopsis der mitteleuropäischen Flora. eipzig. Aubert, S. La flore de % Vallee de Joux. Diss. Zürich 1901, Bär, J. Floristische Beobachtungen im Val di Bosco. Vierteljahrsschrift der naturf, Gesellschaft Zürich. XLIX 1904. Bär. J. Bot. Beobachtungen im Val Onsernone. Bull. herb. Boissier, 2° serie. 31. Beck, Günther. Die Vegetationsverhältnisse der illyrischen Länder, IV. Bd. der Eeeten der Erde. 01. Becker, W. Die Violen der ss N. Denkschr. d. Schweiz. naturf. Ges. XLV, 1910, le der Schweiz . Gesellschaft. Zürich 1891—1913 [1914]. Fort- schritte der det Ba SE Bernoulli, C. 6. © Gersiriogunen der Schweiz. 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Zimmermann ‚Friedr e Adventiv- und aameme von Mannheim, Ludwigs- hafen und der Pfalz — Mannheim Notizen zur schweizerischen Kulturgeschichte. Von FERDINAnD RuDIo und CARL SCHRÖTER. 38. Die Eulerausgabe (Fortsetzung'). In unserer letzten Notiz (36) konnten wir darauf hinweisen, dass in dem Zeitraume vom 1. August 1911 bis 31. Dezember 1913 bereits 10 Bände der Eulerausgabe herausgegeben worden seien. Da aber dieses Tempo einigen Abonnenten als ein etwas zu schnelles erschien, so beschloss die Eulerkommission, dass in Zukunft jährlich nicht mehr als drei Bände herausgegeben werden sollten. Zugleich wurde der Band Iı2, nämlich der zweite Band der von ExeeL und SCHLESINGER herausgegebenen Institutiones calculi integralis, der schon im letzten Berichte figuriert hatte, dem folgenden Jahre zu- gewiesen, so dass also für 1914 nur noch zwei Bände in Aussicht zu nehmen waren. Diese liegen nunmehr fertig vor, nämlich der dritte Band der Institutiones caleuli integralis, mit dem das herr- liche Werk der Eulerschen Integralrechnung abgeschlossen ist, und der von Gurzmer bearbeitete erste Band der Abhandlungen über Integrale. Die Versendung der beiden Bände wird freilich, der Zeitverhältnisse wegen, im laufenden Jahre 1914 wohl nicht mehr bewerkstelligt werden können. In Arbeit befindet sich ausserdem noch der von Rupıo heraus- zugebende erste Band der zahlentheoretischen Abhandlungen Eulers. Der Band ist zwar schon ziemlich weit vorgeschritten, aber die technische Durchführung kann, natürlich jetzt nicht so gefördert werden wie in normalen Zeiten. Dank dem Entgegenkommen der Firma B. G. Trusxer war es der Eulerkommission möglich gewesen, sich an der schweizerischen Landesausstellung in Bern zu beteiligen. Ausgestellt wurden die zehn erschienenen Bände, ein Eulerporträt und verschiedene mit der Eulerausgabe zusammenhängende Publikationen, wie z. B. der von STÄCKEL und AHRENS herausgegebene Briefwechsel zwischen JAcoBI ') Siehe die Notizen 36 (1913), 34 (1912), 32 (1911), 29 (1910), 26 (1909), 24 (1908) und 22 (1907). Notizen zur schweizerischen Kulturgeschichte, 565 und Fuss und namentlich das von Eneström verfasste Verzeichnis der Schriften Leonhard Eulers. In unserem letzten Berichte hatten wir die Einladung zum Beitritt zu einer Leonhard Euler-Gesellschaft abgedruckt. Diese Gesellschaft hat sich im Berichtsjahre in erfreulicher Weise weiterentwickelt und zählt jetzt schon mehr als 150 Mitglieder, die sich auf alle Länder der Erde verteilen. Abgesehen von dieser kräftigen Stütze, deren Bedeutung namentlich nach der moralischen Seite hin nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, hatte sich die Eulerkommission dieses Jahr auch noch einer grossen Zahl von zum Teil sehr beträchtlichen besonderen Beiträgen zu erfreuen. Die Nachforschung nach verlorenen Briefen von und an Euler, von der in unserer letzten Notiz die Rede war, hat zwar schon eine Reihe: von interessanten und dankenswerten Resultaten erzielt, kann aber noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden. 39. Nekrologe. Heinrich Burkhardt (1861—1914, Mitglied der Gesellschaft seit 1897) Heinrich Burkhardt wurde am 15. Oktober 1861 in Schweinfurt geboren. Er besuchte das Gymnasium in Ansbach, wo SIGMUND Günxruer sein Lehrer war, und studierte darauf zunächst 1879/84 und dann später wieder 1887/89 in München, Berlin und Göttingen. In der Zwischenzeit 1884/87 war er Assistent an der Technischen Hochschule München. Nachdem er 1886 in München pro- moviert hatte, habilitierte er sich 1889 in Göttingen. Im Jahre 1897. wurde Burkhardt als Nachfolger von ARNOLD MEYER r die Universität Zürich berufen. Mit der Antrittsvorlesung Mathematisches und naturwissenschaftliches Denken (Jahresber. d. Deutschen Mathem- Vereinig. 11, 1902), führte er sich bei uns ein. Sein auf das PbilasapnP- historische gerichteter Sinn zeitigte dann einige Jahre später einen weiteren Populärwissenschaftlichen Vortrag Wie man vor Zeiten rechnete, St Pr als Rathausvortrag hielt (Zeitschr: f. ie u. Me 36). Mi en Rathausvorträgen ist sein Name auch insofern verbunden, zweier Jahre re des allgemeinen Dozentenvereines beider Hochschulen = t natürlich nicht die Aufgabe unserer Notizen, eine eingehende Es is Wi : ben. ir Darstel issenschaftlichem Lebenswerk zu 8e . t lung von Burkhardts wisse a „beiten hinzuweisen, die in . di o& un [e>} B un © © = .\J = un S = ® .; _ meinerem Interesse, besonders genannt seine aus me Funktionentheoretischen Vorlesungen, seine Wendung zur Beschreibung von Naturerscheinungen, SE der umfangreiche zweibändige Bericht über die Kae Et engen lierenden Funktionen und Integration der Differentialg d : der mathematischen Physik (Jahresber. d. Deutschen Mathem.-Vereinig., 566 Ferdinand Rudio und Carl Schröter, 10. Band). ‘Dieser Bericht, der mit seinen 9146 Literaturnachweisen Zeugnis ablegt von dem Riesenfleiss und der Gelehrsamkeit seines Verfassers, ist wohl als Burkhardts Hauptwerk zu bezeichnen. Die gründliche Durcharbeitung der mit den oscillierenden Funktionen zusammenhängenden Literatur liess Burkhardt als einen besonders geeigneten Herausgeber der auf die Mechanik biegsamer und elastischer Körper bezüglichen Abhandlungen Evers erscheinen. Mit dankenswerter Bereitwilligkeit hatte er sich auch für die Bearbeitung der betreffenden Bände der Eulerausgabe zur- Verfügung gestellt. Sein allzu früher Tod hat die auf ihn gesetzten Hoffnungen zerstört und hat in der Reihe der Herausgeber von Eulers Werken eine schwer auszufüllende Lücke geschaffen. urz und summarisch wir hier über Burkhardts wissenschaftliche Arbeit zu berichten genötigt sind, so darf doch nicht unerwähnt bleiben, welch hervorragenden Anteil er an der Redaktion und der Bearbeitung des grossen, im Auftrage der Akademien zu Göttingen, Leipzig, München und Wien herausgegebenen Sammelwerkes genommen hat, das unter dem Namen Ency- klopädie der mathematischen Wissenschaften mit Einschluss ihrer Anwendungen bei Teubner in Leipzig erscheint. Im Jahre 1908 wurde Burkhardt als Nachfolger von A. v. BRAUNMÜHL an die Technische Hochschule in München berufen. Leider war seine Tätigkeit in der bayrischen Heimat nicht von langer Dauer. Am 2. November erlag er einem langwierigen schweren Leiden. Emil Cherbuliez (1837—1914, Mitglied der Gesellschaft seit 1909). Emil Cherbuliez wurde am 3. März 1837 zu Genf als Sohn des be- Tätigkeit 1835 Professor an der Genfer Akademie geworde C . volution von 1846 gab er die Professur auf, um nach Paris überzusiedeln und sich dort als Journalist zu betätigen. Im’ Jahre 1852 kehrte er nac r D 2 Er war hier Schüler von Georg Sidler, der neben Ludwig Raabe die ar und Integralrechnung in französischer Sprache vortrug. Cherbuliez und ialer wirkten nachher jahrelang zusammen an der Kantonsschule in Bern, der ehemalige Schüler sogar als Rektor. ; Notizen zur schweizerischen Kulturgeschichte, 567 Cherbuliez zu den wenigen Veteranen, die bei der Feier das erste Semester der Hochschule vertraten. Nachdem er 1858 die Ingenieurschule verlassen hatte und kurze Zeit als Mathematiklehrer im Pensionat La Villa bei Lausanne tätig gewesen war, begab er sich im Herbst 1859 zu seiner weitern Ausbildung nach Deutschland. Den Winter 1859/60 brachte er in Berlin zu, wo er bei Borchardt, Encke, Kummer, Magnus, Poggendorff, Weierstrass örte, im Sommersemester war er in Königsberg, um bei Richelot und namentlich bei Franz Neumann zu studieren. Herbst 1860 wurde Cherbuliez vom Berner Regierungsrate als Lehrer der Mathematik und Physik in Pruntrut angestellt; aber schon Herbst 1861 wurde er in gleicher Eigenschaft an die Berner Kantonsschule gewählt. In dieser Zeit war er auch politisch tätig als Redaktor der Zeitung „La Suisse‘. Im Jahre 1863 promovierte er an der Zürcher Universität unter dem Deka- nate von Oswald Heer zum Doktor der Philosophie mit der Dissertation: „Essai historique sur les pr&curseurs de la theorie des ondes lu- mineuses, Berne 1863°. Das Diplom wurde ihm zu seiner Freude letztes Jahr von der philosophischen Fakultät zum 50jährigen Doktorjubiläum er- neuert. Mit seiner Doktordissertation hatte Cherbuliez ein Gebiet betreten, dem er während eines halben Jahrhunderts den grössten Teil seiner wissenschaft- lichen Arbeit gewidmet und das er noch in den letzten Jahren seines Lebens in so ausgezeichneter Weise bereichert hat: Theorie und Geschichte der Optik und Geschichte der Physik überhaupt. Nach kaum dreijähriger Tätigkeit wurde Cherbuliez schon Ostern 1864 Rektor der Berner Kantonsschule; 1865 erfolgte zugleich seine Ernennung zum Schulinspektor der jurassischen Sekundarschulen. Herbst 1870 habilitierte er sich überdies an der Berner Universität mit der Schrift: „Uber einige physikalische Arbeiten Eulers, Bern 1872“. Hatte sich schon seine kritischen Besprechung, indem er in vier Kapiteln der Reihe nach Eulers _ Arbeiten auf dem Gebiete der Wärmelehre und der Theorie der Gase, Eulers Lichtlehre, Eulers Theoria nova magnetis und Eulers Anleitung zur Natur- lehre behandelte. Herbst 1872 folgte Cherbuliez einem ehrenvollen Rufe der dentschen Reichsregierung nach Mülhausen i. E., wo er die Direktion der Gewerbe- schule übernahm. Von 1888-1898 hatte er zugleich die Aufsicht über die dortigen Schulen für Chemie, Spinnerei und Weberei. Als am 17. November 1883 die Basler Naturforschende Gesellschaft „der Ferien wegen etwas verspätet Direktor Cherbuliez aus Mülhausen uch der Schreiber dieser Zeilen mit Cherbuliez bekannt, ohne freilich damals ahnen zu können, in welch ten sollte. | der Oberrealschule nach hon Herbst 1902 verliess, 568 _ Ferdinand Rudio und Carl Schröter, um in den Ruhestand zu treten. Nachdem er noch 1903-1907 die Leitung der neu gegründeten Gymnasialkurse für Mädchen übernommen und überdies 1902—19%08 an der Kaiserlich Technischen Schule Unterricht erteilt hatte, entschloss er sich Sommer 1908, in die schweizerische Heimat zurückzukehren und nach Zürich überzusiedeln. Im hohen Alter von über 71 Jahren habilitierte er sich noch Herbst 1908 an der eidgen. Technischen Hochschule, die er vor einem halben Jahrhundert als Student verlassen hatte, als Privatdozent für Geschichte der Physik und mathematische Physik. Seine Antrittsvorlesung hatte den Titel „Geschicht- liches über die Entdeckung des Gesetzes der Zusammendrückung der Luft“. Die Vorlesungen, die er 1908—1914, je nach Wunsch deutsch oder französisch, an unserer Hochschule gehalten hat, betrafen: Geschichte der Physik im 17. und 18. Jahrhundert; Geschichte der Wärmetheorie; Einleitung in die mathematische Physik; L. Eulers physikalische Arbeiten; die Anziehung der Erde und ihre wichtigsten Erscheinungen, geschichtlich und theoretisch; L. Eulers Arbeiten auf dem Gebiete des Maschinen- und Ingenieurwesens; Kapillarität, Geschichte und Theorie; Geschichte der Physik von Galilei bis Newton; L. Eulers Arbeiten über hydraulische Maschinen und Windmühlen; Geschichte der Untersuchungen über die Schallfort Schon die Titel dieser Vorlesungen lassen erkennen, dass es nicht Cher- buliez’ Art war, sich in ausgetretenen Bahnen zu bewegen. Vielmehr lagen hat entschliessen können, mehr von diesen Aufzeichnungen zu veröffentlichen. Ausser der kurzen Abhandlung „Vier kinematische Aufgaben in ele- mentarer Behandlungsweise, Mülhausen 1874“, zu der das „Handbuch der theoretischen Physik von Thomson und Tait“ die Veranlassung gegeben hatte, sind nur noch erschienen: „Geschichtliche Übersicht der Unter- Luft“ und „Geschichtliche Mitteilungen aus dem Gebiete der me- ehanischen Wärmetheorie*. Diese Abhandlungen, die aus Vorträgen in der Berner Naturforschenden Gesellschaft hervorgegangen sind, finden sich in den „Mitteilungen“ der Gesellschaft aus den Jahren 1870 und 1871 ver- öffentlicht. otz seinem hohen Alter nahm Cherbuliez an den wissenschaftlichen Bestrebungen seiner zweiten Vaterstadt lebhaften Anteil. Den stimmungsvollen Asch der hiesigen Naturforschenden Gesellschaft beigetreten und hielt ihr am 27.8 ebraar 1911 einen inhaltsreichen Vortrag über „Leonhard Eulers Ar- beiten auf dem Gebiet des Maschinen- und Ingenieurwesens.“ Ein Notizen zur schweizerischen Kulturgeschichte. - 569 ausführliches Referat über diesen Vortrag mit den Ausführungen, die Prof. Präsil in der Diskussion daran anknüpfte, findet sich im 56. Bande der „Vierteljahrsschrift“ unserer Gesellschaft. Durchgeht man Cherbuliez’ wissenschaftliche Tätigkeit, so begegnet man keinem Namen häufiger als dem seines grossen Landsmannes Leonhard Euler. durchforschen und zu verwerten, war für ihn geradezu eine Lebensaufgabe. und Zusammenstellungen der einschlägigen Arbeiten Eulers angelegt, Excerpte in das gewaltige Material zu gewinnen. Als daher die Schweizerische Natur- forschende Gesellschaft den Beschluss fasste, die gesamten Werke Eulers herauszugeben, erschien Cherbuliez als der berufendsten einer, an dem grossen Werke mitzuwirken. Mit jugendlicher Begeisterung stellte sich der 72jährige dem Redaktionskomitee zur Verfügung und erklärte sich bereit, die gesamte Optik zu übernehmen. Wahrlich-keine kleine Aufgabe: Handelte es sich doch um die Herausgabe von nicht weniger als sechs stattlichen Quartbänden! Da- von sollte der Band III» die theoretische Optik umfassen, in Is und IIL sollte das grosse dreibändige Werk „Dioptrica“ untergebracht werden und die Bände IIIs, IIs, III: waren für die dioptrischen Abhandlungen bestimmt. Cherbuliez gab sich natürlich nicht der Hoffnung hin, dass er diese grosse Aufgabe zum Abschluss bringen werde. Es wäre ja auch aus anderen Rück- scheinen zu lassen. Aber er wollte helfen und mitwirken, solange es Täg war, und er wusste überdies, dass ihm seine langjährigen Vorarbeiten einen nicht zu unterschätzenden Vorsprung gewährten. So machte er sich denn mit Eifer und Liebe an die Arbeit. Nach kaum zwei Jahren konnte 1911 der Band III:, die erste Hälfte der »Dioptrica“, erscheinen, fast gleichzeitig mit dem von Heinrich Weber herausgegebenen Bande Iı, der „Algebra“. Nur wenige Monate später folgte 1912 der Band II, und nun lag das grosse dreibändige Werk Eulers in ‚neuer Ausgabe fertig vor. Von diesem Werke hatte einst Nikolaus Fuss in der bekannten „Lobrede auf Herrn Leonhard Euler“ gesagt: „Der erste schaft verdiente. Die ausschweifende Länge, der Erfindung zusammengesetzter Objektive zu beträchtlichen Grad von Vergrösserung zu erhalten, ogenfarben entstehende Verwirrung in der Abbildung der Gegenstände hatte die Astronomen gezwungen, dem Gebrauch dioptrischer ‚dieser Werkzeuge als der in ihre Stelle getretenen ' ; wahres Chaos, ni obgleich die Aufgabe blos in die EEE gehört und nur eine geringe Kenntnis der Infinitesimalrechnung 4 0700 hi die War man doch in seiner Auflösung so sehr zurückgeblieben, (ass B d Fortschritte der Theorie nur von Eulern an zählen kann. = re ie itte Theil seines dioptrischen Werkes enthält vollständige ee. eene beste Zusammensetzung der Fernröhre, der Spiegelteleskope un 570 ; Ferdinand Rudio und Carl Schröter. skope. Die Berechnung der von der Kugelgestalt der Gläser herrührenden Abirrung der Lichtstrahlen ist ein Meisterstück der feinsten Analyse und man bewundert mit Recht die ungemeinen Kunstgriffe, die angewandt worden sind, um in diesen Werkzeugen jeder Art alle möglichen Vortheile, Deutlichkeit der Vorstellung, Grösse des Gesichtsfeldes und Kürze des Instruments, für Jede Vergrösserung und Anzahl der Okulare zu vereinigen, so wie die Ver- einfachung der ehmals durch die Menge und Verwicklung der Elemente so langweiligen dioptrischen Berechnungen den Dank und Beyfall der Welt verdient‘. Ein Werk von solchem Range neu herausgegeben zu haben, durfte Cherbuliez mit freudiger Genugtuung erfüllen. Es war auch bisher viel zu wenig bekannt gewesen, dass sich die Dioptrik, abgesehen von ihrem inneren - Werte, geradezu durch klassische Schönheit auszeichne. Freilich ist zu sagen, dass die Eleganz der Formeln erst in der neuen Ausgabe so recht zur Geltung kommt; Euler würde selbst seine helle Freude daran haben. Und so ist denn zu erwarten, dass das Werk in dem neuen Gewande, befreit zugleich von den vielen Druck- und Rechenfehlern der ersten Ausgabe, eine wahre Auferstehung feiern werde. Der Herausgeber aber, der mit grösster Gewissenhaftigkeit und. liebevoller Sorgfalt die neue Auflage besorgt hat, verdient den Dank der wissenschaftlichen Welt. Sofort nach der Herausgabe der Dioptrik machte sich Cherbuliez an den Band IlIs, den ersten der dioptrischen Abhandlungen. Er ha Hälfte dieses Bandes bearbeitet und druckfertig gemacht, als eine neue Auf- gabe an ihn herantrat. Unter den nach Zürich gesandten Eulermanuskripten der Petersburger Akademie hatte sich nämlich ein umfangreicher von Eulers eigener Hand herrührender Manuskriptband gefunden, der eine bisher unver- . öffentlichte und ganz unbekannte Darstellung der Dioptrik enthielt. Es war also zu untersuchen, in welcher Beziehung das Manuskript zu der veröffent- lichten Dioptrik stehe, und zu dieser Untersuchung war niemand kompetenter als der Herausgeber der Dioptrik selbst. Das Ergebnis, zu dem Cherbuliez gelangte, war sehr bemerkenswert: Die wahrscheinlich in den Jahren 1750 schrieben habe; das Buch liegt nun vollkommen druckfertig vor‘. Tage darauf konnte das Druckmanuskript der Redaktion übergeben werden: natürlich nicht nur sauber abgeschrieben, sondern auch durchgearbeitet, durch- gerechnet, kontrolliert und korrigiert und auch in den Dispositionen über Satzart und Satzordnung druckfertig gemacht. Die Bearbeitung der nachgelassenen Dioptrik war Cherbuliez’ letztes Werk. Leider war es ihm nicht beschieden, auch noch die Druckliegung über- Notizen zur schweizerischen Kulturgeschichte. 571 wachen zu können und das Werk erscheinen zu sehen. Im Herbst befiel ihn eine Lungenentzündung, von der er sich nicht wieder erholen sollte. Am 20. November beschloss er sein arbeitsreiches Leben Ludimar Hermann (1838—1914, Mitglied der Gesellschaft seit 1869, Be 1874—1876 und 1884, Ehrenmitglied seit 1896). „Einer der Grossen aus dem Reiche der Masern, schied von uns, als Ludimar Herman am 5. Juni dieses Jahres seine Augen für immer schloss“*). Hier in Zürich ist unter der sonen Generation das Gedächtnis des geistig Edentenden Y lannes, des anregenden Lehrers, des gewandten Redners - und vornehmen Gesellschafters ach frisch und lebendig; er hat unserer Ge- ; ichatt als tätiges, stets zu ee bereites Glied und als Präsident hervorragende Dienste geleis He n wurde am 21. et 1838 in Berlin geboren und studierte von 1855 an dort Medizin, Mathematik und Naturwissenschaften. Im Jahre 1856/57 Tonus der Skelettmuskeln, 1865 hakilikierte er sich in Berlin, nachdem er 1864 den Feldzug nach Schleswig mit Auszeichnung als Arzt mitgemacht hatte. 1868 wurde er nach Zürich berufen als Ordinarius für Physiologie an der Universität, mit einem Lehrauftrag für Anatomie und Physiologie der Haustiere an der Eidgenössischen Technischen Hochschule. 1884 schied er schweren Herzens von dem ihm liebgewordenen Zürich, um einem Rufe nach Königsberg zu folgen, wo er bis 1913 im Amte blieb. Ein Jahr nachher ereilte ihn der Tod. Von dem gewaltigen Lebenswerk Hermanns kann hier nur der Rahmen skizziert werden Seine Haupttätigkeit, namentlich im Beginn seiner Laufbahn, lag auf dem Gebiet der tierischen Elektrizität. BIEDERMANN sagt darüber in seiner „Elektro- Physiologie“ (S. 723): „Der grösste Fortschritt nach dieser Richtung wurde aber in der Folge durch die Arbeiten L. Hermanns auf elektrophysiologischem Gebiete angebahnt, welche vor allem dazu beitrugen, dass der chemischen Seite des Geschehens bei allen hier in una kommenden Lebenserscheinungen mehr. Aufmerksamkeit ZU- elcher vie lage aller unserer derzeitigen Anschauungen un kai einer ausserordentlich grossen Zahl von Tatsachen.* en ER *) Ludimar Herman Nach einer am 24. J re Es 2 on RB 7% of. Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr. rent N nnlchet und > E mann, Prof. der Physiologie. Heft 27 der „Samm'ung d Trendelenburg, logischer Vorträge und Aufsätze‘, herausgegeben von "a > ührlichen Wür- Jena, bei Gust. Fischer 1914. Die obigen Notizen en et Eau eine des wissenschaftlichen Lebenswerkes Hermann® einer Schüler enthält. llständige Liste seiner Publikationen und derjenigen s 572 Ferdinand Rudio und Garl Schröter. Weitere Arbeiten Hermanns betreffen das Gebiet der Stimme und Sprache, ‘die allgemeine Muskelphysiologie, die physiologische Akustik und Optik, die Wärmeproduktion bei wechselwarmen Tieren, den Einfluss der Schwere, der Wärme und Kälte auf den Kreislauf, die Mechanik der Atmung, insbesondere die Methoden zur Bestimmung der. Residualluft, den Blutfarbstoff, den Ver- dauungsprozess, die Lehre von den Vergiftungen. Auf allen diesen Gebieten wurden seine Ideen auch von zahlreichen Schülern ausgeführt. Das Verzeichnis des literarischen Werkes Hermanns und seiner Schüler umfasst nicht weniger als 195 eigene Arbeiten und 37 von Schülern. Neben dieser Forschertätigkeit ging eine äusserst fruchtbare redaktionelle Arbeit her: Er redigierte lange Zeit das „Zentralblatt für die megizini cHEE Wissenschaften“, bearbeitete grosse Teile der Physiologie in dem „Jahrbuch von Hoffmann und Schwalbe, und führte die Erstellung des grossen Sammel- werkes des „Handbuches der en durch (1879—1883), „das den Stand des physiologischen Wissens in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts für alle Zeiten festgelegt hat“. Sein „Lehrbuch der Physiologie“ hat seit 1863 nicht weniger als 14 deutsche Auflagen und zahlreiche Übersetzungen erlebt. Als Lehrer war Hermann nicht minder gross wie als Forscher, „er führte seine Hörer stets zu jener hohen Warte seiner Wissenschaft empor, die Aus- blicke nicht bloss für das praktische Leben des Alltags, sondern auch für die geistige Erhebung über den Alltag gestattete. — Er war ein stets vom Ge- danken der Pflicht getragener Geist, der nie auf & Äusserlichkeiten sah, sondern immer auf die Sache selbst ging und das scharf und sicher Erkannte in wahr- haft unermüdlicher Arbeit in die Tat übertrug‘. Ulrich Kramer (1843—1914, Mitglied der Gesellschaft seit 1910). „Am 20. August 1914 starb nach kurzer Krankheit in seinem 71. Alters- ahre der weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannte und als Bienenzüchter und -Schriftsteller hochgeschätzte Präsident des Vereins schwei- zerischer Bienenfreunde, Dr. U. Kramer in Zürich. Während nahezu 30 Jahren wirkte er mit vorbildlicher Treue als Lehrer, erst einige Jahre auf dem Lande, dann in Fluntern-Zürich, bis ihn seine schwankende Gesundheit zwang, seinem Berufe zu entsagen, um seine Mussezeit der Bienenzucht zu widmen. Als eifriger Naturfreund fasste er schon in jungen Jahren eine besondere Vorliebe r die Bienen, und als scharfer Beobachter studierte er das Leben und Treiben seiner Lieblinge mit nimmermüdem Fleisse. Was er dabei erfahren und gelernt hatte, behielt er nicht für sich, sondern suchte es zum Gemeingut der Imker zu machen, sowohl durch das gesprochene, als auch durch das ge- schriebene Wort, sei es als Vortragender in den Imkerversammlungen und als wer sei es als eifriger Mitarbeiter an der. „Schweizerischen Bienen- Präsidenten Pfr. Jeker dessen Nachfolger zu werden und das neue Amt bis zu seinem Tode zu verwalten. Kramer war nicht nur ein ausgezeichneter Kenner der Bienen, sondern auch ein sehr initiativer Kopf. Zu Beobachtungs- zwecken hatte er s. Z. ein Volk auf eine Wage gestellt, um tägliche Wägungen vorzunehmen. Die Resultate waren so interessant, dass im Vereinsgebiete (und nachher im Ausland) ein ganzes Netz sogenannter Beobachtungsstationen an- Notizen zur schweizerischen Kulturgeschichte. 573 gelegt wurde, als deren Chef Kramer amtete, bis er vor einigen Jahren aus Gesundheitsrücksichten die mühevolie Aufgabe einer jüngeren Kraft übertragen musste. Seiner Initiative verdanken die Schweizer Imker auch die Schaffung eines trefflichen Lehrbuches für Bienenzucht, den „Bienenvater“, der zuerst unter Mithilfe von Pfr. Jeker in Olten und Theiler in Zug verfasst wurde und nun in 8. Auflage vorliegt; er ist aber im Laufe der Zeit von Kramer total umgearbeitet worden. Kramer ist es ferner, der den Anstoss zur Einführung der Honigkontrolle gab, der die schweizerische Rassenzucht schuf und einen bezüglichen Leitfaden verfasste, der auch die Faulbrut- und Unfallversicherung der Schweizer Imker ins Leben rief, alles Institute, durch welche die Bienen- - zueht gefördert werden sollte. Es konnte nicht ausbleiben, dass die zielbewusste rastlose Tätigkeit Kramers, der von einem Stabe treuer Mitarbeiter unterstützt wurde, gute Früchte trug. Der Verein schweizerischer Bienenfreunde wuchs von Jahr zu Jahr: die Zahl der Verbandssektionen ist auf 116 und die der Mitglieder auf Sympathien entgegenbrachten und sie tatkräftig unterstützten; dass aber die Arbeiten Kramers auch von den Männern der Wissenschaft gewürdigt wurden, geht daraus hervor, dass ihm die Universität Bern im Jahre 1908 den Ehren- doktor verlieh. Die Nachricht vom Tode Kramers wird in den Herzen der schweize- rischen Imker einen schmerzlichen Widerhall finden; verlieren sie doch in ihm ihren eifrigsten und erfolgreichsten Vorkämpfer zur Förderung der Bienenzucht.“ („Neue Zürcher Zeitung“ vom 22. Aug. 1914, No. 1246.) Arnold Lang (1855-1914, Mitglied der Gesellschaft seit 1889, Präsident 1902—1904, Ehrenmitgllied seit 1914). — Ein ausführ- licher Nekrolog folgt im nächsten Jahrgang. Edmund Rose (1836— 1914, Mitglied der Gesellschaft seit 1868). Den nachfolgenden Nekrolog hat Herr Dr. Ausust Lünnss für unsere Notizen zu verfassen die Freundlichkeit gehabt. Wir sprechen ihm dafür unseren verbindlichsten Dank aus. a ee : i 1. Mai d. J. der Froie Güte, im 8 Lebens, Km DA GE Dr mend Rose nach langem Leiden sanft verschieden, s tschellt und die rastlose Entwicklung Se es fundamentalen Inhalts nicht beraubt hat. ot 1 "> Ferdinand Rudio und Carl Schröter. Edmund Rose, geb. 10. Okt. 1836, entstammte Berliner Gelehrten- und Beamtenkreisen. Sein Vater, Gustav Rose, war Direktor des Mineralogischen Museums, ein Onkel der berühmte Chemiker Heinrich Rose, sein Grossvater mütterlicherseits Geh. Oberbergrat und Direktor der k. Porzellanmanufaktur. Schon als Abiturient des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums in Berlin hatte er chemische Vorlesungen und Laboratorien besucht; auch während seiner Studien- zeit (1854—58), die er, ausser einem Sommersemester 1857 in Würzburg, voll- ständig in Berlin absolvierte, war er Assistent des Pharmakologen Karl Mitscherlich und arbeitete er in den Laboratorien seines Onkels Heinrich Rose und v. Scheerer in Würzburg, sowie des Physiologen Johannes Müller. Seine wesentlich chemisch-pharmakologisch gerichteten Interessen offenbarten sich auch in seiner Dissertation „De Santonico* (Berlin 1858), welche die Santonin-Vergiftung behandelt. Dies änderte sich, als er, nach Erfüllung seiner Wehrpflicht beim Garde-Kürassierregiment und dem Besuch der Kliniken in Prag, Wien und Paris, 1861 als Assistent bei Wilms, dem damaligen Chirurgen des grossen Berliner Krankenhauses Bethanien, eingetreten war. Dieser Alt- meister der Chirurgie und Rivale Bernhard v. Langenbecks, ein Mann mit imponierendem Napoleonskopf, wissenschaftlich kaum hervorgetreten, aber der gesuchte chirurgische Berater der damaligen Hof- und hohen Beamtenkreise, voll reicher praktischer Erfahrung, hat in dem jungen Rose offenbar das tiefe Interesse für die Chirurgie und die fast ehrfurchtsvolle Wertung dieser Wissen- schaft als Krone und Gipfelpunkt aller medizinischen Disziplinen zu erwecken gewusst, zu der dieser sich zeitlebens bekannte, wie er auch, als kritischer Berliner sonst keineswegs autoritätsgläubig, seinem Lehrer und Vorbild eine schrankenlose Verehrung darbrachte und ihm unter den Lebenden kaum einen zweiten zur Seite stellen wollte. - Von 1861-64 dauerte diese Assistentenzeit, die ihn zum gereiften Chirurgen ausbildete. Während er noch in 10, 1858—65 in Virchows, Graefes und Poggendorfs Zeitschriften erschienenen Abhandlungen, offenbar an seine Santonstudien anknüpfend, sich mit Farbenblindheit, Farbenirrsinn, Daltonis- mus, Nachtblindheit, Violettsehen, den Hallucinationen nach Genuss des Wurm- samens und der Bestimmung und Messung der Farbenkrankheiten mittelst eines von ihm erfundenen Farbenmessers beschäftigte, gab er 1865—68 in heilkunde in Berlin und übernahm im Frühjahr 1867 die akiurgischen Vor- lesungen des eben verstorbenen Prof. Troschel am k. Friedrich -Wilhelms- Institut. : : Vorher aber hatte ihn der Krieg von 1866 auf ein weiteres und für jeden Chirurgen wichtiges Wirkungsfeld geführt. Mit der Armee des Prinzen Friedrich Karl Pflege vorfanden, zu angestrengtester, aber auch von schönen Erfolgen ge krönter Betätigung. Eine Frucht dieser Erfahrungen, die er in ergreifender Weise geschildert, ist seine Schrift „Das Krankenzerstreuungssystem im Felde* (Berlin 1869, 2. Aufl. 1870), die seinerzeit sehr beachtet wurde, in der er, neben Notizen zur ‚schweizerischen Kult. ja; e zur n 8 & 515 einlässlicher Erörterung der getroffenen Sanierungsmassregeln im Feldlazarett, ‚Einsprache erhebt gegen die damals, wie es scheint (mit den damaligen unzu- — Im Sommer 1867 erfolgte — auf Vorschlag des nach Wien berufenen Billroth — seine Wahl an die chirurgische Lehrkanzel in Zürich. Hier fand er sich zunächst vor einer Aufgabe, die an seine kriegschirur- _ gischen Erfahrungen anknüpfte, nämlich der Sanierung der chirurgischen Klinik des Kantonsspitals, die, wie damals die meisten chirurgischen Kliniken, _ von Septicaemie, Pyaemie und Erysipel heimgesucht war, und woran auch sein - genialer Vorgänger, Billroth, nichts Wesentliches hatte ändern können. Die Lösung dieser Aufgabe bildet eine namentlich heute viel zu wenig mehr gewür- digte Ruhmestat Roses. Es gelang ihm, was in den statistischen Arbeiten seines grossen Schülers und damaligen Assistenten Krönlein nachgewiesen ist, ‚die Zahl der Pyaemie- und Septicaemiefälle im Zeitraum 1867—1871 auf '/ı bis */s der im Zeitraum 1860—67 vorgekommenen Fälle herunterzudrücken, während allerdings das Erysipel eher eine kleine Zunahme zeigte. Im Verein mit.andern spitalhygienischen Massnahmen gelang dies in erster Linie durch die konse- quente Durchführung der sogenannten „offenen Wundbehandlung‘, die zu jener Zeit das Zürcher Kantonsspital zu einer Stätte-von europäischer Be- rühmtheit machte und deren Resultate in der tiseptischen Zeit tnirgend erhört waren. Dies ist auch der Grund gewesen, dass sowohl Rose wie auch Krönlein nur zögernd und relativ spät die antiseptische Behandlung akzep- tierten, da für sie der Schritt zu einer neuen und noch wenig erprobten Methode einen schwereren Entschluss kosten musste als für die Chirurgen, die aus der traurigen Misere der alten Wundverbände direkt ins Lister’sche Lager über- ‚gegangen waren. Theoretisch stand auch die offene Wundbehandlung, wie Rose sie betrieb, mit ihren gegen die Kontaktinfektion gerichteten Massregeln der jetzigen Aseptik näher als die zum Teil auf der falschen Prämisse von der Luftinfektion aufgebauten Antisepsis Listers. ; Im übrigen hat Rose in seiner Zürcher Zeit die Hauptwerke geschaffen, die seinen Namen mit der Entwiekelung der Chirurgie dauernd verknüpfen, so die Monographie über den Starrkrampf1869 in dem Pitha-Billroth’schen Sammel- werk, die in zweiter und erweiterter Auflage nochmals 1897 in der „Deutschen Chirurgie“ erschienen ist. . Seiner scharfen und selbständigen Beobachtungs- gabe verdanken wir das von ihm zuerst geschilderte und in seinem Wesen erfasste Krankheitsbild des sogenannten Kopftetanus, das bis dahin unbekannt gewesen war. 1862 erschien ebenfalls im Pitha-Billroth’schen Handbuch er Eon über Delirium tremens und Delirium traumaticum, die 1884 für ® ih Von anderen wich- alkur der Kröpfe (1878). Zeit, wo grosse und grösste it und. Notwendigkeit wie Billroth noch mit. der Operation tig nruchsehnit (1866), der Kropftod und die Radik 576 Ferdinand Rudio und Carl Schröter. Kröpfe an die Hand nahm, als technisch durchführbar erwies und in der genannten Publikation verfocht. Hiezu führte ihn die in einem Kropflaude wie der Schweiz, das namentlich damals noch mit en schwersten Kropfformen gesegnet war, sich aufdrängende Erfahrung von den plötzlichen Todesfällen, Degeneration der verschobenen und komprimierten Luftröhre, resp. ihrer Knorpel späteren Untersuchungen nicht standgehalten hat und man heutzutage in weniger drastischer Weise nur noch von einer Druckatrophie spricht, so bleibt es doch das Verdienst Roses, zuerst und bestimmt auf den Zusammen- hang dieser Dinge mit den beobachteten plötzlichen Todeställen hingewiesen zu haben, wie auch auf die weiteren Zusammenhänge mit der Degeneration des rechten Herzens. Sein Postulat von der Notwendigkeit der Totalexstir- Merkwürdigerweise sind Rose selbst die betrübenden Erfahrungen mit Total- exstirpation in dieser Hinsicht fast gänzlich erspart geblieben. Die Technik der Kropfexstirpation, wie Rose sie in zahlreichen Fällen übte, war eine primi- tive und umständliche, aber gegen die Blutung sehr sicher. Sie ist heute ver- lassen, seitdem wir errea durch die Lehren Kochers zu einer klaren und sichern Technik gelangt si Ein weiteres Peer Verdienst erwarb sich Rose in der Behand- lung der Verletzungen der grossen Blutgefässe (Über Stichwunden der Oberschenkelgefässe, 1874, Samml. klin. Vortr. Nr. 92). Gegenüber der damals noch fast allgemein geltenden Anwendung der Continuitäts-Unterbindung nach Hunter’schem Prinzip verlangte er zuerst mit. vollster Schärfe die periphere und zentrale Unterbindung in loco, womöglich mit Exstirpation des verletzten Stückes, ein Verfahren, das heutzutage Gemeingut aller Chirurgen geworden ist, von dem aber viele nicht mehr wissen, dass Rose dessen hauptsächlichster Urheber und Verfechter gewesen ist. Eine weitere technische Verbesserung in operativer Beziehung, die seiner Anregung entsprang, ist die von ihm angegebene Methode der Exarticulation des Oberschenkels, die den gleichen blutsparenden Tendenzen entspricht wie die Methode seiner Kropfoperation, die sogenannte Exstirpationsmethode, die sich namentlich in Gegensatz zu der damaligen äusserst blutigen sogenannten „Durchstichmethode* stellte, und sich bis heute noch für gewisse Fälle (Tumoren) behauptet hat. Rose ist auch später in seiner Berliner Zeit nochmals in einer grösseren Abhandlung (Der Wert meiner Exstirpationsmethode bei der Aus- lösung des Oberschenkels („Deutsche Zeitschr. f. Chir.“) auf diese Methode und die damit erzielten zahlreichen Erfolge zurückgekommen. Mit am bekanntesten wurde aber der Name Roses seinerzeit durch seine Methode der „Operation am hängenden Kopfe* (v. Langenbecks Archiv, Bd. XXIV), welche das gefahrlose Gsaiterie am Oberkiefer, im Munde und Rachen ohne Verzicht auf die Narkose ermöglichte, und deshalb für jene Zeit einen grossen und vielfach acceptierten Fortschritt bedeutete, wenn sie auch heute durch neuere Verbesserungen der operativen Technik und namentlich durch die ausgiebige Verwendung der Lokalanaesthesie praktisch kaum mehr in Frage kommt. Neben diesen Leistungen von prinzipieller Wichtigkeit gehen noch einher eine Menge kleinerer, zum Teil ebenfalls recht bedeutsamer Ver- öffentlichungen, die hier nicht alle erwähnt werden können. Die wichtigeren Notizen zur schweizerischen Kulturgeschichte. 577 darunter sind: „Über den plastischen Ersatz des harten Gaumens aus der Lippe“, „Über den plastischen Ersatz der weiblichen Harnröhre*, Operationen der Blasen-Scheidenfistel, Die Beckenfracturen, Über die Mechanik des Hüft- gelenks usw. : Im Jahre 1870 brachte der deutsch-französische Krieg in diese klinische und literarische Tätigkeit einen Unterbruch. Rose wurde bei Ausbruch desselben als Chefarzt des Barackenlazaretts des Berliner Hülfsvereins auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin angestellt und wirkte dort, von seinen sechs Schweizer Assistenten unterstützt, bis zum Anfang des Wintersemesters., Krönlein, der sich unter ihnen befand, hat diese gemeinschaftlichen Erlebnisse in einem Gedenkwort im Festhefte, welches die „Deutsche Zeitschrift für Chirurgie“ (Band 84) zum 70sten Geburtstage Roses brachte, in sehr hübscher - Weise geschildert. Und noch einmal während des Wintersemesters, im Januar - Hülfszug von Zürich nach dem Schlachtfeld an der Lisaine, wo er, begleitet . von 25 Klinizisten und Assistenten und unterstützt von zwei Zürcher Stadträten, mit vier schwerbeladenen Wagen die ersehnte Hülfe leistete und in Hericourt - ein Lazarett einrichtete. Dort ist auf dem Stadthause ein Denkstein für diese _ Ereignisse aufgestellt, und im Jahre 1900 wurde dem Chefarzt — dem Preussen — von der Bürgerschaft eine Dankadresse übersandt. Als Lehrer hat Rose einen bedeutenden Einfluss auf Schüler und Ärzte ausgeübt. Ihnen und seinen Patienten imponierte schon seine stattliche und distinguierte äussere Erscheinung, ein Bild schöner Männlichkeit, und der Ein- = druck seines autoritären Wesens war gemildert durch das sichtliche Interesse spräche und bei guter Laune ein reizender Causeur, voll lebendigen Berliner Mutterwitzes und ausgestattet mit einer Fülle von Anekdoten aus der Chirurgie m Leben und Wirken ihrer Vertreter, war ihm nicht die Gabe hin- reissender Kathederberedsamkeit verliehen. Sein Vortrag, obschon mit Ge- La! or} oO S en © B 3 ae & B 2) © = = @® un + = 9 © 5 nd © [=] - =. © — < © B 5 B [2] o& -— } ” B Enz u [4 = 5 © = © u I 23 Oo w - B Kollegen schuld, die ihm seinen zögernden Übergang zur Antisepsis, den er Schmerz erfahren, seine erste Gattin zu verlieren, nachdem er schon Ar einen vierjährigen Sohn begraben, welche beide tragischerweise chirurgischen, och für das Messer ganz unzugänglichen Leiden erlagen. Mit seiner zweiten % 578 Ferdinand Rudio und Carl Schröter. n Meyer, siedelte er im Frühjahr 1881 nach Berlin über, um dort die Direktion der chirurgischen Abteilung des unter dem Protektorat der Kaiserin stehenden grossen eg Bethanien zu übernehmen, der Stätte, von der er als Chirurg ausgegan Die Berliner Zeit Bes war im wesentlichen einer ausgedehnten Spital- tätigkeit gewidmet, neben der eine bedeutende Priyatpraxis einherging und die akademische Wirksamkeit zurücktrat, obschon ihn die Berliner medizinische Fakultät als Ersten zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt hatte. Noch in den 90er Jahren hat der Schreibende seinen ehemaligen Lehrer dort im Spital besucht und als rüstigen Sechziger in voller chirurgischer Tätigkeit ge- sehen. Auch die literarische Tätigkeit dauerte fort und zeitigte verschiedene Abhandlungen teils von allgemeiner Bedeutung, teils casuistischen Inhalts. Die wichtigste derselben ist die Publikation: Herztamponade, ein Beitrag zur Herz- chirurgie (Leipzig 1834) nach einem Vortrag in der Gesellschaft der Charite- Ärzte, in welcher, zum Teil noch gestützt auf Zürcher Erlebnisse und Fr- Blutextravasates auf stichförmige nr des Herzens dargelegt und das Verhalten des Arztes dabei diskutiert h n der Ära der th eehäyernttönen ein so vielbeschäftigter und deehäireneh Chirurg wie Rose ebenfalls das Wort ergriffen hat, liegt auf der Hand. In einer Reihe von Abhandlungen, die unter dem Gesamttitel: „Die offene Behandlung der Bauchhöhle bei der Entzündung des Wurmfort- satzes“ in der „Deutschen Zeitschrift für Chirurgie“ (Band 57 und 58) erschienen sind, hat er sich teils über die Gruppierung und Nomenklatur der verschie- denen Erkrankungsformen, dann aber auch namentlich über das operative Vorgehen ausführlich geäussert. Einige andere Publikationen betreffen die Methode der Untersuchung auf Wurmfortsatzentzündung, Lageveränderungen der Ovarien, Heilung eines Falles von epileptischem Irrsinn, und seine letzte: Eine neue Operationsmethode unheilbarer Blasen-Scheidenfisteln U Deotscht medizinische Wochenschrift“ 1903). Eine seiner originellsten Arbeiten betitelt sich: „Das Leben der Zähne ohne Wurzel“, Vortrag an der Naturforscher- Versammlung in Strassburg 1885, und umfasst seine hauptsächlichsten Erfah- rungen über die Phosphornekrose der Kiefer, Erfahrungen, wie sie heutzutage _ dem Chirurgen infolge Verschwindens der Fach plbznektngon nur noch in bescheidenstem Masse zu Gebote stehen.‘ as Bild der —_ Tätigkeit Roses wäre unvollständig, wenn < wir nicht auch noch seiner redaktionellen und seiner Tätigkeit in wissen- schaftlichen Vereinen les Noch in Zürich beteiligte er sich an der Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Chirurgie‘, seit 1880 war er kor- respondierendes Mitglied der „Soci6t6 de Chirurgie de Paris“, seit 1882 Mit- glied der „Kaiserlich Leop. Karol. Akademie der Naturforscher“. Von Zürich schied er als Ehrenmitglied der kanton. Ärztegesellschaft, und in Berlin endiich gehörte er seit der Entstehung zu den Leitern der „Freien Vereinigung der Chirurgen Berlins“. 1889 übernahm er mit Lücke die Redaktion der von ihm 1875 mitbegründeten wire Zeitschrift für ee ‚ welche er von 189 bis 1908 mit Buyer: fortset Notizen zur schweizerischen Kulturgeschichte. 579 namentlich das ihm als Sommerfrische gr REN ER Ein ‚reiches und fruchtbringendes Leben ist mit dem Verstorbenen zur Rüste gegangen, der, solange er wirken a a Wort un Tat seine geliebte Chirurgie zu fördern suchte und als lebendiges Bindeglied zwischen der alten heroischen Zeit der deutschen Chirurgie, der Zeiten von Dieffenbach, Langen- beck, Stromeyer und Wilms, in den Umschwung der Jetztzeit hineinragte. — Dr. August Lüning. Emil Dagobert Schumacher (1880—1914, Mitglied der. Gesell- schaft seit 1910). Der nachfolgende Nekrolog ist mit Erlaubnis des Gen abgedruckt aus einem „Erinnerungsblatt an Dr. E. Emil Dagobert Schumacher wurde am 13. Dez Br 1880 in Luzern geboren und genoss in seiner Vaterstadt den erh Mit dem Sommer- semester 1901 bezog er nach bestandener Maturitätsprüfung die Universität Zürich, um sich dem Studium der Medizin zu widmen. Schon in dieser Zeit trat er seinen Lehrern näher als die übrigen Studierenden, indem er als Fa- mulus am anatomischen Institute arbeitete. Wer die schöne Sammlung dieses Institutes auch nur flüchtig mustert, findet hier die Spuren von der Tätigkeit Schumachers in Gestalt vieler geradezu hervorragender Zeichnungen. Sie legen beredtes Zeugnis ab von dem ernsten Streben, der grossen Kunstfertigkeit des Entschlafenen und von mancher Stunde schwerer Arbeit, die er dem In- stitute gewidmet hat. Nach Ablegung der propädeutischen Prüfungen ver- brachte er drei Semester in München, Kiel und Berlin, um dann nach Zürich rad, am 19. November 1910 die Venia legendi an unserer Hochschule. Eine grosse Zahl von Arbeiten aus den Jahren der Assistenten- und Dozententätigkeit bezeugt auch dem Fernerstehenden, mit welchem Eifer sich Schumacher der akademischen Laufbahn widmete. Auf den verschiedensten Gebieten hat er mit grossem Erfolg gearbeitet. Insonderheit hat er sich Namen und Anerkennung errungen auf dem Gebiete der Thoraxchirurgie. Auch hier, _ in der Auffassung und Darlegung der durch den neuen Wissenszweig und die neue Methode geschaffenen Aufgaben und Verhältnisse kam ihm wieder sein ganz ungewöhnliches Zeichentalent zugute, und so erfuhr er in jungen Jahren, Ja fast am Anfange seiner Laufbahn die grosse Auszeichnung, dass er würdig erachtet und berufen wurde, zusammen mit seinem rastlos vorwärts schreiten- den Chef der ganzen grossen Ärztewelt die Wege zu weisen, die in dies Neu- land der ärztlichen Wissenschaft führen. Aus der Zähl der hierher gehörenden Arbeiten ist in erster Linie die „Technik der Thoraxchirurgie“ zu er- . wähnen, des weiteren tragen „die klinischen und experimentellen Bei- träge zur operativen Behandlung der Lungenembolie* ganz wesent- lich zur Klärung dieser vielfach noch dunklen und umstrittenen Fragen bei. ‚Stische und andere Abhandlungen verfasst, deren Wert und den darauf ver- 580 Ferdinand Rudio und Carl Schröter. wendeten Fleiss nur derjenige richtig einzuschätzen. versteht, der weiss, welche Anforderungen der aufreibende, auch in der Nacht nicht ruhende Dienst auf der genen Klinik an die Arbeitskraft der Assistenten stellt. rosse Energie Schumachers wurde allen diesen Aufgaben mit Ge- wissenhaftigkeit und Treue gerecht. Er fand aber neben seiner Assistenten- tätigkeit und seinen wissenschaftlichen Arbeiten noch Zeit, sich auch dem Lehrberuf mit Erfolg zu widmen, Er erwarb sich, wie die Liebe und Dank- barkeit der Patienten, bald auch die Zuneigung und Achtung der Studierenden. sein Chef und die medizinische Fakultät der Entwicklung dieses Talentes entgegenseben. Wie sehr er selbst seinem Stern —. geht am besten aus der Tatsache hervor, dass er im letzten Sommer sich eine eigene Heim- stätte eisen in deren 1meden er dem er Ziele zuzustreben dachte Das Schicksal hat es anders gewollt. In den letzten Osterferien zwang ihn eine plötzlich einsetzende Tuberkulose, seine Arbeiten zu unterbrechen, um Heilung und Erholung im Höhenklima zu suchen. Er hat sie nicht ge- funden. Das tückische Leiden hat ihn schnell ee und heute klagen wir alle um den Tod des allzu früh Verschiedenen, der noch so Grosses zu leisten versprach. ir betrauern in ihm einen Mann von echter, gerader Gesinnung und lauterem Charakter, den jeder, der mit ihm in Berührung kam, hochschätzte und lieb gewann. Und diese Liebe und das ehrenvolle linken werden wir ihm bewahren auch über das Grab hinaus. Prof. Dr. 0. Busse, ie Sitzung vom 8. Juni 1914. XV vom Nadelwald durch verschiedene Steppentypen bot uns noch das einzigartige Colorado-Erosionstal des Grand Canyon, wo aus der Ebene ein Steilabsturz durch mächtige Carbonschichten 1400 m hinunter zum Fluss führt. Ein kurzer Besuch der Taxodium-Sümpfe bei New-Orleans und der iandwirtschäftlichen Institute Washingtons beschlossen die Exkursion An Hand von Projektionsbildern wurden die Landschaften und unter- suchten Pfianzengesellschaften vorgeführt. (Autoreferat.) Herr Prof. Schröter benützte die Diskussion und verdankte den Vortrag aufs beste. 4. Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: Herr cand. rer. nat. Carl Westphal, re Zürich 1, empfohlen durch Herrn Prof. Dr. Hans Wehrli Herr Emil Pfenninger, Kaufmann, Aansinstrase 2, Zürich 6, emp- fohlen durch Herrn Prof. Dr. M. Standfu hen Schulrate wird die re des Lokales und des Pro- | ME eanpärater bestens verdankt. : Der Sekretär: Dr. E. Rübel. Protokoll der Hauptversammlung vom 8. Juni 1914 nachmittags 6'/ Uhr im Waldhaus Dolder. Vorsitzender: E. Huber-Stockar. Anwesend 95—100 Personen raktanden: Der Vorsitzende begrüsst die anwesenden Gäste: Herrn Dr. Fritz Sarasin, Herrn Dr. Paul Sarasin, Herrn Geilinger-Scheele, Präsident der Museumsgesellschaft. Es liegen Schreiben vor, die das Bedauern, der Ein- ‚Jadung nicht Folge leisten zu können, ausdrücken von Hrn. Erziehungsdirektor ocher, Herrn Stadtpräsident Billeter und Herrn Dr. A. Meyer- v. Orelli, Präsident des Hochschulvereins. . Soeben ist ein Telegramm eingegangen, das uns den Tod unseres Ehren- mitgliedes, Herrn Prof. Dr. Ludimar Hermann-Königsberg meldet. Die An- wesenden erheben sich zu Ehren des Verstorbenen von ihren Sitzen 3. Das Protokoll der letzten Sitzung wird genehmigt und verdankt; . Der Revisorenbericht wird verlesen und die Rechnung unter bester Verdankung an den Quästor genehmigt. Das im Budget richtig vorausberechnete Defizit er verdankenswerterweise durch Schenkungen ausgeglichen worden. r Bericht des Sekretärs über die wissenschaftliche aa und den Bestand der Gesellschaft wird unter bester Verdankung genehm . Ebenso wird der Bericht des Bibliothekars bestens ar und ge- nehmigt. 7. Vorstandswahlen: Es werden gewählt als Präsident 1914—16: Herr Prof. Dr. M. Rikli. Vizepräsident 1914-16: Herr Prof. Dr. H. Zangger. Sekretär fällt dies Jahr nicht in Wiederwahl. Quästor 1914—20: Herr Dr. M. Baumann-Naef. Bibliothekar 1914-16: Herr Prof. Dr. Hans Schinz. Beisitzer 1914—16: Sei Ingenieur E. Huber- Stockar. \ r Prof. Dr. Karl Egli. Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. xXVI ; E. Rübel. Einen ganz besonderen „gar nicht genug —. Dank widmet der Vorsitzende unserem abtretenden Quästor, Herrn Dr. H. Kronauer, der unsere Kasse während 27 Jahren in N Weise verwaltet hat. 8. Als Revisoren für 1914—16 werden gew er. Dr. H. er Jerosch, Herr Dr. jur. E. Birche 9. Die Druckschriftenkommission, der die Herren er H. Schinz, und ex hoc officio Kommissionspräsident, A. Heim und C. ne: angehören, wird auf eine weitere Amtsdauer von sechs Yan bestät 10. Die engere (zwei Jahre) und die weitere (sechs Jahre) Bo kommission (siehe Mitgliederverzeichnis) werden bestätigt. s Delegierte an die Jahresversammlung der Schweizerischen Natur- forschenden Gesellschaft, 31. August bis 3. September in Bern, werden die Herren Prof. Dr. Rudio und Dr. Rübel bezeichnet. 12. Unter allgemeiner Akklamation werden die hochverdienten Herren Professoren Dr. Albert Heim und Dr. Arnold Lang zu Ehrenmitgliedern unserer Gesellschaft ernannt. Zürich, 16. Juni 1914. Herrn Dr. Albert Heim, a. Professor an beiden Hochschulen, Zürich. Sehr geehrter Herr Professor! Es gereicht uns zur grossen Freude, Ihnen die Urkunde über Ihre Er- nennung zum Ehrenmitglied der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich zu an und Sie um deren freundliche Entgegennahme zu bitten. Teilnehmer an der Jahresversammlung am 8. Juni d. J. sind Sie selbst Zeuge 2 Beifalls gewesen, den der bezügliche Antrag des Vorstandes fand, und der Herzlichkeit, mit welcher Ihre Ernennung vollzogen wurde. Zu den ungewöhnlichen Verdiensten, die Sie sich um die Wissenschaft in bewunderungswürdig ausdauernder Arbeit erworben haben und die die Natur- forschende Gesellschaft durch Ihre Ernennung zu ehren wünscht, kommen die zahlreichen Dienste, die Sie der Gesellschaft als zweimaliger Präsident, als Mitglied der Druckschriftenkommission, als Verfasser zahlreicher Arbeiten in der Vierteljahrsschrift und namentlich als kaum vergleichlicher Vortragender geleistet haben, für die Ihnen durch Ihre Ernennung auch der herzliche Dank bezeugt werden soll. n Mit vorzüglicher Hochachtung und Ergebenheit Im Namen des Vorstandes der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, Der Präsident: Der Aktuar: ‚sig. E. Huber. sig. Dr. E. Rübel. Zürich 7, 22. Juni 1914. An die Naturforschende Gesellschaft in Zürich, insbesondere an deren Vorstand. Sehr geehrte Herren! Zum Ehrenmitglied der gegen Gesellschaft i in Zürich ernannt!? An eine solche Möglichkeit dachte ich niemals. Ich meinte, die Ehrenmitglied- schaft sei nur dazu da, Auswärtige, oe ee damit zu bedenken. Sie bewegt und freut mich inniglich! — und viel mehr bewegt sie mich freudig, als irgendeine ‘der Ehrungen von auswärts, die mir schon zuteil geworden sind. sie stammt aus der Heimat selbst! Sitzung vom 8. Juni 1914. XVH Seit dem Jahre 1866, da ich zum ersten Male als Student Sitzungen der Naturforschenden Gesellschaft beiwohnen durfte und seit meinem ersten Vortrage daselbst im Semester 1870/71 über die Eruptivgesteine im Gebiete von Christiania bestand stets ein reger Wechsel zwischen mir und der Gesellschaft, bei welchem jeh weit mehr empfing, als ich geben konnte. Hier habe ich zuerst mit meinen Vorbildern und Lehrern Ferd. Keller, Wolf, O. Heer, C. Cramer, Wislicenus, — Clausius, Zeuner und vor allen mit Arnold Escher v. d. Linth verkehren dürfen. Ich verdanke unserer Gesellschaft aus dem Verlaufe dieser 48 Jahre eine un- unterbrochene Reihe von Anregungen, eine Menge von Aufklärungen aus den _ mir nebenliegenden Wissensgebieten, eine grosse Hülfe für mich und meine Studierenden durch ihre Bibliothek und ihre Publikationsorgane, und manche | Stunde der freudigen Erhebung und Kräftigung habe ich im Kreise ihrer Mit- glieder genossen. Ich werde bis an mein Ende unserer Gesellschaft treu ver- bunden bleiben wie ein gutes Kind dem Eiternhause. Dabei bleibt das tröst- liche Bewusstsein, dass dieses Elternhaus nicht altert und nicht ausstirbt, son- dern sich fort und fort mit neuen Kräften verjüngt, auch wenn seine Kinder eins nach dem andern altern und aus dem Leben scheiden. . Der Natur- forschenden Gesellschaft in Zürich meinen bewegten Dank und meine innigsten _ Wünsche! Möge sie noch Tausenden das sein und werden, was sie mir ge- wesen ist! ae - In freundschaftlicher Hochachtung und Ergebenheit Alb. Heim. ürich, 16. Ti 1914. Herrn Dr. Arnold Lang, a. Professor an Re Hochsc 50, Rigistrasse, we 6. Hochgeehrter Herr! a Es gereicht uns zu grosser Freude, Ihnen mitzuteilen, dass die am 8. Juni zahlreich zu ihrer Jahresversammlung zusammengetretene Naturforschende Gesellschaft unter Bekundung herzlichen Beifalles Sie zu ihrem Ehrenmitglied ernannt hat. Wir haben daher die Ehre, Ihnen die Urkunde über diese Er- nennung zu überreichen und Sie um deren freundliche Entgegennahme zu bitten. Die Naturforschende Gesellschaft wünscht damit, die ausserordentlich grossen Verdienste ihres langjährigen Mitgliedes um das wissenschaftliche Leben Zürichs und um die Wissenschaft zu ehren und ihre Dankbarkeit dafür zu bezeugen. Wir wünschen Ihnen im Namen der Naturforschenden Gesellschaft von Herzen, es möge Ihnen vergönnt sein, die reichen Früchte Ihrer grundlegenden "Arbeit sich entwickeln und reifen zu sehen und mit erstarkender Gesundheit noch lange selbst dazu beizutragen Mit vorzüglicher Hochachtung und Ergebenhe Im Namen = Vorstandes der Naturforschenden Zürich, räsident: Der sig. E Huber. sig. Dr. E. Rübel. neo s. Ascona, 24. Juni 1914. Port An den Vorstand der een Gesellschaft Dark Herrn E. ee Präsident! Hochgeehrter i Die Naturforschende a Zürich hat mir die Rn grosse Ehre erwiesen, mich zu ihrem Ehrenmitgliede zu ernennen. Es ist die XVII E. Rübel. eine sehr grosse Anerkennung meiner bescheidenen Verdienste um die Ge- sellschaft und die Wissenschaft, die ich im vollsten Masse zu schätzen weiss. Wollen Sie der Gesellschaft meinen tiefgefühlten Dank aussprechen. Ich habe mich in ihrem Schosse stets sehr wohl gefühlt und gedenke dankbar der viel- fachen Anregungen und Belehrung, die ich in ihren Sitzungen erhalten habe. Von dem allergrössten Nutzen war mir die Bibliothek und ich gedenke dankbar der ausserordentlich grossen und wie ich glaube, gut angebrachten Liberalität, mit der sie mir, meinen Kollegen und Schülern zur Verfügung gestellt worden ist. Auch für die wohltuenden Wünsche, die Sie in Ihrem freundlichen Schreiben meine Adresse äussern, danke ich Ihnen herzlich. Der Naturforschenden Gesellschaft aber wünsche ich ein ferneres kräftiges Blühen und Gedeihen In Ehrerbietung und Hochachtung Arnold Lang. 3. Der a Sara beantragt und begründet eine Abänderung des Mit- gliederverzeichnisses A. In Erwägung 1. Die jetzige Teilung der Mitglieder in: a) in Zürich wohnende, b) in der Schweiz, über ausserhalb Zürichs wohnende, c) ausserhalb der Schweiz wohnende entspricht keiner Vorschrift der Statuten; . die Unterscheidung a) und b) ist mit den jetzigen geistigen Grenzen und Wohnverhältnissen der Stadt Zürich in Widerspruch; . die jetzige Teilung erleichtert die Kontrolle des Quästors über die Mitgliederbeiträge nach dessen eigener Aussage nicht, den . die jetzige Teilung entspricht nicht mehr den Beitragsleistungen und deren Gegenleistungen der Gesellschaft an die Mitglieder (Viertel- jahrsschrift, Neujahrsblatt, Sitzungsprotokolle), da unter b) und unter c) Mitglieder sich befinden, welche die Vierteljahrsschrift be- ziehen und daher den vollen Beitrag leisten; . die jetzige Teilung erschwert die Auffindung der Namen der Mit- glieder hat der Vorstand auf Antrag des Präsidenten beschlossen, im Mitgliederverzeich- nis alle ordentlichen Mitglieder in alphabetischer Reihenfolge aufzuführen. B. „Auswärtige Mitglieder“. In Erwägung: 1. Die statutarische Grundlage (in $ 6 Al.2) zur Weiterführung solcher früherer Mitglieder, die seit dem Wegzug ins Ausland keinen Bei- trag mehr zahlen, ist unklar. . Die Weiterführung ist diesen früheren Mitgliedern nicht einmal mit oa m» > or [57 > 5 [77 = Due =] = = 1} = ® - = © - .o © un = zu © 5 [} F © - = 23 ‘5 un (xl =a er un ® 2 5 = = + un © ir & fe) 5 = = NE ® [= © B Mitgliedern ein sichtbares Band ee das eine bestimmte Form hat und zweckmässig geartet empfiehlt der Vorstand ee ntrag des Pekhiiki der Hauptversammlung olgenden Antrag zur Annahme: a) Der Vorstand: ist Gehaibaue PRRTERERBETER Mitgliedern; die zufolge Wegzuges aus: der Schweiz ihren Abschied BR Mitglieder der Natur- Sitzung vom 8. Juni 1914. AK forschenden Gesellschaft nehmen, die Eigenschaft eines freien aus- ländischen Mitgliedes auf die Dauer von zehn Jahren und erneuerbar anzubieten. b) Die freien ausländischen Mitglieder haben weder eine Pflicht zur Be- zahlung :eines Beitrags noch Anspruch auf die Zustellung von Ver- öffentlichungen, Sitzungsprotokolle inbegriffen, der Gesellschaft. e) Die Anbietung der freien ausländischen Mitgliedschaft und ihre Er- neuerung erfolgt in stereotyper Form und durch Mehrheitsbeschluss des Vorstandes unter Beobachtung des für die Wahl der Mitglieder durch die Gesellschaft gültigen Verfahrens (Nomination auf der Ein ladung zur Vorstandssitzung, in der Beschluss gefasst wird). d) Den freien ausländischen Mitgliedern wird eine entsprechende vom Präsidenten und vom RER zu unterzeichnende Karte als Urkunde gegeben. e) Die freien ausländischen Mitglieder sind im Mitgliederverzeichnis unter diesem Titel mit Angabe des Jahres des Eintritts in die Gesellschaft und des Jahres ihres Überganges zu den freien ausländischen Mit- uiikacin aufzuführen. f) Die bisherigen auswärtigen Mitglieder, soweit sie nicht Beiträge be- zahlen’ und daher ordentliche Mitglieder sind (und von nun an unter den ordentlichen Mitgliedern aufgeführt werden, wie es ihnen gehört), werden als freie ausländische Mitglieder ernannt und davon in geeigneter, vom Vorstand zu bestimmender Weise in Kenntnis gesetzt. g) Freie ausländische Mitglieder können vom Vorstand mit dem unter ce) angegebenen Wahlverfahren jederzeit wieder als Mitglieder aufge- nommen werden. h) Der Präsident hat die Befugnis, vom Vorstand beschlossene freie aus- ländische Mitgliedschaften und auf Grund solcher beschlossene Wieder- aufnahmen unter die Mitglieder der Gesellschaft zur statutengemässen Behandlung als Kandidaturen zur Entscheidung vorzulegen i) Im Hinblick auf die ausdrückliche Bezeichnung „freie RT, Mitglieder“, durch die eine Täuschung bezüglich der Verpflichtungen solcher Mitglieder der Gesellschaft gegenüber als ausgeschlossen er- scheint, wird von einer Änderung der Statuten abgesehen. Der Antrag wird von der Versammlung zum Beschluss erhoben. 14. Als neues Mitglied wird in die Gesellschaft aufgenommen: Herr Willi en, Redaktor, Dufourstrasse 91, Zürich 8, empfohlen von Herrn Dr. E.R 79. Be Prof. Dr.M. Rikli spricht dem abtretenden Präsidenten, Herrn E.Huber-Stockar den besten Dank der Gesellschaft aus für seine erfolg- $ reiche, fruchtbringende Tätigkeit. 16. Dr. Rübel ladet zum Eintritt in die eh eiserische Natur- forschende Gesellschaft ein. Er macht darauf aufmerksam, dass man durch Eintritt in die Zürcherische Gesellschaft nicht automatisch Mitglied der Schweizerischen wird, wie die Ansicht vielfach herrscht. In die Schweizerische _ Naturforschende Gesellschaft, zu deren Jahresversammlung wir ja jeweilen Zwei al entsenden, tritt man ein, indem man von einer Tochtergesell- Schaft oder von drei Mitgliedern vorgeschlagen wird. In der S läuft das ganze isses Leben der Schweiz zusammen; sie entspricht xX- E. Rübel. einer Akademie der Wissenschaften. An der Jahresversammlung wird Bericht über die Tätigkeit auf allen Gebieten der Naturwissenschaften, die von der Gesellschaft betrieben werden, erstattet. Es werden zusammenfassende Haupt- vorträge gehalten, sowie spezielle Fachvorträge in den Sektionen. Berichte, Hauptvorträge, sowie Referate über die Sektionsvorträge erhalten die Mit- welche sämtliche, der Hauptversammlung der $. N. G. vorzulegende Traktanden vorbereitet und auch weitere, vom Zentralkomitee vorgelegte Traktanden be- ratet. Die diesjährige Jahresversammlung der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft findet in Bern vom 1.—3, September statt. 17. Zu unserem grossen Bedauern wünscht der Senior der Gesellschaft, Herr Dr. med. Konrad Rahn, altershalber auszutreten. Die Hauptversamm- lung spricht ihm die warme Anerkennung aus für die grosse Anhänglichkeit die er durch 60jährige Mitgliedschaft (1854—1914) bewiesen. 18. Vortrag des Herr Prof. Dr. T: Über anorganische Konstitutions- und Konfigurationsfragen. Die letzte grosse Umformung auf dem Gebiete der anorganischen Kon- stitutionsformeln verdanken wir C. W. Blomstrand, welcher die Kettenformeln Q,N- 0N: -NH 0N-Co+ 3NH,=0,N-Co-NH, 0,N- -NBH, Die neu addierten Moleküle werden durch sogenannte Nebenvalenzen ge- kettet. Der Unterschied zwischen Haupt- und Nebenvalenzen ist ein gradueller, Sitzung vom 8. Juni 1914. XxI “ Die Einlagerungsverbindungen entstehen dadurch, dass bei der Addition für jede neu aufgenommene Gruppe eine schon zum Molekül gehörige Atom- gruppe aus dem em Zustand in den ionogenen übergeht. Es wird angenommen und kann bewiesen werden, dass die Gruppe, welche ihre Funk- tion ändert, dabei einen Stellungswechsel erfährt. Sie geht aus der direkten Bindung mit dem Zentralatom in eine indirekte Bindung in zweiter Sphäre über. Schematisch kann dies z. B. folgendermassen wiedergegeben werden: Hr N: - NO, HN NH, H,N:Co- ke =H,NCo-NO, | NO, H, N, B,N -NO, Dieser Einlagerungsprozess Beh erfolgen, bis sämtliche direkt geketteten Säurereste in ionogene Bindung übergegangen sind, z. B. [(H, N), Co (N 0,),;] +3NH, = [Co (NH,);] (NO,),. Bei der Bildung von Einlagerungsverbindungen können sich die verschiedenartigsten Moleküle als Komponenten betätigen. Hauptsächlich kommen Ammoniak, Wasser und Salzmoleküle in Betracht. Wichtig ist noch, dass zweiwertige Amine wie Äthylendiamin zwei Ammoniak- moleküle ersetzen können, und ebenso Hydroxyde und Salze m mehrwertiger Metalle eine entsprechende Anzahl von Wassermolekülen. a, hierfür bieten die basischen Mineralien wie Atakamit und die Apatit, [(Cu (OH), Cu] x, und [Ca, (PO,),]; Ca x; Atakamitgruppe Apatitgruppe partiellen Einlagerungsverbindungen zeigen zahlreiche Isomerie- en wie Hydratisomerie, Ionisationsmetamerie usw. Bei sämtlichen Komplexverbindungen (Anlagerungs- und ee adunzsa) ist festgestellt worden, dass die Zahl der Gruppen, welche mit dem Zentralatom in direkter Bindung stehen können, einen Maximalwert hat. Dieser Maximalwert ist als maximale Koordinationszahl bezeichnet worden. Die maximale Koordinationszahl ist bei der grossen Mehrzahl der Elemente gleich sechs; nur bei den Elementen mit kleinstem Atomvolumen, wie z. B Kohlenstoff und Stickstoff, ist sie gleich vier. Daraus ist zu schliessen, dass die maximale Koordinationszahl eine Raumzahl ist, d. h. angibt, wieviel Gruppen im en in der dem Zentrumatom direkt ee ae Sphäre Platz finden kön nne s jetzt haben wir die Strukturformeln der komplexen anorganischen enlkle betrachtet. In bezug auf die räumliche Lagerung hat sich er- geben, dass die sechs an ein Zentrumatom direkt geketteten Gruppen in der relativen Stellung der Ecken eines Oktaeders sind. Ist dies der Fall, So müssen Verbindungen mit komplexen Radikalen, Me A B ‚in zwei raumisomeren Formen auftreten, je nachdem sich die beiden Gruppen B in Kantenstellung oder Diagonalstellung des Oktaederschemas befinden. Diese wichtige Folge- Tung ist durch das Experiment in weitgehendem Masse bestätigt worden. Man kennt heute gegen vierzig Verbindungsreihen, bei denen diese Isomerie hat festgestellt werden können. Auf Grund der Bildungsweise und des Verhaltens erbindungen), die entsprechenden grünen Salze (Praseosalze) diejenigen mit Diagonalstellung (trans-Verbindungen). XXI E. Rübel. Für zahlreiche Komplexverbindungen sind die Raumformeln asymmetrisch, . h. können mit ihren Spiegelbildern nicht zur Deckung gebracht werden. Verbindungen, welche solchen Formeln entsprechen, sollten deshalb in entgegen- gesetzt aktiven Isomeren bestehen. Dies ist z. B. für die cis-Verbindungen: [Me X und fr “Me en; ] x der Fall. Tatsächlich sind schon über zwanzig Reihen solcher Verbindungen in den Spiegelbildformen erhalten worden. Das- selbe ist der Fall für Verbindungen mit komplexen Radikalen: [Co en;] x; usw. Auch Verbindungen [Me (C, O,);] x; konnten in die aktiven Formen ge- spalten werden. (Autoreferat). ortrag, in dem Herr Prof. Werner seine ausserordentlichen Unter- suchungsresultate in so klarer Weise zum Ausdruck brachte, wurde mit Be- geisterung aufgenomm Ein gemeinsames rer vereinigte darauf die Teilnehmer in angeregter Geselligkeit. Der Sekretär: Dr. E. Rübel. Protokoll der Sitzung vom 2. November 1914, abends 8 Uhr, auf der Schmidstube. Vorsitzender: Prof. Dr. M. Rikli. Anwesend 70 Personen. Traktanden: 1. Das Protokoll der Hauptversammlung wird genehmigt und dem Auto- er und Sekretär verdankt. Für das Gesellschaftsjahr 1914/15 sind uns folgende Vorträge zugesichert worden, für deren bereitwillige Zusage wir den Herren Referenten zu grossem Dank verpflichtet sind: Dr. A. Thellung: Pflanzenwanderungen unter dem Einfluss des Menschen; Dr. Arnold Heim: Zur Geologie der Petrolfelder (16. November); Prof. Dr. Hermann Staudinger: Zur künstlichen Darstellung des Kautschuks (80. November); Dr. A. Lipschütz: Über die Physiologie des Hungerns (mit Licht- bildern); Prof. Dr. Paul Niggli: yes Gesteinslehre Prof. Dr. Max Cloötta: Über e Wirkungsweise narkotischer Substanzen (11. Januar); Dr. A.de Quervain: Aus der neuen Erdbebenforschung (8. Febr.) mit Demonstrationen; Prof. Dr. Max Düggeli: Die freilebenden stickstoffbindenden Bakterien und ihre Bedeutung im Haushalt der Natur (25. Januar); Prof. K. E. Hilgard: Der Panamakanal (mit Lichtbildern); Prof. Dr. Georg Wiegner: Bodenkunde und Kolloidchemie; Prof. Dr.H.C. Scheilenbergund Prof Dr.M.Rikli:Kultur-und Natur- land von Kre a und Militärdienst einzelner Referenten kann die Reihenfolge der Vorträge noch nicht endgültig festgelegt werden. Vorträge, die in diesem Winter nicht gehalten werden können, werden auf das nächste Gesellschaftsjahr verschoben, Sitzung vom 2. November 1914, XXIII i Die Vorträge von Dr. REN Prof. Niggli und Prof. Wiegner können nicht gehalten wer: 8. vier Mitglieder unserer Gesellschaft gestorben: Prof. Dr. ae Rose, Berlin (13. V. 14); Dr. med. Emil Schuhmacher (12. VI. 14); Dr.h. ce. Ulrich Kramer (22. VII. 14); Sek.-Lehrer Alfred Schaufelberger bei der ren; (22. IX. 14). Die Anwesenden erheben sich zu Ehren der Verstor 4. Der Vorsitzende teilt mit, dass er und der Bibliothekar, Er Prof. Schinz, auf Mittwoch 4. November zu einer Sitzung wegen der Übergabe der Bibliothek an die Zentralbibliothek eingeladen sind. Wer noch besondere Wünsche dafür vorzubringen habe, möge sie ihm —. mitteilen. 5. Vortrag des Herrn Dr. A. Thellu ; A i N R Pflanzenwanderungen unter dem Einfluss des Menschen. Der Einfluss der Tätigkeit des Menschen macht sich auf die Pflanzenwelt in doppelter Weise geltend: 1. wirkt er verändernd auf die Merkmale und Eigenschaften einzelner Pflanzenspezies ein (Entstehung von Kulturrassen usw.), 2. modifiziert er die pflanzlichen Gesellschaften oder Formationen in ihrer Zu- sammensetzung (Ausrottung oder Dezimierung gewisser Arten, Förderung oder Einführung anderer). Speziell von solchen Arten, die durch die Tätigkeit - des Menschen — mit oder ohne seine Absicht — eine starke Förderung erfahren und oft in ihrer Existenz geradezu auf dieselbe angewiesen sind, handelt der referierte Vortrag, und zwar befasst er sich vorzugsweise mit den Sprungweisen Wanderungen über grössere Strecken unter Benützung der mensch- lichen Tätigkeit. ach dem Modus der Einführung in einer bestimmten Gegend zerfallen . diese „Anthropochoren“ (d. h. Pflanzen, die durch den Menschen verbreitet werden) in folgende Kategorien: A.Kulturpflanzen, die vom Menschen absichtlich eingeführt und an eigens für sie vorbereiteten Stellen gepflegt werden und sekundär häufig durch spon- tanes „Verwildern“ oderauch durch geflissentlich vorgenommene Einbürgerungs- versuche auf andere Standorte (Ödland, zuweilen auch natürliche Standorte) übergehen 5 .An LEEREN im engeren Sinne, die ihre Einschleppung der unbe- _ wussten Vermittlung des Menschen verdanken („Unkräuter“ im weitern Sinne): I. Ausländische Kultur-Unkräuter, die mit dem Saatgut der Nutzpflanzen unabsichtlich eingeführt werden, und deren Existenz in einem Lande oft so weit zurückreicht wie diejenige der Kulturpflanze selbst (Centaurea Cyanus, : Agrostemma Githago ete. in den schweizerischen Bsp Baneen), I. m Handel und Verkehr eingeschleppte Arten it sländischem Getreide, Ölsamen u. dgl. (Unkrautflora der Mühlen, ee Malztubriken, Ölmühlen usw b) Mit Wolle und Baumwolle (Flora der Wollwäschereien, Baumwoll- “ en. eh XXIV : E. Rübel. c) Mit dem Ballast der Schiffe: diesem früher sehr wichtigen Faktor verdankt die Umgebung zahlreicher Hafenstädte (z. B. Bayonne) ihre exotische Vegetation. t d) Durch die Verkehrsmittel im allgemeinen: Schiffahrt auf Flüssen und Kanälen, Bahn- und Wagenverkehr (floristisch interessante Lokalitäten: Häfen, wie diejenigen von Rotterdam, Hamburg, Rheinhäfen von Düsseldorf, Neuss, Ürdingen usw., Mannheim-Ludwigshafen; Güterbahnhöfe und Ablagerungs- stätten von Bahnhofkehricht), Züge der Wandervölker (Zigeuner), Truppen- bewegungen in Kriegen („Florula obsidionalis‘ von Paris nach 1870). Interesse und Wichtigkeit ist das fernere Schicksal der durch die vorstehend genannten Faktoren eingeschleppten Pflanzenkeime. Der Grossteil der Samen geht zugrunde, ohne sich zu entwickeln. Wo die Samen zur Keimung gelangen, haben die entstehenden Pflanzen einen harten Konkurrenzkampf mit der bereits vorhandenen Vegetation zu bestehen, und es können die folgenden 3 Stufen oder Grade der Einbürgerung unterschieden werden: 1. Ephemerophyten oder Passanten, d. h. Pflanzen, die sich wegen mangelnder oder ungenügender Samenproduktion infolge der Ungunst der klimatischen oder ökologischen Verhältnisse in einer Gegend nur vorübergehend zeigen und sich nicht definitiv anzusiedeln und auszubreiten vermögen; wen solche, zumal einjährige Pflanzen gleichwohl an einzelnen Stellen alljährlich ' regelmässig auftreten, so beruht dies auf der stets neuen Zufuhr von Samen („scheinbar eingebürgerte“ Arten, z. B. Guwizotia abyssinica um Zürich). * 2. Epökophyten oder Ansiedler: Pflanzen, die, ursprünglich einer Gegend fremd und seit historischen Zeiten eingeschleppt, in derselben + regel- mässig und beständig auftreten, aber nur an künstlichen, vom Menschen — unabsichtlich — für sie vorbereiteten, brachgelegten Standorten. Wird die Lokalität sich selbst und damit der sukzessiven Wiederbesiedelung durch die künstlichen Charakter bei, so ist auch dem zeitlichen Fortbestand jener Arten theoretisch keine Schranke gesetzt. 3. Neophyten oder Neubürger: annatürlichen Standorten völlig ein- gebürgerte Arten, die in erfolgreichen Konkurrenzkampf mit der einheimischen Tätigkeit des Menschen völlig unabhängig sind (z. B. amerikanische Aster- und Solidago-Arten an F lussufern), so dass sie nach der Art ihres Auftretens den Anschein einheimischer Arten erwecken. ; Die Kategorien 2. + 3. machen zusammen die „eingebürgerten“* oder Regelmässigkeit an den ihr zusagenden Standorten zeigt und auch klimatisch hat Ihr fremder Ursprung ist — oft sehr schwer — durch folgende Anhalts- punkte nachzuweisen: Sitzung vom 16. November 1914. xxV 1. Historische Dokumente, welche die Einführung einer Pflanze zu einer bestimmten Epoche (positiv) oder ihr Fehlen zu einer frühern Zeit (negativ) bezeugen. 2. Zerstückelte Areale; Überlegungen über systematische Ver- wandtschaft kombiniert mit den Tatsachen der geographischen Ver- breitung. 3. Unregelmässige Verbreitung innerhalb eines klimatischen Gebietes und zunehmende Ausdehnung des Areals 4. Sterilität mancher Pflanzen. Statistische Zusammenstellungen zeigen, dass die Zahl der. eingebürgerten Arten in den einzelnen Ländern sehr verschieden ist. In Amerika ist die Zahl der europäischen Fremdlinge grösser als die der Amerikaner in Europa; aber den grössten Einfluss hat die anthropogene Einschleppung auf die Flora von isolierten Inseln, deren einheimische Vegetation vielfach grossenteils verdrängt worden ist (St. Helena, Tahiti, Hawai-Inseln usw.). Bei Montpellier haben sich yon.etwa 800 seit dem 16. Jahrhundert eingewanderten Arten nur 107 = 13,3°/o . oder 3,8°/0 der Gesamtflora dauernd eingebürgert. (Autoreferat.) Die Diskussion wird von Herrn Prof. Schröter benutzt, der darauf auf- merksam macht, wie in der Samenkontrolle die Herkunft des Samens oft nach - den beigemischten Unkrautsamen bestimmt werden kann, und wie grosse Haus- tiere nicht nur äusserlich A > Pelz, sondern auch innerlich Se Pflanzenteile verbreiten kön 6. Als Mitglieder sind se worden Herr Wilhelm Kummer-Weber, Auges Carmenstrasse 15, Zürich 7, emp- fohlen durch Herrn Dr. A. Kie Herr Friedrich Gerwer, a Ebelstrasse 11, Zürich 7, "empfohlen durch Herrn Dr. E. Schoch-Etzensperger. . Der Sekretär: Dr. E. Rübel. Protokoll der Sitzung vom 16. November 1914, abends 8 Uhr, auf der Schmidstube. - Vorsitzender: Prof. Dr. M. Rikli. Anwesend 115 Personen. Traktanden: 1. Das Protokoll der Pie Sitzung wird genehmigt = dem Auto- un und dem Sekretär ve Unser auswärtiges es Prof. Dr. Heinrich Burckhardt ist am 2. nn 1914 gestorben. Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Verstorbenen. Der Vorsitzende teilt mit, dass Herr Dr. TEEN am 14. Dez. 1914 Ferner ist noch ein Vortrag in Aussicht von ya Dr, Bretscher: Der Frühjahrszug der Vögel im schweizerischen Mittelland und sein Zusammenhang _ mit Wind und Wetter. 4. Der Vorsitzende macht darauf aufmerksam, dass das Mitgliederver- _ zeichnis im Laufe dieses Monats in Druck geht und darin gewünschte Ände- _ rungen noch angezeigt werden möchten. XXVI E. Rübel. 5. Vortrag von Herrn Dr. Arnold Heim: Zur Geologie der Petrolfelder. Unser Land, obwohl selbst kein Petroleum produzierend, hat bis heute etwa 35 Geologen in die Petrolfelder aller Erdteile geliefert. Die ersten zogen vor etwa 15 Jahren nach Niederländisch-Indien für die damals kleine, heute zweitgrösste Gesellschaft der Erde, die Royal-Dutch-Shell-Gruppe. Natürliche Bitumina, d. h. Erdgas, Erdöl und Asphalt waren schon seit, uralter Zeit bekannt. In Babylon wurde vor etwa 4000 Jahren Asphalt als Mörtel für Steinbauten benützt. Auf der Halbinsel Apscheron wurden Erdgas- feuer angebetet. Die erste Bohrung, die den Anfang der modernen Petroleum- industrie in Eurasien bedeutet, wurde dort erst 1871 ausgeführt. Der Erfolg war so gross, dass durch Preiserniedrigung eine Depression der Ölindustrie erfolgte. Ähnlich erging es in Pennsylvania in den U. $. A., wo schon im Jahre 1859 gebohrt wurde, bis durch die modernen Transportmittel und Raffinerien ein neuer Aufschwung erzielt war. Die chemisch-physikalischen Eigenschaften des Erdöls und seiner Verwandten sind allgemein bekannt. In der Natur treten vom Methangas und fast reinem Gasolin fast alle Zwischenprodukte bis zum zähflüssigen schwarzen Erdteer und Asphalt bezw. Erdwachs (Paraffin) auf. Durch Kompression der schweren Gase, die mit dem Öl ausströmen, wird n uerdings ein hochwertiges Gasolin erzeugt. Die Bitumina sind vorherrschend Mischungen der Kohlen- wasserstoffe CO» Ha», Cn H2» +2 und C» Han. Hierbei kommen nicht nur Tiere der verschiedensten Arten, sondern auch Pflanzen, vor allem Mikro-Organismen, wie Foraminiferen und Diatomeen in Betracht. Fast alles Erdöl ist marinen oder brackischen Ursprungs. Seit langem wissen wir, dass mächtige Gesteinsformationen fast ausschliesslich aus Schalen und Schälchen von Meertierchen oder Diatomeen bestehen. Heute er- N; ce Ort und Stelle entstanden ist (z.B. Oklahoma, Apscheron etc.), wie auch auf sekundärer Lagerstätte, wohin das Erdöl von den primären Horizonten aus längs Verwerfungsspalten, Eruptivintrusionen, Diskordanztlächen etc, nach- träglich hingewandert ist (z. B. Mexiko, California ete Das Erdöl ist über die ganze Erde und vom Norden (Alaska) bis zum Süden (Neuseeland) bekannt, soweit sich marine Sedimente vorfinden. Die bedeutendsten Ölfelder sind diejenigen von California, Oklahoma, Illinois, Mexiko, Kaukasus, Galizien- Rumänien und Niederländisch-Indien. Die wichtigsten Ölformationen liegen im Tertiär (California, Kaukasus, Indien etc.) und im \ Sitzung vom 16. November 1914. XxVo Carbon (Oklahoma). Auf anderen Feldern wird Öl in grossem Masstabe auch aus Schichten der Kreide, des Devon und des Silur erbohrt. Kurz, man kennt Petrolvorkommnisse in allen Schichtsystemen von den ältesten Zeiten der Erd- geschichte bis zur Gegenwart, in denen man überhaupt Reste von Lebewesen hat nachweisen hönnen. In tektonischer Hinsicht finden wir zwei Hauptfälle mit ungezählten Variationen: . Öl-Lagerstätten in mehr oder weniger ungestörten flachen Schichten. ‘Das wichtigste Beispiel ist Oklahoma, woselbst wohl das meiste Öl sich auf primärer Lagerstätte befindet. II. Öl-Lagerstätten in aufgerichteten Schichten, insbesondere am Rande von Faltengebirgen, wo die Falten in flachen Wellen ausklingen. Hierzu ge- hören fast alle tertiären Ölfelder der Erde (California, Galizien-Rumänien, 10): Kaukasus, Indien e Dabei unterscheiden wir in bezug auf die Erdoberfläche geschlossene und offene Ölsande. Fast alle grossen Springbrunnen entstammen dem ge- schlossenen Typus. Der wichtigste Fall ist die Antiklinale oder der Dom. In der Regel ist dabei zu oberst in der porösen Schicht das Gas angesanımelt; in tieferem Niveau in der gleichen Schicht folgt das Erdöl, und dieses schwimmt auf Salzwasser, das- zum Teil als Rest des Meerwassers angesehen werden kann (Antiklinaltheorie). Auch die Arbeitsmethoden und Instrumente des Petrolgeologen im „gemässigten‘ Klima wie im Tropenwald wurden besprochen. Die Arbeiten sind oft sehr mannigfaltig. ’ der gesamten Weltproduktion an Erdöl liefern die Vereinigten Staaten (1911) 63,8%. Russland ist mit 19,1°/o vertreten. An dritter Stelle ommt Mexiko, dessen Petrolproduktion im Aufblühen begriffen ist. Dort sind auch die grössten Brunnen erbohrt worden. Solche „Gusher“ mit ihrem enormen Gasdruck und Ölstrahl von über 100,000 am. Fass pro Tag verheeren oft mehr als sie Gewinn bringen. Das grösste Einzelfeld der Erde ist der Midway-Pool in California, das zweitwichtigste wohl das erst neulich entdeckte Cushing-Field in Oklahoma, wo jetzt Überproduktion herrscht. Obwohl alte Felder an Produktion abnehmen, ist die Weltproduktion in fast stetigem Steigen begriffen, indem immer wieder neue Felder erschlossen werden. Im Jahr 1911 betrug die Welt- produktion an Roh-Petroleum 216,526,000 tons. Im ganzen werden in den Ver- einigten Staaten jährlich etwa 15,000 Bohrungen ausgeführt. Die tiefste produ- 'zierende Bohrung ist wohl diejenige von Boryslaw in Galizien, 1750 Meter. Es kommen zwei Haupt-Bohrmethoden zur Verwendung: die Schlagbohrung ‚und die Drehbohrung. : Besonders aussichtsreiche Erdölgebiete für die Zukunft scheinen zu sein in Amerika z. B. Wyoming, Mexiko, Zentralamerika, Columbia-Venezuela und Argentinien, in Eurasien z. B: Mesopotamien-Persien, vielleicht auch China, Sachalin etc. Noch ungeheure Gebiete sind unerforscht und ungeprüft. Die Verwendung des Erdöls ist im allgemeinen wohl bekannt. Bei gleichem %ewicht und Volumen wird mehr Energie erzeugt als durch ohle. Die neuesten Schiffe und viele Eisenbahnen der Vereinigten Staaten werden mit ' Rohöl gefeuert. E ' Während in den Vereinigten Staaten die Überproduktion zur Kalamität geworden ist, stehen- wir: heute in unserem Schweizerlande am Rande einer XXVII E. Rübel, Petroleum-Hungersnot. hen ._. reichlich Wasser und Kochsalz in unserem Ländchen, aber so gut wie keine Erze, keine Kohlen. Wie steht es mit der Petroleumfrage? Hier Fer wir die Hoffnung noch nicht aufgeben. Soweit wir heute wissen, fehlen unserem Molasselande die Faktoren nicht, die zu einem Petroleumfeld erforderlich sind. Wir kennen Ölsande z, B. in der Gegend von Yverdon in den gleichen geregnie Schichten, denen das Öl von Pechelbronn im Elsass entnommen wird, und wir kennen auch Antiklinalen in diesen Schichten. Der Entscheid kann nur Ach Bohrungen an verschiedenen, auf Grund sorgfältiger Untersuchungen gewählter Stellen erbracht werden, Das finanzielle Risiko wäre in Anbetracht der Aussicht berechtigt, und das wissenschaftliche Ergebnis auf alle Fälle von dauerndem Wert. (Autoreferat.) Der mit grossem Interesse angehörte Vortrag wurde vom Vorsitzenden aufs beste verdankt. In der lebhaften Diskussion, die sich daran knüpfte, stellte Dr. Hirschi Vergleiche an zwischen den Antiklinalen des Tertiärs und des Carbons, und sprach über den Gasdruck. Prof. Dr. Albert Heim wies darauf hin, wie wenig haushälterisch vorgegangen wird bei der Gewinnung des Erdöls; dieser furchtbare Raubbau vergeudet grosse Mengen. Prof, Dr. Rüst betonte, dass die natürlichen Kohlenwasserstoffe optisch aktiv seien, was für örgänischen rn spreche, also eine Bestätigung der organischen Theorie ei; im Gegensatz dazu sind die künstlichen, auf anorganischem Wege her- gestellten er optisch inaktiv. H. Gams teilte die ech mit, dass er nach dem heissen Sommer 1911 am Katzensee Schnecken fand, die, am Eingang ihres Gehäuses verklebt, innen nach Petroleum rochen, also ein Stadium der organischen Ölwerdung zeigten. 6. Als Mitglieder sind aufgenommen worden: Herr Alfred Trümpler, dipl. Chemiker und a zeanrmren Kasino- strasse 20, Zürich 7, empfohlen durch Herrn Dr. Herr J. Heinrich ee Direktor, Gladbachstrasse 89, Zürich 7, empfohlen von Herrn Dr. Klet Der Sekretär: Dr. E. Rübel. Protokoll der Sitzung vom 30. November 1914, abends 8 Uhr, auf der Schmidstube. Vorsitzender: Prof. Dr. M.Rikli. Anwesend 110 Personen. Traktanden: 1. Das Protokoll der letzten _— wird genehmigt unter Verdankung an den Autoreferenten und den Sekretär, 2. Seit der letzten been ae verstorben Herr Dr. Emil Cherbuliez, Berrhkäctenn, am 19. November 1914. Herr Paul F. Wild in München, am 28, November 1914. Die Anwesenden erheben sich zu Ehren der Verstorbenen. 3. Vortrag von Herrn Prof. Dr. H. Staudinger: Zur künstlichen Darstellung des Kautschuks. Die Frage, ob es für die Technik möglich sei, Kautschuk auf synthetischem Wege herzustellen, hat im letzten Jahre viele Chemiker aufs intensivste be- TEE Sitzung vom 30. November 1914. _ xXXIX schäftigt und es sind Hunderte von Patenten über dies Gebiet erschienen. Jetzt, wo der Krieg die Zufuhr des Kautschuks erschwert, ist erneutes Interesse an einer Diskussion der Frage vorhanden und es werden in dem Vortrag die wichtigsten Arbeiten auf diesem Gebiet geschildert, ohne irgendwie auf Voll- ständigkeit Anspruch zu machen. Einige eigene Untersuchungen des Referenten werden dabei kurz skizziert. Das Interesse der Technik an der Kautschuk-Synthese ist verständlich, wenn man die Werte betrachtet, um die es sich dabei handelt. Die Welt- anken. Die Steinkohlenproduktion in Deutschland im gleichen Jahr ver- gleichsweise ca. 2,2 Milliarden, die Indigo-Ausfuhr im Jahr 1913 dagegen nur 66 Millionen Franken. Der bisher in den Handel kommende Kautschuk ist aus dem Milchsaft von Tropenbäumen gewonnen, zum grössten Teil als Wild- - kautschuk, zum kleineren als Plantagenkautschuk. Durch Synthese konnten bisher nur Ersatzstoffe für den Hartgummi gefunden werden, z. B. in dem Bakelit;, die Weichgummi-Ersatzstoffe Faktis besitzen dagegen nicht die gleichen wert- vollen Eigenschaften wie der Naturgummi. | - Zur Durchführung einer auf wissenschaftlicher Grundlage, nicht auf Zufall, beruhenden Kautschuk-Synthese muss man die Konstitution des Kautschuks kennen, eine dadurch erschwerte Arbeit, dass man bei dem kolloidalen Stoff die Molekülgrösse nicht bestimmen kann. Die Arbeiten von Williams, Tilden u.a. liessen aber erkennen, dass Kautschuk ein Polymerisationsprodukt. des Isoprens ist. Letzterer Chemiker hat im Jahre 1892 auch die Synthese eines kautschukähnlichen Stoffes, der sich vulkanisieren liess, durchgeführt. Die Arbeiten von Harries über die Einwirkung von Ozon auf Kautschuk gaben ‚dann weiter Einblick in die Art der Polymerisation der Isoprenmoleküle. Die Kautschukfrage gewann aber das grosse allgemeine Interesse erst da- durch, dass im Jahre 1999 durch starken Konsum (Automobil-Industrie) vor- : übergehend eine starke Preissteigerung des Kautschuks eingetreten war (von Fr. 10.— bis auf Fr. 35.—). Die Frage nach der technischen Kautschuk-Synthese kann man in zwei Unterfragen teilen, einmal: Wie kann man die Ausgangs- stoffe, also das Isopren oder ähnliche Produkte billig herstellen? und dann: Kann man diese Stoffe in guter Ausbeute zu einem Produkt polymerisieren, -das die wertvollen Eigenschaften des Natur-Kautschuks zeigt oder denselben eventuell noch übertrifft? Die zweite Frage kann man insoweit als gelöst be- trachten, als die Herstellung von Kautschuk mittlerer Qualität gelingt. Nach den ersten Erfolgen von Fritz Hoffmann, der zeigte, dass durch Erhitzen Isopren "relativ schnell in Kautschuk übergeführt werden kann, sind viele Versuche ge- macht worden, durch Katalysatoren die Ausbeute günstig zu gestalten, speziell wird auf den Reaktion beschleunigenden Einfluss des Sauerstoffs eingegangen, der auf Grund der Engler’schen Annahme von Staudinger und Lautenschläger untersucht ist. Dann werden die verschiedenen wichtigen Resultate der Badischen Anilin- und Sodafabrik über die Unterschiede der synthetischen "Kautschuke je nach Herstellungsart besprochen. Das wichtigste wissenschaft- liche Ergebnis ist die Entdeckung yon Steimig, der nachwies, dass der syn- thetische Kautschuk nicht ganz dem natürlichen Kautschuk im Bau des Mole- ‚küls gleicht, dass also die‘ eigentliche Kautschuk-Synthese noch nicht durch- geführt ist und dass sie auch wenig Aussicht hat. "Bei der Behandlung der ersten Frage, der Herstellung des Ausgangs- materials muss darauf Rücksicht genommen werden, dass Materialien verarbeitet. XXX 'E. Rübel. Möglichkeiten sind offen. Im Teer befindet sich weiter etwas Isopren, doch in so geringen Mengen, dass schätzungsweise nur etwa 5° des Kautschuk- werden könnten, so wäre auch der Weg der billigen Darstellung des Isoprens geebnet. i otzdem ist es aber zweifelhaft, ob nicht der Chemiker die Herstellung des Kautschuks den Tropenbäumen überlassen muss, denn die Mengen des Plantagen-Kautschuks, die im Jahre 1916 auf den Markt gebracht werden aber, dass die rastlose wissenschaftliche Arbeit der chemischen Technik am Kautschukproblem in anderer Weise Erfolge zeigt, derart, man neue Kautschuksorten mit andern, eventuell bessern Eigenschaften auf synthetischem Weg wird erhalten können. (Autoreferat.) der Diskussion beteiligen sich die Herren Dr. Oswald, Dr. Hug und der Vortragende. Der interessante Vortrag wird vom Vorsitzenden aufs beste ver- dankt. 4. Als neues Mitglied ist aufgenommen worden: Herr Friedrich Froelich, Chemiker, Hauptstrasse, Brugg, empfohlen von Herrn Dr. J. Nänni. Der Sekretär: Dr. E. Rübel. Protokoll der Sitzung vom 14, Dezember 1914, abends 8 Uhr, auf der Schmidstube. Vorsitzender: Prof. Dr. M.Rikli. Anwesend 108 Personen. Traktanden: 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird genehmigt unter Verdankung an den Autoreferenten und den Sekretär. . Am 28. November ist unser allverehrtes Ehrenmitglied, Herr Professor Dr. Arnold Lan g gestorben. Herr Prof. Hescheler widmet ihm einen Nach- ix ; R EN Rn Br Sitzung vom 14. Dezember 1914. XXXl ruf, in dem er speziell die grossen ee beleuchtet, die sich der Ver- storbene um unsere Gesellschaft erworben hat während seiner 25jährigen Mitgliedschaft. Eine grosse Zahl hochgeschätzter Vorträge hat er uns gehalten. 1890 war er Beisitzer, 1892—94 Vizepräsident, 1902—04 Präsident der Gesell- schaft. Von 1892—1911 gehörte er der Druckschriftenkommission an. öfteren hat er auch selber in der Vierteljahrsschrift Arbeiten veröffentlicht. In der Vierteljahrsschrift, im ersten Heft des Jahrganges 1915, wird sein Leben dargestellt werden. Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Verstorbenen. 3. Vortrag des Herrn Dr. A. Lipschütz: Zur allgemeinen Physiologie des Hungers. Hand des vorliegenden Tatsachenmaterials werden die allgemeinen Gesetzmässigkeiten der Physiologie des Hungers abgeleitet. Der Referent zeigt zunächst, wie weit der Hunger gehen kann: manche Organismen können bis 85°/ ihrer Körpersubstanz im Hunger einbüssen. Das ist möglich, weil im hungernden Organismus ein „Kampf der Teile“, wie ihn Luciani formuliert hat, zustandekommt: die lebenswichtigen Organe. wie das zentrale Nerven- system und der Herzmuskel, nehmen im Hunger nur wenig an Gewicht ab, während das Fett, die Mriskakn n, die Knochen und andere Organe eine sehr weitgehende Gewichtsabnahme erfahren. Die lebenswichtigen Organe leben im Hunger auf Kosten der weniger lebenswichtigen Organe. Ein „Kampf der Teile“ besteht auch beim partiellen Hunger, d.h. wenn in der Nahrung der eine oder der andere Bestandteil fehlt oder in ungenügenden Mengen vor- handen ist. Diese Beziehungen werden illustriert durch den Kalkhunger des wachsenden Organismus, besonders deutlich aber durch den vom Referenten studierten Phosphorhunger des wachsenden Organismus. Es findet dabei eine qualitative Verschiebung des Stoffwechsels statt: phosphorarme, z. B. mit Reis und Hühnereiweis ernährte Tiere erkranken an einer ganz charak- teristischen Knochenkrankheit, die der Barlow’schen Krankheit ähnlich. ist. s ist sehr wahrscheinlich, dass die Organe (zentrales Nervensystem, Muskeln, Leber), die zur Vermehrung ihrer Zellsubstanz organische Phosphorverbindungen brauchen, die Phosphate aus den Knochen der phosphorarm ernährten Hunde herauslösen, um sie für die Synthese der organischen Phosphorverbindungen (Nukleine, Phosphorlipoide) zu verwerten. n der Hand der berühmten Untersuchungen von Miescher am Rhein- lachs ui gezeigt, dass auch in der freien Natur ein periodisch wiederkehren- der Hunger vorkommt, der hier mit dem Fortpflanzungsgeschäft in Verbindung steht. Reibisch hat in grosszügigen Untersuchungen an den Schollen der Ostsee zeigen können, dass in der freien Natur ein periodisch wiederkehrender _ Hunger auch unabhängig vom Laichgeschäft vorkommen kann. Referent hat an kleinen Karpfen des Süsswassers nachweisen können, dass ein Hunger in der freien Natur vorkommt. Es wird dann an der Hand von Beispielen die hervorragende Bedeutung der Probleme der Physiologie des Hungers für die soziale Hygiene, für die Pathologie und für die landwirtschaftliche Fütterungslehre diskutiert. (Autoreferat.) Der Vortrag wird vom Vorsitzenden bestens verdankt. Prof. Dr. Winter- stein bestätigt das Entstehen von für den Körper giftigen Substanzen beim Hungern. Während der normale Harn nur 0,05°/ der giftigen Acetonkörper enthält, steigt die Zahl bei Hungernden auf 0,75°/.. Man kennt daher eine Aceton- Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges Zürich. Jahrg. 59. 1914. II XXXU E. Rübel. körper-Vergiftung und auch eine Amiiak-Vergiftng: Eine kleine Menge Kohlenhydrat vertreibt die Oxybuttersäure (zu den Acetonkörpern gehörend), warum weiss man nicht. Aller Phosphor im Körper ist immer in Phosphor- als K 4. Als, neue Mitglieder sind aufgenommen worden: Frau Mary Ellen hend Elmenhorst, Zolliken, empfohlen von Herrn Prof. Dr. Alb. H Herr Richard Fiir, Die der re ri sahen Splügenstrasse 10, Zürich 2, empfohlen von Herrn Dr. F. Fri Herr Dr. Paul Se Ankara: Eee a, Zürich 5, empfohlen von Herrn Dr. W. Dürste Der Sekretär: Dr. E. Rübel. Bibliothekbericht von 1914. Der Bibliothek sind vom 15. Dezember 1913 bis zum 15. Dezember 1914 nachstehende Schriften zugegangen: A. Geschenke. Von Herrn G. Claraz, Lugano: Revue scientifique, Paris, 5° serie, 1913, 2° semestre, No. 13—26; 1914, 1°° semestre, No. 1-23. schweizer. ie für Volkskunde, Jahrgg. XVII, Heft 4; XVIH, Heft 1. on Martius: Die Pflanzen und Tiere des tropischen America, ein EFNANRETTE Text und Atlas von 4 Tafeln. München, 1831. Von der Verlagsbuchhandlung Engelmann, Leipzig: (für den + Herrn Geh.-Rat Prof. Dr. Alb. v. Koelliker, Würzburg) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd. CVI, Heft 2-4; CVIII—-CX; CXI, Heft 1— Von der Redaktion der Schweizer. Fischerei-Zeitung, Zürich: Schweizer. Fischereizeitung 1913, Bd. XXI, No. 11—12; 1914, Bd. XXI, No.1—9. Vom Deutschen entomolog. Museum, Gosslerstr. 20, Berlin- Dahlem: 24 International Congress of Entomology, Oxford, August 1912. Vol. I: Procee- dings. Oxford, 1914; vol. I: Transactions. Oxford, 1913. Von Herrn Dr. Eberh. Ackerknecht, Tierspital, Zürich: Beiträge zur Kenntnis der Missbildungen bei den Säugetieren, Teil I-II. SA. Von Eberhard Ackerknecht. Wien, Zürich, 1913. ur Pathologie der Dura mater und des Gehirns. SA. Von Eberhard Acker- i knecht. Wien, 1913. Rezente Veränderungen des Pankreas und des Thymus und die Strychnin- vergiftung bei Hunden. SA. Von Eberhard Ackerknecht. Jena, 1914. IV. Atresia (s. dysgenesia) coli beim Pferde. SA. Von Eberhard Ackerknecht. Hannover, 1914. Von Herrn W. Deonna, men de la Gradelle, par Chöne, Geneve: Compte rendu de la XIV® Session, Congres international d’Anthropologie et d’Arch6ologie Antenne Genen, 192. Tome I—H, publ. par W. Deonna. Geneve, 1913—14. Von Herrn Dr. N. @. Lebedinsky, Tödistrasse, Zürich 2: eiträge zur Morphologie und Entwicklungsgeschichte des ee SA. Von N. 6. Tebedinsky. Jena, 1913. XXXIV Hans Schinz. Über ine Aether- und Radiumwirkung auf Embryonalzellen. SA. Von V. ker und N. Lebedinsky. München, 1914. See Aether- und Key dt Embryonalzellen. SA. Von N. Lebedinsky. Frankfurt a. M., 191 Über den sh ae des ee und seine phylogenetische Bedeut SA. n N. G. Lebedinsky. Jena, 1914 Über die lese Wirkung geringer Ense ha auf tierische Eier. SA. Von V. Haecker und N. Lebedinsky. Bonn, Von Herrn Henri Arnauld, Capitaine de fregate en retraite, au Rulland, ommume de Pessine, par Sainte (France): L’aurore bor6ale. Aurore et cr&puscule, lumiere zodiacale (1884—1913). Par Henri Arnauld. Bordeaux, 1913 Von Herrn Prof. Dr. Nelio Mori, Napoli: Di un nuovo batterio patogeno e di molti altri batteri nei quali puo provocarsi Vindividuazione di un nucleo tipico. Estratto. Napoli, 1913. Von Herrn Prof. Dr. Ferd. Rudio, Zürich 7: Leonhardi Euleri opera omnia, sub auspiciis Societatis scientarum natur. hel- Seria I, vol. I, X—XHO, XX—XXJ; seria II, vol. I-II; seria II, vol. II -IV. Notizen zur schweizer. Kulturgeschichte, 36. SA. Von Ferd. Rudio und Carl Schröter. Zürich, 1914 Gustaf Eneström: Bericht an die Eulerkommission der Schweiz. naturforschen- den Gesellschaft über die Eulerschen Manuskripte der Petersburger Aka- mie. eipzig, 1918. Zur mathematischen Terminologie der Griechen. SA. Von Ferd. Rudio. Zürich, 1914. Von Herrn Prof. A. Wolfer, Sternwarte, Zürich 6: Astronomische Mitteilungen Nr. CIV. SA. Zürich, 1913, Procös-verbal de la 60° seance de la Commission geodesique suisse, Berne 1914. Neuchätel, 1914. 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Albert Mousson, Dr. phil., Professor der anne Oswald Heer, Dr. phil., Professor der Bota Arnold Escher von der Linth, Dr. phil., er der Geologie. Albert Mousson, Dr. phil., Professor der .. Rudolf Clausius, Dr. phil., Professor der Phy Arnold Escher von der Linth, Dr. phil., aa der Geologie. Oswald Heer, Dr. phil., Professor der Botanik. Albert Mousson, Dr. phil., Professor der Physik. Gustav Zeuner, Dr. phil., Professor der Mechanik. Pompejus Bolley, Dr. phil., Professor der Chemie. Johannes Wislicenus, Dr. phil., Professor der Chemi Carl Culmann, Dr. phil., Professor der nut Ludimar Hermann, Dr. med., Professor der Physiologi Geologie. Heinrich Friedrich Weber, Dr. phil., Professor der Physik. Eduard Schär, Dr. phil., Professor der Pharmac acie. Dr. F. Radio verfassten Geschichte regen Angaben sind der von Prof. I E; en Ilschaft ae die den ersten Band der De e En a m Ge ee on ibt ein getreues Bild 0 Jahre ihres ae und ist A nn Der Con Ben kofrtat, Zürich, zum Preise von Me natichen ibesin ; i e und Pharmaecie Asbieten 2 Mathematik, Geodäs 2 dis Tafeln. und Geologie, Botanik, Zoologie, Medizin. Er u Der Vorstand. LI Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1884—1886 Wilhelm u: Dr. phil., Professor der darstellenden Geometrie. 1886—1888 Albert Heim, Dr. phil., Professor der 1888—1890 Carl ae Dr. phil., Professor der Bot nik, 1890—1892 Heinrich Friedrich Weber, Dr. phil., Brofap; der Physik. 1892—1894 Georg Lunge, Dr. phil., Professor der Chemie. 1894—1896 Alfred Kleiner, Dr. phil., Professor der Ph 1896—1898 Wilhelm Ritter, Dr. phil., Professor der TERN ERNENS 1898—1900 Ferdinand Rudio, Dr. phil., Professor der Mathematik. oologie. 1904—1906 Ulrich Grubenmann, Dr. phil., Professor der Mineralogie, 1906—1908 Alfred Werner, Dr. phil., Professor der Chem 1908—1910 Max Standfuss, Dr. phil., Professor der Zoologie. 1910—1912 Carl Schröter, Dr. phil., Professor der Botanik. 1912—1914 Emil Huber-Stockar, Ingenieur. 1914—1916 Martin Rikli, Dr. phil., Professor der Botanik. il, Sekretäre.‘) 746—1752 Hans Ulrich von Blaarer (ökonomischer Sekretär, auch Notar genannt) und Hans ee en (wissenschaftlicher Sekretär). 1752—1759 Hans Caspar Hirzel, Dr. med., Stadtarzt. 1759—1778 Salomon Schinz, Dr. med., Ar er in Naturforscher. 1778-1790 Hans Rudolf Schinz, Pfarrer und Natur- forscher. 1790—1796 Johann Heinrich von Orelli. 1796—1799 David Rahn, Dr. med., Stadtarzt. 1799— 1801 Johann Jakob Cramer, Pfarrer und Professor. 1801—1823 Heinrich Rudolf Schinz, Dr. med., Arzt und Professor der Naturwissenschaften. 1823—1835 Han Locher-Balber, Dr. med., Professor der Medizin. 1835—1843 Ferdinand sec Dr. hi Berg er Archä tolo, og. 1843—1847 Albert Kelliker, Dr. med., Professor der Ana- 7—1857 Rudolf Heinrich Hofmeister, Dr. phil., Professor der Physik. 1857 1860 ent, a 5 r. med., Arzt. 1860—1870 Carl Cramer, Dr. phil., Pro- fessor der Botanik. 1870—1880 Aaguit en Dr. phil., Professor der Physik. 1880 — 1886 Babert Billwiler, Dr. phil., Direktor der meteorologischen Zentralanstalt. 1886—1892 Adolf Tobler, Dr. phil., ae de: Physik. 1892—1894 Garl Fiedler, Dr. phil., Priv een der Zoologie. 1894—1899 Alfred Werner, Dr. phil., Professor der Chemie. 1899—1906 Karl Hescheler, Dr. phil., Prof. der Zoologie. 1906—1912 Emil ER > phil. 1912—1918 Eduard Rübel, Dr. phil. Zr, Quästoren.?) Quästoren des Lotterie- oder Hauptfond 1751—1787 Caspar ee 1788—1814 Hans Conrad blank 1814—1836 . m re Pestalozzi. 1826— en Jakob Hess. 1832—1842 Salomon Klauser. 1854 Otto Rudolf We; a !) In den ersten Jahren waren in den Statuten zwei Sekretariate erg eines für die ökonomischen und eines für die Ieraggergaeg wege Eee rd rstere, auch Notariat genannt, wurde aber nach dem Rücktritt Ulr von var ‚ des ersten und einzigen Notars n Gesellschaft, mit dem Wisssnschaftliche en verein 2) Bi Jahre 1854 besass die Gesellschaft Ber Quästoren, die ne Brauch- fonds ak Gubitapckängeber genannt) und die des Lotterie fonds (au Ber Einnehmer genannt). Den ersteren fiel bis zum Jahre 1833 zugleich das isiprieiäiu Im Jahre 1854 wurden die beiden u vereinigt. Der erste, der das eite neue Amt übernahm, war Meyer- Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. LIN Quästoren des Brauchfonds. 1746—1759 Hans Conrad Meyer, Staatsmann und Meteorolog. 1759—1790 Hans ' Caspar Hirzel, Dr. med., Stadtarzt. 1790—1803 Eu Heinrich Rahn, Dr. med., Chorherr. -1803—1811 Diethelm Lavater, Dr. med., Apotheker, Naturforscher und FREE 1811—1812 Paul Usteri, Dr. med., Arzt, Nahen und Staatsmann. 1812—1831 Johann Caspar Horner, Dr. phil., Professor und Forschungsreisender. 1831—1834 Heinrich Rudolf Schinz, Dr. med., Arzt und Professor. 1834—1841 Leonhard Schulthess, Kaufmann und Botaniker. 1841—1851 Johann Jakob Usteri-Usteri, Kaufmann. 1851—1854 Adolf Salomon Pestalozzi, Bankier. 54—1858 Conrad Meyer-Ahrens, Dr. med., Arzt. 1858—1874 Johann Caspar Escher-Hess, Kaufmann und Naturforscher. 1874—1876 Hans Rudolf Schinz-Vögeli, Kaufmann und Naturforscher. 1876—1887 Johann Caspar Escher-Hess, Kaufmann und Naturforscher. 1887—1914 Hans Kronauer, Dr. phil., Mathematiker. Seit 1914 Moritz ‚Baumann-Naef, Dr. phil. LV£ Bibliothekare. 1754—1757 Johann Jakob Köchlin, Pfarrer. 1757—1764 Hans Heinrich Schinz, Kauf- mann und Staatsmann. 1764—1774 Leonhard Usteri, Chorherr und Professor. 1774—1778 ‚Hans Conrad Heidegger, Staatsmann. 1778-1780 Johann Heinrich Waser, Pfarrer. 1780-1792 Heinrich a Staatsmann. 1792—1837 Christoph Salomon Schinz, Dr. med., Arzt, ‘Chorherr und Professor. 1837-1881 Johann Jakob Horner, Bibliothekar und Pröfoci. 1881— da Johann Friedrich Graberg, ae ee 1892 Garl Ott, Physiker. Seit 1892 Hans Schinz, Dr. phil., Professor der Bota V Redaktoren der Vierteljahrsschrift. 1856—1893 Rudolf Wolf, Dr. phil., Professor der Astronomie. 1894—1912 Ferdinand Rudio, Dr. phil., Professor der Mathematik. Seit 1912 Hans Schinz, Dr. phil., Professor der Botanik. VI Ehrenmitglieder. a ai sei seit ‘Hr. Choffat, Paul, Dr., Landesgeologe, R. do Arco a Jesus [3 Lissabon „ . . — 18% » Dedekind, Richard, Dr., Prof. an der techn. Hoch- schule, Wilhelmstrasse 87 Braunschweig. . — 18% » Eberth, Karl Josef, Dr. med., Prof. an ‚äne Universität, 409 Ringbahnstrasse 11 Halensees .+.0:% 4.772 .01896 » Frobenius, Georg, Dr., er an der Universität, «Berlin ins VE ea > Gräffe, Eduard He inrich, Insp. der zoolog. Station . Triest . ... » ..—. 18% » rn ans Dr., Prof. der Chemie an der Deipzig; . „u... u... 1896 > Beim, Kai Dr a. Prof. der Geologie beider Hoch- schulen, ee e25 Zürich: =: = 22.254870 .1914 Kronauer, Hans, D athematiker d. Benterisastält; ass GE Zürich » 4.09% .5.2:1888 1912 v LIV Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. um Bun, N sei seit ‘ Hr. Reye, Theodor, Dr., Prof. an der Universität . . Strassburg . 1896 » _ Ferdinand, Dr., Prof. der TE an der hn. Hochschule, un it: Zisschsi. aunnsiy 1881-1912 » re Hermann Ama Dr: rn of. der Ma en matik an der Unvri, unbolttrase 33 . Grunewald b. Brin — 1896: » Schwendener, Sim f. der Botanik an ‚ der Te cn Dana nern W- 1322: 2508171899 "VIE Korrespondierende Mitglieder. en Hr. Margerie, Emmanuel de, Rue du Bac 110° Paris VIE 20002: :..1888 » Bredig, Georg, Dr., Prof. an der techn. Hochschule Karlsruhe . . . 1910 1911 >» Einstein, Albert, Dr., Prof., Kaiser Wilhelm-Institut Berlin-Dahlem . 1911 1911 ee Richard, Dr., Prof., Kaiser Wilhelm Berlin-Dahlem . 1905 1912 VII. Ordentliche MISST.) un Hr. Abegg, Karl, Kaufmann . . Zollikerstrasse 33 . 8 1910 » Abeljanz, Haruthian, Dr., wer Bader rsi ität . Huttenstrasse 66 . . 6 1880- >» Ackerknecht, Eberhard, > Prosektor a. vet.-med. Institut „. Scheuchzerstrasse 73. : 1911 > Aeppli, August, Dr., Prof. an der kant. Industrieschule Kronenstrasse 24. . 1889 » Ahrens, Heinr., De; np Sandweg 84 . . Frankfurta.M. . . — 1912 » Alder, Max, Prof. an der höhern Töchterschule. . Neptunstrasse 4 . 7 1913 » Amberg, Otto, Dr. . . . Limmatquai 50 . . 1 1903 » Amez-Droz, Henri, nen bei de S.B BB. Zollikon. . . 2 .— 1910 » Arbenz, Paul, Dr., Prof. an d. Univers. Bern, Nenfeldtr 5 Börn 4% 22 „er 1905 > Bachmann, Hans, Dr., Prof. an der nee .i, Luz — 1897 » Babler, Emil, Dr., Prof. am kant. ee =. 3 iin 106 . 6.1911 » Bänziger, Theodor, D r. med. i . ... -Billrotstrasse 15. . 8 1889 » Ber, Julius, Bankie Bern DE 2.0.00 1910: » Bäschlin, Fritz ger "Prof.a a. a. teskn, ee Zollikon un Id » Bangerter, Fr., Che Männedo en 2... 1912 >» Baragiola, Wilhelm Fra Dr., ‚ Kbteitinprendtand air Schweiz. Versuchsanstalt, Privatdozent a. d. techn. Hochschule . . m u Wädenswil ea. — 1911 > Bareiss, Arthur, Ka en mann Alpenquai 2 . 2.2191 > Baudisch, Oscar, Dr., REN a Universität Ha n 36 6.1980 > Baumann-Näf, Moritz, Dr., Chemiker - =. Bleicherweg 31 . . 21910: » Baumann, Walter, Kaufmann . . . 222.2. Mythenquai bes 0 LILO: !) DieMitglieder sind gebeten, allfällige Ad 1 der dee umgehend dem Quistor, Herrn Dr. M. Baumann-Naef, Todietensze 39, Zürich 2, und dem Aktuar, Herrn Dr. E. Rübel, Bärichlerketrusne 30, Zürich 7, mitzute ilen ) Die ältesten Mitglieder (10), die der geisu schon 40 Fähre angehören, sind. durch fettgedruckte Jahreszahlen ausgezeichne Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. LV Sk. Aid Hr. Baur, Emil, Dr., Prof. an der techn. Hochschule . . Gladbachstrasse 47 . 7 91 » Baur-Widmer, Hans, Architekt. . . . . Mühlebachstrasse 173 8 1910 » Beck, Alexander, rof. en nr » Beck-Barker, ar Dr. Re a. Basis ee St. Annagasse 9... . 1 1904 » Beck, Emil, Dr., Prof. am kant. REDE >... Schanzenberg-Schönbergg.. 1 1907 » Beer, Robert, Buchhändler >... 2. Peterhofstatt 10 .. ...1.:1905 » Beglinger, Johann, Fabrikant, Fate: Bi. 0: Winterthur 2 2-=41902 » Behn-Eschenburg, Hans, Dr., Direktor En Oerlikon« 332.52... 1910 » Bender, Paul, Lithographische Anstalt Zollikon . rt » Bernheim-Karrer, Jakob, Dr. med., Finale N Universität Gartenstrasse 36 . 2 1903 » Beyel, Ban Dr., en an der techn. Hochschule . Merkurstrasse 30 7 1882 » Biber, Hugo, } SuHofgeni ser: Sei zei 10 » Biber, ei Sananr re se ale A I » Bierbaum, Willi, Redakto „2.20%. Düfourstrasse 91 .. 8 1914 » Bircher, F. Ernst, Dr. jur., en „220252 Sophienstrasse 2- .... 7.1902 » Bircher, Max, Dr. med. Keltenstrasse 42. . 7 1902 » Bissegger, Eduard, Direktions- Sekretär d. net. Wiesenstrasse 14 . 8 189 » Bitterli, Emil, Ing. Comp. gener. de l’Electr., Avenue Elisee Reclus 19. VII. e er Paris. = — 1910 » Blattmann-Ziegler, Heinrich, Eabeikant : Wädenswib? »..72: 211911 » Bleuler, Eugen, Dr. med., Prof. an der Universität . Burghölzli . . . 8 1900 » Bloch, Isaak Adolf, Dr., Prof. an der Kantonsschul olothurn. =. nee 1895 » Bluntschli, Hans, Dr. med., Privatdozent an der Univ. Vogelsangstrasse 5.6 1904 » Bolleter, Eduard, Dr., Shkundarlehrer ST . ... Rotbuchstrasse 24 6 1900 » Bommer, Albert, Apotheker . .. Zähringerstrasse 9 1 1889 » Bosshard, Emil, Prof., Rektor d. Big. Techn, Bräkskah: ; Ottikerstrasse 38 6 1913 » Bosshard, Heinrich, Dr., Prof. am kant. Gymnasium Hochstrasse 68 . . 7 1892 » Brandenberger, Konrad, Dr., Prof. a. d. kant. Industrieschule Nügelistrasse Sr » Bremi, Walter, cand. phil N Bellariastrasse 11 . 2 1911 » Brennwald, Paul, Kaufmann Kurhausstrasse 9 . 7 1911 » Bretscher, Konrad, Dr., Privatdo Zi MN Universität Weinbergstrasse 146 6 1890 » Brockmann-Jerosch, Henryk, Dr., Privatd. a. d. Univ.. pistöig 44°. 07 1907 » Brunner, Friedrich, Dr. med., Asyl Neumünster . . Forchstrasse Borna 1906 » Brunner, Otto, Dr., Apotheker „v0. Limmatquai 56 . 4.4907 » Bühler, Anton, Dr., Prof. an dr Universiti ät 2 mpahmaen: 3: 37.00 1882 » Bühler, Anton, Dr. med., Privatdoz. a. d. Univers ität Plattenstrasse 32. . 7 1904 » Bürgi, Oscar, Dr. med. vet., Prof. an der Universität Dufourstrasse 4 . 8 1906 » a Fritz, Dr., Prof. a.d. kant. Industrieschule Moussonstrasse 14 71911 » Burri, Robert, Dr., Prof. en der eidgen erh ation . . Liebefeld-Ber — 1896 » Busse, Otto, Dr. med., Prof. an der Universität ee 62 6 1911 » Garpentier, Fritz, Fabrikan Dufourstrassed . . 8 1910 » Cerssole, Maurice, Dr., ar a. = Geb Hochschule Hadlaubstrasse 58 . 6 1910 » Glaraz, Georg Eupano., st „2 1894 » Gloötta, Max De; me led; Prof. an der Universität Plattenstrasse 58 . 7 1902 » Gonstam, Emmannel Josef, Dr., Prof. a. d. techn. Hochschule Schönberggassel . . 1 1881 Frl. Daiber, Marie, Dr., Pros. u. Assist. a. zool. Inst. beider Hochsch., Privatdez. Gloriastrasse 722 . . 7 1906 Hr. Denzler, Albert, Dr., Privatdozent an der techn, Hochschule . . Schmelzbergstr. 14 . 7 1881 LVI ur u Een vx De Be re Me SE Bm vice Bar Be Be) m» vw» . Denzler, rm Ingenieur med. Diebold, Fritz, D . Dübendorfer, Ka Dr. id. : . Düggeli, Max, Dr., Prof. an der A Höchschüle Dumas, Gustav, Dr. ‚ Prof. an d. Univers., Arenne du Löman a Du Pasquier, Onstar, Dr., Prof. an der Uni tät Dürst, Ulrich, Dr., Prof. an der Cm Dürsteler, Wilhelm, Dr., Chemik Egli, Karl, Dr., Prof. am kant. Gymnasium . Egli, Max, Dr., Prof. am kant. Gymnasium Egli-Sinclair, Tran, D I Ehrhardt, Jakob, Dr. med. En Pro. &: A Universität Eichhorn, Gustav, Dr., Phy reiker Erb, Josef, Dr, ER naktrait 30 Erismann, Huldreich Friedrich ‚Dr.med Prof. ‚Stadtrat | aan Sophie, Dr. med. t, Alfred, Dr., Prof. an der Universität er Heinrich, Hirierusisre e Escher, Berend, Dr. sc. nat., en der dene: u. mineralog. Sam Aue ng. d. Universit., Frankenstraat 20 Escher-Kündig, Johann Christof, Dr. Escher, Hermann, Dr., Stadtbibliothe Br Escher, Rudolf, Prof. an der techn. ochschuie. i Escher, Wilhelm Caspar, Direkt. d. Schw. Kreditanst, Farny, Jean Lucien, Prof. an der techn. Hochschule Feer, Emil, Dr. med., Prof. an der Universität . Feix, Richard, Direktor der sie Felix, Florian, Dr. med., Arz Felix, Walter, Dr. EIER er) an = Universität Fenner, Karl, Dr., Prof. am kant. Gymnasium Ferraris, Erminio, dipl. Bergingenieur . Fick, Adolf, Dr. med., Privatdoz. an der Universität Field, Herbert Harand, a Dir, d. Coneil. Bibliogr Fi D! Flückiger, Otto, D Prof.an dr höhern Picterchue Flury, Philipp, Adjunkt der forstl. Versuchss Franel, Jerome, Dr., Prof. an der techn. an Frey, Hans, Dr., Prof. am Be . Frey, Hedwig, Dr., Assistent am Be Institut PR Universität . Frei, Walter, Dr. med. vet., Prof. an der Universität ner: Wilhelm, Graphiker . arzt Fritz, Franz, Dr., Tierarzt . Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in ‘Zürich. Stadıkr. Mitglied ürieh seit Zürich Küsnacht b. Zch — 1892 Bahnhofstrasse 7 1 1907 ahnhofstrasse 88 11912 Wein ee 107. 6 1912 Lau — 1911 as — 1907 Ber R 1899 Dee . 1910 Haldenbachstrasse 33 6 1905 Herrliberg 1910 Bahnhofstrasse 82 . 1 1881 Flössergasse 1 .:;1.£1903 alkenstrasse 6 8.1913 Haag (Hollaud) . — 1899 Plattenstrasse 3 2.4:21898 lattenstrasse 3 rfakın Frohburgstrasse 70 . 6 1901 onneggstrasse 61 . 6 1905 Freiestrasse 21 »237:.21900 Den Haag (Holland) . — 1910 otthardstrasse 35 . 2 1883 ° St. Urban en 121911 Kapfstrasse 5 . . 7 1874 RE 22..2 1911 Fehrenstrasse 23. . 7 1912 reiestrasse 10 6191 N 10....2,1914 Wädenswil . ...— 1910 Men Re 1.2 0 Al Freiestrasse 211 51908 Freiestrasse 4 EN )ns Schmelzbergstr. 34 . 7 1887 Köllikerstrasse 9. . 7 1899 ldeggstrasse 80 . 8 1905 Mörschwil b. er ae — 1913 erwi 1870 an ee se 45. üsnacht b. Zch. Miteberptra 17. Heliosstrasse 8 . an 39. Bergstrasse 6 . . Steinwiesstrasse 18 . Forchstrasse 151 . AIAÄAUA | ae -_ m a a Se jan} 1} vw» . Froehner, Julius, Dr. med., Zahnar F Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. rüh, Jakob, Dr., Prof. an der er Hoch En di Furrer, Ernst, ie ‚ dipl. Fachlehrer f. Nakririissnaäke Gams, Hellmut, stud. phil. Ganz, Emil, Photograph Gassmann, Theodor, Dr., ER zt Gaule, Georg Justus, Dr. med., Prof. an uw Universität & Glauser, Rudolf, == Chemiker m rt, ‚ Prof., Präs. A Bir Schnulrakes Gogarten, Emil, Dr; dio \ von Gonzenbach, winy, Dr. med. rg se Graf, Arthur, stud. Gramann, August, Dr. Br ezi irke le hre Grete, E. August, Dr. phil., Vorst. d. eh Tem Grisch, Andreas, Dr., Assistent a. d. schwe untersuchungs- u. Versuchsanstalt Grossmann, Marcel, Dr., Prof. a. d. tödl, Hodiadiile Grubenmann, Ulrich, Dr., Prof. a. beiden Hochschulen Grün, Karl, Dr., Botaniker . ; Günthart, E. ing, Dr., ten 11 Gubler, Eduard, Dr., Prof. a. d. höhern Tö ;chterschule Gysi, Alfred, Dr. D. S., Prof. a. d. Zahnarat- Schule der heit ‚ Otto, Dr. med., Prof. an der en er de, Walter, Redaktor des Kos . Hallmann, Amalie, 2 Alt ae 32. . Halperin, Jakob, Dr. Hartwich, Karl, Dr., a. zZ EN RER Hauri, Hans, Dr. Heer, Hans, en ol di re. Rue din 3 Hefti, Paul, Forstmeist Hegi, Gust., Dr., Prof. Sr re Rich, Wok 27 Heim, Arnold, Dr, Geologe, Hofstr. 101, Zürich 7 und Henny, Gerhard, cand chem., 2, Avenue de la Harpe Henschen, Karl, Dr. med., Privatdoze ent a. d. Univ. . Herkenrath, Franz, RT, 37. Herzfeld, Eugen, Dr., Ass. a m.Lab.d. ee Hescheler, Karl, Dr, egE an de Universität . Hess, Gottfried, Architekt Hess, Walter, Dr. med., Priv Saoe er: a. Gare ität . Hezner, Laura, Dr. phil., Assist. u. un a.d. techn. Hochschule , Hilgard, Karl Emil, a. Prof., Ing . Hiller, Eduard, Apotheker, ae ots ch, Arthur, Dr., Prof. a. d. t techn. ae oder bei B. LVII Stadtkr. Mitglied Zürieh seit Peterstrasse 1. 171911 Freiestrasse 6 . 7 1895 Winterthurerstr. 146 6 1913 Theaterstr. 12 >1=1912 Forchstrasse 62 8 1905 ämistrasse 39 1 1905 üs Beh 883 Küsnacht b Zi — 1905 Ebelstrasse 11 7 1914 Dornach, Sol — 1912 Eidmattstrasse 26 7 1873 öhe > — 1907 Gloriastrasse 57 7 1912 Englisch Viertel. 45 7 1914 Männe 1913 Eier Ei Tan . . — 189 Haldenbachstrasse 31 6 1894 Oe 1907 Her: riborgtrse 1. 6 1%8 Titlisstrasse 34 1893 reits 87 6 1910 Leipzig-Gohlis 1910 G. Teubner, Poststrasse 3, ae Universitätsstrasse 65 s 1911 Obere Zäune 10 . . 1893 Pelikanstrasse 41 1 1880 Büchnerstrasse 24 6 1911 Bremen . — 1910 ster — 1910 RE 76 1..1892 Chur . 1911 Paris — 1912 Huch — 1910 1903 “a ie in Californien = _ 1906 — 1911 Value 30 3.1930 . — 1912 ae a 1.1911 ainaustrasse 15 . 8 1894 tstrasse 117 5.1911 Winterthurerstr. 27 . 6 1912 Plattenstrasse 33. 1.1909 Klosbachstrasse 159. 7.1910 mistrasse 4.1911 een 8 7 1903 LVIM Hr. “UM MIV WU. yuwyv»M Hirschfeld, Ludwig, Dr. med., Assist. am a Institut d. Univ. Höhn, Walter, Sekundarlehrer . Hofer, Hans, bee lieben Holliger, ilhelm, Dr., az hre Howald, Ernst, Dr. , Prof. am kant. ee Hubacher, Karl, Das Kartnsapthhe : Huber-Stockar, Emil, Inge \ Huber, Hans, Dr. med., u Huber, eg Inge Huber, Max r., ee Bochte an ude Gnisabe: et ae ter Ober Huber, Robert, Dr., Prof. am kant. ai Hüni-Caumont, Emil, Kaufmann . Hug, Jakob, Dr., Sekundarlehrer . Huguenin, Gustav, Dr rof. Hurwitz, Adolf, Dr., Be an der doch: ee > Imhof, Othmar Emil, Jabs, Asmus, techn. a. Jaccard, Paul, Dr., Prof. an der Gen. Hochschale Janike-Schneider, Emil, Priv.-Lehre Jantsch, Gustav, Dr., Privatdozent an le Universität Jeannet, Alena; Dr., Geologe d. Schw, deol, Komm., Haldenweg 5 Jenny-Tschudi, Daniel, Fabrikant . Jenny, Hans, stud, Keer, Arnold, Chemiker . . Keller, Emil, Dr. med., Arzt Keller-Escher, Karl, Dr., a. 1 Kantonsapotheker Keller, Konrad, Dr., Pro an der techn. Hochschule Keller, Konrad, Landw Keller, W.Adolf, Dr. Kiefer, Adolf, Dr., Prof. am Institut Konkord Kienast, Alfred, Dr., Privatdoz. a. d. techn. Hochschule Klages, en Be Tr a Ur al EN oil Comp. Kleiber, Albe Kleiner, A = Prof. 2. a Vale: u. Krsieiningerat Klett, Max, D ., Oieihiken : Klinger, Ru udo m Dr. med., Ast am A Institut Knopfi, Walter, cand. phil, & Kelsch, Adolf, Dr., Be, Schrifts iler Kopp, Robert, Dr.. n der Kantonsschule Krige, L. J., stud Ar en Künzli, Emil, Dr., Prof. an der Kantonsschule . Küpfer, Max, cand. rer. nat. Dr., Ing.-Kons., I 3. Ü FR Hochschule flan *) Unser ältestes Mitglied. Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. Bergstrasse 118 Kurvenstrasse 40 üsnacht a se & ch. DODIRAUONELEBANE 16 Bergst Ehre 11 ran a 9 Alpenstrasse 3 Ko er 12. Freiestrasse 3 Plattenstrasse 34. . Kilchberg h Klaus a Thalwil, Schloss . Kilchberg b. Zch. . Küsnacht b. Zch. Seestrasse 123 Asylstrasse 17. Guggachstrasse 12 Stadikr. Mitglied Zürieh seit ar 1912 nn er lt Transkaspien, dariews (Russl.) — a; Stalder, Vietori es 149,7 Küs Rüschlikon . St. Gallen er, 93. Sol Kisn asse 20 s et 43, armenstrasse 15 ciheren .. .., Schulhausstrasse 23 , trass : AntfecheratR 97 ahof, Luz 1 394 cht b. Zch. 1905 Englisch Vierer 15 4 7 1918 2 1095 a au u Sr zu a", v vy x % Y v Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. ". Lämmel, Rudolf, Dr. Lautenkach, Max, D Lebedinsky, Nahum, e: au So: 25, m : Leuzinger, Rud., Vorst. d. kant: Mädchen-Erz. Uansh Liebmann, Erich, Dr. med., Assist. an der med. Klinik Lipschütz, Alex., Dr. med., Physiol. Institut der Universität Löwensberg, Paul, Dr. med., per Adr. Frau Dir. Spühler-Zollikofer Lüdin, Emil, Dr., Prof. an der kant. Industrieschule Lüthy, Adolf, Dr., Prof. an der höh. Töchterschule re Georg, Be Prof. Maier, H. wu -Arzt a. d. psych. Klinik u. Privatdoz. an der Universität Martin, Rud,, rof. Maurer, Julius, rg Direkt. d. Akbr; Danke, hi, Medicus, Fritz, Dr. : . techn. a Meierhofer, arg Dr. Er riehtngs -Sekre eissner, , Dr., Prof. an der ae Hodiwsehtde Meister, ii Sekundarlehrer Meist = Otto, D miker ‚a. Noitänalet Mertens, Walter, Gartenarchitekt . Messikommer, Heinrich, Ermsseei Meyer-Schärer, Emil, . Meyer, Frieda, can a, 2 fm Meyer-Rüegg, Hans, Dr. ia; heat Dos. 8 = Uni: Meyer-Hürlimann, Karl, Dr. med. . . Monakow, Konstantin von, Dr. a Prof a. 1. Unfronität ; ühlberg, Friedr., Dr., Prof. . Müller, Heinrich, a. Chemiker Müller-Thurgau, Hermann, Dr, "Direkt. a. Schw: Vor: suchsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau . üller, Marcus, Lehrer 5 Muralt, Wilhelm von, Dr. ae Nänni, Jakob, Dr. Narutowicz, Gahr. ig 5 Prof. an ander kocam! ech Niggli, Paul, Dr., Poirktäor. a. d. techn. Hochschule Ogushi Kikutaro, Dr., Prof. der eng Oppliger, Fritz, Dr., Pr of. am Sem if, Dr., Adjunkt me Schweiz, Yan suchsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau Oswald, Adolf, Dr. med., Privatdoz. an = Veiyersit, 0 ‚Dr. Privatdozent a. d. techn. Hochschule Ott, Hans, Direktor der Ott-Toblerschen Privatschule ee gstr. 27 neggstrasse 29 Ha ds Mollis x Kantonsspital } rn, Bühlplatz Freak 122%: Stolzestrasse 14 . Streulistrasse 35 . armenstrasse 37 E euere 31. Versailles 2 ignheig 12 LIX Stadtkr. Mitglied Zürieh seit Rüschlikon, br m _ ottingers ne a Sa Hor U ER en 89 1 ottingerstrasse 20 . 1 H Dufourstrasse 1 Aarau Nägelistrasse 9 Kurhausstrasse 8 . Geethestrasse 10 . Susenbergstrasse 173 rer iti Tasks 18 Russenweg 12. . . Hegibachstrasse 147 . Bolleystrasse 41 . Osaka (Japan) . Küsnacht b. Zch. . Wädenswil . . Bergstrasse 39 . Büchnerstrasse 28 Hottingerstrasse 30 . 6 1 2 7 1 2 119 iR 7 7 8 7 7 3 6 LX . Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. Hr. Panchaud de Bottens, Adalbert, Dr. en u. med. m Assistenzarzt am en » Pestalozzi-Bürkli, Anton, Dr. hre Hr. Piccard, Aug., Aeistent Pig, dipl, aa Sn > Deal, Ynk Dr., Prof. an der techn. Hochschule » Quervain, Alfred August de, Dr., Privatdozent an beiden Hochschulen, Adjuukt der meteorologischen Zentral-Anstalt » Rascher, Max, Buchhändler . » Raths, Jakob, Sekundarlehrer » Redeker, August, Apotheker ‚> Reichinstein, David, Dr. Bin -Ing. » Reitz, W ilhelm, Obe age » i, Martin, Br Pr ln. Foolisc u le » Ris, Frhriah Dr. FR ir der Pflegeanstalt » Ritzmann, Emil, D e Ä >» Rohn, Arthur, Ein, an > tchn, Hoskdehiate Ey > Rollier, Louis, Dr., Prof. a. d. techn. Hochschule . » Roth, August, Dr., Gymn.-Lehrer am Freien Gymnasium . » Roth, Otto, Dr. DER > an der techn. Hochschule > Roth, Wilhelm, D » Rothpletz, Gottlieb Bririe, Sedkehrtäer . } Fr. Rotszaja, Sophie, cand. p Hr. Eee Eduard, Kaufe » Rübel, Eduard, Dr., Pflanzengeograph Rüeger, Armin, Apokkaker; z. Rebstock . Rüst, Ernst, Dr., Prof. an der kant. Besieisihnle Ruge, Georg, Dr. med., Prof. an der Universität . Rusterholz, Arnold, Prof. an der Universität Ba ee? Sammet, 0., Dr., Apotheker . Sauerbruch, Ferdi nand, Dr. ed, Prof. a. T Tui. Schäppi, Theodor, Dr. med. e x enge Georg Gottfried, Br Direkt ex Betekant, t, Hans, Dr., Prof. a a beiden Hochschulen . Pre Wilhelm, D Scheitlin, Walter, Dr. a, vet ä Schellenberg, Hans, Dr., ae an = bel, Hochschule ; » EEE aspar, De rzt R Scherrer, Otto, Dr., Prof. am ee Ba asium . » Schindler-Stock ar, Dietrich, Dr. jur., Rechtsanwalt . > Schindler, Karl. Dr. med. ö Schinz, Hans, Dr., Prof. a. d. Univ. ‚ Direkter. ns Bat. Ei . >» Schlaginhaufen, Otto, Dr., Prof, an der Universität . a Er: m Bu Zu Su 2) Stadtkr. Nitglied Zürich seit Schaffhau seit ILL ar Shi 1: 1903 phienstrasse 12 . 7 1911 mn. 522: 1915 eggstrasse 82 6 1901 ne 25 6 1914 Oerlikon lt EERETEE 70 12, Heuelstrasseöl . . 7.1894 Samariterstrasse 31 . 7 1907 Rathausquai20 . . 1 1905 Streulistrasse 31 . . 7 1897 1°’1913 Susenbergstrasse 145 u. Bremen-Hemelingen. Bern, Schanzeng. 4 . 1911 Schpf 29:5 22:5. 1904 Brandschenkesteig 12 1894 Bheinau.. «7 ..; 892 oe 58 1889 ümlisalpstrasse 11. 1912 Culmannstrasse 36 1905 Schindlerstrasse 4 . Engl. Viertelstr. 54... ee, 30 Bischofszell Tödistrasse 41 . Rosengasse 9 . Florhofgasse 2 . Josephstrasse 67 . Alpenquai 1894 Voltastrasse 18 1911 Neue Beckenhofstr. 14 1902 Schulhausstrasse 38 . 411 Hofstrasse 63 1895 Hofstrasse 65 . 1896 treulistrasse 3 1901 Rämistrasse 1911 eegartenstrasse 2 1907 SRH AAN nmoho vum anni m Hr m - © © 15 & Susenbergstrasse 9. Se „HE v WINEN NIDUEINE SI UND WU HEHE Hy dien, N SE Mir, ins Au u m) .EnSn. ww u yviyv y you ıy4 T. = Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. Schmid, Ed,, Dr., Prof. an der kant. Industrieschule Schmidt, Oscar, Dr., Direkt.d. Akkumul.-Fabr. Oerlikon Schneider-von Orelli, Otto, Dr., Assistent a. d. en Versuchsanstalt f. Obst-, We ein- u, Gartenbau Schoch-Etzensperger, Emil, Dr. Schröter, Garl, Dr., Prof. an der doc Hochschule von Schulthess-Schindler, Anton, D a gehen, Hans, VelagrBuchhänie : Schulthess, Herma, d. Schulthess, Wilhahn, Dr. med., Prof. a. , Tuiveraik: Schwarz, Emil, Dr. med., Bezirk Barzı Schwarzenbach, Ernst, Dr. med. Schweitzer, Alfred, Dr., ‚Pit a. a bock Boah Schweizer, Robert, Dr. Schwerz, Franz, Dr., Prien a. a. Universität . Schwyzer, Fritz, Dr. Schwyzer.Ellsworth, Ei Kan Seelig, Karl, Fabrikant . Seiler, Ion nn in am abe Ganasium Seitz, Johan med. ee, Beten Dr. re Prof. an der Univ. Simon, Werner, stud. a es Speckert, Joseph, Dr. m Sperber, Joachim, Dr., Fahrer Sponagel, Paul, Dr., Chem i Stadler, Salomon, Dr. Stähelin-Bächtold, Josef, Mifnann Staedtner, er stud. phil. ag oe Karl, Dr. med. Standfuss, Max, ED Prof. an er ah Hodhsiheh Staub, Rudolt, Ga ga. u. a Staub-Elmenhorst, Bernhard, Kaufnam ; Staub-Elmenhorst, Mary Elle i . Staub-Wagopoff, Sara, ca nd. geo ee ats Staub, Walter, Dr. sc. nat.., 8t.-Adr. Hegibachstr. 38, Zürich . Staudinger, Dr., Prof. der Chemie an der techn. Hochschule Stebler, F. 6., Dr., Direktor der schweiz. Samenunter- " suchungs- und Versuchsanstalt a Stebler, Karl, Lehrer \ Steiner, Albert Karl, Dr. med. : Steiner, Gotthilf, Dr., Gpmnasilcrer i Steiner, Hans, cand. 2 Stierlin, Hans, Dr., Prof. am ah Gylinse ium . Stodola, kural; Dr; a a. d. techn. Hochschule Stoll, Otto, Dr. die, Pro LXI Stadikr, zum Zürich Kilchbergstrasse 15 . 2 1905. Scheideggstrasse 35 . 2 Wädenswil . Zollikerstrasse 136 Zeltw - 34 Zeltweg 34 . Harte 82 ‘ sche? sse e ei 16 k kanns 52 x meindestrasse 93 . N deräiläs 3 eidengasse 9. . Stockerstrasse 32 Gladbachstrasse 33 adelhoferstrasse 15 HNpBHoanaoaanane | 2 $ SB | Kastauienbaum b. Luzern . Gartenstrasse 14. Mythenwai 4 . . . Pestalozzistrasse 29 . Plattenstrasse 86 . Zürichbergstrasse Schönberggasse 5 Bahnhofstrasse 5 . Büchnerstrasse 16 Sihlquai 14 OHHnanmn | Zug 2m EN m i 7 Rüschlikon, a. Landstr. 235 _ St. Moritz nn rf _ Kreuzpla 7 Ti Ye et Zollikon . : — Zollikon i Titan ers an Indi .— se 81 6 Weinbergstrasse 166 Gladbachstrasse 76 . 6 7 Goldauerstrasse 7 6 Kilchberg b.Zch. . . — Apollostrasse 2 7 Thalmıl' 27. — Turnerstrasse 42 . 6 ‘ Eidmattstrasse 32 Freiestrasse 62 . . 7 Kloshachstrasse 75 . 7 LXU Hr, x HT ve we u u v v WEM LEI N YIGG SH Stoppani, Giovanni en Dr. med., Prof. an der See der Universität 4 Strohl, Hans, Dr., Priv: , Universität i vn gran Dr; Pie am a in sium . Suter, Johann Jakob, Dr. m i Täuber, Karl Paul, Ingenieur d. Uni j Tobler, Adolf, Dr., Prof. a. d. a Boa z Tolwinsky, Constantin, Dr., S Treadwell, Paul Ferdinand, Dr. Kal 2. i Sie Balls j Trueb, Reinhold, Ingenieur, Fabr ikan Trümpler, Alfred, dipl. Chemiker u. u Fachlehrer Tschulok, Sinai, Dr., Fachlehrer für Naturwissensch. und Bratdorane an der Universität . Ulrich, Alfred, Dr. med., Leiter der Er Anstalt Ulrich, Konrad, med. pract., Assistenzarzt am Kantonsspit. Veraguth, Otto, Dr. med., Privatdoz. a. d. Universität Volkart, Alb., Dr., Ad ont der Schweiz. Samenunter- suchungs- und Versachlins talt . Wachter, Ida, en . Wagener, A., Brendels eg. Wartenweiler, 2. a Emi Weiss, Pierre, Dr., Prof. an der kin „Hochschule Weissenbach-Griffin, Werner, Ingenieu Werner, Alfred, Dr., Prof. an der u Westphal, Ba sad rer. nat. ttstei Winterstein, Ern. = x Wolter, Alfred, Dr., a an Ba Hochschulen Wünsche, Fritz, Chälet E Wyder, hair Dr. ne Prof an &r Universität Wyss, V., Dr. med. Wyss, in Oscar, Dr. Privatäoz. ö & Une Wyss, Oscar, Dr. med., Prof, v. Wyss-Schindler, Wilhelm, Dr. Prof, Rektor ei höhern Töchterschule , Wyssling, Walter, Dr., Prof. an = facin. Hochschale Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. Stadtkr. Mitglied Zürich seit Bahnhofstrasse 30 2: 1903 Kapfsteig 50 34051907 Go en. Küsnacht . — 1871 Eisenbahnstrasse 12. 2 1910 Rotbuchstrasse 32 _ . 6 1910 Stäfa, Bergstrasse — 1914 Klausstr trasse 47... . 8 1911 Denen 4 1 1873 matra . .— 1911 RAT 15 .. 1 1894 Hombrechtik — 1911 Kasinostrasse 20. 1914 Gloriastrasse 68 7 1909 Südstrasse 150. . 8 1903 Freigutstrasse 10 . 2 1912 Ringgerstrasse 11 2 1903 Frohburgstrasse 67 . 6 1900 Feldmeilen . . — 1910 Homburg v.d. Höhe „51010 Oerlikon . — 1895 PRRERRER 35 6.1911 Hofstrasse 1.1898 Kurhausstrasse 11 . 7 1903 Hochstrasse 6 RER DER 12 22, Gladbachstrasse 898 . 7 1914 Rigistrasse 14 6 1902 avaterstrasse 57 2 1910 Freiestrasse 111 1.1892 Ol rasse 6 „401984 M armenstr, 34 7 1904 Birmensdorferstrasse 24 . 3 1893 ieden . — 1910 Orellistrasse 70 41918 egibachstrasse 28 . 7 1907 Steinwiesstrasse 31 . 7 1911 Physikstrasse 4 .. 7.1898 Sternwarte. . . 6 1880 avos-Dorf :.... -— E19 Eleonorenstrase2 . 7 1910 TURSEn en. 1910 Seefeldstrasse 23 . 8 1910 ilchbergstrasse 85 . 2 1883 Hirschengraben 4 . 1 1911 Wädenswil — 1893 Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich. Hr. Zangger, Heinrich, Dr. med., Prof. an der Universität » Zeller, Heinrich, Dr. jur., Richten val » Zermelo, Ernst, Dr., Prof. an der Universität. » Zietzschmann, Otto, Dr., Prof. an der Univ a > Zölly-Veillon, Heinrich, Ingenieur . » Zollinger-Jenny, Ernst, Fabrikant Dr, = » Zschokke, Erwin, me rof. an si Universität » 2schokke, Theod., Obstbautecuker a. d. eidg. Ver- suchsanstalt für bst- und Gartenbau . > Zuppinger, Emil, Fabri = » Zürcher, Ernst, Buchdrucker » Zürcher, Joh. Friedr., IX. Bergstrasse 25 Hofstrasse 136 Schönberggasse 9 Seefeldstrasse 115 Brunaustrasse 42 Bellariastrasse 57 Selnaustrasse 36 . Wädenswil . allisellen . Brunngasse 2 . Apollostrasse 9 Freie ausländische Mitglieder. ei Disteli, Martin, Dr., Prof. an ar aa Hochschule, Kriegstr. 152 > Driesch, Hans, Dr., Ufers » v.Eggeling, Heinrich, Dr. en of. an d. Universität » Emden, Rob., Dr., Prof. an d. techn. Hochsch. (Plıys,), Habsburgerstr.4 » Ernst, Paul, Dr. med., Prof. an d. Univers., Graimbergw. 8 » Frey, Max von, Dr. med., Prof. an der Universität > Goldschmidt, Heinrich, Dr., Prof. an der Universität » Höber, Rudolf, Dr. med., Prof. an d. Univers. (Physiol. Inst.) >» Holland, Dr., Direktor des Carnegie Museums . » Holst-Pellekaan, Wilk. van, Dr., Geologe . » ‚Jordan, Hermann, Dr., Prof., Frans Halsstraat 19 » von Laue, Max, Prof., Beethovenstrasse 33 » Lorenz, Richard, Dr., Prof. an der Universität Martin, Paul, Dr., Prof. an d. Universität, Johannessir. 15 nikum Mollison, Theod., Dr., Panoriihastzasse » Nägeli, Otto, Dr. med., Prof. an der Universität » Ribbert, Hugo, Dr. med., Prof. an der Universität » Rothpletz, Ang., Dr., Prof. an d. Universit., diselastr. 6 » Schall, Karl, Dr., Prof. and. Universität, Sternwartenstr. 79 » $tix, Oswald, Dr. ing., Ingenieur, Seidlgasse 1 > Vöge, Adolf, Bibliographe, Library of Congress, Washington DE. » Weber, Friedr., Dr., Geologe, Üoloniale Petroleum Maatschapy » Wundt, Wilhelm, Dr. med., Prof. an der Universität » Zschokke, Achilles, Dr., Rue der. Manbauende » Zürcher, Leo, Dr. {= Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 59. 1914. Karlsruhe . Heidelberg . 5; B> chen Heidelberg Würzburg . Christiania Kiel, : ittsburg . . Welteyreden (Java) Utrecht . Frankfurt a. M. Frankfurt a. M. Giessen . Lemberg Tübingen . . Heidelberg-Rohrbach Tübingen Bonn München Leipzig . Wien IH Amerika Batavia Leipzig . Neustadt Pfalz Süd-Amerika LXIN Ir er Zürieh 19 an Mitgtieg Freie seit 1892 1914 1892 1914 1888 1914 1888 1914 1901 1914 1893 1914 1880 1914 1889 1914 1908 1914 1908 1914 1904 1914 1874 1914 1890 1914 1911 1914 V D. Die era Bibliotheks-Kommission besteht aus dem en der Verzeichnis der Mitglieder der Naturf. Gesellschaft in Zürich, 2 Vorstand und Kommissionen. A. Vorstand. Präsident: Hr. Rikli, M., Prof. Dr., Brandschenkesteig-12 . -. . .... 194 Vizepräsident: » Zangger, Heinr., Dr. Prof;; Bergstrasse 25... 2... 7... 2.10% Sekretär : > Rübel, E., Dr., Zürichbergstrasse 30 N 1912 Quästor: » Baumann-Naef, M., Dr. er 31 en IR Bibliothekar: » Schinz, Hans, Dr., Prof, Seefeldstr. 12 sum 21898 Beisitzer: » Huber-Stockar, E., ER Ka 12 a IA » » Egli, Karl, Dr., Prof., ‚ Haldenbachste.38 - „a... . ..1910 B. Druckschriften-Kommission. Präsident: Hr: Schinz, Hana, Dr..Prof: . . „2... 000 0 Mitglieder: » Hoim, Allart, Dr, Prof& .0...0 00.0.0000 » Schröter, Carl, Dr., Prof... . . . u C. Engere Bibliotheks-Kommission ei Präsident: Hr. Schinz, Hans, Dr., Prof. Mitglieder: » Bretscher, Konrad, Dr. > Aeppli, August, Dr., Prof. » Beck, Alexander, Dr., Prof. » ‚Pfeiffer, Paul, Dr., Prof. » Arbenz, Paul, Dr., Prof. sellschaft, den Fachbibliothekaren und den H oe, Konrad, Dr., Prof. Werner, Alfred, Dr., Prof. Field, Herbert sg Dr., Direktor des Coneilium Bibliographicum. Rikli, Martin, Dr., E. Bein Hr. Brockmann-Jerosch, H., Dr. » Bircher, E., Dr. jur Abwart: Hr. Koch, Hans Heinrich, Rämistrasse 44; gewählt 1882, Rekapitulation. 1. Ehrenmitgliede: e Hd. Fe ae Mitglieder . II. Ordentliche Mitglieder . . . IV. Freie ausländische Mitglieder .